Kevelaer Kolumne

Oh Weh Eins!

Da bekommen wir doch kurz vor Weihnachten, wen wundert es, noch ein vermeintliches Weihnachtsgeschenk von der Politik in Düsseldorf präsentiert.
Die OW1 soll doch schon bald kommen. Zumindest will uns die Politik das glauben machen. Aber das haben wir ja schon sooooooo oft gehört: „… jetzt ist es endlich soweit.“, „…. bald wird sie kommen die Ortsumgehung“, usw. usw. Keiner glaubt mehr wirklich daran, wenn- gleich wir das sicherlich alle sehr gerne glauben möchten. Schließlich leben wir in einem Wallfahrtsort, der vom Glauben schon seit 375 Jahren lebt. Aber glauben heißt nicht wissen.
Wir wissen aber, dass uns demnächst ganz hoher Besuch ins Haus steht.
Der Bundespräsident kommt zum Weihnachtskonzert nach Kevelaer, und der sagt der Politik doch gerade, wo es lang geht. Er soll dafür sorgen, dass die Politiker jetzt mal zu Potte kommen mit der Regierung. Und das bringt mich auf eine Idee.
Wie wäre es, wenn wir uns am 16. Dezember, dem Tag seiner Anreise, alle in unsere Autos setzen und dann im Kreis umherfahren? Immer die Strecke Winnekendonk – Kevelaer und zurück über Wetten und wieder hinten anstellen in Winnekendonk.
Dann wird der höchste Mann im Staate einmal erleben, wie das ist, wenn man nach Kevelaer hinein möchte, aber nicht kann. Vielleicht kommt er dann zu spät oder gar nicht erst an. Das wäre gar nicht auszumalen, was dann los wäre. Vielleicht würde er mit diesem Wissen, den Politikern und Beamten in Düsseldorf glauben machen, dass die OW1 kommen muss und zwar jetzt, damit uns das Dauer-„Oh Weh Eins“ endgültig genommen wird.
Die Mechel, meine Frau, meint: „Hendrik, du weißt doch, wie das ist, wenn man sein Stiefelchen nicht vor die Türe stellt und nicht daran glaubt, dann bringt weder der Nikolaus noch der Weihnachtsmann die Geschenke.“
Euer Hendrick

Leute – so nicht!

Nächstenliebe, Spendenaufrufe, Barmherzigkeit, was fliegen einem gerade zur Advents- und Weihnachtszeit nicht alles für Begriffe und Wünsche um die Ohren. Das Herz des Menschen und seine weiche Seele sind angesprochen und Mildtätigkeit ist das aktuelle Wort zur voradventlichen Jahreszeit.
Und wie passt diese Geschichte dazu, die sich unlängst auf Kevelaers Straße(n) zugetragen hat? Da liegt eine hilflose Frau auf dem Bürgersteig, zwei Meter entfernt ihr Rollator. Sie zuckt und wedelt mit den Armen, um Hilfe bettelnd oder infolge eines Anfalls. Mehrere Autofahrer, denen die oben erwähnten Begriffe anscheinend völlig unbekannt sind, fahren achtlos vorbei. („Keine Zeit!“ – „Hab ich gar nicht gesehen.“ – „Da wird sich schon jemand drum kümmern.“)
Dies sind ebenso wahrscheinlich wie unfassbar ihre Kommentare, die sie sich im Vorbeifahren gedacht oder vor sich hin gemurmelt haben. Einer unter ihnen hat als Beifahrer auch noch die Zeit und Muße, seinen Hohlkopf aus dem Fenster zu halten und das traurige Geschehen auf dem Bürgersteig zu begutachten.
Sofort fallen mir da Bilder ein von Gaffern, die bei einem Autobahnunfall ihre Handys den Verletzten ins Gesicht halten. Zynischer und menschenverachtender geht es nicht mehr!
Zwei beherzte Männer kommen endlich hinzu und helfen der Frau auf, bringen sie und ihren Rollator zu ihrer Wohnung.
Unser aller Zusammenleben wird geregelt durch den Inhalt dicker Bücher namens „BGB“ (Bürgerliches Gesetzbuch) oder „StGB“ (Strafgesetzbuch), wobei dieses einen Paragraphen enthält, den man wohl angesichts des Verhaltens obiger Autofahrer gezwungenermaßen hineinschreiben musste: Nr. 323c StGB bestraft ausdrücklich solche Leute wegen „unterlassener Hilfeleistung“ mit hohen Geldstrafen oder zwei Jahren Gefängnis.
Wenn man ihrer denn einmal habhaft werden könnte. Bis dahin hilft nur unser Glaube an das Gute im Menschen, und dass solche Verhaltensweisen zwar spektakulär und verwerflich, aber hoffentlich die unrühmliche Ausnahme bleiben.
Mechel ist spinnegiftig über sowas und meint: „Inne Pott met dat Gesokks – sofort! So Lüj motten ens eiges inne Geut legge.“
Euer Hendrick

Rumms – es hat geknallt

“Rumms – es hat geknallt“. Erschrocken blicke ich hoch und sehe zwei Autos, die sich an dieser Ampelkreuzung etwas zu nahe gekommen sind.
Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass es der eine Fahrer „noch mal eben“ probiert hat, bei Dunkelgelb über die Kreuzung zu huschen.
Pech für ihn, dass ein anderer Wagenlenker Ähnliches probierte, indem er bei „noch nicht ganz grün“ mit Volldampf schon losbretterte.
Gottlob hat es keine Verletzten oder gar Toten gegeben. Aber dieser absolut vermeidbare Unfall wird beiden Fahrern hoffentlich eine Lehre gewesen sein, solche riskanten Manöver nicht zu wiederholen.
Mein Rat zu dieser lästigen Erscheinung, die in letzter Zeit wie eine Seuche um sich gegriffen hat: Zieht diese Autofahrer per Fahrverbot und Geldstrafe aus dem Verkehr. Es ist die einzige Sprache, die sie verstehen (müssen).
Ja, wie denn? In anderen Städten hat man sich angesichts des knapp bemessenen Personalstandes der Polizei zähneknirschend, aber einsichtig zu der Investition von sogenannten „Blitzer-Ampeln mit Kamera“ durchgerungen.
Und wer jetzt sagt, diese angeblich viel zu hohen Geldausgaben „wegen ein paar Vollpfosten“ würden sich nicht lohnen, der möge sich einmal die Mühe machen und die eben beschriebenen Fälle pro Tag an jeder Kevelaerer Ampelkreuzung zählen.
Die Zahl, z.B. an der B9/Rheinstraße sowie an der OW1 (Weller Straße) ist leider sehr hoch, würde aber nach dieser Installation rapide abnehmen.
Und wer kann denn sicher voraussagen, dass beim nächsten „Rumms“ wieder nur das Blech beschädigt wird?
Mechel schüttelt ihren Kopf und sagt: „Ek verstonn die Menße ni – twee Sekonden gespoart on drie Wäke in’t Klöster, die sin doch knatts geck!“
Euer Hendrick

Novemberfreuden? Aber ja!

Brrr – dieses triste Wetter. Diese grauen Wolken, dieser Nebel, dieser Regen!
Und was kommt noch alles, bevorzugt in dieser Jahreszeit? Niesen, Schnupfen, Grippe. Ich fasse zusammen: Oselig, man darf auch geröst uselig sagen.
Dann häj alles bejenn.
So – nauw mott et gut sin met et Kümme. Sieht denn keiner die bunten Blätter, wie sie in vielfältigen Farben, z.B. als wilder Wein an der Hauswand hängen? Man spaziere doch einmal an einem der vielen trockenen Tage durch die Schravelener Heide und höre dem Rascheln der Blätter zu, das einen ersten Vorgeschmack bietet auf das Knirschen des Schnees, durch den wir – hoffentlich – in wenigen Wochen stapfen.
Und alle, die es nicht unbedingt in die freie Natur zieht, können sich bei einem abendlichen Rundgang durch die Stadt an der zusätzlichen Beleuchtung freuen, die derzeit allenthalben montiert wird und die nahe Adventszeit ankündigt.
Jeder Geschäftsmann kennt den Spruch „Licht lockt Leute“; aber die Menschen gehen nicht nur aus so profanen Beweggründen durch die Stadt. Es hat gerade im November etwas von Vorfreude an sich und die ist bekanntlich die schönste Freude. Steigern wir diese Vorfreude, indem wir an den dunklen Abenden mit den Kindern / Enkelkindern basteln und / oder den beliebten Geruch von Pöfferkes durchs Haus ziehen lassen.
Meine liebe Mechel meinte schon vor Tagen ganz verträumt: „Et es doch wahrhafteg de schönste Tit in’t Joar, of nit?“
Euer Hendrick

Nur Mut!

In den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, in denen ich meine Jugendzeit verbringen „durfte“, war “Nur Mut!” ein häufiger Ruf und Spruch meiner Eltern. Sie versuchten mir, dem verängstigten Kind, Mut zu machen, den ich zum Überleben dieser wahnsinnigen Jahre auch dringend brauchte. Und ich kann es nur glaubhaft wiederholen: Mir und später auch meiner Mechel wurde während der wundersamen Ereignisse um die Errichtung der kleinen Kapelle von „allerhöchster Stelle“ Mut zugesprochen.
Die grausamen Zeiten haben sich gottlob etwas geändert, zumindest hier in Europa sogar ein wenig gebessert. Dennoch bleibt der Spruch aktuell: „Nur Mut!“, rufen wir heute in Kevelaer der CDU zu, die sich wieder finden möchte / möge! Ein Gleiches gilt auch allen vernünftig denkenden Menschen, die z.B. seit Jahren für die überfällige Weiterführung der OW 1 kämpfen.
Letztendlich soll auch den Müttern und Vätern Mut zugesprochen werden, dass das bisher so gute Angebot der Kitas vor allem für die Allerkleinsten erhalten bleibt. Und dass man allen kranken Menschen, egal mit welchen Problemen sie sich herumplagen, Mut zur Heilung und Genesung zusprechen muss, versteht sich von alleine.
Und was sagt meine mutige Mechel all diesen Menschen: „Lott mer blos de Kopp nit hange, et sall well ducke!“
Euer Hendrick

Pilgerslalom

“Kevelaerer wieder erwünscht“ – so schrieb einst scherzhaft ein beliebter Wirt auf der Hauptstraße, wenn das Ende der Pilger-Saison nahte.
Die „Saison“ wurde vor vielen Jahren einmal definiert vom 1. Mai = offizielle Eröffnung, Stichwort Pilgerpforte, bis 1. November, wiederum Stichwort Schließung der Pilgerpforte.
Trotz dieser offiziellen Daten besuchen viele Gläubige (natürlich inklusive Kaffeefahrer) unsere Stadt auch in den Frühlingsmonaten ebenso wie in Herbst und Winter.
Doch nur in der sogenannten „drucken Zeit“ (Kevelaerer Ausdruck für Hauptsaison) erlebten wir vor vielen Jahren – und heute leider wesentlich seltener – wie sich eine Prozession nach der anderen würdevoll, andächtig, manchmal sogar majestätisch vom Bahnhof kommend über die Hauptstraße auf den Kapellenplatz zu bewegte. Auffällig so manche holländische „Prozessie“, gekleidet in der Landestracht, lautstark hörbar, aber in andächtig gemeinter Marienverehrung.
Und dann gab und gibt es immer noch kleinere Gruppen, die auch als Prozession verstanden werden wollen (und sollen!). Sie biegen in die Hauptstraße ein und dann stockt heutzutage schon mal der allgemeine Ablauf. Man schiebt und drängt sich an Pilgerweg (!) versperrenden Stühlen und Tischen vorbei, fühlt sich von den Kaffeetrinkern als Showelement betrachtet und sucht nach einigen Slalom-ähnlichen Bewegungen wieder zu seiner Andacht zurückzufinden. Nur ein Dutzend Meter weiter geht dasselbe „Spielchen“ von vorne los. Da gibt es teilweise Durchgänge von maximal vier Metern.
Wenn besagter Hauptstraßenwirt scherzhaft seine Kevelaerer wieder herbeiwünschte, so wünschen wir als gastgebende Stadt doch auch die Pilger zu uns und nicht nur im Scherz!
Was soll also die ständige Behinderung beim Einzug in die Stadt? Mechel hätte Verständnis für die Ankommenden: „Wenn die dat Geworstele ens satt sin un noots mer komme, dann süht Kävele alt ütt!“
Euer Hendrick

Strippen ziehen, von Adenauer gelernt?

Wer sich zur Wahl stellt, der muss damit rechnen, nicht zu gewinnen. Das ist jedem klar. Selbst der alte Konrad Adenauer (CDU) wusste dies. Denn vor der Wahl zum ersten Bundeskanzler der noch jungen BRD hatte er nur eine Stimme Mehrheit. Adenauer war ein Meister im Strippen ziehen und war damit sehr erfolgreich. Schließlich hat er danach das Amt 13 Jahre lang ausgefüllt.
Scheinbar waren unmittelbar vor der entscheidenden Ratssitzung zur Wahl des stellv. Bürgermeisters auch Strippenzieher zu Gange. Diese „Gesellen“, die NICHT aus den politisch gegnerischen Lagern waren, wollten aus NOCH unbekannten Gründen, „ihren“ CDU-Kandidaten scheitern lassen.
Denn auch dieser war mit nur einer Stimme Mehrheit von der CDU, die das Vorschlagsrecht für dieses Amt hat, dazu bestimmt worden.
Und wie üblich bei solchen Wahlen geht der Kandidat auf die anderen im Rat vertretenen Parteien zu, um für Zustimmung zu werben. Und der durfte hoffen, dass er gewählt wird.
Doch die Strippenzieher waren erfolgreicher. Sie stimmten eigene Leute, aber auch in den anderen Parteien um. Und so kam es zu diesem bisher einmaligen und beispiellosen Wahlausgang im Kevelaerer Rat.
Sehen so Wahlsiege aus? Doch wohl nicht.
Denn der Schaden ,den sie angerichtet haben, ist gross. Das Ansehen am Ehrenamt des stellv. Bürgermeister ist beschädigt. Es wurde zum Spielball persönlicher Interessen. Auch das Vertrauen in eine ehemals starke und einheitlich auftretende CDU ist zum wiederholten Male geschwächt worden. Die Gräben sind anscheinend immer noch tief. Auch die anderen beteiligten Parteien haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, denn sie haben sich vor den Karren spannen lassen.
Lernen die es denn nie? Es bleibt zu hoffen, dass die CDU an ihrer Kandidatenwahl festhält. Denn nicht er ist gescheitert. Andernfalls muss sie sich fragen lassen, ob zukünftig die politischen Gegner die CDU-Kandidaten bestimmt. Was dann auch einmalig wäre.
Die Mechel, meine Frau, meint: „Hendrick, Kevelaer ist doch ein Dorf und Frauen sind geschwätzig. Nächste Woche sag ich dir genau, wat da los war.“
Euer Hendrick

Sankt Martin möchte was hören

Da sage noch einer, der Herbst sei eine ungemütliche Jahreszeit. Beeinflusst von so manchen Wetterberichten und -prognosen mag dieser Eindruck vordergründig ja stimmen. Aber da fallen einem nach kurzem Überlegen doch bestimmt auch so schöne Dinge ein wie erleuchtete Fenster, die ihren gelben, warmen Schein nach draußen schicken, hinter denen man sich sogleich ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer vorstellen kann. Und in demselben steht ein warmer Ofen, der mitsamt dem Duft von gebratenen Äpfeln Behaglichkeit pur ausströmt…
Oder komme ich nun mit diesem Bild von einem alten Ofen doch etwas zu altmodisch daher? Sind Erinnerungen altmodisch, weil von gestern, von früher?
Ein Sprichwort sagt, sie seien „das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann“. Wie komme ich nun zu dem Thema in der Überschrift?
Ich erinnere mich an vergangenes Jahr, wo ich am Martins-Abend am Straßenrand stand und viele Kinder mit ihren Lampions vorüberziehen sah. Sie folgen alljährlich einer alten Tradition, haben dafür sogar in vielen Stunden sehr kreativ die eine oder andere Laterne oder Fackel mit einem bestimmten Motiv gebastelt, empfangen traditionell am Ende ihres Fußmarsches eine wohl gefüllte Tüte mit allerhand Leckereien. Also: Tradition = Erinnerung. Aber fehlt da nicht etwas?
Nein, eigentlich nicht, denn vor mir zog eine Schulklasse vorbei, die lauthals ein bekanntes Martinslied (Tradition!) sang. A l l e Kinder dieser Klasse sangen, wie „es sich gehört“ (Tradition!). Und eine Minute später kommt eine weitere Klasse vorbei, mindestens ebenso lautstark, ich höre aber nur Rufen und Geschnatter, sehe gegenseitiges Geschubse. „Singen ist doch uncool“, sagte mir ein Steppke, den ich aufforderte, in den Gesang der anderen Gruppen mit einzustimmen.
Da wächst jedes Jahr meine Achtung vor den begleitenden Lehrpersonen und Eltern, die mit ihrem lauten Gesang für die Jüngeren ein Vorbild abgeben. Das Herz geht einem auf, wenn am Ende des Umzuges unser „Wor hör ek t’hüß“ erklingt. Für manche lieben Kleinen ist die gefüllte Tüte „cool“, aber dafür auch zu singen ist „uncool“. Ich kann sagen, bislang sind die „Uncoolen“ gottlob in der Minderzahl. Hoffentlich setzt sich wenigstens diese Tradition fort.
Meine liebe Mechel meinte: „Lott se doch, de meste hebbe doch best gesonge. Un nauw komm nor Hüß, ek heb de Pöfferkes färch.“
Euer Hendrick

Mijnheer – kunt u mij helpen?

Von meinen Wanderungen durch die Stadt und darüber hinaus habe ich ja schon des Öfteren erzählt, auch von den netten Gesprächen mit netten Leuten, was sich hin und wieder so ergeben hat. Nun kommt eine weitere Variante hinzu: Man bat mich um Hilfe. Und wie Sie an der Überschrift schon erkennen können, war es kein Kevelaerer oder sonstiger Landsmann – nein, es war ein holländischer Autofahrer.
Er kam zu Fuß auf mich zu, weil – er sein Auto suchte. Nun hatte er gottlob den größten Teil schon geschafft, das Ziel war also schon „warm“ und ich sollte ihm zum „heiß“ verhelfen. Da stehen wir auf der Basilika­straße, Anfang Johannes-Stalenus-Platz und betrachten die Brunnenfigur, die uns gemeinerweise mit ausgestrecktem Arm wieder zurück in die Stadt schicken will.
Der Holländer zeigt mir einen Parkschein, den er „hier irgendwo“ gelöst hatte. „Basilika Ost“ stand da zu lesen. Und da wusste ich ihm zu helfen! „Mijnheer, dat ist dieser Parkplatz“ und ich weise mit meinem Arm genau entgegengesetzt zu Johannes dem Täufer auf den „Parkplatz Basilika Ost“: Ein glücklicher Holländer mehr…
Liebe Stadtväter, jetzt ist es langsam an der Zeit, dass Kevelaer sich sein „Unverwechselbar“ aber auch hier verdient, und zwar in der Hinsicht, dass unsere Parkplätze einmal in ein unverwechselbares Parkleitsystem eingebunden werden.
Es ist für einen Ortsfremden wegen unserer manchmal etwas seltsamen Einbahnstraßenregelung schon schwer genug, wieder aus der Stadt hinaus zu gelangen; aber dazu sollte er wenigstens vorher sein Auto gefunden haben!
Und wo ich gerade bei den Vorschlägen bin: Mein Nachbar fährt Brötchen holen oder er will in der Apotheke ein Rezept einlösen, beide Geschäfte sind ihm aus verschiedenen Gründen zu weit zu laufen. Jedenfalls sind das zwei Vorgänge, bei denen er sein Auto maximal zehn Minuten abstellen muss. Deswegen einen Parkschein ziehen? Deswegen keinen Parkschein ziehen und ein Knöllchen riskieren? Andere Städte haben dieses Problem längst mittels der sogenannten „Brötchentaste“ am Parkautomaten gelöst, die einem das kurzzeitige(!) Parken gestattet.
Und meine Mechel ergänzt kurz und kräftig: „Gej mott ni blos effkes „unverwechselbar“ ruupe, gej mott ok wat doarför dun!“
Euer Hendrick

Tierische Geheimnisse und Gerüchte

In unserer schönen Stadt erlebt man ja so allerhand, das ist unbestritten und erweist sich meistens als positives Geschehen. Wenn es allerdings nur noch ums Abwarten und Warten auf ein bestimmtes Ereignis geht, verliert man schon mal die Lust, die hübsche Stadt zu loben und verlegt sich aufs Gerüchteschmieden, menschlich verständlich.
Da wird, man glaubt es kaum, vor fast zwei Jahren (!) eine alteingesessene und beliebte Gaststätte geschlossen, auf dass an selber Stelle ein Lebensmittelmarkt entstehe. Ich wandere fast täglich an diesem Ort vorbei und schüttele jedes Mal heftiger mit dem Kopf.
Zuerst tat sich mal nichts, was infolge der neuen Situation noch verständlich war – man musste ja planen und überlegen, Verträge aushandeln etc. Und dieses Nichts ist bis heute so geblieben. Inzwischen wuchert das Unkraut (auf meinem zukünftigen Einkaufsgelände!) dermaßen hoch, dass ich bei jedem Spaziergang schon meine, da turnen die ersten Viecher, sprich Affen durchs Gestrüpp. Wenn es wenigstens grasende Kühe wären – deren Ernährung wäre gesichert!
Nun kommt das nächste Gerücht in die Welt, warum nach erfolgter Genehmigung, das Gebäude abzureißen und endlich (!) ebenso erfolgter Baugenehmigung für besagten Discounter immer noch nix passiert. Es sind die Fledermäuse! Kein Wunder: wenn ein Gebäude so lange leer steht, suchen sich die Viecher ein geeignetes Plätzchen. Aha, nun lautet die Devise: Es darf aus Arten- oder Tierschutzgründen nicht gebaut werden. Sehr zur Freude wahrscheinlich für die kleine Bevölkerungsgruppe, die mit Protesten ihrerseits auch dafür gesorgt hat, dass es mit dem Bau nicht losgehen konnte.
Meine Mechel sieht Folgendes kommen: „Pas op! Dat gev met all dat Gestrünk enne neje Irrgarten. Irrland kriegt Konkurrenz!“
Euer Hendrick