„Marte Meo“-Gründerin Maria Aarts hat jetzt über 120 pädagogische Fachkräfte von Kitas, Schulen, ambulanten und stationären Hilfen sowie aus medizinischen, pflegenden und therapeutischen Einrichtungen aus der Region bei einem Fachtag in der Schulmensa in Kevelaer fortgebildet. Anhand von videobasierten Interaktionsanalysen hat die Niederländerin Aarts die positiven Effekte ihres international anerkannten und zertifizierten Programms dargelegt. 

Vom Sonnenschein begleitet beeindruckte Aarts die Gäste mit ihrem Werdegang, ihrem Wissen und nicht zuletzt ihrem Humor. Dabei ging es eigentlich um Themen, die verzweifeln können: Wie erreiche ich Jugendliche in schwierigen Lagen? Wie erreiche ich demenzkranke oder geistig beeinträchtige Menschen und wie gehe ich mit der Überforderung in der Erziehung mit einem „bockigen“ Kind um. 

Aarts erklärt: aufmerksam beobachten, am Ball bleiben und positiv ermuntern. Das Gehirn kann nur lernen, wenn es entspannt ist. „Tu dies, statt lass das“ ist Aarts‘ Devise, um einander in Entwicklungsstimmung zu bringen. Ein prägender Satz, der sich durch den ganzen Tag zog und von Aarts mehrfach wiederholt wurde: „Jeder von uns hat doch Recht auf Glück.“ 

Stärken und Befähigungen von Kindern

Seit den 1980er Jahren kümmert sich Aarts um die Nutzbarmachung der Stärken und Befähigungen von Kindern. „Marte Meo“ bedeutet frei aus dem Lateinischen übersetzt „Aus eigener Kraft.“ Aarts‘ Methode fördert die zwischenmenschliche Kommunikation – und hilft videogestützt – positive Interaktionen, die entwicklungsförderlich sind, sichtbar zu machen, sodass insgesamt die Qualität der Interaktionen im alltäglichen Leben zunimmt. 

Ein Videoausschnitt aus einem „Marte-Meo“-Kompetenzzentrum für Menschen mit Beeinträchtigung zeigte auf sehr beeindruckende Weise, welche Erfolge in der Pflege und Betreuung von Menschen möglich ist, wenn genügend Raum und Zeit für Kommunikation gegeben wird. In diesem eindrücklichen Moment wurde die Mensa von emotionalen Rührungen gefüllt. Aarts machte deutlich: „Erfolge müssen groß gemacht und gefeiert werden, ganz besonders in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Beeinträchtigung und schweren emotionalen Belastungen.“ 

Aarts machte immer wieder deutlich, dass die direkten Kontakte und Begegnungen prägend für ihre Arbeit waren. All die Videos aus ihrer Arbeit, die sie mit trainiertem Auge gesehen und erlebt hat und die sie nun rund um die Welt bei Fachtagungen wie in Kevelaer präsentiert, um zu zeigen, wie ein positives Miteinander funktionieren kann. So hat sie eine Mutter, die nie mit ihrem Baby gesprochen hat, weil es ja selbst noch nicht sprechen konnte, über ein Video erstaunt feststellen lassen können, dass sich die Mimik ihres Babys bei Ansprache sehr wohl verändere. 

Etablierung der “Marte-Meo”-Methode

Die Initialzündung für die Gründung der „Marte-Meo“-Methode geht auf die 1970er Jahre zurück. Damals arbeitete Aarts in einem Heim für autistische Kinder. Es gelang ihr, mit Autisten in Kontakt zu kommen und Beziehungen aufzubauen, während es für die Eltern selbst nicht möglich war. Darauf angesprochen, wollten die Eltern auch die Fähigkeiten, die Aarts offensichtlich miteinbrachte, erlernen, um mit ihren Kindern in den Austausch zu kommen. Seitdem hat sich die „Marte,Meo“-Methode in pädagogischen Fachkreisen immer weiter etabliert, wann immer es um gelingende Interaktionen und Entwicklungsförderung geht. 

Mit dem Fachtag hat jetzt auch das SOS-Kinderdorf Niederrhein begonnen, die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung zu schulen, um in wenigen Jahren zertifiziertes „Marte-Meo“-Institut zu werden. 

„Die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen hatten einen schlechten Start ins Leben und tragen diesen Ballast mal größer, mal kleiner mit sich. Dabei kommt es auch immer wieder zu Verhaltensauffälligkeiten und Schwierigkeiten in der Entwicklung. Mit der ‚Marte Meo‘-Methode wollen wir noch besser die Qualität der Beziehung zwischen pädagogischer Fachkraft und Betreuten gestalten“, so Peter Schönrock, Einrichtungsleiter des SOS-Kinderdorf Niederrhein. Schönrock weiter: „Wir werden in den nächsten Jahren rund 200 pädagogische Fachkräfte in einem intensiven Prozess schulen und ausbilden. Einige unserer Mitarbeitenden werden selbst zu anerkannten Supervisoren der ‚Marte-Meo‘-Methode ausgebildet, sodass sie neue Mitarbeitende, die zu uns stoßen, ebenfalls schulen können.“