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St. Marien und St. Antonius wollen stärker kooperieren

Rund 400 Meter liegen zwischen der Marienbasilika und der St.-Antonius-Kirche. Zwei Kirchen, die zu eigenständigen Pfarreien gehören. Doch auch in der Pilgerstadt wird der Trend spürbar, dass weniger Menschen die Gottesdienste besuchen, und das Bistum muss das Geld aus den Kirchensteuereinnahmen verantwortungsvoll investieren. In beiden Pfarreien sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen geplant, etwa am Priesterhaus und am Pfarrheim von St. Antonius.

Vor diesem Hintergrund haben die Pfarrer Gregor Kauling von St. Marien und Andreas Poorten von St. Antonius beschlossen, enger zusammenzuarbeiten. Vorausgegangen waren Gespräche mit Weihbischof Rolf Lohmann, dem Generalvikar des Bistums Münster Dr. Klaus Winterkamp und Mitgliedern mehrerer Gremien. Vorweg betonen beide Pfarrer, dass es nicht um eine Fusion der Pfarreien gehe. Vielmehr sei das Ziel, Räume sinnvoll gemeinsam zu nutzen, um Doppelinvestitionen zu vermeiden. Für St. Antonius gelte dies primär für die Gemeinde in der Stadt selbst und nicht für die Gemeinden in den Ortschaften. „Niemand auf den Dörfern muss befürchten, dass nun plötzlich Pfarrheime geschlossen werden“, betont Poorten.

Verbindungen stärken und neue Brücken schlagen

Verbindungen zwischen St. Antonius und St. Marien gebe es schon jetzt, weiß Wallfahrtsrektor Kauling. „Man kennt sich hier“, sagte er. Nun gelte es, bestehende Verbindungen zu stärken und neue Brücken zu schlagen. Das sei zum Beispiel bei der Arbeit vieler Gruppen denkbar, ohne dass die jeweilige Identität genommen werde. „Die eigenständigen Pastoralkonzepte der beiden Pfarreien werden auch weiterhin ernst genommen“, betont Kauling, weist aber darauf hin, dass bei allen Konzepten eine ständige Überprüfung und Anpassung beschlossen wurde.

In einem Brief an die Mitglieder der Pfarreiräte und Kirchenvorstände schreiben Poorten und Kauling: „In einem ersten Schritt muss nun geprüft werden, wie oft die Räumlichkeiten von welchen Gruppen genutzt werden. Da gilt es für St. Marien, die Nutzung durch die Kirchengemeinde und der Wallfahrt zu unterscheiden, St. Antonius muss die vier anderen Gemeinden im Blick behalten. Dann werden sich Vertreter der beiden Kirchengemeinden zusammensetzen und überlegen, wie ein gemeinsames Konzept für die Innenstadt aussehen kann.“ Die Pfarrer zeigen sich zuversichtlich, dass dies gelingen wird. In den vergangenen Monaten habe es bereits eine „vielversprechende Zusammenarbeit auf einigen Feldern gegeben“, erklären sie.

Motorradfahrer-Wallfahrt in diesem Jahr als „Light“-Version

Dass es in diesem Jahr keine reguläre Motorradfahrer-Wallfahrt (MoWa) in Kevelaer geben würde, war schon seit Monaten beschlossene Sache. Nachdem der Verein Motorradfahrerwallfahrt-Kevelaer e.V. die MoWa nun seit 34 Jahren ausrichtet, mussten Veränderungen im Laufe der Zeit zur Kenntnis genommen werden; vor allem zählt dazu die deutlich nachlassende Frequentierung des Zeltplatzes an der Walbecker Straße. Hinzu kam außerdem, dass die ehrenamtliche Personaldecke für die Ausrichtung der MoWa in der gewohnten Form immer dünner wurde und auch weiterhin wird. Aufrufe, sowohl vereinsintern als auch extern, brachten bisher keine Entlastung.

Deshalb hatte der Vereinsvorstand zur Kenntnis nehmen müssen, dass die MoWa 2020 nicht unter der Leitung und Organisation des Vereins zu stemmen ist. Diese sich abzeichnende Situation wurde offen und mit beiderseitig offenen Ohren mit der Wallfahrtsleitung St. Marien besprochen und beraten. Nach einem weiteren Gespräch von Vereinsvorstand und Wallfahrtsleitung wurde beschlossen, in diesem Jahr eine „MoWa–light“ durchzuführen – eine reduzierte Form der gewohnten Abläufe. Die Durchführung liegt dabei in der Verantwortung der Wallfahrtsleitung St. Marien.

Änderungen auch unabhängig von Covid-19

Alle diese Entscheidungen wurden bereits in Vor-Corona-Zeiten getroffen. Nun kommen die Beschränkungen, die in Zeiten der Pandemie immer noch bestehen, hinzu, sodass die Wallfahrtsleitung nochmals über das Format nachdenken und sich mit den zuständigen Behörden abstimmen musste.

Die „Lichterfahrt“ am Samstagabend, 4. Juli, wird als reine selbstverantwortliche (nach StVO) Anfahrt nach Kevelaer erfolgen. Alle Biker werden gebeten, ihre Maschine auf dem eigens abgesperrten Parkplatz am Ende der Basilikastraße abzustellen. In der Basilika beginnt dann um 20 Uhr ein Abendgottesdienst mit dem Totengedenken für die verstorbenen Motorradfahrer/-innen. In der Basilika stehen 150 Sitzplätze zur Verfügung, jeder Besucher muss ein Registrierungsformular ausfüllen. Das entsprechende Formular steht auf der Internetseite https://www.wallfahrt-kevelaer.de zum Download bereit.

Nach dem Gottesdienst sind die Biker eingeladen, einzeln und mit Abstand vom Parkplatz über den Johannes-Stalenus-Platz auf den Kapellenplatz zu fahren, wo Fahrer und Maschinen von den anwesenden Seelsorgern gesegnet werden. Die Abfahrt vom Platz erfolgt dann im Anschluss einzeln über die Maasstraße. Auf ein geselliges Beisammensein am Kapellenplatz muss in diesem Jahr verzichtet werden.

Unterstützer können sich melden

Die Verantwortlichen weisen darauf hin, dass es eine MoWa 2021 nur dann geben wird, wenn sich bis dahin genügend Unterstützer finden, die gestalten und Verantwortung übernehmen wollen. Hilfestellung und Mitgestaltung durch die „alten Akteure“ des ehemaligen Vereinsvorstands wären gewährleistet.

Wer mitmachen möchte, meldet sich gerne bei der Wallfahrtsleitung unter info@wallfahrt-kevelaer.de oder beim Motorradfahrerwallfahrt-Kevelaer e.V. unter info@motorrad-wallfahrt.de.

Priester personell am Limit

„Wir können einfach auch am Niederrhein viele Stellen nicht mehr besetzen“, deckt Weihbischof Rolf Lohmann das ganze Dilemma auf. „Personell sind wir bei den Priesterstellen am Limit.“ Deshalb müssten alternative Lösungen her.

Ganze zwei Priester seien bislang in diesem Jahr im Bistum Münster worden. Und der Trend sei weiter rückläufig. So gibt es momentan im Bistum 776 Priester (davon fünf Bischöfe). Vor zehn Jahren lag alleine die Zahl der münsterschen Bistumspriester bei 907.

So sei das gemeinsame Nachdenken über die Gestaltung von Leitungsformen auf Ebene der Pfarreien und Gemeinden, die ein höheres Maß an Partizipation erlaubten, von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Kirche. „Die reine Fixierung auf den priesterlichen Dienst ist nicht mehr möglich“, erklärt der Bischof. „Jeder Christ trägt aber mit der Taufe Verantwortung für den kirchlichen Dienst.“

Schließlich sei die Leitung in der Kirche ein weiter Begriff. Die Leitung von Pfarreien und Gemeinden würde durch Pfarrer, Pastoralteam und synodalen Greminen erfolgen. Laien wären bislang für die Leitung von katholischen Verbänden zuständig. Vielerorts zögen dort Frauen und Männer, Hauptberufliche und freiwillig Engagierte an einem Strang.

Ein Beispiel, dass für Lohmann weiter Schule machen sollte: „Wenn wir möchten, dass in einzelnen Pfarreien weiterhin Gottesdienste gefeiert werden, müssen uns viele dabei helfen. Und die Kirche muss die Menschen ausbilden.“ So sei das Bistum gefragt, wenn es unter anderem um die Aus- und Weiterbildung ehrenamtlicher, nebenamtlicher und hauptamtlicher liturgischer Dienste ginge, die zur Feier des Gottesdienstes beitragen. Dann könnten immerhin diese gefeiert werden, nur ohne Eucharistie.

Das Bistum muss sparen

Zu allem Überfluss sei aber nicht nur der Priestermangel ein großes Problem. Das Bistum muss auch sparen, alleine in diesem Jahr rund 34 Mio. Euro. Personelle Umstruktuierungen seien ein Weg. „Kirchenschließungen dagen wären wirklich das allerletzte Mittel“, räumt der Weihbischof ein. Vielmehr müsse die Kirche auch hier mit der Zeit gehen. „Unsere Gotteshäuser können auch für kirchliche Konzerte, Meditationen oder Lesungen genutzt werden“, sagt Rolf Lohmann.

In der Verkündigung zu Wort kommen

Nach dem bundesweiten Predigerinnentag fordert die Kfd im Bistum Münster ihren Bischof Felix Genn in einem offenen Brief auf, eine neue Ordnung für den Predigtdienst von Laien zu erlassen und somit von Frauen.

Am Gedenktag der Apostolin Junia predigten bundesweit zwölf Geistliche Leiterinnen der Kfd und machten dadurch auf den Ausschluss von der Predigt in der Eucharistiefeier von Laien und somit von Frauen aufmerksam.

Diese Regelung aus dem Jahr 1988, die Laien ein Glaubenszeugnis, aber keine Verkündigung innerhalb der Eucharistiefeier zulasse, führt zu immer mehr Unverständnis bei Gemeindemitgliedern. Bisher ist die Laienpredigt als Statio zu Beginn einer Eucharistiefeier, jedoch nicht als Predigt nach dem Evangelium erlaubt.

Eine Änderung würde die in Gemeinden zum Teil gelebte Praxis aus der Grauzone herausnehmen und auch Frauen ermöglichen, in der zentralen Feier des Glaubens in der Verkündigung zu Wort zu kommen. Seit vielen Jahrzehnten gehört es zur Tradition der Frauen der Katholischen Frauengemeinschaften (Kfd), das Leben in den Gemeinden aktiv mitzugestalten. Dazu gehört der Weltgebetstag genauso wie eine Fahrradtour.

Monatlich erscheint die Mitgliederzeitschrift „Frau und Mutter“, die in Kevelaer von 70 Bezirkshelferinnen verteilt werden.

Die Frauen der Kfd in Kevelaer sind sehr aktiv. Sie bieten nicht nur Veranstaltungen an, kümmern sich um die Fragen und Sorgen der Frauen, sie bereiten Gottesdienste vor. Im Team, auch mal nur zu zweit. Sie mischen mit, meint Hanni Wilde, Mitglied der Kfd St. Antonius Kevelaer.

Frauen hätten etwas zu sagen, so Wilde und das täten sie, „aber leider nur als Einführung, nicht in der Verkündigung des Evangeliums“. Das sei sehr schade. Sie bereiten eigene Gottesdienste vor, das mache ihnen Freude. Doch der Zustand in der Eucharistiefeier sei nicht zufriedenstellend und nicht geschlechtergerecht. Sie verfolge dies ja schon etliche Jahre. Seit 1963 ist Wilde im Kfd. Sie freue sich über ihren Pastor, Pfarrer Andreas Poorten, der die Aktivitäten und die vorbereiteten Wortbeiträge der Frauen unterstütze.

So findet es Karin Knechten, die Ansprechpartnerin im Kfd St. Antonius Kevelaer, schade, dass Frauen, die es können und auch möchten, nicht dürfen, ihre Fähigkeiten anzubieten und zu leben für die Frauen und für die Männer in der Eucharistiefeier ganz offiziell.
Birgit Niersmann, die zum aktiven Team des Kfd St. Antonius Kevelaer gehört, bereitet gerne Gottesdienste vor, oft gemeinsam mit Hanni Wilde, die wie Niersmann betont: „Man bekommt so viel zurück.“

Beim Aufruf zum Kirchenstreik vom Kfd Diözesanverband Münster anlässlich des Missbrauchskandals beteiligten sie sich aktiv und brachten den Menschen vor Ort das Thema nochmal näher. Auch an der Aktion Maria 2.0 waren sie aktiv beteiligt. Mit dem Brief des Kfd Münster an den Bischof setzten sie sich bisher nicht aktiv auseinander. Sie hätten zwar etwas mehr Zeit durch die Pandemie, und auch wieder nicht: Es gäbe jetzt soviel anderes zu regeln und zu organisieren in den Familien, eben wegen der Pandemie, sagt Niersmann.

Einhellig sind sie der Meinung: „Was wären die Gottesdienste ohne die Frauen, da müsse sich etwas ändern.“ Zwar bereiten sie vor und lesen, reden, aber warum nicht offiziell, fragen sie. Sie wollten den Männern nichts wegnehmen. Sie hätten viel zu sagen, nicht nur den Frauen, auch den Männern. Das sei ganz normale Gleichgerechtigkeit, die da gefordert würde.

Junge Menschen und die Liebe

Spontan, ehrlich und persönlich ist der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, bei der Premiere des Formats „Ask the bishop“ auf das eingegangen, was Jugendliche bewegt. Aus der Jugendkirche in Münster wurde der Gesprächs- und Gebetsabend per Livestream ins Internet übertragen.

Im Instagram-Chat konnten die Jugendlichen ihre Fragen und Gedanken rund um das Thema „Liebe“ mitteilen, die der Bischof im Gespräch mit Pastoralreferentin Franzis Niehoff aufgriff. Vielseitig waren dabei die Themen der Jugendlichen: Von Liebe auf den ersten Blick und über den Tod hinaus, über Selbstliebe und Feindesliebe, Nächstenliebe und Liebe als Geben und Nehmen, bis hin zu Eifersucht und der Sexualmoral der katholischen Kirche.

Bereits in den Vortagen hatten die Macher von „Ask the bishop“, zu denen hauptsächlich Jugendliche gehören, die Follower dazu aufgerufen, Liebe mit einem Wort zu beschreiben.

Lea aus dem Vorbereitungsteam stellte Bischof Felix die Antworten vor: „Zuhause“, „Geborgenheit“, „Kummer“, „bedingungslos“, „Gott“, waren nur einige davon. „All das trifft zu“, stimmte der Bischof zu und fügte seine Beschreibung von Liebe hinzu: „Es ist etwas Wunderschönes und darum gleichzeitig auch so zerbrechlich.“

Ob er das Gefühl kennt, verliebt zu sein, interessierte die Teilnehmer als erstes. „Natürlich“, antwortete der Bischof schmunzelnd. „Ich bin ja nicht als Bischof auf die Welt gekommen, sondern war auch mal Jugendlicher.“ Lieben und geliebt werden – das gehört für den Bischof zusammen. „Wenn ich geliebt werde, motiviert mich das, selber zu lieben und dann spüre ich, dass ich immer etwas zurückbekomme“, berichtete er.

Er ermutigte die Jugendlichen, sich auf den Weg zu machen zu lieben und selbst die Erfahrung zu machen, was das mit einem macht. Das müsse nicht immer mit großen Gefühlen verbunden sein, sondern könne auch eine Geste sein. „Wenn ich einem Bettler in der Stadt etwas gebe und ihn dabei bewusst anschaue oder sogar mit ihm ins Gespräch komme“, gab er ein Beispiel.

Mit einem überzeugten „Ja“ beantwortete Bischof Felix die Frage, ob die Liebe über den Tod hinaus geht. „Wenn ich am Grab meiner Eltern stehe, dann spüre ich diese Liebe deutlich“, ließ er die Jugendlichen an seinen persönlichen Erfahrungen teilhaben. „Über den Tod hinaus“ beziehe sich aber auch auf seinen christlichen Glauben. „Meine Vorstellung ist die, dass wir nach dem Tod nur von Liebe erfüllt sein werden. Da gibt es keine Eifersucht, kein Misstrauen oder Neid, wir müssen uns auch nicht anstrengen, sondern die Liebe wird einfach da sein.“ Berührt zeigte er sich von dem Gedanken eines Jugendlichen, der aufgrund seiner andauernden Liebe zu seinem verstorbenen Vater das Gefühl hat, dass es Gott geben muss. „Das ist ein Volltreffer. Für mich ist die Liebe insgesamt ein Beweis Gottes“, betonte der Bischof.

Dennoch habe er manchmal Angst, die menschliche Liebe zu verlieren, ging er auf weitere Fragen ein. „Ich habe gute Freunde und manchmal überkommt mich die Sorge, was wäre, wenn ich sie verliere würde.“ Das habe nichts mit etwas besitzen wollen zu tun, „sondern mit der Kostbarkeit, die eine solche Beziehung darstellt“.

Die Nächstenliebe gehöre wesentlich zum christlichen Glauben, schrieben Jugendliche. Doch wie schwer falle es dem Bischof, sich selbst zu lieben? „Das musste ich wirklich lernen“, gestand er. Doch mittlerweile sei er überzeugt, dass jemand, der sich selbst nicht lieben kann, kaum in der Lage sei, andere zu lieben. Dazu gehöre aber auch, auf sich selbst zu achten und sich nicht in der Liebe zu verausgaben.

Schwerer tat sich der Bischof mit einer Antwort zum Thema Feindesliebe. „Feinde lieben, die mich wirklich hassen und mir etwas Böses wollen, das kann ich nicht auf Knopfdruck“, gab er zu. „Aber zunächst bete ich für sie und auch das kann schon schwer sein.“ Doch dieser Schritt eines Zugehens sei wichtig. Denn Liebe sei ein Prozess und müsse immer weiterentwickelt werden. So sei es auch mit der Liebe zu Gott. „Ich weiß mich ein Leben lang in der Schule Jesu, für mich macht das das Wesentliche meines christlichen Lebens aus“, erklärte Genn.

Kein Stoppschild

Nicht außen vor ließ er die Frage eines Jugendlichen, ob er die Sexualmoral der Kirche für überholungsbedürftig halte und wie er zum Vorwurf der Leibfeindlichkeit stehe. „Dass es sie gibt, will ich nicht abstreiten“, sagte Bischof Felix. Sexualität könne auch Angst machen und sie als Wert und kostbare Gabe zu sehen, müsse man lernen. „In dieser Hinsicht müssen manche Aussagen der Kirche weiterentwickelt werden, weil oft der Eindruck entsteht, dass es immer nur ein Stoppschild oder den erhobenen Zeigefinger gibt“, betonte Genn.

Der Gesprächsabend, der von den Musikern Lea und Gunnar von „Emmanuel House Münster“ sowie dem Musiker Sam eingerahmt wurde, endete mit dem Entzünden von Kerzen. Dazu wurden Fürbitten vorgetragen, die die Jugendlichen einsenden konnten.

Hintergrund

Ask the bishop ist ein neues Format der Jugendkirche in Münster, das die bisherigen Angebote von Jugendkatechese und Jugendgebetsabend zusammenfasst. Nachdem die Premiere im März aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, hatten Jugendliche aus dem Vorbereitungsteam eine digitale Alternative entwickelt und den Instagram-Kanal „Ask the bishop“ ins Leben gerufen.

Per Direktnachricht auf Instagram können junge Menschen seitdem ihre Fragen an Bischof Felix stellen. Rund 70 Fragen hat er während der Corona-Zeit jeweils in einem kurzen Video beantwortet. Mehr als 1.000 Jugendliche folgen mittlerweile den Antworten des Bischofs.

„Ohne diesen Dienst wäre die Kirche ärmer“

Eigentlich haben alle Ständigen Diakone im Bistum Münster in diesem Jahr Grund zu einer großen Feier. Denn den Ständigen Diakonat gibt es im Bistum seit 50 Jahren. Weil aber die für August geplanten Feierlichkeiten Corona-bedingt abgesagt worden sind, hat Bischof Dr. Felix Genn sich jetzt alternativ in einem Brief an die Diakone gewandt.

„Gemeinsam mit den Frauen und Männern in den anderen pastoralen Diensten – sei es hauptamtlich, sei es ehrenamtlich – geben Sie in Kirche und Gesellschaft Zeugnis von der Liebe Gottes“, schreibt der Bischof darin dankbar.

Er drückt im Weiteren sein Bedauern darüber aus, das Jubiläum nicht mit den Diakonen feiern zu können. Dabei seien die 50 Jahre vor allem ein Anlass, Dank und Wertschätzung auszudrücken. Die Diakone gäben ihr Zeugnis nicht nur in der Pfarrei, sondern auch im jeweiligen privaten Lebensumfeld und am Arbeitsplatz, und dies „auf Dauer, ein ganzes Leben lang.“

Genn schreibt weiter: „Sie tun dies im kirchlichen Amt, nicht aus eigenem Auftrag und nicht für sich selbst. Sie sind beauftragt für den Dienst am Evangelium und an den Menschen und halten so lebendig, was uns allen in der Kirche von Jesus Christus her aufgetragen ist.“ Ohne diesen Dienst wäre die Kirche ärmer, betont der Bischof, und: „Sie bereichern mit Ihrem Dienst und mit Ihren Fähigkeiten die Sendung der Kirche von Münster.“

Ausdrücklich bezieht Genn in den Dank die Ehefrauen und Familien der Diakone ein. Schließlich dürfe kein Bischof ohne das Einverständnis der Ehefrau einen verheirateten Mann zum Diakon weihen, und der pastorale Dienst als Diakon beeinflusse auch das private Lebensumfeld.

Ebenfalls würdigt der Bischof die Verdienste der seit der ersten Diakonenweihe 1970 verstorbenen Diakone und aller, die in den vergangenen Jahrzehnten Diakone ausgebildet, sie in ihrem Dienst unterstützt haben und mit ihnen zusammengearbeitet haben.

Abschließend geht er auf die konkrete Ausformung des diakonischen Amtes und Dienstes ein. „Der erste Ort des Diakons ist an der Seite der Menschen, vor allem derer, die in Not sind und einer Hilfe bedürfen“, unterstreicht Genn. Wie dieser Dienst, unterstützt durch das Weihesakrament, ausgeübt werden kann, ohne den Diakon zu überfordern, darüber hätte er sich gern mit den Diakonen im Rahmen des Jubiläumsfests ausgetauscht.

Er hoffe aber, diese Gespräche nachholen zu können, betont der Bischof, und schließt wiederum mit Dank: „Ich danke Ihnen, dass Sie auch unter erschwerten Bedingungen nach Wegen suchen, um den Menschen gerade jetzt zu helfen, wo und wie es notwendig ist. Vieles von dem, was so geschieht, ist nicht selbstverständlich und gerade daher so wertvoll.“

Ständiger Diakonat

Das 1970 in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils im Bistum Münster wieder eingeführte Amt des Ständigen Diakons ist eine besondere Form des Diakonats. Während andere Diakone etwa ein Jahr nach der Diakonenweihe zum Priester geweiht werden, bleibt der Ständige Diakon in seinem Amt. Er leistet seinen Dienst entweder hauptberuflich oder neben einem Zivilberuf. Im Bistum Münster (nordrhein-westfälischer und niedersächsischer Teil) gab es zum Stichtag 31. Dezember 2019 189 Diakone mit Zivilberuf und 35 Diakone im Hauptberuf. Hinzu kamen 65 nicht aktive Diakone.

Wie Priester unterliegen Diakone der Pflicht zum Zölibat. Allerdings können auch verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden. Sie werden dann für die Dauer ihrer Ehe von der Zölibatspflicht freigestellt.

Diakone sind durch das Weihesakrament beauftragt und gestärkt, Menschen in Notsituationen nahe zu sein und beizustehen. Sie leiten Begräbnisfeiern, spenden das Sakrament der Taufe und assistieren bei der Eheschließung. Außerdem predigen sie und wirken in der Heiligen Messe mit.

Ein Hauch von Kirmes

„Ich bin sehr gerührt“, versicherte Gregor Kauling, als er mit dem Präsidenten der Sebastianus-Schützenbruderschaft, Hans-Gerd „Tutti“Rütten, an der Gnadenkapelle stand, um für die Webseite der Kirche auf Video ein paar passende Worte zu sagen.

Ein paar Minuten zuvor hatten die Fahnenschwenker der Seb gemeinsam mit einem großen Teil des Musikvereins-Orchesters den Kapellenplatz mit ihrer Kunst erfüllt. „Wir machen das hier aus dem Impuls heraus, die Tradition zu pflegen“, sagte Rütten, als sich die Fahnenschwenker am Brunnenplatz zu dem gemeinsamen Schwenken versammelten. „Der Gruß gilt auch traditionell der Maria. Und unser Prälat hat heute das Jubiläum seiner Priesterweihe.“

Man habe bewusst auf einen großen Auflauf verzichtet, um wegen Corona keinen großen Auflauf an Menschen zu riskieren. Der Musikverein hatte viele seiner Musiker für die Aktion mobilisieren können. „Das ist Einigkeit, das ist für mich Gemeinschaft. Ich bin begeistert“, sagte Marianne Heutgens, die im Vorfeld viel Organisatorisches beigetragen hatte.
Hans-Gerd Rütten und Marianne Heutgens überreichten Kauling angesichts der Priesterweihe vor 21 Jahren einen Glückwunsch-Bilderrahmen und einen kleinen Blumenstrauß.

Die Fahnenschwenker verteilten sich danach weitläufig auf dem Platz und zeigten ihre Kunstfertigkeit, begleitet von den Klämgen des Musikvereins.

Zum Dank verteilten Diakon Jan Klucken und Kaplan Christoph Schwerhoff an die Gratulanten ein leckeres Tröpfchen. „Das ist ein Hauch von Kirmes“, kommentierte Kauling das Ereignis auf dem Platz. „Schön, dass Ihr da seid“, kündigte er an, „den Strauß meiner Mutter morgen“ bei seinem Besuch zu übergeben.

Zudem fügte der Pfarrer an: „Wunderbar, dass die Seb. und der Musikverein da sind, um den Kapellenplatz mit dem zu erfüllen, was er auch sonst an diesem Tag erlebt. Das ist schön. Und alle gemeinsam mit der gebotenen Vorsicht. Es sind alle diszipliniert. Aber ein klein wenig braucht die Seele das auch.“

Wie ein Hochzeitstag

Zu seinem persönlichen Befinden meinte er vor der Kamera: „Das ist etwas sehr Berührendes für mich. Der Weihetag ist genauso etwas Wichtiges für mich wie für andere der Hochzeitstag. Er erinnert an das Leben und an die Lebensberufung. Und ich bin sehr glücklich, dass das heute so möglich war.“

Aber er dachte auch schon darüber hinaus: „Dieser Kirmessamstag geht in die Geschichte ein. Allen Gottes Segen und wir freuen uns, dass es hoffenlich im nächsten Jahr zum Kirmessamstag brechend voll ist in der Stadt. Ein kleiner Gedanken auch an Herrn Völlings, unserem Festkettenträger, dem wir heute auf ganz besondere Weise verbunden sind.“

Der Musikverein spielte (in gebührendem Abstand voneinander) für die Fahnenschwenker auf.

Abschied nehmen in Corona-Zeiten

Dass das Coronavirus auf sämtliche Bereiche der kirchlichen Arbeit Auswirkungen hat, das durfte die evangelische Pastorin Karin Dembek in den letzten Wochen sehr hautnah erleben. Aber aus ihrer Sicht waren „Beerdigungen von Anfang an das, das ich gefühlsmäßig am schlimmsten fand.“

Denn die Einschränkungen betreffen den gesamten Ablauf des Abschieds von einem Menschen – in Form, Anzahl, Charakter und der Art, wie man damit neu umgehen muss. „Ich finde es am greifbarsten, wie schrecklich die Maßnahmen sind – für die Trauernden und für mich.“

Dieses Gefühl kam für sie von Anfang an auf. „Ich hatte eine Trauerfeier ganz am Anfang der Corona-Krise, die schon unter die Auflage fiel, dass bei der Beerdigung nur 20 Leute dabei sein durften.“ Da ging es um ein sehr aktives Chormitglied der Gemeinde, das sie seit 20 Jahren kennt und dessen Frau zwei Jahre zuvor gestorben war. „Das war eine große Familie.

Und die wünschte sich eine Trauerfeier, wie sie für die Mutter gewesen war – mit Chor und dass viele teilnehmen können.“ Als dann klar wurde, dass auch keine Gottesdienste mehr in der Kirche möglich waren, musste Dembek der Familie sagen, dass es nur der ganz enge Familienkreis sein wird, der zusammenkommt, und nur Musik vom Band möglich ist. „Das war für die ganz schwer zu verstehen – rational schon, aber vom Gefühl her war das schwer.“

Da habe sie selbst gemerkt, „dass die Menschen bei der Beerdigung diese Nähe brauchen, dieses Zusammenstehen oder dass man sich umarmt.“ Das alles war in der Form nicht möglich. Und dann standen alle Anwesenden um das Grab in einem großen Abstand. „Das ist dann wirkliche Distanz und eine traurige Geschichte“, findet sie.

Den würdevollen Charakter beibehalten

Die Trauerfeiern fanden vor der Trauerhalle statt, weil die Stadt diese auch geschlossen hatte. „Wir haben hier eine gemacht, wo nicht klar war, ob man in die Kirche darf. Da hatte die Stadt die Trauerhallen geschlossen und wir haben gesagt, da können wir dann nicht in die Kirche gehen.“ Da fand dann alternativ die Trauerfeier in dem benachbarten Garten statt. „Das war zwar schön gestaltet, aber es war trotzdem merkwürdig.“ Die Bestatter gäben sich alle Mühe, alles schön hinzustellen, platzierten auch Stühle in weitem Abstand.

Pfarrerin Karin Dembek.

Sie selbst gestalte die Trauerfeiern auch kürzer. „Beim ersten Mal war es ein extrem kalter Wind und ich dachte: Wie lange kann man das aushalten, da so zu stehen und dann auch am Grab mit Abstand?“ In der Regel fehle auch die Musik. „Das hat was nicht ganz Richtiges“, findet Dembek. „Es ist schwer, da den würdevollen Charakter beizubehalten.“

Denn jeder Mensch habe den Anspruch auf eine würdige Beisetzung. Auch dass die Gemeinde vielleicht im Nachhinein von einem geliebten Menschen Abschied nehmen kann, gehe nicht. „Ich dachte, das kann man später beim Sterbegedenken nachholen. Da dachte ich nicht daran, dass die Kirchen länger geschlossen bleiben würden.“

Der Gedanke, eine große Trauerfeier und einen Erinnerungsgottesdienst für alle Verstorbenen zu machen, mache aktuell auch wenig Sinn, weil halt nicht so viele Menschen in die Kirchen dürfen. „Das war die Denke vor Corona.“ Und Trauerphasen künstlich verlängern, sei nicht sinnvoll. „Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen. Da bin ich von der Corona-Krise überholt worden.“

Die Trauergespräche am Telefon führen

Aktuell sind Trauergottesdienste in der Kirche mit 30 Personen, Beerdigungen am Friedhof mit 20 Personen erlaubt, „sodass man im Trauergespräch erläutern muss, wie es auf dem Friedhof ist, dass die Bestatter immer die genaue Zahl haben.“ Auch der Charakter der Trauergespräche habe sich geändert. „Eigentlich sind wir vom Kirchenkreis gehalten, möglichst telefonisch Trauergespräche zu führen, weil es Kollegen gibt oder Partner von ihnen, die der Risikogruppe angehören.“ Selbst habe sie persönliche Trauergespräche geführt – allerdings nur mit einem Angehörigen und mit entsprechendem Abstand. „Das war auch für die Angehörigen zum Teil nicht so einfach.

Aber ich kann dann nicht mit fünf, sechs Leuten Trauergespräche führen lassen. Das sind unterschiedliche Familien, die nicht zusammenkommen dürfen.“ Und bei großen Familien merke man schon die Unsicherheit der Person, die da ist. Es hätte auch die theoretische Möglichkeit einer Videokonferenz gegeben. „Aber das würden wir beim Trauergespräch gar nicht hinkriegen.“ Und auch das Kaffeetrinken, das einen „hohen Sozialfaktor, einen entlastenden Faktor hat, weil der eine Anekdötchen vom Angehörigen erzählt, man sich austauscht, alte Verbindungen neu entstehen“, das fiel komplett weg. „Die gehen dann am Grab weg, stehen danach zwar noch in Gruppen, aber dann geht jeder zu sich. Da fehlt was.“

Johannes Kamps arbeitet seit über 35 Jahren als Bestatter. Eine Zeit wie im Moment, die hat auch der 65-Jährige, der mit seinem Institut an der Bahnstraße sitzt, in der Form so noch nicht erlebt. „Wir sind ja räumlich eingeschränkt. Wir können nicht mehr in die Friedhofskapelle wegen des Versammlungsverbots. Eine begrenzte Zahl ist schwierig. Und die Leute können sich nicht in den Arm nehmen“, sieht er die vielen kleinen Dinge, die zusammen schon eine Belastung für alle Beteiligten darstellen. Und wenn dann noch der Aspekt einer Corona-Infektion dazukommt, ist die Möglichkeit, sich persönlich von einem sterbenden Angehörigen zu verabschieden und dann Trauerbewältigung zu begehen, noch schwieriger.

Kamps und seine sechs Mitarbeiter haben in der vergangenen Zeit bereits mehrere Corona-Fälle erlebt. „Da können die Angehörigen gar nicht mehr zu den Verstorbenen rein wegen der Ansteckungsgefahr.“ Selbst müsse man sehr ausführliche Schutzmaßnahmen ergreifen, um den oder die Verstorbene dann abzuholen. „Wenn eine verstorbene Person eine ansteckende Krankheit hat, erhalten wir die Information und stellen uns direkt um.“ Mit Gelbsucht hatte man schon zu tun. „Corona ist ganz anders, weil der Virus aggressiver ist. Solche Sicherheitsauflagen hatten wir noch nie.“

Pastor Manfred Babel.

Die Mitarbeiter tragen dann Masken, Schutzkittel und Handschuhe, macht Kamps deutlich, wie gewissenhaft man in so einer konkreten Situation handeln muss. Sterben sie im Krankenhaus, bringt man die Verstorbenen zunächst in eine Prosektur – einen separaten Raum. „Sie kommen dort in eine desinfizierte Folie.“

Danach werden sie mit einer Trage, die regelmäßig desinfiziert werden muss, in den Sarg gehoben und der Leichnam dann in den Beerdigungswagen gebracht. Bei der Beerdigung selbst ist Kamps mit anwesend, dazu seine Träger und die beschränkte Anzahl an Personen mit Priestern und Angehörigen. „Das ist alles sehr befremdlich, wenn sich Geschwister nicht in den Arm nehmen können, um um den Vater oder den Großvater zu trauern.“

Die Distanz mache sich bemerkbar. „Das ist sehr sachlich und kühl“, ist seine Beobachtung. In den Vorgesprächen müsse man die Einschränkungen erklären. „Wir wissen nie, wie das mit dem Versammlungsverbot konkret aussieht. Das wird alle 14 Tage entschieden.“ Dann komme es auch mal zu Veränderungen – so wie jetzt zum Beispiel, dass man unter Umständen nach der Beerdigung Kaffee zusammen trinken kann, wenn auch auf 1,50 Meter Abstand.

Im Zuge der Corona-Krise „mussten wir erstmal eine Form“ finden, wie so eine Beerdigung ablaufen kann – zum Beispiel „mit kurzer Andacht an der Friedhofskapelle.“ Auch das zu gestalten, ist nicht unproblematisch, „wenn es regnet und dann steht man draußen.“ Bislang hat das Wetter aber mitgespielt. „Wir stellen draußen ein paar Stühle hin – und die stellen wir dann 1,50 Meter bis zwei Meter weit auseinander.“

Angesichts der Personenanzahl werde oft schon im Vorfeld selektiert, dann die Information über die Beerdigung weitergegeben. Es gebe auch Familien, die zum späteren Zeitpunkt eine Gedenkfeier abhalten wollen, wo sich dann alle Trauernden versammeln können.

Auch Andreas Poorten bemerkt Schwierigkeiten

Andreas Poorten ist froh, dass sich unter den Personen, die er beerdigt hat, keine Corona-Fälle befanden. Auch der Pastor der St. Antonius-Kirche hat die Erfahrung gemacht, dass sich der Charakter der Trauerfeierlichkeiten insgesamt deutlich durch Corona verändert hat. Die Begrenzung auf die Trauergruppe, die sei schwierig, bestätigt er die Eindrücke seiner evangelischen Kollegin. „Ich hatte jemanden, der die ganze Zeit im Krankenhaus lag und überraschend starb.

Der konnte keinen Besuch von den Angehörigen haben. Und wenn der erweiterte Kreis dann nicht mit beerdigen kann, ist das schon eine schwierige Belastung.“ Denn mit Kindern, Partnern, vielleicht Enkeln sei die Grenze schnell erreicht, so Poorten. Und das Thema Risikogruppe spiele bei der bewussten Auswahl der Personen auch eine Rolle. Das überlegten die Angehörigen sehr genau.

Bei der Feier fehle die Trauerhalle als Ort, „weil man von einem Raum umgeben ist“ und sie so für die Trauer den nötigen Raum und den Schutz geboten hat. „Auf einem freien Platz ist das nicht der Fall.“ Und auch das Feierliche dort gehe verloren. „Da wird auch schon mal gesungen. Aber das liegt an der Familie selbst. Oft hat es ihnen die Sprache verschlagen.“

Zum Glück sei es die ganzen Wochen über zu den Beerdigungen immer trocken geblieben, sodass die Gottesdienste vor der Feierhalle stattfinden konnten. Natürlich werde auf den Abstand geachtet, Stühle entsprechend hingestellt. Dass die engsten Angehörigen wie Witwe, Sohn und Tochter dann aber am Grab nebeneinander beim Abschied stehen, findet Poorten in Ordnung.

„Das fände ich sonst furchtbar.“ Auch ihm fällt auf, dass sich die Trauergemeinde schnell auflöst und mit dem gemeinsamen Kaffee eine wichtige soziale Funktion wegfalle. „Das steigert die Isolation, dass sich Menschen nicht anderen zuwenden können.“

Und das gerade in so einer persönlichen Situation. Mittlerweile könne man nach den neuen Regeln auch wieder Trauergottesdienste machen – aber auch da muss man im Vorfeld schon mit den Angehörigen Regelungen schaffen. „Uns war wichtig, dass die Trauergemeinde auf dem Friedhof anders konstruiert ist, weniger dort sind als in der Kirche. In der Kirche können durchaus mehr teilnehmen“, sagt Poorten.

„Aber wir wollen da die Angehörigen bitten, das nicht in die Zeitung zu setzen. Denn solange wir nur so kontrolliert die Leute hineinlassen können in die Kirche – und stellen Sie sich vor, wir müssten jemanden bitten, aus der Kirche herauszugehen – bitten wir um eine gewisse Verschwiegenheit.

Seit Ostern hat der Winnekendonker Pastor Manfred Babel „vier oder fünf Beerdigungen“ erlebt. „Die Leute sind sehr diszipliniert mit der Botschaft umgegangen, dass wir in relativ kleinem Kreis beerdigen konnten. Das sei oft „sehr würdig verlaufen.“ Unter den Beeerdigten befand sich auch eine Person, die durch das Corona virus gestorben war. „Die An­gehörigen waren sehr, sehr traurig. Es waren nur vier Leute da und es musste eine Urne sein.“

Die Feier habe verkürzt stattgefunden. „Man liest das oft in der Zeitung, dass es Menschen betrifft, die nicht mehr so jung sind. Aber wenn es der eigene Vater für die Angehörigen ist – und der erste Mensch, den man als Pastor selbst beerdigt, dann ist man anders berührt.“

Als Dank nach überstandenen Seuchen

Die Wallfahrtssaison hat zwar gerade begonnen, aber etliche Wallfahrten werden in diesem Jahr wegen Corona abgesagt. Was aus heutiger Sicht logisch klingt, ist nach Worten von Kirchenhistoriker Professor Dr. Norbert Köster einmalig.

Denn in früheren Jahrhunderten waren Seuchen oder Katastrophen wie Brände erst recht gerade der Anlass für Wallfahrten. „Wenn sich eine Pfarrei oder ein ganzer Ort auf den Weg zu einem Wallfahrtsort macht, steckt fast immer eine Seuche dahinter“, sagt Köster zu den historischen Ursprüngen.

Dabei habe es sich entweder um eine Viehseuche gehandelt, die den Bauern die Lebensgrundlage entzog, oder es sei eine Seuche wie beispielsweise die Pest gewesen, die unzählige Menschenleben forderte. „Manche Wallfahrten sind als Dank entstanden, nachdem das Ganze überstanden war, oder als Bitte, damit so etwas nicht wieder ausbricht“, erklärt der Professor für Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Früher hätten die Menschen mit großer Treue an den Wallfahrten festgehalten. „Es könnte also sein, dass in diesem Jahr 2020 tatsächlich zum ersten Mal Wallfahrten ausfallen, die seit mehreren hundert Jahren ununterbrochen stattgefunden haben,“ erklärt der ehemalige Generalvikar des Bistums Münster.

Die Menschen hätten sich früher auch in Seuchenzeiten auf den Weg gemacht. Denn: „Über Infektionsrisiken hat man natürlich sehr wenig nachgedacht, und über Inkubationszeiten und Ansteckungsrisiken und -wege wusste man einfach nichts.“

Als Theologe ermutigt Köster Gläubige, auch in diesem Jahr zu pilgern: „Auch zu Corona-Zeiten sind Wallfahrten möglich und sinnvoll sind, wenn man die entsprechenden Abstandsregelungen einhält.“

Einzeln zu pilgern, ist denkbar

Einzeln zum Wallfahrtsort zu pilgern, sei ja denkbar. Man könne „auch dort in der Kirche beten und das Anliegen vor Gott tragen, dass die Menschen, die von der gegenwärtigen Seuche betroffen sind, tatsächlich entweder geheilt werden oder – was die wirtschaftlichen Folgen angeht – dass es sie nicht so schlimm trifft.“

Vielleicht entstünden in dieser Zeit sogar neue Wallfahrten oder alte würden wiederbelebt. „Jedenfalls ändert sich an der Grundaussage, dass wir unsere Sorgen und unsere Nöte vor Gott bringen, eigentlich nichts“, sagt Köster.

In jedem Fall ist er überzeugt, dass Wallfahrten auch heute eine wertvolle Art sind, „uns auf den Weg machen und unser Anliegen Gott und seinen Heiligen vorzutragen.“

Keine Pilgerreise nach Lourdes

Vom 14. Juni bis zum 19. Juni sollte die Pilgerfahrt der Rhein-Maas-Krankenbruderschaft nach Lourdes stattfinden (das KB berichtete). „Bis zuletzt hatten wir gehofft, dass unsere Reise, wenn auch unter entsprechenden Auflagen, möglich sein würde. Diese Hoffnung hat sich nun zerschlagen“, informierte der Vorstand nun die Mitpilger.

„Alle offiziellen Seiten und dadurch bedingt auch die Reisegesellschaften haben für diesen Zeitraum die Möglichkeit einer Pilgerreise nach Lourdes ausgeschlossen“, schreibt Raphaël Freiherr von Loë. Die Enttäuschung über die aufgrund der Corona-Pandemie eingetretene Situation könne der Vorstand gut nachvollziehen, „wir sind es ebenso!“

Gleichzeitig werfe man „hoffnungsfroh den Blick auf 2021“. Sobald sich ein Bild der Rahmenbedingungen abzeichne, wolle man sich an die Planung einer Pilgerfahrt für das kommende Jahr setzen. „Das ist eine Perspektive, auf die wir uns freuen dürfen!“ Die Krankenbruderschaft bleibe den Mitpilgern im Gebet verbunden und hoffe, „dass uns – über Kurz oder Lang – ein Wiedersehen geschenkt wird“.

Was die Corona-Auflagen für das für den 12. Juli geplante Parkfest, das zur Finanzierung der Pilgerreisen dient, bedeuten werde, lasse sich aktuell noch nicht im Detail sagen, so Raphaël Freiherr von Loë. „Wir sind dazu noch in der Abstimmung mit den Ordnungsbehörden und hoffen, dass wenigstens eine Art „Parkfest-soft“ oder „Tag des offenen Parkes“ möglich sein wird.“