Wer wird denn gleich rot werden?

Es gibt ja mehrere Gründe, warum Menschen rot werden. Also im Gesicht jetzt, nicht politisch gesehen. Bei den einen steigt der Blutdruck derart an, dass er oben aus dem Hemdkragen entweicht. Das geht oftmals mit einem wütenden Schnauben einher. Andere sind da stiller und schämen sich womöglich für etwas, das sie selbst – oder andere – verbockt haben. In eher seltenen Fällen treibt es Menschen die Röte ins Gesicht, wenn sie ein Kompliment bekommen, das ihrer Bescheidenheit doch eigentlich schmeicheln sollte.
Letzteres ist auch in Kevelaer eher selten zu beobachten. Die beiden ersten Varianten darf man aber in durchaus messbarer Stärke in unserer Stadt zur Kenntnis nehmen. Und das liegt in diesen Tagen, wo zumindest einige von uns in absehbarer Zeit den Boden unter den Füßen verlieren werden, am Belag des selbigen. Ihr merkt schon: Es geht um die Frage der Pflasterung der Hauptstraße.
Es kommt ja, wenn nicht gerade Wahlen sind, oft vor, dass die Meinung des Bürgers mit Füßen getreten wird. In diesem Fall ist das sogar mal erwünscht: Die Kevelaerer dürfen ihre Meinung sagen, damit sich die gewählten Vetreter eine Meinung bilden können – falls sie nicht schon eine eigene haben – was das beste Rot ist. Und nachher dürfen sie selbst drauf rumtrampeln, auf dem, was dann da verlegt wird.
Dass es rot wird, das Pflaster, ist wohl klar, obwohl das scheinbar noch nicht jedem klar ist. Es ist so: In der Zeichnung zu der Gestaltungsplanung, die die Ratsmitglieder – nach heftiger Diskussion, bei der es auch so manchen roten Kopf gab – beschlossen haben, ist das Pflaster rot eingezeichnet. Und Planer und Protokoll haben mehrfach bemerkt, dass die Hauptstraße zur „Straßenfamilie historische Innenstadt“ gehöre. Und die sei in weiten Teilen bereits rot gepflastert. Auch wenn der Laie das nicht unbedingt so intensiv zur Kenntnis nimmt wie die Tatsache, dass das bisherige Pflaster ziemlich uneben ist, kann man ersteres vom Hubschrauber aus gut erkennen. Aber ich schweife ab.
An Rot ist also scheinbar zumindest in diesem Falle nicht zu rütteln. Das haben inzwischen auch die „Schwatten“ gemerkt und ärgern sich grün. Und die FDP war sowieso gegen ein neues Pflaster, weil damit nur alte Wunden verdeckt würden. Tja, und jetzt?
Jetzt stehen wir auf dem Boden der Tatsachen (noch) und haben einen Beschluss und einen damit ausgelösten Vorgang, der zumindest als einer der schnellsten in die Kevelaerer Stadtgeschichte eingehen wird. Denn entgegen sonstiger Gepflogenheit, alles fast endlos zu diskutieren – wie etwa die Umbauung der Paal‘schen Quelle oder die Umbauung städtischer Bediensteter – , wird hier schon bald ein Ergebnis vorliegen. Und das buchstäblich.
Du musst ja nicht ständig den Blick zu Boden senken, wenn dir der Belag da nicht gefällt“, meint meine Frau, die eher pragmatisch veranlagte Mechel, dazu. „Aber ein Hans-Guck-in-die-Luft will ich auch nicht sein“, antworte ich. Weil ich auch mal das letzte Wort haben will. Und weil es von den Hansels in Kevelaer schon genug gibt. Womöglich bald noch mehr, je nach dem, wie rot sie werden.
Euer Hendrick