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St. Martin ritt auf seinen Schimmel durchs Dorf. Foto: BPH
Am Samstag, 11. November 2023, durfte St. Martin glücklicherweise ohne Schnee und Wind den Kindern eine Freude bereiten

St. Martin ritt durch Winnekendonk

In nur drei Jahren jährt sich der Fackelzug, der immer am Samstag nach St. Martin durch die Straßen von Winnekendonk zieht, zum 100. Mal.

Stolz ritt St. Martin auf seinem Ross über den Kapellenplatz. Foto: LS
Während des Martinszuges und des Feuerwerks blieb es trocken

St. Martin in Kevelaer

Eine alljährliche Tradition in der Wallfahrtsstadt Kevelaer ist der große St. Martinszug.

St. Martin ritt allein umher

In Coronazeiten wurden auch die Martinszüge abgesagt. Doch die Schulen, Kindergärten und Martinskomitees ließen sich davon nicht beirren: Notfalls reitet der Heilige Mann eben alleine durch die Stadt und besucht danach die Kinder.

So bekamen die Kinder der Antonius- und der Hubertus-Grundschule Besuch von St. Martin. Gespannte Vorfreude war zu spüren, als sich die erste Hälfte der insgesamt 450 Schüler der Antonius-Grundschule im Klassenverbund mit Abstand auf dem Schulhof versammelten.

In der Hand trugen die Kinder jeweils die von ihnen und ihrer Klasse gestaltete Laterne mit dem entsprechenden Motiv. Der Vorsitzende des Kevelaerer Martinskomitees, Bernd Pool, beobachtete die Szenerie. „Wir wollten vor allem, dass in diesen Zeiten das Brauchtum St. Martin lebendig bleibt. Deswegen gibt es ja auch diese ganzen Aktionen drumrum.“

Der Schulrektor begrüßte dann nicht im stimmungsvollen Abendlicht, sondern bei strahlender Sonne alle Kinder, die ihre Lichter gemeinsam hochhielten. „Ich freue mich, dass ihr jetzt hier seid und finde es toll, was für wunderschöne Laternen ihr gebastelt habt.“ Anschließend wendeten sich die Augen der Kinder auf die Erscheinung auf dem Pferd, dass flankiert von zwei Dienern im besonderen Gewand auf den Schulhof kam.

St. Martin selber war von der Lampenvielfalt begeistert. Er lobte die Kinder und tröstete sie, weil es diesmal eben anders sei als sonst. Und natürlich ließ er sich nicht die szenische Aufführung „seiner“ Geschichte entgehen, die die Schüler der Klasse 4a vorbereitet hatten.

Dabei machte die Erzählerin die Bedeutung der Geschichte deutlich: „Teilen bedeutet hier, immer zu tun, was nötig ist. Wenn wir danach handeln , dann können wir jeden Tag vieles teilen. Wir müssen uns nur bemühen, zu erkennen, was unsere Mitmenschen nötig haben. Dann bist Du auch ein kleiner Sankt Martin.“

Alle Grundschüler bekamen danach in den Klassen Weckmänner und Martinstüten. Sie verlebten einen gemeinsamen Martinstag in der Schule mit Basteln und Frühstücken unter strengen Auflagen.

Nach seinem Besuch passierte der Heilige Mann auf seinem Pferd die Wochenmarkt-Stände und ritt über die Hauptstraße und die Basilika, reichte einzelnen Passanten kleine Präsente und bewegte sich dann Richtung Hubertus-Grundschule.

Mit ihren selbstgebastelten Laternen erwarteten die Schüler im Klassenverbund auf dem Schulhof den St. Martin.

Dort warteten schon die Kinder auf dem mit Hütchen und Bodenkennzeichnungen nach Klassen klar abgegrenzten Schulhof. Die Kinder waren am Morgen in eine mit Lichterketten beleuchteten Schule gekommen. „Wir wollten ihnen ein Gefühl von Feierlichkeit verschaffen, das Gemeinschaftsgefühl stärken“, erklärte Konrektorin Anke Batke. Die selbstgebastelten Lampen der Kinder standen als kleine Laternenausstellung auf den Fenstersimsen der Schulflure.

„Ihr dürft nicht singen, habt den blöden Mundschutz vorm Gesicht. Da müssen wir jetzt durch“, meinte Pastoralreferent Bastian Rütten, der eine kleine Morgenandacht gestaltete. Statt lautem Gesang gab es entsprechend der Auflagen Martinsmusik vom Band. „Das ist soviel anders“, fand er den passenden Ton zwischen religiös und kindorientiert-locker. Aber ich freue mich, dass wir hier als Schulgemeinschaft ein bisschen St. Martin feiern und uns erinnern, wer St. Martin für uns gewesen ist“, sagte er.

St. Martin selber konnte auf dem Schulhof aufgrund der Größe des Platzes sogar eine kleine Runde absolvieren. Er sah zudem zu, wie auch hier die Klasse 4a die Martinsgeschichte nachstellte. Nachdem er auch hier sein Bedauern für die Umstände zum Ausdruck gebracht hatte, wünschte er den Kindern von Herzen alles Gute, bevor er mit dem Martinslied vom Band verabschiedet wurde. Anschließend verteilten die Klassenlehrerinnen mit Hilfe von Kinder nder Klasse die Martinstüten in der jeweiligen Klasse.

Ein bisschen St. Martin ist so angekommen

Eine große Überraschung gab es in den Seniorenheimen. Das KvGG und die Gesamtschule verteilten an die Altenheime der Stadt knapp 300 Martinslaternen.

So wurde Marcel Robens bereits erwartet, als er auf dem Balkon des Winnekendonker Katharinenhauses mit drei großen Körben eintraf. „Echt klasse“, war nicht nur Claudia Püschel vom sozialen Dienst der Einrichtung erfreut. Auch die Bewohner der Alteneinrichtung strahlten über das besondere Geschenk, das ihnen an diesem Tag gebracht wurde. Hannelore Nesceri (92) freute sich, eine der selbstgebastelten Lampen zu erhalten. „Das ist sehr schön, ich habe auf die Kinder gewartet“, war sie ein wenig traurig, dass diese nicht mitdurften.

„Der Sankt-Martinszug fällt ja aus in Kevelaer. Einfach zu sagen, dieses Jahr geht nichts, war für uns keine Option“, erläuterte Marcel Robens, Lehrer am KvGG und Mitinitiator der Aktion.

„Von der Bürgerstiftung Seid einig kam der finanzielle Support für die Idee, dass die die fünften und sechsten Klassen des KvGG und der Gesamtschule Lampen basteln“, erläuterte Marcel Robens. So solle etwas Freude in das durch Corona beeinträchtigte Leben der alten Menschen gebracht werden. „Der Gedanke des Teilens kann in diesem Jahr besonders gelebt werden. Und dass die Kinder in diesem Jahr an die denken, die besonders zu kurz gekommen sind“, sagt Robens. „Deswegen haben die Kinder auch mit entschieden, dass sie das unterstützen wollen. Sie haben alle fleißig gebastelt und schenken die Lichter den Seniorenheimen.“

Ursprünglich war vorgesehen, die insgesamt gut 300 Laternen, die Schüler der Gesamtschule und des KvGG in den vergangenen Wochen gebastelt hatten, möglichst zeitgleich an die Altenheime zu übergeben.

„Wir als KvGG haben das Katharinenstift, das Elisabeth-Stift und die Demenzgruppe. Die anderen drei Einrichtungen, Regina Pacis, Clemenshaus und das Josefs-Haus in Wetten, hat die Gesamtschule übernommen.“ Doch dann kam die zweite Corona-Welle und die besonderen Maßnahmen für den Monat November.

Es sei bedauerlich, dass weder die Schüler noch die Musikvereine der Ortschaften, die sich allesamt dazu bereiterklärt hatten, mit einem Martinsständchen ihren Beitrag zu der Aktion zu leisten, sagte Robens. „Alle wären sehr gerne mit dabei gewesen. Aber da jetzt fast nichts in der Öffentlichkeit erlaubt ist, mussten sie schweren Herzens sagen, dass es nicht geht.“

Doch auch die so vorbeigebrachten Lichter rührten an das Herz der Bewohner und der sie umsorgenden Menschen. „Die Idee fanden wir ganz super“, sagte Claudia Püschel, die mit ihrer Kollegin Monika Behrens die Lichter auf den Stockwerken verteilte. „Dass die Kinder das mit uns teilen, ist ganz toll.“

Man werde „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ auch versuchen, St. Martin zu feiern. „Wir werden die Laternen auf den Tisch stellen und diese großen Fensterbilder, die wir vom Pastor Boymann noch haben, aufhängen, weil der Kindergarten kommt und durch den Bürgerpark zieht.“

Diese Aktion bedeute gerade in dieser Zeit eine Menge, ergänzte ihre Kollegin Monika Behrens. Denn die Zeiten seien nicht einfach, die Bedingungen änderten sich immer wieder. „Das bringt ganz viel Helligkeit hier rein und hebt die Stimmung, ist ein fröhlicher Anblick. Das sieht man ja. Die freuen sich total. Ein bisschen St. Martin ist so angekommen.”

Wie gefallen Ihnen die neuen Laternen auf der Hauptstraße?

Alfred Franke, Winnekendonk: „Die Lampen entsprechen nicht dem Ortsbild. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie der historischen Struktur des Ortskerns angepasst worden wären. Kevelaer hat da etwas zu bewahren und LED-Technik hätte man auch kreativer gestalten können.“

 

 

 

 

Mechthild Bock, Bremen (früher Kevelaer): „Die Lampen passen nicht, die sind so modern, dass sie in eine Galerie gehören, aber nicht auf die Hauptstraße. Man hätte so antike Lampen nehmen sollen, wie sie auf dem Kapellenplatz stehen. Die neuen Lampen fallen gar nicht auf.“

 

 

 

Bärbel und Heinz Hüskes-Koprek, Aldekerk: „Zu dem neuen Pflaster passen die neuen Lampen gut. Sie sind in einer einfachen und schlichten Form gehalten. Uns gefällt die moderne Gestaltung, die von der Basilika und den historischen Häusern nicht ablenkt.“

 

 

 

 

Christian Derksen, Kevelaer: „Ich finde die neuen Lampen sehr schön. Durch mein Studium für Architektur- und Stadtentwicklung bin ich dafür, dass sich auch Kevelaer weiterentwickeln muss. Die Gestaltung ist eine schöne Neuerung für die Stadt.“

 

 

 

 

Janine Scharwat, Twisteden: „Die neuen Lampen sind moderner als die alten, passen aber nicht zu Kevelaer und besonders nicht zur Hauptstraße. Ich und meine Altersgruppe finden sie aber schön, weil sie etwas Neues und nicht nur auf die Wallfahrt ausgerichtet sind.“

 

 

 

 

Meline Goldkuhle, Kervenheim: „Unsere ganze Familie hat die alten Lampen schöner gefunden. Es sah vorher alles viel gemütlicher und uriger aus, einfach einladender. Selbst unsere Kinder finden die neuen Lampen hässlich. Modern heißt ja nicht immer schön.“

 

 

 

 

Fotos und Interviews: Jörg von der Höh