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Zwei weitere ehemalige Steingärten in Kevelaer erstrahlen in bunten Farben

Der erste Vorgartenwettbewerb der Stadt Kevelaer trägt nun erste Früchte. Die Gewinnerin des ersten Preises hat ihre Gartenumgestaltung bereits erhalten (das KB berichtete). Nun ziehen die anderen beiden Gewinner nach. Nicole und Stephan Grüttner hatten beim Wettbewerb der Stadt Kevelaer den dritten Platz belegt. Sie erhielten einen Einkaufsgutschein für das Gartencenter Breuer und machten sich kürzlich bereits ans Werk, diesen sinngemäß einzusetzen (Bild links).

Mit dem Wettbewerb möchte die Stadt Kevelaer die Bürger von den inzwischen weit verbreiteten Steingärten abbringen. Familie Grüttner verabschiedete sich in Eigenarbeit vom rötlichen Schotter. Die bereits vorhandenen größeren Pflanzen ließen die Kevelaerer bestehen, dazu kamen bodendeckende Pflanzen, die den Garten auf lange Sicht pflegeleicht halten.

Auch die Zweitplatzierten haben ihren Gewinn bereits eingesetzt (Bild oben). Anna Oymann erhielt einen Gutschein des Gartencenters Breuer und eine Beratung durch einen Gärtner. In ihrem Garten wurden die bestehenden Pflanzen und der graue Schotter komplett entfernt. In der Mitte prangt jetzt eine weiße Hortensie, umgeben von Salbei, Geranie, Glockenblumen und Fetthennen.

Neuerungen in Sachen Gebäudeenergie

Kürzlich hat der Bundestag die Weichen für Neuerungen in Sachen Gebäudeenergie und Solarstrom gestellt: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die Streichung des Photovoltaik-Förderdeckels von 52 Gigawatt installierter Leistung wurden beschlossen. Am Freitag, 2. Juli, konnte endgültig Vollzug gemeldet werden, denn auch der Bundesrat hat beiden Initiativen zugestimmt.

„Die Verabschiedung des GEG war überfällig. Denn derzeit gibt es verschiedenste Energie-Verordnungen und -gesetze, von EnEV, EnEG bis zum EEWärmeG, die ordnungsrechtlich alle nebeneinander gelten“, sagt Dr. Tim Schmidla von der „EnergieAgentur.NRW“. Die Zusammenführung ins GEG soll das energieeffiziente Bauen und Sanieren vereinfachen.

Planungssicherheit 

Ab kommendem Jahr fordert die EU von allen Mitgliedsstaaten einen definierten Niedrigst -Energiestand für Gebäude, der nun auch für Deutschland erklärt wurde. Dieser entspricht den bereits jetzt geltenden Gebäudeenergie-Standards, weshalb Kritiker des Gesetzes auch eine vertane Chance für den Klimaschutz sehen. Vorteile sollen nun die Beschlüsse vom 2. Juli unter anderem für Hausbesitzer bringen, die gerade eine Photovoltaik-Anlage planen. Dazu erklärt Dr. Nina Jordan von „ALTBAUNEU“ in Kevelaer: „Mit der Abschaffung des 52 Gigawatt-Ausbaudeckels werden neue Solarstromanlagen auch in Zukunft über die Ökostrom-Umlage gefördert. Das gibt Planungssicherheit und wird dem Ausbau der Stromerzeugung aus Sonnenenergie einen wichtigen weiteren Schub geben.“

Kevelaer ist Mitglied im landesweiten Netz „ALTBAUNEU“, das zu Themen rund um Energieeffizienz im Gebäude informiert.  In Kevelaer stieg die Anzahl der Photovoltaikanlagen bereits vor der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 43 neue Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen, dies entspricht einem Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019. Nina Jordan ist optimistisch und hofft auf einen weiteren Anstieg, motiviert durch das Ende des Photovoltaik-Förderdeckels.

Ob sich eine Photovoltaik-Anlage für Ihr Dach lohnt, erfahren Sie im Solarkataster unter www.energieatlas.nrw.de/site/karte_solarkataster.

Klimaschutz weiterhin als primäres Ziel

Als „Impulsgeber“ bezeichnet Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und Recklinghausen im Bistum Münster, die jungen Menschen, die sich für den Umweltschutz und die Schöpfungsbewahrung engagieren. Anlässlich des fünften Jahrestages der Enzyklika „Laudato Si“ im Juni sagt der Umweltbischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK): „Es ist richtig, dass die jungen Leute uns aufzeigen, dass es so wie bisher nicht weitergeht.“ Dabei hat er insbesondere die „Fridays for Future“-Bewegung im Blick. Gleichzeitig warnt er davor, dass der Umweltschutz angesichts der aktuellen Corona-Pandemie nicht von der Agenda verschwinden dürfe. „Derzeit könnte der Eindruck entstehen, dass der Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt zu einem sekundären Thema geworden sind. Aber das stimmt nicht. Klima- und Umweltschutz müssen das primäre Ziel aller Menschen bleiben“, betont Lohmann.

Die Enzyklika von Papst Franziskus, die am 18. Juni 2015 veröffentlich wurde, sei ein „wichtiger und starker Text, der die ganze Schöpfung in den Blick nimmt.“ Der Papst zeige auf, dass die Menschen neu denken und handeln müssen. Jedoch gelte, erklärt Lohmann: „Texte allein helfen nicht. Wir alle müssen uns fragen, was wir konkret tun können, etwa um den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren und die Artenvielfalt zu erhalten. Das müssen jetzt konkrete Schritte sein, die die Menschen umsetzen müssen.“ Das sei auch das Ziel der deutschen Diözesen, die unter seiner Leitung Handlungsempfehlungen erarbeitet haben. „Wir haben uns vorgenommen, dazu Rechenschaft abzulegen“, sagt der Umweltbischof. Es gelte zum Beispiel, die kirchlichen Häuser und Einrichtungen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz zu prüfen, bei der Verpachtung von Grundstücken möglichst auf die Einhaltung ökologischer Grundsätze zu achten und beim Einkauf auf Regionalität Wert zu legen. Lohmann ist zuversichtlich: „Ich meine, da sind wir schon auf einem guten Weg.“ So gebe es in den Bistümern „tüchtige Menschen, die zeigen, was möglich ist.“ Viele Ideen würden schon umgesetzt und beweisen, dass die Schöpfungsbewahrung ökonomischen Interessen nicht im Weg stehen muss.

„Zukunft einkaufen“

Im Bistum Münster etwa gebe es das Projekt „Zukunft einkaufen“, bei dem kirchliche Einrichtungen und Pfarreien für konkrete Maßnahmen zur Schöpfungsbewahrung zertifiziert werden. „Ich freue mich, dass es gerade auch auf Initiative der jungen Menschen nach vorne geht“, betont der Umweltbischof.

Die Enzyklika „Laudato Si“ ist das zweite päpstliche Rundschreiben von Papst Franziskus. Datiert ist es auf den 24. Mai 2015, veröffentlicht wurde es am 18. Juni desselben Jahres. Der Papst widmet sich darin insbesondere dem Umwelt- und Klimaschutz, zugleich setzt er sich mit den aus der Ressourcenausbeutung entstehenden sozialen Ungerechtigkeiten auseinander. Der Titel „Laudato Si“ („Gelobt seist Du“) bezieht sich auf den sogenannten „Sonnengesang des Franz von Assisi, der mit den Worten „Gelobt seist Du, mein Herr, mit all Deinen Geschöpfen“ beginnt.

Ein erster Schritt Richtung blühendem Vorgarten

Beim Vorgarten-Wettbewerb der Wallfahrtsstadt Kevelaer gab es neben dem ersten Preis (die Umgestaltung eines Steinvorgartens) zwei weitere Preise zu gewinnen. Anna Oymann (Foto oben) durfte sich mit ihrem Sohn über einen Gutschein des Gartencenters Breuer im Wert von 100 Euro sowie eine Beratung hinsichtlich der Umgestaltung ihres eigenen Steinvorgartens freuen (2. Preis).

Nicole und Stephan Grüttner (Mitte) gewannen den dritten Preis. Foto: privat

Der dritte Preis ging an Nicole und Stephan Grüttner (Foto links). Sie erhielten einen Breuer-Gutschein im Wert von 50 Euro. Die Übergabe erfolgte durch Dr. Nina Jordan (Klimaschutz Kevelaer) und Jürgen Kulcke (Imkerverein). Mit den Preisen soll zwei weiteren Kevelaerer Familien der Weg von der Steinwüste hin zum blühenden Vorgarten erleichtert werden.

Von der Steinwüste zur Insektenoase

Eine triste, graue Steinwüste zierte bis Anfang dieser Woche noch das Grundstück von Martina Behlke in Kervenheim. Insekten verirrten sich kaum dorthin und Gartenarbeit machte der Kervenheimerin zwischen lauter Steinen schon lange keinen Spaß mehr. Beim Vorgarten-Wettbewerb der Stadt Kevelaer gewann Behlke den ersten Preis und durfte sich über eine Umgestaltung ihres Gartens freuen, die vor allem auch den heimischen Insekten zugutekommen soll. Die Planung des Projekts übernahm Jürgen Kulcke, Fachmann auf dem Gebiet des Gartenbaus. „Da steckt viel Logistik hinter“, machte der Kevelaerer deutlich, als er am Dienstagvormittag mit seinem Bepflanzungsplan in Kervenheim stand. Gemeinsam mit Nina Jordan (Klimaschutz Kevelaer) sowie Anne Ripkens und Michael Bongers von der „Gasa Group Germany GmbH“ bepflanzte er an diesem Tag den Vorgarten.

Weniger Aufwand und gut für die Umwelt

Bis vor einigen Tagen bestand Martina Behlkes Vorgarten noch aus einer Steinwüste.

Die Vorbereitungen hatten am Montag bereits die Firma Steegmann (Garten- und Landschaftsbau) aus Wetten übernommen. So wurde unter anderem der Kies abtransportiert sowie der Boden aufgelockert und begradigt. Die Pflanzung, betonte Nina Jordan, solle natürlich für mehrere Jahre halten. Das bedeute nicht nur weniger Aufwand durch ständig wechselnde Pflanzen, sondern habe ganz nebenbei auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt. Denn während die Kevelaerer Klimaschutzmanagerin die einzelnen Pflanzen – und davon gibt es in Behlkes Vorgarten nun weit über 100 Stück – aus ihren Töpfen hob, stellte sie fest, wie viel Abfall dabei anfällt. Die alternativen Töpfe, die natürlich abbaubar sind, gebe es einfach noch nicht in der Masse.

Nun ist von den Steinen nichts mehr übrig und blühende Pflanzen zieren das Grundstück in Kervenheim.

Für den Vorgarten der Kervenheimerin wurden insektenfreundliche Pflanzen gewählt. Wichtig sei dabei, dass die Pflanzen eine offene Blüte haben, sagte Kulcke. Außerdem habe man beachtet, dass die Pflanzen nicht alle gleichzeitig, sondern nacheinander blühen. Neben Bodendeckern finden sich in Behlkes Vorgarten nun auch Lauch, Katzenminze und Fette Henne. „Nachher muss der Boden komplett bedeckt sein“, erklärte Kulcke. Er rechnet damit, dass der Boden im nächsten Jahr zugewachsen ist. Womit man generell aufpassen solle im eigenen Vorgarten, sind giftige Pflanzen, da der Garten für jedermann zugänglich ist. So wurde auch in Martina Behlkes Garten auf giftige Pflanzen verzichtet. Allgemeine Tipps für die Umgestaltung verschiedener Vorgärten zu geben, sei schwierig, sagte Kulcke. Denn dabei komme es immer auf den Charakter des Gartens, den Standort und die Vorlieben der Gartenbesitzer an. Wer einen komplett bedeckten Boden oder blau/weiß blühende Pflanzen nicht mag, wäre mit der Bepflanzung des Gartens in Kervenheim sicher nicht glücklich. Martina Behlke hingegen hatte es sich genauso vorgestellt und durfte sich am Dienstagabend, als sie von der Arbeit heimkehrte, über einen Garten freuen, der kaum wiederzuerkennen ist.

Kosten hängen von Größe und Vorlieben ab

Um sich die Grundlagen anzueignen, die bei der Gartenbepflanzung wichtig sind, hat Nina Jordan unter www.kevelaer.de/vorgarten Links mit Informationen dazu zusammengestellt. Im Normalfall – wenn man nicht gerade eine Gartenumgestaltung gewinnt – spielt bei einem solchen Projekt natürlich auch der Kostenfaktor eine Rolle. Der Vorgarten von Martina Behlke hat mit ca. 17 Quadratmetern Größe einen ungefähren Wert von 1.500 Euro. Doch auch das sei natürlich von Garten zu Garten unterschiedlich und hänge von den Ansprüchen der Gartenbesitzer ab, sagte Nina Jordan. „Etwas Interessantes, das ich bei dieser Aktion gelernt habe, ist, dass es auch im Garten Modeerscheinungen gibt“, musste Jordan schmunzeln. Und während die fleißigen Helfer die letzten Pflanzen in den Boden setzten, fanden sich bereits die ersten summenden Besucher ein, um die neue „Oase“ in Augenschein zu nehmen.

Sie will keine Steinwüste mehr

Betritt man das Grundstück von Martina Behlke in Kervenheim, wird man begrüßt von einer mit grauem Kies aufgeschütteten Fläche – garniert mit einigen größeren grauen Steinen und zahlreichem Unkraut, das sich den Weg durch die Steindecke gebahnt hat. Glücklich ist die Kervenheimerin mit dem Garten, den sie vor knapp acht Jahren angelegt hat, nicht mehr. „Der Garten vorher war etwas ‚altbacken‘. Wir wollten etwas Moderneres damals haben, da fing das gerade an mit den Steingärten. Und pflegeleicht sollte das auch sein“, sagt Behlke. Heute gefällt ihr der Garten optisch nicht mehr und als pflegeleicht stellte sich die Steinwüste im Laufe der Jahre auch nicht heraus. Der Vorgarten-Wettbewerb der Stadt Kevelaer kam ihr da gerade gelegen. Der „Runde Tisch für ein insektenfreundliches Kevelaer“ überlegte damals, was man vor Ort gegen das Insektensterben tun könnte. Im Rahmen des Wettbewerbs sollte ein Steingarten in eine pflegeleichte Oase für Insekten verwandelt werden.

Einen Tag vor Einsendeschluss stieß Martina Behlke zum zweiten Mal auf den Artikel zum Wettbewerb. Kurzerhand entschloss sie sich, eine Bewerbung inklusive Fotos des Gartens einzusenden. Kurze Zeit später kam die Nachricht über ihren Gewinn des ersten Preises. In der kommenden Woche wird ihr Vorgarten bereits umgestaltet.

Anfangs noch sei der Steingarten pflegeleicht gewesen, sagt Behlke. Nach ein paar Jahren kamen schließlich die ersten Pflanzen durch die Steindecke. Nach fünf Jahren habe sie der Garten regelmäßig Arbeit gekostet. „Und wenn man sich zwischen Steinen stundenlang auf Knien begibt, ist das nicht so angenehm.“ Vor einigen Jahren dann, als es anhaltenden Starkregen gab, „da hatte ich tagelang Wasser im Vorgarten“, erinnert sich die Kervenheimerin zurück.

Da müssen Profis ans Werk

Was sie heute an der Steinwüste stört? „Es ist wenig Natur, die einen vorne empfängt. Ich möchte lebendigere Farben haben. Das Grau ist einfach nicht lebendig. Und dass vielleicht mal wieder ein Vogel im Garten vorbeifliegt oder sitzen bleibt. Was wollen die in einer Steinwüste?“ Für eine Umgestaltung in Eigenregie fehle ihr die Erfahrung. Sie wisse als Laie gar nicht, welche Pflanzen man dort hinsetzen soll. Dabei halfen ihr nun Profis in Sachen Gartenbau.

Behlke bekam vorab einen Plan für die Umgestaltung und konnte sich im Internet die Pflanzen anschauen, die die Gartenprofis vorgesehen hatten. Zwischen einigen Pflanzen konnte sie selbst wählen. Im Voraus hatte man sich auf Farben geeinigt: Blau und Weiß sollten den Schwerpunkt im neuen, insektenfreundlichen Vorgarten bilden. Ergänzt mit einigen lila-blühenden Pflanzen und einem Zierapfel mit roten Früchten, bekommt die Kervenheimerin nun Farbe in ihren Vorgarten. „Es werden Stauden zu kleinen Gruppen gesetzt. Dazwischen sollen Bodendecker die Lücken ausfüllen, sodass die Unkräuter nicht mehr Fuß fassen können“, erklärt Behlke. Damit sie und die Insekten sich nicht nur für wenige Monate im Jahr an den farbigen Blüten erfreuen können, wurden Pflanzen ausgewählt, „die nacheinander blühen, nicht alle zeitgleich“.

Das Ergebnis und weitere Details zur Umgestaltung gibt‘s in der kommenden Woche.

Weihbischof Lohmann unterstützt Online-Streik von „Fridays for Future“

Auch wenn große Demonstrationen aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen nicht durchgeführt werden, bleibt die Bewegung „Fridays for Future“ aktiv und hat für den heutigen Freitag, 24. April 2020, zu einem Online-Streik aufgerufen. Weihbischof Rolf Lohmann unterstützt als Umweltbischof das anhaltende Engagement der Demonstranten. „Es ist wichtig, auch während der Corona-Krise deutlich zu machen, dass die Rettung der Umwelt und damit die Bewahrung der Schöpfung nach wie vor auf der Agenda stehen. Klimaschutz ist noch immer ein wichtiges Thema, das uns alle angeht“, betont Lohmann.

Auch wenn sie eine große Belastung für die Menschen sei, habe doch gerade die Pandemie gezeigt, welche Gefahren die Globalisierung mit sich bringen kann. Es sei aber auch deutlich geworden, dass die Menschen aufeinander angewiesen sind. „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen uns, wie wichtig diese Solidarität ist, nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit“, sagt Lohmann. Diese Solidarität dürfe aber nach der Corona-Krise nicht einfach wieder im Sande verlaufen, sondern müsse langfristig für den gemeinsamen Klimaschutz gelten.

Hoffnung auf positive Entwicklungen über die Krise hinaus

Dass es möglich ist, auch selbst effektiv mit kleinen Maßnahmen die Umweltverschmutzung einzudämmen, hätten die vergangenen Wochen bewiesen, sagt Lohmann. „Viele Menschen arbeiten nun aus dem Home-Office und müssen nicht mehr jede Woche hunderte Kilometer zu ihrem Büro pendeln. Und es funktioniert. Und viele Besprechungen können nun doch per Videochat geführt werden, ohne dass einzelne Mitarbeiter dazu extra eingeflogen werden müssen“, verdeutlicht der Umweltbischof. Er hofft, „dass dieses Verhalten auch nach der Krise Schule macht und auf unnötige Fahrten und Flüge künftig verzichtet wird.“

Als Zeichen seiner Solidarität hat sich der Weihbischof als Unterstützer auf der Seite der „Fridays for Future“-Bewegung angemeldet. Schon bei der großen Demonstration in Kleve im September des vergangenen Jahres hatte er auf dem Podium das Wort ergriffen. Damals hatte er aus der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus zitiert: „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein.“ Dieses Zitat, sagt Weihbischof Lohmann nun, „ist heute noch genauso aktuell. Denn es gilt sowohl für unser Handeln in der Corona-Krise als auch für unsere Verpflichtung, das Klima zu schützen und die Schöpfung zu wahren.“

Blumen statt Schotter in Kevelaers Gärten

Auch in Kevelaer beschäftigen sich interessierte Bürger mit dem Thema Insektensterben. So überlegt der „Runde Tisch für ein insektenfreundliches Kevelaer“, was die Kevelaerer vor Ort dagegen tun können. Am meisten stehen dabei die Aktivitäten der Kommune im Fokus der Öffentlichkeit, die unter anderem die Bewirtschaftung ihrer Flächen ökologischer gestaltet und auf zahlreichen Flächen insektenfreundliche Blumenmischungen ausgesät und einheimische Sträucher angepflanzt hat. Doch ein großer Anteil der Fläche Kevelaers entfällt naturgemäß auf private Gärten. Hier hat sich ein Trend breitgemacht, der es Insekten noch schwieriger macht, Lebensräume und Nahrung zu finden: (Vor-)Gärten, die hauptsächlich aus Split oder Schotter bestehen. Dafür läuft aktuell ein Wettbewerb, bei dem ein Schottergarten in eine blühende und pflegeleichte Oase für Insekten verwandelt werden soll.

Die Schottergärten sollen vermeintlich pflegeleicht sein, werden aber oft nach einigen Jahren pflegeintensiv: Hier sammeln sich durch den Wind kleine Mengen an Erde und Pflanzensamen an, die mit der Zeit zu größeren Pflanzen werden. Ein Kreislauf entsteht, wenn dann zu Pestiziden gegriffen wird, um die „Unkräuter“ zu beseitigen. Wenn von vornherein ein naturnaher Garten angelegt werden würde, hätten „Unkräuter“ bzw. Wildkräuter kaum Chancen, sich auszubreiten.

Schritt für Schritt zum Naturgarten

Mittlerweile gibt es Blumensamenmischungen, die im eigenen Garten, auch als Inseln im Schotter, heimisch werden. Auch Balkone können zur Artenvielfalt beitragen, indem z.B. insektenfreundliche Blüten und Kräuter ausgewählt und bis nach der Blüte stehen gelassen werden. Grundsätzlich gilt: Einfach wachsen lassen ist ein Weg zum Naturgarten. Viele Menschen scheinen jedoch einen „ordentlichen“ Garten zu bevorzugen. Um sich an das Aussehen naturnaher Gärten zu gewöhnen, könnte zunächst ein Bereich gezielt sich selbst überlassen werden. Auch den Rasen weniger oft mähen bzw. nicht so kurz mähen oder einzelne Bereiche bis zur Blüte stehen lassen, sind Optionen, die der Tierwelt zugutekommen. Natürlich kann man auch gezielt Stauden und Sträucher für Insekten anpflanzen. 

Weitere Tipps und Hinweise finden Sie unter www.kevelaer.de/vorgarten. Auf dieser Seite können Sie sich auch für den Wettbewerb bewerben. Einsendeschluss ist der 27. April 2020. Auskunft erteilt Nina Jordan unter Tel. 02832-122740 und klimaschutz@kevelaer.de.

Was kann jeder von uns zum Klimaschutz beitragen?

„Klimaschutz beginnt im Kopf.“ Mit diesen Worten schloss Dr. Nina Jordan in der vergangenen Woche die Podiumsdebatte zum Thema Klimaschutz in der Öffentlichen Begegnungsstätte Kevelaer. Jeder müsse für sich zunächst umdenken und entscheiden, was er/sie persönlich zum Klimaschutz beitragen kann. Viele Anregungen dazu gaben an diesem Abend die Teilnehmer der Debatte, die vom Kevelaerer Blatt mitorganisiert wurde: Björn Lohmann, Chefredakteur des KB, berichtete über Ökostrom und Erdwärme; Nina Jordan, Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer, sprach über ihr beinahe plastikfreies Leben; Eckehard Lüdke vom ADFC Kreis Kleve erzählte vom Leben ohne Auto und Veronika Hartmann, Fridays for Future Kevelaer, gab Anregungen zum veganen Leben. Der Podiumsdiskussion voraus ging eine Vorführung des Films „Tomorrow“ – der letzte Film der Klimaschutz-Filmreihe der Stadt Kevelaer.

Die gut 30 Gäste der Veranstaltung rund um den Klimaschutz schauten zwei Stunden lang gebannt auf die Leinwand. Sie schauten dabei zu, wie Cyril und Mélanie durch zehn Länder reisen – auf der Suche nach Menschen, die etwas in der Welt bewegen, nach alternativen wirtschaftlichen und sozialen Systemen. Der Film soll vor allem eines: Mut machen. Es wird kein mahnender Zeigefinger erhoben, der Fokus nicht auf Missstände gelegt. Experten berichten von Möglichkeiten, die Welt ein wenig besser zu machen. So erfährt der Zuschauer unter anderem von Projekten zur biologischen Landwirtschaft in England und Amerika, der „Zero-Waste-Politik“ in San Francisco und einer französischen Firma, die Briefumschläge herstellt und dabei eigene Energie erzeugt, auf Chemie verzichtet und selbst das verbrauchte Wasser wiederverwertet.

120 Minuten prall gefüllt mit Informationen bot der Film an diesem Abend – Szenen aus Frankreich, Dänemark, Island, England und einigen weiteren Ländern bekamen die Zuschauer zu sehen. Dass die Anwesenden von einigen Projekten durchaus überzeugt waren, wurde in der anschließenden Gesprächsrunde deutlich. Und wenn in Todmorden (England) eine Initiative daran arbeitet, das „Urban Farming“ zu perfektionieren und in San Francisco bereits 80 Prozent des Abfalls recycelt werden, dann ist daran sicherlich nichts auszusetzen. Doch wo können wir selbst  anfangen? Was können wir Kevelaerer hier vor Ort machen, um unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen? Diese Frage stand an diesem Abend im Mittelpunkt der Podiumsdebatte.

Eckehard Lüdke trägt schon seit vielen Jahren einen Teil bei. Er lebt weitestgehend autofrei, nutzt sein Fahrrad. Ein eigenes Auto besitzt er nicht mehr und wenn er doch mal eins benötigt, dann nutzt er Car-Sharing Angebote. „Es gibt bei jedem Menschen andere Mobilitätsbedürfnisse“, stellte der 1. Vorsitzende des ADFC Kreis Kleve klar. Er selbst sei einfach damit groß geworden, das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu nutzen. Die Vorteile liegen für ihn klar auf der Hand: „Es ist sehr umweltfreundlich und ausgesprochen preiswert.“ Bei schweren Transporten, die auf dem Rad nicht möglich sind, nutze er in der Regel den Lieferdienst eines Unternehmens. Und was er bei schlechtem Wetter macht? „Bei Regen habe ich mir den Spruch angewöhnt: Es ist nur Wasser.“ Da sei vieles Gewöhnungssache.

Idee: Lastenräder zum Leihen für die Bürger

Dass das Fahrrad oft eine echte Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln von Kevelaer aus ist, da waren sich viele der Anwesenden einig. Vor allem die Zugverbindungen seien unzuverlässig. Was die Personenbeförderung innerhalb Kevelaers und der Ortschaften betrifft, äußerte eine Besucherin Kritik: „Gibt es einen Sinn, dass große Schulbusse am Nachmittag relativ leer durch die Gegend fahren?“ Endgültig beantwortet werden konnte diese Frage nicht. Es stand im Raum, bei den zuständigen Stellen der Stadt nachzufragen, ob es allgemein die Möglichkeit gäbe, die Schulbusse unter bestimmten Umständen auch für andere Bürger nutzbar zu machen.

Vor allem aber sei wichtig, dass der ÖPNV in der Gegend verbessert werden würde. Denn viele Schüler, die regelmäßig mit ausfallenden und verspäteten Zügen kämpfen müssen, würden sich die Einstellung aneignen: „Hoffentlich ist das für mich bald durch“, da ist sich Eckehard Lüdke sicher. Die Folge sei das möglichst schnelle Anschaffen eines Autos. Bezüglich der Mobilität gab es einen Vorschlag aus dem Publikum: Ein Auto für einen Ortsteil, das sich die Bürger teilen. Die Schwierigkeiten sahen die Anwesenden hier in der Anschaffung und der Organisation, denn es müsste eine zentrale Annahme- und Abgabestelle des Schlüssels geben. Etwas einfacher angesetzt kam die Idee eines Lasten-Fahrrades für die Stadt auf. Einzelne Lastenräder könnten so an verschiedenen Stellen zur Verfügung stehen für die Bürger, die ein Transportmittel für größere Besorgungen benötigen, aber trotzdem auf das Auto verzichten wollen. Die Idee stieß auf Zustimmung bei den Besuchern. Denn: „Wir gewöhnen uns das Fahrradfahren ab“, stellte eine Besucherin fest. Dass man dieser Entwicklung entgegenwirken sollte, da waren sich die Anwesenden einig.

Für wen ein autofreier Alltag nicht in Frage kommt oder wer darüber hinaus etwas zum Umweltschutz beitragen möchte, hat sich womöglich schon einmal mit dem Thema „Veganismus“ beschäftigt. Doch lässt sich diese Art der Ernährung bei uns in Kevelaer – einem Ort, der nicht übersät von hippen veganen Restaurants ist – überhaupt ausleben? Veronika Hartmann hat diesen Schritt vor gut einem Jahr gewagt. Sie habe die Missstände irgendwann nicht mehr ignorieren können und sich näher mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Dennoch gibt sie zu: „Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass die Ernährung so viel Einfluss auf die Umwelt nimmt.“ In ihrem Umfeld stieß sie mit ihrer Umstellung auf gemischte Reaktionen – jedoch überwiegend positiv.

Keine veganen Restaurants in Kevelaer

Den Besuchern der Debatte gab die junge Frau an diesem Abend mit auf den Weg, sich über Dokumentationen und Videos im Internet einen Überblick über das Thema zu verschaffen. Ihre Umsetzung, auch als Kevelaererin, „läuft gut“, berichtete Hartmann. „In der Schule ist das manchmal etwas schwierig“, räumte sie jedoch ein. Dort gebe es keine veganen Gerichte im Angebot und auch in den Kevelaerer Restaurants gestalte es sich schwierig, veganes Essen zu bekommen. Hartmann hat im vergangenen Jahr zur Fastenzeit mit der veganen Ernährung begonnen. „Das hat gut geklappt und dann habe ich weitergemacht“, berichtet die junge Frau, die sich in Kevelaer bei der Fridays for Future-Bewegung engagiert. Den Anwesenden empfahl sie, sich selbst eine „Challenge“ oder einen Zeitraum zu setzen. An diesem Punkt setzte Nina Jordan an und brachte die Idee auf, gemeinsam verschiedene Aktionen zu starten – zum Beispiel einen Monat vegan leben oder einen Monat auf das Auto verzichten.

Weniger laufende Kosten durch Erdwärmepumpe

Björn Lohmann, Chefredakteur des KB, lebt zwar nicht vegan, verzichtet auch nicht aufs Auto, hat für sich im Alltag aber andere Möglichkeiten gefunden, seine Belastung des Klimas zu reduzieren: Sein Auto fährt elektrisch, zu Hause nutzt er Erdwärme zum Heizen und der Strom ist zum Teil eigens produziert – bei dem restlichen Teil nutzt er Ökostrom. Vor allem die Nutzung der Erdwärme schlage sich in den Kosten nieder. Die Erdwärmepumpe sei nicht nur wartungsarm, „man spart auch bei den laufenden Kosten deutlich“, berichtet Lohmann. Ob es denn Spaß mache, solche Maßnahmen bei sich am Haus durchzuführen, lautete eine Frage. Hin und wieder freue man sich schon, wenn man merke: „Die Sonne scheint, ich produziere gerade Strom“, lachte Lohmann. An die Anwesenden appellierte er: „Wenn Sie noch keinen Ökostrom beziehen, geht ein Wechsel ganz schnell.“ Nina Jordan legte den Gästen in diesem Zuge den Beitritt in die Energiegenossenschaft ans Herz. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer beschäftigt sich bereits beruflich intensiv mit dem Thema Klimaschutz. Doch auch privat verschließt Jordan nicht die Augen vor den Problemen.

„Ich versuche, plastikfrei zu leben“, erklärte sie. Die ersten 80 Prozent der Plastikeinsparung schaffe man ganz gut, danach werde es schwierig. Alles in allem liege die Schwierigkeit darin, dass es „mehr Zeit verbraucht, als mit dem Strom zu schwimmen.“ Als Tipp gab sie den Kevelaerer Bürgern, den Wochenmarkt zu nutzen – hier gebe es die meisten Produkte „fairtrade“: „Man kauft es quasi direkt vom Erzeuger.“  Allgemein versucht die Klimaschutzmanagerin, „möglichst wenig Kunststoff in jedweder Form“ zu nutzen – so macht sie zum Beispiel ihr Deo selber, achtet auf die Bestandteile ihrer Kleidung und nutzt Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie. Auch dazu gab sie den Besuchern Tipps mit auf den Weg – vieles sei nämlich ganz einfach umzusetzen. Bei Fragen und Ideen rund um den Klimaschutz und Aktionen dazu in Kevelaer bot Nina Jordan sich als Ansprechpartnerin an – um so in der Wallfahrtsstadt vielleicht gemeinsam etwas bewirken zu können.

Gute Zahlen, schlechte Fakten?

Die CO2-Emissionen Kevelaers sind seit 1990 um 20 Prozent, pro Kopf sogar um 30 Prozent zurückgegangen. Das teilte die Klimaschutzmanagerin der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Dr. Nina Jordan, vor Weihnachten mit (das KB berichtete). Aber wie setzt sich dieser Rückgang zusammen – und vor allem: Wie sehen die künftigen Klimaschutzziele aus und wie sollen sie erreicht werden? Das KB blickte dazu gemeinsam mit Nina Jordan auf die Daten.

Lokale Daten erst seit 2011

Die wichtigste Erkenntnis vorneweg: So richtig brauchbare Vergleichsdaten gibt es für Kevelaer eigentlich erst seit 2011. Seitdem werden – vor allem dank Kevelaers Energiemanagerin – kommunale Daten erhoben. Ältere Werte basieren im Wesentlichen auf Daten für den durchschnittlichen Bundesbürger, die dann anhand der Einwohnerzahl für Kevelaer hochgerechnet wurden.

Zustande kommen die Daten heute folgendermaßen: Im Strom- und Gas-Sektor wissen die Netzbetreiber genau, welche Mengen in Kevelaer verbraucht werden. Diese Daten sind heruntergebrochen auf Haushalte, Gewerbe und Industrie. Den Verbrauch der kommunalen Einrichtungen kennt Jordan aus den Abrechnungen der Versorger, die die Stadt erhält. Aus dem Verbrauch an Gas und Strom errechnen sich die damit verbundenen CO2-Emissionen.

Keine kommunalen Daten gibt es bis heute für den Verkehrssektor. Hier liegt weiterhin die Emission des deutschen Durchschnittsautos zugrunde, multipliziert mit der Zahl der in Kevelaer gemeldeten Fahrzeuge. Die realen Werte dürften sich in ländlichen Regionen, zu denen Kevelaer gehört, eher oberhalb des Durchschnitts bewegen. Hinzu kommen die Emissionen von Bus und Bahn – beides in Kevelaer keine sehr relevanten Größen. Was auffällt: Verkehrsemissionen, die entstehen, weil Menschen von außerhalb die Wallfahrtsstätten, die Einkaufsstraßen oder das Irrland besuchen, werden somit den Städten zugerechnet, in denen die Touristen und Pilger ihre Fahrzeuge gemeldet haben, selbst wenn die Ursache dieser Fahrten in Kevelaer liegt.

Was auch fehlt, sind aktuelle Daten darüber, wie viele Haushalte noch (mit welcher Menge) Öl, Kohle oder Holz heizen. Hierzu gibt es für Kevelaer eine mit Hilfe der Schornsteinfeger erstellte Erhebung aus dem Jahr 2013. Jordan hat der Einfachheit halber die Annahme aufgestellt, dass der Anteil der Öl- und Kohleöfen pro Jahr um ein Prozent zugunsten der Holzheizungen abgenommen hat. Angesichts der Lebensdauer von Heizöfen darf man diese Annahme als vorsichtig bewerten.

Verbrauch bleibt hoch

Summiert man alle diese nach für NRW standardisierten Methoden erhobenen Daten, erhält man für Kevelaer Emissionen, die 2017 rund 20 Prozent unter denen von 1990 lagen – rund 200.000 Tonnen; oder eben statt 10,5 noch sieben Tonnen pro Kopf, besagte 30 Prozent weniger als 1990, da Kevelaers Bevölkerungszahl in diesem Zeitraum deutlich gewachsen ist. Wer jetzt denkt, sieben Tonnen seien ja klar unter Bundesdurchschnitt (9,0 t in 2017), der freut sich zu früh. Hier fehlen nämlich noch sämtliche konsumbedingten Emissionen, Flugreisen etc., die in wohlhabenden Ländern großen Anteil am CO2-Fußabdruck haben.

Ein weiterer Aspekt vermiest die Freude darüber, dass Kevelaer das Ziel von 25 Prozent weniger CO2-Emissionen bis Ende 2020 wohl erreichen wird: Der Energieverbrauch Kevelaers geht fast nicht zurück. Kevelaer erreicht seine Ziele vor allem deshalb, weil der Strommix heute einen deutlich höheren Anteil aus erneuerbaren und damit CO2-freien Quellen enthält.

Positiv schlagen für Kevelaer außerdem die Biogasanlage Wissen und neben den lokalen Photovoltaikanlagen auch die Windkraftanlagen zu Buche. Von derartigen Effekten wird die Wallfahrtsstadt auf dem weiteren Weg zur Klimaneutralität jedoch kaum noch profitieren können, denn die Flächen für den Windkraftausbau sind weitgehend erschöpft. Potenzial bieten jedoch noch viele Hausdächer, denn trotz niedriger Einspeisevergütung sind Photovoltaikanlagen nach wie vor ein Plusgeschäft, nicht zuletzt durch den Eigenverbrauch.

Mit dem aktuellen Jahr endet auch Kevelaers Klimaschutzkonzept. 80 Prozent weniger Emissionen gegenüber 1990 sind darin noch fürs Jahr 2050 festgeschrieben. Nach heutigem Wissensstand viel zu langsam, um eine Klimakrise abzuwenden. Auch weitere Zwischenziele, um zu kontrollieren, ob Kevelaer auf Kurs ist, fehlen. Ein Klimanotstand, wie ihn die Grünen wollten, der Rat ihn aber mehrheitlich abgelehnt hat, hätte genau das bringen können. Jetzt ruht die Hoffnung auf einer Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes. Die Finanzierung dafür ist bereits beantragt.

Jeder ist gefordert

Beim Blick nach vorne muss Kevelaers Klimaschutzmanagerin vor allem auf Information und das Engagement der Bürger setzen, denn die großen Hebel haben Berlin und Brüssel. Dennoch: Der Wechsel zu Ökostrom und Biogas dauert nur Minuten, energetische Gebäudesanierungen, Holzheizungen oder gleich Wärmepumpen amortisieren sich langfristig.

Auch in Kevelaer gibt es Energieberater, die bei der Auswahl der individuell wirtschaftlichsten oder wirkungsvollsten Maßnahmen und der Suche nach Fördermitteln helfen. Die Stadt könnte zudem Effizienzstandards für Neubauten oder verpflichtende Photovoltaikinstallationen vorschreiben – doch davor schreckt man in Politik wie Verwaltung bislang zurück, zumal der Bestand energetisch das größere Problem ist. Weitere Beiträge leisten die ReparierBar, wo defekte Dinge oftmals noch gerettet werden können und so nicht ersetzt werden müssen, und die Bürgerenergiegenossenschaft Niederrhein, bei der Bürger in die regionale erneuerbare Energieerzeugung investieren können.

Zumindest bei der Verkehrswende hat die Stadtverwaltung Kevelaers weitere konkrete Schritte geplant, will fahrradfreundlicher werden und bewirken, dass 2025 weniger als 500 gemeldete PKW auf 1000 Einwohner kommen. Helfen soll dabei die Verkehrsberuhigung rund um den Peter-Plümpe-Platz, die Beseitigung von Gefahrenstellen für Fahrradfahrer – und vielleicht das derzeit erarbeitete Verkehrskonzept. Denn unsere Nachbarn, die Holländer, haben zwar ähnlich viele Pkw pro Kopf, fahren kurze Strecken aber weit konsequenter mit dem Fahrrad, weil die Infrastruktur andere Prioritäten setzt als bei uns.