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Eine Wallfahrt mit dem Hund

Auf den Hund gekommen waren rund 50 Teilnehmer und ihre Vierbeiner bei der zehnten gemeinsamen Dackel-Wallfahrt. Erneut ausgerichtet von der Niederrhein-Gruppe des Deutschen Teckelclub 1888 e.v. trafen sich die Vierbeiner und ihre Besitzer am Parkplatz des Konzert-und Bühnenhauses. Von dort aus zog der Tross dann durch den Kreuzweg und später durch die Hauptstraße- Richtung City.
Alle, den diesen ausführlichen Weg nicht mitgehen konnten, versammelten sich an der Gnadenkapelle. Von dort aus pilgerte die Gruppe Richtung Arche-Noah-Brunen am Kapellenplatz, wo Bastian Rütten die Tiere und die Wallfahrtskerze segnete.

36. Wallfahrt von Kevelaer nach Kranenburg

Die Fußwallfahrt von Kevelaer nach Kranenburg zum Feste der Kreuzerhöhung findet am Samstag, 15. September statt. Die Pilger beginnen um 7.45 Uhr mit einem kurzen Reisesegen auf dem Kapellenplatz am Gnadenbild der Trösterin der Betrübten.
Anschließend führt der Weg sie über Keylaer, Weeze, Niederhelsum, Hülm bis zur Gaesdonck, wo die erste Pause stattfindet (Getränke werden gereicht). Nach einer Stärkung in Hassum führt der Weg durch den Reichswald nach Kranenburg, wo die Teilnehmer gegen 17.30 Uhr das Ziel erreichen und an der Abendmesse zum Fest der Kreuzerhöhung teilnehmen werden.

Fußpilger, denen der gesamte Weg zu lang ist, können gegen 13.30 Uhr bei der Villa Mühle in den zweiten Teil der Wallfahrt einsteigen. Die Kosten für die Wallfahrtskerze und Erfrischungen betragen 5 Euro je Teilnehmer. Das Gepäck wird mit dem Begleitfahrzeug nach Kranenburg transportiert.

Informationen erhalten die Interessierten an der Pforte des Priesterhauses am Kapellenplatz, Kevelaer. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, jeder ist herzlich willkommen.

Er setzt auf Glaube, Liebe und Hoffnung

Gemeinsam mit seinen Kollegen stellte sich Robert Arndt gerne zu dem Gruppenfoto vor die Burg, nachdem der neue Kervenheimer Pfarrer in sein Amt eingeführt wurde.
„So viele Würdenträger hatten wir so noch nicht hier“, stellte ein Gottesdienstbesucher fest. „Das gab es noch nie. Das liegt daran, dass wir mit dem Team ein Zeichen setzen, dass sich was verändert“, bestätigte ihn der neue Pfarrer Robert Arndt.

Zuvor war der 46-Jährige vom Superintendenten des Kirchenkreises Kleve, Hans-Joachim Wefers, im Rahmen des Gottesdienstes offiziell mit den pfarramtlichen Aufgaben der Evangelischen Kirchengemeinde Kervenheim beauftragt worden.
Ihm zur Seite standen an diesem Morgen die Pfarrer Armin Rosen (Pfalzdorf), Rahel Schaller (Louisendorf) und Pfarrerin Irene Gierke (Uedem/Weeze). Kervenheim ist eine von sechs Kirchengemeinden der „Region West“ im Kirchenkreis, deren pfarramtliche Versorgung die vier Pfarrerinnen und Pfarrer sicherstellen.

„In dem Sinne bin ich nicht Nachfolger von Johannes Fries“, stellte Arndt klar. Die ganze Struktur ändere sich und der ganze Pfarrdienstumfang sei deutlich reduziert worden. „Es gibt nur noch 60 Gottesdienste und diese, nicht mehr jeden Sonn- und Feiertag, aber an den wichtigen Tagen“, unterstrich Arndt. Und der Konfirmandenunterricht „findet mit Weeze und Uedem statt, die Konfirmation und die Vorstellung hier.“

Man müsse auf die sinkenden Pfarrerzahlen reagieren und sehen, dass man trotzdem überall präsent ist, so Arndt. „Wir sagen: wo es Presbyterien gibt, ist Kirche. Da braucht man nicht zwingend einen Pfarrer. Den brauche ich für Gottesdiensze und für das, was ein Pfarrer tun muss, aber nicht dafür zu sorgen, dass es überhaupt eine Gemeinde gibt.“
Jede Gemeinde behält jedoch einen festen Ansprechpartner. Für Kervenheim ist das Robert Arndt, der zugleich auch Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Goch und Assessor im Ev. Kirchenkreis Kleve bleibt.

1998 begann Arndt als Vikar. Er ist seit 2003 als Pfarrer und im Kirchenkreis tätig. „Mich haben die Sache und der Glaube selbst begeistert“, erzählte er nach seiner Einführung, dass die Wahl Richtung Pfarreramt nach Konfirmation und Jugendarbeit schon früh feststand.

„Und der Beruf ist so facettenreich und so prall wie das Leben“, fühlt sich der 46-Jährige darin bis heute bestätigt. In seiner Freizeit ist er gern im Garten, liest viel und verbringt seinen Urlaub auf Borkum.

Dass Kervenheim für ihn nicht nur ein Job ist, um eine Gemeinde zu verwalten, machte er in seiner ersten Predigt deutlich. Da hatte er klargestellt, dass er sich nicht unter Druck setzen wolle, „in Goch zu wohnen und in Kervenheim genauso Pfarrer zu sein“. Er habe ja nur elf Minuten bis zu seiner neuen zweiten Pfarrstelle.

Am Kirmes-Wochenende habe er „viel Begeisterung erfahren, aber auch Stimmen gehört, die sagten: das hat mit dem Dorfladen nicht geklappt.“ Er unterstrich, dass man der Tendenz: „es wird weniger und schlechter“, auch in Kervenheim etwas entgegenhalten müsse.

Ein Fan der Kirche

„Ein Fan steht auch zu seinem Verein, egal wo er steht. Ich bin VFL-Fan und kann nicht anders“, forderte er mit Blick auf den Fußball als Metapher die Gläubigen auf, „mehr Fan“ der Kirche zu sein. „Anfangen, versuchen und sich freuen auch darüber, was passiert. Aufzuhören zu suchen und zu bedenken: was hat Gott mir geschenkt.“ Der neue Kervenheimer Pfarrer äußerte die „Hoffnung und den Wunsch, dass alle mittun, viele im Boot sind.“ Seine Fähigkeit sei es, „Interessen zusammenführen und für Ausgleich sorgen, damit Prozesse vorangehen.“

Man solle sich mit Blick auf Paulus orientieren an den drei wesentlichen Elementen „Glaube, Liebe, Hoffnung, die unsere christliche Gestalt prägen und uns zusammenhalten – in Kervenheim, in der Region, überall.“
Ob die Burg Kervenheim als Kulturort weiter bestehen bleiben wird, dazu wollte er sich noch nicht äußern. „Das weiß ich nicht. Das wäre vermessen, dazu was nach zwei Wochen zu sagen.“

Die Herausforderung jedenfalls sei riesig, „die Chance aber auch.“ Die Gemeinde habe kaum Geld, so der Gottesmann. „Das heißt, es kommt darauf an, ob es genug Menschen gibt, denen das hier wichtig ist und die clevere Ideen zu entwickeln“, um das Gebäude langfristig für die Gemeinde zu erhalten und zu nutzen. „Das sehe ich als offenen Prozess.“
Dass Robert Arndt seine Aufgabe auch in Kervenheim schultern wird, davon zeigte sich der Superintendent des Kreises, Hans-Joachim Wefers überzeugt: „Er ist aufrichtig, vor allem zupackend, verbindlich ein Organisationstalent und ein gläubiger Mensch, der diesen Glauben auch anderen Menschen vermitteln kann.“

Der neue Kervenheimer Pastor Robert Arndt (links) im Kreise der Kollegen nach seiner offiziellen Einführung.

Willkommensfest für den neuen Pastor

Mit einem Willkommensfest begrüßt die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kevelaer (Baptisten) am Sonntag, 9. September, ihren neuen Pastor David Burau M.A. und seine Familie.

Auch wenn Burau bereits seit dem 1. August seinen Dienst versieht, wird es an diesem Tag die offizielle Einführung in einem Festgottesdienst geben. Die Predigt hält Pastorin Silke Tosch, die in den letzten Monaten die Gemeinde seelsorgerlich begleitete.

David Burau ist mit Dorothea Burau (Referendarin im Schuldienst) verheiratet. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Geboren in Bielefeld studierte Burau in der Hochschule Elstal, der theologische Ausbildungsstätte des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R., und an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er sein Studium mit dem Master of Arts im Bereich Theologie abschloss.

2013 ordiniert, wurde er gleichzeitig als zweiter Pastor für den Gemeindeverbund Rostock, Bad Doberan & Güstrow berufen und versorgte diese drei Gemeinden bis zum Wechsel nach Kevelaer. Bei seiner Verabschiedung wurde „dankbar auf sein uneigennütziges Helfen, seine Vision einer diakonisch handelnden Gemeinde und seine verbindende Persönlichkeit“ zurückgeschaut.

David Burau.

In Kevelaer wurde er von der Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, dessen Angestellter er ist, zum neuen Pastor gewählt.

In der strickten Trennung von Kirche und Staat sowie dass der Pastor nicht den Strukturen einer Landeskirche unterstellt ist, sondern nur der Gemeinde und an der größeren Basisorientierung, sieht Burau positive Aspekte der freikirchlichen Gemeinde. Für ihn treffen in der Taufe das „Ja“ Gottes und das „Ja“ des Menschen zusammen. Er freut sich auf ein gutes Miteinander mit den anderen Kirchen in der Ökumene.

Zur offizielle Einführung von Pastor Burau lädt die Baptistengemeinde an der Händelstraße 40, am Sonntag, 9. September, um 10 Uhr herzlich ein. Im Anschluss an den Festgottesdienst ist Gelegenheit den neuen Pastor kennenzulernen.

Abschied und Aufbruch

Die Bühne des Festzeltes an der Kervenheimer Burg war über und über mit Sonnenblumen ausgeschmückt – ein Symbol des ökumenischen Gottesdienstes, der am Sonntagmorgen unter dem Thema „Sonne“ stand. Begleitet vom Kirchenchor St. Cäcilia Kervenheim intonierte die Gemeinde Lieder wie „Gottes Liebe ist wie die Sonne“ oder „Du bist das Licht der Welt“.

Im Mittelpunkt der überkonfessionellen Andacht stand aber der Abschied von Pfarrer Johannes Fries, der in der Woche zuvor schon in Weeze offiziell verabschiedet worden war, nun aber auch noch von seiner Kervenheimer Gemeinde nach neunzehn Jahren Tätigkeit angemessen gewürdigt und verabschiedet werden sollte.

Ausführlich würdigte dabei der Ortsvorsteher Martin Brandts die „großen Verdienste, die Du Dir durch Dein Wirken in Kervenheim erworben hast“, wandte er sich an den scheidenden Gottesmann. „Denn neben Deinen ganz gewöhnlichen Aufgaben als Pfarrer hast Du der evangelischen Kirchengemeinde in unserer Ortsschaft Offenheit und Lebendigkeit verliehen, sodass diese in unserer Dorfgemeinschaft einen festen und unverzichtbaren Platz eingenommen hat.“ Stellvertretend dafür benannte er die „Gastfreundschaft“ der Gemeinde für die vielen Ereignisse des Dorflebens wie Burgtheater, Mittelalterfest, Weihnachtsmarkt, Burgzauber oder zum zweiten Mal die Kirmes, die auf dem Burggelände stattfand. „Wir dürfen zu Recht voller Stolz sagen, dass wir dank Eurer Weltoffenheit und der großartigen Kulisse der Burg Kervenheim sicher einen der schönsten Fest- und Kirmesplätze in der ganzen Region vorweisen können.“ Darüber hinaus finden seit 2013 auch standesamtliche Trauungen im sanierten Gewölbekeller der Burg statt.

„Und dank „Deiner mutigen und entschlossenen Entscheidung“ habe die evangelische Kirchengemeinde die Burg Kervenheim erworben. Damit sei der historische Kirchenstandort dauerhaft gesichert und die Möglichkeit geschaffen worden, „die Burg Kervenheim mit neuem Leben zu erfüllen.“
Er lobte Fries‘ „ruhige und ausgleichende Art“. Vor allem seine Botschaft „von Gemeinschaft und Zusammenhalt zwischen den Kirchengemeinden, den Vereinen oder einfach nur den Menschen in unserer Ortschaft“ habe nachhaltig sein Wirken geprägt und sein Vermächtnis an die Gemeinde. „Wir werden Dich vermissen, als Pfarrer, als Mensch und als Freund“, sagte er und begrüßte dann dessen Nachfolger Robert Arndt.

Auch der Vorsitzende des Presbyteriums, Rolf Kruse, unterstrich in seiner Rede: „Die entscheidenden Weichenstellungen der Gemeinde wurden in Ihrer Amtszeit vollzogen.“ Fries habe 19 Jahre „mit Eifer und Fleiß die vielfältigen Aufgaben eines Pfarrers wahrgenommen“ und dabei „nie die Gemeindeglieder aus den Augen verloren.“ Kruse wünschte ihm für den neuen Lebensabschnitt alles Gute.

„Ich war noch nie in meinem Leben von so vielen Sonnenblumen umgeben – jeder von uns ist eine Sonne.“ Kervenheim sei ein kleiner Ort, der für ihn „mit vielen Sonnenscheinerfahrungen verbunden“ sei, nannte Fries als Beispiel den „ganz wunderbaren Seelsorger“ Manfred Babel. „Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht sieht – und den Babel nicht kennt.“ Fries dankte Babel für dessen Weggefährtenschaft und erinnerte an beider Schwäche, „kurzfristig zu planen und manchmal etwas zu spät zu kommen“.

Seit einigen Jahren bricht in Kervenheim etwas Neues auf, wandte er sich an den Ortsvorsteher. „Ein neuer Geist der Gemeinschaft, der Zusammenarbeit der Vereine und der Wertschätzung der Mitarbeit. Das ist für mich fast ein Wunder, nachdem das auch anders erfahren wurde“, dankte er allen, die daran beteiligt sind. „Ich denke, dass das Kervenheim sehr, sehr gut tut, und ich wünsche den Kervenheimern, dass sie an diesem Strang weiter ziehen, an diesem Tuch weiter nähen, dass es ein Tischtuch wird, das keiner mehr zerreißt.“ Er dankte dem Presbyterium für die Unterstützung bei der Entscheidung für den Kauf der Burg und lobte den Chor, dessen Level „ein so kleines Dorf wie Kervenheim bei Weitem übersteigt“.

Zum späteren Familiennachmittag machten es sich dann viele Kervenheimer und auch auswärtige Gäste an den Bänken und unter den Pavillons zum Kaffeetrinken bequem und genossen dabei den frisch zubereiteten Kuchen.

„Jeder musste erstmal nölen, aber es zeigt sich, dass alle damit zufrieden sind“, fand Elisabeth von Oeffelt das Ambiente oben an der Burg super. Auf dem Kirmesplatz wurden die diversen Buden bevölkert, „kleine“ und „große“ Kervenheimer Männer versammelten sich um den Baumstumpf zum Nageleinschlagen. „Dafür nehmen sich viele sogar einen Tag frei. Wer verliert, muss eine Runde geben“, meinte ein Teilnehmer.

Und für das Entenrennen auf der Fleuth, das später wieder Groß und Klein rund um das Gewässer versammelte, erwarb sich die Neu-Kervenheimerin Janina Vogel die Ente mit der Nummer 30. „Die hat mich direkt mit ihrem Gesicht angesprochen“, fand die 32-Jährige, die mit ihrem Partner erst seit gut acht Wochen in der Ortschaft lebt und von der Feier und dem Drumherum insgesamt begeistert war. „Fürs Dorf ist das echt super. Das war Freitag mit den Lichtern schon schön, auch die Bekanntschaften, die man schließen kann. Wir fühlen uns schon hier zu Hause.“


Eine Fotogalerie von der Kirmes gibt es hier.

200 Jahre Kevelaer-Wallfahrt St. Georg Vreden

In diesem Jahr fand die 200-jährige Wallfahrt von St. Georg Vreden nach Kevelaer statt. Seit 1818 haben sich Pilgerinnen und Pilger zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus auf den Weg zu Maria, der „Trösterin der Betrübten“, gemacht. „Der Weg ist das Ziel“ – so sagen und erleben die Pilger in jedem Jahr diese Wallfahrt.

Das Pilgern und die Wallfahrten haben sich im Laufe dieser zwei Jahrhunderte in vielerlei Hinsicht verändert: Mit der Pferdekutsche oder auch mit einem Sonderzug begibt sich heute kein Vredener mehr auf Wallfahrt. Dafür lebt die Vredener Wallfahrt auf andere Weise ganz neu und kraftvoll: Die Zahl der Rad- und Fußpilger ist in jedem Jahr ansprechend groß. Aber egal wie sie nach Kevalaer kommen, was sie bewegt, brachten und bringen sie weiter betend und singend zur Gottesmutter in der Marienstadt.

Zum Pontifikalamt, zelebriert von Dr. Felix Genn, Bishof von Münster, zusammen mit Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling und dem Pfarrer von St. Georg Vreden Christoph Teberath, versammelten sich die Vreden Pilger in der Marien-Basilika.
Anlässlich dieser Jubiläumswallfahrt konnte Kauling 70 Fußpilger, 75 Radpilger , 52 Buspilger und weitere Individualpilger sowie die Fahnenabordnungen der Fußpilger Vreden, der Kolpingsfamilie sowie der Katholischen Arbeiter Bewegung von St. Georg und St. Marien Vreden begrüßen, nachdem er Bischof Genn willkommen geheißen hatte. „Wer glaubt, ist nie allein“ diese unvergessenen Worte von Papst Benedikt XVI., gesprochen am 24. April 2005 in seiner Predigt, griff Bischof Genn auf.

Erneut Ja sagen

Er stellte fest, dass diese Aussage nirgends besser zu erleben sei, als in Kevelaer. „Wer hierhin kommt, wird in Frage gestellt, ob er erneut Ja sagt zu dem, was die Vorfahren in 200 Jahren vorgelebt haben. Jesus mutet den Menschen zu, ihn als den Sohn Gottes anzuerkennen. Er bleibt sich treu, auch in der Gefahr alleine zu bleiben. Wer heute auf Wallfahrt geht, sagt Ja zum Vorgelebten der Vorfahren. Alle haben Gläubigkeit in ihrem Herzen getragen und haben so Gemeinschaft erlebt. Es ist wichtig, seinem Glauben treu zu bleiben. Gottes Name ist: Ich bin für euch da. Er steht zu uns und Maria, die ihren Mantel weit ausbreitet, tröstet uns auf unserem Lebensweg. In schweren Stunden können wir zu Maria gehen und sie fragen: Zu wem soll ich gehen, um Heil zu erfahren – und sie wird antworten: Zu Jesus, dem wahren und heiligen Gott.“

Mit dabei: 40 blaue Schafe

Die vierte interreligiöse Wallfahrt stand ganz im Zeichen des Ausgleichs zwischen den Religionen und der Gleichheit aller Menschen. Die ersten Friedensbewegten versammelten sich dabei mit den Vertretern der verschiedenen Religionen, vom Judentum bis zum Baptisten, im Marienpark. Dort berichtete Pastor Gregor Kauling in einer Art „Vorprogramm“ vor der offiziellen Eröffnung der Wallfahrt über seinen Start in Kevelaer und seine interreligiösen Erfahrungen.

Auf der Wiese waren die Anwesenden, darunter auch der Bruder des „Cap Anamur“-Gründers und Mitbegründer dieser Wallfahrt Rupert Neudeck, Veit, von über 40 blauen Schafen des Rheinberger Künstlers Rainer Bonk umgeben. „Das Motto ist: die Herde ist gleich, was bedeutet, das jeder Mensch gleich wichtig ist“, erläuterte dieser die Idee zu den Kunstwerken. „Wir empfinden alle gleich. Was viel mehr gefördert werden müsste, ist das menschliche Gegenüber.“

Das „zu überführen in eine optische Kategorie“ sei das Anliegen und das in Blau, weil Menschen auf der Welt das zu 50 Prozent als besonders positiv empfinden. „Das ist auch ein poltiische Statement für die EU“, sagte Bonk. „Humanität muss in jedem Menschen entwickelt werden.“

Die Schafe wurden von den Anwesenden von Station zu Station mitgetragen und trugen so optisch diesen Gedanken mit.

Auch die Künstler des Tages, wie Anne Rossmann, äußerten sich, was sie aktuell beängstige? „Die Unberechenbarkeit – es fallen Schranken, das Treten auf Menschen, die schon am Boden liegen und die Anonymität von Gewalt.“

Den Kontrapunkt dazu setzte zur Eröffnung der interreligiösen Wallfahrt Karl Timmermann, der das Lied „Frieden ist ein Lächeln auf dieser Welt, stärker als Worte, Macht oder Geld“ mit der Gitarre vortrug. Danach zogen die Anwesenden mit den Schafen – singend zu „Schalom chaverim“ und „Herr, gib uns Deinen Frieden“ über den Roermonder Platz und die Hauptstraße bis vor die Stufen der Basilika. Dort wurden die über 200 Menschen von dem Familienchor unter der Leitung von Romano Giefer mit Liedern wie „Sounds of silence“ zum Innehalten empfangen.

Bürgermeister Dominik Pichler wies in einer Rede darauf hin, wie wichtig es sei, gerade in einer „viel unfriedlicher“ gewordenen Welt „für den Frieden in der Welt zu beten“ und „ein Zeichen zu setzen für den Frieden. Ich danke Ihnen allen , dass sie keine Angst haben, dieses Zeichen für Toleranz und Diskurs, dieses Zeichen gegen Ausgrenzung zu setzen“ Auch die Gesellschaft in Deutschland werde immer stärker „durch Radikale, in der Politik von links und rechts, in den Religionen durch Fundamentalisten“ bedroht.

An einem differenzierten Austausch von Argumenten und Kompromissen seien immer weniger Menschen interessiert. „Rücksichtslosigkeit, Intoleranz und fehlender Respekt stehen zunehmend im Mittelpunkt.“ Und das Recht des Stärkeren sei „zum Teil Staatsräson geworden selbst bei Staaten“, die eigentlich unsere Verbündeten und Freunde seien.
Jede Religion sorgte dann auf ihre Art und Weise für ihren Beitrag zum Friedensthema, das in Anlehnung an das Wallfahrtsmotto 2018 alle Religionen verband.

Michael Rubinstein, Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Nordrhein-Gemeinden, erinnerte an die Ermodung Yitzhak Rabins 1995, der für den Versuch des Ausgleichs zwischen Isarelis und Palästinensern erschossen wurde: „Er wusste, dass man nur Kompromisse schließen kann, wenn man auf einander zugeht.“ Es reiche nicht mehr, passiv dem Geschehen der Welt zuzusehen. „Wir müssen unsere Stimme erheben.“ Markus Kaja und Aaron Malinsky, Kantor der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, präsentierten zunächst auf Klarinette die Improvisation eines jüdischen Volksliedes und dann „Das Lied des Friedens“, dass Rabin in seiner Hemdtasche trug, als er ermordet wurde.

Samir Bouissa, der NRW-Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, trug ausführlich viele der Koranverse vor, die unterstrichen, „wie wichtig Frieden und Gerechtigkeit im Koran ist“ auch mit Blick auf die „Glaubensbrüder, die das vergessen oder nie kennengelernt haben.“

Kauling, die evangelische Pfarrerin Karin Dembek und der neue Baptistenpfarrer David Burau betonten im Gebet die „Zeichen für Menschen, die sich für eine versöhnte Welt einsetzen“ und dem Glück „gelungeger Beziehungen; die der Seele Frieden geben“ mit der Botschaft: „Lasst uns Menschen werden, die das Leben lieben und den Frieden suchen.“
Nach gemeinsamen Fürbitten für „die unglücklichen Opfer“ von Kriegen, entwickelten alle Religionsvertreter zusammen symbolisch eine mit einem Tuch umhüllten Frau.

Nach einer kurzen Andacht an der Gnadenkapelle liefen alle Beteiligten zur Friedensstele, wo Tom Löwental und der Männergesangsverein „Frieden“ und Janssens Lied intonierten,

Der Krieg ist ein großes Monster

Dort erfuhren die Anweseden auch einiges über die Flüchtlingsfamilie Khatib aus Aleppo. 2016 waren Mohab und Hala Khatib aus Aleppo geflüchtet, berichtete Hala von den Bomben auf ihre Schule und dem Tod aller Zweitklässler dort.

Im Forum Pax Christi hatten beide am 28. August bei der Wallfahrt mit ihrer dort zurückgelassenen Mutter Rawa telefoniert. “Ich hatte die Hoffnung, dass es eines Tages alles besser wird”, meinte Sohn Mohab.

Die 52-Jährige kam mit der Tochter Shalaa, die via Handy Deutsch lernte, nach “zwei Jahren, fünf Monaten und zehn Tagen” im Februar 2018 nach Deutschland. Sie fasste ihre Erlebnisse auf französisch in einen Satz zusammen: “Der Krieg ist ein großes Monster.”

Spontan ging für das Studium eins der Schwestern der Hut rum. Und die Religionsvertreter verlasen ihre gemeinsame Friedens-Deklaration 2018 “gegen hemmungslosen Kapitalismus”, der die Lebensgrundlagen zerstört, gegen den Hunger und immer perfektere Waffen.”

Bonk verteilte anschließend Mini-Schafe zur Erinnerung und schenkte der Mitinitiatorin Elke-Kleuren-Schryvers von der “Aktion Humanität”, Gregor Kauling und Dominik Pichler jeweils ein “großes Schaf”, dass in Kevelaer bleiben soll.

Samir Bouissa als Vertreter der Muslime zeiget sich nach dem Ende der Veranstaltung tief bewegt: “Es ist faszinierend und toll, dass so viele Menschen teilnahmen – und die Hilfe für die Familie ist beeindruckend. Wie die Menschen da spontan für die junge Frau eingesprungen sind. Das zeigt, dass es Menschen mit großem Herzen gibt.” Und Elke Kleeuren-Schryvers meinte: “Es ist gelungen, wieder ein bisschen mehr Frieden unter den Religionen zu stiften.”

Andacht am Marienbildnis.

Sie kamen, um das Ja von Maria zu erfahren

Es war ein beeindruckendes Bild: eine vollbesetzte Kirche und eine riesige Gruppe von über 200 Wallfahrern, die begleitet von den Fahnenträgern der Verbände und der Halderner Bläsergruppe, gemeinsam mit einmarschierten. „Mit Blasmusik und Gesang – das war Gänsehaut pur“, bekannte Marita Alipass-Koep, die zum ersten Mal dabei war.

„Liebe Pilgerinnen und Pilgerinnen aus Rees, es ist eine große Freude“, begrüßte der Wallfahrtsrektor gemeinsam mit der stellvertretenden Kevelaerer Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf und dem Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers die Biener und Reeser Bürger, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus den Weg in die Marienstadt gefunden hatten. Ausdrücklich wandte sich Gregor Kauling an den Reeser Pfarrer Michael Eiden, mit dem er gemeinsam studiert hatte.

„Wenn wir einen Moment innehalten, die gefüllte Kirche sehen und bedenken, dass sie jede Jahr hierherkommen“, zeigte er sich beeindruckt, dass viele Pilger aus Rees „mit Leid und Freud“ gekommen waren, um „für neue Kraft und Stärke“ loszulassen und das „Ja von Maria“ zu erfahren.

Brigitte Middeldorf unterstrich die besondere Beziehung von Rees und Kevelaer über die Wallfahrt. Sie erweis den Pilgern ihre Anerkennung für den Weg, den sie trotz des Regens zurückgelegt hatten. Der Reeser Bürgermeister bedankte sich bei der Stadt Kevelaer, dass die Pilger immer wieder hier aufgenommen werden. „Ich bin erst kurz vor dem Ziel dazugestoßen“, bekannte er. 375 Jahre Wallfahrt und der Einzug in die Stadt und die Basilika seien an diesem Tag „etwas ganz Besonderes“. „Und ich habe es auch genossen, diese ganz besondere Atmosphäre und Stimmung spüren können“, die die Pilger vom Morgen an empfanden.“ Dies sei ein Grund zum Feiern.

Gerwers dankte den Organisatoren der Wallfahrt und verband mit deren Engagement die Hoffnung, „dass sich Pilger nicht nur in Jubiläumsjahr, sondern für die nächsten Jahrzehnte dazu mobilisieren“ lassen.“ Mit Fug und Recht solle die Reeser Kerze auch weiterhin einen besonderen Platz in der Kerzenkapelle finden. Im Anschluss wurden die Kerzen aus Rees und Bienen gesegnet und der Gottesdienst zelebriert.

Bereits früh am Morgen hatten sich nach Angaben von Organisator Stef Beumer gut 75 Wallfahrer nach dem Segen in der St. Maiä Himmelfahrtskirche von Rees zunächst zu Fuß auf den Weg gemacht. „Wir sind im Regen losgelaufen“, erzählte die Reeserin Dorothe Becker, die zum sechsten Mal mitging.

Parallel hatten sich die Biener (und später die Radpilger) auf die Reise gemacht. Die Buspilger waren am Mittag gestartet. Nach der Überfahrt mit der Fähre „Rääße Pöntje“ über den Rhein erfolgte für die Fußpilger eine kurze Andacht in der Kehrumer St. Huberts-Kirche mit Picknickpause.

„Das war ein sehr meditativer Moment“, hob Pater Rajakumar Santiagu die beeindruckenden Ausführungen von Pastoralreferentin Maria Warschak hervor. Sie hatte dort gesagt: „dass wir die Welt nur verändern können, wenn wir uns selbst verändern.“ Den Frieden im Alltag zu suchen sei die Aufgabe. Später gab es dann eine Eucharistiefeier im St. Laurentius Uedem mit Stärkung im Pfarrheim. „Da waren es schon sehr viel mehr Leute“, zeigte sich Stef Beumer von der großen Teilnehmerzahl erfreut.

Am Mittag versammelten sich dann alle Pilgergruppen an der Schravelner Heide. „Es war in jedem Fall ein wundervoller Tag“, bilanzierte Pfarrer Michael Eiden. „Die Gemeinschaft und mit Menschen in Kontakt zu kommen“, hob Mechthild Kitzinger das Besondere hervor. Die 64-Jährige war im 14. Jahr mit dabei. „Man versucht, zur Ruhe zu kommen“, sagte Andrea Appenzeller.

Eine große Anzahl der Reeser Pilger nutzte die Gelegenheit, den Kevelaerer Kreuzweg zu begehen. Unter ihnen befand sich mit der 95-jährigen Lore Beenen aus Bienen die wohl älteste Pilgerin dieses Tages: „Das ist so Tradition, dass man das jedes Jahr macht. Und heute in der Kirche war das noch beeindruckender als sonst“.

Rückblick aufs Kevelaerer Ameland-Mädchenlager 2018

Ameland, wir tauchen bis zum Grund – 14 Tage kunterbunt! Das war das Motto des diesjährigen Mädchenlagers aus Kevelaer. Mit 54 Kindern, 13 Betreuern und sechs Kochfrauen machten wir uns auf den Weg nach Ameland, um dort 14 Tage voller Spiel und Spaß zu verbringen.

Getreu unserem Motto „Unter Wasser“ haben wir in den verschiedenen Gruppen T-Shirts gestaltet und einen Lagersong verfasst, den bald alle auswendig und laut mitsingen konnten. Fleißig geübt wurde auch der Lagertanz auf den Song „Walking on Sunshine“. Zum Titel dieses Liedes passte die Wetterlage auf der Insel leider nicht immer, aber davon ließen wir uns nicht unterkriegen und hofften auf Besserung.

Viel Programm haben wir erlebt. Neben Spielen wie „Mr. X“ und „Meeresflitzer“ genossen die Mädchen Ausgänge nach Nes und Ausflüge zum Strand. Ein weiteres Highlight war die Disko mit dem Weseler Jungenlager, auf der wir unsere Tanzkünste unter Beweis stellen konnten. Ebenso gefielen der Kinoabend mit dem Film „Sing“ und das Betreuersuchspiel.

Auch die traditionelle Taufe stand an. Alle Mädchen, die zum ersten Mal mit im Lager waren, wählten einen Taufpaten und mussten mit verbundenen Augen einen Parcours bestehen. Fehlen durfte dabei natürlich nicht der Taufspruch, der aufgesagt werden musste.

In den letzten Tagen standen noch Programmpunkte wie das Fantasyspiel, Grand Prix und das Völkerballturnier an. Auf die Leuchtturmwanderung mit anschließender Strandfahrt wurde natürlich auch nicht verzichtet.

Herzlich möchten wir den Sponsoren danken, die dazu beitragen, dass unser Lager unvergesslich wird: dem Bauer Moers, der Bäckerei Vloet, den Eisdielen Lido, Misurina, Piva und Europa, der Bücherstube Aengenheyster, der Buchhandlung Bercker, Edeka Brüggemeier, der Pizzeria Okan, der Parfümerie Balster, dem Kerzengeschäft Jacobs, Intersport Dorenkamp, Schreibwaren Leenders und Würth. Bedanken möchten vor allem wir Betreuer uns bei Baby`s Best für das Sponsorn unserer Pullis.

Die Stimmung im Lager war gut, es wurde gesungen und die freie Zeit mit Völkerball oder Gesellschaftsspielen verbracht. Das Essen war lecker, wir genossen die frische Inselluft und freuten uns auf jeden bevorstehenden Tag. Viele Grüße von der wunderschönen Insel Ameland!

Die Betreuerinnen des Ameland-Mädchenlagers

Der Heilige Geist wehte durch die Basilika

Der Heilige Geist wehte mit Macht durch die Basilika. Hans-Jürgen Kaiser, seines Zeichens Domorganist in Fulda und Professor für Orgelimprovisation in Mainz, hatte beinahe sein ganzes Konzertprogramm unter dem Thema „Veni creator spiritus“ zusammengestellt. Einzig die beiden ersten Stücke wichen von diesem Prinzip ab.

Zur Eröffnung hatte sich Kaiser einen ziemlich dicken Brocken auf das Notenpult gestellt, der gemeinhin eher am Ende eines Konzerts gespielt wird: Präludium und Fuge über B-A-C-H von Franz Liszt. Der Faszination, dass ausgerechnet die Figur, die auch in der Romantik als „Anfang und Ende aller Musik“ (Max Reger) galt, mit einem Namen gesegnet war, der sich perfekt als musikthematischer Baustein eignet, konnte sich auch Liszt nicht entziehen.

Die Komposition fällt in eine Phase, in der sich Liszt sowohl mit Bachs Schaffen auseinandersetzte, als auch mit dem Instrument Orgel – die 1856 uraufgeführte Komposition ist eng mit der ein Jahr zuvor fertiggestellten Merseburger Domorgel verbunden. Starke dynamische Kontraste, orchestrale Farbigkeit und pianistische Virtuosität bilden gewiss den gestalterischen Dreiklang, der jede Interpretation dieses Stückes ausmacht und dem von Natur aus auch die Gefahr der Übertreibung innewohnt.

Zweimal im Laufe des Konzerts zeigte Kaiser sein überragendes Können auf dem Gebiet der Orgelimprovisation. Gleich an zweiter Stelle des Programms stand eine Variationsfolge über „Segne du Maria“ – ein Lied, das mit seiner einfältigen Melodie jedem regelmäßigen Kevelaerer Kirchgänger spätestens am Ende des Sommers „aus den Ohren krümeln“ dürfte. Umso spannender war es zu verfolgen, wie Kaiser die Melodie von Variation zu Variation immer weiter verfremdete, fragmentierte und mit farbiger Harmonik in entlegene Regionen führte.

Von nun an wehte dem aufmerksamen Zuhörer mal plakativer und mal subtiler in jedem Stück der Heilige Geist durch die Ohren. In den beiden Versetten des Adam von Fulda und dem „Plain chant sur Veni creator“ von Nicolas de Grigny wäre dieses bei geschickterer Wahl und Ausbalancierung der Klangfarben noch besser hörbar gewesen. Auch die Feingliedrigkeit und der markante „Offbeat“ im ersten Teil von Bachs „Komm, Gott, Schöpfer, Heiliger Geist“ (BWV 667) hätte sowohl eine durchsichtigere Registrierung, als auch eine lichtere Artikulation verdient gehabt, um nicht im Klangbrei zu ersticken. Einen schönen „Dreisatz“ bildeten die letzten Stücke des Programms: Zwei französische Klassiker der Orgelliteratur rahmten eine Improvisation Kaisers ein.

Nur rund fünf Jahre liegen zwischen der Entstehung des finalen „Prélude, Adagio et Choral varié sur le thème du Veni creator“ (fertiggestellt 1930) von Maurice Duruflé und Olivier Messians Zyklus „La Nativité du Seigneur“ (Die Geburt des Herrn, komponiert 1935) aus dem der vorletzte Satz „Les Mages“ (Die Heiligen Drei Könige) zu Gehör kam. Dennoch wandeln beide Komponisten klanglich auf äußerst unterschiedlichen Pfaden. Bleibt Duruflé im Fahrwasser spätromantischer Harmonik und Stilistik, ist „La Nativité“ Messians erster großer Zyklus, in dem er die für ihn so typischen Skalen und fernöstlich inspirierte Rhythmen verwendet. Gerade die in „Les Mages“ angelegte hochkomplexe Dreischichtigkeit ließ sich in Kaisers Interpretation gut verfolgen – sofern man wusste, worauf man hören muss. Ein Faktum, das der „konstruierten“ Musik Messians nun einmal zu eigen ist. Dennoch hörte man auch ohne dieses Wissen, das die Prozession der Weisen einleitende „Veni creator“, konnte ihr stetiges dem Stern Zustreben verfolgen und schließlich ihr Niederknien vor dem Kind, im ätherischen Verklingen des Stückes.

Die an „Les Mages“ anschließende freitonale Improvisation Kaisers war dann auch gehöriger Kontrast zum magischen Verklingen des Vorangegangenen: Brausen, Feuerzungen, des Geistes Macht – der Heilige Geist ist eben keineswegs nur laues Lüftchen. Wie auch schon im ersten Programmteil erlebte man hier Kaiser ganz in seinem Element. Und eigentlich hätte man sich mehr davon gewünscht. In seinen Improvisationen wurde er als kreativer Musiker jedenfalls deutlich unmittelbarer erfahrbar, als in seinen zuweilen eher technischen Interpretationen.

Fulminantes Geistesbrausen

Nach diesem fulminanten Geistesbrausen wirkte der ohnehin recht brav daherkommende Duruflé noch etwas blasser als sonst schon. Duruflé am Beginn und Listz am Schluss wäre, trotz aller thematischer Erwägungen aus dramaturgischer Sicht die bessere Entscheidung gewesen. Allem Beckmessern zum Trotz waren es dicht gepackte 75 Minuten guter und abwechslungsreicher Musik, die von den etwa 80 Zuhörern zu Recht mit reichem Beifall goutiert wurden