Mit zwei Veranstaltungen informieren die Experten der Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums am 2. November 2023 in Kleve und am 9. November 2023 in Kevelaer zum plötzlichen Herztod. Welche Herzerkrankungen gehen dem Sekundenherztod voraus? Welche Warnzeichen sind bekannt? Wer ist besonders gefährdet? Wie schützen Diagnose und Therapie davor?

In Deutschland sterben Jahr für Jahr etwa 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod, bei dem es für Betroffene scheinbar aus heiterem Himmel zu einem Herzstillstand kommt. „In etwa 80 Prozent der Fälle eines plötzlichen Herztods liegt allerdings eine langjährige Verkalkung und Einengung der Herzkranzgefäße zugrunde“, so Dr. Norbert Bayer, Chefarzt der der Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums. Die sogenannte „koronare Herzkrankheit“ (KHK) entsteht durch Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin). Ursachen sind meistens Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Übergewicht.

„Unser Ziel ist, Menschen mit einem Risiko für plötzlichen Herztod aufgrund ihrer Herzerkrankung oder familiären Vorbelastung frühzeitig zu identifizieren und Betroffene durch mehr Aufklärung für die Ursachen und Warnzeichen dieses lebensbedrohlichen Ereignisses zu sensibilisieren“, betont der erfahrene Kardiologe Bayer. Denn über die KHK hinaus gibt es noch weitere Herzerkrankungen, die das Risiko für einen plötzlichen Herztod ebenfalls erhöhen. Dazu zählen u. a. die schwere Herzinsuffizienz, Herzmuskelerkrankungen wie eine Herzmuskelerweiterung oder eine Herzmuskelentzündung. Auch angeborene Herzfehler und eine genetische Veranlagung für vererbbare Herzrhythmusstörungen können das Risiko für den plötzlichen Herztod erhöhen.

Unmittelbarer Auslöser des plötzlichen Herztods ist fast immer eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, die Folge einer Herzerkrankung ist und die innerhalb weniger Minuten zu einem Kreislaufstillstand führt und das Herz stillstehen lässt. „Der plötzliche Herztod ist aber selten ein schicksalhaftes Ereignis, vor dem es kein Entrinnen gibt“, betont Dr. Norbert Bayer. Frühzeitiges Erkennen und die konsequente Behandlung von Herzerkrankungen sowie die Vorbeugung von Risikofaktoren helfen, das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, dass das Herz plötzlich stillsteht.

„Eine herzgesunde Lebensweise ist wichtig“

Im Interview: Dr. Norbert Bayer, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums.

Was ist ein plötzlicher Herztod?

Dr. Norbert Bayer: Der plötzliche Herztod scheint aus heiterem Himmel einzutreten. Nach der medizinischen Definition liegt ein plötzlicher Herztod dann vor, wenn innerhalb von einer Stunde nach Beginn von Beschwerden (z. B. Kollaps, Brustenge) der unerwartete Tod aufgrund von Herzversagen eintritt. Unabhängig davon, ob vorher schon eine Herzerkrankung bekannt war oder nicht. Wenn keine Zeugen das Ereignis beobachtet haben, gilt ein Tod als plötzlicher Herztod, wenn der Betroffene noch 24 Stunden vor Todeseintritt bei guter Gesundheit und ohne erkennbare akute Erkrankung war. Oft sind auch keine Symptome im Vorfeld aufgetreten.

Was löst einen plötzlichen Herztod aus?

Dr. Norbert Bayer: Unmittelbarer Auslöser des plötzlichen Herztods sind meist bösartige Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) der linken und rechten Herzkammer. Diese muss man klar von den gutartigen Rhythmusstörungen aus den Herzvorhöfen (z. B. Vorhofflimmern) abgrenzen. Das menschliche Herz schlägt 60 bis 80 Mal pro Minute, mehr als 100.000 Mal am Tag. Es ist nicht überraschend, dass es dabei gelegentlich aus dem Takt kommt. Lebensbedrohliche Rhythmusstörungen wie das Kammerflimmern sind hingegen selten und ereignen sich meist im Zusammenhang mit anderen strukturellen Erkrankungen des Herzens, beispielsweise Verengungen der Herzkranzgefäße bei einer koronaren Herzerkrankung (KHK), oder angeborenen/vererbten Herzfehlern.

Kann man einen plötzlichen Herztod überleben?

Dr. Norbert Bayer: Werden bei einem plötzlichen Herztod umgehend Wiederbelebungsmaßnahmen vor Ort eingeleitet und wird schnell der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 alarmiert, kann der Tod im besten Fall abgewendet werden (= überlebter plötzlicher Herztod). Entscheidend ist, dass Angehörige oder umstehende Personen schnell reagieren und eine Herzdruckmassage starten, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken, und so die Versorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff zumindest auf niedrigem Niveau aufrechterhalten. Vielerorts, etwa an Bahnhöfen oder in Einkaufszentren, sind inzwischen automatische externe Defibrillatoren aufgehängt, mit denen auch Laien einfach einen Elektroschock abgeben können, der das Herz wieder zum Schlagen anregt.

Kann man sich vor einem plötzlichen Herztod schützen?

Dr. Norbert Bayer: Wichtig ist primär eine herzgesunde Lebensweise. Dazu gehören gesunde Ernährung, das Vermeiden von Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Blutfett- sowie Blutzuckerwerten und regelmäßige körperliche Aktivität. Rauchen und anderweitiger Drogenkonsum sollten tabu sein. Sind Herzerkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit (KHK) oder eine Herzschwäche oder Herzklappenerkrankungen bekannt, sollte frühzeitig behandelt werden. Liegen angeborene Risikofaktoren oder plötzliche Herztodesfälle in der Familie vor, ist die beste Vorbeugung gegen einen plötzlichen Herztod, das Herz regelmäßig untersuchen zu lassen, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ein implantierbarer Defibrillator (ICD) kann unter Umständen eine effektive Methode zum Schutz vor dem plötzlichen Herztod sein. Der Hausarzt, ein niedergelassener Kardiologe oder ein Kardiologe in einer Klinik können Betroffene beraten, welche Untersuchungen und Maßnahmen notwendig und geeignet sind.

Schützen Medikamente vor plötzlichem Herztod?

Dr. Norbert Bayer: Zur gezielten Behandlung von Herzrhythmusstörungen und zum Schutz vor plötzlichen Herztod stehen vorrangig Betablocker und das Antiarrhythmikum Amiodaron zur Verfügung. Sie zielen vor allem darauf ab, einen zu schnellen Herzrhythmus zu beruhigen und das Herz wieder in Takt zu bringen, schützen aber weniger als ein ICD. Darüber hinaus ist es wichtig, Erkrankungen wie eine KHK oder Herzschwäche, die mit hohen Risiken für das Auftreten von Rhythmusstörungen verbunden sind, entsprechend der medizinischen Leitlinien medikamentös zu behandeln.

Veranstaltung

Im Rahmen der von der deutschen Herzstiftung organisierten Herzwoche informieren die Experten des Klinikums  am 9. November 2023 um 18.30 Uhr in Kevelaer (Konzert- und Bühnenhaus). Chefarzt Dr. Norbert Bayer und sein Team erläutern aktuelle medizinische Entwicklungen, Behandlungsmethoden und beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema. Eine Anmeldung zu den Informationsveranstaltungen ist nicht erforderlich, der Eintritt ist kostenlos.