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Jede Menge Wahlen bei jeder Menge Abstand

Während der 221. Tagung des Evangelischen Kirchenkreises Kleve im Gocher Kastell saßen die 74 Stimmberechtigten, die beratenden Mitglieder und Gäste an Einzeltischen, mit zwei Metern Abstand. Schwierig darum die sonst üblichen Gespräche am Tisch, auf eine Pause wurde auch verzichtet.

Vor der versammelten Synode wurde Schulreferentin Hanna Sauter-Diesing durch den Superintendenten in die kreiskirchliche Pfarrstelle eingeführt und für ihren Dienst gesegnet.
Damit sich die Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland im Januar 2021 konstituieren kann, müssen 37 Kirchenkreise dafür Abgeordnete wählen. In insgesamt acht geheimen Wahlgängen bestimmte die Klever Sommersynode ihre „Landessynodalen“.

Qua Amt sind Superintendent Hans-Joachim Wefers (Xanten) als 1. Theologischer Abgeordneter und seine Stellvertretungen, Assessor Robert Arndt und Pfarrerin Rahel Schaller (beide Goch) gesetzt. Als 2. Theologischer Abgeordneter wurde Pfarrer Hartmut Pleines (Geldern) bestätigt. Ebenfalls ohne Gegenkandidaten wurden erstmalig Pfarrer Dr. Georg Freuling (Kleve) als dessen 1. Stellvertretung und Pfarrerin Hanna Sauter-Diesing (Schulreferat Duisburg/Niederrhein) als dessen 2. Stellvertretung gewählt.

Auch bei den Wahlen der zwei nichttheologischen Abgeordneten stellten sich die insgesamt vier Kandidatinnen und ein Kandidat dem Plenum drei Minuten lang vor. Mit Mund-Nasen-Schutz war das eine atemraubende Situation am Mikrofon.

Als 1. Nichttheologische Abgeordnete setzte sich Dr. Rose Wecker (Goch) durch. Als 2. Nichttheologische Abgeordnete wurde Brigitte Messerschmidt (Xanten) in zwei Durchgängen bestimmt. In stellvertretende Positionen der nichttheologischen Abgeordneten wurden gewählt: Michael Rolle (Kerken), Nicole Ganss (Kevelaer) und Ursula van Haaren (Kalkar).

„En bloc“ das Vertrauen der Synode bekamen die Mitglieder für den Geschäftsführenden Ausschuss des Schulreferats Duisburg/Niederrhein: Jeanette Osthus (Xanten), Dr. Rose Wecker (Goch) und Superintendent Hans-Joachim Wefers. Auch wählte die Synode für die Vertretungen im Rechnungsprüfungsvorstand der Rechnungsprüfungsstelle Niederrhein: Ralf Kruse (Kervenheim) und Heinz-Dieter Steinbrecher (Büderich).

Die nächste Kreissynode findet am 13. und 14. November ebenfalls im Gocher Kastell statt.

Päpstlicher Segen in schwierigen Zeiten

Auch in schwierigen Zeiten macht es das Wallfahrtsteam in und für Kevelaer möglich, dass die Menschen ihren Glauben feiern können, rund um das Hochfest Mariä Himmelfahrt sogar mit dem päpstlichen Segen. Den spendete der Bischof des französischen Bistums Troyes, Marc Stenger, den Gläubigen.

Der sympathische Geistliche ist außerdem langjähriger Vorsitzender der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Frankreich. Mittlerweile ist Bischof Stenger gemeinsam mit Schwester Teresia Wamuyu Wachira aus Kenia internationaler Präsident von Pax Christi International.

Das ist sicherlich auch ein Grund, warum die Verbundenheit zu Kevelaer besonders groß ist, was nicht zuletzt auch Domkapitular Gregor Kauling, Rektor der Wallfahrt, freut. Mit ihm gemeinsam feierte Bischof Stenger das Pontifikalamt in der Basilika. Die war – unter den Bedingungen der strengen Corona-Hygiene- und Abstandsregeln – vollbesetzt. Der Pandemie war es auch geschuldet, dass der Päpstliche Segen erstmals in der Basilika gespendet wurde.

In seiner Predigt sagte der exzellent Deutsch sprechende Bischof, dass „diese Zeit für die Wallfahrt nicht sein kann, wie sonst. Menschen befinden sich in schwierigen Situationen, haben Ängste. Deswegen müssen wir umso mehr unser Vertrauen auf die Gottesmutter legen. Sie sagt, wo du bist bin ich, um dich aus der Sackgasse heraus zu bekommen.“ In Maria sei alles ausgedrückt, was Gott in den Menschen sehen würde. „Was uns Maria sagt, ist, dass Gott den Dialog, den er mit den Menschen begonnen hat, nicht mehr abbricht.“

So war das feierliche sonntägliche Pontifikalamt mit Bischof Stenger einer der Höhepunkte eines vollen Wochenendes zum Hochfest Mariä Himmelfahrt für die Gläubigen in Kevelaer. An dessen Anfang stand die Einladung der Gemeinde St. Marien zu einer geistlichen Abendmusik um 20 Uhr in der Basilika. Sie wurde gestaltet von Sopranistin Katharina Borsch, Basilikaorganist Elmar Lehnen und Pastoralreferent Dr. Bastian Rütten.

Am nächsten Tag gab es das Abendgebet in der Basilika. Gebete, biblische und lyrische Texte und Musik bildeten den Mittelpunkt der Lichtfeier, an deren Anschluss eine Corona-konforme Version einer Lichterprozession stand.

Mit dem Hochfest traten in der Pfarr- und Wallfahrtsgemeinde auch folgende Änderungen ein: Die Pilgerandacht wird wieder täglich um 15 Uhr in der Basilika gefeiert. Der öffentliche Kerzensegen auf dem Kapellenplatz findet samstags und sonntags um 14.30 Uhr statt. Auch das Pilgeramt, täglich um 10 Uhr in der Basilika und die Familienmesse an jedem Sonntag um 10.30 Uhr werden wieder gefeiert, letztere bis auf Weiteres im Forum Pax Christi.

Hilfe vom Niederrhein

Die schrecklichen Bilder aus Beirut haben auch den Niederrhein erreicht. Pater Firas Lufti, den die Aktion pro Humanität (APH) seit einigen Jahren bei seiner Arbeit mit kriegstraumatisierten  Kindern in Syrien unterstützt – und der auch in Kevelaer bereits war, schickte per Whatsapp Fotos und Videos an Dr. Elke Kleuren-Schryvers, die Vorsitzende der Stitftung pro Humanität in Kevelaer.

Der Konvent und die Kirche, in der Pater Firas normalerweise lebt, wurde völlig zerstört. Pater Firas selbst ist zurzeit in Syrien, um dort coroankranke Mitbrüder zu betreuen.

„Wir haben miteinander telefoniert“, sagt Elke Kleuren-Schryvers. Die Kevelaerer Medizinerin hat das Gespräch protokolliert. Weil es so bewegend, so ergreifend ist, macht die Aktion pro Humanität es öffentlich – mit Einverständis von Pater Firas, natürlich:

„Es geht mir persönlich gut und den Brüdern in Beirut in meinem Konvent glücklich auch. Einzig macht sich derzeit   Erschöpfung breit. Die verzweifelte Situation der Menschen hier in Syrien. Wir brauchen Eure Hilfe für die Flüchtlinge hier, für die Christen. Alles ist schwer für meine beiden Mitbrüder hier vor Ort, weil sie unter einem IS-Regime leben und arbeiten. Dennoch: Wir brauchen Euch und Euer Wirken, damit die Menschen glauben können, dass noch Hoffnung besteht.

Und dann diese Explosion in Beirut, Beirut,wo ich eigentlich sein sollte. Beirut ist mein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt im Augenblick als Franziskaner-Oberer für die drei Länder der Kustodie des Heiligen Landes, Syrien, Jordanien, Libanon.

Die Menschen im Libanon haben so viele Flüchtlinge aufgenommen, obwohl das Land am Boden lag. Jetzt diese totale Zerstörung. Die Hospitäler sind zerstört oder in desolater Situation durch den wirtschaftlichen Niedergang des Landes – schon lange vor dieser Katastrophe. Und jetzt brauchen wir dringend Krisen- und Katastrophenhilfe! Die Menschen brauchen Nahrung, Trinkwasser, Baumaterialien, sicher auch Medikamente und medizinische Hilfe.  Aber erst einmal benötigen wir das Allernotwendigste zum Leben.

Bitte grüße alle Menschen am Niederrhein, die uns schon in Aleppo so wunderbar geholfen haben für die kriegstraumatisierten Kinder. Grüße meine Mitbrüder, die Bischöfe des Bistums Münster. Vor allem Bischof Rolf Lohmann, den ich ja noch aus Kevelaer kenne. Das Bild der Consolatrix afflictorum, der in Kevelaer verehrten Muttergottes, das er mir damals, 2016, schenkte, schützt mich! Davon bin ich sehr überzeugt. Denkt an uns, betet für uns  und  – wenn Ihr auch für Beirut helfen könntet – ich benötige Eure Hilfe dringend!

In Beirut sind unzählige Häuser unbewohnbar.

 

Neben all den erschütternden und zerstörten Lebensinhalten, physisch und psychisch, ist es die große, zusätzliche Angst vor dem Corona-Virus, das allen Menschen den Atem verschlägt. Wir haben hier kaum medizinische Chancen gegen das Virus – weder in Syrien, noch im Libanon. Und die Ansteckungsgefahr steigt in dieser Katastrophe in Beirut sicher massiv. Bleibt an der Seite der Menschen hier im Heiligen Land! Das ist meine herzliche Bitte. Vergesst sie nicht.“

Bereits vor wenigen Tagen konnte Pater Firas für seine Flüchtlingsarbeit in Idlib/Syrien finanziell vom Niederrhein unterstützt werden. Die Stiftung der Familie Seibt aus Wesel-Flüren und  der Verein „Wir helfen Kindern weltweit“ sowie die  Aktion pro Humanität stellten finanzielle Hilfen bereit. Das Bistum Münster signalisierte über das Weltkirchereferat ebenfalls Hilfe.

Für  die schnelle, aktuelle Katastrophenhilfe für Beirut hat APH nun ebenfalls erste Unterstützung möglich gemacht: Die Bernd Zevens/Zevens-Stiftung Kleve spendete 5.000 Euro, Helene Keppel aus Geldern überwies 10.000 Euro. Und auch APH hat beschlossen, 10.000 Euro  zur Katastrophenhilfe für die Menschen in Beirut bereitzustellen.Zudem ist auch hier die Grav Insel mit Familie Seibt wieder mit weiteren 10.000 Euro dabei. Die Hilfe vom Niederrhein wird Pater Firas direkt erreichen.

Den Menschen in tiefster Not beistehen

Weihbischof Rolf Lohmann, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Aktion pro Humanität, hatte anlässlich seiner Bischofsweihe 2017 für die kriegstraumatisierten Kinder in Aleppo zu Spenden aufgerufen.

Nun regt er eine Hilfs-Allianz für die Menschen in Beirut an: „Millionen Menschen können kaum mehr ertragen als das, was ihnen in Syrien und jetzt aktuell gerade in Beirut geschieht. Diese Explosion, die jetzt bereits als die zweitgrößte nach Hiroshima in der Weltgeschichte beschrieben wird, verlangt nach einer Explosion unseres guten Willens, den Menschen in tiefster Not beizustehen. Überall auf der Welt, aber jetzt hier.“

Das Bistum Münster hat als Soforthilfe für die Menschen in Beirut 150.000 Euro an das Hilfswerk Caritas international überwiesen. Mehr Infos gibt es auf Facebook (Aktion pro Humanität und Firas Lufti)  und online: www.pro-humanitaet.de

Seelsorger und Entwicklungshelfer

Eine kleine Kapelle mitten im Grasmeer der argentinischen Pampa. Wir schreiben das Jahr 1949. Vor dem Kreuz kniet ein Missionar der Steyler Societas Verbi Divini. Angesichts der schier unendlichen Weite seines neuen Arbeitsgebietes hat den 35-jährigen Pater Augustin van Aaken der Mut verlassen. Er hat die Fahrt zu seiner Missionsstation unterbrochen und bittet um neue Kraft und um Glauben. Mitten im Gebet fällt sein Blick auf das bunte Glasfenster und den darunter stehenden Namenszug: „Heinrich Derix, Kevelaer“. Nach einem Augenblick ungläubigen Staunens, so erinnerte er sich später, kehrten Glauben und Zuversicht zurück: „Als ich die drei Worte las, da sagte ich mir: Wenn das kleine Kevelaer hier vertreten ist, dann bist Du am richtigen Platz.“

Augustin van Aaken wurde 1914 in Kevelaer geboren. Seine Eltern August van Aaken und Bernhardine Johanna van Aaken, geborene Te Niersen, bewirtschafteten in der Hauptstraße 51 den Pilgerhof „Zum St. Josef“. Angeschlossen an das 45-Betten-Haus waren ein kleines Geschäft und eine Zimmermeisterwerkstatt. Die letztere sicherte der wachsenden Familie außerhalb der Wallfahrtszeit ein regelmäßiges Einkommen. Wie seine zehn Geschwister arbeitete Augustin van Aaken schon als Kind im Familienbetrieb mit. Das stark christlich geprägte Elternhaus und die enge Anbindung an das Wallfahrtsgeschehen ließen ihn früh die Weichen für seinen späteren Lebensweg stellen.

Mit 14 Jahren lenkte der Kontakt mit Missionaren der Steyler Ordensgesellschaft Societas Verbi Divini seine beruflichen Wünsche und seine jugendliche Neugier auf die weite Welt in reale Bahnen. Im April desselben Jahres wechselte er von der Kevelaerer Rektoratschule auf das Gymnasium in Steyl. Sein Abitur machte er 1935 im ordenseigenen Missionspriesterseminar in St. Augustin bei Bonn. Im Anschluss begann er dort sein Noviziat.

Lebensmittelmarken für ein Festmahl

Verpflichtungen zum Arbeitsdienst unterbrachen 1936/37 die Priesterausbildung van Aakens und angesichts der drohenden Schließung des Seminars in St. Augustin kürzte der Orden die Vorbereitungszeit auf die Priesterweihe ab. Am 27. April 1941 wurde Augustin van Aaken in St. Augustin zum Priester geweiht. Seiner ersten Heiligen Messe am Tag darauf folgte zu Pfingsten, am 2. Juni 1941, die Heimatprimiz mit Domkapitular Wilhelm Holtmann in der Kevelaerer Basilika. Die Familie van Aaken hatte seit Monaten Lebensmittelmarken für ein Festmahl gesammelt, und die ganze Nachbarschaft beteiligte sich an den Vorbereitungen.

Im Juli 1941 lösten die Nationalsozialisten das Missionspriesterseminar St. Augustin auf, und van Aaken kehrte in seine Heimatstadt zurück. Er begleitete Bischof Clemens August von Galen auf dessen Firmreise durch das Bistum und holte im Priesterseminar Eichstätt die fehlenden Teile seiner Priesterausbildung nach. Als auch das Eichstätter Kloster seine Pforten schließen musste, wurde er Kaplan im württembergischen Aulendorf.

Im September 1942 erhielt Augustin van Aaken seine Einberufung zum Kriegsdienst. Nach einer Sanitäterausbildung in Ulm wurde er an die Ostfront versetzt und tat dort Dienst als Krankenträger. Siebenmal wurde Augustin van Aaken während der Kriegsjahre verwundet; von einer schweren Granatenverletzung im Gesicht behielt er mehrere Splitter im Kopf zurück; als er ein anderes Mal mit einem lebensgefährlichen Darmdurchschuss ins Lazarett eingeliefert wurde, stellten ihn die Ärzte buchstäblich zum Sterben beiseite. Ein ebenfalls im Lazarett befindlicher Priester erteilte van Aaken in der Nacht die Sakramente, und als er ihn am kommenden Morgen nicht mehr unter den Verletzten fand, hielt er ihn für tot. Tatsächlich befand sich Augustin van Aaken zu diesem Zeitpunkt zumindest in der Nähe des Himmels – sein Vetter Ernst van Aaken, Sportarzt und im Krieg Kommandeur eines Sanitätshubschraubers, hatte ihn zufällig unter den Verletzten entdeckt und ausfliegen lassen. Mehr als 30 Jahre später stieß der Priester aus dem Lazarett, der van Aaken längst unter den Gestorbenen wähnte, anlässlich dessen Bischofsweihe in der Zeitung auf den Namen. Ein Anruf bei der Familie in Kevelaer bestätigte das Unglaubliche; bei einem Heimatbesuch des Bischofs feierten die beiden Männer ein inniges Wiedersehen.

Abschied von seiner Familie

Das Kriegsende 1945 erlebte Augustin van Aaken im Lazarett, und nun drängte der inzwischen 31-Jährige darauf, endlich in den Missionsdienst eintreten zu dürfen. 1949 erhielt er seine Bestimmung für den Missionsdienst in Argentinien. Im Februar nahm er Abschied von seiner Familie – gemäß den Missionsregeln „für immer“, und tatsächlich sollte er zumindest seine Mutter nicht lebend wiedersehen.

Van Aakens erstes Missionsfeld war die argentinische Pampa. Das Land war politisch labil. Die Inflation wuchs, und das auf Militär und Gewerkschaften gestützte Regime sah sich einer wachsenden Zahl von Gegnern gegenüber, die es rigoros verfolgte. Als sich der Konflikt zwischen Präsident Peron und den von der katholischen und liberalen Opposition unterstützten Militärs Mitte Juni 1955 zuspitzte, wurde auch van Aaken verhaftet. Nach einigen Tagen kam er wieder frei und setzte nach dem Putsch von General Aramburu seine Arbeit unter dem neuen Militärregime fort.

Festkettenträger Josef Schotten und Adjutant Hans Wolsing nehmen 1973 Glückwünsche von Bischof van Aaken entgegen.

1961 kehrte Augustin van Aaken erstmals zu einem Besuch in seine Heimat zurück. Nach dem Heimaturlaub sollte er in Paraguay seine Arbeit wieder aufnehmen. Augustin van Aakens neuer Wirkungskreis lag mitten im Urwaldgebiet. Zentrum seiner Arbeit als erster Provinzial der Societas Verbi Divini in Paraguay wurde Encarnación, nach der Hauptstadt Asunción die zweitgrößte Stadt des Landes.

Anfang der 60er-Jahre kämpfte Paraguay mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Zwar blieb in Paraguay die politische Führung durch den diktatorisch regierenden Präsidenten Alfredo Stroessner stabil, doch ein großer Teil der 2,3 Millionen Einwohner lebte am Rande des Existenzminimums. Engagement für diese Menschen war ein politisches Statement, das die offizielle Kirche in Paraguay bis 1969 vermied. An der Basis allerdings konnten Männer wie Pater Augustin dem Elend der Menschen nicht tatenlos zusehen. Mit der ihm eigenen Tatkraft griff der Steyler Missionar zu Bibel und Maurerkelle. Er reiste durchs Land, hörte sich die Sorgen und Wünsche der Menschen an und veranlasste den Bau zahlreicher Kirchen und Schulen. In Encarnación entstanden zwischen 1962 und 1968 Heime für Kinder, junge Mütter und alte Menschen, eine Krankenstation, eine Landapotheke, ein Gymnasium und eine Handwerkerschule sowie ein eigenes Priesterseminar, in das 1966 die ersten Novizen einzogen.

Der Weg ins Rampenlicht

Als Augustin van Aaken 1968 seinen zweiten Heimaturlaub antrat, vollzog die Kirche in Paraguay gerade einen Stellungswechsel. Nach jahrelangem Schweigen wandten sich die Bischöfe von Villarica und Colonel Oviedo öffentlich gegen die fortdauernden Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Die Folge war eine repressive Kirchenpolitik, die bis Mitte der 70er-Jahre anhielt und auch Augustin van Aaken nicht verschonte, denn in dieser Zeit geriet er selbst ins kirchenpolitische Rampenlicht: 1972 erlag der erste Bischof der jungen Diözese Alto Paraná nach nur einjähriger Amtszeit einem Hitzschlag. Papst Paul VI. ernannte daraufhin Augustin van Aaken zu dessen Nachfolger.

Die Bischofsweihe, zu der van Aakens Geschwister Margarethe und Heinrich sowie die Neffen Karl und Paul aus Kevelaer anreisten, erfolgte am 12. August 1972 in Encarnación. Aus allen Richtungen strömten die Menschen herbei, um mit ihrem Pater Augustin zu feiern – und ihn gleichzeitig zu verabschieden. Als Bischof von Alto Paraná lag sein Amtssitz fortan in der neu entstehenden Stadt Puerto de Stroessner.

Als Wahlspruch für sein Bischofswappen hatte Augustin van Aaken 1972 den Satz „Servir en Carida“ – „Dienen in Liebe“ gewählt. Diesem Motto blieb er treu. Seine spartanische Haushaltsführung ging einher mit großzügiger Gastfreundschaft.

Seelsorger

Augustin van Aaken betrachtete sich nicht als Entwicklungshelfer, sondern als Seelsorger. Trotzdem ließ sich beides nie trennen. Auch in Puerto de Stroessner fungierte er als Baumeister. Seine Projekte finanzierte er nahezu vollständig über Spenden, von denen ein großer Teil aus Kevelaer und Aulendorf stammte. Die Diözese Alto Paraná bekam unter seiner Leitung ein Hospital mit 30 Betten, Krankenstationen, Schulen, Kinder- und Mütterheime sowie ein von Adveniat finanziertes Exerzitienhaus. Der besondere Stolz Augustin van Aakens war die Katholische Universität in Puerto de Stroessner. Um eine Mauer zu sparen, baute er sie gleich an die bescheidene Bischofsresidenz an.

Besonders am Herzen lagen van Aaken die acht Indianermissionen seiner Diözese, die er nur durch die Unterstützung der Sternsinger aus Kevelaer und Winnekendonk am Leben erhalten konnte. Für die Indigenen, die als Jäger und Sammler durch den Urwald zogen, kämpfte er um eine rechtlich abgesicherte Existenzgrundlage in Form von Landtiteln. Er gewann sowohl den Rechtsstreit als auch den Respekt der Indianer, denn er akzeptierte ihre Kultur und verband seine Hilfe nicht mit Bekehrungszwang.

Nachdem van Aaken im Juli 1989 anlässlich seines 75. Geburtstages das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten hatte, reiste er über Kevelaer nach Rom und überreichte Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch. Er hoffte, sein Bischofsamt einem Einheimischen übergeben zu können und selbst in den Alltag einer Missionspfarrei zurückzukehren. Nur ein Teil seines Wunsches erfüllte sich. Nach der Einweihung der erweiterten Kathedrale in Ciudad del Este, dem früheren Puerto de Stroessner, übergab er am 10. Juni 1990 seinen Bischofsstab an den Paraguayer Bischof Cuquejo und zog nach Obligado, wo er die Seelsorge für die 800 Schüler des Colegio San Blas und die umliegenden Ortschaften übernahm. Hier starb Augustin van Aaken wenig später, am 11. August 1990.

Auf vielen Wegen zu den Menschen

Es gab eine Zeit vor Corona, auch in der Ehe-, Familie- und Lebensberatung des Bistums Münster (EFL). Auf diese Zeit schaut der Jahresbericht der EFL für 2019 zurück, den Leiterin Andrea Stachon-Groth nun vorgestellt hat, ohne dabei den Ausblick auf die künftige Zeit mit Corona, die die Arbeit in den EFL-Beratungsstellen weiter prägen wird, auszusparen.

Unverändert geblieben ist die hohe Nachfrage nach den Angeboten der EFL. 2019 haben ins-gesamt 13.699 Ratsuchende die 38 Beratungsstellen im Bistum Münster aufgesucht. Dies ent-spricht der in etwa gleich hohen Resonanz der Vorjahre: 2018 hatte es 13.030, 2017 insgesamt 13.424 Ratsuchende gezählt worden.

3.933 Paare haben eine gemeinsame Beratung in Anspruch genommen. 169 Ratsuchende nutz-ten die Online-Beratungsstelle und wurden dort in 871 E-Mail-Beratungskontakten und 82 Chat-Beratungen unterstützt.

Der größte Teil der Ratsuchenden (59 Prozent) ist katholisch. Stachon-Groth und ihrem Team ist aber wichtig, dass sie genauso für Menschen anderer oder ohne Religionszugehörigkeit ansprechbar sind. Finanziert wird die Beratungsarbeit zu zwei Dritteln durch das Bistum, zu 18 Prozent von den Kommunen, zu elf Prozent vom Land NRW. Die restlichen Mittel stammen aus Spenden.

Online-Beratung

Die Themen der Beratungen ergeben sich laut Stachon-Groth oft aus Veränderungen und Umbrüchen in der Lebenssituation, in der Beziehungsdynamik zwischen Partnern und Familienangehörigen. Einzelpersonen kommen häufig wegen Selbstwertproblemen, stimmungsbezogenen Problemen wie Depressionen oder nach kritischen Lebensereignissen.

Paare suchen Rat vor allem wegen Schwierigkeiten in der Kommunikation und Auseinanderlebens, während Familien wegen Problemen im Umfeld oder einer gestörten Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern die EFL kontaktieren.

„Wesentlich für unsere Arbeit ist weiterhin, den Begriff der Familie größer zu denken als im klassischen Sinne“, betont Stachon-Groth angesichts eines in den vergangenen Jahren immer vielfältiger gewordenen Familienbilds. Auch das bildet der Jahresbericht ab: Zusammenlebende Paare mit gemeinsamen minderjährigen Kindern machen noch 33 Prozent der Ratsuchenden aus, Alleinerziehende 13 Prozent sowie Stief-/Patchwork oder Adoptiv-/Pflegefamilien mit minderjährigen Kindern sechs Prozent.

26 Prozent der Ratsuchenden lebt allein oder als Paar mit erwachsenen Kindern. „Hier hält die Kirche ein Angebot bereit für Menschen, die sonst durchs Raster fallen, denn die Beratung einer Familie mit erwachsenen Kindern erhält keine Landesförderung“, sagt Stachon-Groth.

Bei ihrer Arbeit sehen sie und ihr Team sich nicht als Einzelkämpfer, im Gegenteil: „Wir ver-netzen uns immer stärker mit anderen Angeboten in der Seelsorge oder der Prävention, um die unterstützenden Dienste der Kirche als Gesamtpaket noch wirksamer zu machen.“ Ebenso begleite man Ratsuchende beim Übergang zu nicht kirchlichen Angeboten.

Kontinuierlich wolle die EFL außerdem ihre „Beratungsansätze und Methoden weiterentwickeln und wissenschaftlich auf den Prüfstand stellen“, unterstreicht die Leiterin. Seit einem gemeinsamen Fachtag im Herbst 2019 arbeite man daran gezielt mit universitären Einrichtungen.

Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist nach Stachon-Groths Angaben, junge Menschen als Zielgruppe „auf unkonventionelle Art“ anzusprechen. Mit einer Impro-Theater-Aufführung über Beziehungsalltag habe man im Januar eine erste Idee erfolgreich ausprobiert, an die man anknüpfen wolle.

Nicht nur wegen der Corona-Einschränkungen wichtiger geworden sei das Thema Digitalisierung. „Aber durch die Umstellung unseres Angebots ist die Bereitschaft zu und die Erfahrung mit digitaler Beratung gestiegen“, weiß Stachon-Groth. Neben der Beratung gehe es dabei wesentlich auch darum, sich in der digitalen Welt gut zu präsentieren und dort erreichbar zu sein. Denn, betont Andrea Stachon-Groth abschließend: „Ziel unserer Arbeit ist und bleibt, möglichst breit alle Menschen zu unterstützen, die diese Unterstützung brauchen und möchten.“

Weitere Infos zur Arbeit der EFL und den kompletten Jahresbericht gibt es im Internet unter www.ehefamilieleben.de

Auch während der Pandemie ist es möglich, in Kevelaer zu Gast zu sein

Wenn Dr. Rainer Killich aus seinem Fenster im Priesterhaus schaut, kann er den gesamten Kapellenplatz überblicken. Rechts die kleine Kapelle mit dem Gnadenbild, links die Basilika, etwas im Hintergrund dazwischen die Kerzenkapelle. Mittlerweile lodern wieder viele kleine Flammen an der Außen-mauer, die Ständer für die Opferkerzen der Pilger füllen sich zusehends. „Langsam läuft es wieder an“, sagt der Generalsekretär der Wallfahrt Kevelaer.

Auch die Wallfahrt hat unter der Corona-Pandemie gelitten. Traditionell war der Terminkalender voll. Doch dann kam der März und mit ihm das Virus. Die Pilgerleitertagung musste ausfallen. Und bei Killich stand das Telefon nicht mehr still: „Ich schätze, dass rund 95 Prozent aller Gruppen die Wallfahrt für dieses Jahr abgesagt haben. Einige haben sie vom Frühjahr in den Herbst verlegt, aber die meisten kommen nicht wie sonst üblich.“ Dennoch spürt er eine hohe Verbundenheit mit dem Wallfahrtsort. Oft las er rührende Mails und führte lange Telefonate mit Menschen, denen die Absage ehrlich leidtat.

„Uns ist diese Verbundenheit sehr wichtig“, betonte der Generalsekretär. So machte die Wallfahrtsleitung das Angebot, stellvertretend zumindest die jeweilige Pilgerkerze in Kevelaer zu segnen und anzuzünden, um die oft über Jahrhunderte gepflegte Tradition nicht abreißen zu lassen. Auch Einzelpilger konnten sich per Mail an das Priesterhaus wenden, jeden Tag wurden für sie Kerzen aufgestellt. „Das war eine sehr intensive Zeit“, resümiert Killich.

Immerhin durfte am 1. Mai die Wallfahrtseröffnung gefeiert werden, unter strengen Hygieneauflagen zwar, aber es sei ein wichtiges Signal gewesen. Noch immer dürfen sich maximal 150 Menschen gleichzeitig in der Basilika versammeln, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern.„Das funktioniert gut und hat sich eingespielt“, versichert Killich.

Mittlerweile kommen auch wieder erste, meist kleinere Gruppen in die Marienstadt.
Pastoralreferent Dr. Bastian Rütten berichtet von den seelsorglichen Erfahrungen im ersten Halbjahr der Pandemie: „Wir experimentieren und lernen.“ So lade man die Menschen, die sonst um 15 Uhr eine Andacht in der Basilika feiern konnten, nun zu einem Glaubens- und Gebetsimpuls unter freiem Himmel am Gnadenbild ein.

Dort würden auch Kerzen und andere Gegenstände der Pilger gesegnet. „Das wird sehr gut angenommen, oft bleiben Menschen, die eher zufällig vorbeikommen, stehen und hören sich den Impuls an“, hat er beobachtet. Insgesamt hat der Theologische Referent der Wallfahrt die vergangenen Monate erlebt als eine „Zeit der intensiven Kontaktpflege mit seelsorglichen Zügen“.

Im Speisesaal wurden die Tische neu gestellt, um die Einhaltung der Abstands-regeln zu gewährleisten. Mit dem ganzen Team freuen sich Rainer Killich (links) und Bastian Rütten auf die Gäste.
Foto: Bischöfliche Pressestelle

Zudem habe er erlebt, dass bei vielen Einzelpilgern das Bewusstsein für die Bedeutung der Wallfahrt zu spüren sei. Einige kämen in Vertretung größerer Gruppen, andere hätten sich nach der Absage großer Wallfahrten entschieden, nun selber nach Kevelaer zu kommen. Darauf habe man sich auch im Priesterhaus eingestellt, das in den früheren Jahren während der Wallfahrtszeit ausschließlich durch organisierte Gruppen belegt war. Nun hätten auch Einzelpilger die Chance, die Übernachtungsmöglichkeit und das damit verbundene seelsorgliche Angebot des Hauses direkt im Zentrum der Wallfahrtsstadt zu nutzen, mit Vollpension. Auch das sei neu.

„Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier freuen sich, wenn sie wieder für die Pilger da sein dürfen. Auch während der Pandemie ist es möglich, in Kevelaer zu Gast zu sein“, betont Rütten. Natürlich gelten im Priesterhaus – das, anders als es der Name vielleicht vermuten lässt, nicht nur Geistlichen eine Herberge bieten kann -, die üblichen Hygienevorschriften. Im Speisesaal wurden die Tische entsprechend den Abstandsregeln aufgestellt, statt am Büfett wird das Essen direkt auf dem Teller serviert. „Für die meisten Gäste ist das schon eine Selbstverständlichkeit“, sagt Rütten.

Aus Gesprächen mit den Besuchern weiß er: „Die Begegnung mit der Trösterin der Betrübten, als die Maria hier in Kevelaer verehrt wird, tut den Menschen gut. Viele sagen, dass es ihnen nun wieder besser geht. Es geht dabei gar nicht darum, Leute irgendwie in eine andere Realität zu holen, sondern um das Hier und Jetzt. Leib und Seele gehören da zusammen und das erfahre ich sehr deutlich bei den Gästen, die zurzeit hierhin kommen als Pilger oder Wallfahrer, aber auch als Touristen.“

Geschichtliches im Internet entdecken

Wer in einem Archiv erfolgreich recherchieren möchte, braucht Zugang zu übersichtlichen Verzeichnissen. Deshalb hat das Bistumsarchiv Münster jetzt die ersten Findbücher online gestellt: schriftliche Verzeichnisse über das im Bistumsarchiv verwahrte Archivgut. Die Findbücher sind unter www.bistum-muenster.de/findbuecher einzusehen.

Mittels der Findbücher können Nutzer von zu Hause aus recherchieren, welche für sie interes-santen Materialien sich im Archiv befinden. Diese können sie dann vorbehaltlich der gesetzlichen Schutzfristen zur Einsicht im Lesesaal des Archivs bestellen.

Bei den im Bistumsarchiv verwahrten Unterlagen handelt es sich beispielsweise um Akten, Urkunden, Pläne, Handschriften oder Kirchenbücher. Sie sind in Bestände gegliedert. So bildet etwa jedes Pfarrarchiv, von denen das Bistumsarchiv schon rund 400 übernommen hat, einen eigenen Bestand, ebenso Organisationseinheiten aus der Verwaltung des Bistums.
Auf der neuen Internetseite sind bislang mehr als 100 Findbücher eingepflegt worden. Darun-ter sind die Findbücher der Dekanate, die schon vollständig online sind, sowie Pfarrarchive.

Das Angebot zu deren Findbüchern wird nach und nach ausgebaut werden. Ebenso werden Verzeichnisse weiterer Bestände – etwa aus dem Archiv des Generalvikariats, Nachlässen, Sammlungen, Stiften und Klöstern und anderen Quellen – bereitgestellt werden.

Einen Zwischenstopp in Kevelaer eingelegt

Ein Pilger der besonderen Art hat in Kevelaer Station gemacht. Manfred Ingenwerth pilgert zu Fuß auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Gestartet in Bloemendaal in den Niederlanden kam er auf der rund 2.800 Kilometer langen Pilgerstrecke auch nach Kevelaer. Der 61-Jährige ist Mitglied der deutschen Jakobusgesellschaft und ist vor dieser großen Pilgertour schon alle großen deutschen Steige zu Fuß abgewandert. Über 5.000 Pilgerkilometer sind in seinen Büchern offiziell dokumentiert.

Nachdem er 2010 von einer schweren Krankheit genesen war, ist er nun dabei, das abgelegte Gelübde zu erfüllen, im Fall der Genesung zum Grab des hl. Jakobus zu pilgern. Mit dabei hat er seinen mit einer Muschel und Sinnsprüchen verzieren Pilgerstab sowie einen 24 Kilo schweren Rucksack, in dem er Zelt, Schlafsack und Campingkocher trägt. „Das Pilgern hilft mir, zu mir selbst zu finden, Ängste zu überwinden und Vertrauen zu gewinnen”, ist er überzeugt. In fünf bis sechs Monaten hofft er, ans Ziel zu gelangen.

Danach möchte er nach einer kleinen Pause allerdings unter anderem nach Fatima weiterpilgern.

Segnung der neuen Grundsteinurkunde in der Urbanuskirche

Man spricht heute in der Kirche viel von Neu–Evangelisierung, Tauf – Erneuerung, Sakramenten-Erneuerung, neuem Katechumenat. Vor kurzem geschah in der Urbanuskirche etwas ähnliches und außergewöhnliches. Eine Glastafel, neu auf der Südseite der Kirche vor der Figur des Heiligen Urbanus angebracht, wurde gesegnet.

Wie das alles so kam? – Der Patron der Kirche und des ganzen Ortes ist der heilige Papst Urban I., der im Jahr 230 als Märtyrer starb. Zwischen 1088 und 1099 war Urban II Papst und Bischof von Rom. In diese Zeit fällt die Pfarr- Gründung in Winnekendonk und die Namensgebung St. Urbanus. Im 15.Jahrhundert -1446- entstand die spätgotische Urbanus–Kirche. Immer wieder gab es Angriffe, Zerstörungen und Brände.

Nach wechselvoller Geschichte entschied man sich für den Neubau einer großen dreischiffigen neugotischen Kirche mit erhöhtem Chor. Am 5.Juli 1886, vor 134 Jahren, war die Grundsteinlegung. Die Urkunde wurde in eine kostbare Glasflasche gegeben. Dazu wurden Münzen und eine Tageszeitung unter dem dann noch entstehenden Hochaltar eingemauert.

1945 wurde die Kirche noch zum Kriegsende schwer getroffen. Der Glaszylinder mit der Grundstein–Urkunde gelangte unversehrt ins Pfarrhaus, wo er lange unbeachtet lagerte. Erst bei Restaurierungsarbeiten des Hauses bei einem Pfarrerwechsel fand man das wertvolle Gefäß. Es war dann noch einmal verschollen. Pünktlich aber zur 125–Jahr–Feier der Kirche am 27. September 2012 war das Glasgefäß mit Inhalt wieder gefunden und lag bei der Jubiläumsmesse auf dem Altar. 

Der Förderverein St. Urbanus wollte nun den Text der Urkunde auch den Kirchenbesuchern für immer zugänglich machen. Man fand eine gute Lösung: Eine Glastafel mit dem Aufdruck dreier Säulen: der Urtext der Urkunde in Latein, die Übersetzung ins Deutsche (Pfarrer Theo Boymann) und eine dritte Kolumne mit einigen Geschichtsdaten und dem Abbild der Glasflasche von 1886.   Pastor Babel, Mitglied des Fördervereins, hat die Tafel nun gesegnet. Ein großer Dank gilt dem Förderverein und seinem Vorsitzenden Johannes Bongartz und der Firma Glas Neumann / Twisteden, die die Tafel anfertigte.

Pastor Babel wünschte sich zur Segnung: “Möge der dreifaltige Gott, dem alle Ehre gebührt, die Kirche St. Urbanus, die Gemeinde St. Urbanus (in der Antonius Pfarre Kevelaer) den Ort, das Land, die Menschen auf die Fürsprache des Heiligen Urbanus neu segnen und den Glauben beleben.”

Friedensaktionen starten in der Reithalle

Eigentlich sollte der Gottesdienst zum Auftakt der Friedensaktionen unter freiem Himmel gefeiert werden. Doch nachdem ein Regenschauer nach dem anderen über den Niederrhein zog und dabei auch das Gelände des Reiterhofes der Familie Verhoeven in Keppeln nicht aussparte, mussten sich die Organisatoren der Aktion pro Humanität (APH) kurzfristig umentscheiden.

So zog die Gemeinde um in die benachbarte Reithalle, in der Weihbischof Rolf Lohmann die Feier am improvisierten Altar eröffnete, musikalisch begleitet vom Gospelchor Voices aus Uedem.

Freimut, Toleranz, Solidarität und Frieden sind die Ziele, die die APH auch in diesem Jahr, das im Zeichen der Corona-Pandemie steht, weiterverfolgen möchte. Nach dem Auftakt in Keppeln geht es im August weiter in Moers-Kapellen mit einer Friedensfilmnacht im Seewerk am Silbersee. Der genaue Termin wird noch auf der Internetseite der APH bekanntgegeben.

Franziskus trifft den Sultan im Klarissenkloster

Zu der szenischen Lesung „Franziskus trifft den Sultan“ lädt die APH für Samstag, 5. Septem-ber, nach Kevelaer ein. Die Lesung beginnt um 20 Uhr im Klarissenkloster, St.-Klara-Platz 2. Ein Franziskanerbruder wird die Rolle des Franz von Assisi einnehmen, der auf seinem Weg durch das Nildelta auf Sultan Muhammad al-Kamil trifft und mit ihm in einen interreligiösen Dialog tritt. Der Sultan wird in dem Stück durch einen Syrer verkörpert.

„Das Potential zum Frieden ist überall“ ist die Friedensaktion am Mittwoch, 28. Oktober, ab 20 Uhr im Xantener Dom überschrieben. An dem Abend werden Pater Firas Lufti und Pater Jaques Mourad von ihren Erlebnissen berichten. Mourad war in Syrien fünf Monate lang in Geiselhaft des IS gefangen. Firas ist als Franziskaner-Oberer für einen Teil des Heiligen Landes tätig.

Im November, das genaue Datum steht noch nicht fest, wird der Schauspieler Willi Schlüter das Monolog-Theater „Das Boot ist voll“ in Kevelaer zeigen. Mit seinem Text und Bildern zeigt er, welche Reaktionen es auf die Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa gab, und welche Wandlungen es dort im Laufe der Zeit gab. Das Monolog-Theater wird in der Marienbasilika zu sehen sein.

Den Abschluss der Friedensaktionen bildet ein Thekengespräch unter dem Motto „Give peace a chance“. Geplant ist ein Gespräch über den Frieden zwischen Marco Rose, Trainer des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, Weihbischof Rolf Lohmann und dem Journalisten Ludger Kazmierczak. Lohmann ist Schirmherr der gesamten Reihe. Der genaue Termin für das Gespräch in der Viller Mühle in Kessel wird noch bekannt gegeben.

Alle Termine sowie die jeweiligen Hygienekonzepte stehen rechtzeitig auf der Seite www.aktion-pro-humanitaet.de Der Eintritt ist jeweils kostenlos, je nach PandemieSituation kann allerdings eine Anmeldung erforderlich sein. Auch darüber wird gegebenenfalls auf der Internetseite informiert.