Vielfaches Helau in Twisteden

Nach und nach postierten sich die ersten Jecken entlang der Strecke. Die 17-jährige Twistedenerin Julia hatte sich mit ihrer Freundin als „M&Ms“ verkleidet: „Wir wollten was Farbenfrohes und Buntes.“ Sie hatten sich die T-Shirts selbst gestaltet, den Rest im Internet bestellt. Auch gut 350 vorwiegend junge Menschen hatten sich zuvor als „Zug zum Zug“ von Kevelaer nach Twisteden auf den Weg gemacht, um mitzufeiern.

Dies ging nach Angaben der Kreispolizei Kleve genauso „friedlich und störungsfrei“ von statten wie der Umzug selber.

Vom Irrland-Parkplatz kamen auch noch zahlreiche Zaungäste, um den Zug mitzuerleben, wie die „Funny Familiy“und der VFR mit Präsidentin Elke Tebartz. „Wir kommen seit Jahren nach Twisteden, weil das noch wirklich richtiger Dorfkarneval ist.“ Im gleichen Atemzug überlegte sie allerdings, „ab dem nächsten Jahr immer mal wieder zu wechseln“, damit es mit Winnekendonk ausgewogen sei.

An der Quirinusstraße versammelten sich einige bei „Attacke“ Karin Raimondi. Das Karnevals-Urgestein hatte aus gesundheitlichen Gründen auf die Session verzichten müssen. Sie genoss aber auch im Rollstuhl den vorbeifahrenden Zug. „Ich bin froh, dabei zu sein und dass ich lebe. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei“, verbreitete sie Optimismus.

22 Gruppen, darunter zwölf Wagen, warteten am Maasweg auf den Startschuss. Mit danbei der „Abi 2018“-Wagen mit dröhnenden Bässen, die DJK Twisteden und auch die Hubertusgilde Keylaer im „Vampir“-Look und im ständigem „Nebel“ im Fahrzeug. „Das sind wir gewohnt“, scherzte Dirk Keysers auf die Frage, warum sich diese „Vampire“ mehr von Bier als von Blut „ernähren“.

Dazwischen zogen noch die Fußgruppen wie der Musikverein Twisteden im Western-Outfit und mit schmissiger Karnevalsmusik, die „Seifenblasen“-Gruppe des Pflegedienstes Brigitte Brouwers oder die „Burning Mums“ mit ihren grünen Blumenwagen. „Wir brennen halt für unsere Kinder – und sind hier der laufende Frühling“, fasste Tanja Quarta die Idee der Fußgruppe in das passende Bild.

Die Spitze des Zuges bildeten die Karnevalsfreunde Twisteden mit ihrem Hoppeditz Uwe Ehren vorne weg. „Das mache ich jedes Jahr. Es ist schon was Besonderes“, genoss er dabei attraktive Begleitung. So führte der Weg quer durch das Dorfzentrum – von der Quirinusstraße, dem Hoensbergweg, Gerberweg und der Kevelaerer Straße über die Kuhstraße bis zur Dorfstraße.

Die gut 4.500 Zuschauer versammelten sich in den Straßen, ein starker Kern entlang der Dorfstraße, auch wenn im ersten Drittel nahe der Kirche deutliche Lücken erkennbar waren. „Das Wetter spielt mit“, freute sich Rolf Roosen von den Karnevalsfreunden Twisteden trotz zweier kurzer Schneeregenschauer über einen reibungslosen Ablauf. „Das ist nur ein bisschen Konfetti von oben“, war die Reaktion der Jecken auf das Weiß von Himmel.

Später ging es für viele Jecken noch ins Festzelt, wo ein Sicherheitsdienst klare Kante zeigte. Mit einem jungen Mann gab es zwischendurch mal Probleme. Die Kreispolizei bestätigte später, eine Person in Gewahrsam genommen zu haben. Bei den Jugendschutzkontrollen wurden rund zehn Alkoholgebinde sichergestellt.

Das konsequente Konzept gegen Glas und Komasaufen bewähre sich, meinte Zugmitorganisator Reiner Schreiner. „Wir werden das Thema nächstes Jahr noch erweitern“, kündigte er an. „Denn wir wollen die Jugend da weiter an uns ranziehen.“

https://www.kevelaerer-blatt.de/karnevalsumzug-in-twisteden-2018/