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Zeugnisse der Vergangenheit gefunden

Marianne Janssen, geb. Grüntjens, und ihr Mann Johannes aus Kervenheim mussten nach dem Tod einer entfernten Verwandten deren Hausstand auflösen, da es sonst keine Verwandtschaft mehr gab. Es handelte sich bei der Verstorbenen um Ursula Merten, geb. Grüntjens (24.7.1927–22.1.2018), die in den letzten Jahren im Heim lebte, ursprünglich aber aus der „Kunst- und Handelsgärtnerei“ Grüntjens, Weezer Straße 12–14 stammte.
Diese gehörte ihren Großeltern und ihrer Tante, zu denen sie 1929 im Alter von elf Jahren kam, weil ihre Mutter gestorben war und ihr Vater (ständig auf Montage) sich nicht um sie kümmern konnte.

Bei der Auflösung des Hausstandes zeigte sich, dass Ursula Merten eine Sammlerin von Andenken, Schriftstücken und Fotos war, die einen Einblick in längst vergangene Zeiten erlauben.

Ein Foto von Franz Grüntjens, der bereits 1929 verstarb.

So fand sich bei dem Nachlass ein kleiner Stapel von alten Arbeitszeugnissen. „Tippelei“, so nennen die zünftig reisenden Wandergesellen selbst ihre traditionelle Wanderschaft im Handwerk. „Auf der Walz“ gilt den meisten als Unwort und „Tippelbrüder“ sind etwas ganz anderes. In der heutigen Zeit kennen wir nur Schreiner- oder Dachdeckergesellen, die sich auf den Weg machen, um bei vielen unterschiedlichen Meistern Erfahrungen in ihrem Handwerk zu sammeln.

Auf „Tippelei“ war von 1910 bis 1914 Franz Grüntjens als Frisörgeselle. Denn früher gingen Gesellen fast aller Gewerke auf Wanderschaft. Grüntjens wurde am 10.3.1890 in Kevelaer geboren und verstarb bereits am 24.7.1929 nach einer Kriegsverletzung und zahlreichen Operationen im Lazarett.

In seinen Wanderjahren machte er bei zahlreichen „Herren“ Station. So kam er nach Friedrichsfelde bei Wesel, Düsseldorf, Hilden, Frankfurt, Stuttgart und Karlsruhe. Seine Zeugnisse beschreiben einen fleißigen, genau arbeitenden Gesellen, der mit allen Kollegen gut zusammengearbeitet hatte. Er ließ nur zufriedene Meister zurück, die traurig waren, als Franz Grüntjens sich wieder auf den Weg machte.

Zwischen vielen alten Postkarten und Fotos von Kevelaer fanden sich auch weitere zeitgeschichtliche Dokumente von besonderer Güte. Nach 1938 muss es gewesen sein: Am alten Rathaus war in der Verlängerung des Gebäudes an der Marktstraße noch das alte Steintor, das zwar den Zweiten Weltkrieg, aber nicht die Zeit überstand. In Kevelaer fuhren die ersten VW Käfer. Da gab es eine Überschwemmung von besonderem Ausmaß. Das Wasser stand so hoch ums alte Rathaus, dass der Gehsteig nicht mehr zu sehen war und ein Fahrradfahrer mit seinen Pedalen die Wasseroberfläche streifte. Diese Situation wurde von einem Zeitzeugen im Bild festgehalten.

Interessant fürs Stadtarchiv

Ein weiteres Foto zeigt die Gastwirtschaft zum St. Johannes, die an der Amsterdamer Straße gegenüber der Gastwirtschaft „Zur Krone“ gewesen sein soll. Selbst im Buch „Gastronomie in Kevelaer und den Ortsteilen“ von Karl Renard ist sie nicht verzeichnet.
Der Nachlass von Ursula Merten ist so besonders, dass sich auch das Stadtarchiv dafür interessiert und schon bald einen Besuch bei den Eheleuten Janssen in Kervenheim abstatten wird.

Eine weitere Besonderheit: Das Foto vom überschwemmten Kevelaer nach dem Jahre 1938.

Musik aus einer anderen Zeit

„Wir sind immer hübsch. Davon müssen wir nur noch die Frauen überzeugen“, lachte Rainer Wolters. Der Sänger des Theaterchores Niederrhein schien sich mit Frack, Fliege und Zylinder nicht unwohl zu fühlen.

Erstmals hatten sich die Mitglieder des Chores passend zu ihrem Programm „Wir brauchen keine Millionen“ in Schale geworfen, um für die Proben im Bühnenhaus das passende Feeling zu bekommen.

Ein paar Tage zuvor hatten sich die Damen von Schminkmädchen der Moerser Berufsschule entsprechend stylen lassen, um für eine Fotosession im „Goldenen Apfel“ bereit zu stehen. „Ich hab noch auf den jungen Mann zum Tanztee gewartet“, scherzte Claudia Daniels, die es doch ziemlich klasse fand. „Ein bisschen Mädchen oder Dame mit schwarzem armlosen Kleid, Kette und Boa zu sein.“

Mit der Musik von Friedrich Holländer, Theo Mackeben oder Peter Kreuder wäre sie nicht gleich „warm“ geworden. „Am Anfang fand ich das banal oder sogar sexistisch“, sagte die 58-Jährige. Mittlerweile gefallen ihr aber „die Leichtigkeit und die Emotionalität der Musik und der Texte, weil sich ganz viele erinnern werden, wie sie das alles zuhause auf den alten Schallplatten gehört haben.“

Auf der Bühne dirigierte Peter van Aar die über 60 Mitglieder bei dem jeweiligen Stück an die jeweilige Position, korrigierte, gestikulierte und erläuterte die Abläufe. Er hat gemeinsam mit Dorette Ploegmakers zum wiederholten Mal die Regie des Chors für einen Auftritt zu verantworten. „Es ist sehr wichtig, dass jeder das System erkennt, wie es geht und wo jeder zu sein hat“, musste er an diesem Tag ohne die Showtreppe auskommen, die dem ganzen Revue-Auftritt noch weiteres Flair geben soll. „Das totale Bild mit so vielen Leuten“ hinzukriegen, sei schon wichtig. Er zeigte sich fasziniert von der Idee der Revue: „Diese Musik war fröhlich zu einer Zeit, die nicht sehr fröhlich war.“

Dirigent Tom Löwenthal trieb vor der Bühne derweil das gut 20-köpfige Orchester an. Er hielt inne, forderte den Einsatz der Solisten und bekannte, dass ihm das Konzert „persönlich viel bedeutet.“ Eine Herausforderung angesichts der vielen Lieder, die der Chor bei seiner Vorführung zum Besten geben wird. Als Junge hatte er zuhause ein altes Buch mit diesen alten Liedern gefunden. „Mit 14, 15 Jahren fand ich die Musik unheimlich schön. Und mit 16 hab ich die„Dreigroschenoper im Unterricht gehört“, erzählte der gebürtige Niederländer.

Die Idee, diese Musik mal auf die Bühne zu bringen, habe er schon längere Zeit mit sich herumgetragen. Er ist froh, dass der Theaterchor mitmacht, auch wenn es für einen Hobbychor eine Herausforderung sei. „Man sollte in Kevelaer viel mehr eigene Theaterproduktionen oder eigenes Musiktheater machen“, unterstrich Löwenthal. „Hier ist soviel Potenzial mit dem Theater dafür.“

Nach vier schönen, aber anstrengenden Stunden packten die Sängerinnen und Musiker ihre Sachen zusammen. Gitarrist Matthias Teichert war von dem Zusammenwirken von Gesang und Musik und der Atmosphäre der Sänger mehr als angetan: „Ein Chor zum Verlieben.“ Bei Elisabeth Winkels, einer Chorfrau der ersten Stunde, die anlässlich ihres 67. Geburtstages ein Ständchen erhielt, war die Vorfreude deutlich zu erkennen. „Als ich die Lieder erstmals hörte, war ich so nicht glücklich damit. Aber jetzt finde ich es wunderschön – und ich bin ganz sicher: das Konzert wird durch die Decke gehen.“

Wer sich selber ein Bild davon machen will: Das Stück „Ich brauche keine Millionen“ mit Liedern aus den 20er und 30er Jahren wird am Samstag, 24. Februar, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. Februar, um 16 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus aufgeführt.

Vielfaches Helau in Twisteden

Nach und nach postierten sich die ersten Jecken entlang der Strecke. Die 17-jährige Twistedenerin Julia hatte sich mit ihrer Freundin als „M&Ms“ verkleidet: „Wir wollten was Farbenfrohes und Buntes.“ Sie hatten sich die T-Shirts selbst gestaltet, den Rest im Internet bestellt. Auch gut 350 vorwiegend junge Menschen hatten sich zuvor als „Zug zum Zug“ von Kevelaer nach Twisteden auf den Weg gemacht, um mitzufeiern.

Dies ging nach Angaben der Kreispolizei Kleve genauso „friedlich und störungsfrei“ von statten wie der Umzug selber.

Vom Irrland-Parkplatz kamen auch noch zahlreiche Zaungäste, um den Zug mitzuerleben, wie die „Funny Familiy“und der VFR mit Präsidentin Elke Tebartz. „Wir kommen seit Jahren nach Twisteden, weil das noch wirklich richtiger Dorfkarneval ist.“ Im gleichen Atemzug überlegte sie allerdings, „ab dem nächsten Jahr immer mal wieder zu wechseln“, damit es mit Winnekendonk ausgewogen sei.

An der Quirinusstraße versammelten sich einige bei „Attacke“ Karin Raimondi. Das Karnevals-Urgestein hatte aus gesundheitlichen Gründen auf die Session verzichten müssen. Sie genoss aber auch im Rollstuhl den vorbeifahrenden Zug. „Ich bin froh, dabei zu sein und dass ich lebe. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei“, verbreitete sie Optimismus.

22 Gruppen, darunter zwölf Wagen, warteten am Maasweg auf den Startschuss. Mit danbei der „Abi 2018“-Wagen mit dröhnenden Bässen, die DJK Twisteden und auch die Hubertusgilde Keylaer im „Vampir“-Look und im ständigem „Nebel“ im Fahrzeug. „Das sind wir gewohnt“, scherzte Dirk Keysers auf die Frage, warum sich diese „Vampire“ mehr von Bier als von Blut „ernähren“.

Dazwischen zogen noch die Fußgruppen wie der Musikverein Twisteden im Western-Outfit und mit schmissiger Karnevalsmusik, die „Seifenblasen“-Gruppe des Pflegedienstes Brigitte Brouwers oder die „Burning Mums“ mit ihren grünen Blumenwagen. „Wir brennen halt für unsere Kinder – und sind hier der laufende Frühling“, fasste Tanja Quarta die Idee der Fußgruppe in das passende Bild.

Die Spitze des Zuges bildeten die Karnevalsfreunde Twisteden mit ihrem Hoppeditz Uwe Ehren vorne weg. „Das mache ich jedes Jahr. Es ist schon was Besonderes“, genoss er dabei attraktive Begleitung. So führte der Weg quer durch das Dorfzentrum – von der Quirinusstraße, dem Hoensbergweg, Gerberweg und der Kevelaerer Straße über die Kuhstraße bis zur Dorfstraße.

Die gut 4.500 Zuschauer versammelten sich in den Straßen, ein starker Kern entlang der Dorfstraße, auch wenn im ersten Drittel nahe der Kirche deutliche Lücken erkennbar waren. „Das Wetter spielt mit“, freute sich Rolf Roosen von den Karnevalsfreunden Twisteden trotz zweier kurzer Schneeregenschauer über einen reibungslosen Ablauf. „Das ist nur ein bisschen Konfetti von oben“, war die Reaktion der Jecken auf das Weiß von Himmel.

Später ging es für viele Jecken noch ins Festzelt, wo ein Sicherheitsdienst klare Kante zeigte. Mit einem jungen Mann gab es zwischendurch mal Probleme. Die Kreispolizei bestätigte später, eine Person in Gewahrsam genommen zu haben. Bei den Jugendschutzkontrollen wurden rund zehn Alkoholgebinde sichergestellt.

Das konsequente Konzept gegen Glas und Komasaufen bewähre sich, meinte Zugmitorganisator Reiner Schreiner. „Wir werden das Thema nächstes Jahr noch erweitern“, kündigte er an. „Denn wir wollen die Jugend da weiter an uns ranziehen.“

https://www.kevelaerer-blatt.de/karnevalsumzug-in-twisteden-2018/

Ohne die Kirche gäbe es keinen Karneval

„Ohne die Kirche gäbe es keinen Karneval,“ mit dieser Aussage fasste Dr. Gerhard Hartmann seine Ausführungen im Rahmen der Kevelaerer Glaubensgespräche zusammen. In der Hochphase der fünften Jahreszeit behandelte er den Zusammenhang zwischen Kirche und Karneval. Wie er ausführte, verdanken die närrischen Tage schon ihren Namen der Fastenzeit.

„Fastnacht“ etwa steht für die Nacht vor der Fastenzeit, „Fasching“ geht zurück auf Fast-Schank, also den Ausschank vor der Fastenzeit. Karneval leitet sich von den lateinischen Worten „caro“ (Fleisch) und „valere“ (Abschied nehmen) ab und verweist auf die letzten Tage vor der fleischlosen Fastenzeit. „Ohne die kirchlich gebotene vorösterliche Fastenzeit“, so der Theologe und Kirchenhistoriker, „gäbe es keinen Karneval.“

Wie er ausführte, gibt es in der Kirche zwei Fastenzeiten, die Adventszeit und die Fastenzeit vor Ostern. Beide dienen der Vorbereitung auf die Feste Weihnachten und Ostern. Sie sind von der liturgischen Farbe violett geprägt. Vor diesen kirchlichen Fastenzeiten hätten sich im Lauf der Zeit Tage der Ausgelassenheit etabliert.

Vor der Adventszeit war dies die Zeit zwischen dem 11.11. und dem Fest der hl. Katharina von Alexandrien am 25. November, das häufig mit Tanz gefeiert wurde. Während früher die Fastnacht nur der Tag vor Beginn der vorösterlichen Fastenzeit war, wurde die Fastenzeit um das Jahr 1091 aus insgesamt sechs Tage ausgeweitet, die auch die sechs „fetten“ oder „närrischen“ Tage genannt werden. Der Beginn dafür ist nun mit Altweiberfastnacht, gefolgt vom „rußigen Freitag“, dem „Schmalzsamstag“, dem „Rosenmontag“ oder „Blauen Montag“ und dem „Veilchendienstag“.

Fastnachtszeit und Fastenzeit, so Dr. Hartmann, könnten gegensätzlicher kaum sein. In der Kunst etwa stellte Peter Brueghel im Jahr 1559 die Fastnacht als fette Figur auf einem Fass dar und stellte ihr die magere, abgehärmte Personifizierung der Fastenzeit auf einem Kirchenstuhl gegenüber.

Die katholische Kirche folge der Zwei-Staaten-Lehre des hl. Augustinus, der den Gottesstaat dem Weltstaat gegenüberstellte und die Unvereinbarkeit beider Welten lehrte. Im Fasching herrsche das Reich dieser Welt, das jedoch nur kurz und vergänglich sei, mit dem Aschermittwoch beginne die Königsherrschaft Gottes.

Karneval und Fastenzeit würden durch das Gegensatzpaar Babylon und Jerusalem symbolisiert. Dass dieser Dualismus in der kirchlichen Praxis jedoch heute in den Hintergrund tritt und sich Freude am Leben und Kirche nicht ausschließen, führte Dr. Hartmann weiter an. Er verwies auf die Verkündigung der „frohen Botschaft“, des Evangeliums im Rahmen der hl. Messe und auf katholische Lebensfreude: „Wir können froh sein, dass wir froh sein dürfen.“

Karneval sei, so Dr. Hartmann, eine vorwiegend katholische Angelegenheit. Im evangelischen Glauben spiele der Fasching meist keine Rolle. Eine Teilnehmerin, selbst evangelischen Glaubens, bezeugte, dass ihr die Teilnahme am Fasching als Kind von den protestantischen Eltern immer verboten worden war.

Ende des 19. Jahrhunderts bezeugte auch der Mainzer Bischof Paul Leopold Haffner: „Ich halte den Karneval für eine höchst christliche und wahrhaft katholische Institution und würde fast eine Ketzerei darin sehen, wenn man ihn abschaffen wollte“. Mit einer regen Diskussion über Kirche und Karneval endete der Abend.

Genießen und feiern ohne Männer

Eine echt bunt-jeckes „Völkchen“ war es, dass sich im Festzelt nahe des IBC in Twisteden zusammengefunden hatte. Gut 250 Möhnen aus Twisteden und Umgebung genossen an den langgezogenen Tischen Kaffee, Rührei und belegte Brötchen. Sie stärkten sich für die anstehenden tollen Tage, schunkelten zu „Rot sind die Rosen“ und tauschten sich mit Bekannten aus .

Die Gemütlichkeit, lauter gut gelaunte Frauen und ein gutes Frühstück, fanden nicht nur Astrid Hirschmann und Martina van Elten alles super. „Wir Vampire sind flexibel – auch Eier und Käsenbrötchen sind hervorragend“, gaben Lydia Faase und Kerstin Uland zu Protokoll. Ihre klare Ansage: „Es geht auch mal ohne (Männer), und et ist gesellich.“

Iris Maags, die zweite Vorsitzende der Karnevalsfreunde Twisteden, und ihre Mitstreiter hatten beim Austeilen und Abräumen der Leckerein auch ihren Spaß: „Wir hatten damals den Vorstand gewechselt und gedacht, lass ums mal was anderes machen.“ So habe das Ganze an so einem besonderen Tag auch eine besondere Bedeutung, meinte sie mit Augenzwinkern. „Unter sich sein, ohne die Kerle, kann sehr erholsam sein.“

Der Kevelaerer „Bären“-Stammtisch mit Maria Lay war mit seinen 14 Ladys erstmals mit am Start „und schwer begeistert, Wir kommen auch gerne wieder.“ Und Yvette Lindemanns schloss sich mit ihren Achterhoeker „Super Mario“-Mädels gerne der Stuhl-Schlange der Damen an.

Die brachten nach zweistündiger Frühstückssause im Kollektiv die Stühle vor die Zelttür. Sie klappten die Tische ein, um sich nach der Schlemmerei zu DJ-Musik partymässig zu bewegen. „Wenn man nach dem Essen sitzen bleibt, wird man träge“, war ihre Deutung der Situation.
Noch prägnanter brachte das die Twistedenerin Annette Davies-Garner auf den Punkt. „Tja, wir Mädels – wir können quatschen, Stühle tragen, Sekt trinken und tanzen gleichzeitg.“

Eine Lösung gefunden, um weiterzumachen

Vereinfacht gesagt, die Kreispolizeibehörde Kleve interessiert es nicht, dass die Motorradfahrer-Wallfahrt (MoWa) „einen wichtigen Bestandteil des kirchlichen Lebens und der Kultur am Niederrhein darstellt“, wie Kaplan Christoph Schwerhoff diese bei der Mitgliederversammlung des Motorradfahrer-Wallfahrt Kevelaer e.V. bezeichnete.

Markus Appel, 1. Vorsitzender, und Wilhelm Verhülsdonk, 2. Vorsitzender des Vereins, hatten eingeladen, um über die Umorganisation zu informieren, nachdem die Kreispolizeibehörde Kleve den Ausstieg aus den Ausfahrten bei der jährlichen Wallfahrt bekannt gegeben hatte. Ohne begleitende Maßnahmen der Behörde wäre keine Genehmigung der Konvoifahrten erfolgt, und somit wären die Kernveranstaltungen unmöglich gewesen.

Als Begründung führte die Polizei die zunehmenden Überstunden der Beamten an und machte klar, dass hiervon auch andere Wallfahrten betroffen seien. Schwerhoff erwähnte als Beispiel die geplante Fahrradfahrer-Wallfahrt vom Flugplatz Weeze zur Gnadenkapelle. Auch hier war eine Konvoifahrt untersagt worden.

Nachdem der Vorstand des Vereins MoWa getagt und viele Gespräche geführt hatte, wurde eine Lösung gefunden, die den Charakter der Wallfahrt erhält und das Weitermachen ermöglicht. Die übliche Eröffnungsfahrt wird es nicht mehr geben, jedoch ist jeder Motorrad-Pilger eingeladen, individuell und unter Beachtung der Straßenverkehrsordnung zum Kapellenplatz zu kommen. Von 13 bis 15 Uhr wird der Platz um die Gnadenkapelle für die Motorradfahrer freigegeben und um 14 Uhr wird dort eine Andacht stattfinden.

Die traditionelle Lichterfahrt am Samstag konnte mithilfe eines Polizeibeamten aus Kevelaer erhalten bleiben. Selbst Motorradfahrer, wird er mit zwei Kollegen aus den Niederlanden den Konvoi führen, ihn sicher über die bisherige Route geleiten und bis zur Einfahrt auf den Kapellenplatz bringen.

Die Abschlussfahrt am Sonntag mit Segnung von Fahrern und Maschinen wird auf ein Minimum verkürzt: Walbecker Straße, OW1, Twistedener Straße, Marktstraße, Bahnstraße, Marienstraße, Basilikastraße bis Kapellenplatz ist die minimierte Strecke.

Um zu verhindern, dass seitens der Polizeibehörde weitere Argumente gegen die MoWa aufkommen, muss (auch bei Ausfahrten) genau auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung geachtet werden. Helmpflicht und die Fahrt auf der rechten Fahrspur müssen dringend eingehalten, die linke Fahrbahn muss frei gehalten werden. Bei Verstößen kann die MoWa gefährdet sein.

Wenn unter dem Motto: „Suche. Frieden.“ Anfang Juli die Motorradfahrer-Wallfahrt stattfindet, geht es nicht nur um die Motorradfahrer. Viele Kevelaerer lassen sich von der Wallfahrt mitnehmen und beteiligen sich an den Andachten. Dem Verein ist es auch ein Anliegen, sich deutlich von einem einfachen Motorradfahrer-Treffen zu unterscheiden, denn hier stehen nicht die Maschinen, sondern die Fahrerinnen und Fahrer und ihr Verhältnis zu Gott und Maria im Vordergrund.

Zur Durchführung der Wallfahrt werden noch helfende Hände gesucht. Auch Nichtmitglieder könnten beim Aufbau auf der Festwiese oder zum Beispiel bei den Absperrungen helfen. Informationen und Kontakte gibt es unter: www.motorrad-wallfahrt.de

Neue Verwaltungsräume der Franziskus-Stiftung-Kleve

Der Kevelaerer Udo Holtmann, Vorsitzender der Franziskus-Stiftung-Kleve, freut sich über die neuen Verwaltungsräume des kernsanierten Mutter-Clara-Hauses an der Spyckstraße in Kleve, die Weihbischof Rolf Lohmann zur Wiedereröffnung des Hauses gesegnet hat.

Das Haus ist die Keimzelle der Franziskusschwestern in Kleve: Von hier aus werden die rund 275 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Franziskus GmbH betreut, die im Franziskus-Haus Kleve, dem Seniorenzentrum Elisabeth-Haus in Xanten und dem Regina-Pacis-Haus für Senioren in Kevelaer (hier sind es mehr als 80 Mitarbeiter) arbeiten, betreut. Die Häuser sind Mitglied im Katholischen Alten- und Pflegehilfe Netzwerk am Niederrhein (KAN).

Von außen ist das Haus an der Spyckstraße aus dunklem Backstein, innen aber hell, freundlich und modern. Die Kernsanierung des Hauses, die etwa ein Jahr dauerte, hat rund 1,5 Millionen Euro gekostet, berichtete Ottmar Ricken, Geschäftsführer der Franziskus-Stiftung-Kleve und Franziskus GmbH Kleve, bei der Neueröffnung.

Aus dem ehemaligen Mutterhaus der Franziskus-Schwestern ist ein zeitgemäßes Bürogebäude geworden. Lampen mit moderner LED-Technologie und schnellem Internetanschluss gehören ebenso dazu wie ein alter Sekretär im Flur und eine mächtige Standuhr im Besprechungsraum, die eine stilvolle Variante einbringen. Neben der Verwaltung sind im Mutter-Clara-Haus noch einige indische Ordensschwestern untergebracht.

Das Regina Pacis-Haus für Senioren in Kevelaer, das von 2008 bis 2011 komplett modernisiert und umgebaut wurde, bietet 73 Pflegeplätze und dazu acht Plätze in der Tagespflege. Durch die neuen Räume in Kleve ist nun auch die Verwaltung noch effektiver.

Karnevalsparty der Lebenshilfe Gelderland

Der Lebenshilfe Gelderland e. V. feierte mit vielen Jeckinnen und Jecken seine jährliche Karnevalsparty im Bürgerhaus in Wemb. Das Prinzenpaar Germi I. und Andreas II. begrüßte mit dem Elferrat, den VVK Geldern, Karnevals-Kultur-Gesellschaft e. V., VFR Blau-Gold Kevelaer, Gemeindejugendring Weeze und Karl Timmermann. Es wurde reichlich gefeiert, geschunkelt und mitgeklatscht.

Kinder sammeln 133 Euro für ein neues Schaf

St. Martin ist zwar schon etwas her. Aber dennoch ist den Kindern des St. Quirinus Kindergartens, das Teilen, so wie es der Heilige Mann einst mit seinem Mantel machte, sehr präsent.

„Damit es anderen auch so gut geht wie uns“, verkünden die Kinder. Immer wieder fütterten sie das im Kindergarten aufgestellte Sparschweinchen mit Geldstücken. „Und jetzt klimpert es ganz schön im Bauch des Schweinchens“, verkünden Pia und Michel ganz stolz. „Und schwer ist es auch“, fügt Ida hinzu.

Somit war es auch an der Zeit, den Inhalt des Schweinchens endlich seiner Bestimmung zu übergeben. Seit einigen Jahren schon unterstützt der Twistedener Kindergarten den Initiator der Bosnienhilfe Heribert Hölz. 133 Euro hatten die Kinder gesammelt und konnten diese Summe, während eines Besuchs von Heribert Hölz, feierlich überreichen. „Damit kann man ganz schön viel anfangen“, erklärte der unermüdliche Helfer, „Denn von diesem Geld kann ich ein Schaf kaufen.“

Was für eine Bedeutung so ein Schaf für die armen Familien in Bosnien hat, erklärte er den Kindern ganz genau. Vor Jahren schon entwickelte Heribert Hölz das Projekt „Schafe für Kleinbauern“, und fördert damit die Hilfe zur Selbsthilfe im ehemaligen Kriegsgebiet. Denn mit einer eigenen Schafherde kann sich eine meist aus mehreren Generationen bestehende Familie ausreichend ernähren und kleiden. Eine eigene Schafherde sichert Existenzen und das Überleben in einer kargen Region.

Eindrucksvoll berichtete der engagierte Helfer über das Leben der Menschen in Bosnien. „Ihr habt mit eurer Sammelaktion dazu beigetragen, dass sich Kinder und Familien freuen können“, lobte Hölz die Jungen und Mädchen. Diese hatten auch schon einen Namen für das neue Schaf ausgesucht: „Es soll Charlie heißen“, so ihr Wunsch. „Das dürfte wohl kein Problem sein“, versprach Heribert Hölz, bevor er zum Abschluss noch einmal zur Gitarre griff und mit den Kindern das „Gummibärenlied“, anstimmte. „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“, schmetterten die Kinder und brachten damit die Turnhalle fast zum Beben.

Gesang für die Freude

„Da haben wir ja heute eine ganze Menge geschaft“ schlug Christian Franken zufrieden die Notenblätter an dem Klavier zu und verabschiedete die 17 Männer und Frauen, die sich in den zwei Stunden zuvor von ihm gesanglich hatten anleiten und motivieren lassen.

Zwischendurch hatte der Leiter des Twistedener Cäcilienchors im Pfarrheim immer wieder humorvolle Bemerkungen auf Lager wie „Schön, aber schön falsch.“ Er gab den Chormitgliedern konkrete Tipps zur Annäherung an das jeweilige Stück („Piano singen, es geht erstmal nur um den Klang“). Und er widmete sich der jeweiligen Stimmfarbe, von Sopran über Tenor und Bass bis Alt.

Der Cäcilienchor probt wieder für ein Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein, das in der Twistedener Kirche am 11. April stattfinden soll. „Bis vor zwei Jahren haben wir regelmäßig im Frühling mit dem Musikverein ein weltliches Konzert im Irrland aufgeführt“, erzählt Franken. Dann gab es eine Pause. „Der Musikverein fragte uns jetzt wieder, um ein österliches Repertoire auszuwählen.“

Dazu gehören Kompositionen wie „Der mich trug“ von Tom Löwenthal, Bortnjanskis „Ich bete an die Macht der Liebe“, Humperdincks „Abendsegen“ oder auch Elgars „Klänge der Freude.“
„Das ist ein Highlight für unseren Chor“, versicherte Elisabeth Ambrosius, seit 51 Jahren Mitglied des Chores. „Wir waren sofort begeistert davon.“

Ähnlich sah es Siegfried Knitza, der am Samstag 80 Jahre alt wird: „Gesang bringt mir Freude und inneren seelischen Ausgleich.“ Ihm hatte das Repertoire „sofort gefallen, weil es einen modernen Touch reinbringt.“ Dabei falle es ihm schon schwer, die hohen Töne lange zu halten.: „Da fehlt mir etwas die Puste.“

„Das ist der einzige Ort, wo ich die Jüngste bin“, scherzte Anette Davies-Garner (51), die seit vier Jahren in dem Chor singt, und dies mit immer gleicher Begeisterung. „Die Dinge, die wir hier erleben, begleiten mich die ganze Woche“, war sie damals sozusagen „ins kalte Wasser“ gesprungen. „Und ich bin hier sehr warmherzig aufgenommen worden.“ Der Chor hatte zu Hochzeiten 50 Mitglieder, inzwischen sei die Zahl auf knapp 20 Leute geschrumpft. Dies läge daran, so vermutet Davies-Garner, „dass die Bindung an die Kirche nicht mehr so groß ist. Kirche schreckt ab. Viele, die ich frage sagen, das ist nicht meine Musik.“ Obwohl die Atmosphäre im Chor super sei.

Viele junge Familien hätten einfach zuviele andere Hobbys. „Der Druck im Beruf kommt noch dazu“, ergänzte Maria Wustmans (57). „Wir sind alle Ü 50, da ist die Hemmschwelle vielleicht größer.“

Auch wenn der Chor vorrangig geistiges Liedgut zum Besten gibt, gebe es auch „ein sehr weltliches Repertoire“, unterstreicht der Chorleiter. Das sehe man auch in diesem Fall. Deswegen lädt der Chor für dieses spezielle Projekt alle Interessierten an, nach Karneval jeden Montag um 20 Uhr mitzuproben und an dem Konzert teilzunehmen.
Noten lesen müsse man nicht können. „Das geht auch mit dem Ohr und dem Gefühl“, so Franken. Zu spät zum Einsteigen sei es dafür auch nicht. „Dass der Klang ausgewogen wird“, das ist seine Hoffnung. Und dass vielleicht jemand über das Projekt am Chor „hängenbleibt“. Was angesichts von nur vier Männern in Bass und Tenor ein positiver Nebeneffekt wäre.