Aktuelles aus Kevelaer

Ohne sie läuft nichts

Die Schausteller sind das Rückgrat der Kirmes / Kevelaer ist für sie besonders
Kevelaer. Seit 1999 leitet Sandra Voss das Kinderkarussel auf der Kevelaerer Kirmes. „Gegenüber dem Rathaus stehen wir“, erzählt die 48-jährige Kerkenerin, die von kleinauf mit dem Schaustellerwesen aufgewachsen ist. „Man wird da hineingeboren“, erinnert sie sich an ihre Zeit als Kind, als sie mit ihrem Vater schon auf der Kirmes der Marienstadt gewesen war. „Als ich neben Papa kassieren durfte, da fing es an. Und die Hausaufgaben habe ich immer im Kartenhäuschen erledigt“. Jede Woche eine andere Stadt, andere Leute, das hat die Schaustellerin früh geprägt. „Das ist einfach offener als andere Berufe.“
Kevelaer, das sei ein gutes Pflaster. „Dieses Miteinander, das ist einfach toll.“ Man spüre, wie sich alle dem Projekt verpflichtet fühlten, „ob nun die Geselligen Vereine oder die Bürger, das macht das Besondere hier aus.“
Ähnlich wie Voss ist auch Dirk Jan-ßen, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Kleve/Geldern/Goch und seit 1995 selbstständig, zum „Schausteller-Nomaden“ geworden. „Ich bin nach der Schule in die Fußstapfen meines Vaters getreten“, erinnert er sich an die Anfänge. „Meine Eltern hatten erst mit einem Verlosungswagen angefangen, aber dann im Laufe der Jahre den Getränkestand dazugenommen. Heute mache ich keine Verlosungen mehr, nur noch Getränke.“ 90 Prozent der Touren finden am unteren Niederrhein statt – vom festen Wohnsitz Kleve aus.
Auch er empfinde dieses Besondere, „jede Woche eine andere Stadt, jede Woche neue Kundschaft und neue Charaktere kennenzulernen“. Deshalb sei das so ein facettenreicher Beruf, nicht nur von der technischen Seite her. „Denn überall sind die Gegebenheiten auf einem Platz  unterschiedlich.“
Jeder Kirmesplatz sei für sich ein kleiner Kosmos, „und hier in Kevelaer ist das sehr familiär und herzlich geprägt“, meint Janßen, ganz abgesehen davon, dass Kevelaer der Auftakt der Saison für alle ist und „die erste Kirmes am unteren Niederhein“, wo man mit den Kollegen zusammenkomme.
Seit der Nachkriegszeit hier
Denn hier bestehe die Kirmes „nicht nur aus Schaustellern, sondern aus Kevelaerern.“ Viele seien seit der Nachkriegszeit hier, deren Kinder und Kindeskinder „nachgewachsen“. Und man kenne viele Kunden einfach sehr genau. „Jeden Donnerstag kommt immer seit Jahr und Tag eine Gruppe Niederländer zu uns. Wenn die um 13 Uhr, 13.03 Uhr nicht da sind, frage ich mich: Geht es denen gut ?“
Auch logistisch sei Kevelaer ein super Standort: „Was braucht ein Schausteller? Platz, einen Wasserhydranten und Strom. Das klappt hier in Kevelaer alles hervorragend.“
Als „Alleinstellungsmerkmal“ sieht Janßen den Zusammenschluss der Geselligen Vereine in Kevelaer, die die Kirmes unterstützen. „Da machen  vom Pferdeverein bis zu den Schützen alle Vereine etwas für das Fest, mit persönlichem Einsatz.“ Entsprechend stehe das Festzelt der Geselligen Vereine mitten auf dem Kirmesmarkt. „Das ist deren klare Aussage: Wir gehören dazu, sonst ist die Kirmes kein Volksfest.“
All diese „Standortvorteile“ drückten sich alljährlich in den Bewerbungszahlen aus, ergänzt Heinz-Josef Theunissen, für die Stadt zuständig für die Kirmes. „250 Bewerbungen hatten wir, die alle nach Kevelaer wollten“. Jetzt seien es wieder 65 , „alte und bewährte, neue und attraktive“. Man sei sehr zufrieden mit den Schaustellern, habe selten Erfahrungen mit kurzfristigen Absagen, und gebe es die Notwendigkeit von Ersatzfahrgeschäften, könne man Rücksprache mit dem Schaustellerverband halten, die einem sagen könnten, wie zuverlässig die seien. So kann man sich auch kurzfristig helfen, wie jetzt, als eine Woche vor dem Start ein großes Fahrgeschäft wie der „Booster“ wegbricht: „Da haben wir schon etwas gezittert.“
In der Regel hat die Vergabe einen langen Vorlauf. Bereits Mitte des Jahres nehme man die Bewerbungen für das Folgejahr entgegen, Ende November sei Bewerbungsschluss, dann gehen die Verträge raus, so Theunissen. „Dann wird der WC-Wagen besorgt, der Wochenmarkt verlegt und ab dem 2. Mai alles aufgebaut, der Peter-Plümpe-Platz gesperrt.“
Die Planung müsse immer einen gewissen Spielraum haben, so Theunissen. „Das Riesenrad, das man 2015 auf dem Peter-Plümpe-Platz stehen hatte, ist da nicht so gut gelaufen, weil es sehr regnerisch war.“ Disco-Jet und Scooter, „das läuft immer“. Man müsse strategisch denken und schauen, wie die Schausteller ihre eigenen Routen planen. „Das hat sich alles eingespielt. Wenn ein Imbiss zum Beispiel aufhört, suchen wir gezielt nach was Anderem.“ So bleibe die Variabilität erhalten.
Wo sich alle drei einig sind: „Kevelaer, das soll ein Volksfest bleiben.“ Keiner wünsche sich eine künstliche Ballermann-Atmosphäre. „Es gibt Zehnjährige, die erstmals allein mit ihrem Kirmesgeld für zwei Stunden über den Platz ziehen“, so Janßen. „Da muss alles passen und alles gut möglich sein.“
Alexander Florié-Albrecht

Jugenddisko wird wiederbelebt

Junge Union organisiert Angebot am Kirmesfreitag / DJ Tom Pulse legt auf
Kevelaer. „Meine Mutter war früher zur Disco mittwochs im Zelt und fand es toll da.“ Wenn Oliver Leukers über vergangene Zeiten in der Jugenddisco im Kirmeszelt spricht, dann kann er das nur aus Erzählungen wiedergeben. Denn der 18-jähriger Abiturient war damals logischerweise noch etwas zu jung.
Umso engagierter will der Vorsitzende der Jungen Union jetzt wieder die ganze Geschichte anpacken. „Wir hatten letztes Jahr die Idee, politisch aktiv zu werden. Da waren gleich fünf Jungs, die was bewegen wollten. Heute sind es neun Leute, die sich regelmäßig einmal im Monat treffen.“ In dem Rahmen habe man im Selbstverständnis als Bindeglied zwischen Rat und Jugendlichen nach Themenfeldern geschaut. „Dann haben wir gesagt: Wir planen eine Veranstaltung.“
Mit der groben Planung fingen die aktiven Mitglieder im September vergangenen Jahres an. „Die Grundidee war, wir wollten eine Veranstaltung Richtung Jugend, wo wenig Aufwand besteht und eine gute Location vorhanden ist.“ Dann kam der Hinweis: „Frag doch mal den Tenhaef, das Zelt steht freitags doch frei.“ Gesagt getan. „Dabei entstand die Idee, das dort zu machen“.
Die Geselligen Vereine Kevelaer hatte das  Projekt einer Jugenddisco „ja vor Jahren mal gehabt, das ist dann aber eingeschlafen“, räumt deren Vorsitzender Peter Tenhaef ein. In der Vergangenheit habe es keinen Veranstalter gegeben, der das Risiko tragen wollte. Selbst mit Coverband habe man nur eine Null, später Verluste zu verzeichnen gehabt.
Ende Januar trafen sich die jungen Leute dann mit Peter Tenhaef – und wurden sich schnell mit ihm einig. „Das Thema war jahrelang nicht besetzt, und wir sind froh, dass es junge Leute gibt, die andere dazu motivieren, Bestandteil der Kirmes zu sein.“ Wenn das eine ständige Einrichtung würde, „wären wir sehr dankbar“, so Tenhaef.  „Die Jungs machen einen soliden Eindruck, diese Disco für junge Leute ab 16 Jahre einzuhalten.“
Auch den neuen Bürgermeister Dominik Pichler holte man mit ins Boot. „Ihm war es egal, welche Partei das macht. Er fand, wir sind einfach nur eine coole Truppe“, erinnert sich Leukers an das Treffen mit dem ersten Bürger der Stadt.
Dass Leukers sich dabei mit seinen Mitstreitern ins „kalte Wasser“ stürzt, ist für ihn kein Problem. „Wir haben noch nie so etwas gemacht, das ist das erste große Projekt“, unterstreicht Leukers. „Wir wollen so Jugendliche besser erreichen, anstatt Schlips und Kragen zu tragen und Reden zu schwingen.“
Natürlich werde man mit einem Stand präsent sein, wolle das Bewusstsein dafür wecken und zeigen, „dass Politik auch spannend“ und nah an der Jugend sein kann. Das sei aber nicht alles. „Egal wer kommt, wir lassen alle rein – es muss wieder eine Veranstaltung für Jugendliche in Kevelaer geben.“
Mit Flyern und Plakaten trommeln die Aktiven bis zur letzten Minute für die Sache, werben über Facebook. „Da sollen alle gesellschaftlichen Schichten kommen, nicht nur Leute , die mit Politik zu tun haben.“ Das wäre dann auch der Beleg dafür, „dass die Leute auf der Suche nach Sachen sind, die sie ansprechen.“
Alles unter 150 Gäste wäre eine Enttäuschung, so Leukers. „Phänomenal wären 300, bei mehr würde ich anfangen zu schwärmen. Und wenn das Zelt voll ist, haben wir alles richtig gemacht“, so der JU-Vorsitzende. „Wir werden danach natürlich die Bestuhlung für den Samstag als Haupttag bereitstellen“, so Leukers. Schließlich wolle man nicht die Veranstatlung an sich gefährden.
Professionelles Catering
Dass man die ganze Stadt mit einem Event gleich komplett zum Umdenken bewegen könne, glaubt der 18-Jährige auch nicht. „Aber es ist cool, schon mal was zu bewegen. Wir machen jetzt erst mal die Musikveranstaltung und gucken, wie sie läuft.“
Das Catering in dem Zelt wird die Wirtin Bianca Winthuis übernehmen . „Die machen den Thekendienst, um zu gewährleisten, dass es professionell abläuft.“ Da müsse man kein Personal suchen, sondern „nur“ die Besucher „artig halten“. Ein sechsköpfiger Sicherheitsdienst stehe zur Verfügung, alle Aspekte seien mit dem Kevelaerer Ordnungsamt abgestimmt.
Das musikalische Programm wird DJ Tom Pulse übernehmen, der schon zu Karneval und bei der Beach-Party in Weeze aufgelegt hat. „Der kann vor allem alles spielen,“ so wird es zu späterer Stunde sicher auch 80er, Schlagersongs und Ballermann-Hits geben. „Wir wollen Spaß haben, ein bisschen natürlich für die Junge Union Aufmerksamkeit erreichen. Vor allem aber wollen wir, dass Jugendliche tatsächlich in der Stadt feiern können – und dass diese Veranstaltung Zukunft hat.“
Gerne wollen die engagierten Jugendlichen die Jugenddisco jedes Jahr aufziehen. „Wenn so was organisiert wird, dann sollten die Jugendlichen es auch annehmen“, lautet daher der offene Appell von Leukers. Die Leute sollten zum 6. Mai kommen „und uns so die Chance geben, es gemeinsam 2017 wieder zu machen.“
Und vielleicht entstehen daraus dann weitere Projekte – wie Musik-Events mit Livebands „vielleicht im Rahmen eines Sport-Events mit Jugendlichen“, denkt Leukers heute schon einen Schritt weiter.
Alexander Florié-Albrecht

Fünf Tage volles Programm

Alle Kirmestage im Überblick
Kevelaer. „Als Kind war ich schon auf der Kirmes mit dabei, aber noch niemals als Ausrichter“, erzählt Bürgermeister Dominik Pichler, und man spürt angesichts seiner bevorstehende Premiere als Gastgeber die Vorfreude auf das Ereignis. Insgesamt 65 Schausteller werden vom 5. bis 9. Mai auf dem Peter-Plümpe-Platz für aufregende Fahrerlebnisse, Geselligkeit und kulinarisches Vergnügen sorgen.
Die Attraktionen werden natürlich wie jedes Jahr die großen Fahrgeschäfte sein – in diesem Jahr gibt es drei Highlights, die hervorstechen.
Kurzfristig eingesprungen für den geplanten „Booster“ ist das Fahrgeschäft „Kick down“ – auf einer Art Scheibe sitzen die Besucher in ihren Sitzen und werden dann seitlich im Kreis hochgefahren. Das Geschäft wird vor der Volksbank stehen. „,Jekyll & Hyde‘ war bereits 2014 hier in Kevelaer und ist bei den Bürgern sehr beliebt“, erläutert Organisator Heinz-Josef Theunisssen das zweite Highlight gegenüber der Sparkassen-Tiefgarage, „einen Überkopf-Propeller, wo die Gäste mit 125 Kilometern pro Stunde 41 Meter hoch geschleudert werden“.  Und im Rücken von „Jekyll & Hyde“ findet sich „The Rocket“, eine große Schaukel, die auf 23 Meter Höhe schwingt.
Daneben sind wieder die „Klassiker“ Autoscooter und „Disco Jet“ mit von der Partie. Auch weitere Fahrgeschäfte mit so klangvollen Namen wie „Die Fantastische Reise“, „Sieben Himmelfahrten“, „Disneyland“ oder „Pan American“ werden für Spaß, ein Kinderkarussell und ein Trampolin am Roermoder Platz für Belustigung der kleineren Kirmesbesucher sorgen. Und natürlich locken auch eine Reihe interessanter Spielbetriebe, Verlosungen, Verkaufsstände, Süßwaren, Imbiss- und Ausschankgeschäfte. „Wir haben hoffentlich für jeden etwas dabei“, so Theunissen.
Christi Himmelfahrt, 5. Mai, geht‘s los: Dann feiert die Kirmes, deren gastgebender Verein in diesem Jahr die Bürger-Schützen-Gesellschaft ist, ihren Kirmesauftakt mit einem kurzen musikalischen Umzug der „Swingenden Doppelzentner“ um 10.30 Uhr. Eine halbe Stunde später wird Bürgermeister Pichler die Kirmes mit einem Fassanstich zu Böllerschüssen offiziell eröfffnen, ehe es im Festzelt einen Frühschoppen für Jedermann geben wird. Die Kapelle „The Atomics“ wird zum kostenlosen Tanz aufspielen. Für die Kirmesbesucher gilt dann „Happy Hour“, eine Stunde lang können die Besucher die Fahrgeschäfte und Stände für den halben Preis aufsuchen oder einmal zahlen und zweimal fahren.
Am Freitag, 6. Mai, wird die Junge Union Kevelaer erstmals nach Jahren wieder eine Jugenddiscothek ausrichten (siehe Bericht oben).
Traditionell zu sehr früher Stunde beginnt dann der Hauptfesttag, der Samstag, 7. Mai, mit dem Wecken durch den Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kevelaer.
Um halb neun treten die Vorstände aller Vereine und Fahnenabordnungen auf dem Kapellenplatz an. Gemeinsam werden sie zum Rathaus ziehen, wo die Festkette durch den Bürgermeister Dominik Pichler an den Festkettenträger des Jahres 2016, Norbert Platzer, übergeben wird.
Die Festkette wird dabei in diesem Jahr eine Ergänzung erfahren. Die Kevelaerer Firma Seegers hat eine Plakette mit dem Konterfei von Gerd Plümpe, dem langjährigen Vorsitzenden der Geselligen Vereine, erstellt, das neben dessen Vorgängern Joseph Aengenheyster und Johann Willems zu sehen sein wird.
Um 9 Uhr 30 wird der feierliche Gottesdienst in der Basilika gefeiert, ehe die Bruderschaften zum Fahnenschwenken auf dem Kapellenplatz antreten (siehe Bericht links). Als Höhepunkt folgt der große Umzug durch die Stadt. Mit einem Festakt und verlängertem Frühschoppen im Festzelt endet der offizielle Teil der Feierlichkeiten des Tages, erneut musikalisch von der Kapelle „The Atomics“ umrahmt.
Der Sonntag, 8. Mai, steht im Festzelt wieder im Zeichen des Boxsports: Um 15 Uhr beginnt die Stadtmeisterschaft der Faustkämpfer (siehe Bericht nächste Seite). „Das ist beachtlich, was der Verein da jedes Jahr leistet“, kann Peter Tenhaef nur lobende Worte für die Arbeit der „Faustkämpfer Kevelaer“ rund um das Sportereignis der Kevelaerer Kirmes finden.
Am Montag, 9. Mai, heißt es dann, Abschied von der diesjährigen Kirmes zu nehmen. Zuvor werden die Mitglieder der Geselligen Vereine um 10 Uhr noch einmal ein prachtvolles Bild beim Antreten auf dem Kapellenplatz abgeben, ehe sie gemeinsam einen Umzug zur Residenz des Festkettenträgers durchführen.  Im Rathaus wird dann die Rückgabe der Festkette erfolgen, die Mitglieder der Vereine ziehen gemeinsam zum Kapellenplatz, ehe sich der Festzug auflöst und der „Familientag“ ab 14 Uhr auf der Kirmes an Fahrt gewinnt.
Um 18 Uhr zieht die Festgemeinde erneut zum Festzelt, wo die Musik von „Sound Life“  zum Tanzen einlädt.
Gegen halb zehn wird dann die „Kirmespopp“ verbrannt – und das große Höhenfeuerwerk der Schausteller gut eine Stunde später wird auf dem Kirmesmarkt dann die Kevelaerer Kirmes beschließen.
 

Keine Kirmes ohne Festkette

Die bewegte Geschichte des Kevelaerer Würdenschmuckes
Kevelaer. In Kevelaer gibt es einen Mann, der im gesellschaftlichen Leben – zumal zur Kirmeszeit – wichtiger ist als der Bürgermeister selbst: der Festkettenträger. Wer dies ist, wird jedes Jahr neu mit Spannung erwartet und auf dem Heimatabend der Geselligen Vereine verkündet.
Als sich 1908 die Geselligen Vereine zusammenschlossen, um eine gemeinsame große Kirmes auszurichten, wählten sie sich den Wahlspruch: „Seid einig“. Jeder Verein, der Mitglied war, sollte einmal als festgebender Verein die Kirmes ausrichten können. 1908 waren es elf Gruppen, heute sind es 15 Vereine, die sich bei der Ausrichtung der Kirmes abwechseln. Nachdem der Kevelaerer Gemeinderat unter Vorsitz von Bürgermeister Mathias Marx (Amtszeit 1901-1923) schon im April 1907 entschieden hatte, jedes Jahr 300 Mark zum Kostenbudget der Kirmes beizusteuern, fasste der Rat am 14. Februar 1908 den Entschluss, zur besseren und schnelleren Verwirklichung der erstrebten festlichen Veranstaltungen nochmals 300 Mark zur „Beschaffung einer schmucken, kunstvollen Halskette aus Edelmetall“ zu stiften. Damit war die Festkette aus der Taufe gehoben. Diese Kette sollte alljährlich vom jeweiligen Bürgermeister einer Persönlichkeit aus den Geselligen Vereinen überreicht und aus Anlass der Gemeinsamen Kirmesfeier im Festzug getragen werden. Im Ratsbeschluss von 1908 heißt es wörtlich: „Der Gemeinderat gibt sich der Hoffnung hin, daß der gegenwärtige einstimmige Beschluss bis in die fernsten Zeiten bei der Kirmesfeier Dasjenige fernhalten wird, was dem Charakter des Ortes Kevelaer als Wallfahrtsort widerspricht und daß er eine Garantie für das Fortbestehen des heute unter den Vereinen Kevelaers herrschenden schönen Einvernehmens bildet und Kevelaer durch sich das von Jahr zu Jahr weiter ausgestaltende Volksfest als Treffpunkt der Familienangehörigen von Nah und Fern gelten möge.“
Der Anstoß kam von der preußischen Regierung
Der Hintergrund für diese Aktivitäten für ein gemeinsames Kevelaerer Volksfest mag gewiss die Vorliebe des Niederrheiners für das Feiern und Repräsentieren gewesen sein. Den eigentlichen Anstoß lieferte allerdings eine Verordnung der damaligen preußischen Regierung. Diese forderte alle Bürgermeister der Städte und Gemeinden auf, die bestehenden „vaterländischen Vereine“ zu unterstützen und sich etwas Neues für deren Veranstaltungen auszudenken. Bürgermeister Mathias Marx nahm dieses Ansinnen gleich ernst und traf damit den „Nerv“ der Kevelaerer. Diese waren nämlich auch von Anfang an begeistert, eine große Kirmes gemeinsam auszurichten. Vom Gemeinderat erhielt die Firma Gebrüder
Bausch schließlich den Auftrag, die Festkette zu schmieden. Am 22. Mai 1908 war sie fertig. Die Bürger-Schützen-Gesellschaft eröffnete zur Kirmes den Reigen der Festgebenden Vereine, der erste Festkettenträger war Anton Janson. Die erste Gemeinsame Kirmesfeier unter Leitung der Gemeindevertreter mit Bürgermeister Marx an der Spitze fand vom 31. Mai bis zum 2. Juni 1908 statt.
Symbolik der Festkette
Die Kevelaerer Festkette ist ein Sinnbild für Einigkeit und Gemeinsamkeit. So steht die Kette selbst als Symbol für die Einheit und für die gemeinsame Verantwortung, denn ein Glied fügt sich harmonisch an das andere und bildet so erst die Kette. Als im Jahre 1964 Fritz Cleve die Festkette trug, schrieb er folgenden Spruch in das Ehrenbuch der Stadt Kevelaer, der den hohen Symbolwert der Festkette sehr treffend in Worte bringt: „Wie die Kettenglieder ineinander greifen, schreiten die Kevelaerer Bürger Arm in Arm einig durch die Kirmes, durch das Jahr, durch die Zeit.“
Die mit Eichenlaub verzierten Glieder der Kette wechseln mit Zwischenstücken, die die Symbole der damals angeschlossenen elf Vereine darstellen. An der Festkette hängen die Embleme der festgebenden Vereine. Von jedem Verein war bald eine Plakette vertreten. Schließlich hingen bald so viele Münzen und Plaketten daran, dass die Festkette irgendwann ziemlich unhandlich wurde. Daher wurde in den 1960er-Jahren eine offizielle Zweitkette angefertigt. Daran kamen die alten Plaketten der Vereine, die früher die Ausrichter der Kirmes waren. Die jüngste Plakette an der Hauptkette stiftete jeweils der festgebende Verein bzw. stiftet nun der Festkettenträger.
Neben den „Wanderplaketten“ gibt es einige Embleme, die einen festen Platz an der Festkette haben. Die wertvollste ist aus Gold gefertigt und zugleich als kleinste nicht größer als eine Briefmarke. Sie trägt die Aufschrift: Seid einig! Das Mittelstück der Kette ähnelt einem Brustschild und zeigt einen Adler mit dem alten Kevelaerer Wappen auf seiner Brust. Auf der Rückseite findet sich der Vermerk: „Geschenk der Gemeinde Kevelaer zwecks Gemeinsamer Kirmesfeier.“ Die Nachbildung eines alten Schöffensiegels von Kevelaer mit dem heiligen Antonius, dem Einsiedler, bleibt ebenfalls ständig an der Kette, ebenso drei Plaketten zur Erinnerung an die einstigen hochverehrten Präsidenten der Geselligen Vereine Arnold Dyx, Josef Aengenheyster und Johann Willems.
Verlust der Festkette
Jedes Jahr wechselt dieses wertvolle Schmückstück die Schultern. Eine Unterbrechung der Kirmesfeiern und damit auch der Festkettenübergabe gab es jedoch wegen Krieg und Inflationszeit von 1915 bis 1921, sowie zwischen den Jahren 1923 und 1924; auch der Zweite Weltkrieg brachte eine Pause von acht Jahren zwischen 1940 und 1948. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kevelaerer Amtsverwaltung nach Kamp-Lintfort evakuiert. Auch die Festkette war dorthin gebracht worden. Dort ging diese von der Gemeinde gestiftete Festkette in den Wirren des Krieges und der Besatzungszeit verloren und mit ihr die Erinnerung an viele schöne Tage. Nach Augenzeugenberichten wurde sie zuletzt am Hals eines Besatzungssoldaten gesehen. Bis heute weiß niemand, wo die Festkette letztlich geblieben ist.
Die Kevelaerer zögerten jedoch nicht lange. Goldschmied Hugo Weiblen, Oberster der Gold- und Silberschmiedinnung, ergriff die Initiative und klopfte an die Türen seiner Kollegen: Für die ursprünglich ein Kilogramm schwere Kette sammelte er 350 g Silber, 650 g stifteten die Stadt und die Geselligen Vereine dazu. Man begann, sich an die Rekonstruktion der Kette und der verlorenen Plaketten zu machen. Am 22. Mai 1949 war diese endlich fertig. Die heutige Kette ist daher eigentlich nur eine nachgemachte Kopie – eine Zweitkette, doch treu nach dem Vorbild der ersten erstellt.
Besondere Vorkommnisse
Im Jahr 1975, so eine Erinnerung des langjährigen Bürgermeisters Karl Dingermann, wurde Festkettenträger Gerhard Ripkens kurz vor der Verleihung der Kette entführt. Der damalige Platzkommandant Dr. Jan Deloy hatte ihn unter irgendeinem Vorwand aus seinem Haus gelockt und mit zu sich genommen. Recht ungewöhnlich war die Lösegeldforderung: Man forderte hundert Hühnereier für die Freiheit des Festkettenträgers. Da Gerhard Ripkens als Landwirt jedoch eine große Hühnerzucht auf seinem Hof hatte, war es für ihn nicht zu allzu schwer, diese ungewöhnliche Forderung zu erfüllen. Aber erst mussten die Eier her, dann erst begann die Zeremonie der Festkettenverleihung.
Einmal passierte es, dass der Festkettenträger vergaß, eine Plakette in Auftrag zu geben. Der Tag der Verleihung war gekommen, und es blieb nichts anderes übrig, als „pro forma“ eine beliebige Münze an die Kette zu heften. Erst ein paar Wochen später fand die flugs nachgemachte richtige Plakette ihren Platz an der Festkette. An die Erinnerungsplakette für seinen Adjutanten hatte der Betreffende jedoch gedacht.
Doris de Boer

Boxkämpfe im Festzelt

Die Stadtmeisterschaft der Faustkämpfer hat inzwischen Tradition auf der Kirmes
Kevelaer. Am Sonntag finden im Festzelt im Rahmen der Kevelaerer Kirmes die Stadtmeisterschaften für Amateur-Boxer statt. Es ist eine Veranstaltung, die für viele Kevelaerer bereits als Tradition fest im Veranstaltungskalender der Kirmestage verankert ist. Auch für die teilnehmenden Boxer ist die Veranstaltung im Kirmeszelt eine kleine Besonderheit.
„Ein kleines Highlight im Jahr“, weiß Geschäftsführer der Kevelaerer Faust-kämpfer und Trainer Frank Servas. Denn das Boxen in einem Festzelt mitten auf der Kirmes ist eine willkommene Seltenheit für die Teilnehmer von außerhalb.  Veranstalter der „Stadtmeisterschaften für Amateur-Boxer“ ist, wie in jedem Jahr, der Verein der „Faustkämpfer 1958 Kevelaer e. V“.
Mit derzeit  rund 110 aktiven Mitgliedern präsentiert sich der Verein sehr gut aufgestellt. „Und die Zahl steigt stetig an“,erklärt Frank Servas. Besonders bei den unter 18-jährigen Jungen und Mädchen erfreut sich der Boxsport einer steigenden Beliebtheit. Dennoch ist es für Frank Servas und seinen Trainer- und Betreuerstab schwierig, Mitglieder aus den eigenen Reihen des Vereins davon zu überzeugen, über das Training hinaus und somit auf Wettkampfebene „in den Ring“ zu steigen.
Bei den Stadtmeisterschaften in diesem Jahr können die Faustkämpfer dennoch einen Teilnehmer präsentieren. Am Sonntag wird der 17-jährige Alessandro Lo Coco aus Weeze für die „Faustkämpfer 1958 Kevelaer e.V“ in den Ring steigen. Seit einem knappen Jahr ist Alessandro Mitglied im Verein der Kevelaerer Faustkämpfer.  „Von Anfang an hat er sich für mehr als nur Ausdauer- und Konditionstraining interessiert“, erinnert sich Frank Servas an die Anfänge Alessandros. Er bemerkte schnell, dass da jemand war, der mehr wollte. Seit zwei bis drei Monaten arbeiten die Trainer nun schon intensiv mit Alessandro an seinem ersten Auftritt im Ring. Die Erfolgsaussichten stehen dabei recht gut, denn Alessandro hat ein besonderes Merkmal. „Er boxt nicht in der Normalauslage“, erklärt Trainer Frank Servas. Der Grund hierfür ist, dass Alessandro Lo Coco Linkshänder ist und somit in der Rechtsauslage boxt. Sprich: seine linke Hand ist die Schlaghand. Das ist zwar keine außergewöhnliche Seltenheit, kommt aber dennoch nicht  oft vor. Gute Aussichten also für den jungen Nachwuchsboxer, an den Erfolg von David Winter im letzten Jahr anzuknüpfen.
22 Sportler sind in diesem Jahr zu der  Stadtmeisterschaft in Kevelaer gemeldet. Ab 15 Uhr werden die Paarungen dann im sportlichen Wettkampf  gegeneinander antreten.
Vanessa Wiesner

Erstmals ein Brüderpaar

Festkettenträger Norbert Platzer und Adjutant Günther Platzer vertreten die Bürger
Kevelaer. Die Freude auf die bevorstehende Kirmes steht dem diesjährigen Festkettenträger Norbert Platzer und seinem Adjutanten Günther Platzer ins Gesicht geschrieben. Denn dieses Kevelaerer gesellschaftliche Ereignis zu pflegen, zu bewahren, liegt den beiden Bürgerschützen besonders am Herzen. „Für uns gehört es zur Traditionserhaltung“, erklärt Norbert Platzer aus voller Überzeugung, sein Bruder stimmt kopfnickend zu. In diesem Jahr stehen die beiden Brüder in der ersten Reihe und übernehmen am kommenden Samstag mit der Übergabe der Festkette an Norbert Platzer die Regentschaft in der Marienstadt.
15 Vereine repräsentieren
Zum 135-jährigen Bestehen der Bürgerschützen präsentiert sich der Traditionsverein zum achten Mal als festgebender Verein. Bereits zur Gründung der Geselligen Vereine, 1908, stellten die „Bürger“ den ersten Festkettenträger. Und dass der Jubiläumsverein immer für eine Überraschung gut ist, bewies er auf dem Heimatabend im Januar mit der Proklamation seines Festkettenträgers und Adjutanten. Zum ersten Mal präsentiert sich zur Kirmes ein Bruderpaar an der Spitze. „Das hat es noch nie gegeben“, erklären die Brüder, die es als besondere Ehre sehen, das Festjahr der Bürgerschützen gestalten zu dürfen.
Auch die freudige Zustimmung der Ehefrauen Petra und Gertrude Platzer bestärkt die beiden langjährigen Mitglieder der Bürgerschützen, ihren Verein während der Kirmestage und darüber hinaus zu repräsentieren. „Wir vertreten aber nicht nur die Bürgerschützen“, betont Norbert Platzer, „wir stehen für die Gemeinschaft der Geselligen Vereine und damit für 15 Vereine, die den Geselligen Vereinen angehören“, fügt er mit Stolz hinzu. Ein vollgespickter Terminkalender zeigt, wie ernst Norbert und Günther Platzer ihre Aufgabe nehmen. Sie zeigen sich präsent, besuchen Vogelschießen, Galaveranstaltungen, unterstützen die Nachbarn am Bertroisweg beim Schmücken. „Es sind etwa 3000 Rös-chen angefertigt worden“, verraten Renate und Gertrude Platzer. Hier am Haus von Norbert Platzer haben auch 13 Wachsoldaten, die sich aus Freunden, Vereinskameraden, Schwiegersohn und Sohn Markus zusammensetzen, ihr Wachlokal bezogen. „Und eigentlich könnte ich zur Zeit auch noch hier einziehen“, verkündet Günther Platzer mit einem Lachen, der sein (Un)Ruhestands-Leben dann aber doch lieber mit seiner Frau Gertrude in Stenden vorzieht.
Vor 42 Jahren tritt das humorvolle Bruderpaar den Bürgerschützen bei, knüpft damit an die Familientradition an. „Schon unser Vater, Heinz Platzer, gehörte den Bürgerschützen an, vertrat 1961 die Königswürde“, berichtet der 62-jährige Vermessungsingenieur und Immobilienmakler Norbert Platzer. Auch sein Sohn Markus gehört den Bürgerschützen an und setzt damit die Familientradition fort. Dankbar ist Norbert Platzer für die starke Unterstützung seiner Frau Renate. Sie ist es, die dem leidenschaftlichen Imker und Jäger den Rücken frei hält, auch für das Vereinsleben. Drei Mal gehörte Norbert Platzer als Offizier der Wache an, trat 2004 im Verein die Königswürde an. Ein Jahr später gab er diese an seinen zwei Jahre älteren Bruder Günther weiter, der während seines Vereinslebens ebenfalls zwei Mal der Festwache angehörte.
„Seid einig!“
Nach dem Motto der Geselligen Vereine – „Seid einig“ – wünscht sich das Bruderpaar eine gesellige Kirmes. „Eine gemeinsame Kirmesfeier“, betont Norbert Platzer, „gutes Wetter wäre auch nicht schlecht“, fügt Günther Platzer hinzu. „Aber dafür machen wir bei Maria an der Gnadenkapelle noch ein paar Kerzen an“, verspricht das Bruderpaar und wünscht den Kevelaerer Bürgern: „Völ Glöcks met de Kermes.“

Demo bei Schulausschusssitzung: „Wir wollen keinen halben Hausi“

Ob es an den massiven Reaktionen von Eltern und Schülern der Hubertus-Grundschule lag, die sich mit der Kürzung der Hausmeisterstelle nicht abfinden wollen, an den Medienberichten oder an der angekündigten Demonstration – in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen die Ausschussmitglieder, die Situation, die durch die Halbierung der Stelle entstanden ist, in einem Jahr noch einmal zu betrachten, um dann gegebenenfalls eine neue Empfehlung an die Verwaltung zu beschließen.
Wenn auch nur ein Trostpflaster, so hatte der enorme Einsatz der Eltern und Schüler, den sowohl die Ausschussvorsitzende Brigitte Middeldorf und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler als auch Marc Buchholz lobend kommentierten und sich dafür bedankten, doch einen kleinen Erfolg, obwohl die dienstrechtliche Anordnung des Bürgermeisters, die dieser noch einmal begründete, bestehen bleibt (siehe Pressemitteilung der Stadt weiter unten).
Bereits über eine Stunde vor der Sitzung waren mehr als 30 Eltern und Kinder der Hubertus-Schule mit Plakaten vor das Rathaus gezogen, denn: „Es wurde uns gesagt, dass alle die, die etwas zu sagen haben, hier vorbeikommen“, so eine Mutter, „und da wollen wir ihnen zeigen, was wir von dieser falschen Entscheidung halten.“ Besonders von den Kindern wurden voller Elan den Ausschussmitgliedern die Transparente entgegengehalten: „Wir wollen keinen halben Hausi“, „Kevelaer leider doch nicht unverwechselbar“, „Ohne Dich sind die Klos abgeschlossen“, „Politiker – die ganze Schule ist traurig wegen Euch“ oder die Unterschriften aller Schüler waren auf den Plakaten zu lesen.
Auch auf Ansprache hatten die Kinder eine deutliche Meinung, wie zum Beispiel Luis: „Der repariert immer alle Sachen, damit alles klappt, aber die Politiker meinen, der Thomas würde nur Kakao verteilen – so ein Quatsch.“ Lukas stellte klar: „Der Hausi holt uns immer die Bälle vom Dach und hilft uns, wenn einer verletzt ist.“ Max, ein schon etwas älteres Kind, ist nicht mehr auf der Schule: „Aber mein Bruder ist da, und ich bin auch dort auf die Schule gegangen. Gerade für so kleine Kinder ist der Hausmeister wichtig, denn sie brauchen ihn noch mehr als die älteren.“
Brigitte Tebartz begründete ihre Teilnahme an der Demo: „Mein Sohn war nicht immer einfach, als er dort zur Schule gegangen ist, und ich wurde oft dorthin zitiert. Der Hausmeister hat sich toll um mein Kind gekümmert, und so wurden viele Probleme aufgefangen.“ Robert Grave, stellvertretender Schulpflegschaftsvorsitzender: „Die Schule braucht jemanden, der ständig als gute Seele da ist. Auch das hat bisher die besondere Qualität der Schule ausgemacht. Die Lehrer haben eine Aufsichtspflicht in der Klasse und können sich nicht bei Bedarf um ein einzelnes Kind kümmern, wenn es ihm nicht gut geht. Das Sekretariat ist auch nur bis 11.00 Uhr besetzt, die Schulzeit geht aber mindestens bis 12.30 Uhr.“ Und Dörthe Voß, Schulpflegschaftsvorsitzende, bemängelt, dass in ein gut funktionierendes System ein Loch gerissen wird: „Herr Saborowski ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Schülern und Lehrern, nicht nur in vier Stunden, sondern auch darüber hinaus. Außerdem ist er die einzige männliche Kontaktperson an der Schule. In anderen Schulen wurde es klaglos hingenommen, dass durch die Reduzierung der Hausmeisterstelle die Qualität leidet. Wir wollen das nicht.“
Ein Plakat stach besonders ins Auge: „Unfassbar Kevelaer, hier werden Bürger mundtot gemacht.“
Teilnehmer berichteten, dass den Mitarbeitern der Offenen Ganztagsschule (OGS) mit Androhung, sie würden sonst die fristlose Kündigung erhalten, verboten worden sei, an der Veranstaltung teilzunehmen. Auch in der Ausschusssitzung wurde von einer Mutter ungläubig nachgefragt, ob dies so zutreffend sei. Buchholz antwortete mit dem Hinweis, dass Personalmaßnahmen der Caritas, die die OGS betreut, nicht bekannt wären, dass aber ein Gespräch mit dem Vorstand der Caritas über die Vorgänge geführt worden sei. In dem Zusammenhang wurde auch Kritik an der Informationsweise der Medien, implizit dem KB, geübt. Auf Nachfrage der Redaktion an die Caritas Geldern/Kevelaer äußerte sich Tobias Kleinebrahm, Stabsstelle Kommunikation, ihm sei von Kündigungsandrohungen nichts bekannt. Es habe jedoch ein Gespräch mit den Mitarbeiterinnen der OGS stattgefunden, bei dem deutlich gesagt worden sei, dass Äußerungen von Standortleiterin Frau Anette Erretkamps, die in der Presse zu lesen waren, nicht die Linie der Caritas widerspiegeln, Personalentscheidungen der Stadt seitens der Caritas nicht kommentiert würden und dass es keinen Auftritt der Caritas und somit der Personen, die dann dort als Mitarbeiterinnen und Vertreter der Caritas wahrgenommen würden, bei der Ausschusssitzung geben werde.
Die weiteren Tagesordnungspunkte der Sitzung (Bericht der Verwaltung zur Anmeldung für die 5. Klasse an den weiterführenden Schulen und zur geplanten Investition an der Gesamtschule Mittelkreis in Goch) wurden ohne große Aussprache abgehandelt, wobei der TOP 10, die Vereinsbeteiligung Hallenbad, verschoben wurde. Abschließend berichtete Marc Buchholz noch, dass es einen Antrag des KSV für einen Kunstrasenplatz im Hüls-Stadion gibt, der bearbeitet werde. Die emotionsreiche Sitzung wurde erst nach fast drei Stunden geschlossen.
Jörg von der Höh


 
Mitteilung der Stadt Kevelaer vom 03.05.2016

„Stadt Kevelaer hält an der Neuorganisation im Bereich der Schulhausmeister fest“

Aufgrund der öffentlichen Diskussion über eine Kürzung der Hausmeisterdienstleistung an der Hubertusschule in Kevelaer zum 01.04.2016 wurden den Mitgliedern des Schulausschusses gestern in nichtöffentlicher Sitzung auf deren Wunsch hin die Hintergründe der Maßnahme näher erläutert. Das Thema wurde in nichtöffentlicher Sitzung behandelt, da es sich um eine innerdienstliche Organisations-/ Personalmaßnahme handelt, die grundsätzlich nicht öffentlich zu behandeln ist. Da die Entscheidung jedoch erhebliche Diskussionen mit sich gebracht hat und Anlass für Proteste aus der Schullandschaft war, wird aufgrund des allgemeinen öffentlichen Interesses und aus Gründen der Transparenz ein kurzer Überblick über die Hintergründe der Maßnahme gegeben:
Im Zuge einer Organisationsuntersuchung für den kompletten Schulhausmeisterbereich wurde festgestellt, dass im Laufe der Jahre die Stellenanteile der Hausmeister nicht den veränderten Rahmenbedingungen angepasst wurden. Während einige Schulen Zuwächse bei den Klassen, Schülern oder Räumlichkeiten zu verzeichnen hatten, haben sich an anderen Schulen Verkleinerungen ergeben.
Die Stellenbemessung stellt den aktuellen notwendigen Bedarf unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten der einzelnen Schulen dar. Je nach Größe der Schule, des Schulgebäudes und der Außenanlagen, der Schülerzahlen sowie schultypische Besonderheiten, ergeben sich für die einzelnen Schulen sehr unterschiedliche Stellenanteile. Dabei ist es logisch, dass eine große Schule mit vielen Schülern mehr Hausmeisterstunden zugewiesen bekommt als eine kleine Schule mit wenigen Schülern.
Entsprechend des Gutachtens des Untersuchungsunternehmens wurden bereits an einigen Schulen unterschiedliche Maßnahmen im Hausmeisterbereich umgesetzt, die bisher zu keinen nennenswerten Problemen geführt haben. Dabei ist zu bedenken, dass Neuerungen immer einige Zeit brauchen, um reibungslos zu funktionieren. Sie setzen jedoch immer auch eine Bereitschaft aller Beteiligten voraus, sich einer Veränderung zu stellen und lösungsorientiert mitzuwirken.
Die Ermittlung von aufgabenbezogenen Stellenbedarfen, die Erhöhung oder Reduzierung von Stellenanteilen je nach Arbeitsumfang sowie interne Umsetzungen von Beschäftigten finden regelmäßig in einer Verwaltung statt. Auch wenn nicht immer alle Beteiligten mit den organisatorischen Veränderungen glücklich sind, werden diese Maßnahmen von der Öffentlichkeit meist kaum wahrgenommen.
Die Stadt Kevelaer hat im Rahmen einer sparsamen Haushaltsführung, einer Gleichbehandlung aller Beschäftigten unter Berücksichtigung gesetzlicher und tariflicher Vorschriften immer wieder schwierige Personal und Organisationsentscheidungen zu treffen. Auch wenn diese Entscheidungen nicht immer für alle nachvollziehbar sind, werden sie niemals leichtfertig getroffen. Soweit möglich, werden die Hintergründe den Betroffenen dargelegt. Für eine öffentliche Diskussion eignen sich diese Themen aber i.d.R. nicht.
Von einer Sparpolitik an den Schulen kann auf keinen Fall die Rede sein. Die Kevelaerer Schulen haben nach wie vor einen sehr hohen Standard und werden gut von ihren Hausmeistern betreut. Investitionen in die Bildung und die Zukunft der Kinder sind Rat und Verwaltung äußerst wichtig. So wurde im Rahmen der Haushaltsberatungen vor kurzem noch beschlossen, eine weitere Stelle für den Aufbau einer einheitlichen Informationstechnik an den Schulen einzurichten. Auch sind die Schulgebäude in einem sehr guten baulichen Zustand.
Von liebgewonnenen Annehmlichkeiten Abschied zu nehmen, ist jedoch immer schwierig und dass eine Aufgabe, die nicht in der Zuständigkeit des Hausmeisters liegt, nun gegebenenfalls auch von anderen Personen wahrgenommen werden muss, entspricht dabei der Tatsache. Den Kindern an den Kevelaerer Schulen geht es dadurch aber keinesfalls schlechter und der Bildungsauftrag ist hierdurch nicht gefährdet.

Spargelprinzessin zu Gast in Kevelaer

Hoher Besuch durfte bei der Stadt Kevelaer zu Beginn der touristischen Saison begrüßt: Spargelprinzessin Christiane Cürvers und Spargelgrenadier Heinz-Josef Heyer besuchten mit ihrem Gefolge besuchten rechtzeitig zum Start in die „Spargelsaison am Niederrhein“ den Marienwallfahrtsort. Johann Peter van Ballegooy, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Kevelaer, und Bernd Pool, Leiter Stadtmarketing, nahmen erfreu das „weiße Gold des Niederrheins“ aus Walbeck t aus den Händen der Spargelprinzessin entgegen.
In den Räumen des Kevelaer Marketing im Rathaus der Stadt Kevelaer hieß es zunächst die Gäste aus dem Spargeldorf Walbeck bei Kaffee und Kaltgetränken herzlich zu begrüßen. Für Kevelaer fällt die Eröffnung der Wallfahrtszeit am 1. Mai immer zusammen mit dem Start in die Spargelzeit. Spätestens mit diesem Termin ist die touristische Saison in der Marienstadt eröffnet.
Spargelgerichte in vielen Variationen
Die zahlreichen gastronomischen Betriebe in der Innenstadt und den Ortsteilen bieten in diesen Tagen und Wochen die unterschiedlichsten Spargel-Variationen an und werden hier mit regional-typischen Speisen ein Zeichen der Gastlichkeit setzen.
„Der Gast ist König“ – und das gilt in Kevelaer für alle Gäste und Besucher, aber insbesondere für „Hoheiten“. Doch die Führung mit der Prinzessin wurde dann nicht nur individuell sondern auch „unverwechselbar“. Mit für Kevelaer typischem Gebäck, dem Kevelaerer Honigkuchen aus dem Hause Café Platzer, und dem „Pilgerschnaps-Stopp“ am „Goldenen Schwan“ machte die Gruppe gleich zweimal Halt auf der Hauptstraße.
Hoheit wohl behütet
Johann Peter van Ballegooy, der zwischenzeitlich den sprichwörtlichen „Hut“ vom stellvertretenden Bürgermeister zum Gästeführer gewechselt hatte, machte die Würdenträgerin „Spargelprinzessin Christiane“ auf eine Besonderheit im Einzelhandel der Marienstadt aufmerksam: „Hut und Mütze“ Fachgeschäft der Putzmachermeisterin Anneliese Kerkhoff. Die daraufhin spontan folgende „Hutprobe“ erfreute nicht nur die Prinzessin sondern auch die begleitenden Damen – und den einen oder anderen der seinen Einkaufsbummel gerne unterbrach und mit der Gruppe ins Gespräch kam. „Unverwechselbar Kevelaer“ – so das Erlebnis dieser Gruppe, die ihren Weg Richtung Kapellenplatz fortsetzte und in bester Stimmung und mit interessanten Informationen einige Zeit später die Reise fortsetzte.
„Wir haben uns über den Besuch zum Start in die touristische Saison sehr gefreut und wünschen Spargelprinzessin Christiane mit ihrem Hofstaat eine gute und erfolgreiche Regentschaft“, so die Verantwortlichen der Stadt Kevelaer.

Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze sieht sich gut aufgestellt

Die Container-Lösung der Sparkasse in Winnekendonk wird noch eine Weile bestehen bleiben, denn es zeichnet sich eine erfreuliche Entwicklung in den Überlegungen der Verantwortlichen der Bank für die Bewohner der Ortschaft ab. Es wird nach Angaben des Vorstandes aller Voraussicht nach einen Neubau des Sparkassengebäudes am bestehenden Standort geben und die Niederlassung wird anschließend mit Kundenbetreuern den vollen Service der Sparkasse wieder anbieten können.
„Auf exzellenten, ganzheitlichen und kundenorientierten Service wird bei der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze besonderen Wert gelegt“, so Vorstandsvorsitzender Thomas Müller, Vorstandsmitglied Stefan Eich und Jochen Rademacher, Leiter Steuerung und Marketing, bei einem Pressegespräch. „Nicht umsonst erreichte die Bank bei der Kundenbefragung im Vergleich zu allen Sparkassen des Rheinlandes in den Jahren 2013 bis 2015 immer eine Platzierung unter den Top 7 und führte die Rangliste 2014 sogar mit dem 1. Platz an“, verkündete Eich sichtlich stolz. „Bei uns steht der Kunde im Mittelpunkt.“
„Die anhaltende Niedrigzinsphase durch die Geldpolitik der Europäischen-Zentral-Bank, verstärkter Bürokratismus, der durch die Regulatorik, die durch gesetzliche Anforderungen und den Verbraucherschutz zunehmen und der steigende Wettbewerb durch Nicht-Banken im Zahlungsverkehr (Online-Transaktionen wie Paypal) schaffen für die Banken Rahmenbedingungen, die nicht alle überstehen werden“, ist sich Müller sicher.
Aber selbst bei der denkbar schlechtesten Entwicklung sieht sich die Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze für die Zukunft erstklassig aufgestellt. Die Durchschnittsbilanzsumme der letzten fünf Jahre konnte um 15,1 Prozent auf aktuell 605 Millionen Euro gesteigert werden. Kundenkreditgeschäfte im Wohnungsbau und Unternehmerinvestitionen stiegen im gleichen Zeitraum sogar um 32,7 Prozent an und die Kundeneinlagen- und Wertpapiergeschäfte stiegen um 16,5 Prozent. Dies sorge für ein stabiles und zufriedenstellendes Betriebsergebnis, das die Sparkasse kerngesund mache, die Eigenmittel- und Liquiditätsanforderungen problemlos erfülle und sogar noch eine „Stille Reserve“ erlaube.
Auch die Ausschüttung als Spenden- und Sponsoringmittel für gemeinnützige Institutionen und Vereine konnte deutlich erhöht werden, betonte Müller. „Unsere Inhaber sind die Bürger und deshalb geben wir diese Mittel so aus, dass alle Bürger davon profitieren. Im letzten Jahr war dies eine Summe von 390 000 Euro.“
Bei einer erwartet anhaltenden Niedringzinsphase durch die EZB sieht der Vorstand der Sparkasse durch unrentable Kreditgeschäfte zwar Schwierigkeiten für die Branche, ist sich aber sicher, dass selbst bei einer denkbar schlechtesten Entwicklung mit zufriedenstellenden bis auskömmlichen Betriebsergebnissen für die Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze zu rechnen ist.
Zukunftsorientiert wird die Sparkasse durch Aus- und Fortbildung weitere Investitionen in ihre Mitarbeiter tätigen und den Nachwuchs stärken, denn nur so könne die Kundenbetreuung in optimaler Weise weitergeführt werden. Bei den Zweigstellen wird zum heutigen Zeitpunkt mit einer konstanten Verteilung gerechnet und die Standorte sollen in Filialausstattung und Technik durch Investitionen alle auf den neuesten Stand gebracht werden.
Fortführung der Digitalisierung als zusätzliches Angebot zum unumgänglichen Aufbau von Vertrauen durch persönlichen Kontakt zum Mitarbeiter, im Bereich Internet, Apps, elektronisches Postfach und der Ausbau moderner Bezahlverfahren per „Paydirekt“ mit „Datensicherheit made in Germany“, QR-Code und das papierlose Büro im internen Ablauf, sind Zukunftsthemen, die sich die Sparkasse zur Bearbeitung vorgenommen hat.
Als Fazit geleisteter und zukünftiger qualitativ hochwertiger Bankarbeit stellte der Vorstand unter anderem fest: „Unsere Sparkasse ist zukunftsfest. Es gibt viele neue Entwicklungen und gute Ergänzungen zu dem, was unsere Sparkasse schon immer ausgemacht hat und unserem Auftrag für die Region entspricht. Das rote ,S’ ist Symbol für Sicherheit und Vertrauen, die Nähe zum Kunden, die Filialen vor Ort, die bekannten und kompetenten Sparkassenmitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie das finanzielle Engagement vor Ort für gemeinnützige Institutionen und Vereine.“ Jörg von der Höh

Unternehmerfrühstück mit Kreis-WfG in Kevelaer

Der Arbeitsmarkt steht vor einem Wandel. Die Zahl derjenigen, die in Rente gehen, steigt – die Zahl der Berufseinsteiger sinkt. Der Fachkräftemangel wird alle Branchen und Betriebe treffen. Ein Weg, rechtzeitig Vorsorge zu betreiben, kann eine verbesserte Mitarbeiterbindung sein. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass emotional gebundene Mitarbeiter beim „Kampf um die Talente“ geringere Abwanderungstendenzen haben und so dem Unternehmen erhalten werden können.
Welche Wege zur erfolgreichen Mitarbeiterbindung möglich sind und wie die Praxisrezepte für den Mittelstand aussehen, darüber spricht beim Unternehmerfrühstück der Kreis-Wirtschaftsförderung in Kevelaer Prof. Dr. Christian Rüttgers von der FOM Hochschule in Duisburg und stellvertretender Direktor des „ipo Institut für Personal & Organisationsforschung“.
Eröffnet wird das Unternehmerfrühstück am Freitag, den 13. Mai im Konzert- und Bühnenhaus ab 9.00 Uhr durch Berichte von Hans-Josef Bruns, Wirtschaftsförderer der Stadt Kevelaer und von Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers.
Interessierte können sich bei der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve telefonisch unter 02821–7281-0 oder im Web unter www.wfg-kreis-kleve.de anmelden.