Musik aus einer anderen Zeit

„Wir sind immer hübsch. Davon müssen wir nur noch die Frauen überzeugen“, lachte Rainer Wolters. Der Sänger des Theaterchores Niederrhein schien sich mit Frack, Fliege und Zylinder nicht unwohl zu fühlen.

Erstmals hatten sich die Mitglieder des Chores passend zu ihrem Programm „Wir brauchen keine Millionen“ in Schale geworfen, um für die Proben im Bühnenhaus das passende Feeling zu bekommen.

Ein paar Tage zuvor hatten sich die Damen von Schminkmädchen der Moerser Berufsschule entsprechend stylen lassen, um für eine Fotosession im „Goldenen Apfel“ bereit zu stehen. „Ich hab noch auf den jungen Mann zum Tanztee gewartet“, scherzte Claudia Daniels, die es doch ziemlich klasse fand. „Ein bisschen Mädchen oder Dame mit schwarzem armlosen Kleid, Kette und Boa zu sein.“

Mit der Musik von Friedrich Holländer, Theo Mackeben oder Peter Kreuder wäre sie nicht gleich „warm“ geworden. „Am Anfang fand ich das banal oder sogar sexistisch“, sagte die 58-Jährige. Mittlerweile gefallen ihr aber „die Leichtigkeit und die Emotionalität der Musik und der Texte, weil sich ganz viele erinnern werden, wie sie das alles zuhause auf den alten Schallplatten gehört haben.“

Auf der Bühne dirigierte Peter van Aar die über 60 Mitglieder bei dem jeweiligen Stück an die jeweilige Position, korrigierte, gestikulierte und erläuterte die Abläufe. Er hat gemeinsam mit Dorette Ploegmakers zum wiederholten Mal die Regie des Chors für einen Auftritt zu verantworten. „Es ist sehr wichtig, dass jeder das System erkennt, wie es geht und wo jeder zu sein hat“, musste er an diesem Tag ohne die Showtreppe auskommen, die dem ganzen Revue-Auftritt noch weiteres Flair geben soll. „Das totale Bild mit so vielen Leuten“ hinzukriegen, sei schon wichtig. Er zeigte sich fasziniert von der Idee der Revue: „Diese Musik war fröhlich zu einer Zeit, die nicht sehr fröhlich war.“

Dirigent Tom Löwenthal trieb vor der Bühne derweil das gut 20-köpfige Orchester an. Er hielt inne, forderte den Einsatz der Solisten und bekannte, dass ihm das Konzert „persönlich viel bedeutet.“ Eine Herausforderung angesichts der vielen Lieder, die der Chor bei seiner Vorführung zum Besten geben wird. Als Junge hatte er zuhause ein altes Buch mit diesen alten Liedern gefunden. „Mit 14, 15 Jahren fand ich die Musik unheimlich schön. Und mit 16 hab ich die„Dreigroschenoper im Unterricht gehört“, erzählte der gebürtige Niederländer.

Die Idee, diese Musik mal auf die Bühne zu bringen, habe er schon längere Zeit mit sich herumgetragen. Er ist froh, dass der Theaterchor mitmacht, auch wenn es für einen Hobbychor eine Herausforderung sei. „Man sollte in Kevelaer viel mehr eigene Theaterproduktionen oder eigenes Musiktheater machen“, unterstrich Löwenthal. „Hier ist soviel Potenzial mit dem Theater dafür.“

Nach vier schönen, aber anstrengenden Stunden packten die Sängerinnen und Musiker ihre Sachen zusammen. Gitarrist Matthias Teichert war von dem Zusammenwirken von Gesang und Musik und der Atmosphäre der Sänger mehr als angetan: „Ein Chor zum Verlieben.“ Bei Elisabeth Winkels, einer Chorfrau der ersten Stunde, die anlässlich ihres 67. Geburtstages ein Ständchen erhielt, war die Vorfreude deutlich zu erkennen. „Als ich die Lieder erstmals hörte, war ich so nicht glücklich damit. Aber jetzt finde ich es wunderschön – und ich bin ganz sicher: das Konzert wird durch die Decke gehen.“

Wer sich selber ein Bild davon machen will: Das Stück „Ich brauche keine Millionen“ mit Liedern aus den 20er und 30er Jahren wird am Samstag, 24. Februar, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. Februar, um 16 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus aufgeführt.