Kevelaer Kolumne

Stille Brunnen sind trocken

Auf meinen Streifzügen durch die Stadt, die wegen des Gewichts meiner Kiepe auch ein bisschen Kraft kosten, lege ich hin und wieder gerne mal eine kleine Pause ein. Sei es auf einer der vielen Bänke, von denen im Stadtgebiet ein großes Angebot zur Verfügung steht, sei es bei einem Gespräch („en begge quake“) mit einem Mitbürger.
Sehr gerne benutze ich auch die zahlreichen Brunnen, von denen etliche einen bequemen Sitzrand bieten. Wussten Sie, dass es alleine in Kevelaer-City an die 20 solcher Wasserspeier gibt? An einige haben wir uns absolut gewöhnt, sie sind aus dem Stadtbild gar nicht mehr wegzudenken: der Noah-Brunnen zum Beispiel am Luxemburger Platz oder auch der Marienbrunnen auf dem St. Klara-Platz, der Brunnentrog vor dem Bahnhof oder anfangs des Marienparks. Ihnen allen ist eines gemeinsam: sie „arbeiten“ mit Wasser.
Wirklich alle? Wann haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, den Brunnentrog an der Begegnungsstätte, also vor der Frühförderstelle, letzt- oder erstmalig in Aktion gesehen? Oder ist Ihnen schon einmal die „graue Maus“ aufgefallen, die unerkannt und verschämt in einer Ecke des Forums Pax Christi ihr Dasein fristet?
Und was das Alter all dieser teils (!) sehr hübsch anzusehenden Blickfänge angeht: Der graue Wasserspender vor der Gnadenkapelle hat mit großem Abstand gewonnen. (Kann der noch?) Ihm folgte ab 1975 der Röhrenbrunnen, der zunächst neben der Deutschen Bank die Pilger nass spritzte, weshalb man ihn nach Winnekendonk in die Verbannung schickte, von wo aus er seinen heutigen Standort auf dem St. Klara-Weg erhielt.
In kirchlicher sowie auch städtischer Trägerschaft werden sie alle unterhalten, die einen mehr, die anderen – gar nicht. Bitte ändern!
Und meine liebe Mechel hat zu der wässrigen Angelegenheit eine weitere Idee beizutragen: „, Bej dat Wär on nor all de Sonneschin – lott die mer all spötte.“
Euer Hendrick

Bewegung tut gut

Wer hätte das gedacht, dass ich das noch erleben darf: In der Luxemburger Galerie füllen sich so manche Leerstände! Nun gut, es sind zunächst einmal alteingesessene Mieter, die ihr erfolgreiches Geschäft vergrößern. Aber es gibt positive Signale. Das wichtigste davon ist wohl, dass die Uneinigkeit in der Familie Helmus beigelegt zu sein scheint. Der Junior hat das Heft in die Hand genommen und macht sich engagiert daran, die Luga zurück zu wirtschaftlichem Erfolg und damit auch zu einem Mehrwert für Kevelaers Innenstadt zu führen.
Wie oft war über neue Konzepte für die Luga spekuliert worden. Eine Art Markthalle für frische Lebensmittel und andere Produkte könne man daraus machen. Ein Umbau in Büros oder auch Wohnungen wurde diskutiert. Und auch eine Ausweitung des Schwerpunktes Gesundheit. Jahrelang hat, so hörte man es zumindest auf den Straßen, der Senior jede Entwicklung blockiert. Jetzt also geht es um und über die Gesundheit.
Zu verdanken ist diese Entwicklung sicher auch Bol & Greuel, die durch ihren Umbau alle Patienten „zwingen“ wollen, das Therapiezentrum durch die Luga zu betreten. Das bringt der Galerie zumindest schon mal Laufkundschaft. Abzuwarten bleibt, ob das genügt. Dem Vernehmen nach soll der Parkplatz vor der Luga für Patienten von Bol & Greuel reserviert werden. Nicht jeder wird die Luga zur Gänze durchqueren.
Offen ist auch, ob sich die weiteren Pläne der Eigentümer erfüllen. Ein Facharzt müsste erst einmal einen freien Sitz im Kreis Kleve erhaschen. Die sind rar – und ohne bliebe ihm nur eine Privatpraxis.
Ähnliches gilt für ein Café: Wenn Werner Helmus jun. optimistisch ist, dass das funktionieren wird – wieso betreibt er es dann nicht selbst? Mit dem Hotel hätte er schon mal Küche und Personal.
Die Stadtverwaltung wird die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Positiv ist, dass davon ein Impuls für die Innenstadt ausgehen könnte. Negativ hingegen könnten die Einflüsse auf die Entwicklung der Hüls sein – wenngleich diese vermutlich gering bleiben dürften.
Meine liebe Mechel meint dazu und auf hochdeutsch wird sie immer ernst: „Nauw hört doch es op met die Nölerei! Ich find et gut, dat sich in der Luga endlich wat tut. Van neks kann ok neks komme. Geben wir der Sache doch eine Chance!“
Euer Hendrick

Pilgerstückchen überall?

Es hat (fast) keiner gemerkt. Meine Mechel und ich hatten unseren kleinen Koffer gepackt, den Bollerwagen beladen und waren für ein paar Tage „auf Ritt“. Natürlich gab es auch an anderen Orten hier und da etwas zu verkaufen, was der Urlaubskasse ganz gut tat. Na ja, die paar Tage haben gereicht.
Nun sind wir wieder zurück und froh, dass wir unser Kapelleken wohlbehalten antreffen und bekannte Kevelaerer Gesichter wieder sehen.
So kurz und knapp die Ausflugstage auch waren, sie brachten doch so einige Erkenntnisse nebst zugehörigen Erlebnissen. Diese haben wir zu Hause dann Revue passieren lassen: Der „Kaffeeunfall“ – frische Hose fällig; der Wespenstich – für so etwas hat Mechel die richtige Salbe im Gepäck, natürlich selbstgemacht nach eigener Rezeptur. Frage mich bitte keiner, was für Kräuter drin sind, aber sie hat geholfen! Ja, und dann kam die Krönung, Highlight sagt man wohl heute dazu:
Bei bekannt schmaler Reisekasse leisteten wir uns den Luxus eines einmaligen Cafébesuchs… Das war übrigens der Tag mit dem Kaffeeunfall. Neben einem bescheidenen Bienenstich für mich (kein Wespenstich!) bestellte ich für meine liebe Mechel ein Stück Sahnekuchen. Der Kuchen kam, ich trank gerade an meiner Kaffeetasse und musste prompt prusten, als die Bestellung in voller Schönheit vor uns auf dem Teller lag. Wir schauten uns nur an und schüttelten zweifelnd den Kopf. Diese Ansammlung von Krümeln sollte also eine „Sahneschnitte nach Art des Hauses“ sein. Wenn dieses einmalige Erlebnis auch nicht repräsentativ sein konnte, reifte in uns doch sogleich der Plan, in heimischen Cafés Vergleiche anzustellen.
Gesagt – getan. Noch einen Urlaubstag drangehängt – aber zu Hause. Und so haben wir uns einen zweiten Luxus gegönnt und sind durch Kevelaers Kuchengastronomie gegangen, nach dem Motto: einmal bestellen und zehn Mal gucken, haben auch hier besagte Schnitte und ähnlich geformte Stücke gesucht – nix da! Superqualität, angemessene Größe, wohin wir auch heimlich blickten – von den einst so berüchtigten (kommt das Wort von Gerücht?) Pilgerstücken weit und breit nichts zu sehen.
Mechel fasste mal wieder alles treffend zusammen: „Wat säj Bergmann’s Thei ? „Ok maenn’ge grote Noet es hoal – Min Laendche es et beste!“
Euer Hendrick

Erst Fakten schaffen, dann planen

Liebe Mitkevelaerer, wer von Euch hat seine Wohnung auch so eingerichtet: Erst mal fürs Kinderzimmer die Möbel aussuchen, dann dort den Teppich verlegen. Für den Flur die Fliesen aussuchen und Topfpflanzen aufstellen. Dann noch ein Konzept für die Modernisierung der Wohnküche überlegen und – ganz zum Schluss – sich Gedanken über eine einheitliche Gestaltung der Wohnung, Stilvorgaben für Wand- und Bodengestaltung machen? Wenn für viele Details schon unabhängig von einander Fakten geschaffen sind? Vermutlich niemand, denn das kann nur in die Hose gehen.
Genau so machen es aber unsere Stadtverantwortlichen. Die Pläne für den Mechelner Platz samt Wegen, Aufteilung und Spielgeräten ist beschlossen. Der Plan für die Neugestaltung der Hauptstraße steht im Wesentlichen, selbst das Pflaster ist faktisch vorentschieden. Für den Kapellenplatz gibt es ebenso ein Konzept wie die Marschrichtung für die Umgestaltung des Forum Pax Christi.
Und jetzt präsentiert die Stadt der Politik und auch der Öffentlichkeit den „Masterplan historischer Ortskern und öffentlicher Raum in Kevelaer“. Jetzt, wo wesentliche Orte der Innenstadt im Wesentlichen schon abgehandelt sind, folgt das Gesamtkonzept? Ich glaube, die Wohnungen unserer Stadtplaner möchte ich nicht von innen sehen. Vielleicht verliert das Ganze ein wenig von seiner Absurdität, wenn man sich klar macht, dass der „Masterplan“ faktisch „Leitlinien und Gestaltungshinweise“ geben soll, mehr nicht. Wer in den nächsten Monaten, teils öffentlich gefördert, eine Fassadensanierung plant, erhält so eine modernisierte Schrift an die Hand, die die teils veralteten Denkmalsbereich- und Gestaltungssatzungen ablöst.
Blöd nur, wenn die Sanierung der öffentlichen Flächen diesem Masterplan nicht folgt, weil diese Beschlüsse unter dem vermeintlichen Zeitdruck der Antragsfristen für eine Förderung längst gefallen sind.
Und überhaupt: Ob die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss dem „Masterplan“ zustimmen – oder vielleicht gar nichts davon halten und eine Überarbeitung fordern – entscheidet sich erst am 29. Juni um 18.30 Uhr im Ratssaal. Die Sitzung ist öffentlich. Also schaut gerne mal vorbei, wie die Verwaltung unser aller „Wohnung“ einrichtet.
Euer Hendrick

Es stinkt zum Himmel

Ich bin mitten in einem Verkaufsgespräch und freue mich auf den kleinen Gewinn, den ich mit meinem bescheidenen Warenbestand erzielen kann. Da hebe ich plötzlich den Kopf und mein Kunde schaut mich verwundert an: „Was ist denn plötzlich los?“ – „Riechen Sie das denn nicht?“ Auch der Kunde hebt den Kopf und zieht prüfend die Luft durch die Nase. Dann nickt er und sagt: „Ja, und? So riecht es eben bei uns am Niederrhein sehr oft.“
Das ist mir zu meiner Zeit nie so aufgefallen,“ gebe ich zurück und damit habe ich sogar recht. In der intensiven Art und Weise, wie heutzutage unsere Äcker und Felder „bejaucht“ werden, war das zu meiner Zeit aus verschiedenen Gründen auch gar nicht möglich, wenngleich auch damals die Flächen „bestellt“, sprich, gepflügt, geeggt, gedüngt wurden. Unbestreitbar ergibt das Düngen den würzigen Geruch. Den kenne ich auch von damals her. Aber es gab und gibt einen gewaltigen Unterschied: Wir streuten gerade mal ein paar Karren Mist aufs Feld und gut war’s. Heute werden die Felder „gesoppt“, aber nicht mit „Seepsopp“, sondern mit einem braunen Gemisch aus… na, lassen wir das.
In unserer modernen Zeit wissen wir längst, dass in dieser „Suppe“ ein Zeug steckt, das man „Nitrat“ nennt. Und das sickert in den Boden, immer tiefer, bis ans und ins Grundwasser. Durst  – Wasser –  Trinken. Na dann, Prost!
Und jetzt kommen unsere cleveren Kevelaerer von den Stadtwerken ins Spiel: Nix da mit hohen Nitratwerten, von wegen 50 mg pro Liter! Es sind bei uns gerade mal 20 mg pro Liter, dank einer klugen und vorausschauenden  Investition in den Gewässerschutz, dank guter Zusammenarbeit zwischen Gartenbaubetrieben, Landwirtschaft und eben unserer Wasserwirtschaft.
Meine Mechel vermutet mit weiblicher Logik: „Wej hebbe twenteg, on die andere hebbe fifteg. Dor mott et joa noch fieser stenke as bej ons!“
Euer Hendrick

Meine Mechel (Frau gesucht)

Ein schöner Abend war das, dieser Historienabend am letzten Tag des Monats Mai. Strahlend schön präsentierte sich meine Mechel in ihrem besten Sonntagsausgehkostüm, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihr einen hübschen Blumenstrauß zu überreichen.
Ja ja, wenn ich meine Mechel nicht hätte: Sie hält neben ihrem Geschäft unseren Haushalt in Ordnung, sie kocht lecker, putzt gründlich – kurz: Sie ist die ideale Ehefrau und Ergänzung für einen Mann wie mich, der sich ständig „auf der Walze“ befindet. Und noch eine wichtige Eigenschaft soll nicht verschwiegen werden: Ihre Ansichten von den Dingen des Lebens sind realistisch und sie kann sie treffsicher und punktgenau formulieren, wenn auch ihr Sprachgebrauch leider manchmal von dem immer mehr um sich greifenden Hochdeutsch beeinflusst wird…
Dieses Lob aus ehrlichem Herzen hat sie sich verdient, es musste mal gesagt werden, und nun kommt folgerichtig diese Überlegung hinzu:
Auf der steten Wanderung durch meine Stadt Kevelaer komme ich doch fast täglich an meinem bronzenen „Zwilling“ auf der Busmannstraße vorbei. Und wenn ich meinem eigenen Konterfei in die Augen schaue, so meine ich einen gewissen suchenden Ausdruck darin zu erkennen. Er sucht – aber wen? Die Antwort ist schnell gefunden und sollte auch, wie ich finde und hiermit vorschlage, möglichst bald in die Tat umgesetzt werden: Er sucht seine Mechel!
Da möge sich doch bitte dieselbe Xantener Künstlerin ans Werk begeben und eine Mechel schaffen, die vom anderen Ende der Busmannstraße ihrem Hendrik entgegenkommt. Dort „oben“ am Kapellenplatz wird sich bestimmt ein guter Standort finden lassen. Auf geht’s!
Lieve Mechel, wat halt gej dovan? „Nauw makt dor blos gän Gedrüß van – aewel schön was et jae doch!“
Euer Hendrick

Wer wird denn gleich rot werden?

Es gibt ja mehrere Gründe, warum Menschen rot werden. Also im Gesicht jetzt, nicht politisch gesehen. Bei den einen steigt der Blutdruck derart an, dass er oben aus dem Hemdkragen entweicht. Das geht oftmals mit einem wütenden Schnauben einher. Andere sind da stiller und schämen sich womöglich für etwas, das sie selbst – oder andere – verbockt haben. In eher seltenen Fällen treibt es Menschen die Röte ins Gesicht, wenn sie ein Kompliment bekommen, das ihrer Bescheidenheit doch eigentlich schmeicheln sollte.
Letzteres ist auch in Kevelaer eher selten zu beobachten. Die beiden ersten Varianten darf man aber in durchaus messbarer Stärke in unserer Stadt zur Kenntnis nehmen. Und das liegt in diesen Tagen, wo zumindest einige von uns in absehbarer Zeit den Boden unter den Füßen verlieren werden, am Belag des selbigen. Ihr merkt schon: Es geht um die Frage der Pflasterung der Hauptstraße.
Es kommt ja, wenn nicht gerade Wahlen sind, oft vor, dass die Meinung des Bürgers mit Füßen getreten wird. In diesem Fall ist das sogar mal erwünscht: Die Kevelaerer dürfen ihre Meinung sagen, damit sich die gewählten Vetreter eine Meinung bilden können – falls sie nicht schon eine eigene haben – was das beste Rot ist. Und nachher dürfen sie selbst drauf rumtrampeln, auf dem, was dann da verlegt wird.
Dass es rot wird, das Pflaster, ist wohl klar, obwohl das scheinbar noch nicht jedem klar ist. Es ist so: In der Zeichnung zu der Gestaltungsplanung, die die Ratsmitglieder – nach heftiger Diskussion, bei der es auch so manchen roten Kopf gab – beschlossen haben, ist das Pflaster rot eingezeichnet. Und Planer und Protokoll haben mehrfach bemerkt, dass die Hauptstraße zur „Straßenfamilie historische Innenstadt“ gehöre. Und die sei in weiten Teilen bereits rot gepflastert. Auch wenn der Laie das nicht unbedingt so intensiv zur Kenntnis nimmt wie die Tatsache, dass das bisherige Pflaster ziemlich uneben ist, kann man ersteres vom Hubschrauber aus gut erkennen. Aber ich schweife ab.
An Rot ist also scheinbar zumindest in diesem Falle nicht zu rütteln. Das haben inzwischen auch die „Schwatten“ gemerkt und ärgern sich grün. Und die FDP war sowieso gegen ein neues Pflaster, weil damit nur alte Wunden verdeckt würden. Tja, und jetzt?
Jetzt stehen wir auf dem Boden der Tatsachen (noch) und haben einen Beschluss und einen damit ausgelösten Vorgang, der zumindest als einer der schnellsten in die Kevelaerer Stadtgeschichte eingehen wird. Denn entgegen sonstiger Gepflogenheit, alles fast endlos zu diskutieren – wie etwa die Umbauung der Paal‘schen Quelle oder die Umbauung städtischer Bediensteter – , wird hier schon bald ein Ergebnis vorliegen. Und das buchstäblich.
Du musst ja nicht ständig den Blick zu Boden senken, wenn dir der Belag da nicht gefällt“, meint meine Frau, die eher pragmatisch veranlagte Mechel, dazu. „Aber ein Hans-Guck-in-die-Luft will ich auch nicht sein“, antworte ich. Weil ich auch mal das letzte Wort haben will. Und weil es von den Hansels in Kevelaer schon genug gibt. Womöglich bald noch mehr, je nach dem, wie rot sie werden.
Euer Hendrick

375 Jahre Wallfahrt – was wäre wenn?

Es ist ein aufregendes Jahr. Wir feiern 375 Jahre Wallfahrt. Dass sich das alles so entwickeln würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Immer noch pilgern tausende Gläubige Jahr für Jahr zu Maria, und das hat alles mit meiner Mechel und mir begonnen. So manches Mal habe ich mich schon gefragt, wie es ausgegangen wäre, wäre die Welt damals so gewesen, wie sie heute ist.
Wer würde heute jemandem glauben, der behauptet, Maria sei ihm erschienen. Spielen wir das Szenario einmal durch: Ein Handelsvertreter ist in seinem Bezirk unterwegs, da erscheint ihm Maria, die ihm sagt, er solle hier ein Kapellchen bauen. Als erstes würde man ihn wahrscheinlich komisch angucken und belächeln. Bliebe er bei seinem Standpunkt, wäre der nächste Schritt voraussichtlich der Besuch beim Psychiater, der ihn auf seine geistige Zurechnungsfähigkeit testet.
Sollte wider Erwarten alles glatt gehen, stünde unser guter Mann vor dem nächsten Problem. Man kann schließlich nicht einfach so und irgendwohin ein Kapellchen bauen. Da gibt es Vorschriften und eine gute Planung wäre unumgänglich. Wo soll das Gebäude hin? Vielleicht mitten auf den Peter-Plümpe-Platz  oder besser doch auf die grüne Wiese?
Für den Fall, das auch das gut laufen würde, ginge es weiter um die Frage, wie soll das neue Bauwerk aussehen? Wäre da nicht wieder einmal ein Architektenwettbewerb angebracht? Auch  gibt es jede Menge Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen, wie z.B. Brandschutz, die einzuhalten sind.
Und dann ist da noch der wirtschaftliche Aspekt. Wer soll die Baumaßnahme finanzieren? Wieviel darf es kosten? Gibt es Zuschüsse vom Land? Da gäbe es einiges zu klären. Bei der Aktion wären zahlreiche Menschen gut beschäftigt, was natürlich grundsätzlich nicht schlecht ist. Allerdings würde das Ganze sich ´ne Weile hinziehen.
Da hatten wir es vor 375 Jahren ein wenig leichter. Meine Mechel meint: “Einen Vorteil hat die moderne Zeit aber. Über Facebook und Co lässt sich die frohe Kunde ruckzuck verbreiten.“
Euer Hendrick

Völ Glöcks met de Kermes!

Ein Herzenswunsch von meiner Mechel und von mir an alle Kevelaerer und ihre Gäste.Und weil hier und da auch der Wunsch „Völ Glöcks en de Kermes“ zu hören ist, schließen wir uns auch dieser Formulierung gerne an.
Glück auf der Kirmes heißt zuerst einmal, ein oder mehrere Lose an einer einschlägigen „Bude“ zu kaufen, um anschließend mit einem Jauchzer festzustellen: „Hauptgewinn – der dicke Teddybär ist meiner!“
Ich erinnere mich noch an die „Monte-Carlo“-Bude, wo man auf Flippergeräten mittels einer Kugel einen möglichst hohen Punkte­stand erzielen musste. Der Gewinn bestand in einer kleinen Schachtel Pralinen oder einer Tafel Schokolade. Und was kostete der Spaß, von dem zum Beispiel meine Tante Grete nicht mehr wegzubringen war? Ich höre heute noch die Ansage des Mannes, der von den langen, den Kunden auffordernd hingestreckten Holzbrettern die Geldstücke einstrich: „Zehn Pfennig ist der kleine Einsatz und jedes Mal wird hier gewonnen!“
Zu den Glücklichen auf der Kirmes gehört alljährlich auch der Festkettenträger. Bis ihm der Bürgermeister die Festkette umlegt, hat er seit seiner Proklamation im Januar diesen Augenblick heiß herbeigesehnt. Nun hat er noch ein paar anstrengende, aber bestimmt auch schöne Tage vor sich.
Ja, und dann gibt es noch die „Glücklichen“ in den Kneipen und im Festzelt…. Wein, Bier und andere geistige Getränke gehören zu einer Kirmes dazu wie Schießbude und Bratwurst. Aber! Das Jugendschutzgesetz hat seine Berechtigung und wird doch oft missachtet. Daran sind weiß Gott nicht die Wirte allein schuld. Vielmehr haben viele Jugendliche in „sportlichem Wettkampf“ des Öfteren ihre Gesundheit, ja sogar ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
Und nun können auch Mechel und ich uns zu den Glücklichen zählen: Seit Kurzem gibt es die offizielle Nachricht, dass seit ein paar Jahren immer weniger Jugendliche dem Alkohol noch zusprechen.
Das nennen Mechel und ich „Völ Glöcks en / met de Kermes!“ Un Mechel meenden ok noch: „Dat met die Vögels – dat moj ni so ernst nähme. Ek heb vandag völ met hochdeutse Menße te dun!“
Euer Hendrick

Sprungbrett Wallfahrt

„Auf nach Rom! Komm‘, Mechel, wir machen eine Demo beim Papst!“ Das war meine erste Reaktion, als ich hörte, dass unser Pastor Lohmann auserwählt wurde. Weihbischof soll er werden, und das heißt, er verlässt uns. Es ist natürlich ein ordentlicher Sprung auf der Karriereleiter, auch wenn er es nicht darauf abgesehen hatte. Aber muss denn immer St. Marien das Sprungbrett sein?
Schon seinem Vorgänger ist es so ergangen. Kaum hat sich die Gemeinde richtig vertraut gemacht mit ihrem Pastor, ist er wieder weg. Na, ja, immerhin waren es sechs Jahre, die der Rolf hier in unserem Städtchen verbrachte. Und ich finde, es waren sechs gute Jahre, viel wurde in dieser Zeit auf die Beine gestellt. Richtig wohlgefühlt hat er sich hier, das konnte ich ihm bei jeder Begegnung anmerken. Es war ja auch ordentlich wat los in dieser Zeit – hier in Kevelaer und drumherum.
Die Flüchtlingswelle und die Not in der Welt waren große Themen, aber auch die schönen und besonderen Ereignisse hat er mitgenommen. Rund um das Basilika-Jahr hat er gezeigt, was er kann. In allem voll und ganz bei der Sache, mit Begeisterung und Hingabe hat er die Aktivitäten gut gemanagt. Das haben die da oben wohl – ich muss für mich sagen: leider – dann auch mitbekommen. Hätte er sich nicht etwas weniger engagiert anstellen können? Dann hätte man ihn uns vielleicht nicht weggenommen.
Leider hat es wohl keinen Zweck vor dem Vatikan zu demonstrieren. Es ist beschlossene Sache. Nun heißt es demnächst Abschied nehmen und warten auf den Neuen. Es bleibt spannend, denn man weiß ja nicht, was man kriegt. Wie hat der Richard das damals nur geschafft, mehr als 30 Jahre hier verweilen zu dürfen? Hoffentlich trifft unser Pastor in Xanten auch so eine nette Gemeinde, ich gönn´ et ihm.
Meine Mechel meint: „Der kommt uns bestimmt mal besuchen und dat große Event zum Jubiläum der Wallfahrt darf er ja Gott sei Dank noch mitmachen.“