Das Problem ist die Dunkelziffer
Auch Kevelaer hat die zu Beginn umstrittene Maskenpflicht beim Einkauf eingeführt. Dominik Pichler ist der Auffassung, sie hätte schon zur Öffnung des Einzelhandels am Montag vergangener Woche eingeführt werden sollen. „Wenn wir uns schon den Luxus gönnen, zu diesem frühen Zeitpunkt Lockerungen zuzulassen, dann müssen wir auch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen akzeptieren“, sagt der Bürgermeister.
„Es geht nicht um die, die wir kennen. Die Dunkelziffer ist das Problem.“ Und die Zahl der Infizierten, die gar nicht wüssten, dass sie das Virus verbreiteten, könne groß sein, warnt er. Denn oft träten keine oder nur milde Symptome auf. Die Maskenpflicht diene damit in erster Linie dem Schutz des Gegenübers und ersetze keinesfalls den Mindestabstand, der unbedingt weiter einzuhalten sei.
Auch die Verwaltung denkt über die Einführung einer Maskepflicht im Rathaus nach, erklärt Ordnungsamtschef Ludger Holla. Bis aus Weiteres bleibe das Rathaus mit Ausnahme von dringenden Fällen nach vorheriger telefonischer Absprache jedoch geschlossen. Die kommenden Sitzungen des Gebäude- und des Haupt- und Finanzausschusses sowie die Ratssitzung, bei denen es auch um das Thema Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes geht, sollen aber unter strengen Sicherheitsmaßnahmen (Einlassregistrierung, Abstandsgebot, eventuell auch Mundschutzpflicht) im Bühnenhaus stattfinden (das KB berichtete). Den Großen Saal benötige man dabei für die Rats- und Verwaltungsmitglieder, auf der Empore werde Platz für Zuschauer sein, der jedoch begrenzt ist. Holla bittet daher die Mitglieder von Interessengemenschaften, sich nach Möglichkeit abzusprechen.
Für die bevorstehenden Aufstellungsversammlungen zur Kommunalwahl hat die Verwaltung den Parteien ebenfalls das Bühnenhaus vorgeschlagen. Die SPD habe schon einen Termin festgezurrt.
Ein großes Lob spricht der Bürgermeister den Schulen in Kevelaer aus. Diese hätten „es in kürzester Zeit geschafft, sich unter den Vorgaben zu öffnen.“ Das bestätigten auch die Besuche der Verwaltung, sagt Ludger Holla. Hier wurde festgestellt, dass vielfach auch dort Mundschutz getragen werde.
Am Wochenende habe das Ordnungsamt „sehr engmaschig kontrolliert“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Bis auf wenige Fälle, in denen kleine Gruppen darauf hingewiesen wurden, nicht zu eng beienander zu stehen und ein paar Hinweise, das Eis nicht in der Nähe der Eisdiele zu verzehren, habe es keine Auffälligkeiten gegeben. Bußgelder seien nicht verhängt worden.
Beim Pressegespräch am Montag legte Holla die aktuellen Fallzahlen für Kevelaer (Stand: 26.04.2020) vor. Darin sind 207 Corona-Verdachtsfälle aufgeführt. 48 Menschen wurden positiv getestet, davon sind zwei Männer mit Vorerkrankungen verstorben, 15 befinden sich noch in Quarantäne, 31 sind genesen. Neun Reiserückkehrer befänden sich noch in Quarantäne, seien aber nicht positiv, ebenso 17 Kontaktpersonen (aus Haushalten oder sonstigen Kontakten).