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Konzert im Forum Pax Christi

Am Freitag, 18. September 2020, lädt die Pfarrgemeinde St. Marien Kevelaer um 20 Uhr zu einem einstündigen Konzert ins Forum Pax Christi ein. In der Coronazeit bietet das Forum die Möglichkeit, an diesem Abend 150 Zuhörerinnen und Zuhörer zu beherbergen. Zu Gast ist das Ensemble „Brassfabrik 4.0″ – vier Blechbläser aus unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen, die neue klangliche Wege gehen wollen, frei nach dem Motto: „Erlaubt ist, was (uns) gefällt!“ Jeder der vier Musiker der Brassfabrik 4.0 hat sich in seinem musikalischen Herkunftsbereich einen Namen gemacht, aber dabei nie den „Blick über den Tellerrand“ gescheut. Als Brassfabrik 4.0 musizieren sie, um voneinander zu lernen, Symbiosen einzugehen und sich stilistisch miteinander zu verbinden.

Gemeinsam spannen sie einen musikalischen Bogen von Johann Sebastian Bach über Claude Debussy bis hin zu Jazz und Pop und in die Gegenwart. Auch ein Werk, das der Kevelaerer Basilikaorganist und Komponist Elmar Lehnen für die Brassfabrik 4.0 komponiert hat, wird zu hören sein.

Verzicht auf Kultur

„Wir freuen uns, dass wir diesen Abend mit diesem besonderen Ensemble möglich machen können. Lange Zeit mussten wir auf Kultur verzichten. Wir sind zur Vorsicht aufgerufen und merken doch, dass Musik und Kultur allgemein einen großen Wert für unser Leben haben“, sagt Dr. Bastian Rütten. „An diesem Abend werden wir im Forum die Möglichkeit haben, unter freiem Himmel, gut durchlüftet und trotzdem regensicher einem wunderbaren Konzert lauschen zu können. Das ist uns als Wallfahrtsgemeinde wichtig, denn wir sind auch ein wichtiger Kulturträger in der Stadt.“

Der Eintritt an diesem Abend ist frei. Jedoch stellt Corona besonders die Künstler vor große Herausforderungen. In diesem Zusammenhang bittet die Gemeinde am Ausgang um eine  Spende. Eine Anmeldung und Registrierung ist nicht nötig. Es gilt die Coronaschutzverordnung.

Sie schätzt ihren Beruf auf dem Land

Seit 22 Jahren lebt Karin Dembek in Kevelaer und ist die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer. Am Sonntag feiert sie ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum.

Am 16. September 1995 wurde Karin Dembek zur Pfarrerin ordiniert. Dass dies schon so lange her ist, kann sie sich heute manchmal nicht vorstellen. Und dann erinnert sie sich doch gut und gerne daran, wie alles angefangen hat und was sie bis heute auf den Weg bringen durfte.

Sie stammt aus keiner Pfarrersfamilie, ihr Großvater war Schauspieler, das hätte sich Karin Dembek auch vorstellen können. Doch sie ist nach ihrer Konfirmation gerne mit den Jugendlichen ihrer evangelischen Kirchengemeinde in Krefeld unterwegs und engagiert sich in der Jugendarbeit.

Damals habe man noch sehr anschaulich an den jungen Pfarrern oder den Vikarinnen wahrnehmen können, was es bedeutet als Geistlicher unterwegs zu sein und was es alles beinhaltet. Diese vielfältigen Aufgaben sind es auch, die die junge Frau veranlassen, nach ihrem Abitur ihr Theologiestudium in Münster zu beginnen.

Damals zu ihrer Konfirmanden- und Jugendzeit seien auch viel mehr Pfarrerinnen und Vikare in einer Kirchengemeinde beschäftigt gewesen, versichert Dembek. Das sei heute ja überhaupt nicht mehr so. Heute erleben die Jugendlichen meist ältere Pfarrer oder Pfarrerinnen und können sich nicht so leicht in solch ein Arbeitsfeld, in diesen Beruf, hineindenken. Diese Vorbilder seien für sie tatsächlich beispielhaft gewesen. „Und ich hatte einen richtig guten Religionsunterricht in der Schule damals“, erinnert sie sich.

Kleiner Kulturschock

Als Dembek nach ihrer Vikariatszeit in Mönchengladbach nach Kerken kommt für ihren Probedienst, ist das für sie ein kleiner Kulturschock, meint die Pfarrerin und lacht: heute sei sie richtig glücklich hier auf dem Land und in der beschaulichen lebendigen kleinen Pilgerstadt Kevelaer, in der sie seit 1998 lebt und wirkt.

Sie schätzt ihren Beruf als Gemeindepfarrein. Denn als Jugendliche hat sie nicht nur in diese Richtung gedacht. Es gab ja verschiedene Möglichkeiten durch ihr Theologiestudium. Doch letztlich ist es genau das, was sie möchte, auch wenn es nicht immer einfach sei, die vielen Aufgaben zu bewältigen, die die Gemeindearbeit ausmacht. Einiges habe sich verändert in dieser Zeit.

Nicht nur die Jugendlichen schauen öfter mal auf ihr Smartphone, auch als Pfarrerin müsse man mittlerweile auch digitale Präsenz zeigen, nicht nur durch die Pandemie bedingt. Und dann gibt es so viele schöne Dinge, die man auf den Weg bringen dürfe, meint Dembek und erzählt von Tom Löwenthal, der seit 2017 die Kirchenmusik in der Kirchengemeinde virtuos bereichere.

Für die Zukunft wünscht sich Pfarrerin Karin Dembek noch einmal mehr, besonders jungen Familien zeigen zu dürfen, was Kirche ausmacht. Früher sei dies viel leichter gewesen als heute, weil Kirche dazu gehörte.

Feiern mit Menschen

Und so möchte Pfarrerin Karin Dembek es auch feiern, ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum, gemeinsam mit den Menschen, mit den Kirchengemeinden dieser Stadt in ihrer Jesus-Christus-Kirche in Kevelaer.

Der Ökumenische Gottesdienst findet statt am Sonntag, 20. September, um 16 Uhr in der Jesus-Christus-Kirche, Brunnenstraße 70. Hierzu laden die St. Antonius Kirchengemeinde, die St. Marien Kirchengemeinde, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde und die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer ein.

Im Anschluss an den Gottesdienst wird ein kleiner Imbiss gereicht gemäß den Hygienebedingungen der Coronamaßnahmen.

Zur Person

1984 Abitur in Krefeld, anschließend bis 1991 Studium der Evangelischen Theologie an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster. Nach dem 1. Theologischen Examen Vikariat in Mönchengladbach.
Nach dem 2. Theologischen Examen Hilfsdienst (heute Probedienst) in der Ev. Kirchengemeinde Kerken.
Seit 1998 Pfarrerin in Kevelaer, von 2003 bis 2009 Superintendentin des Ev. Kirchenkreises Kleve. Mitglied der Theologischen Prüfungskommission, Mitglied im ständigen Innerkirchlichen Ausschuss, Vorsitzende des GA KDA Duisburg-Niederrhein.
Verheiratet seit 2005 mit Jürgen Dembek.
Zwei Kinder aus erster Ehe: Lisa-Marie (*1990) und Max-Fabian (*1993).

„Kleiderkammer war gestern“

Die Caritas-Kleiderkammer am Kapellenplatz gehört der Vergangenheit an. Bis vor wenigen Monaten stapelten sich noch Kleiderkartons bis unter die Decke und auch die Kleiderausgabe gestaltete sich beengt. Eine angenehme Atmosphäre für die Menschen war das schon lange nicht mehr. Mit vereinten Kräften haben die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Caritas-Kleiderkammer nun angepackt und die Räumlichkeiten mithilfe zahlreicher Sponsoren neu gestaltet. Außerdem schafft ein zusätzlicher Raum deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Pastor Gregor Kauling kam nun ins Forum Pax Christi, um die Räumlichkeiten einzusegnen.

Unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen war eine Einsegnung des Kleidertreffs durch Pastor Gregor Kauling möglich.

„Kleiderkammer war gestern“, fand Sylvia Rommen-Ahlbrecht, Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Marien, klare Worte. Ab sofort trage die Einrichtung den Namen „Caritas Kleidertreff“ – „weil das nicht nur eine Ausgabe von Kleidern ist, sondern auch ein Punkt, an dem man sich informieren und austauschen kann.“ Außerdem haben die Besucher nun die Möglichkeit, selbst – ähnlich wie in einem herkömmlichen Bekleidungsgeschäft – die Kleidung auf den Stangen zu durchstöbern. Sie dankte den Sponsoren, ohne deren Hilfe dieses Großprojekt kaum möglich gewesen wäre, und den Helferinnen und Helfern der ehemaligen Kleiderkammer. Alle seien sofort zur Stelle gewesen, „auch wenn man Gefahr lief, von Kisten erschlagen zu werden.“ Sogar der Eingang zum Kleidertreff wurde im Zuge der Renovierungsaktion verlegt. Der Zugang erfolgt nun nicht mehr über den Kapellenplatz, sondern durch das Forum Pax Christi. Hinsichtlich der Corona-Krise ist sich Rommen-Ahlbrecht sicher: „Diese Eröffnung kommt genau im richtigen Augenblick.“ Sie hofft darauf, dass die Kevelaerer Bevölkerung das Angebot annehmen wird.

Auch Pastor Gregor Kauling betonte die Notwendigkeit der Veränderungen. Die Situation in den Räunlichkeiten seien „hart an der Zumutbarkeit“ gewesen. Nun habe man einen „deutlich angemesseneren Raum“ und könne „in würdiger Weise Menschen empfangen.“ Gleichzeitig würdigte er die wichtig Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die hinter dem Projekt „Kleidertreff“ stehen. Er nannte das Ganze für Kevelaer einen „wichtigen Herzschlag“. Nach einem gemeinsamen Gebet folgte die Einsegnung und der Gang durch die Räumlichkeiten.

Digitale Nachbarschaft

Was kommt in das Impressum der Vereinswebseite? Was muss man beachten, wenn Fotos vom Sommerfest auf Social-Media-Kanälen gepostet werden? Wie kann man datensparsam mit seinen Mitgliedern kommunizieren? Wie funktioniert Online-Fundraising?

Diese und weitere Themen stehen auf dem Programm des kostenlosen Workshop-Angebots am 30. September und 1. Oktober, bei dem Verein fit für das Internet und digitale Prozesse gemacht werden.

Im ersten Workshop-Teil steht das Thema „Soziale Netzwerke – Kennenlernen, nutzen und souverän kommunizieren“ im Vordergrund. Am zweiten Tag wird das Thema „Online-Fundraising – Spenden sammeln, Kampagnen starten, Sponsoren finden“ behandelt.

Hinter diesem Workshop steht das bundesweit geförderte Projekt „Digitale Nachbarschaft (DiNa)“. Das Projekt vermittelt Vereinen, Initiativen oder freiwillig engagierten Bürgerinnen und Bürgern Tipps und Hinweise zu digitalen Chancen und Datensicherheit im Ehrenamt. Als neuer Standort der Digitalen Nachbarschaft dient das Freiwilligen-Zentrum Gelderland des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer.

Aufgrund der aktuellen Corona-Schutzbestimmungen eröffnet die Caritas die Digitale Nachbarschaft zunächst online und damit hygienisch sicher: Der Workshop findet daher als Webinar statt. Beide Veranstaltungstage können unabhängig voneinander gebucht werden.
Anmeldungen sind unter Email: freiwilligen-zentrum@caritas-geldern.de oder Telefon: 02831/ 9102-300 möglich. Anmeldeschluss ist der 20. September.

Ein Gottesdienst auf der Wiese

Unter dem Motto: „Gottes bunter Regenbogen“ versammelten sich rund 40 große und kleine Leute auf der Wiese im Kindergarten St. Antonius. Der Kleinkindergottesdienstkreis von St. Antonius, Kevelaer hatte dazu Familien eingeladen, eine Picknickdecke mitzubringen.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es fröhlich zu. Die musikalische Begleitung begeisterte alle. Eine Geschichte mit Handpuppen in den Farben des Regenbogens wurde erzählt und verdeutlichte, dass Gott mit den Menschen mit dem Regenbogen einen Freundschaftsbund geschlossen hat. Seifenblasen schimmerten in allen Regenbogenfarben.

Jede Familie bastelte auf ihren Picknickdecken mit buntem Kreppband einen flatternden Regenbogenstock. Einig waren sich alle: In Zeiten der Corona-Krise kreative Ideen in der Gestaltung von Gottesdiensten zu entwickeln, zauberte in viele Gesichter ein Lächeln.

Foto: privat

Zeichen für mehr Solidarität und gegen Rassismus

Unter dem Motto „Tu‘ Deinen Mund auf für die Stummen“ hatten die Aktion pro Humanität und die Vertreter der Kirchen die sechste interreligiöse Wallfahrt gestellt. Zu Beginn versammelten sich traditionell die Religionsgemeinschaften der Juden, Christen und Muslime an dem Marienpark-Denkmal.

„Dass alle drei Religionsgemeinschaften an die denken, denen es nicht gut geht, ist greifbar – und das ist gut so“, sagte Steffi Neu. Die Moderatorin begrüßte die Teilnehmer und forderte die Menschen auf, „die Stimme für die Demokratie zu erheben.“

Man werde „immer wieder bedrängt durch die Krisen und die Ungerechtigkeit weltweit. Es ist gut, dass es dagegen auch eine Globalisierung des Zusammenschlusses und der Gerechtigkeit gibt“, sagte Pastor Gregor Kauling. „Wir erheben heute hier die Stimme für Menschen, die nicht nur unter uns, sondern auch in anderen Regionen der Welt bedroht sind. Denen, die stumm geworden sind, verleihen wir eine Stimme.“

Ahmad Aweimer, Dialog- und Kirchenbeauftragten des Zentralrats der Muslime in Deutschland, erinnerte an den Koran-Satz „Wir haben die Kinder Adams geehrt“ und an de Tatsache, „dass Gott allen Menschen Würde verliehen hat.“ Er hatte sein Schild mit der das Grundgesetz erweiternden Aufschrift „Die Würde aller Menschen ist unantastbar“ versehen. Aweimer erzählte die Geschichte vom Gefährten des Propheten Bihal, der nach unerträglichen Qualen aus der Sklaverei freigekauft wurde und seinen Häschern mit Milde begegnet.

Michael Rubinstein, dem Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf , hielt diese Art der Zusammenkunft in Corona-Zeiten gerade für so wichtig, „weil die Religiosität untereinander gefragter ist denn je.“ Die ganze Welt sprecht über Corona, „aber nicht über die, die keine Stimme haben.“

Es sei „schön, dass wir hier mit den Religionen ganz sichtbar unterwegs sein können“, versichrte David Burau, da man durch die gleicher Welt gehe und es wichtig sei, „aneinander Anteil zu nehmen.“ Er hatte die Idee mit den Sprechblasen gehabt, die die Aufmerksamkeit auf die „Stummen“ der Welt lenken sollten. Die Aktion habe aber gezeigt, dass es wichtig sei, „wo wir gehen, wo Alltag ist“, den Mund aufzutun. „Ich wäre glücklich, wenn jeder eine Stimme oder einen Gedanken mitnimmt, denen eine Stimme zu geben, die es bitter nötig haben.“

Steffi Neu und APH-Mitbegründerin Elke Kleuren-Schryvers gaben danach Stimmen aus den Projekten wieder, für die die Aktion pro Humanität steht, aus Syrien, dem Niger, Griechenland oder dem Mittelmeer. Neu zitierte einen syrisch-katholischer Pater, der von der IS monatelang verschleppt worden war und der Ende Oktober an den Niederrhein kommen möchte. Zudem gab sie Weihbischof Rolf Lohmanns Kritik am „Profitstreben und dem Missbrauch der Ressourcen“ wieder. Und sie zitierte einen Franziskanerpater, der in der zerstörten Stadt Beirut von notwendiger Hilfe und „psychisch total zerstörten“ Menschen sprach.

Kleuren-Schryvers zitierte Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger und desse Aufforderung, die „vornehme Zurückhaltung“ aufzugeben und die Stimme für den „Schutz und die Sicherheit vor dem Terror in der Sahelzone“ zu erheben. Sie gab dem MOAS-Sprecher für Europa eine Stimme. Er fordert für die flüchtenden Menschen auf dem Meer eine Lösung. Und sie erzählte von einem afghanischen Flüchtling in dem Lager Moria. Dort sitzen die Menschen seit März im Lockdown und pandemiegefährdet zusammen. „Als ich das alles gelesen habe, habe ich mich selten so geschämt, Europäer zu sein“, sagte Kleuren-Schryvers. „Das sollte uns Treibstoff sein, für diese Menschen einzutreten, die unsere Stimme brauchen.“

Anschließend vollzog der Tross seinen Weg durch die Stadt. David Burau berichtete an der Antoniuskirche vom Schicksal der eine Million Uiguren in China , die in 1.200 Lagern Massenvergewaltigungen, Elektroschocks und Medikamentenexperimenten über sich ergehen lassen müssen. Er las Auszüge aus dem Leidensbericht einer Uigurin vor, die diese Folter erlebt hatten und über Kasachstan nach Schweden fliehen konnte.

Am Peter-Plümpe-Parkplatz ging Bürgermeister Dominik Pichler nochmal auf das Schicksal der Flüchtlinge auf der Insel Moria ein. „Die Menschen sind ja nicht zum Spaß auf der Flucht.“ Man dürfe sie nicht aus dem Blick verlieren, nur weil man wie einige in Berlin seine „eigenen Probleme“ sehe.

An der Hauptstraße/Ecke Annastraße ging Michael Rubinstein auf das Attentat an Yom Kippur 2019 ein, wonach die jüdische Gemeinde auch viel Solidarität erfahren. „Dass vor Gemeindezentren die Polizei steht vor schusssicherem Glas, wir die Kinder mit eigenen Bussen zur Schule befördern“, daran habe man sich gewöhnt- nicht aber daran, was man an Zuschriften erhalte oder auf Facebook lese.

Er zitierte aus einigen dieser Pamphlete wie „Der Holocaust ist nicht aufgehoben, er verzögert sich nur“ mit Hitler-Bild oder die mittlerweile auch nicht mehr anonym versendeten Email-Anhänge mit Ausdrücken wie „satanische Ausgeburt“ oder „Kriegserklärung der Juden an die Welt“.

Am meisten habe ihn der Satz „Juden , wir haben Euch im Auge“ bedrückt: Dagegen müssten alle ihre Stimme erheben, auch Nichtjuden. „Heute sind wir es, morgen die Muslime, übermorgen die Flüchtlinge und dann irgendwann Christen, die zu ihrem Glauben stehen.“

An der Friedenslichtstele auf dem Kapellenplatz legte Gregor Kauling den Fokus auf Belarus und die Situation dort, die ihn aufgrund seiner Erfahrungen dort sehr berühre. Er habe dort vor Jahren erlebt, wie Mitbrüder im Gefängnis saßen. Und selbst im Wald konnte er mit einem Kollegen nicht frei sprechen, weil sie abgehört wurden.

„Das Gesicht der Proteste in Belarus ist weiblich“, erklärte Kauling. Er führte die Beispiele an, wie eine alte Frau mit roter Fahne inmitten von Soldaten ging, eine junge Frau vorbei an einer Polizeikolonne das Victory-Zeichen zeigte oder der Präsidentschaftskandidatin, deren Mann im Gefängnis sitze und sie im Ausland mit ihren Kindern. Er betete dafür, dass „das Land in eine Revolution geführt wird, die zu Gerechtigkeit und Frieden führen kann.“

Anschließend konnten die Teilnehmer, die ihre Sprechblasen-Wünsche und Hoffnungen freien Lauf lassen, für „Sicherheit, Wohnen und Arbeit“ für die Flüchtlinge, gegen Rassismus, für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, ungewollt schwanger werdende Frauen und die Kraft des Gebets.

Zu Fuß von Rees nach Kevelaer

Rund 100 Pilger haben sich am Wochende zu ihrer traditionellen „Wallfahrt von Rees nach Kevelaer aufgemacht. Die ersten Teilnehmer versammelten sich bereits um 5 Uhr an der St. Cosmas und Damian-Kirche in Bienen und brachen von dort aus auf. Eine Stunde später erhielten die Gläubigen der Pilgersegen in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Rees, ehe es mit der Fähre „Rääße Pöntje“ über den Rhein ging.

Gemeinsam den Sonnenaufgang zu erleben und durch Wald und Wiesen zu gehen, „das ist schon beeindruckend“, versicherte Tim de Baay, der erstmals zusammen mit seinen Brüdern Clemens und Lutz zum Orgateam der die Wallfahrt gehörte. Sie seien seit ihrer Kindheit mit dabei. „Das ist Wallfahrt für die Seele“, drückte er sein Gefühl aus. „Wenn man einmal Spaß daran hat, macht man weiter mit.“ Ähnlich sah es sein Bruder Clemens: „Mit sieben Jahren war es das erste Mal, heute ist es die 45. Wallfahrt. Das ist ein bisschen wie nach Hause kommen.“

Kurz nach den Fußpilgern hatte sich auch eine Radpilgergruppe von Millingen aus auf den Weg gemacht. „Es ist eine gute Erfahrung, wenn eine Gemeinde unterwegs ist und so zusammenwächst“, fand der Millinger Diakon Bernhard Hözel. Ihn berührte das Thema der Kevelaerer Wallfahrt „Ich bin da, wo Du bist“ sehr. „Mein Wunsch wäre, dass dieser Satz vielen Kraft und Hoffnung gibt und für viele, die in Bedrängnis sind, eine Lebenssäule sein kann.“
Unterwegs hatten die Pilger unter anderem Halt zur Andacht in der St. Hubertus-Kirche Kehrum und zur Eucharistiefeier in St. Laurentius Uedem Halt gemacht.

Pfarrer Andreas Eiden sprach in seiner Predigt über die Bedeutung des Wortes „attraktiv“ im Sinne von „anziehend zu sein – wir für Jesus Christus und Gott und umgekehrt“. In diesem Jahr habe die Wallfahrt eine besondere Bedeutung, fand Tim te Baay. „Ich glaube, dass es ein Faktor ist, dass man in Corona-Zeiten eine gewisse Beständigkeit spürt.“ Dinge, die ansonsten selbstverständlich galten, seien durch Corona in Frage gestellt. „Und da ist die Wallfahrt so eine gewisse Konstante, zum einen, dass sie stattfindet und zum anderem, weil es nochmal die Tiefe im Glauben neu bestätigt.“

Im Forum Pax Christi wurde die Wallfahrter gesegnet und absolvierten gemeinsam der Kreuzweg. „Die Kerzenkapelle fehlt natürlich heute, das ist anders“, sahen auch Claudia und Jan Scholten das Besondere in dem Ereignis an sich. „Berührend ist das Ganze, nicht Einzeldinge. Auch wenn uns alle Angehörigen am Fähranleger sonntags abholen, das sind berührende Momente.“ Und in Sachen Abstand und Maske hätte alles „super geklappt.“

An seine Grenzen kommen

Am nächsten Morgen folgten eine weitere Pilgermesse im Forum, das Gebet vor dem Maria-Gnadenbild und der Auszug der Fußpilger Richtung Heimat. Anne Dopp­stadt aus Bienen war zum fünften Mal dabei. Sie genoss das tolle Gemeinschaftsgefühl. „Es ist immer so, dass man an seine Grenzen kommt, aber gefordert ist. Das gibt mir Kraft und Selbstbewusstsein, dass ich ein Ziel erreichen kann und immer gedankliche Klarheit.“

„Wer sich Maria anvertraut, dem schenkt sie Trost“

Die Coronakrise hat auch vor der Wallfahrt nicht Halt gemacht. Bedingt durch die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregel haben in diesem Jahr bislang wesentlich weniger Pilger den Weg nach Kevelaer angetreten als sonst. Dennoch gibt es aus der Wallfahrtsstadt eine Premiere zu vermelden:

„Meines Wissens ist dies nach 1945 das erste Mal, dass sich Christen aus dem Osten der Republik zur Wallfahrt nach Kevelaer aufgemacht haben“, sagt Heinrich Timmerevers. Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen feierte mit einem Pontifikalamt in der Basilika den Abschluss dieser viertätigen Pilgertour.

Zuvor waren die Pilger bereits zwei Tage in Münster gewesen und hatten einen Tag lang die Sehenswürdigkeiten von Kevelaer in Augenschein genommen. „Hat diese Wallfahrtstadt doch etwas Überwältigendes“, schwärmte Timmerevers von seiner alten „Heimat“. Schließlich ist ihm die Region nicht fremd. Wurde der Geistliche doch nicht nur 1980 durch Bischof Dr. Reinhard Lettmann im Dom zu Münster zum Priester geweiht und 21 Jahre später an gleichen Stätte zum Bischof.

Bischof Heinrich Timmerevers beim feierlichen Einzug zum Pontifikalamt in der Basilika.

Im Bistum Münster hatte er als Weihbischof und Bischöflicher Offizial seit 2001 auch umfangreiche Verantwortung getragen. Das Bischöflich Münstersche Offizialat Vechta nimmt die bischöfliche Amtsgewalt für den niedersächsischen Teil der Diözese Münster wahr – eine kirchenrechtlich weltweit einmalige Konstruktion.

Seit vier Jahren ist der 68-Jährige nun Bischof von Dresden-Meißen. In dieser Funktion war er als Geistliche Leitung der Pilgerfahrt in Kevelaer. In seinem Pontifikalamt beschäftigte sich der Seelsorger mit der Frage: Was bedeutet Maria in meinen Christsein? „Es gibt dabei ganz unterschiedliche Glaubenszeugnisse“, versuchte Timmerevers eine Antwort anhand von drei Bildern zu geben. „Wer nach Dresden kommt, für den ist neben der Frauenkirche auch ein Besuch der Gemäldegalerie ein Muss“, sagte der Bischof. „Dort befindet sich mit der sixtinischen Madonna von Raffael nicht nur eine der berühmtesten Mariendarstellungen der Welt.“

Einen Seitengang weiter gäbe es zudem ein kleines Bild, das für den Bischof „total faszinierend“ sei: „Maria sitzt mit einer Bibel in der Hand und blättert eine Seite um. Ihr Gesicht ist voller Freude.“ Eine Taube als Darstellung des Heiligen Geistes mache klar, dass es sich um die Verkündigung handele. „Es macht den Eindruck, als sei Maria in das Wort Gottes verliebt“, appellierte Timmerevers an die Gläubigen, dass dies die eigentliche Berufung jedes Christen sei. „Mir geschehe nach Deinem Wort. Das kann jeden Tag von uns gelebt werden.“

Ein zweites Bild hat der 68-Jährige in einer Paderborner Kapelle entdeckt, wo Maria bei der Hochzeit zu Kana zu sehen sei. Sie schaue dem Betrachter direkt in die Augen und zu ihren Füßen stände der Text: „Was er euch sagt, das tut.“ „Wir ehren Maria am meisten, wenn wir uns dieses Wort zu eigen machen“, forderte der Bischof aus Dresden die Gläubigen auf, das was der Herr ihnen sage, ins tägliche Leben zu übertragen. „Es kann viel Glück darin liegen, wenn wir nach seinem Beispiel handeln.“

Bischof Heinrich Timmerevers (3. von links) besucht mit den Priestern aus Kevelaer nach dem Gottesdienst die Gnadenkapelle mit dem Gnadenbild der Mutter Gottes.

Und schließlich spannte Timmerevers den Bogen nach Kevelaer, wo Maria als Trösterin der Betrübten verehrt wird: „Wenn ich dieses Bild sehe, frage ich mich: Wie viel müssen wir in unserem Leben aushalten, weil wir ohnmächtig sind?“

Das sei ihm auch bewusst geworden, als er während des Lockdowns öfter durch das fast menschenleere Dresden gegangen sei: „Ich habe den Rosenkranz gebetet und gemerkt: Was kann uns dieses Gebet für einen Trost geben. Wer sich Maria anvertraut, dem schenkt sie Trost. Wir danken Gott, dass er uns diese Mutter geschenkt hat.“

Zum Abschluss seines Besuchs in Kevelaer betete der Dresdener Bischof mit den Pilgerinnen und Pilgern sowie den Priestern der Wallfahrtsstadt an der Gnadenkapelle ein „Gegrüßet seist Du, Maria“.

Gästeführer laden zum Rundgang durch die Wallfahrtsstadt ein

Die Wallfahrtsstadt Kevelaer zieht jährlich viele Besucher mit ihrem besonderen Charme in den Bann. Mit ihren Gässchen, idyllischen Innenhöfen und denkmalgeschützten Gebäuden werden die Kevelaerer nicht selten um ihre schöne Innenstadt beneidet. Herzstück und religiöses Zentrum der Wallfahrtsstadt ist der Kapellenplatz mit der Gnadenkapelle mit dem Marienbild der „Trösterin der Betrübten“. In Begleitung einer Gästeführerin lernen Gäste im Rahmen einer klassischen Stadtführung sowohl den historischen Stadtkern als auch den Wallfahrtsbereich mit Gnadenkapelle, Marienbasilika und Kerzenkapelle kennen.

Die Gästeführung findet am Sonntag, 6. September 2020, um 14.30 Uhr, unter Einhaltung der aktuellen Schutzmaßnahmen statt. Startpunkt ist am Priesterhaus. Die Teilnahme ist nur unter vorheriger Anmeldung unter Tel. 02832/122-991 oder unter tourismus@kevelaer.de möglich. Die Karten können auch direkt im Büro der Abteilung „Tourismus & Kultur“ im Rathaus zum Preis von sechs Euro pro Person oder 15 Euro pro Familie erworben werden. Kinder bis fünf Jahre nehmen kostenlos teil, müssen jedoch registriert werden.

Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen beschränkt. Je nach Bedarf werden weitere Gästeführer eingesetzt.

Jede Menge Wahlen bei jeder Menge Abstand

Während der 221. Tagung des Evangelischen Kirchenkreises Kleve im Gocher Kastell saßen die 74 Stimmberechtigten, die beratenden Mitglieder und Gäste an Einzeltischen, mit zwei Metern Abstand. Schwierig darum die sonst üblichen Gespräche am Tisch, auf eine Pause wurde auch verzichtet.

Vor der versammelten Synode wurde Schulreferentin Hanna Sauter-Diesing durch den Superintendenten in die kreiskirchliche Pfarrstelle eingeführt und für ihren Dienst gesegnet.
Damit sich die Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland im Januar 2021 konstituieren kann, müssen 37 Kirchenkreise dafür Abgeordnete wählen. In insgesamt acht geheimen Wahlgängen bestimmte die Klever Sommersynode ihre „Landessynodalen“.

Qua Amt sind Superintendent Hans-Joachim Wefers (Xanten) als 1. Theologischer Abgeordneter und seine Stellvertretungen, Assessor Robert Arndt und Pfarrerin Rahel Schaller (beide Goch) gesetzt. Als 2. Theologischer Abgeordneter wurde Pfarrer Hartmut Pleines (Geldern) bestätigt. Ebenfalls ohne Gegenkandidaten wurden erstmalig Pfarrer Dr. Georg Freuling (Kleve) als dessen 1. Stellvertretung und Pfarrerin Hanna Sauter-Diesing (Schulreferat Duisburg/Niederrhein) als dessen 2. Stellvertretung gewählt.

Auch bei den Wahlen der zwei nichttheologischen Abgeordneten stellten sich die insgesamt vier Kandidatinnen und ein Kandidat dem Plenum drei Minuten lang vor. Mit Mund-Nasen-Schutz war das eine atemraubende Situation am Mikrofon.

Als 1. Nichttheologische Abgeordnete setzte sich Dr. Rose Wecker (Goch) durch. Als 2. Nichttheologische Abgeordnete wurde Brigitte Messerschmidt (Xanten) in zwei Durchgängen bestimmt. In stellvertretende Positionen der nichttheologischen Abgeordneten wurden gewählt: Michael Rolle (Kerken), Nicole Ganss (Kevelaer) und Ursula van Haaren (Kalkar).

„En bloc“ das Vertrauen der Synode bekamen die Mitglieder für den Geschäftsführenden Ausschuss des Schulreferats Duisburg/Niederrhein: Jeanette Osthus (Xanten), Dr. Rose Wecker (Goch) und Superintendent Hans-Joachim Wefers. Auch wählte die Synode für die Vertretungen im Rechnungsprüfungsvorstand der Rechnungsprüfungsstelle Niederrhein: Ralf Kruse (Kervenheim) und Heinz-Dieter Steinbrecher (Büderich).

Die nächste Kreissynode findet am 13. und 14. November ebenfalls im Gocher Kastell statt.