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Keine Pilgerreise nach Lourdes

Vom 14. Juni bis zum 19. Juni sollte die Pilgerfahrt der Rhein-Maas-Krankenbruderschaft nach Lourdes stattfinden (das KB berichtete). „Bis zuletzt hatten wir gehofft, dass unsere Reise, wenn auch unter entsprechenden Auflagen, möglich sein würde. Diese Hoffnung hat sich nun zerschlagen“, informierte der Vorstand nun die Mitpilger.

„Alle offiziellen Seiten und dadurch bedingt auch die Reisegesellschaften haben für diesen Zeitraum die Möglichkeit einer Pilgerreise nach Lourdes ausgeschlossen“, schreibt Raphaël Freiherr von Loë. Die Enttäuschung über die aufgrund der Corona-Pandemie eingetretene Situation könne der Vorstand gut nachvollziehen, „wir sind es ebenso!“

Gleichzeitig werfe man „hoffnungsfroh den Blick auf 2021“. Sobald sich ein Bild der Rahmenbedingungen abzeichne, wolle man sich an die Planung einer Pilgerfahrt für das kommende Jahr setzen. „Das ist eine Perspektive, auf die wir uns freuen dürfen!“ Die Krankenbruderschaft bleibe den Mitpilgern im Gebet verbunden und hoffe, „dass uns – über Kurz oder Lang – ein Wiedersehen geschenkt wird“.

Was die Corona-Auflagen für das für den 12. Juli geplante Parkfest, das zur Finanzierung der Pilgerreisen dient, bedeuten werde, lasse sich aktuell noch nicht im Detail sagen, so Raphaël Freiherr von Loë. „Wir sind dazu noch in der Abstimmung mit den Ordnungsbehörden und hoffen, dass wenigstens eine Art „Parkfest-soft“ oder „Tag des offenen Parkes“ möglich sein wird.“

Kevelaerer Wallfahrtsleitung bittet um Einhaltung der Regeln für Gottesdienste

Die Kevelaerer Wallfahrtsleitung weist nochmals darauf hin, dass am Kevelaerer Kapellenplatz ausschließlich die „Rahmenbedingungen für Gottesdienste mit Öffentlichkeit in Zeiten der Corona-Pandemie für den NRW-Teil des Bistums Münster ab dem 1. Mai 2020“ gelten (https://www.bistum-muenster.de/fileadmin/user_upload/Website/Downloads/Bistum/BGV/Corona/2020-04-23-Rahmenbedingungen-Gottesdienste-Corona.pdf).

Es gilt also z.B. keine Maskenpflicht in den Kirchen. Alle Sitzplätze in den Kapellen und Kirchen am Kapellenplatz sind markiert. Um die Abstandsregeln umzusetzen, sitzen die Gläubigen in der Regel alleine, höchstens aber zu zweit in einer Bank, so die Wallfahrtsleitung. Insgesamt stünden damit in allen Gotteshäusern nur etwa 15 bis 20 Prozent der üblichen Sitzplätze zur Verfügung. Die anwesenden Ordner würden streng darauf achten, dass nicht mehr Menschen, als Plätze vorhanden sind, Einlass finden.

Bei allen allgemeinen Gottesdiensten gibt es für diese verfügbaren Sitzplätze keine Voranmeldung oder Reservierungen, es gilt folglich die Regelung „wer zuerst kommt,…“. Die Wallfahrtsleitung bittet daher alle Gläubigen, sich an die Regeln zu halten und den Anweisungen der Ordner Folge zu leisten.

Vorhandene Sitzplätze ausschöpfen

In den Kirchen und Kapellen gibt es derzeit nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, mit Familien bzw. Haushaltsgemeinschaften nebeneinander Platz zu nehmen. Sobald sich zum Beispiel zwei Gläubige nebeneinander an ein Bankende setzen, müssen die markierten Plätze an der anderen Bankseite und die Plätze in den Bänken davor und dahinter freigelassen werden, um die Abstandsregeln einzuhalten. In der Basilika ist das nur im Bereich des Mühlenportals in sehr eingeschränktem Umfang möglich. Die Wallfahrtsleitung bittet darum, dass sich in allen anderen Bereichen der Kirche auch Familien und Haushaltsgemeinschaften einzeln auf die markierten Plätze setzen, damit möglichst keine Sitzplätze wegfallen.

In Kürze wird auch wieder die wöchentliche Familienmesse aufgenommen (sonntags, 10.30 Uhr, Forum Pax Christi), vermutlich ab dem 24. Mai 2020. Dort wird dann jede zweite Sitzreihe zur Verfügung stehen, so dass man auch mit der Familie zusammensitzen und dennoch gleichzeitig die Abstandsregel einhalten kann.

Außerdem weist die Wallfahrtsleitung nochmals auf die Liveübertragungen der Eucharistiefeiern bei EWTN und auf www.wallfahrt-kevelaer.de hin (werktags 11.30 Uhr, samstags zusätzlich um 18.30 Uhr). Besonders für alle Menschen, die einer Corona-Risikogruppe angehören, werden die regelmäßigen Übertragungen aus der Kevelaerer Basilika auch in den kommenden Wochen eine Alternative zu einem persönlichen Besuch der Wallfahrtsstadt bleiben.

Bund fördert Sanierung der Seifert-Orgel in der Marienbasilika

Mit 395.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IX fördert der Bund die Sanierung der großen Orgel in der Marienbasilika. Die Freigabe der Mittel erfolgte am gestrigen Mittwoch, 6. Mai, durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Die Katholische Kirchengemeinde St. Marien und der Orgelbauverein haben es sich zum Ziel gesetzt, die Orgel in ihren Ursprungszustand von 1907 zu versetzen. Im Laufe der Zeit, insbesondere im und nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte die Orgel erhebliche Schäden erlitten. Mit der Förderung ist ein Schritt für die Restaurierungs- und Reparaturmaßnahmen gemacht.

„Ich freue mich sehr, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren und die Sanierung der Orgel der Marienbasilika durch den Bund gefördert wird. Als Zentrum der Wallfahrt in Kevelaer ist die Marienbasilika für Gläubige aus ganz Europa ein bedeutsamer Ort und ein prägendes Monument des Kreises Kleve“, äußert sich die SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve, Barbara Hendricks. Das Denkmalschutz-Sonderprogramm richtet sich an national bedeutsame oder das kulturelle Erbe mitprägende unbewegliche Kulturdenkmäler. Hierfür werden im Bundeshaushalt 30 Millionen Euro bereitgestellt.

Ein historischer Tag

Absolut nichts war rund um und in der Kevelaerer Basilika bei der Eröffnung der Pilgerpforte und dem Beginn der Pilgerzeit unter dem Motto „Ich bin, wo Du bist“ normal.
Vor den Eingängen des Gotteshauses waren an diesem Morgen klare Abstandsmarkierungen eingezeichnet. An den Türen wachten die Ordner der Petrus-Schützenbruderschaft mit Mundschutz darüber, dass nicht mehr als die erlaubten 150 Kirchenbesucher den Weg in die Basilika fanden.

Schon früh um 9 Uhr hatte man die Basilika geöffnet, um auf einen eventuellen Ansturm von Gläubigen vorbereitet zu sein. „Wir haben momentan da 30 Leute drin, zu normalen Zeiten wäre die Kirche schon jetzt voll“, machte der Generalsekretär der Wallfahrt, Dr. Rainer Killich, den Unterschied zu sonstigen Eröffnungen klar.

„Der Andrang hält sich in Grenzen“, war der mit Gesichtsmaske ausgestattete frühere Festketten-träger Heinz van Bühren froh, „dass wir keinen haben abweisen müssen.“ Ein paar wenige Plätze blieben sogar leer. Die Mitglieder der Kolpingsfamilie, die mit ihren Fahnen auf dem Kapellenplatz erschienen, durften aufgrund der beengten Situation nur mit einer Person und eine Fahne symbolisch mit einziehen. Diue Anderen verfolgten die Eucharistiefeier im „Forum Pax Christi“, wo die Wallfahrtsleitung einen weiteren „Viewpoint“ geschaffen hatte. „Kolping war zum 1. Mai immer da. Als Kevelaer zerstört wurde – und jetzt auch in der Krise“, meinte Michael Rübo vom Kolping-Kreisvorstand Kleve.

Wallfahrtseröffnung 2020 Foto: AF

Weniger Andrang als erwartet

Am Hauptportal stand Desinfektionsmittel. An den Bänken waren kleine Schilder mit Wallfahrtslogo und der Aufschrift „Sitzplatz“ angebracht. Zwischen den Kirchenbänken waren die Aufschriften „Abstand halten“ deutlich sichtbar. Ein Ordnungsdienst wachte über die Einhaltung. Und auch die fünf Mitglieder des Mädchenchores der Basilikamusik sangen unter Leitung von Romano Giefer im Abstand voneinander stehend.

Es gab keinen Gemeinschaftsgesang bis auf den Schluss – und statt Händeschütteln bei „Friede sei mit Dir“ nur ein gegenseitiges Zunicken. Die heilige Kommunion wurde an sechs verschiedenen Stationen mit den entsprechenden Sicherheitsabständen ausgegeben. Im Mittelgang vor dem Altar wurde allerdings erkennbar, dass zwei nebeneinander laufende Reihen für einen Sicherheitsabstand nicht optimal sind.

Für die Gläubigen in der Kirche war die Situation mehr als ungewohnt. „Ich habe keine Worte, das ist alles surreal“, konnte Thomas Molderings kaum beschreiben, was er empfand. Tobias Kocken fand es „komisch, aber besser als keine Kirche. Das liegt an den Auflagen, das muß halt so.“

Annette Roweda war extra aus Voerde angereist. „Ich bin erleichtert, dass es überhaupt möglich ist. Ostern ohne Messe – das ist keine Kar-Woche“, meinte sie. „Es ist zwar etwas gespenstisch, aber so kann man nun wieder den Herrn empfangen und hoffen, dass es bald normal wird.“

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling entzündete die Kerzen von Kolping und von St. Franziskus Isselburg. Foto: AF

Bei der Begrüßung der Gläubigen in der Kirche, der digital Anwesenden und des Limburger Bischofs Georg Bätzing, sagte Wallfahrtsrektor Gregor Kauling: „Das ist ein Tag, der für die Stadt, unsere Kirchengemeinde und so vielen Pilgern von besonderer Bedeutung ist.“ Er sprach im Kontext von Corona von einer „Menschheit der Betroffenheit“. Er habe das in den letzten Tagen spüren können. „Ob durch Freunde in Brasilien, Indien oder hier am Niederrhein: Wir sitzen alle in einem Boot.“ Da sei es gut „dass Fenster und Türen aufgehen. Vor allem das Fenster zu Gott.“ Später segnete er die Kerzen von Kolping und der St. Franziskus-Gemeinde Isselburg.

Bätzing – auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz – gestand in seinem Grußwort: „Mein Herz bebt in dieser Stunde etwas. Denn wer hätte gedacht, dass das in doppelter Weise ein besonderer Tag wird?“ Er meinte damit die Öffnung der Pforte als „besonderem Fest für die Stadt und für alle Pilgerinnen und Pilger“ und den ersten „Gottesdienst von Angesicht zu Angesicht.“

Bischof Bätzing bei seiner Predigt. Foto: AF

Mit Vorsicht und Augenmaß

Diese Zusammenkunft geschehe aber „mit Vorsicht und Augenmaß“ Deshalb dankte er „auch all denen, die entschieden haben, nicht zu kommen, sondern die Übertragungswege wahrzunehmen und auf diesem Weg die heilige Messe mitzufeiern.“ Denn „wir wissen, wir sind verantwortlich füreinander, weil diese Krise nicht vorbei ist“, sagte Bätzing.

„Wir können sie nicht einfach vorbeireden, sondern sie wird uns noch lange, lange in Atem halten und von uns Dinge erfordern, die wir einbringen müssen.“ Er dankte allen für ihre „Verantwortung und Klugheit.“ Dabei werde die Gottesmutter „uns Kraft und Stärke geben, diese Zeit miteinander und solidarisch füreinander zu gestalten.“

In seiner Predigt ging er auf die Schlichtheit des kleinen Andachtsbildes ein, das „hier seit Jahrhunderten so große Wirkung erzielt.“ Hinter der Kevelaerer Wallfahrt stecke „keine kirchliche Obrigkeit oder ein einflussreicher Orden“, würdigte er „die Frömmigkeit einfacher Leute“ und des Händlers Hendrik Busmann. Er habe „in den Zeiten der Bedrängnis des Dreißigjährigen Krieges“ mit seiner Frau aus Kevelaer „seinen eigenen kleinen Haltepunkt und Trostort“ gemacht – und zum Verweilort vieler Million Menschen über fast vier Jahrhunderte.

Das verglich er mit den „vielen kreativen Ideen, die in den vergangenen Wochen entstanden sind“, um viele Menschen „in dieser so anspruchsvollen Zeit eingeschränkter Sozialkontakte und solidarischer Sorge um die besonderen Risikogruppen zu tragen.“ Die wahre Kostbarkeit des Bildes liege „in dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, die hier an dieser Quelle entspringen.“ Das Gnadenbild der Maria gewinne in diesen Coronazeiten neu an Bedeutung, da sie „die Krone unseres Dankes (…) mitleidend, zugänglich und ansprechbar für unsere Anliegen und Nöte trage.“

Drei Details

Besonders im Detail berührten ihn deswegen einmal die drei Kronen in dem Bild. „Corona“, das heißt Krone“, schlug er dabei auch den Bogen zu dem Virus und der „trügerischen Hoheit“, die diese „gefährliche Krankheit“ zeige. „Die Krone dieses Virus ist eine Plage der Menschheit“, die uns noch „Jahre und Jahrzehnte“ belasten werde.

Zum Zweiten nannte er die vielen Perlen im Bild, die äußerlich Tränen gleichten, die sicherlich in großer Zahl an dem Gnadenbild geflossen seien. Zur Zeit werde auch viel geweint „um die Schwerkranken auf der Intensivstation und die Sterbenden, die ihren letzten Weg unbegleitet gehen mussten, von denen in Kurzarbeit und mit Existenzsorgen oder auch „im Unverständnis der Kinder, den Großeltern nicht um den Hals fallen zu können.“

Dem setzte er „die wunderbare Aufmerksamkeit füreinander“, die „Zeit, die Familien wieder gemeinsam verbringen“ oder auch „die neue Wertschätzung für unser System von Absicherung und Vorsorge in Staat und Gesellschaft“ und ein „neues Zusammenrücken der Länder Europas“ entgegen.

Und der Mantel der Trösterin besitze in der Hinsicht für ihn „große Signalwirkung“ , um „den Schwächsten menschliche Zuwendung und Geborgenheit zu schenken, ihnen mit palliativer Sorge auf dem letzten Lebensabschnitt“ zu helfen und dem Sterbenden „alle nötige Hilfe schmerzlindernder Medizin zukommen zu lassen.“

Kritik am Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Das sei die „christliche Antwort auf den manchmal aus Verzweiflung geäußerten Wunsch, langes und unerträgliches Leiden beenden zu wollen“, kritisierte er das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar zur „geschäftsmäßigen „Suizidbeihilfe“, wie er es nannte. „Denn sie stellt einen tiefen Einschnitt in die Rechtskultur und die ethischen Grundwerte unseres Landes dar.“

Die autonome Selbstbestimmung werde über den Schutz des Lebens gestellt, Selbsttötung „sozusagen zum Inbegriff der Autonomie des Menschen, die von Staat und Gesellschaft zu respektieren sei.“ Das werde den Druck auf „besonders verletzte Menschen“ erhöhen, das Leben zu beenden. „Das möchte ich nicht widerspruchslos hinnehmen.“

Das Urteil fordere Christinnen und Christen dazu heraus, „ganz entschieden für die Heiligkeit und Unverletzlichkeit des Lebens einzutreten, für das Lebensrecht der Schwachen, Kranken, Leidenden und Sterbenden“, sagte Bätzing. „Sie haben Lebensanspruch und Lebensanrecht bis zum letzten Atemzug.“ Dementsprechend werde die Kirche ihren Einsatz für die Palliativmedizin und die Hospizarbeit verstärken „und gegen allen ökonomischen Kostendruck dafür öffentlich eintreten“, so der Bischof.

„Der weite Mantel menschlicher Fürsorge ist bei Weitem der sicherste Raum für menschliches Leben und Sterben in Würde.“ Das sei „in dieser Zeit vielleicht die wichtigste Botschaft des Gnadenbildes von Kevelaer“ und ein „Auftrag, den wir von dieser Pilgerstätte mitnehmen.“ Dafür gab es am Ende der Predigt Applaus.

Die Pforte wurde von innen geöffnet. Foto: AF

Öffnung der Pforte von innen

Danach wurde die Pilgerpforte nicht mit einem Schlüssel von dem Bischof von außen geöffnet, sondern aus Sicherheitsgründen von innen. Die Petrus-Schützen zogen die beiden schweren Türen dann auf. Die Gläubigen sollten bis zum Gang zum Gnadenbild auf ihren Plätzen sitzen bleiben und die Worte der Geistlichen dort verfolgen – nicht alle hielten sich allerdings daran.

Nach der Segnung der Pforte durch den Bischof gingen die Kirchenvertreter zum Gnadenbild in der Gnadenkapelle. Kauling und Bätzing hielten an dem Marienbildnis einen Moment lang gemeinsam inne. Dann setzten sie die Gebete und Gesänge vor dem Gnadenbild unter Beteiligung der anwesenden Gläubigen fort.

Bätzing segnete die Pilgerkerze dieses Tages. „Viele Menschen haben lange Zeit schon darauf gewartet, daß wir gemeinsam feiern. Es ist sehr anders, als wir es gewohnt sind – daran werden wir uns gewöhnen müssen, und wir werden uns daran gewöhnen“, zeigte er sich tief bewegt darüber, dass er „diese Feier hier mit Ihnen als Bischof begehen durfte. Das hätte ich vor ein paar Jahren nicht gedacht.“

Später meinte er: „Die Organisation dieses Gottesdienstes – mit den Hygienemaßnahmen und dem Ordnungsdienst – das hat mir Sicherheit gegeben, dass man so feiern kann. Das ist in der Weise hier sicher ein Vorbild.“ Und er gestand er noch einen kleinen Patzer. „Ich hab die Eröffnung gesungen wie gewohnt und dann gedacht: Ich soll ja die Leute nicht herausfordern zu singen.“

Die Eröffnung der Wallfahrtszeit in Kevelaer am 1. Mai hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, Bischof von Limburg, zum Anlass genommen, sich im Beisein von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler in das Goldene Buch der Wallfahrtsstadt Kevelaer einzutragen.
Foto: privat

Pilgern ist eine urmenschliche Erfahrung

Mit einem Pontifikalamt in der Basilika eröffnet der Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, am 1. Mai vor bis zu 150 Gläubigen um 10 Uhr die Wallfahrtszeit. Im KB spricht der Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz über die Wallfahrt, den Synodalen Weg und seinen persönlichen Bezug zu Kevelaer.

Das Motto der Wallfahrt lautet „Ich bin da, wo Du bist“. Kann die Kirche dieses Versprechen halten, wenn nur bedingt öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden können?

Bätzing: Das Wallfahrtsmotto beziehe ich zunächst einmal auf unseren Gott und auf die Gottesmutter. Das ist ja die große Zusage, aus der wir leben. Unser Gott ist der „Ich bin da“. Und Maria hat als Mutter des Herrn in der harten Stunde des Leidens und Sterbens ihres Sohnes gezeigt, dass sie bleibt und nicht wegläuft. So bezeugt es das Evangelium. So ist Maria die Mutter der Kirche geworden. Für uns Menschen in der Kirche ist das Wallfahrtsmotto Ansporn und Herausforderung. Und die gelingt auch in dieser Zeit! Wie viele Gläubige sind in Hilfsdiensten, in Gebetsinitiativen, in der Krankenpflege und Altenfürsorge, in Beratungsdiensten und in seelsorglicher Begleitung gerade jetzt gefragt. Und sie sind für andere da. Ich habe in den vergangenen Wochen so viele wunderbare Beispiele kennengelernt, dass ich mehr denn je überzeugt bin, wir haben als Christinnen und Christen einen wichtigen, unersetzbaren Auftrag in der Gesellschaft.

Sie waren 2012 Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Was fasziniert die Menschen auch heute noch am Pilgern?

Bätzing: Pilgern ist ein Bild des menschlichen Lebens, eine urmenschliche Erfahrung. Die Weggemeinschaft als einzelne oder in Gemeinschaft bestärkt für den Alltag. Und als Unterbrechung des Alltags führt das Pilgern auf den Weg nach innen. Vieles Unbewusste kommt durch den Rhythmus des Gehens und des Betens ins Bewusstsein. Manches kann geordnet und geklärt werden, mit manchen Erfahrungen mag ich mich versöhnen. Pilgern ist ein heilsames Wegstück, und dabei spielt das Ziel eine wichtige Rolle. Wenn mich am Ziel, ein so ehrliches Bild wie die kleine Ikone der Trösterin der Betrübten empfängt, dann kann ich mich mit meiner ganzen Lebensgeschichte dort geborgen fühlen. Und ich gehe getröstet nach Hause.

Was verbinden Sie mit Kevelaer?

Bätzing: Es sind ganz frühe Kindheitserinnerungen: Lange, bevor ich das erste Mal in Kevelaer war, sehe ich vor mir die singende Pilgergruppe, die von der Musikkapelle begleitet, an meinem Elternhaus in Niederfischbach (Kreis Altenkirchen) vorbei, zum Bahnhof zieht. Das war jedes Jahr am Samstag nach Maria Himmelfahrt, und da durften wir als Kinder früh aufstehen, um die Prozession zu sehen. Mein Opa gehörte zum Organisationsteam der Siegprozession, und nach der Rückkehr bekam ich immer ein kleines Mitbringsel aus Kevelaer.

Wie wichtig ist es, mit Blick auf die Trösterin der Betrübten, dass die Kirche gerade in diesen Zeiten Trost spendet?

Bätzing: Solch eine Krisenzeit habe ich noch nie erlebt. Wie gefährdet ist unser Leben? Wie viele Menschen sind an diesem neuen Virus bereits gestorben? Wie viel Isolation und Einsamkeit müssen Menschen in den Altenheimen, den Krankenhäusern und zu Hause zur Zeit ertragen? Und der leibliche Trost durch Menschen, die einfach da sind in dieser Ausnahmesituation, der fehlt ja häufig. Da ist der geistliche Trost ganz wichtig – im Wissen, dass die Gottesmutter den Betrübten nahe ist. Ich weiß von vielen Menschen, die sich in dieser Zeit ganz besonders der Fürsprache der Mutter Gottes anvertrauen.

Der katholischen Kirche wird oft vorgeworfen, auf Innovationen mit gewisser Schwerfälligkeit zu reagieren. Wie erstaunt sind Sie über das Tempo, mit dem in der Krise neue Formate zur Feier des Gottesdienstes und zur Seelsorge gefunden werden? Welche Initiativen haben Sie besonders beeindruckt?

Bätzing: Wir haben in dieser Krisenzeit wirklich viel gelernt. Wir sind erfahrener im Umgang mit und im Einsatz von digitalen Medien geworden. Mich hat die Fähigkeit fasziniert, ganz schnell umzudenken und Wege zu suchen, wie wir für andere dasein können, ihnen Angebote machen, miteinander zu beten, Gottesdienst zu feiern, dem Glauben einen Ausdruck zu geben in einfachen Symbolen. Vermutlich ist in vielen Häusern und Familien lange nicht mehr so intensiv miteinander gebetet und über den Glauben gesprochen worden, wie in dieser Zeit – gerade mit Kindern, die ja gerne Fragen stellen. Und wenn wir bald wieder zu einer größeren Normalität des Alltags auch in der Kirche zurückkehren können, werden wir unsere Erfahrungen sorgfältig bedenken – und hoffentlich manche Formen und Angebote, die uns in dieser Zeit geholfen haben, weiter pflegen und ausbauen.

Lassen die vergangenen Wochen Sie hoffen, dass die Dynamik auch auf weitere Reformprozesse, Stichwort „Synodaler Weg“, überspringt?

Bätzing: Wenn wir im Herbst, so Gott will, zur zweiten synodale Versammlung in Frankfurt zusammen kommen, werden wir sicher nicht einfach zur Tagesordnung über gehen. Wir haben in der Krise Erfahrungen auszutauschen, zu bedenken und zu fragen, was sie mit unseren vier Schwerpunktthemen zu tun haben.
Und vor allem: was sie uns sagen für den Weg der Kirche in der Zukunft. Wir wollen ja eine Kirche an der Seite der Menschen von heute sein. Das haben wir miteinander verabredet, und darauf suchen wir gemeinsam Hinweise und Antworten. Das wird ein spannender Prozess, und ich freue mich sehr auf die künftigen Begegnungen.

Ab 1. Mai dürfen wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden

Ab dem 1. Mai 2020 wird es im Land Nordrhein-Westfalen wieder möglich sein, zusammen mit der Gemeinde öffentliche Gottesdienste zu feiern. Das gilt somit auch für das Pontifikalamt zur Eröffnung der Kevelaerer Wallfahrtszeit mit dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, Bischof von Limburg, das am Maifeiertag um 10 Uhr in der Basilika beginnt. „Wir sind froh, dass wir pünktlich zum Wallfahrtsbeginn die Möglichkeit haben, öffentliche Gottesdienste zu feiern und damit auch Einzelpilgern und kleinen Gruppen die Möglichkeit geben, zur Trösterin der Betrübten zu pilgern“, erklärt der Rektor der Kevelaer-Wallfahrt, Domkapitular Gregor Kauling. Gerade in bedrängten Zeiten hätten viele Menschen in den vergangenen Jahrhunderten Trost und Zuflucht im Wallfahrtsort Kevelaer gefunden. „Wir hoffen, dass dieses auch in unserer Zeit der Fall sein wird und heißen die Pilgerinnen und Pilger unter den gegebenen Voraussetzungen herzlich willkommen“, so Kauling weiter.

Denn es gelten in allen Kirchen und Gebetsräumen die in Zeiten der Corona-Pandemie obligatorischen Hygienevorschriften und Abstandsbestimmungen. Daher werden in der Kevelaerer Basilika insgesamt lediglich 150 sichtbar markierte Sitzplätze für die Gläubigen zur Verfügung stehen. Ein Ordnungsdienst wird darauf achten, dass diese Sitzordnung streng eingehalten wird. Sobald die vorhandenen Sitzplätze belegt sind, wird der Ordnungsdienst weiteren Gläubigen den Zugang zur Kirche entsprechend verwehren. Die Basilika wird um 9 Uhr geöffnet.

Einige Regelungen sind zu beachten

Das Bistum Münster hat für die Gemeinden im nordrhein-westfälischen Teil der Diözese umfangreiche Rahmenbedingungen für die öffentliche Feier von Gottesdiensten erlassen. Die Regelungen werden ab dem 1. Mai in den Kirchen am Kapellenplatz permanent und deutlich sichtbar ausliegen. Alle Gläubigen werden dringend gebeten, sich sehr strikt an diese Anweisungen und an alle weiteren Ansagen, die ggf. vor oder während der Gottesdienste erfolgen, zu halten.

Zu diesen Rahmenbedingungen gehört unter anderem, so teilt das Bistum Münster in einer Pressemitteilung mit, dass der Zugang zu den Gottesdiensten begrenzt wird. Die Zahl der zugelassenen Gottesdienstteilnehmer richtet sich nach der Größe des Raumes. „Dabei gilt“, so heißt es in den Rahmenbedingungen, „dass nach allen Seiten hin der von den Behörden empfohlene Mindestabstand (1,50 m) einzuhalten ist“. Familien sollen nicht getrennt werden. Sicherzustellen sei auch, dass beim Betreten und Verlassen der Kirche die Abstandsregeln eingehalten werden. Nach Möglichkeit sollten Zu- und Ausgang durch zwei Zuwege zur Kirche getrennt werden. Es sollten vermehrt Freiluft-Gottesdienste gefeiert werden. Firmfeiern könnten ebenso wie Requien oder Trauergottesdienste in den Kirchen unter Beachtung der Regeln gefeiert werden. „Für Trauerfeiern am Grab bleiben die Anordnungen der örtlichen Behörden maßgeblich, dies gilt auch für die Zahl der Teilnehmenden“, heißt es in den Rahmenbedingungen. Die Übertragung von Gottesdiensten im Internet werde weiter angeboten, damit Personen, die Risikogruppen angehören, leichter zu Hause bleiben könnten.

Im Blick auf die Austeilung der Kommunion besagen die Rahmenbedingungen, dass alle daran Beteiligten sich die Hände desinfizieren müssten, bevor sie die Hostien berührten. Den Gläubigen solle „die Kommunion in angemessenem Abstand gereicht“ werden. Die Mundkommunion müsse bis auf weiteres unterbleiben. Die Kommunionordnung müsse so angepasst werden, dass die Gläubigen die Kommunion „im gebotenen Mindestabstand“ empfangen könnten.

„Taufen, Erstkommunionfeiern oder Hochzeiten verlangen wegen ihres besonderen, teils mit engerem physischem Kontakt verbundenen liturgischen Charakters eine besonders sorgfältige Einhaltung der genannten Regeln. Bisweilen empfiehlt sich eine Verschiebung“, wird in den Rahmenbedingungen betont. Beichtgespräche im Beichtstuhl seien nicht möglich: „Die Spendung des Bußsakramentes hat unter Beachtung des Mindestabstandes (1,50 m) sowie der Hygienevorschriften zu erfolgen.“ Für die Seelsorge an Kranken und Heimbewohnern seien weiterhin die jeweiligen örtlichen Bestimmungen einzuhalten. Wo immer es möglich sei, sei „die Seelsorge an kranken, einsamen oder sterbenden Menschen ein vorrangiger Dienst. Dies gilt auch für die Spendung der Krankenkommunion“, wird festgehalten.

Keine Pflicht für Mund- und Nasenschutz

Das tägliche Läuten um 19.30 Uhr unterbleibe ab dem 1. Mai, schreibt Generalvikar Winterkamp. Zur Frage, wie die Gottesdienste am Fronleichnamsfest (11. Juni) gefeiert werden könnten, werde es noch weitere Informationen geben. Im Blick auf die Feier von Firmungen sollten die Pfarreien Kontakt mit dem jeweiligen Weihbischof oder den anderen Firmspendern aufnehmen. Mund- und Nasenschutz seien für die Gottesdienste nicht verpflichtend. Gottesdienstbesucher mit Mund- und Nasenschutz sollten aber nicht abgewiesen werden. Alle Pfarreien könnten Hand- und Flächendesinfektionsmittel im Bischöflichen Generalvikariat in Münster oder im Kreisdekanatsbüro Borken abholen.

Da das Versammlungs- und Kontaktverbot weiter bis zum 3. Mai gelte, könne zu allen anderen kirchlichen Veranstaltungen, Gremiensitzungen, Gruppentreffen, Verbandsveranstaltungen noch nichts gesagt werden, betont der Generalvikar. Diesbezüglich blieben die Absprachen zwischen der Bundesregierung und den Länderchefs am 30. April abzuwarten. Fachabteilungen im Generalvikariat kümmerten sich derzeit unter anderem um die Themen Ferienfreizeiten, Wochenendveranstaltungen und Fahrten sowie um alle Fragen zum Kita-Bereich, zu den Bischöflichen Schulen und den Bildungshäusern und -foren.

 

Weihbischof Lohmann unterstützt Online-Streik von „Fridays for Future“

Auch wenn große Demonstrationen aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen nicht durchgeführt werden, bleibt die Bewegung „Fridays for Future“ aktiv und hat für den heutigen Freitag, 24. April 2020, zu einem Online-Streik aufgerufen. Weihbischof Rolf Lohmann unterstützt als Umweltbischof das anhaltende Engagement der Demonstranten. „Es ist wichtig, auch während der Corona-Krise deutlich zu machen, dass die Rettung der Umwelt und damit die Bewahrung der Schöpfung nach wie vor auf der Agenda stehen. Klimaschutz ist noch immer ein wichtiges Thema, das uns alle angeht“, betont Lohmann.

Auch wenn sie eine große Belastung für die Menschen sei, habe doch gerade die Pandemie gezeigt, welche Gefahren die Globalisierung mit sich bringen kann. Es sei aber auch deutlich geworden, dass die Menschen aufeinander angewiesen sind. „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen uns, wie wichtig diese Solidarität ist, nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit“, sagt Lohmann. Diese Solidarität dürfe aber nach der Corona-Krise nicht einfach wieder im Sande verlaufen, sondern müsse langfristig für den gemeinsamen Klimaschutz gelten.

Hoffnung auf positive Entwicklungen über die Krise hinaus

Dass es möglich ist, auch selbst effektiv mit kleinen Maßnahmen die Umweltverschmutzung einzudämmen, hätten die vergangenen Wochen bewiesen, sagt Lohmann. „Viele Menschen arbeiten nun aus dem Home-Office und müssen nicht mehr jede Woche hunderte Kilometer zu ihrem Büro pendeln. Und es funktioniert. Und viele Besprechungen können nun doch per Videochat geführt werden, ohne dass einzelne Mitarbeiter dazu extra eingeflogen werden müssen“, verdeutlicht der Umweltbischof. Er hofft, „dass dieses Verhalten auch nach der Krise Schule macht und auf unnötige Fahrten und Flüge künftig verzichtet wird.“

Als Zeichen seiner Solidarität hat sich der Weihbischof als Unterstützer auf der Seite der „Fridays for Future“-Bewegung angemeldet. Schon bei der großen Demonstration in Kleve im September des vergangenen Jahres hatte er auf dem Podium das Wort ergriffen. Damals hatte er aus der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus zitiert: „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein.“ Dieses Zitat, sagt Weihbischof Lohmann nun, „ist heute noch genauso aktuell. Denn es gilt sowohl für unser Handeln in der Corona-Krise als auch für unsere Verpflichtung, das Klima zu schützen und die Schöpfung zu wahren.“

Eine Blütenpracht neben der Basilika

Man muss nicht nach Bonn oder Japan reisen, um die Kirschbaumblüte bewundern zu können. Zwei prächtige Spanische Kirschbäume verzaubern mit ihrer üppigen Blütenpracht die östliche Seite der Marienbasilika.

Gestiftet wurden diese von Adele Aengenheyster. Und nicht nur Enkeltochter Birgit Aengenheyster erfreut sich bei jedem Blick und Gang aus der Haustür des rosafarbenen Blütentraumes. Jeder Besucher, der vom Basilikaparkplatz kommt, erlebte in den vergangenen Tagen diesen Anblick und so manche Kamera hielt den Augenblick fest.

Gestiftet wurden die Bäume damals, „da der Vorgängerbaum wegen einer Baumkrankheit gefällt wurde“, berichtet Birgit Aengenheyster. „Ein großer Blumenkübel, der von meinen Eltern Heinz und Marlene Aengenheyster gespendet wurde, steht jetzt im Innenhof des Priesterhauses, weil die Blumen nachts regelmäßig Opfer von alkoholisierten Menschen wurden. Dann kamen die beiden Bäume. Hoffentlich dürfen sie den Umbau Johannes-Stalenus-Platz überleben.“

“Ich brauche eure Hilfe”

Der Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger hat eine Video-Botschaft (unter www.pro-humanitaet.de) an den Niederrhein geschickt und bittet um Hilfe. Im Niger hungern die Menschen, gewaltbereite islamistische Banden ziehen mordend durch die Dörfer, es gibt so gut wie keine medizinische Infrastruktur und nun hat die Corona Pandemie den Niger erreicht. Mehr Hoffnungslosigkeit geht kaum.

Es ist eine ungewöhnliche Aktion – wenn ein afrikanischer Bischof per Whatsapp eine Video-Botschaft an den Niederrhein schickt und seine deutschen Freunde um Hilfe bittet. Dann ist alles noch emotionaler, noch bewegender, als die an sich immer schon berührenden Telefonate, die die Kevelaerer Ärztin und Vorsitzende der “Aktion pro Humaität” (APH) Dr. Elke Kleuren-Schryvers in diesen Zeiten mehrmals in der Woche in den Niger katapultieren.

Laurent Lompo ist Erzbischof in der Diözese Niamey, der Hauptstadt des westafrikanischen Sahelstaates. Der bitterarme Niger ist ein ohnehin gebeuteltes Land. Die Menschen leiden Hunger, es ist heiß in diesen Tagen, 45 manchmal 50 Grad heiß, es gibt kein funktionierendes Gesundheitssystem, keine Medikamente, immer mehr Flüchtlinge, die in Europa ihr Heil suchen wollen, landen unversorgt in den Wüstenzonen, und der IS und seine gewaltbereiten Banden meucheln sich durch die Dörfer. Szenarien, die man sich in Europa kaum vorstellen kann.

Und nun erreicht Covid 19 das Land. “Ich bete”, sagt Erzbischof Laurent Lompo in seiner Video-Botschaft. “Ich bete jeden Tag – aber beten alleine genügt nicht. Ihr müsst uns helfen, bitte!”

Erzbischof Lompo bei einem Besuch in Kevelaer mit dem Weihbischof Lohmann vor der Gnadenkapelle.#
Foto: privat

“Wir wissen”, sagt der nigrische Bischof, der oft am Niederrhein sein konnte und hier viele Freunde gefunden hat, “wir wissen, dass die Welt angesichts eines Virus erzittert. Bei uns im Niger ist die Situation in besonderer Weise schwer zu bewältigen. Eine Krise folgt der nächsten. Der djihadistische Terror macht die Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land. Die Menschen fliehen in die Städte. Jetzt kommt noch das Corona-Virus. Die Märkte und Geschäfte mussten schließen, alles wird teurer. Die Felder werden nicht mehr bestellt, die Ernährung wird immer schwieriger. (…) Ich bin Bischof und ich bete. Aber meine Hände zum Gebet falten reicht nicht. Ich brauche die Hilfe von außen. Deshalb sende ich diese Botschaft.”

Und er hat eine Aktion ins Leben gerufen, die Familien helfen soll, mit Nahrungsmitteln versorgt zu werden: “60 Euro würde es hier in der Hauptstadt kosten, um eine zehnköpfige Familie für einen Monat mt der nötigen Nahrung zu versorgen. Auf dem Land genügen 50 Euro.” Das sind, umgerechnet, pro Mensch und Tag 20 bis 30 Cent.

“Sie in Deutschland sind immer solidarisch mit uns”, sagt Erzbischof Lompo. “Ich bitte Sie um diese Solidarität.”

Die Aktion pro Humanität hat die Botschaft von Laurent Lompo auf ihrer Webseite veröffentlicht. Und Elke Kleuren-Schryvers trommelt bei Freunden und Förderern, damit Menschen im Niger mit Medikamenten, Milchpulver, Reis und Hirse versorgt werden können. “In der Hauptstadt Niamey”, sagt die Medizinerin, “leben etwa zwei Millionen Menschen. Es gibt 20 Intensivbetten mit sehr eingeschränkten Beatmungsmöglichkeiten.”

APH will helfen. Wer mithelfen möchte: Konto: Volksbank an der Niers eG, DE39 3206 1384 4330 1300 11.

Mach mit beim Regenbogen!

Als Zeichen, dass wir alle zusammengehören, entsteht an der Jesus-Christus-Kirche in Kevelaer ein Regenbogen aus bunt bemalten Steinen. Jeder ist eingeladen, bei der Aktion mitzumachen (Steine und Stifte gibt es auch). Gerne können auch Wünsche auf die Rückseite der einzelnen Steine geschrieben werden. Wer also an der Kirche an der Brunnenstraße 70 vorbeikommt, darf gerne einen bunten Stein hinterlassen.