Ein einmaliges Erlebnis

Ungläubiges Staunen, anerkennende Blicke und am Ende viel Beifall erhielten die 20 Künstler, die sich ein Wochenende lang der Aufgabe gestellt hatten, auf den großen Holzwänden das jeweils von ihnen ausgewählte christliche Motiv zu erstellen.
Am Ende standen die Werke reihum aufgerichtet im Forum Pax Christi – und viele der Besucher aus Kevelaer und von außerhalb konnten sich wortwörtlich „ein Bild“ davon machen, was in diesen 72 Stunden an meisterhaften Arbeiten fertiggestellt worden war.
„Ich bin sehr, sehr bewegt“, versuchte Frederike „Fredda“ Wouters, die Initiatorin des Madonnari-Festivals, beim Abgehen der einzelnen Bilder ihrer Gefühle Herr zu werden, nachdem sie schon „die ersten sentimentalen Momente“ mit einigen Künstlern geteilt hatte und die Anspannung von ihr abfiel.
Der Vergänglichkeit bewusst
Drei Tage lang hatten die 19 Künstler aus allen Herren Ländern – von den USA bis Russland – im Forum Pax Christi gearbeitet, waren zur Andacht in der Kerzenkapelle gewesen, waren von der Kirchengemeinde als Partner ins Priesterhaus zum Speisen eingeladen worden und hatten im KuK-Atelier abends zusammen Musik gemacht.
„Man genießt das, weil es so vergänglich ist – das alles hier ist so in dieser Konstellation halt einmalig“, dankte Wouters später allen am Festival Beteiligten und erinnerte gerade im Kontext der vielen dargestellten „starken Frauen“ an 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland.
Lob gab es von allen Seiten: Anne van Rennings von „wirKsam e.V.“, erstmalig als Kooperationspartner dabei, unterstrich: „Das Festival verkörpert alles, wofür wir stehen – nämlich gemeinsam Atmosphäre in das Forum Pax Christi und die Stadt zu tragen.“ Bürgermeister Dominik Pichler freute sich über die ungeheure Resonanz, hielt sich mit Kunstbewertungen aber zurück. „Das war schon vor zwei Jahren ein Erfolg – und jetzt ist es wieder einer.“ Und Bernd Pool vom Stadtmarketing meinte: „Das ist bestens gelaufen. Das Interesse der Kevelaerer hat mich gestern schon überrascht und es sind viele Auswärtige da.“

Das Siegerbild.


Zu den vielen Auswärtigen zählte auch der Gelsenkirchener Manfred Winkler, der wie alle Besucher kaum aus dem Staunen herauskam. „Sowas wie hier habe ich noch nicht erlebt“, zeigte er sich „hin- und hergerissen“, welches Bild nun sein Favorit sein soll. Viele Besucher hatten immer mal wieder in den Tagen geschaut, wie weit die Bilder sind oder schauten sich wie Theresa Schulz die Bilder in der „Endfassung“ an. „Die Darstellung – das Leben des alten Mannes am Ende seiner Zeit“, das fand sie an dem gedämpften Porträtbild des Spaniers Eduardo Relero einfach nur spannend.
Marianne Heutgens hatte ein anderes Bild im Blick. „Dieser Gesichtsausdruck, der gehört in eine große Diele mit Wand“, konnte die Kevelaererin den Blick nicht von dem Meeresbild mit dem Jesusgesicht des Mailänders Tiberio Mazzocchi wenden.
Das Bild hatte der Italiener in Anlehnung an eine Bibelstelle aus einem Korintherbrief und der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri mit Jesus als eine Art „Leuchtturm des Evangeliums“ in stürmischer See kreiert. Aus den Händen von Bürgermeister Dominik Pichler erhielt der völlig überraschte Künstler am Ende des Nachmittags eine Plakette als Gewinner des Publikumspreises.
Das Favoritenbild wählen
Die Betrachter hatten über die Tage die Gelegenheit, mit einem Kreuz auf einer Karte ihr jeweiliges Favoritenbild zu wählen. Und erstmals konnte man auch auf Plastikschildern die Erläuterung und die Gedanken zu den Bildern an den Werken nachlesen.
Zur Freude des Künstlers war das Bild dann auch das einzige, das bei der offiziellen kurzen Versteigerung im Anschluss an die Verleihung für 600 Euro an den Kevelaerer Dietmar Wiejack verkauft wurde. „Ich mag die Farben, die Natur. Der Jesus guckt so schön – astrein“, hatte Wiejack schon eine Idee, wohin das Kunstwerk kommt. „Das steht bei uns im Garten – wettergeschützt natürlich.“
Was war sonst noch los?
Auch die Angebote neben dem „Kern“-Festival fanden viel Beachtung: So zeigte Günter Grader die jahrtausendealte Encaustic-Technik, mit der innerhalb von Minuten über verlaufenes und „gebügeltes“ Wachs kleine Kunstwerke entstanden. Die Malerin Tatjana van Went bot einen kleinen Pastellkreide-Workshop an. Straßenmusiker liefen in der Innenstadt herum, Daniel Wouters und die Gruppe „mental-lift“ boten Klangmusik an und trugen so zu der besonderen Atmosphäre bei.
Im Museum liefen der Workshop „Madonn-art for me“ mit der Pädagogin Indra Peters und eine öffentliche Führung „Madonna in Tausend Bildern“. Und ein geführter Galerienbummel bezog Standorte der City mit in das Festival ein.
https://www.kevelaerer-blatt.de/madonnari-festival/