In Rom ist am 29. Oktober die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zu Ende gegangen. Seit dem 4. Oktober hatten sich mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelt. Seitens der Deutschen Bischofskonferenz nahmen Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), Bischof Dr. Felix Genn (Münster), Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg) und Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) an den Beratungen teil.

Zusammenfassend betonten die Bischöfe, dass alle Überlegungen und Debatten, die die Synode gekennzeichnet hätten, darauf ausgerichtet seien, dem Evangelium Raum zu schaffen, sowohl im Miteinander der kirchlichen Gemeinschaft als auch im Leben der Menschen. „Es ist jetzt an den Ortskirchen und somit auch an uns, diese Räume, die die Synode geöffnet hat, zu nutzen, um weiter an einer synodalen Kirche zu arbeiten, um die synodalen Wege weiterzugehen und die Impulse so in konkretes Reflektieren und Handeln umzusetzen, dass sie dann in einem Jahr in die Weltsynode 2024 einfließen können. Dazu werden wir in Deutschland den gestern Abend vorgestellten Synthese-Bericht nutzen, der uns als weitere Richtschnur unseres Handelns mit Blick auf das kommende Jahr gilt“, sagten die Bischöfe.

Die persönlichen, einander ergänzenden Fazite:

Bischof Dr. Felix Genn:

„Es war eine Synode, die Räume öffnet. Dieses Bild liegt nahe, weil erstmals eine Synode nicht in der relativen Enge der sonst üblichen Synodenaula im Vatikan, sondern in der Weite der Audienzhalle Paul VI. getagt hat. Das Bild der an runden Tischen zum Gespräch versammelten Synodalen – Frauen und Männer – ging um die Welt und wird sicher als einprägsamer Eindruck von dieser Synode bestehen bleiben. Die Synode hat zugleich Räume der Begegnung in einer weltumspannenden Gemeinschaft der Kirche und Räume des gemeinsamen Betens und der Feier der Liturgie eröffnet. An diesem Weltereignis hat uns beeindruckt, so vielen Vertretern aus Ortskirchen begegnet zu sein. Durch die neue Sitzordnung und die Programmführung, die besonderen Wert auf den Austausch in den ‚Circoli minori‘, den immer wieder neu zusammengesetzten Arbeitsgruppen, legte, wurden Räume des intensiven Gesprächs eröffnet. Die Methode des ‚Gesprächs im Heiligen Geist‘ half uns, aufeinander zu hören und in den Worten und Zeugnissen der anderen auch dem nachzuspüren, was der Heilige Geist seiner Kirche im 21. Jahrhundert sagen will.“

Bischof Dr. Georg Bätzing:

„Die Synode hat auch Räume für eine Stärkung der Partizipation eröffnet, was sich durch die erstmalige Teilnahme von Laien und insbesondere auch Frauen als voll stimmberechtigte Synodale gezeigt hat. In den Diskussionen und Textbeiträgen und nicht zuletzt in der Synthese hat die Frage eine besondere Bedeutung, wie die Kirche der Partizipation der Gläubigen auf allen Ebenen neue Räume eröffnen kann. Das liegt deshalb nahe, weil die zentrale Frage des gesamten synodalen Prozesses ist, wie sich die Kirche zu einer synodaleren Kirche weiterentwickeln kann, die Synodalität als ‚modus vivendi et operandi‘ ernst nimmt. Transparente, verlässliche und auch mit verbindlichen Rechenschaftspflichten verbundene synodale Strukturen auf allen Ebenen der Kirche sind dafür unverzichtbar. Das gilt nicht nur, aber gerade auch deshalb, weil auf diese Weise die systemischen Ursachen von sexueller Gewalt, Machtmissbrauch und Vertuschung in der Kirche angegangen werden können. Dies haben wir in die Diskussionen der Synode eingebracht. Auch die Erfahrungen, Themen und Anliegen des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland haben wir sowohl in den Arbeitsgruppen als auch in den Plenumssitzungen zur Sprache gebracht. Beeindruckend war dabei, dass die Themen, die uns in besonderer Weise bewegen, aus allen Kontinenten der Welt in dieser Synode ins Wort gefasst wurden.“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck:

„Dass im Hinblick auf die bessere Einbindung der Gläubigen die Frage der Partizipationsmöglichkeiten für Frauen in der Kirche besonders im Vordergrund steht, wurde auf dieser Synode mehr als deutlich. Das kann auch als ein gutes Beispiel dafür gesehen werden, dass die Synode den ‚Zeichen der Zeit‘ Raum gegeben hat, nach denen die Kirche gemäß der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils allzeit zu forschen hat und die sie im Licht des Evangeliums deuten muss. Pointiert betont wurde auf der Synode, dass die Kirche nicht statisch gedacht und gelebt werden darf, sondern dass sie dynamisch und veränderungsbereit sein muss. Dabei wird uns auch künftig wichtig sein, das Reden und Nachdenken über Gott und die Botschaft Jesu nicht zu vergessen. Denn die Kirche ist Werkzeug der Botschaft Gottes, sie ist Mittel und Zweck. Entscheidend dafür ist ein dynamischer Begriff von Tradition, der seinen Kern in einer lebendigen Weitergabe des Glaubens hat.“

Bischof Dr. Bertram Meier:

„Von großer Bedeutung ist der Aspekt, dass es im Hinblick auf die Glaubenswahrheiten eine Hierarchie gibt, dass also nicht alle Aspekte der Tradition die gleiche Relevanz für den Glauben der Kirche und das Leben der Gläubigen haben. Im Zentrum steht die Person Jesu Christi und sein befreiendes und froh machendes Evangelium, das seine Jünger in der Gemeinschaft der Kirche zusammenführt. Die Betonung eines solchen selbstkritischen Verständnisses von Tradition und Lehre eröffnet Räume für eine lebendige Verkündigung, die auf die Menschen und ihre Lebenssituationen zugeht. Räume eröffnet auch, dass die Synode den wegweisenden Impuls von Papst Franziskus aufgenommen hat, eine ‚heilsame Dezentralisierung‘ in der Kirche voranzubringen. Die Tatsache, dass der Glaube der Inkulturation bedarf, dass er also nur dann den Menschen nahegebracht werden kann, wenn er ihrem Leben und ihrer Lebenskultur nahe ist, führt dazu, dass in verschiedenen Ländern, Gesellschaften und pastoralen Situationen die Konkretisierungen des kirchlichen Lebens und Handelns unterschiedlich sein müssen und auch dürfen. Die Synode hat einerseits gezeigt, dass es viele konkrete Fragen gibt, die sich den Ortskirchen überall auf der Welt in vergleichbarer Weise stellen. Sie hat aber zugleich deutlich gemacht, dass die konkreten Antworten nicht immer identisch sein können, weil Verschiedenheiten und Ungleichzeitigkeiten dazu führen, dass neue Wege auf unterschiedliche Weise gesucht und erprobt werden müssen.“

Bischof Dr. Stefan Oster SDB:

„Wenn wir uns nun fragen, wofür eigentlich Kirche synodaler werden soll, dann ist die Antwort dieser Synode: für die Mission, für die Sendung der Kirche. Eine synodale Kirche soll eine Gemeinschaft sein, die ausstrahlt. Nicht zuletzt deshalb, weil alle eingeladen sind, mitzugehen und mitzuwirken. Eine synodale Kirche ist vom Heiligen Geist belebt und lebt aus dem Auftrag, das erlösende Wirken Jesu in der Welt und für jeden Menschen zu vergegenwärtigen. Deshalb haben wir auch darüber diskutiert, ob die Formulierung nicht so sehr heißen müsste: ‚Die Kirche hat eine Mission‘, sondern vielmehr noch akzentuierter: ‚Jesus hat eine Mission in die Welt hinein – und dafür hat er eine Kirche‘. Daher ist in diesen vier Wochen auch bei mir das Bewusstsein vertieft worden, dass sich Kirche nun zwar einerseits intensiv mit sich selbst beschäftigt hat – aber eben genau dafür: um hinauszugehen und, neu und ermutigt, das Evangelium für alle Menschen zu bezeugen. Übrigens auch im ökumenischen Geist. Das heißt: Wenn wir alle miteinander wirklich lernen, Polarisierungen zu überwinden, weil wir durch unsere Taufe schon geeint sind, dann ist das ein großes Zeugnis in einer so polarisierten Welt und Kirche.“