Niederrhein-Allianz gegen den Hunger in Westafrika

Den Hunger überleben… etwas mehr in den Bauch bekommen können als in brackigem Wasser aufgekochte Blätter… wieder einmal spüren dürfen, was das für ein Gefühl ist, näherungsweise satt zu werden … vor Hunger wimmernde Kinder friedlich schlafen zu sehen…  Für 25 Millionen Menschen in Ostafrika – das sind so viele Menschen wie in NRW, in Rheinland-Pfalz und Hessen leben – ist das jetzt, in diesem Moment, eine Farce, ein Traum, weit weg von der schrecklichen Realität. 25 Millionen Menschen hungern in Ostafrika, weil der Regen ausgeblieben ist, weil Mensch und Tier kein Wasser mehr haben. Und wo kein Wasser ist, ist keine Nahrung.
Weihbischof Rolf Lohmann regte eine Niederrhein-Aktion gegen die Hungersnot in Ostafrika in den letzten Tagen seines Dienstes in Kevelaer als Rektor der Wallfahrt an. Die Aktion Pro Humanität (APH), selbst seit zwei Jahrzehnten in Benin und im Niger aktiv, kontaktierte das Mediziner-Team von “Cap Anamur”.
“Es war wie zu Beginn unserer Arbeit 1994”, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Ärztin und Vorsitzende der APH. “Auch da gab es eine große Hungerkatastrophe in Somolia, und schon damals arbeiteten wir mit den Experten von Cap Anamur zusammen.”
Zurzeit sind die Teams von “Cap Anamur” wieder in Somalia, genauer in Somaliland, dem befriedeten Norden Somalias. Nach drei Jahren Dürre haben die Nomaden ihr letztes Vieh verloren. Es gibt nichts mehr zu essen und Wasser auch kaum noch. “Wir versuchen eine Versorgungsbrücke zu den hungernden Menschen in die weiter von südsudanesischen Truppen bombardierten Nuba-Berge zu legen”, so der Essener Kinderarzt Dr. Werner Strahl, Frontman von Cap Anamur.  „Wir bringen den Menschen Trinkwasser und Grundnahrungsmittel wie Sorgum (Hirse), Mais, Öl und Zucker, bis die Notversorgung durch die Regierung oder vom Welternährungsprogramm übernommen wird. Als Hilfsorganisation können wir solche Grundnahrungsmittel immer noch auf den lokalen Märkten kaufen, doch die Menschen, die als Nomaden bereits 70 Prozent ihres Viehs nach mehrjähriger Dürre verloren haben, sind absolut mittellos“.
Über Unicef können die Cap-Anamur-Helfer in ausreichendem Maße mit z.B. besonders proteinreicher Nahrung beliefert werden: Plumpy Nut, eine proteinreiche Erdnuss-Paste, die in kleine Päckchen abgefüllt ist. Ein Päckchen liefert einem Kind am Tag ausreichend Proteine und Nährstoffe, sichert das Überleben – und kostet pro Kind und Tag 36 Cent. Und, auch das ist wichtig, die Erdnuss-Paste kann ohne Zugabe von Wasser eingenommen werden.
“Es ist auch möglich, die F-100-Spezialmilch für schwerst unterernährte Kleinkinder über diesen Weg zu ordern”, so Elke Kleuren-Schryvers. “Einen halben Liter Milch kann man aus einem solchen Päckchen mit sauberem Wasser herstellen. Kosten: 63 Cent pro Tag und Kind!”
„Unser Team in Caynabu in Somaliland arbeitet mit einheimischem Fachpersonal zusammen in einem Krankenhaus, in dem wir ein Feeding-Center betreiben, also so eine Rettungsstation für an schwerster Unterernährung leidenden Babys und Kleinkinder. Aber auch hungernde Erwachsene, die sich neben dem Krankenhaus einfach niederlassen oder in den Dörfern leben, versorgen wir“ , so Werner Strahl, der Kinderarzt, der auch mit 70 Jahren keinen eigenen Einsatz scheut. Als die Ebola-Krise in Sierra Leone ausbrach, war er vor Ort. Und vor wenigen Monaten war er in Somaliland.
Die Aktion pro Humanität ruft nun gemeinsam mit der Kirchengemeinde St. Marien in Kevelaer und einigen niederrheinischen Unternehmen und Organisationen zu einer Allianz der Akuthilfe gegen diesen Hunger der Menschen in Somaliland auf. „Jeder Euro hat Konsequenzen, denn er bedeutet mindestens einen Tag zu überleben. Jeder fehlende Euro…”, Elke Kleuren-Schryvers mag den Satz gar nicht zu Ende sprechen.
Soforthilfe von 27.000 Euro hat die APH dank der Spendenbereitschaft von Unternehmen und Organisationen schon zusammentrommeln können. Das Geld wird nun an Cap Anamur transferiert zum Einkauf der Nahrungsmittel.
Und wieder ein treuer Helfer in der Not ist Frank Seibt von der Stiftung der Familie Seibt, Grav-Insel, Wesel-Flüren und dem Verein “Wir helfen Kindern weltweit”, der spontan 15.000 Euro bereitstellte: “Wenn wir in unserer heutigen Welt trotz ausreichender Nahrungs- und Finanzmittel nicht in der Lage sind, alle Menschen auf unserer Erde zu ernähren, müssen wir unser Bestmögliches versuchen, in solchen Katastrophen-Situationen durch konkrete Aktionsbündnisse von Helfern vor Ort und Spendeninitiativen hier möglichst viele Menschen schnell und gezielt vor dem entsetzlich qualvollen Tod durch Hunger und Durst zu bewahren. So sehen wir unseren Auftrag.” Der Klever Unternehmer Bernd Zevens spendet 5000 Euro im Kampf gegen den Hunger. Ebenso auch die Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer. Ein weiteres niederrheinisches Unternehmen stellt 2000 Euro bereit.
„Wir müssen leidenschaftlicher werden in unserem Mitleiden, engagierter in unserem Handeln für diese Menschen, die von ihrem Hunger zerfressen werden. Wir müssen konsequenter werden im Teilen, im Ermöglichen von Überlebenschancen und Perspektiven für so viele Menschen auf der Welt“, begründet der neue Regionalbischof am Niederrhein, Rolf Lohmann, die Initiative.


Spenden an die Stiftung Aktion pro Humanität, Stichwort „Hungerhilfe Ostafrika“, Volksbank an der Niers, IBAN DE39 320 613 84 4330 1300 11, BIC GENODE1GDL.