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3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Zahl der bestätigten Corona-Fälle in Kevelaer steigt weiter

Am Mittwoch, 27. Mai 2020, 12.30 Uhr, liegen dem Kreisgesundheitsamt 687 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 41 in Bedburg-Hau, 81 in Emmerich am Rhein, 90 in Geldern, 50 in Goch, 31 in Issum, 28 in Kalkar, 41 in Kerken, 59 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 92 in Kleve, 11 in Kranenburg, 52 in Rees, 15 in Rheurdt, 60 in Straelen, 8 in Uedem, 14 in Wachtendonk und 14 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 687 bestätigten Corona-Fällen sind 579 Personen genesen, 8 Personen befinden sich im Krankenhaus und 35 Personen sind verstorben.

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In diesem Zeitraum gab es im Kreisgebiet 46 neue labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen. Dies ergibt im Kreis Kleve eine 7-Tage-Inzidenz von 14,7.

Aktuell befinden sich insgesamt 223 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 27.05.2020, 12.30 Uhr).

„Wir sind auf einem richtig guten Weg“

Den weiteren Lockerungen im Land sehen Bürgermeister und Ordnungsamtschef aus Kevelaer mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits begrüßt Dominik Pichler die Ankündigung, dass ab dem heutigen Donnerstag die Vorschulkinder wieder in den Genuss eines eingeschränkten „Regelbetriebs“ kommen.

Andererseits blickt er auch über den Tellerrand und hält den vom Thüringer Ministerpräsidenten Ramelow anvisierten Weg in die Vor-Corona-Zeit für übereilt. „Wir sind auf einem richtig guten Weg“, sagt Pichler und wirkt entschlossen, das jetzt nicht aufs Spiel zu setzen. Als weiteres Beispiel führt er an, dass die Reisebeschränkungen gelockert werden sollen. Da komme ein Risiko auf die eigentlich „gute Entwicklung“ der Zahlen in der Wallfahrtsstadt zu.

Einerseits entwickelten sich im Ausland teils neue Corona-Hotspots, die für Kevelaerer Reisende, die ja auch irgendwann Reiserückkehrer werden, problematisch werden könnten. Andererseits sagt er zu Besuchern, die klassischerweise in der Wallfahrtssaison nach Kevelaer kommen: „Wir haben keinen Überblick über die Leute, die aus den Niederlanden oder Belgien kommen.“ In jedem Fall hält er es für wichtig, die geltenden Abstands- und Hygiene-Regeln unbedingt einzuhalten und jetzt nicht nachlässig zu werden.

Auf eine mögliche Ausweitung der Corona-Tests auf landwirtschaftliche Betriebe und Sammelunterkünfte von Arbeitern will man in Kevelaer vorbereitet sein. Ludger Holla bittet daher alle Vermieter solcher Unterkünfte, sich beim Ordnungsamt zu melden. Bei der Überprüfung der Schlachthof-Mitarbeiter habe sich gezeigt: „Nix ist besser als zu wissen, dass nix ist“, sagt Bürgermeister Dominik Pichler.

Geschäfte und Dienstleister, die in seit Neuestem wieder öffnen dürfen, seien „sehr gut vorbereitet“, sagt der Ordnungsamtschef mit Bezug auf entsprechende Kontrollen, die „sehr unauffällig“ verlaufen seien. Lediglich das Verständnis für das ordnungsgemäße Führen von Besucherlisten fehle zum Teil, sagt er. Dabei sei gerade dies „auch im Sinne des eigenschutzes“ wichtig. „Wir müssen die Kontaktnachverfolgung sicherstellen.“

Die will man übrigens umgehend vom Kreis übernehmen, wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt. Für Dienstag war eine entsprechende Schulung der Kevelaerer Verwaltungsmitarbeiter in Kleve vorgesehen.

Besondere Aufmerksamkeit erfordert in Corona-Zeiten auch die Vorbereitung der Wahl im September, berichtet Holla. Einerseits rechnet man bei der Stadt damit, dass die Zahl der Briefwähler stark steigen werde. Andererseits brauche man aber in jedem Falle auch für die Wahllokale noch zusätzliche Wahlhelfer. Wer sich hier engagieren wolle, könne sich direkt beim Ordnungsamt melden, sagt Holla. Und die Eignung der Wahllokale werde auch gerade überprüft. So rechnet man beispielsweise damit, dass Kitas wegfallen werden.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Eine neue bestätigte Infektion in Kevelaer

Am Dienstag, 26. Mai 2020, 12.30 Uhr, liegen dem Kreisgesundheitsamt 660 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 41 in Bedburg-Hau, 61 in Emmerich am Rhein, 89 in Geldern, 50 in Goch, 31 in Issum, 27 in Kalkar, 40 in Kerken, 58 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 90 in Kleve, 11 in Kranenburg, 52 in Rees, 15 in Rheurdt, 60 in Straelen, 8 in Uedem, 13 in Wachtendonk und 14 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 660 bestätigten Corona-Fällen sind 573 Personen genesen, 8 Personen befinden sich im Krankenhaus und 35 Personen sind verstorben.

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In diesem Zeitraum gab es im Kreisgebiet 24 neue labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen. Dies ergibt im Kreis Kleve eine 7-Tage-Inzidenz von 7,7.

Aktuell befinden sich insgesamt 184 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 26.05.2020, 12.30 Uhr).

Wieder Normalbetrieb bei den Stadtwerken

Maske aufsetzen, klingeln, warten und Hände desinfizieren: Das ist vielerorts das derzeit gängige Prozedere, bevor man sein Anliegen vortragen kann. Nicht anders läuft es im Kundencenter der Kevelaerer Stadtwerke, wo man froh ist, wieder „Normalbetrieb“ fahren zu können – „Corona-Normalbetrieb“.

Auch wenn wieder geöffnet ist, ist der Haupteingang doch verschlossen und Mitarbeiterin Nina Borghs lässt jeden Besucher einzeln herein.

Immerhin zählt die städtische Wasserversorgung zu der Infrastruktur, die neuerdings mit dem Modewort „systemrelevant“ belegt wird. Doch Wolfgang Toonen versichert, dass zu jedem Zeitpunkt alles seinen gewohnten Gang ging, beziehungsweise „lief“. Um das zu gewährleisten, wurde die technische Belegschaft in zwei Schichten aufgeteilt, so dass die Arbeit zwischen 6 und 22 Uhr verteilt werden konnte, einschließlich dazwischenliegender Desinfektionspause.

Während der Kernzeit des Lockdown haben die Kevelaerer nicht mehr Wasser verbraucht, berichtet Wolfgang Toonen, aber das Verbrauchsverhalten war ein anderes. Das trockene Wetter im April ließ schon früh im Jahr bei vielen Gartenfreunden die Bewässerung beginnen, allerdings nicht mit der feierabendlichen Verbrauchsspitze ab 17 Uhr, sondern bereits um zwei Uhr nachmittags – Homeoffice eben.

Was das Aufgabenpensum angeht, gab es nur wenige wirklich wesentliche Unterschiede zur Vor-Corona-Zeit. Einer davon ist, dass mancher Hausbesitzer oder Mieter vergeblich auf den vorgeschriebenen Wechsel des Wasserzählers „gewartet“ haben dürfte. Bedingt durch die derzeit noch geltenden kontaktreduzierenden Maßnahmen, werden diese wohl vornehmlich in der zweiten Jahreshälfte erfolgen. Die Eichbehörde gewährt eine Kulanzzeit bis Mitte 2021.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Büros galten und gelten die allgemein üblichen Spielregeln, wie man sie inzwischen kennt: Homeoffice, nur ein Arbeitsplatz pro Büro und im Publikumsverkehr stehen die allerorts präsenten Trennwände bereit, um das Ansteckungsrisiko für Mitarbeiter und Besucher zu minimieren.

Noch nicht ganz rund läuft es derzeit bei den Bürgerbussen, die ihren Fahrbetrieb noch nicht wieder aufgenommen haben. Die Abstandsregeln sind in den kleinen Fahrzeugen schwer umzusetzen und würden dazu führen, dass nur drei Fahrgäste pro Tour den Kleinbus nutzen könnten.

Dennoch sind inzwischen Trennwände eingebaut und man steht in engem Kontakt zu den Bürgerbusvereinen, um eine eventuell mögliche Wiederaufnahme des Fahrbetriebes im Juni zu organisieren. Nicht vergessen werden darf, dass alle Fahrer ihre Tätigkeit ehrenamtlich versehen und zum Teil auch der Risikogruppe angehören.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Ein neuer Corona-Fall in Kevelaer

Am Samstag, 23. Mai 2020, 12.00 Uhr, liegen dem Kreisgesundheitsamt  654 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 41 in Bedburg-Hau, 61 in Emmerich am Rhein, 89 in Geldern, 47 in Goch, 31 in Issum, 26 in Kalkar, 40 in Kerken, 57 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 90 in Kleve, 11 in Kranenburg, 51 in Rees, 15 in Rheurdt, 60 in Straelen, 8 in Uedem, 13 in Wachtendonk und 14 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 654 bestätigten Corona-Fällen sind 565 Personen genesen, 8 Personen befinden sich im Krankenhaus und 35 Personen sind verstorben.

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In diesem Zeitraum gab es im Kreisgebiet 29 neue labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen. Dies ergibt im Kreis Kleve eine 7-Tage-Inzidenz von 9,3.

Aktuell befinden sich insgesamt 222 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 23.05.2020, 12.00 Uhr).

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

644 bestätigte Corona-Fälle im Kreis. Keine neuen Infektionen in Kevelaer

Am heutigen Donnerstag (Christi Himmelfahrt), 21. Mai 2020, 12.00 Uhr, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 644 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 41 in Bedburg-Hau, 59 in Emmerich am Rhein, 89 in Geldern, 45 in Goch, 31 in Issum, 26 in Kalkar, 39 in Kerken, 56 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 88 in Kleve, 10 in Kranenburg, 50 in Rees, 15 in Rheurdt, 60 in Straelen, 8 in Uedem, 13 in Wachtendonk und 14 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 644 bestätigten Corona-Fällen sind 555 Personen genesen, 9 Personen befinden sich im Krankenhaus und 35 Personen sind verstorben.

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In diesem Zeitraum gab es im Kreisgebiet 32 neue labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen. Dies ergibt im Kreis Kleve eine 7-Tage-Inzidenz von 10,2.

Aktuell befinden sich insgesamt 252 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 21.05.2020, 12.00 Uhr).

Abschied nehmen in Corona-Zeiten

Dass das Coronavirus auf sämtliche Bereiche der kirchlichen Arbeit Auswirkungen hat, das durfte die evangelische Pastorin Karin Dembek in den letzten Wochen sehr hautnah erleben. Aber aus ihrer Sicht waren „Beerdigungen von Anfang an das, das ich gefühlsmäßig am schlimmsten fand.“

Denn die Einschränkungen betreffen den gesamten Ablauf des Abschieds von einem Menschen – in Form, Anzahl, Charakter und der Art, wie man damit neu umgehen muss. „Ich finde es am greifbarsten, wie schrecklich die Maßnahmen sind – für die Trauernden und für mich.“

Dieses Gefühl kam für sie von Anfang an auf. „Ich hatte eine Trauerfeier ganz am Anfang der Corona-Krise, die schon unter die Auflage fiel, dass bei der Beerdigung nur 20 Leute dabei sein durften.“ Da ging es um ein sehr aktives Chormitglied der Gemeinde, das sie seit 20 Jahren kennt und dessen Frau zwei Jahre zuvor gestorben war. „Das war eine große Familie.

Und die wünschte sich eine Trauerfeier, wie sie für die Mutter gewesen war – mit Chor und dass viele teilnehmen können.“ Als dann klar wurde, dass auch keine Gottesdienste mehr in der Kirche möglich waren, musste Dembek der Familie sagen, dass es nur der ganz enge Familienkreis sein wird, der zusammenkommt, und nur Musik vom Band möglich ist. „Das war für die ganz schwer zu verstehen – rational schon, aber vom Gefühl her war das schwer.“

Da habe sie selbst gemerkt, „dass die Menschen bei der Beerdigung diese Nähe brauchen, dieses Zusammenstehen oder dass man sich umarmt.“ Das alles war in der Form nicht möglich. Und dann standen alle Anwesenden um das Grab in einem großen Abstand. „Das ist dann wirkliche Distanz und eine traurige Geschichte“, findet sie.

Den würdevollen Charakter beibehalten

Die Trauerfeiern fanden vor der Trauerhalle statt, weil die Stadt diese auch geschlossen hatte. „Wir haben hier eine gemacht, wo nicht klar war, ob man in die Kirche darf. Da hatte die Stadt die Trauerhallen geschlossen und wir haben gesagt, da können wir dann nicht in die Kirche gehen.“ Da fand dann alternativ die Trauerfeier in dem benachbarten Garten statt. „Das war zwar schön gestaltet, aber es war trotzdem merkwürdig.“ Die Bestatter gäben sich alle Mühe, alles schön hinzustellen, platzierten auch Stühle in weitem Abstand.

Pfarrerin Karin Dembek.

Sie selbst gestalte die Trauerfeiern auch kürzer. „Beim ersten Mal war es ein extrem kalter Wind und ich dachte: Wie lange kann man das aushalten, da so zu stehen und dann auch am Grab mit Abstand?“ In der Regel fehle auch die Musik. „Das hat was nicht ganz Richtiges“, findet Dembek. „Es ist schwer, da den würdevollen Charakter beizubehalten.“

Denn jeder Mensch habe den Anspruch auf eine würdige Beisetzung. Auch dass die Gemeinde vielleicht im Nachhinein von einem geliebten Menschen Abschied nehmen kann, gehe nicht. „Ich dachte, das kann man später beim Sterbegedenken nachholen. Da dachte ich nicht daran, dass die Kirchen länger geschlossen bleiben würden.“

Der Gedanke, eine große Trauerfeier und einen Erinnerungsgottesdienst für alle Verstorbenen zu machen, mache aktuell auch wenig Sinn, weil halt nicht so viele Menschen in die Kirchen dürfen. „Das war die Denke vor Corona.“ Und Trauerphasen künstlich verlängern, sei nicht sinnvoll. „Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen. Da bin ich von der Corona-Krise überholt worden.“

Die Trauergespräche am Telefon führen

Aktuell sind Trauergottesdienste in der Kirche mit 30 Personen, Beerdigungen am Friedhof mit 20 Personen erlaubt, „sodass man im Trauergespräch erläutern muss, wie es auf dem Friedhof ist, dass die Bestatter immer die genaue Zahl haben.“ Auch der Charakter der Trauergespräche habe sich geändert. „Eigentlich sind wir vom Kirchenkreis gehalten, möglichst telefonisch Trauergespräche zu führen, weil es Kollegen gibt oder Partner von ihnen, die der Risikogruppe angehören.“ Selbst habe sie persönliche Trauergespräche geführt – allerdings nur mit einem Angehörigen und mit entsprechendem Abstand. „Das war auch für die Angehörigen zum Teil nicht so einfach.

Aber ich kann dann nicht mit fünf, sechs Leuten Trauergespräche führen lassen. Das sind unterschiedliche Familien, die nicht zusammenkommen dürfen.“ Und bei großen Familien merke man schon die Unsicherheit der Person, die da ist. Es hätte auch die theoretische Möglichkeit einer Videokonferenz gegeben. „Aber das würden wir beim Trauergespräch gar nicht hinkriegen.“ Und auch das Kaffeetrinken, das einen „hohen Sozialfaktor, einen entlastenden Faktor hat, weil der eine Anekdötchen vom Angehörigen erzählt, man sich austauscht, alte Verbindungen neu entstehen“, das fiel komplett weg. „Die gehen dann am Grab weg, stehen danach zwar noch in Gruppen, aber dann geht jeder zu sich. Da fehlt was.“

Johannes Kamps arbeitet seit über 35 Jahren als Bestatter. Eine Zeit wie im Moment, die hat auch der 65-Jährige, der mit seinem Institut an der Bahnstraße sitzt, in der Form so noch nicht erlebt. „Wir sind ja räumlich eingeschränkt. Wir können nicht mehr in die Friedhofskapelle wegen des Versammlungsverbots. Eine begrenzte Zahl ist schwierig. Und die Leute können sich nicht in den Arm nehmen“, sieht er die vielen kleinen Dinge, die zusammen schon eine Belastung für alle Beteiligten darstellen. Und wenn dann noch der Aspekt einer Corona-Infektion dazukommt, ist die Möglichkeit, sich persönlich von einem sterbenden Angehörigen zu verabschieden und dann Trauerbewältigung zu begehen, noch schwieriger.

Kamps und seine sechs Mitarbeiter haben in der vergangenen Zeit bereits mehrere Corona-Fälle erlebt. „Da können die Angehörigen gar nicht mehr zu den Verstorbenen rein wegen der Ansteckungsgefahr.“ Selbst müsse man sehr ausführliche Schutzmaßnahmen ergreifen, um den oder die Verstorbene dann abzuholen. „Wenn eine verstorbene Person eine ansteckende Krankheit hat, erhalten wir die Information und stellen uns direkt um.“ Mit Gelbsucht hatte man schon zu tun. „Corona ist ganz anders, weil der Virus aggressiver ist. Solche Sicherheitsauflagen hatten wir noch nie.“

Pastor Manfred Babel.

Die Mitarbeiter tragen dann Masken, Schutzkittel und Handschuhe, macht Kamps deutlich, wie gewissenhaft man in so einer konkreten Situation handeln muss. Sterben sie im Krankenhaus, bringt man die Verstorbenen zunächst in eine Prosektur – einen separaten Raum. „Sie kommen dort in eine desinfizierte Folie.“

Danach werden sie mit einer Trage, die regelmäßig desinfiziert werden muss, in den Sarg gehoben und der Leichnam dann in den Beerdigungswagen gebracht. Bei der Beerdigung selbst ist Kamps mit anwesend, dazu seine Träger und die beschränkte Anzahl an Personen mit Priestern und Angehörigen. „Das ist alles sehr befremdlich, wenn sich Geschwister nicht in den Arm nehmen können, um um den Vater oder den Großvater zu trauern.“

Die Distanz mache sich bemerkbar. „Das ist sehr sachlich und kühl“, ist seine Beobachtung. In den Vorgesprächen müsse man die Einschränkungen erklären. „Wir wissen nie, wie das mit dem Versammlungsverbot konkret aussieht. Das wird alle 14 Tage entschieden.“ Dann komme es auch mal zu Veränderungen – so wie jetzt zum Beispiel, dass man unter Umständen nach der Beerdigung Kaffee zusammen trinken kann, wenn auch auf 1,50 Meter Abstand.

Im Zuge der Corona-Krise „mussten wir erstmal eine Form“ finden, wie so eine Beerdigung ablaufen kann – zum Beispiel „mit kurzer Andacht an der Friedhofskapelle.“ Auch das zu gestalten, ist nicht unproblematisch, „wenn es regnet und dann steht man draußen.“ Bislang hat das Wetter aber mitgespielt. „Wir stellen draußen ein paar Stühle hin – und die stellen wir dann 1,50 Meter bis zwei Meter weit auseinander.“

Angesichts der Personenanzahl werde oft schon im Vorfeld selektiert, dann die Information über die Beerdigung weitergegeben. Es gebe auch Familien, die zum späteren Zeitpunkt eine Gedenkfeier abhalten wollen, wo sich dann alle Trauernden versammeln können.

Auch Andreas Poorten bemerkt Schwierigkeiten

Andreas Poorten ist froh, dass sich unter den Personen, die er beerdigt hat, keine Corona-Fälle befanden. Auch der Pastor der St. Antonius-Kirche hat die Erfahrung gemacht, dass sich der Charakter der Trauerfeierlichkeiten insgesamt deutlich durch Corona verändert hat. Die Begrenzung auf die Trauergruppe, die sei schwierig, bestätigt er die Eindrücke seiner evangelischen Kollegin. „Ich hatte jemanden, der die ganze Zeit im Krankenhaus lag und überraschend starb.

Der konnte keinen Besuch von den Angehörigen haben. Und wenn der erweiterte Kreis dann nicht mit beerdigen kann, ist das schon eine schwierige Belastung.“ Denn mit Kindern, Partnern, vielleicht Enkeln sei die Grenze schnell erreicht, so Poorten. Und das Thema Risikogruppe spiele bei der bewussten Auswahl der Personen auch eine Rolle. Das überlegten die Angehörigen sehr genau.

Bei der Feier fehle die Trauerhalle als Ort, „weil man von einem Raum umgeben ist“ und sie so für die Trauer den nötigen Raum und den Schutz geboten hat. „Auf einem freien Platz ist das nicht der Fall.“ Und auch das Feierliche dort gehe verloren. „Da wird auch schon mal gesungen. Aber das liegt an der Familie selbst. Oft hat es ihnen die Sprache verschlagen.“

Zum Glück sei es die ganzen Wochen über zu den Beerdigungen immer trocken geblieben, sodass die Gottesdienste vor der Feierhalle stattfinden konnten. Natürlich werde auf den Abstand geachtet, Stühle entsprechend hingestellt. Dass die engsten Angehörigen wie Witwe, Sohn und Tochter dann aber am Grab nebeneinander beim Abschied stehen, findet Poorten in Ordnung.

„Das fände ich sonst furchtbar.“ Auch ihm fällt auf, dass sich die Trauergemeinde schnell auflöst und mit dem gemeinsamen Kaffee eine wichtige soziale Funktion wegfalle. „Das steigert die Isolation, dass sich Menschen nicht anderen zuwenden können.“

Und das gerade in so einer persönlichen Situation. Mittlerweile könne man nach den neuen Regeln auch wieder Trauergottesdienste machen – aber auch da muss man im Vorfeld schon mit den Angehörigen Regelungen schaffen. „Uns war wichtig, dass die Trauergemeinde auf dem Friedhof anders konstruiert ist, weniger dort sind als in der Kirche. In der Kirche können durchaus mehr teilnehmen“, sagt Poorten.

„Aber wir wollen da die Angehörigen bitten, das nicht in die Zeitung zu setzen. Denn solange wir nur so kontrolliert die Leute hineinlassen können in die Kirche – und stellen Sie sich vor, wir müssten jemanden bitten, aus der Kirche herauszugehen – bitten wir um eine gewisse Verschwiegenheit.

Seit Ostern hat der Winnekendonker Pastor Manfred Babel „vier oder fünf Beerdigungen“ erlebt. „Die Leute sind sehr diszipliniert mit der Botschaft umgegangen, dass wir in relativ kleinem Kreis beerdigen konnten. Das sei oft „sehr würdig verlaufen.“ Unter den Beeerdigten befand sich auch eine Person, die durch das Corona virus gestorben war. „Die An­gehörigen waren sehr, sehr traurig. Es waren nur vier Leute da und es musste eine Urne sein.“

Die Feier habe verkürzt stattgefunden. „Man liest das oft in der Zeitung, dass es Menschen betrifft, die nicht mehr so jung sind. Aber wenn es der eigene Vater für die Angehörigen ist – und der erste Mensch, den man als Pastor selbst beerdigt, dann ist man anders berührt.“

Zweckoptimismus in schweren Zeiten

Lachende Gesichter im Sonnenschein, gefüllte Gläser und genussvolle Torten zum Nachmittag vermittelten in dem „Cafe Binnenheide“ den Eindruck von scheinbarer Normalität.

„Es ist schön, dass es sich auflockert“, genossen Sandra und Markus Monczowski die Möglichkeit, wieder unter Menschen gehen zu können. Vorbei war auch für Dennis van den Berg die Zeit ohne einen einzigen Gast. Wochen, in denen der junge Gastronom keinen Cent Geld verdienen konnte. „Wir haben eine lange Durststrecke hinter sich“, wollte er sich zu konkreten Verlusten in der Zeit lieber nicht äußern.

„Die Binnenheide erfreut sich großen Zulaufs“, blickt der Gstronom nach vorne: „Wir haben wieder volles Programm mit italieischer Küche: Wir haben den Garten künstlerisch für einen perfekten Urlaub zuhause gestaltet. Und wir haben Stammgäste, die viermal hintereiander zu Essen kommen. Gemeinsam schaffen wir das.“

Ähnlich wie van den Berg sehen das die Verantwortlichen des Schravelner Restaurants „Antica Osteria“, wo nach langer Zeit mal wieder einige Gäste auf der Terrasse den Abend zusammen verbrachten. „Wir genießen die freie Zeit“, sagte Laura de Witt, die mit ihrem Liebsten und einem befreundeten Paar in angemessener Abstandsform trank. Sie erzählte, dass auch ein Juwelier in so einer Zeit nicht gerade leicht zurechtkommt. Aber auch da klangen Zeichen der Solidarität durch, wie die Anekdoten mit den Schmuckstücken, die Menschen aus ihren Kellern holen, um sie einfach so in der Werkstatt reparieren zu lassen.

„Wir haben hier den besten Wein Kevelaers getrunken und den besten Fisch gegessen“, betonte Marion Wolters aus Lüllingen, dass ihr Vierertisch „zu 150 Prozent Lust“ auf ein geselliges Zusammensein gehabt hatte. Auch Küchenchef Igor Cazzetta gönnte sich am Ende seines Tages ein Bier. „Wir sind cool geblieben, hatten dann ein neues Konzept mit Service außer Haus“, beschrieb er die Übergangszeit. „Wir sind über die Runden gekommen, hatte die Solidarität unseres Personals. Nun merkt man, dass die Leute Sehnsucht habe, wieder rauszugehen.“

Um durchzuhalten, hatte er aber eine fünfstellige Summe an Eigenkapital in die Hand nehmen müssen. Dazu kam staatliche Unterstützung und die Kredite der Bank, die die abgesagten Buchungen und Hochzeiten kompensieren sollen. Doch Geld sei nicht alles: „Wir sind froh, dass wir gesund sind. Alles andere ist ein Geschenk.“

Die Chefin des „Goldener Apfel“, Jutta Pesch-Braun, und ihre gastronomische (Fast-)Nachbarin Mary Aida Sellathurai genossen ebenfalls vor dem Haus eine Tasse Kaffee und Tee. „Man hört: wir kommen gerne wieder zum Essen.

Am Sonntag hatten wir ganz gut zu tun“, erzählte die Chefin des „Pfannkuchenhaus Hollandia.“ Statt 80 haben man innen jetzt halt 50 bis 60 Plätze, dazu kämen die Stühle draußen. Händedesinfektion und die Zettel zum Ausfüllen mit Name und Adresse seien kein Problem. Auch sie hat in den letzten Wochen rote Zahlen geschrieben: „April und Mai sind ja Topmonate.“ So schnell sei das auch nicht aufzufangen. „Wir verdienen jetzt wie Taschengeld.“

Und weiter führt Pesch-Braun aus: „Die Leute sind, was die Regeln betrifft, sehr diszipliniert, Aber es ist, was die Frequenz betrifft, erschreckend ruhig.“ Wo sonst täglich Pilgergruppen Restaurant und Hotel bevölkern würden, herrsche nun nach den zahlreichen Stornierungen Ruhe. „Das waren große Gruppen, jetzt kämpfen wir um Einzelgäste.“

Bis zum Nachmittag hatte sie tatsächlich nur einen einzigen Kunden. „Aber sonst kamen viele Stammkunden, viele rufen an.“ Als nahezu unglaublich empfand sie die Geste eines Kölner Kevelaer-Liebhabers, der ihr am Telefon von seiner eigenen Rente 1.000 Euro anbot. „Die Leute wollen, dass Kevelaer erhalten bleibt, wie es ist.“ Solche Moment seien es, die sie motivieren würden, weiterzumachen.

Lächeln nach einem guten Tag.

Ob dieser Jahr überhaupt nochmal Pilgergruppen kommen würden, wusste auch Wallfahrts-Geschäftsführer Reiner Killich nicht sicher zu sagen: „Im Bistum Aaachen gilt bis zum 31. August alles ab 100 Pesrsonen als Großveranstaltung. Für das Bistum Münster gibt es da noch keine klare Antwort.“ Wenn das auch für Kevelaer gelte und keine Prozessionenformen erlaubt seien, werde es schwierig. „Viele Bruderschaften melden zurück, dass die meisten nicht fahren wollen, vor allem aus Holland. Und die Ehrenamtlichen sagen; die Verantwortung tue ich mir nicht an.“

Die Hoffnung sei, dass zu „Pfingsten kleine Gruppen“ reisen dürfen, was das auch immer von heißen würde. „Es fährt nur ein halb voller Bus?“ Immerhin wollten Radpilger mit 10, 15 Personen Ende Juni kommen sowie die eine oder andere Großgruppe in getrennten Kleingruppen aus verschiedenen Ortschaften. „

Ein paar Meter im „Café Klatsche“ stellte Mitarbeiterin Kerstin Neumann schon die Stühle zusammen. „Es gibt mal einen coffee to go. Aber das war‘s auch.Wir machen oft schon um 15 Uhr zu. Das sind mehr Lohnkosten als Gewinn.“ Den Kopf hängen lassen werde man aber nicht.

Die Maske bremst

Ein wenig optimistischer schien das Stimmungsbild auf der Hauptstraße. „Die erste zwei Wochen waren richtig gut – auch wenn es natürlich nicht zu vergleichen ist mit dem Vorjahr“, berichtete Trudi Albers von „s.oliver“ von ihren momentanen Erfahrungen. Allerdings bremse die Maske. Denn sich damit in der Kabine umzuziehen, sei für viele „nicht so schön.“ Und die Maske mache auch gedankenlos. „Die Leute laufen ohne Abstand“, ist ihre Eindruck.

Natürlich fielen die Kunden, die sonst zwischen den Gottesdiensten mal zum Bummel kämen. „Aber wir müssen das Beste draus machen.“ Dazu gehöre auch kreative Urlaubszeit-Planung, um alle Kollegen bei der Stange zu halten.
Die Grundstimmung sei wieder ganz gut, fand Dominik Nellesen von der „Bilgerie“ gegenüber: „Die Leute trauen sich mehr. Viele seien allerdings von Desinfektion und Maske schon genervt.“

Und man bemerke schon, dass sich bei den Inhabern drei Gruppen herausschälen: „Die, die den Kopf schon in den Sand stecken und wenig Motivation haben, diejenigen, die sich über Wasser halten und alle, die entschlossen was tun wollen.“

„Das ist ganz unterschiedlich“, bestätigte auch Norbert Heckens von der Interessensgemeinschaft Hauptstraße. „Wir sind ein Stammkunden-Betrieb, da kommen die Menschen zurzeit gezielter als früher und kaufen auch direkt. Und sie kommen mehr vormittags als nachmittags.“ Die sechs Wochen zuvor, das gesteht er zu , waren auch für ihn schon „sehr mau. Ich denke, da kommt noch was nach.“

Auch Optiker hätten genaucso wie die Gastronomie habe gelitten. Einen richtig positiven Blick in die Zukunft wagten beide Männer nicht. „Der Knall, der kommt in zwei, drei Monaten“, ist Nellesen eher skeptisch.

Kein Bewohner muss einsam sterben

Normalerweise gibt es im Hospiz in Wetten keine strengen Besuchsregeln. Jeder darf zu jeder Uhrzeit und Tageszeit kommen, um einen Bewohner zu besuchen. „Da ist es auch egal, ob es die Familie, der Nachbar oder der Kegelverein ist“, sagt Zita-Maria van de Meer, stellvertretende Einrichtungsleitung.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich jedoch auch in der Wettener Einrichtung einiges geändert. Nicht nur die Mitarbeiter müssen sich durch verschärfte Hygienemaßnahmen in ihrem Alltag umstellen.

Die Bewohner müssen sich damit zurechtfinden, dass der Besucherkreis eingeschränkt wird und auch manch ein Angehöriger oder Freund muss mit dem Gedanken leben, einen geliebten Menschen auf seinem letzten Lebensweg nicht so eng begleiten zu können wie gewünscht. „Da mussten wir, so leid es uns tat, etwas den Riegel vorschieben“, sagt van de Meer.

Die stellvertretende Einrichtungsleitung findet rückblickend auf die vergangenen Wochen viele lobende Worte für die Angehörigen. Alle hätten Verständnis für die verschärften Maßnahmen gehabt, obwohl es zwischenzeitlich große Einschränkungen gab: Die Besucher müssen sich zwecks Kontaktnachverfolgung in eine Liste eintragen, außerdem stets auf die Handhygiene achten und außerhalb des Bewohnerzimmers einen Mund-Nase-Schutz tragen.

Eine Zeitlang durften nur die engsten Angehörigen zu Besuch kommen. „Wenn jemand eine große Familie hat, muss die natürlich Abstriche machen“, sagt Schwester Zita-Maria. Doch auch da hätten alle Angehörigen viel Verständnis gezeigt. Viele seien einfach froh, dass sie mit ihrem Familienmitglied die Zeit nicht mehr im Krankenhaus verbringen müssen und bringen den Mitarbeitern Dankbarkeit entgegen.

Keine tröstenden Umarmungen

Auch die Räumlichkeiten der Einrichtung konnten von den Besuchern lange Zeit weitestgehend nicht mehr genutzt werden. „Seit Montag sind die Regeln auch bei uns entschärft worden. Man darf mit Mundschutz wieder im Haus umher laufen als Besucher“, sagt die stellvertretende Einrichtungsleitung. Auch auf die tröstenden Umarmungen der Mitarbeiter müssen Angehörige aktuell verzichten. Dank der zahlreichen technischen Möglichkeiten hätten manche Bewohner Alternativen wie Videotelefonie nutzen können, um mit Freunden und Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben. Aktuell gibt es auch für das Wettener Hospiz weitere Lockerungen hinsichtlich der Besuchsregeln. „Es dürfen auch wieder Freunde und wichtige Bezugspersonen zu Besuch kommen und nicht nur die engen Angehörigen.“ Es dürfe dennoch keine Gruppenbildung erfolgen.

Die Bewohner, die meist ihr letztes Zuhause im Hospiz finden, seien in der Regel sehr entspannt mit den Beschränkungen umgegangen. Niemand sei aufgrund dessen emotional zusammengebrochen oder habe viel geweint. „Ich habe das Gefühl, dass die Gäste (Anm. d. Red.: Bewohner) das irgendwie alle hinnehmen“, sagt Schwester Zita-Maria. Obwohl sich für die Bewohner des Hospizes auch im täglichen Kontakt mit den Mitarbeitern Dinge geändert haben.

Vor allem – und das sieht van de Meer als große Behinderung an – müssen die Mitarbeiter einen Mund-Nase-Schutz tragen. „Die Maske hemmt den Umgang miteinander und bildet in gewisser Weise eine Barriere. Man fühlt sich anonym. Man spricht auch deutlich weniger, weil man unter einer Schutzmaske nur begrenzt Luft bekommt.“ Normalerweise nehmen sich die Mitarbeiter Zeit für persönliche Gespräche mit den Bewohnern. „Bei allem bleibt irgendwie das Menschliche auf der Strecke“, meint van de Meer.

Die Ehrenamtlichen sind freigestellt

Neben dem organisatorischen Mehraufwand für die Mitarbeiter, fehlen aktuell auch helfende Hände. Denn die Ehrenamtlichen der Einrichtung sind freigestellt – viele von ihnen gehören zur Risikogruppe. Arbeiten wie Bügeln und Hausmeistertätigkeiten müssen von den Festangestellten zusätzlich erledigt werden.

Rückblickend auf die vergangenen Wochen sagt van de Meer: „Ich finde schon, dass die Beschlüsse, die für Hospize erlassen wurden alle sehr, sehr menschlich sind. Man hat uns in unserer kleinen Blase gelassen.“ Mit Einschränkungen liefe der Alltag weiter. Bei all dem sei vor allem eines wichtig: „Es ist nicht vorgekommen, dass jemand still und für sich alleine sterben musste.“

Denn auch wenn der Besuch stark eingeschränkt wurde und die persönliche Ebene eine andere ist als sonst: „Ich kann einem sterbenden Menschen den Kontakt zur engsten Familie einfach nicht verwehren“, betont Zita-Maria van de Meer. Im Sterbefall dürfen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen auch mehrere Leute gleichzeitig in das Zimmer des Bewohners, um sich in aller Ruhe und Stille zu verabschieden.

Musikevent mit Abstand

Einige der Heimbewohner des Katharinenhauses in Winnekendonk standen mit den Rollstühlen auf dem abgesperrten Bereich vor der Pflegeeinrichtung. Diejenigen, die sich wegen Corona nicht trauten oder aus körperlichen Gründen nicht konnten, saßen an den Fenster und verfolgten das, was sich vor ihrer Haustür da abspielte.

Ein Mischpult und zwei Akustik-Boxen wiesen darauf hin, dass sich in der kommenden Stunde etwas Klangtechnisches abspielen würde. Und das Transparent an der Häuserwand war die eindeutige Erklärung: „Basta ist im / vorm Katharinenhaus… Herzlich willkommen.“

Tatsächlich stand das bundesweit seit Jahrzehnten bekannte a-cappella-Quintett – bestehend aus William Wahl, Arndt Schmöle, Werner Adelmann, René Overmann und Mirko Schelske – abseits der Wegfläche auf dem Hausrasen und wartete nur auf den Einstieg.

„Frau Püschel hat es möglich gemacht, die ist im Fanclub, der größte Fan dieser Band“, sagte Steffi Schleicher vom Hospizdienst als eine der begeisterten Zuschauer auf Abstand. „Ich finde das super. Das ist für die Bewohner so eine Aufregung und eine Möglichkeit, was außerhalb dieser ganzen Corona-Geschichte zu erleben. Ein richtiges Event.“

Vor dem ersten Ton ließ es sich die Leiterin des Sozialen Dienstes und bekennender „Basta“-Fan nicht nehmen, die Zuschauer und Künstler zu begrüßen. „Wir haben einige Projekte gemacht zum Thema ‚Basta‘“, bezog sie sich auf einen Film, eine Ausstellung, Konzertbesuche und die beiden Videos zu den Basta-Songs „Reggaeton im Altersheim“ und „Personal Trainer.“

Einige „Schauspieler“ aus dem Haus – darunter auch der „DJ“ und „Trainer“ Heinz Walters – verfolgten das Geschehen. „Und dann kam Corona – und dann war nichts mehr so schön. Aber heute bin ich ganz froh, dass Corona da ist – weil heute ist ‚Basta‘. Und die sollen heute für Spaß sorgen.“

Danach betraten William Wahl und Co. die „Freiluftbühne“. „Das ist ein sehr außergewöhnlicher Auftritt – zum einen, weil wir nicht wie die letzten 20 Jahre ‚Guten Abend‘ sagen dürfen und es Nachmittag ist. Und dazu kommen noch andere Dinge, die besonders sind. Wir freuen uns, hier zu sein.“ Dann stiegen die fünf Sänger mit „New-York-Rio-Gütersloh“ rhythmisch-schwungvoll in das Programm ein. Und Wahl bekannte: „Das ist eine Riesenüberraschung, keine Fehler zu machen. Wir haben uns acht Wochen nicht mehr gesehen, das ist das erste Lied seit Anfang März und es hat alles funktioniert – bis jetzt.“ Danach boten die Fünf ein kurzweilig-unterhaltsames Programm – von „Zu spät“ über das textlich-selbstironische „Laktosetolerant“, wo der Tontechniker während des Songs einmal Batterien wechseln musste.

René Overmann konnte bei der angedeuteten Tanzeinlage bedauerlicherweise sein Gleichgewicht nicht halten – was Band und Publikum mit Gelächter quittierten. Anschließend brillierte er als Hauptstimme bei „Wild thing“, legte zum Anheizen des Publikums eine wilde Laufrunde um die Hecke und entlang des Absperrbandes hin.
Wahl dankte am Ende des „offiziellen Teils“ für den Humor, den die Bewohner an den Tag gelegt hatten, um die Videos zu den beiden Songs zu drehen – deshalb auch der Auftritt, den die Gruppe ohne einen einzigen Cent Gage bestritt.

Mit „Reggaeton im Altersheim“ und den Zeilen „Scheiß auf den Schlaganfall, scheiß auf die Arthritis / Weil das hier so ein endgeiler Beat ist“ bedankten sie sich nochmal musikalisch. Damit war aber noch nicht Schluss, denn der Applaus des Publikums motivierte die Jungs. Mit ihrer Helikopter-Elternhilfe-Version des ABBA-Klassikers „Chiquitita“ („Schicke Kita“) und dem Grönemeyer-geknödelten Rosenberg-Song „Sie gehört zu mir“ sorgten sie für feuchte Augen und zuckende Füße.

Freiwillige Gage

Von Hausleiterin Sabine Vohwinkel, die gestand, die Band vor den ganzen Aktionen noch nicht gekannt zu haben („Aber ich bin ganz begeistert“), gab es zum Dank einen Umschlag mit einer kleinen, zusammen gesammelten „Gage“. Den gab William Wahl an den Totechniker Nicolai Plier weiter, der extra aus Hannover gekommen war – nicht ohne den unernst-humorvollen Hinweis: „Den bewahrst Du erst mal für uns auf.“

Zum Abschluss gab Werner Adelmann bei „Personal Trainer“ liegestützemachend nochmal alles, ehe er seine Freude über die Stunde zum Ausdruck brachte. „Das war eine tolle Sache, das machen wir gerne für das Katharinenhaus“, sagte der Sänger. „Das war eine Win-Win-Situation für alle – und für uns ein tolles Wiedererwachen. Denn wir haben ja gar keine Auftrittsmöglichkeit im Moment. Und das ist ja der Job, von dem wir leben.“