Die Wallfahrtsstadt Kevelaer

Mann, oh Mann, jetzt soll ich mich im hohen Alter noch umstellen! Fragen mich die Leute: „Wo kommste her, Hendrik?“, sage ich immer kurz und knapp: „Aus Kevelaer!“ Jetzt habe ich vernommen, dass ich demnächst auf diese Frage antworten muss: „Aus Wallfahrtsstadt Kevelaer.“ Da haben die im Rat doch klammheimlich entschieden, dass der Name „Kevelaer“ nun ergänzt werden soll durch den Zusatz „Wallfahrtsstadt“.
Es ehrt mich ja, das muss ich zugeben. Bin ich doch maßgeblich daran beteiligt, dass aus der kleinen Bauernschaft so ein prächtiges Städtchen geworden ist. Und es stimmt, wir sind eine Wallfahrtsstadt, wenn auch nicht nur. Aber ich als Kaufmann sehe das praktisch und wirtschaftlich.
Da müssen erst einmal die ganzen Schilder ausgewechselt werden – wieviel Ortseingangs-, bzw. -ausgangsschilder gibt es eigentlich? Aber vielleicht kann man da mit Aufklebern arbeiten, ist jedenfalls ein Kostenfaktor. Wie ich gelesen habe, hat die Stadt Emmerich am Rhein damals für den Austausch der Ortsschilder über 15.000 Euro blechen müssen. Aber zunächst sind hier nur so 4.200 Euro dafür vorgesehen. Schauen wir mal!
Mir persönlich graut vor dem Ausfüllen diverser Formulare, in so manche Zeile wird die neue Bezeichnung kaum reinpassen, sind ja immerhin 15 Buchstaben mehr. Und was macht einer, der nach seinem Geburtsort gefragt wird? So mancher Kevelaerer wurde in Kevelaer geboren und wohnt jetzt in Wallfahrtsstadt Kevelaer.
Und ich überlege, ob unsere Heimatzeitung sich demnächst „Wallfahrtsstadt Kevelaerer Blatt“ nennen wird? Vielleicht sollte man dann lieber wieder zum „Kävels Bläche“ umschwenken.  Meine Mechel meint, dass ich mir wieder ‘nen Kopp für nix mache. Ich werde mich schon dran gewöhnen.
Euer Hendrick