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„Bike Parts Europe“ neu in Winnekendonk

Noch steckt man mitten im Umzug, doch nach der Schließung des Winnekendonker Raumausstatters „Bayer DecoDomus“ Ende 2020 ist wieder geschäftiges Treiben in die Hallen am Wissener Weg in Winnekendonk eingekehrt.

Beinahe täglich kommt hier Ware der Firma „Bike Parts Europe GmbH“ an. Bei großen Online-Abietern, aber auch über einen eigenen Internetshop „maxxi4you.de“ vertreibt das Unternehmen, das derzeit noch an der Philadelphiastraße in Krefeld ansässig ist, für Groß- und Privatkunden alles rund ums Fahrrad: Fahrradteile, Zubehör, Werkzeug, Bekleidung und vor allem Reifen, Schläuche und Ventilkappen.

Reifen und mehr

Gerade die Reifen seien ein ein sehr gängiger Artikel, sagt Andreas Igrec, der gerade die Einrichtung des neuen Lagers in Winnekendonk organisiert. „Seit einem Jahr importieren wir selber die Marke Roverstone“, erklärt er. Doch beim Gang durch die große Halle wird schnell klar, dass auch viele andere Reifenmarken hier auf Lager liegen. Es unterstreicht, dass man eine spezielle Versandform für die Fahrradreifen gewählt hat: Die Reifen werden „stehend“ zum Kunden geliefert.

„Dazu haben wir uns extra unsere eigenen Kartonagen anfertigen lassen“, sagt Igrec. Damit müssten die Reifen nicht mehr geknickt werden. Das Unternehmen „maxxi4you“, Vorgänger von „Bike Parts Europe“, wurde 2011 gegründet und fing mit einem kleinen Fahrradgeschäft an, das für seine Kunden schon ein breitgefächertes Sortiment an Komponenten und Zubehör zur Verfügung stellte. In Krefeld verteilte sich das Unternehmen auf drei Lager und ein Büro auf insgesamt 1.000 Quadratmetern.

Da sei man jetzt in den ehemaligen Hallen von Bayer DecoDomus mit 2.800 Quadratmetern deutlich großzügiger aufgestellt, erklärt Igrec den Umzug des Vier-Mann-Unternehmens nach Winnekendonk. Zumal mit „maxxiclean“ bereits ein „zweites Standbein“ mit Reinigungsprodukten gut laufe. Die Lagerhaltung der entsprehenden Ware erfolgt ebenfalls in Winnekendonk.

Zunächst wolle man sich hier um das Online-Geschäft mit Fahrrad-Teilen und -zubehör kümmern. Langfristig sei jedoch auch die Einrichtung eines Ladengeschäfts und einer Werkstatt geplant – als „Vollsortimenter“ sozusagen, mit einem kompletten Angebot an Fahrrädern, E-Bikes und Lastenrädern. Natürlich wisse man, dass es in Kevelaer alteingesessene Fahrradhändler gebe. Deshalb habe man bewusst den Standort Winnekendonk gewählt. „Wir sind für ein gesundes Miteinander“, sagt Igrec.

Was Expansion und Entwicklung angeht, hat das Unternehmen viel vor: So lege man sehr viel Wert auf umweltverträgliche Verpackung beim Versand und wolle hier etwa eine spezielle Shredder-Maschine anschaffen, die aus gebrauchten Kartonagen Füllstoffe für den Versand fertige. Damit müsse dann weniger oder kein Plastik-Füllmaterial mehr zum Einsatz kommen. Auch personell möchte das Unternehmen in Zukunft expandieren – möglichst mit lokalen Arbeitskräften, kündigt Andreas Igrec an.

Stadt Kevelaer startet digitale Ernährungswoche

In diesem Jahr feiert Sebastian Kneipp seinen 200. Geburtstag und die Wallfahrtsstadt Kevelaer begleitet dieses besondere Jahr mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktionen. Im Fokus stehen hierbei die fünf Kneipp-Elemente: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Die erste Aktionswoche rund um den „Tag der Ernährung“ startet am Montag, 1. März 2021.

Wirkung von gesunder Ernährung

In der aktuellen Zeit ist es besonders wichtig, die Abwehrkräfte und das Immunsystem zu stärken und auf die eigene Gesundheit zu achten. Hierzu trägt eine gesunde Ernährungsweise einen wichtigen Anteil bei. Die Organisator*innen der Aktionswoche sind sich sicher, dass Sebastian Kneipps Motto auch heute noch aktuell ist: „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke.“

Was hat die digitale Ernährungswoche zu bieten?

Interessierte können sich in der Ernährungswoche auf leckere Rezept-Tipps freuen. Außerdem wartet ein Gewinnspiel, das zusammen mit Edeka Brüggemeier organisiert wurde. Hierbei werden insgesamt vier Geschenkkörbe mit Zutaten für zwei gesunde Gerichte verlost. Im Interview mit dem Geschäftsführer von Myokraft, Nick Bol, werden zudem Fragen rund um das Thema Ernährungsberatung beantwortet. Und für Lesebegeisterte haben die lokalen Buchhändler – die Bücherstube im Centrum und die Buchhandlung Bercker – Buchtipps zu Ernährungsthemen als Inspiration zusammengestellt. Ein weiteres Highlight der Woche ist ein virtueller Besuch auf dem „Erlebnisbauernhof Rouenhof“ in Kervenheim, der Informationen über die Produktion von Biofleisch und -käse liefert.

Marius Schulte führt jetzt die Wirtschaftsjunioren

Nach zwei Jahren wählten die Wirtschaftsjunioren im Kreis Kleve e.V. einen neuen Vorstand: Sprecher für die Jahre 2021 und 2022 ist Marius Schulte.

Mit Schulte in den Vorstand gewählt wurden ebenfalls Christian Cox, als stellvertretender Sprecher, langjähriges Vorstandsmitglied Markus Brinkmann als Kassenwart sowie Beisitzerin Gina Heimsoth. Auch die ehemalige Kreissprecherin Marie-Christin Remy bleibt als Beisitzerin dem Vorstand erhalten und unterstützt ihren Nachfolger. Die Mitgliederversammlung fand rein virtuell statt.

Schulte bedankte sich bei seiner Vorgängerin Remy für die wertvolle Arbeit in den vergangenen zwei Jahren, die unterschiedlicher kaum sein hätten können. 2019 war das Jubiläumsjahr der Junioren zum 50. Jahrestag der Gründung 1969. Das Jahr stand ganz im Zeichen des Juniorentags am Airport Weeze mit über 250 Gästen. Das pandemiegeprägte 2020 stellte auch die Wirtschaftsjunioren vor neue Herausforderungen, die gemeinsam und vor allem auf digitalem Wege gelöst wurden.

Zudem hob er ihr besonderes Engagement für die Bildung im Kreis hervor. Unter Remy organisierten die Junioren wieder die Nacht der Ausbildung sowie die Aktion „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ und tauschten sich mit vielen Entscheidungsträgern aus der Region aus.

Als neuer Kreissprecher möchte der 28-jährige Geschäftsführer aus Goch dieses Engagement fortführen und die Stimme der jungen Wirtschaft im Kreis Kleve weitertragen: „Ich freue mich auf die kommenden zwei Jahre an der Spitze der Wirtschaftsjunioren. Auch wenn die Planung gerade noch etwas schwierig ist, werden wir auch in der Zukunft den Fokus unserer Veranstaltungen und Gespräche auf die junge Wirtschaft in der Region setzen und unser Engagement weiterführen.“

Traditionell wird bei der Jahreshauptversammlung auch eine Juniorin oder ein Junior mit dem Titel „Wirtschaftsjunior des Jahres“ ausgezeichnet. In diesem Jahr erhielt der neugewählte stellvertretende Kreissprecher Christian Cox die Ehrung.

Cox überzeugte vor allem durch sein stetiges Engagement etwa für den Juniorentag oder für die zur Landratswahl organisierte Podiumsdiskussion im August 2020. Für seine Dienste wurde Cox auch mit der silbernen Juniorennadel ausgezeichnet.

Siegerentwürfe für den Peter-Plümpe-Platz stehen fest

Weißer Rauch wurde in der Wallfahrtsstadt nicht gesichtet, dennoch: Die Preisgerichtssitzung zum freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes in Kevelaer sei erfolgreich beendet worden, hieß es am Montagabend vom Kevelaerer Abteilungsleiter der Stadtplanung, Franz Heckens.

Drei Siegerentwürfe konnten demzufolge “mit großer Mehrheit ermittelt werden”. Von den 11 Wettbewerbsbeiträgen seien folgende Sieger prämiert worden:

1. Platz: GREENBOX Landschaftsarchitekten, Köln
2. Platz: lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh, München
3. Platz: Trüper, Gondesen und Partner/TGP Landschaftsarchitekten BDLA, Lübeck

Alle Wettbewerbsbeiträge mit den Vorprüfberichten sollen im Laufe des Dienstags, 23. Februar,  veröffentlicht werden. Im Laufe der Woche werde das Protokoll der Preisgerichtssitzung mit der kommentierenden Wertung der Siegerentwürfe erwartet und ebenfalls veröffentlicht, so Heckens weiter. Im nachfolgenden Verhandlungsverfahren werde aus den drei Siegerbüros dann der Auftragnehmer für die spätere Ausarbeitung seines Entwurfs ermittelt.

Am Dienstagmorgen gab es eine Korrektur durch den Abteilungsleiter der Stadtplanung. Bei der Versendung waren die Bilder der Pläne des 2 und 3 Platzes vertauscht worden. Die drei Bilder unten enthalten jetzt die korrekte Beschriftung.

So sieht die KBV die Zukunft Kevelaers

„Wie sieht Kevelaer in Zukunft aus? Welche Perspektiven gibt es? Wer hat Ideen, wer will mitgestalten? In einer unregelmäßigen Serie „Zukunft für Kevelaer“ will das Kevelaerer Blatt Menschen aus Verwaltung und Politik, aus Wirtschaft und Ehrenamt, aus Kirchen und Vereinen, aber auch engagierte Privatpersonen und ihre Perspektiven für ihre Heimatstadt vorstellen. Dazu haben wir unter anderem die Fraktionen im Kevelaerer Rat nach ihren Ideen, Vorstellungen und Schwerpunkten ihrer politischen Arbeit und im Rat befragt. In der heutigen Folge unserer Serie stellt die KBV-Ratsfraktion diese vor.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte der Arbeit Ihrer Fraktion (thematisch)?

  1. Intensivere Beteiligung der BürgerInnen an der politischen Arbeit. 
  2. Ein sparsamer und verantwortungsvoller Umgang mit den städtischen Finanzen.
  3. Erhalt der wohngebietsnahen Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs.
  4. Schaffung von Gewerbebereichen im Stadtgebiet und den Ortschaften. 
  5. Erhalt vorhandener Arbeitsplätze.
  6. Schaffung ortsnaher neuer Arbeitsplätze.
  7. Förderung bezahlbaren Wohnraums.
  8. Entwicklung spezieller und attraktiver Angebote für Jugendliche.
  9. Bei allen politischen Entscheidungen sind die Auswirkungen auf die Umwelt zu beachten.
  10. Ausweisung neuer Baugebiete in den Außenbereichen.
  11. Das gesamtstädtische Radwegenetz ist auszubauen.
  12. Die Anbindung des Soleparks an die Stadtmitte ist sicherzustellen.
  13. Für den Solepark ist ein umfangreiches Angebot für Kevelaerer und Gäste zu entwickeln.
  14. Die Kindergartenzeiten sind den Belangen von Alleinerziehenden und Berufstätigen anzupassen. 
  15. Erhalt der Grundschulen, denn ohne Grundschulen bluten unsere Ortschaften aus.
  16. Erhalt des Krankenhauses.
  17. Ausreichendes Angebot an Haus-, Allgemein- und Fachärzten.
  18. Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit in Vereinen und Verbänden.
  19. Erhalt, Ersatz sowie eine sinnvolle Ergänzung bestehender Sportanlagen.
  20. Umwandlung vorhandener Auskiesungsflächen in einen Freizeit- und Wassersportbereich. 

Welche laufenden Projekte wollen Sie unbedingt vorantreiben (inhaltlich)?

Einen Mehrwert schaffen, für Besucher und Gäste unserer Stadt, vor allem aber für uns Kevelaerer Bürger*innen und dabei alte Traditionen bewahren. Für dieses Ziel steht die KBV. Durch Umgestaltung unserer Innenstadt eine Weiterentwicklung ermöglichen und an Attraktivität gewinnen.

Wie kann der Peter-Plümpe-Platz zu einem lebendigeren Ort werden, an dem wir uns gerne aufhalten, einkaufen, arbeiten und wohnen? Der Bereich um diesen zentralen Platz sowie die angrenzenden Straßenräume stellen einen prägenden Bereich der Kevelaerer Innenstadt dar. Angrenzende Gastronomiebetriebe, der dort stattfindende Wochenmarkt sowie über das Jahr verteilte Großveranstaltungen, haben ihn zu einem wichtigen Ort der Begegnung und Kommunikation gemacht. Dies soll auch in Zukunft so bleiben, bzw. verbessert werden. 

Umgestaltung der Innenstadt 

Frank Jakobs, Stellv. Fraktionsvorsitzender

Darüber hinaus verknüpft der Peter-Plümpe-Platz die Haupteinkaufszonen. Unser historisch geprägter Stadtkern, mit zu großflächig ausgewiesenen Parkmöglichkeiten, einer nicht zeitgemäßen Ein- und Ausstiegsstelle für Busse, einem nicht vorhandenen und standesgemäßen Vorplatz vor dem alten Rathaus, entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen einer attraktiven und modernen Innenstadt. Ziel einer Neugestaltung ist es, den Einkaufsstandort Kevelaer zu stärken und die Innenstadt städtebaulich attraktiver zu gestalten und dabei Nachhaltigkeitsaspekte für zukünftige Generationen und den heute hier lebenden Bürgern zu berücksichtigen. 

Durch die Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes muss ein zentraler Ort geschaffen werden, an dem sich sowohl Kevelaerer, ob alt oder jung, als auch Gäste unserer Stadt, treffen, verweilen und wohlfühlen. Kernstück sollte ein unterkellertes eingeschossiges Gebäude sein, welches u. a. aus einer Erlebnisgastronomie samt Außengastronomie, z. B. ähnlich dem Café Extrablatt oder einer entsprechenden Restauration besteht, die auch durch einheimische Gastronomen realisiert werden könnte. Im Gebäude sollten weiter, öffentliche, frei zugängliche und kostenlose Toiletten integriert werden. Verschiedene Sitz- und Verweilmöglichkeiten, ein Spielplatz mit Wasserspielen sowie einer Freifläche, welche für diverse kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann, wären eine sinnvolle Ergänzung.

Ganz wichtig sind Fahrradabstellplätze mit Lademöglichkeiten. Darüber hinaus ist die Bushaltestelle neu auszurichten. Diese ist unserer Meinung nach nicht mehr zeitgemäß und muss bautechnisch auf den neusten Stand der Technik gebracht werden, ergänzt durch die Schaffung von An- und Abfahrtsmonitoren sowie einer geeigneten Überdachung für alle Benutzer der Busse.  

Diese Umgestaltungsmaßnahmen sind natürlich nicht ohne eine Reduzierung der Parkplätze auf dem Peter-Plümpe-Platz möglich. Die wegfallenden Parkmöglichkeiten sollten derart verlagert werden, dass sie nahe und fußläufig erreicht werden können. Behindertenparkplätze hingegen sollen verbleiben, wenn nicht sogar deren Anzahl erweitert werden. Ebenso ist die Anzahl der Dauerparkplätze drastisch zu reduzieren. Die Schaffung von neuem Parkraum, in unmittelbarer Nähe der Innenstadt, könnte durch ein neugeschaffenes Parkdeck auf der Ladestraße erfolgen. 

Jan Ehren, Ratsmitglied

Aus Sicht der KBV ist die Anzahl der Parkplätze auf dem Peter-Plümpe-Platz nicht allein ausschlaggebend für das Einkaufs- und Verweilverhalten der Kevelaerer Bürger und der Gäste unserer Stadt. Vielmehr gilt es, die Attraktivität und Aufenthaltsqualität durch die erwähnten Umgestaltungsmaßnahmen zu erhöhen. Gäste besuchen Kevelaer nicht wegen der direkten Parkmöglichkeiten vor den dort vorhandenen Geschäften, sondern wegen reichhaltiger Geschäftsangebote, einem attraktiv gestalteten Innenstadtbereich samt vielfältig nutzbarem Marktplatz und einem ausgeklügelten Parkleitsystem, was die Parkplatzsuche wesentlich erleichtert. 

Kevelaer muss eine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt werden. Kevelaer ist vom Prädikat einer fahrradfreundlichen Stadt noch weit entfernt. Dies zeigten die Stellungnahmen von Bürgern oder des ADFC, wie auch die KB-Veranstaltung über Fahrradfahren und Mobilität. Gerade im Rahmen der derzeitigen Klimadiskussionen muss der Radverkehr stärker als bisher gefördert werden, zumal ein großer Teil des innerstädtischen Verkehrs „hausgemacht“ ist. Punkte, die zu berücksichtigen sind:

  • Der Fahrradweg von Kevelaer bis in die Ortschaft Winnekendonk soll sicherer werden.
  • Alle Fahrradwege, die sich mit Straßen kreuzen, sollen rot markiert werden.
  • Entschärfung der Situation an der Kreuzung B9, von der kleinen Verkehrsinsel zum Fahrradweg (scharfe Kurve).
  • Die Begrenzungspfähle auf dem Fahrradweg im Bereich der Rheinstraße sind zu entfernen, um die ursprüngliche Breite wieder her zu stellen.
  • Der Übergang vom Fahrradweg zum Niersweg ist sicherer zu gestalten, z. B., so weit zulässig, mit einer Bedarfsampel. (Anmerkung: die 50er-Zone wurde bereits aufgrund des tragischen Unfalls und eines erneuten Antrags der KBV eingerichtet).
  • Prüfung für den Ortskern Winnekendonk, Marktstraße, Hauptstraße und einen Teil der Niersstrasse (im Bereich des Katharinenhauses), ob diese als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen werden können. Das Verbot für LKW über 3,5 t oder das 20er-Schild wird nicht besonders gut beachtet. Auch sollte danach die Hauptstraße nicht in beiden Richtungen befahrbar sein.
  • Bei den Kreisverkehren B9 und Wettener Straße sollten die gleichen Vorfahrtsregeln gelten. Dies könnte z. B. realisiert werden, indem man das Ortsausgangsschild Richtung Wetten versetzt, sodass beide Kreisverkehre sich innerhalb der geschlossenen Ortschaft befinden.
  • Mittelfristiges Ziel sollte die Mitgliedschaft der Wallfahrtsstadt Kevelaer in der AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW) werden. Im Kreis Kleve ist die Stadt Kleve dort bereits seit 2015 Mitglied. 

Welches sind die dringendsten Probleme in Kevelaer, bei denen Sie sich um Lösungen bemühen wollen?

1. Sicherung der mittelständischen Einzelhandels- und Gewerbestruktur

Neben der Wallfahrt und dem touristischen Angebot ist sowohl für die Kevelaerer Bevölkerung wie aber auch für auswärtige Besucher, ein ausreichendes Einzelhandels- und Gewerbeangebot wichtige Voraussetzung für eine lebenswerte Stadt. Die direkte Einflussnahme der Kommunalpolitik ist zwar begrenzt, möglich ist aber die Schaffung einer attraktiven Innenstadtgestaltung und eines investorenfreundlichen Umfelds.

2. Verschuldung Kevelaers abbauen

Investitions- und coronabedingt steigt die Verschuldung der Stadt. Allerdings muss mittelfristig die Verschuldung Kevelaers mit Rücksicht auf die kommenden Generationen wieder gesenkt werden. Die unter anderem unter Punkt 1 genannten Maßnahmen sind dafür wesentlich.

3. Parkplätze und elektronisches Parkleitsystem

Um die Innenstadt in der Zukunft durch weniger Autoverkehr zu belasten, ist es erforderlich, dass am Rand des Innenstadtbereichs zusätzliche Parkplätze in fußläufiger Nähe zur Innenstadt geschaffen werden und mit einem elektronischen Parkleitsystem die Parkplatzsuche vermindert wird und damit der Verkehrsfluss in der City reibungsloser ablaufen kann. Eine der Möglichkeiten zur Schaffung citynaher Parkplätze ist der Bau eines Parkdecks an der Ladestraße. Die Fassade kann heute so gestaltet werden, dass sich das Parkdeck harmonisch in die Umgebung einfügt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Dachfläche des Parkdecks zu begrünen.

Helmut Komorowski, Ratsmitglied

Eine weitere Möglichkeit, zusätzliche Parkplätze in Nähe der Innenstadt zu schaffen, ist durch die Überplanung und Bebauung des derzeitigen Kauf-Center-Geländes möglich. Die derzeitige Parkplatzsituation ist für die Besucher des Konzert- und Bühnenhauses sicher kein Schmuckstück. Hier kann durch ein architektonisch gestaltetes Parkdeck nicht nur das Umfeld optisch schöner gestaltet werden, sondern zusätzliche Aufenthaltsqualität geschaffen werden.

Mit Parkleitsystemen erhalten Autofahrer mit Hilfe von dynamischen und statischen Anzeigetafeln Informationshinweise zu einem freien Parkplatz. Elektronische Parkleitsysteme sind automatisch, rechnerunterstützt und bedienen sich elektronischer Anzeigen, die über die verfügbaren Parkplätze Auskunft geben. Parkleitsysteme ermöglichen dem Autofahrer eine bessere Planung und vermeiden somit unnötige Fahrten zu besetzten Parkplätzen. Mithilfe von Smart-City-Anwendungen lassen sich Parkraumbewirtschaftung und Verkehrssteuerung optimieren, der Parkservice verbessern und der innerstädtische Verkehr sowie Kosten reduzieren. Durch intelligente, digitale Mobilitätslösungen werden Städte attraktiver, wirtschaftlich stärker und leisten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. 

Wie sieht Kevelaer zum Ende der Wahlperiode aus, wenn Sie Ihre Ziele durchsetzen können (Ausblick)?

Durch die Umsetzung der zuvor genannten Punkte wird die Attraktivität für auswärtige Besucher und vor allem auch der Kevelaerer erheblich steigen, ebenfalls auch für Investoren und Unternehmer, die neben Wallfahrt und Tourismus Kevelaer auch zu einer sympathischen Einkaufsstadt werden lassen.

Heinz Melzer, Ratsmitglied

Eine Vision, die aber vielleicht in dieser Wahlperiode noch nicht vollständig umsetzbar sein wird, ist die Einrichtung eines Wassersportzentrums. Die Größe der Auskiesung auf Hüdderath und die umliegenden Flächen ermöglichen nach Beendigung der Auskiesung die Einrichtung eines Wassersportzentrums im maritimen Design und damit eine sinnvolle Nutzung des Geländes für Vereine sowie Familien mit Kindern. Mit einem Wassersportzentrum würde die Attraktivität Kevelaers deutlich weiter gesteigert und es würde zusätzlich viele Besucher anziehen, aber auch für die Kevelaerer Bevölkerung eine zusätzliche Freizeitmöglichkeit bedeuten. Einen Badebereich sollte es unserer Ansicht nach dort jedoch nicht geben. Hierfür verfügt Kevelaer über ein attraktives Freibad.

Ein derartiges Wassersportzentrum könnte beispielsweise folgende Einrichtungen umfassen:

  • Wassersporteinrichtungen, wie Bootshafen, Wasserski- und Wakeboardanlage, Angelplatz, Tretboote und Kanu fahren, Segelschule
  • Ferieneinrichtungen wie Campingplatz – Zelt oder Mobilheim, Wohnmobil­platz, Bungalows oder Chalets, Sanitäranlagen, Toiletten, Duschen), Kiosk, Imbiss
  • Einrichtungen für Jung und Alt wie Spielplätze für Eltern mit Kindern, Adventure Golf, Beachvolleyball, Grillplatz
  • Ausbildungsmöglichkeiten für Segler, Ruderer, Kanuten, Taucher.

Neben den Vorsitzenden und den Ratsmitgliedern gehören der KBV-Fraktion folgende sachkundige Bürger an: Johann-Peter van Ballegooy, Carina Daniels, Hans Maas, Daniel Nowotnick, Siegfried Pathe, Michael Verhaagh und Gottfried Winkels.

IHK sucht Betriebe für digitales Azubi-Speed-Dating

Immer wieder bleiben freie Lehrstellen unbesetzt – diese Entwicklung zeigt sich schon seit Längerem. Und die Corona-Pandemie erschwert es zusätzlich, dass Unternehmen und Schüler*innen zusammenfinden. Daher lädt die Niederrheinische IHK Ausbildungsbetriebe zu einem digitalen Azubi-Speed-Dating ein. Dabei sind die Teilnehmenden zeitlich flexibel, es gibt direkt mehrere Termine im März und April.

Ausbildung meets Azubi: Schnell und unkompliziert passende Bewerber kennenlernen – das ist das Konzept der Aktion. In diesem Jahr können die Unternehmen in der ersten Runde ihre Azubis losschicken. Sie tauschen sich auf Augenhöhe mit den Schüler*innen über ihre Erfahrungen aus und geben erste Informationen über den Betrieb und den Arbeitsalltag. Gleichzeitig können sie den Bewerber*innen Tipps für die Vorstellungsgespräche geben. In der nächsten Runde entscheiden die Bewerber*innen dann, mit welchem Unternehmen sie sich näher austauschen wollen und suchen sich einen der vorher festgelegten Termine aus.

Die Speed-Datings zwischen Azubis und Schüler*innen finden vom 15. bis 26. März 2021 statt. Die Personaler*innen treffen zwischen dem 6. und 23. April 2021 auf die Bewerber*innen. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Plätze sind begrenzt. Interessierte Unternehmen können sich können sich unter https://www.ihk-niederrhein.de/hauptnavigation/ausbildung/infos-fuer-azubis/online-azubi-speeddating-5015258 anmelden.

Starke Umsatzeinbußen im Freibad im Jahr 2020

Die Freibadsaison 2020 verlief angesichts der Corona-Pandemie für die Stadt als Betreiber enttäuschend. Das belegen die aktuellen Zahlen, die die Stadt jetzt im Zuge des Schul- und Sportausschusses veröffentlicht hat. Zum einen konnte das Freibad aufgrund der Pandemie nur in der Zeit vom 15. Juni bis zum 31. August öffnen. Außerdem verzeichnete die Stadt mit insgesamt 28.019 Besucher*innen mehr als 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Da hatten insgesamt 57.737 Menschen den Weg in das Freibad an der Dondertstraße gefunden. Und schon gar kein Vergleich war das Jahr 2020 zum Rekordsommer 2018 mit 85.339 Besucher*innen. 

Mit den starken Rückgängen bei den Besucherzahlen gingen im vergangenen Jahr auch die Einnahmen deutlich zurück. Statt der 60.713,50 Euro des Vorjahres konnte man insgesamt nur 32.021,30 Euro verbuchen. Die Zahlen ließen sich leicht erklären, sagt Klaus Schürmans vom Bäderverein Kevelaer. „Wegen Corona waren anfangs 400 und später nur 500 Gäste am Tag zugelassen. Da hat uns Corona voll erwischt.“ Und ab dem 31. August herrschte kein gutes Wetter, es begannen die neuen Renovierungsarbeiten.“

„Die Besucher waren froh, dass das Bad überhaupt auf war, da haben sich lange Schlangen gebildet“, erzählt der Bädervereins-Vorsitzende. „Viele konnten nicht weg oder zur See. Da waren vor allem die Kinder und Jugendlichen dankbar.“ Und Bäder wie das „Goch Ness“ oder das „Embricana“ in Emmerich hätten gar nicht geöffnet gehabt. „Wir wollten ja gar nicht so viele von auswärts haben, wenn 400 bis 500 nur rein durften.“

Keine Mitglieder verloren

Viele, vor allem ältere Stammbesucher*innen, hätten allerdings gesagt: „Wir lassen die Finger davon. Wir setzen ein Jahr aus, bis Corona vorbei ist.“ Aber man habe keine Mitglieder verloren und großes Verständnis erfahren. 

Als Bäderverein sei man auch zuständig für die Sanierung des Freibades. „Da geht alles geplant weiter mit dem Ausblick auf 2021“, so Schürmans. Aktuell würden alle Folien im Schwimmerbecken erneuert. „Ende der Saison 2021 wird ein neues Sanitärgebäude erstellt, da laufen die Planungen. Wir werden uns da mit 150.000 Euro beteiligen.“

Die Beschattung wird ausgeweitet

Es würden außerdem neue Bäume gepflanzt. „Wir machen uns Gedanken in Sachen Beschattung. Der Vorderbereich und die Beschattung des Kiosk ist auch auf dem Schirm.“ Wegen Corona sei der Kisok 2020 gar nicht geöffnet gewesen. Wichtig sei aber, „dass das Bad zum 1. Mai betriebsbereit ist, das wird auf jeden Fall so sein. Da gibt es keine Baustelle“, versichert Schürmans. 

Was aber mit der Freibadsaison 2021 sein werde, können heute seriös noch niemand sagen. „Was im Sommer so ist, ob die Beschränkungen weiter bestehen bleiben oder nicht“, dafür hat auch er keine Glaskugel parat. „Wir wissen nicht, welche Verordnungen da bestehen und unter welchen Bedingungen man ein Bad öffnen kann. “

„Immer wieder mittwochs”

Dass Dennis van den Berg immer wieder für neue Ideen zu begeistern ist, das hat der „Binnenheide“-Gastronom zuletzt mit seiner Beteiligung an den Altenheim-Besuchen mit Zauberer und Musiker im Dezember unter Beweis gestellt. Jetzt hat der 30-Jährige ein neues Projekt entwickelt, das er digital auf den Weg bringen will. „Immer wieder mittwochs“ heißt es – und da geht es darum, Unternehmen in acht 20-minütigen „Pausen“ besondere Impulse in der Corona Zeit zu geben. 

Die Anregung ging von der Mitarbeiterin eines Krefelder Unternehmens aus, die im Dezember ein Online-Weihnachtskochen von van den Berg mit neun Paaren gemeinsam erlebt hatte und es schlicht „genial“ fand. „Man hatte das Gefühl, man steht in der Küche in der Firma und wir haben gequatscht“, erinnert sie sich gerne an dieses Erlebnis. 

Alle unter Stress

„Alle stehen unter Stress – ob in einer Firma oder im Homeoffice. Alle gehen doch auf dem Zahnfleisch“, hatte van den Berg gleich die passenden Ideen zu dem Vorstoß parat – und die passenden Leute dazu im Kopf. Einer von ihnen war der Walbecker Sport-, Gesundheits- und Mental-Coach für systemische Kurzzeit-Konzepte, Dietmar Füngerlings. „Ich finde das gut, weil von der Corona-Krise alle betroffen sind“, sagte er bei einem Treffen im „Binnenheide“-Café. Er will in seinem Auftakt-Impuls am kommenden Mittwoch    mit einigen Tipps, „angenehmen Emotionen“ wie „Freude und Liebe“ und später auch noch mal mit „Yoga am Arbeitsplatz“ für Ausgleich sorgen. Van den Berg sprach auch das Musikerduo „Miikado“ mit der Sängerin Chrisi Maas und Gitarrist Reiner van Treek an, die in der „Binnenheide“ häufig musizieren.

„Es gibt so viele Sachen, die da reinfließen, die ganze Reizüberflutung wegen Corona und so“, wollen van Treek und seine musikalische Partnerin mit „minimalistischer Musik, wo sich Leute gut drauf einlassen können“ dafür sorgen, dass die Zuhörer*innen am Bildschirm „sich wohl fühlen abseits vom Alltagsgedudel.“ Und auch Chrisi Maas findet es schön, wieder Musik zu machen.

Knackiges Zumba-Programm

Zu diesem „kulturellen Ausflug in die Welt der Musik“ kommt noch ein „kultureller Ausflug in die Welt der Verwunderung“ mit Zauberer Tobias Velmer, der selbst schon Online-Zauberformate probiert hat und sich trotz seiner Vorbehalte dem „virtuellen“ Zauber-Format gegenüber gerne daran beteiligt. Und schließlich ist da noch van den Berg selbst, der dreimal selbst kulinarische Anregungen geben will – sowohl für einen „Gesunden Start in den Tag“ mit Power-Smoothies, Obstsalat und Omelett als auch für ein leichtes „ayurvedisches Mittagessen schnell zubereitet“ oder für „Gesunde Snacks zum Abend selbstgemacht“ wie leckere Kurkuma-Chips. „Die bekommen dann vorher auch die Zutatenliste zum Mitkochen“, verspricht der Gastronom. Und mit einem knackigen Zumba-Programm will der Kochkünstler auch für Bewegung bei dem Gegenpart auf der anderen Seite sorgen. 

Zu dem virtuellen „Break“ vom Arbeitsalltag sollen alle 1700 Mitarbeiter*innen des Krefelder Unternehmens eingeladen werden, das mit dieser Aktion starten wird. Man rechne erstmal mit 30 Leuten – wenn mehr mitmachen, würden sich alle Beteiligten freuen. Und van den Berg kann sich durchaus vorstellen, das Format, das seines Wissens so noch nicht existiert, auch anderen Unternehmen mal anzubieten.

Ein Leben ohne Staunen?

Schon von klein auf war zu bemerken, dass in Richtung Zauberei etwas in der Luft lag, erzählt Tobias Velmer. „Ich habe das schon als Kind gemacht. Nichts mit Karten – eher dieses kindliche Verständnis von Zauberei, mit Zauberstab schwingen und es passiert etwas.“ Der Zauberkasten kam dann mit sieben oder acht Jahren. Er sei kein Träumer und kein Klassenclown, aber ein Junge mit einem starken Spieldrang gewesen. „Meine Mutter hat darüber mal mit einer Lehrerin gesprochen. Sie sagte: Er spielt, spielt, spielt. Und die Lehrerin sagte: Lassen Sie ihn doch spielen.“ Den „Homo ludens“, den „spielenden Menschen“, den habe er sich bis heute erhalten.

Nach dem Abitur studierte Velmer zunächst Lehramt in Dortmund und brach das Studium ab, nachdem er in Jürgen von der Lippes „Magic store“ in Köln Zaubergerätehändler wurde. Von dieser Zeit sagt er: „Da war in jeder Schublade ein neues Wunder.“ Dem schloss sich das Kulturstudium in Hildesheim an, wo er seine Frau kennenlernte. Als Kulturwissenschaftler*in stammen beide quasi „aus dem gleichen Stall“, sagt er. „Ich habe Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis studiert. Hauptfach war bei uns beiden Theater, wir haben am Theater auch lange gearbeitet.“ Von daher war das Verständnis für die „zauberhafte“ Ader des Mannes gegeben. Die blieb immer erhalten, bis er entschied, mit der Profession Zauberei von Kevelaer aus durchzustarten.

Wenn Tobias Velmer seine aktuelle berufliche Situation schildern soll, dann braucht er nicht lange zu überlegen. „Im Moment bin ich hauptsächlich Vater, Lehrer, Hausmann und alles, was dazu gehört“, macht der 44-jährige Kevelaerer deutlich. 

Was das Jahr 2020 angeht, kamen zwar Aufträge rein, „aber es war ein absolutes Nulljahr.“ Insge-samt habe sich in dem Zeitfenster nach dem ersten Lockdown schon etwas aufgebaut. „Es gab Spontanbuchungen – auf Hochzeiten, bei Firmen, Messen, Mittelaltermärkten, die nicht von heute auf morgen gehen. Und es gab das Angebot für einige Privatveranstaltungen in Kindergärten und Schulen. Aber das ist dann nie zustande gekommen.“ Zwischendurch gibt er Online-Zauberunterricht auf Anfrage. „Das sind so Kinder zwischen zehn und dreizehn Jahren.“ Das Unterrichten sei nicht fremd – nach 15 Jahren Schauspielunterricht an Theatern als Theaterpädagoge. Und es tut ihm gut. „Da bin ich mitten drin. Und wenn sie aktiv dabei sind, kann ich für eine Stunde abschalten.“

Das Publikum fehlt als Teil der Darbietung

Zu Anfang der Corona-Pandemie habe er gedacht: „Ich nutze die Zeit, um kreativ zu sein, wenn die Kinder im Bett sind, der Tag zur Ruhe kommt. Bei mir hat das nicht funktioniert“, gesteht er. „Wenn ich probe, denke ich immer das Publikum mit. Ich brauche die Gemeinschaft, sonst fühle ich mich in der Art, wie ich zaubere, nicht zu Hause.“ Corona habe ihn somit „künstlerisch komplett runtergefahren.“ Da halfen solche Ereignisse wie die Idee, vor den Türen der Altenheime in Kevelaer zu spielen. Da gehe die Energie dann wieder ein Stück weit hoch. „Die fällt aber sofort wieder ab, wenn die kleinen Gegebenheiten vorbei waren“, sagt Velmer.

Der Kevelaerer findet das selbst für sich „ziemlich erschreckend.“ Das sei aber irgendwie zauber-spezifisch. „Ein Musiker, der sich im ersten Lockdown noch auf den Balkon stellen konnte, das ging. Schauspieler können ihre Darbietungen noch streamen, auch wenn das Live-Erlebnis fehlt. Aber sie arbeiten, und auch im Team als Teamerlebnis.“ Zauber*innen hingegen bräuchten die aktiv mitspielenden, mithandelnden Zuschauer*innen. „Und da fehlt mir halt der Partner, egal, wie viel ich probe und entwickle. Ich brauche den mitdenkenden Verstand.“ 

Zur Überbrückung machte er zu Silvester sogar Online-Shows, die über das Netz gelaufen sind. „Da haben wir Konferenzschaltungen gemacht für Menschen, die nicht bei ihrer Familie oder mit Freunden sein konnten. Die haben sich über den Bildschirm gesehen und die habe ich nachts unterhalten.“  Er habe das lange überlegt. „Aber Silvester habe ich tatsächlich gearbeitet.“ Dafür habe er sich dann ein Konzept überlegt. „Das wichtigste Mittel war nicht der Trick, sondern der Versuch, da Leich-tigkeit reinzubringen, Corona außen vor zu lasssen, obwohl es vordergründig nicht wegzudisku-tieren ist.“ 

Zauberei lebe durch das Staunen, sagt Velmer. In dem Fall ging es dann „um ein ungewöhnliches Erlebnis in einer ungewöhnlichen Zeit.“ Dabei gestaltete er Kunststücke sehr „frontal“, machte „Dinge, die durch ihre Optik wirken“ – so wie die Münzzauberei, bei der Geldstücke von der einen in die andere Hand wandern. „Da passiert ein optischer Umgang, der vermittelbar ist.“

Was natürlich fehlte, war der Livecharakter. „Das ist nicht mein Gefühl, wie ich Zauberei mache. Die Leute sehen nur Ausschnitte, sie können nicht Requisiten anfassen.“ Für ihn gehört das aber existenziell dazu. „Die Gegenstände müssen untersuchbar“ sein, die Leute mitmachen. 

Alles was in Distanz abläuft, sei „eine Beschneidung, nicht nur im Alltag, sondern auch in der Kunst“, sagt Velmer. Da habe er keinen anderen Weg gefunden, das zu toppen. „Es ist anders. Und für mich fehlt da was.“ Sonst spielt er immer gut 40-minütige Programme. „Hier habe ich sehr genau ausgewählt, was überhaupt Sinn macht. Den Anspruch, dass es für die Zuschauer in erster Linie ein positives Erlebnis ist, da muss man viel drüber nachdenken, was man zeigt.“ Aber sich neuen Ideen zuzuwenden, zu motivieren, dafür fehlt einfach der Funke. So habe er sich dann zwei Abende hingesetzt und sich selbst ehrlich gefragt: „Für wen mache ich das?“ Dann fiel die Entscheidung: Das musst du erstmal ruhen lassen. „Es ist völlig frustrierend, was zu erarbeiten, aber man kann es nicht zeigen.“

„Man kann was, aber man darf nicht“

Was ihm künstlerisch zu schaffen mache, sei die Perspektivlosigkeit und die Frage, wie lange es noch dauert, bis es wieder losgehen könnte – „ein halbes Jahr, ein viertel Jahr, vielleicht zwei Jahre.“ Durch die Kinderbetreuung habe er keine Chance, sich auf etwas anderes festzulegen. Das sei im Moment eine Art „Verkrüppe-lung, weil es einen so in die Falle lockt. Man kann was, aber man darf nicht.“

Velmer denkt tatsächlich darüber nach, den Beruf des Zauberers an den Nagel zu hängen und „möglicherweise, sogar wahrscheinlich mich nach einem anderen Beruf umsehen zu müssen.“ Die Gelder seien „halt schwächer und die Soforthilfen nicht so glorreich, wie sie dargestellt werden“, sagt er. Zwar habe er Coronahilfen bekommen – „am Anfang diese Soforthilfe und die Novemberhilfe habe ich beantragt mit dem Steuerberater. Die ist schon da.“ Das sei aber „nix, was lange trägt.“ Für völlig absurd hält er es, dass „die Dezemberhilfe mit der Novemberhilfe aufgerechnet wurde.“ Schließlich hatte er ja im Dezember noch die Engagements an den Wohnstiften und Altenheimen – und damit Einnahmen. „Im Rechner waren dann 39 Euro zu beantragen. Das fand ich zu doof.“ Und allmählich kämen auch die Rückzahlungen. Gott sei Dank arbeite seine Frau, sagt er. „Wir müssen uns nicht verschulden.“

Die Zauberei bleibt immer Teil seines Lebens

Vier Jahre lang habe er die Rolle als Zauberer entwickelt und war sehr zufrieden damit. „Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, das vier Jahre meinen Haupterwerb nennen zu können.“ Schließlich habe er ja lange überhaupt mit der Idee gespielt, dass er das machen wolle. „Man kann nie mehr sagen mit 50: ich habe es nie probiert.“ Die Zauberei werde nie wirklich weggehen und Teil seines Lebens bleiben, sagt der 44-Jährige. Aktuell sei er einfach „dankbar, dass die Familie gesund ist, wir ein Dach über dem Kopf haben und die Heizung funktioniert.“ Es gebe immer einen Grund auf höchstem Niveau zu klagen, findet Velmer. Aber das relativiere sich alles, „wenn man bedenkt, dass Menschen draußen erfrieren, Kinder unter Zeltplanen leben.“ 

Es gebe viele Momente und Begegnungen in der Zauberei, die ihm in Erinnerung sind, die er mitnehme, sagt Tobias Velmer. Und es gebe Menschen, die angerufen haben und fragen: „Wie geht es Dir? Was machst Du? Wir wären froh, Dich wieder live zu sehen.“ Das baue ihn auf. „Wenn die Leute sich dran erinnern, kann man sagen: Es ist nicht nur dieses ‚man albert auf der Bühne rum.‘ Dann hat man einen Menschen wohl tiefer berührt.“ 

„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern”

Im Zuge der Corona-Krise ist die Zahl der Minijobs im Kreis Kleve um sechs Prozent gesunken. Mitte vergangenen Jahres gab es rund 32.500 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse. Ein Jahr zuvor waren es noch 34.500. Besonders stark war der Rückgang im Gastgewerbe. In der Branche gingen binnen eines Jahres 845 Minijobs verloren – ein Minus von 19 Prozent. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und beruft sich hierbei auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Wirtschaftskrise. Sie haben bislang keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld, werden häufiger gekündigt und sind sozial kaum abgesichert“, sagt Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsführer der NGG-Region Nordrhein. Die Statistik spiegele eine „enorme Unwucht“ auf dem heimischen Arbeitsmarkt wider. Während dank staatlicher Hilfen wie der Kurzarbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Region nahezu konstant geblieben sei, treffe die Pandemie prekär Beschäftigte besonders hart.

Nach dem Prinzip „Hire and Fire“ (Heuern und Feuern) lebten sie in ständiger Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. „Betroffen sind gerade Frauen, die eine 450-Euro-Stelle als Kellnerin oder Küchenhilfe oft als einzige Einnahmequelle haben. Auch für viele Studierende, die sich nebenher etwas hinzuverdienen, sind die Folgen des Jobverlustes dramatisch“, betont Hufer. 

Der Gewerkschafter kritisiert die Entlassungen, hat aber angesichts der historischen Krise Verständnis für die Lage der Hotels und Restaurants. „Das Problem ist vielmehr, dass die Politik durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize setzt. Es ist höchste Zeit, diese Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen.“ Nur wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden. Eine Heraufsetzung der Verdienstgrenze bei den Minijobs auf monatlich 600 Euro, wie sie derzeit Teile der Union fordern, gehe dagegen „in die völlig falsche Richtung“, so Hufer. Damit werde eine prekäre Beschäftigungsform weiter ausgebaut, statt sie einzudämmen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes würden durch eine Heraufsetzung bundesweit rund 470.000 Menschen mit regulären Stellen ungewollt zu Minijobbern. „Die Corona-Krise hat den Blick auf viele gesellschaftliche Probleme gelenkt. Dazu gehören die Minijobs. Die Politik muss hier arbeitsmarktpolitisch umsteuern“, fordert Hufer.