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Nach vier Jahren hat die Kerssenboom Mühle endlich wieder Flügel. Foto: LS
Nach vier Jahren darf die Mühle Kerssenboom sich wieder drehen

Neue alte Flügel

Die Familie Wassenberg erwartete gespannt die Lieferung der sanierten Stahlflügel ihrer Kerssenboom Mühle.

Das Gebäude an der Hauptstraße 14 soll nach Vorgabe des Denkmalamtes nicht abgerissen werden

Café Platzer unter Denkmalschutz gestellt

Seit Monaten macht das Gerücht vom Abriss des altehrwürdigen „Café Platzer” an der Hauptstraße in Kevelaer die Runde. Die jüngste Sitzung des Ausschusses für Klima, Umwelt und Gebäudemanagement (KlUG) brachte jetzt Licht in die Sache.

Kernsanierung wird wohl teuer

Es ist ein sehr umfangreiches Erbe, das der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Reinhard Balthasar Zollinger (1880 – 1945) der Nachwelt hinterlassen hat. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte er eine Dachkonstruktion in Systembauweise, bei der vorgefertigte Einzelelemente rautenförmig zu einer Art tragfähigem Netz zusammengesetzt werden. Sieht man, wie schnell sich die einfache und günstige Bauweise verbreitete, möchte man fast das alte Bild vom „Lauffeuer“ bemühen. Mehr als 100 Standorte von Gebäuden mit Zollinger-Dächern findet man nach kurzer Recherche leicht, in Orten von A wie Annaberg-Buchholz bis Z wie Zella-Mehlis. Auch die Nutzung scheint ähnlich weit gefächert: Unter Zollinger-Dächern finden sich landauf, landab ehemalige „Reichsheimstätten“ ebenso wie alte Zechensiedlungen, Wohnhäuser wie Industrie- und Lagerhallen, Kirchen wie landwirtschaftliche Anwesen, Garagen, Galerien, Gewerbehöfe. 

Schnell und günstig

Wer schnell und günstig bauen wollte, setzte lange auf den findigen Merseburger und sein Patent. Die ersten, heute noch erhaltenen Zollinger-Lamellendächer wurden einem Porträt des Stadtbaumeisters zufolge bereits ein Jahr vor der Patenterteilung in Merseburg errichtet und in den Jahren 1923–1926 zur Standardkonstruktion für verschiedene Bauaufgaben. Unter anderem auch für Turnhallen, falls die schon jemand in der Aufzählung vermisst haben sollte. Schön für ihn, schön für die Nachwelt. Schön auch für Kevelaer. Und möglicherweise bald ganz schön teuer.

Die Diskussion um die mehr als 90 Jahre alte „Kroatenhalle“ gegenüber der Tankstelle an der Kroatenstraße zieht sich schon eine Weile hin. 2010 war die Halle – beziehungsweise das Dach – unter Denkmalschutz gestellt worden. Ins Rollen gebracht hatte die Sache der damalige SPD-Ratsherr Ralf Angenendt. Der wies den Landeskonservator auf die Halle hin, dieser begutachtete die Halle und befand sie für denkmalwürdig. Sie wurde in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Die Nutzung als Sporthalle sollte davon nicht berührt werden. So weit, so immer noch gut.

Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass große Teile der Kevelaerer Politik die Eintragung der Halle in die Denkmalliste – zumindest mittlerweile – kritisch sehen. Den einen steht sie mit Blick auf die städtebauliche Entwicklung des Areals am Wasserturm und am Schulzentrum im Weg, anderen ist die sehr aufwendige Instandhaltung zu teuer und sie würden lieber abreißen und an anderer Stelle neu bauen. Im Auftrag der Politik gab‘s daher mehrere Versuche seitens der Verwaltung, die Kroatenhalle wieder aus der Denkmalliste zu löschen – bisher vergebens. Aktuell startete die CDU mal wieder einen Anlauf. 

Nicht mehr sanieren

Anlass für den Haushaltsantrag der Christdemokraten war die Einstellung von Ansätzen für die „Kernsanierung der über 90 Jahre alten Kroatenturnhalle“. Zwar ist für das laufende Jahr noch keine entsprechende Ausgabe vorgesehen, doch in 2022 sollen laut Entwurf zunächst 200.000 Euro, in 2023 dann knapp 2 Millionen Euro für diese Sanierung ausgegeben werden. Das ist den Christdemokraten dann doch zu viel. „Seit Jahren besteht in der Kevelaerer Politik Einigkeit darüber, dass es in städtebaulicher Hinsicht mehr als sinnvoll ist, die Kroatenturnhalle nicht mehr zu sanieren“, schreibt die CDU in ihrem Antrag, entsprechende Positionen im Haushalt mit einem Sperrvermerk zu versehen und einen erneuten Anlauf zur Aufhebung des Denkmalschutzes zu unternehmen. „Wird das Ansinnen von der Unteren Denkmalschutzbehörde abschlägig beschieden, sind die nächsthöheren Instanzen anzusprechen“, heißt es im Antrag.

Ob der wiederholte Anlauf zum Erfolg führen wird, darf angesichts der Tatsache bezweifelt werden, dass die Halle, respektive das Dach, mehreren Museen angeboten wurde, die alle dankend ablehnten, und auch eine eingehende Dokumentation und ein anschließender Abriss aus Sicht des zuständigen LVR-Referenten Dr. Andreas Stürmer nicht in Frage komme. Es gehe dem LVR nicht zwingend darum, das Dach an dieser Stelle zu erhalten. Hauptsache sei, das Dach überhaupt zu erhalten“, erläuterte Bürgermeister Dominik Pichler in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in der es auch um den schon erwähnten CDU-Antrag ging.

Darauf hob dann auch Frank Jakobs (KBV) ab und regte an, das Dach „mal selbst zu nutzen“, etwa als Element bei der Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes. Darüber habe man bereits nachgedacht, erwiderte der Bürgermeister, doch das sei „nicht ganz so einfach“.

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Das Denkmal

Die nach Angaben des Landschafsverbandes (LVR) 1927 eingeweihte Turnhalle wurde Anfang 2010 als Baudenkmal mit der laufenden Nummer A221 in die Denkmalliste der Stadt Kevelaer eingetragen. „Das herausragende, seltene und überregional bedeutsame Merkmal der Turnhalle ist ihre Dachkonstruktion in ,Zollinger-Bauweise‘“, heißt es in der Eintragung. Mittlerweile gilt als gesichert, dass allein das Dach Denkmalwert besitzt, da die Halle mehrfach umgebaut und beispielsweise 1974 um einen Anbau erweitert wurde. Dadurch sei das Gebäude „stark verändert“ worden.

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Anlässlich der Debatte um die Sanierung der Halle teilt KB-Reporter Wilfried Schotten ein paar Erinnerungen aus Schülertagen  unter dem Titel Folterwerkstatt statt „frisch“ und „fröhlich“:

Die Halle 2003, mit dem Turnerkreuz aus vier „F“. Foto: WiScho

„Ein paar entsprechende Sätze im KB vor gut zwei oder drei Wochen brachten mich auf die Idee, Erlebnisse aus Schülertagen der späten 50er-Jahre mit dieser Turnhalle in Verbindung zu bringen. Dabei erinnere ich mich an einen kleinen, aber drahtigen Lehrer des Kevelaerer Gymnasiums, dessen Namen ich aus Datenschutzgründen besser nur mit …ski enden lasse. Wenn das Wetter zu schlecht war, um den benachbarten „TuS-Platz“ aufzusuchen, blieb zu meinem Leidwesen nur diese Alternative: Turnhalle Kroatenstraße. Schon auf dem Weg dorthin trauerte ich dem Fußballspielen nach, das auf erwähntem Platz für mich die einzige sportlich akzeptable Alternative war. Über der Eingangstür das vierfache „F“ – was ist daran eigentlich frisch und fröhlich? Was mich jenseits dieser Tür erwartete, außer einem fürchterlichen Miefgeruch nach Schweiß und Gummi, waren diese seltsamen Geräte wie Seitpferd, Bock, Kasten – igitt!

Ein dezenter Verweis auf die obige Überschrift sei an dieser Stelle gestattet. Viele Jahre später – ich hatte tatsächlich diese unsäglichen Turnstunden überlebt – erhielt ich als Erwachsener und Stadtfotograf die Gelegenheit und Erlaubnis, besagte „Werkstatt“ mir von oben ansehen zu dürfen. 

Nun ist sie sichtlich in die Jahre gekommen, hat seit ihren Anfängen aus dem Jahr 1926 außer sportverweigernden Schüler*innen aber auch wirklich Sportbegeisterte beherbergen dürfen: Kwoon-Do – Bogenschütz*innen – Kevelaer Kings, um nur einige zu nennen. Und was das Beherbergen angeht, so diente die altehrwürdige Halle auch irgendwie als Notbehelf für Asylsuchende.

Seit Januar 2010 wird der Ehrwürdigkeit Genüge getan: die Halle steht also seit gut 11 Jahren unter Denkmalschutz. Nun kann ich sie ehrfürchtig und nicht mehr fürchtend betrachten – ihren Schrecken hat sie für mich verloren. Ich muss ja nicht mehr da hinein.”

45.000 Euro für Erhalt der Mühle

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellt auch in diesem Jahr dank zahlreicher Spenden und der Erträge der Lotterie GlücksSpirale erneut Mittel für die Kellerholländermühle Kerssenboom in Kevelaer bereit. Die 45.000 Euro ermöglichen die Eindeckung der Haube mit Holzschindeln und die Restaurierung des Wellenrades. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Windmühle ist eines der über 470 Objekte, die die DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

Die Kerssenboomsche Windmühle steht weithin sichtbar im Kevelaerer Ortsteil Winnekendonk. Das technische Denkmal entstand 1849 als Turmholländer und wurde aus unverputztem Backsteinmauerwerk mit Stichbogenfenstern errichtet. Die Kellerholländermühle erhebt sich auf einem hohen Kellergeschoss, auf den der Mühlenschaft aufgesetzt ist. Den hoch gelegenen rundbogigen Eingang erreicht man über eine äußere Metalltreppe. Eine ursprünglich mit Holzschindeln gedeckte Kappe bekrönt den Bau. Hölzerne Gatterflügel, die einst mit Segeltuch bespannt wurden, und der Holzstert, mit dem die Flügel in den Wind zu drehen waren, sind erhalten. Auch ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 weitgehend vollständig original vorhanden.

Bereits 50.000 Euro in 2019

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr bereits 50.000 Euro zur Verfügung. Oftmals steht der Erhalt von Denkmälern im Konflikt mit Wirtschaftsinteressen. Die seinerzeit vom Konzern RWE angeführten Gründe für den Abriss der Immerather Mühle sind durchaus auf die Kerssenboomer Mühle übertragbar. Sie erfüllt das „Anforderungsprofil“ und sieht der Immerather Mühle im Schadensbild vergleichbar ähnlich. Und exakt diese eigentlich nicht mehr zu rettende Mühle wird nun exemplarisch durch die Eigentümer mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wiederhergestellt. Für einen Abriss war und ist an beiden Orten sachlich nachvollziehbar kein Grund vorhanden. Baudenkmale in vergleichbarem Zustand kann die DSD dank ihrer Förderer  jedes Jahr retten helfen.

Die Mühle in Kevelaer Winnekendonk war ähnlich der Immerather Mühle akut gefährdet. Durch die undichte, marode Haube und undichte Fenster drang Nässe in die Mühle ein und schädigte die Dachkonstruktion, die Technik und die Böden. Das Stertwerk war morsch. Wetterbalken, Flügel, Flügelkreuz, Balkenköpfe und Bodenbretter waren geschädigt. Die Treppen waren statisch gefährdet oder abgängig. Die Mauerwerksfugen waren ausgewaschen und Steine brachen aus dem Verband.

Die jetzigen Eigentümer haben die Anlage, zu der auch ein Wohnhaus gehört, zu Wohnzwecken gekauft. Die Mühle blieb eine ungenutzte „Zugabe“.

Baujahr 1849

Das Angebot der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nach Rücksprache mit dem Rheinischen Mühlenverband und dem zuständigen Gebietsreferenten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, sich zur Rettung der Mühle ungeachtet weiterer Komplementärmittel mit 50.000 Euro zu engagieren, ermöglichte 2019 den Abschluss eines Fördervertrages für einen ersten Bauabschnitt und stellte die Initialzündung für die Rettung der Mühle dar. Der Bauabschnitt umfasst die Instandsetzung der Haube. Ein weiterer Antrag für 2020 ist gestellt. Die Mühle wurde 1849 als Turmholländer in Backstein über einem hohen Kellergeschoss erbaut und war bis 1949 als Getreidemühle in Betrieb. Ihre vorhandene Technik stammt hauptsächlich aus der Zeit um 1900.

Kulturgeschichte auf dem Friedhof

Die „Unterschutzstellung“ von Denkmälern ist nicht nur ein Wort aus dem Verwaltungsdeutsch. Sie zieht auch eine Menge Verwaltungsaufwand nach sich. Mit einem ehrenamtlichen Denkmalschutzbeauftragten versucht die Wallfahrtsstadt Kevelaer hier einen Weg zu beschreiten, die Verwaltungshürden ein wenig abzubauen (das KB berichtete). Ein Verein mit dem Arbeitstitel „DenkMal-Freunde“ will sich künftig einem in besonderer Weise denkmalwürdigen Aspekt in Kevelaer widmen, der „Bewahrung und Pflege der kulturgeschichtlichen Werte der Friedhöfe in der Wallfahrtsstadt Kevelaer“.
So viele Denkmäler

Entstanden ist die Idee bei einem Besuch der Grünen. Ernst Koppers vom Kirchenvorstand St. Marien führte die Politiker über den Friedhof an der Römerstraße und wies dabei auf kulturgeschichtliche Grabstätten, aber auch auf Probleme in diesem Zusammenhang hin. Für Ulrich Hünerbein-Ahlers lautete das Fazit: „Es gibt so viele Denkmäler, dass es sich lohnt, da initiativ zu werden.“ Förderungen gebe es durchaus, weiß Ernst Koppers, „für einen Verein ist es einfacher, an entsprechende Fördergelder zu kommen.“
Der „Grundstein“ ist durchaus schon gelegt, haben die Kevelaerer, die sich in einem solchen Verein engagieren wollen, durch den Kontakt zu Armin Zocher von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Kevelaer erfahren. So sei der nördliche, „alte Teil“ des Friedhofs an der Römerstraße, der 1850 eingeweiht wurde, bereits 1987 unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Kevelaerer Initiative „pro arte“ hat in ihrem 2005 erschienenen Arbeitsheft 5 zumindest schon einmal die „Denkmäler auf dem Friedhof zu Kevelaer“ erfasst und dokumentiert, sagt Ursula Renard, Mitglied dieser Initiative. Diese Dokumentation könne als Ausgangspunkt für die Arbeit des Vereins dienen.
Vorderstes Ziel soll dabei sein, dass kulturgeschichtlich wertvolle Gräber nicht einfach „abgeräumt“ werden, weil die Nachfahren sie aufgeben oder keine Nachfahren mehr vorhanden sind. Das sei, etwa mit dem Grab von Gerhard Korthaus (der die Musik zum Kevelaerer Heimatlied komponierte), leider durchaus schon passiert, sagt Ernst Koppers. Aktuell ist es das Grab des Künstlers Heinrich Moors, welches den engagierten Bürgern ob der fehlenden Nachkommen die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Moors betrieb in Kevelaer als selbstständiger Künstler ein „Atelier für kirchliche und profane Kunst“ und gehörte zu der kleinen Gruppe der Bildhauer, die gemeinsam mit den Malern und Kirchenmalern den Ruf des Wallfahrtsorts Kevelaer auch als Stadt der Kunst begründet haben. „Wir können das Grab nicht verkommen lassen“, so ihre einhellige Meinung.
Gründungsversammlung

Eine Vereinssatzung sei schon in der Abstimmungsphase mit dem zuständigen Finanzamt, damit einer Beantragung von Förderungen bald nichts mehr im Wege stehe, berichtet Hünerbein-Ahlers. Ein möglicher Vorstand werde sich bei der Gründungsversammlung (die am 27. März um 19.30 Uhr im „Goldenen Löwen“ an der Amsterdamer Straße stattfindet) zur Wahl stellen, Pastor Gregor Kauling von St. Marien habe sich ausdrücklich als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt und Bürgermeister Dominik Pichler sicherte als Verwaltungschef die Unterstützung seiner Behörden zu.
Übrigens solle es nicht nur um den Friedhof an der Römerstraße gehen, erklärt Hünerbein-Ahlers. Auch in den Ortschaften wolle der Verein „alle Maßnahmen, die den Friedhof als wertvollen Grünraum, als Begräbnisstätte, als Ort des Totengedenkens und der stillen Erholung und als wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna bewahren“ fördern. Neben Zuschüssen und Spenden sei dabei etwa auch an Patenschaften für entsprechende Kulturdenkmäler gedacht, sagt Ursula Renard.
Genug Möglichkeiten, auf diese besondere Weise Kevelaers „Geschichte aufzuarbeiten“, werde man auf den Kevelaerer Friedhöfen finden, da sind sich die engagierten Bürger sicher.

Denkmalpfleger gesucht

Dass Städte und Gemeinden im Umfeld der Denkmalpflege neben der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Bauaufsicht auch auf Ehrenamtler setzten können, ist allgemein wenig bekannt. In der Wallfahrtsstadt ist man ohne große Ausgrabungsarbeiten allerdings genau darauf gestoßen und sucht ab sofort „eine oder einen ehrenamtlichen Beauftragten für Denkmalpflege“. Dieser soll die Behörde unterstützen und mit ihr zusammenarbeiten. „Wir erhoffen uns im Idealfall damit ein Bindeglied zwischen Eigentümern, dem Ausschuss und den Behörden“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter Ludger Holla.
Die Beauftragung erfolgt durch den Rat für die Dauer von zunächst fünf Jahren. Zu den Aufgaben gehören die Beobachtung von örtlichen Vorhaben, Planungen, Vorgängen und Presseberichten, die Information sowohl der Eigentümer, als auch des Ausschusses, der Behörden und des Landschaftsverbandes, und schließlich auch die Kontaktpflege zu wichtigen Institutionen und Personen. Eine Affinität zum Thema sollten Interessenten schon haben, bestenfalls eine berufliche Ausbildung in einer verwandten Richtung, denn der Denkmalschutzbeauftragte soll auch Gutachten und fachliche historische Recherchen liefern.
Ein ordentliches Arbeitspensum könnte da anstehen. Deshalb können sich Ludger Holla und Armin Zocher von der Unteren Denkmalschutzbehörde auch vorstellen, dass sich mehrere Interessenten diese ehrenamtlichen Aufgaben, etwa je nach Interessensgebieten, aufteilen. Handwerker, Architekten, Ingenieure, aber auch Chronisten aus Heimatvereinen und andere gesellschaftlich und geschichtlich interessierte Personen sehe man hier beispielsweise. Im Prinzip sei man aber für alle qualifizierten Anfragen offen. Die notwendigen Kenntnisse könnten durch den Besuch entsprechender Fortbildungen erweitert und vertieft werden. Sonstige Voraussetzungen: Die Bewerber müssen ihren Wohnsitz in Kevelaer haben und mobil sein, d.h. einen Führerschein besitzen und bereit sein, den eigenen Wagen für Fahrten zu nutzen.
Die Suche nach diesem ehrenamtlichen Beauftragten kommt laut Holla nicht von ungefähr,
sei sie doch neben Gestaltungs- und Sondernutzungssatzung sowie dem Gestaltungsbeirat ein weiterer Schritt in Richtung der angestrebten Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft historischer Stadt- und Ortskerne in NRW. Deshalb hatte die Verwaltung diese Möglichkeit, die der § 24 des Landes-Denkmalschutzgesetzes bietet, dem zuständigen Fachausschuss im vergangenen Jahr vorgeschlagen. Nach dessen Beschluss wurde nun das Anforderungsprofil erstellt – die Suche nach geeigneten Beweberinnen und Bewerbern kann damit ab sofort beginnen. Sollten sich keine Bewerber melden, wolle man in Frage kommende Personen gezielt ansprechen, sagt Holla.
Laut Ludger Holla und Armin Zocher gibt es in Kevelaer derzeit 230 eingetragene Baudenkmäler, neben zumeist historischen Gebäuden sind dies beispielsweise auch etliche Wegkreuze. Hinzu kommen aktuell zwölf eingetragene Bodendenkmäler, wie etwa die Wal-Funde in Kervenheim.
Aussagekräftige Bewerbungen nimmt Ludger Holla bis zum 20. Februar 2019 bevorzugt per E-Mail entgegen (ludger.holla@kevelaer.de, maximal 5 Megabyte, Informationen und Rückfragen: 02832/122-409).

Ein Wohnhaus mit Turm

Eva und Jan van Meegern retten durch Umbau des alten Umspannwerks des RWE auf Schravelen und somit ein historisches Gebäude vor dem Abriss.

Früher ging Jan van Meegern, dessen Familie in Kevelaer fest verwurzelt ist, in den Marienkäfer Kindergarten und sein Weg führte oft an dem alten Umspannwerk auf Schravelen vorbei. Als er im Sommer 2016 mit seiner Ehefrau Eva beim Joggen an dem mittlerweile stillgelegten Gebäude vorbeikam, fragte diese, was das denn sei und ob man dies denn nicht wohl kaufen könne, um es umzubauen und als Wohnhaus zu nutzen. Evas Vater ist im Denkmalschutz tätig und so vorbelastet erkennen ihre wachsamen Augen bauliche Schätzchen.

Anfrage beim RWE

Eine Anfrage beim RWE ergab, dass bereits 30 Anfragen in der letzten Zeit gestellt wurden und man wegen der großen Nachfrage statt einem Verkauf für einen symbolischen Preis und an irgendwen, eine komplette Ausschreibung machen würde. Verwendungszweck mit Konzept und ein finanzielles Angebot sollten erstellt werden. Hieran beteiligte sich die junge Familie van Meegern. Sie zeigten, dass mit ihrem Wunsch nach Umbau des Objektes in ein selbst genutztes Wohnhaus ein größtmöglicher Bestandsschutz gewährleistet wird und eine hohe Wertschätzung für das alte Gemäuer vorhanden ist.

Den Verantwortlichen beim RWE gefiel die Bewerbung besonders, weil auch ihnen am Erhalt der Grundsubstanz gelegen war, auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stand. Van Meegern erhielten den Zuschlag unter der kaufvertraglich festgelegten Bedingung, dass der Bestand nicht abgerissen werden darf und die Freude bei der Kevelaerer Familie war groß.

Bauanfrage (weil noch nie zuvor beheizt, handelt es sich rechtlich um einen Neubau) und Baugenehmigung waren innerhalb von drei Monaten von der Stadtverwaltung bearbeitet und so konnte man vor Kurzem mit dem Umbau beginnen.

Einzug im Sommer

Bau- und Dachdeckerarbeiten, so legt es der Name der neuen Besitzer nah, werden in Eigenleistung getätigt. Nach neuester Energiesparverordnung entsteht mit Anbauten ein großzügiges Wohnhaus. Auf 870 Quadratmetern Grund (ein Teil des anliegenden Grundstücks musste noch dazugekauft werden) entstehen 160 Quadratmeter Wohnraum mit fünf hellen Räumen, Bad, Gäste WC und Küche und bieten genügend Raum um sich zu entfalten. Der Einzug ist für Sommer 2019 geplant.