Renovierung erreicht die nächste Stufe: 100 Jahre alte Motoren ausgebaut

Die Seifert-Orgel aus Kevelaer schweigt

Elmar Lehnen (l.) und zwei Mitarbeiter der Wartungsfirma haben die beiden Motoren in einen Anhänger geladen, um sie nach Winnekendonk zu bringen. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer

Als er sich die aufgestemmte Wand ansieht, in die kurz zuvor noch die großen Motoren der Kevelaerer Seifert-Orgel eingemauert waren, und das Loch, das eigens für den Abtransport der beiden Gebläse in den Boden gesägt wurde, wird Elmar Lehnen kurz still. Der Basilika-Organist steht im Herzstück des Instruments, das derzeit umfangreich renoviert wird (das KB berichtete). „Es gibt Momente, die nachdenklich machen“, sagt er schließlich. 100 Jahre alte Mauern aufzustemmen und Holzbalken zu zersägen, das sind solche Momente. „Aber alle Beteiligten haben sich vorher viele Gedanken gemacht und arbeiten nicht einfach drauflos“, betont er.

Mit dem Ausbau der Motoren, die über Windkanäle die Blasebälge mit Luft versorgen und so erst ermöglichen, dass die Pfeifen den nötigen „Wind“ bekommen, ist eine neue Stufe der Renovierung erreicht. „Aber jetzt schweigt die Orgel“, sagt Lehnen. Immerhin mit einer kleinen Ausnahme: Das Fernwerk, dort, wo der Chor singt, hat einen eigenen Motor und kann weiter gespielt werden. Ganz auf Orgelmusik muss in der Basilika also nicht verzichtet werden. „Das wird dennoch eine Umgewöhnung“, weiß der Organist.

Wie lange es dauert, bis die beiden Motoren wieder eingebaut werden, ist unklar. Mit Flaschenzügen waren sie zunächst aus der Orgel auf die Empore abgeseilt worden und dann von der Empore bis auf den Boden der Basilika. Bei einer Fachfirma in Winnekendonk werden sie nun erstmal genau unter die Lupe genommen und dann gewartet. 

Zunächst, berichtet Lehnen, hatte eine Neuanschaffung im Raum gestanden. „Aber die laufen jetzt seit 100 Jahren, ich bin sicher, sie werden nach der Wartung nochmal 100 Jahre ihren Dienst tun“, sagt er lächelnd. Dann allerdings nicht mehr nahezu unzugänglich eingemauert, sondern an einem neuen Platz, an dem sie bei Bedarf besser erreichbar sind.

Neuer Aufgang

Überhaupt wird sich das Aussehen der Orgel verändern: Register erhalten einen anderen Standort und eine neue Ausrichtung, die alte, steile Holztreppe wird durch einen neuen Aufgang ersetzt. „Wir schreiben hier Geschichte“, ist sich Lehnen bewusst. 

So sehr die Orgel für ihren Klang gelobt wurde, so sehr wusste der Experte dennoch um die Unzulänglichkeiten und Schwächen des Instruments. „Nach der Renovierung wird die Orgel einen anderen Klang haben“, sagt Lehnen. Dabei kann er sich auf die Expertise des Fachbetriebs Romanus Seifert und Sohn verlassen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich seit 1907 mütterlich um das Instrument“, so Lehnen. 

Für ihn geht mit der Renovierung ein Lebenstraum in Erfüllung: „Seit ich hier in Kevelaer bin, habe ich auf genau dieses Ziel hingearbeitet. Jetzt ist der Zeitpunkt da, die Orgel zu optimieren.“ Lehnen wirkt zufrieden – selbst, wenn die Orgel nun vorerst schweigt.