Gedichte, Bilder, besondere Kunstwerke – der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt, als der Verein „wirKsam e.V.“ die Kinder und Jugendlichen der Region im Januar dazu animierte, eigenständige Kunstwerke zu gestalten und für eine Ausstellung im vereinseigenen KuK-Atelier zuzusenden. Was die Motivation für die Aktion gewesen sei? „Einmal, weil ich selbst Mutter bin und erlebe, was Kinder in dieser Zeit zuhause alles Schönes gestalten“, sagt Anne van Rennings, einer der Köpfe von „wirKsam“. Und sie nehme auch wahr, „wie viele Kinder es aktuell schwer haben, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen, weil Kinder das auch brauchen, dass das gesehen wird.“
Entsprechend habe man die Arbeiten „hier ins Schaufenster gestellt, damit die Kinder mit ihren Geschichten gesehen werden. Und wir sind sicher, dass das ihnen ganz viel Kraft gibt – diese Art der Selbstentwicklung und das mit anderen Menschen teilen zu können in Zeiten von Corona“, meint van Rennings.

Kunstvolle Aufschrift am KuK-Atelier.
Im Vorfeld hatte man mit Plakaten, Aufrufen in diversen Medien und unter Nutzung des eigenen Kontakt-Netzwerks Menschen und Familien angesprochen, ob dort für die Kinder ein Interesse an einer Teilnahme besteht. „Wir haben das breit gestreut, so dass von Pfalzdorf über Nieukerk, Straelen und Issum bis Kevelaer der gesamte Niederrhein vertreten ist“, so van Rennings. „Und die Resonanz darauf, die war einfach enorm“, pflichtet ihr Raphaele Feldbrügge, ebenfalls aktiv bei „wirKsam e.V.“, bei. Anscheinend habe man damit einen Nerv getroffen.
Man habe sich bewusst dazu entschieden, das Projekt nicht nur auf die ganz Kleinen oder Jugendliche zu beschränken. „Die Palette reicht von 6 bis 15 Jahren“, so Feldbrügge. „Es sollte bewusst eine Vielfalt da sein.“ Und man habe dafür bewusst keine Preise oder etwas in der Art ausgelobt. „Das Alter gibt keine Aussage über Qualität – und jedes Werk hat seinen eigenen Ausdruck“, sagt van Rennings.
Vielfältige Ausdrucksformen
So unterschiedlich das Alter, so vielfältige Ausdrucksformen kamen am Ende zusammen – vom Katzen-Comic und dem Text „Empty thoughts“ über die optimistischen Zeilen der zwölfjährigen Frida Vloet in ihrem Text „Wunderkerze des Lebens“. Oder es kam eine Installation einer Achtjährigen, die ihre ersten Ballettschuhe verewigt hat. Ein junger Kevelaerer malte einen Greifvogel.

Großes Interesse bei Kindern und Eltern.
„Egal, was wir in der Hand hielten – jedesmal sagten wir: Wow, was ist das denn Großartiges“, beschreibt van Rennings das große Staunen beim Anblick der Beiträge. Wir glauben einfach, dass es den Kindern Kraft gibt, das zu sehen und dass sie sich in diesen Zeiten mit Kunst auseinandergesetzt haben.“ Das war an den Reaktionen der Kinder auch ablesbar, die mit ihren Eltern vor dem Fenster standen und „ihr Kunstwerk“ betrachteten. „Dass der Greifvogel zum Beispiel hier steht, machte den Jungen sehr stolz.“ Und man sehe es „an den Leuten, die an dem Fenster stehenbleiben und beeindruckt sind“, dass es allen Menschen irgendwie etwas gebe.
So erging es an dem Tag jedenfalls auch der Bonnerin Ruth Kirchesch, die mit den Kindern ihren Vater in der alten Heimat besuchte und am Fenster verweilte. „Super“, war der Tenor der Familie.
Auch heftige Themen wurden künstlerisch verarbeitet: So zeichnete eine 15-Jährige aus Nieukerk das Eingangstor in Auschwitz, versah es mit einem Kurztext. Und auch das Thema Corona war in einigen Arbeiten wiederzufinden. So hatte Veronika Brückner, deren Tochter in der Region mit der Geige unterwegs ist und die an der Gesamtschule Geldern unterrichtet, ihre Schüler*innen auf das Projekt aufmerksam gemacht. „Eine Schülerin hat ein schnelleres E-Auto gemalt und den Vergleich zu Corona gezogen, dass wir quasi sind wie ein E-Auto, dem man den Akku geklaut hat“, deutete van Rennings auf das Werk im Fenster.
Werke sind noch bis Mitte März zu sehen

Die Künstler*innen ließen ihrer Kreativität freien Lauf.
Mittlerweile stehen nicht nur im KuK-Atelier Kinder-Kunstwerke. Auch in der „Pizzeria Calabria“ kann man einige davon bewundern. „Und wenn noch Kinder mit Werken kommen, haben wir weitere ‚Schaufenster‘ in petto“, verspricht Raphaele Feldbrügge. Bis Mitte März will man die Werke zeigen. Danach hat der Verein einen Aussteller im Blick, der seine Werke im Juni im Atelier zeigen will. Dazwischen soll es Sammelausstellungen geben. „Das hier war eine in sich geschlossene Sache – aber wenn ein Kind oder eine Gruppe Interesse haben, Kunstwerke zu zeigen, sind wir da das Jahr über für offen“, signalisiert Anne van Rennings, dass da durchaus noch was geht.
Die Hoffnung ist natürlich, dass das Atelier in absehbarer Zeit wieder für Kulturveranstaltungen, kleine Konzerte oder Ähnliches offen stehen wird. „Wir versuchen solange, das KuK über die Zeit zu bringen.“