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Mercedes-Herbrand gründet Werbeagentur

Seit Januar 2021 bietet die Herbrand Gruppe unter dem Namen „hvd-Werbeagentur“ ihr Marketingangebot auch externen Kund*innen an. Zielgruppe sind dabei kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region und andere Autohäuser. Bisher hat die Marketingabteilung von Herbrand ausschließlich zur Unternehmensgruppe gehörende Firmen und Filialen sowie einige externe Autohäuser vollumfänglich betreut. Ab sofort bietet die hauseigene Werbeagentur ihre Dienstleistungen verstärkt auch anderen interessierten Unternehmen an.

„Die Idee, eine Werbeagentur für regionale Unternehmen zu gründen, existiert schon länger. Konkretisiert hat sich diese in den letzten acht Monaten“, erklärt hvd-Geschäftsführer Daniel Hennig. Die Marketingabteilung der Herbrand Gruppe arbeite seit einigen Jahren auch für externe Kunden. Diese Entwicklung habe sich eher zufällig aus Gesprächen mit Kunden und Dienstleistern des Mercedes-Autohauses ergeben. „Wir haben immer wieder positives Feedback von Kunden und anderen Partnern auf unsere Werbeaktionen erhalten – verbunden mit der Anfrage, ob wir solche Werbeprojekte in ähnlicher Form auch für ihr Unternehmen anbieten können“, schildert Agenturleiter Sven Ingenpaß die Ausgangslage.

Trotz oder vielleicht auch aufgrund der aktuellen Corona-Situation stieg in den vergangenen Monaten die Nachfrage nach Marketing-Dienstleistungen. Aus diesem Grund hat die Unternehmensgruppe Fachpersonal aufgebaut und die hvd als eigene Werbeagentur ins Leben gerufen. Zum Kundenkreis der hvd-Werbeagentur zählen Unternehmen vom Niederrhein, aber auch weitere Autohäuser aus Nordrhein-Westfalen. Die weiteren Kund*innen der hvd kommen aus unterschiedlichen Branchen. In Zeiten der Digitalisierung gehört das Onlinemarketing ebenso dazu wie die Erstellung von Webseiten und Onlinemarketingkampagnen. Die hvd arbeitet mit 14 Mitarbeiter*innen (davon zwei Auszubildende).

Prüfung erfolgreich abgelegt

Zwei junge Bankkaufleute der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze haben die Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer erfolgreich abgelegt. „Insgesamt freuen sich sowohl die Prüflinge als auch der Vorstand der Sparkasse und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die maßgeblichen Anteil an dem Erfolg der Azubis während der letzten zweieinhalb Jahre hatten“, erklärte Ursula Ries, Personalleiterin der Sparkasse. 

Im Namen aller Mitarbeiter*innen gratulierten der Vorstand, Thomas Müller und Stefan Eich, sowie Ursula Ries den jungen Bankkaufleuten Kevin Ogboi Benissan und Ilirian Haliti, zur bestandenen Prüfung.

Bewerbungen zur Ausbildung zum/zur Bankkaufmann/Bankkauffrau (m/w/d) für den Ausbildungsbeginn in 2021 und 2022 können Interessierte online unter www.sparkasse-goch.de/ausbildung einreichen.

„Wir haben dadurch gewonnen“

Einfach mal rauskommen. Frische Luft schnappen. Durchatmen. Danach sehnen sich in der Pandemie-Zeit viele Menschen. Und das nicht nur Bewohner*innen Berliner Plattenbauten. Auch bei uns auf dem Land war und ist das Bedürfnis vieler Menschen, über die eigenen Grundstücksgrenzen hinaus mal etwas zu sehen. Besonders gut lässt sich die eigene Region mit dem Fahrrad erkunden – man hat mehr Freiheit als im Auto und einen größeren Radius als bei Spaziergängen zu Fuß. Doch dass lange nicht alle Kevelaerer*innen eine fahrbereite „Fiets“ daheim stehen haben, das haben besonders die lokalen Fahrradhändler zu spüren bekommen.

So auch Gregor Peters, Inhaber von „Zweirad Peters“. „Man hatte das Gefühl, die Leute konnten nicht weg. Sie haben mal die eigene Gegend erkundet“, schildert er seine Eindrücke. Bei ihm schlugen sich diese Beobachtungen nicht nur in einem höheren Aufkommen in der Werkstatt nieder, sondern auch im Verkauf. Rund 20 Prozent höhere Verkaufszahlen als im Vorjahr habe er im Pandemie-Jahr 2020 verzeichnet.

Eine deutlich erhöhte Nachfrage im Fahrradhandel bestätigen die Beobachtungen des Statistischen Landesamtes Information und Technik Nordrhein-Westfalen”. Umsatzsteigerungen in Höhe von 47,8 Prozent habe der Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und – zubehör in NRW im November 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat verbucht.

Gregor Peters Foto: privat

Seinen Laden musste Peters sowohl im Frühjahr 2020 als auch zum jetzigen Shutdown schließen. Die Werkstatt war und ist weiterhin geöffnet. Aktuell darf er telefonische Bestellungen annehmen – keine Beratung, keine Probefahrten möglich. „Ein Fahrrad muss ausprobiert werden, da gehört eine gescheite Beratung dazu“, gibt der Fachmann zu bedenken. Für Zubehör sei das alles halb so wild. Für viele Kund*innen muss es allerdings gar kein neues Zweirad sein. Viele von ihnen hätten im vergangenen Jahr den alten Drahtesel in die Werkstatt gebracht, der zuvor lange Zeit ein trostloses Dasein in der Garage gefristet hatte. Das sei, so schildert Peters, nicht nur durch den Wunsch nach mehr Bewegung im Freien verursacht, sondern habe auch wirtschaftliche Gründe. „Man hat gemerkt, dass viele auf ihr Geld gucken müssen“, sagt der Unternehmer. Andererseits hätten viele Bürger*innen auch wirklich investiert, um sich bessere Voraussetzungen zu schaffen: „Viele sind auf ein E-Bike umgestiegen, um ihren Radius zu vergrößern.“

Der Frühling kommt oft plötzlich

Bevor im Frühjahr vielleicht die Läden wieder geöffnet haben dürfen, hofft Peters darauf, dass die Leute die aktuell ruhigere Winterzeit nutzen, um sich nach der Fahrtüchtigkeit ihres Fahrrades zu erkundigen. Denn erfahrungsgemäß komme für viele Radfahrer*innen der Frühling genauso plötzlich wie Weihnachten und Ostern. Und dann wollten auf einmal viel zu viele Leute gleichzeitig eine Überholung des Zweirades.

Ob er zu Beginn der Pandemie erwartet habe, mit seinem Geschäft im Jahr 2020 höhere Verkaufszahlen zu erzielen als im Vorjahr? „Nein“, sagt Peters. Er habe nicht nur eine schlaflose Nacht hinter sich gebracht. Denn keiner habe vorhersehen können, wie sich das Jahr unter einer Pandemie entwickeln würde. Und ob er sich wirtschaftlich als ein Gewinner der Corona-Pandemie sieht? „Wir sind wahrscheinlich der Gewinner von 2020, aber ich denke, dass es dieses Jahr definitiv abflacht“, erklärt Peters. Sobald die Maßnahmen deutlich gelockert werden, würden die Leute wieder verreisen und den Fokus auf andere Dinge als das Fahrradfahren legen. „Und das kann man niemandem verübeln“, betont der 34-jährige Geschäftsinhaber, der trotz des erhöhten Umsatzes im vergangenen Jahr nicht ganz unbesorgt in die Zukunft schaut. „Im Moment gebe ich das Geld aus, das ich im Hochsommer verdient habe.“ Und nicht nur das: Ein großes Problem sei zudem die Beschaffung der Fahrräder und Ersatzteile. Die Pandemie verursache Störungen in den Lieferketten. Und was nicht lieferbar ist, kann eben nicht an die Kund*innen weitergegeben werden.

„Lieferzeiten wie ein Tesla“

Von großen Lieferschwierigkeiten berichtet auch Christian Michalik, Inhaber des Kevelaerer Unternehmens „Zweirad Michalik“. Aktuell erfolge teilweise erst die Lieferung von Bestellungen aus 2020. Wo vor der Pandemie eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten einzuplanen war, müssen die Kund*innen nun bis zu einem Jahr warten. „Auch die Ersatzteilversorgung ist sehr problematisch geworden“, schildert Michalik. „Wir haben das ganz stark gemerkt bei den Rennrädern. Die haben fast Lieferzeiten wie ein Tesla“, sagt der Unternehmer zwar schmunzelnd, ist sich aber zugleich der Lage bewusst.

Während er bei den Verkaufszahlen kein deutliches Plus im vergangenen Jahr habe verzeichnen können, sei der Betrieb in seiner Werkstatt dafür deutlich erhöht. Rund 20 Prozent mehr Aufkommen beschreibt Michalik. Zwei Monteure habe er dafür zusätzlich eingestellt. Die Strukturen im Unternehmen seien zudem völlig umgestellt worden, um sich den Pandemie-Bedingungen anzupassen. Wo vorher vier bis sechs Monteure tätig waren, arbeiten nun acht Kräfte. „In der Werkstatt hat das Anfang Januar nochmal richtig zugenommen“, berichtet der Unternehmer. Was dort tatsächlich spürbar sei, ist der Ausfall der Bürgerbusse in Kevelaer und den Ortschaften. Es gebe einige Kund*innen, die aktuell ein betriebsbereites Fahrrad benötigen, weil sie nicht wie sonst den Bürgerbus nutzen können.

Der Verkauf steht aber auch bei Michalik nicht still. Der eigene Online-Shop der seit gut zwei Jahren aktiv ist, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Denn alle Räder, die bei Michalik im Laden stehen, sind auch auf der Website zu finden. Dort können sie ausgewählt und eine Probefahrt vor Ort vereinbart werden. Der Nutzen der Digitalisierung im Unternehmen werde aktuell in der Pandemie sehr deutlich, sagt Michalik, der sich noch gut an den Moment im Frühjahr erinnert, als der erste Shutdown kam: „In dem Moment schoss das Online-Geschäft hoch.“ Diese Entwicklung ziehe sich bisher durch die ganze Zeit der Pandemie. „In dem Moment, wo die Läden zu sind, kommen online Anfragen aus ganz Deutschland.“ So habe er kürzlich erst über das Online-Geschäft zwei Rennräder verkauft, die nun auf den Straßen Berlins und Hamburgs zu finden sind. Aufgrund der Lieferengpässe seien die beiden Käufer extra nach Kevelaer gereist, um das gewünschte Modell zu ergattern.

Ähnlich wie Gregor Peters, ist sich auch Christian Michalik sicher, dass die Nachfrage wieder abflachen wird. Sobald der Shutdown vorbei ist, erwarte er allerdings zunächst einen hohen Betrieb – in der Hoffnung, dass die Lieferwege bald wieder störungsfrei laufen, sagt Michalik. Und ob er sich rückblickend auf das Jahr 2020 als ein Gewinner der Pandemie sieht? „Wir haben dadurch gewonnen. Aber nicht so viel, wie die Leute meinen.“

Weniger Autos, mehr Fahrräder

Fragt man Eckehard Lüdke, Vorsitzender des ADFC Kreisverbandes Kleve, ist das erhöhte Interesse am Radfahren während der Pandemie nicht nur wirtschaftlich ein Gewinn: „In all dem Leid, das in der Pandemie steckt, gibt es auch Entwicklungen, bei denen man denkt: Das geht in die richtige Richtung.“ Auch in Kevelaer sei seit Beginn der Pandemie – verstärkt während der Shutdowns – zu beobachten gewesen, dass mehr Fahrräder auf den Straßen sind. Viele Leute hatten schließlich mehr Zeit, fuhren nur noch kurze Strecken und konnten durch den geringeren Autoverkehr entspannter mit dem Rad fahren. 

Eckehard Lüdke Foto: privat

Lüdkes Erfahrung nach ist mit der Pandemie und dem erhöhten Interesse am Fahrradfahren auch das Interesse an der eigenen Region gestiegen. Für viele Menschen seien Radtouren in Pandemie-Zeiten eine Art „Fenster im Kopf aufreißen und durchlüften. Ich glaube, das ist ein wichtiges Ventil.“ Dass die geführten Touren des ADFC ausfallen mussten und weiterhin müssen, sei bedauerlich. „Die Nachfrage und das Interesse sind groß. Das Tourengeschehen ist im letzten Jahr bei uns leider zum totalen Stillstand gekommen.“ Auch die „fahrRad-Pause“ Ende April in Kevelaer musste ausfallen. Vorerst sind keine weiteren Veranstaltungen des ADFC in der Marienstadt geplant.

Neben diesem Bedauern hofft Lüdke für die Zukunft darauf, dass die Corona-Pandemie auch etwas Positives hinterlassen wird. Seine Erwartung ist, dass viele Menschen durch die Erfahrungen ihre Mobilität ein Stück weit ändern werden. „Der Wunsch ist, dass möglichst viele Menschen gemerkt haben, dass es auch schöner sein kann, mit dem Rad unterwegs zu sein als mit dem Auto“, erklärt der Kreisverbandsvorsitzende. 

Die Rolle als emotionale Stütze

Während in vielen Berufen die Arbeit aktuell ruht oder ins Home Office verlegt wurde, muss in anderen Bereichen der Arbeitsalltag weitergehen. Mehr noch: In der Pflege beispielsweise herrscht ein erhöhtes Arbeitspensum, die Mitarbeitenden leisten in vielen Fällen mehr als außerhalb der Corona-Pandemie − so auch im Pflege- und Betreuungsdienst „Lebensgarten“ mit Sitz in Kevelaer. Die stellvertretende Pflegedienstleitung und Praxisanleitung Viola Haesters berichtet, dass man sich mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen schnell arrangiert hätte und die Schwierigkeiten an anderer Stelle liegen. Bei vielen Patient*innen sei eine große Verunsicherung und Überforderung zu spüren, in vielen Fällen herrsche Einsamkeit vor und der Wunsch nach Menschen, die ihnen rund um Corona-Fragen beratend zur Seite stehen. Dass die Beachtung all dieser individuellen Probleme mitunter eine größere Herausforderung darstellen kann als die Umsetzung aller Corona-Maßnahmen, wird im Gespräch mit Heasters deutlich.

Entgegen vieler Annahmen berichtet Viola Haesters für den Kevelaerer Pflegedienst nicht von chaotischen Strukturen oder Mitarbeitenden, die am Limit ihrer Kräfte sind. Man habe sich zu Beginn der Pandemie auf die verstärkten Hygienemaßnahmen einstellen müssen, dies sei inzwischen aber zur Normalität geworden. „Die Pflege läuft ja weiter. Jetzt kommt eben ein Schippchen drauf“, sagt Haesters. Ein erheblicher Mehraufwand wird aktuell durch die tägliche Temperaturkontrolle der Patient*innen und der Mitarbeitenden sowie Schnelltests bei den Mitarbeitenden mehrmals wöchentlich verursacht. Zudem mussten die Mitarbeitenden, die die Testungen durchführen, vorab eingewiesen werden. Außerdem wurde eine Vollzeitkraft zusätzlich eingestellt. All diese Neuerungen haben eine dynamische Umstrukturierung der Betriebsabläufe verursacht.

Eine Sache allerdings kann nicht durch eine neue Organisation geregelt werden: die Sorge der Patient*innen. Während der Einsätze sei bei vielen von ihnen eine große Unsicherheit spürbar, es kämen häufig Fragen rund um die Corona-Maßnahmen auf. Oft werde auch nach der persönlichen Meinung der Pflegefachkraft zu Dingen rund um die Pandemie gefragt. Zudem seien viele der Menschen schlichtweg einsam, da im Zuge der Schutzmaßnahmen kaum mehr Angehörige zu Besuch kommen. Als Fachkraft versuche man, so Haesters, die Menschen mit ihren Sorgen aufzufangen. Dabei gehe es nicht allein darum, bei Fragen Rede und Antwort zu stehen, sondern auch darum, etwas Normalität in den Alltag der Menschen zu bringen. „Die Situation ist sowieso schwer genug, dann muss man sie nicht noch schwerer machen“, sagt die 29-Jährige. 

Gute Laune und Geborgenheit

Man dürfe die Arbeit letztlich nicht allein von Covid-19 bestimmen lassen. Es sei wichtig, auch an altbewährten Strukturen festzuhalten, weiterhin „gute Laune“ mitzubringen und den Menschen auch in Zeiten der Unsicherheit Geborgenheit zu vermitteln. „Sie sind dankbar, dass jemand da ist, der sie in der schweren Zeit begleitet“, schildert die stellvertretende Pflegedienstleitung. Die Aufklärungsarbeit rund um Corona-Themen sei aktuell besonders wichtig. 

Vor allem in den vergangenen Wochen seien viele Fragen rund um die Impfung aufgekommen. Die Pflegefachkräfte informieren bei Bedarf über die Impfung und verteilen Informationsmaterial, erklärt Claudia Claßen, die als Leitung einer Pflegeschule eng mit dem „Lebensgarten“ zusammenarbeitet. Wichtig sei es, dabei Neutralität zu bewahren, ergänzt Haesters, die sich dem Einfluss der Pflege- und Betreuungskräfte bewusst ist. Denn teilweise seien sie aktuell die einzigen Personen, mit denen die Patient*innen Kontakt haben. „Man legt denjenigen die Entscheidung in die eigene Hand“, so Claßen. Man müsse „für die Menschen mitdenken, die es nicht so können, die Ängste haben.“ 

Wertschätzung und Dankbarkeit

Bei all der emotionalen Mehrarbeit ist es für Haesters einmal mehr wichtig, dass alle Kolleg*innen zusammenhalten. „Man hat wirklich ein gutes Team an seiner Seite und hinter sich.“ Gestärkt werde diese, trotz der Pandemie positive, Grundstimmung durch die Reaktionen der Patient*innen. Diese sind geprägt von Wertschätzung und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, berichten Haesters und Claßen.

Dass die Pflegefachkräfte auch in der kommenden Zeit weiterhin wichtige Ansprechpartner bleiben werden und bei vielen älteren Menschen einen wichtigen Teil dazu beitragen, gegen eine völlige Isolierung zu wirken, ist Haesters bewusst. Dennoch ist sie voller Hoffnung − vor allem mit Blick auf die Impfungen. „Ich freue mich auf die Zeit, die danach kommt. Ich sehe mit Zuversicht in das Jahr.” Ein besseres Jahr wird kommen, da ist sich die 29-Jährige sicher. Es dauert, aber es wird kommen.”

Grenzgänger in Corona-Zeiten

Seit 20 Jahren ist Björn Koppers in den Niederlanden berufstätig. „Ich bin Teamleiter in einer Großkonditorei, einer sogenannten Banketbakkerij’ in Panningen“, erzählt der 40-jährige Kevelaerer, der seine Ausbildung in der Bäckerei des „Honigkuchenmannes“ Werner Goldkuhle gemacht hatte. „Das Arbeitsamt hat mich nach der Ausbildung dahin vermittelt. Die haben gefragt, ob ich in Holland arbeiten will. Da habe ich einfach zugesagt.“ So eine Art des Betriebes gebe es in Deutschland nicht. „Bei uns würde man das Konditorei nennen. Das ist so eine Art Industrie-Konditorei: frisch, aber vom Fließband.“ 

Zwölf Jahre war er in Sevelum tätig, danach jetzt in Panningen. Dort werden Gebäck und Torten produziert – „Luxuslebensmittel“, sagt Koppers. Er ist einer von fünf Kevelaerern, die dort ihrem Job nachgehen. Fünf Tage die Woche geht es für ihn um halb sechs Uhr morgens mit dem Wagen auf die 42 Kilometer lange Strecke, um ab halb sieben dort seiner Arbeit nachzugehen. „Wachwerden findet im Auto statt“, sagt er und dass ihm das relativ frühe Aufstehen nicht viel ausmache. „Ich habe jahrelang schlechtere Arbeitszeiten gehabt. Da musste ich um viertel vor vier oder abends um 23 Uhr anfangen.“

Die Mentalität in den Niederlanden sei anders als hier, offener, sagt Koppers. „Egal welche Anstellung Du hast – ob Betriebsleiter, Manager oder was auch immer – es geht immer per Du. Die Türen sind immer offen, ich kann immer beim Betriebsleiter anklopfen. Die Holländer hören sich jede Meinung an.“ Und auch das Vorgehen bei der Arbeit sei anders. „Die Holländer agieren erst und steuern dann bei, um auf 100 Prozent zu kommen. Der Deutsche plant vor.“ 

Als die Corona-Pandemie begann, habe er sich schon Gedanken gemacht wie „Was ist, wenn die Grenzen schließen, wie wird das weiter bezahlt? Was ist, wenn Dein Betrieb davon betroffen ist?“ Schlussendlich wäre es so gewesen, „dass wir weiter durchbezahlt worden wären.“ Kurzarbeit, dass kenne er aus den Niederlanden nicht. „Die arbeiten einfach.“ Und im harten Shutdown bekommen die Beschäftigten auch Zuschläge, werden unterstützt. Selbst hatte er nie Probleme, hin- und wieder zurückzukommen. „Ich hatte einen Brief, dass ich in einem systemrelevanten Beruf bin. Den musste ich einmal vorzeigen.“ Er sei in dem Jahr vielleicht ein oder zweimal angehalten worden. „Da musste ich langsamer fahren, damit die Beamten sehen konnten, ob mehrere Leute im Auto sitzen.“ 

Mundschutzpflicht und Abstand

Das Gefühl sei aber schon komisch gewesen. „Ich arbeite mit 360 Mitarbeitern und habe 70 Leute unter mir, zu denen ich konstant Kontakt habe. Wir arbeiten mit Zeitarbeitsfirmen und Leuten, die Du nicht kennst.“ Das sei schon gewöhnungsbedürftig. Aber er sei „einfach froh, Arbeit zu haben“ in diesen besonderen Zeiten. In Sachen Maßnahmen sei man in Panningen sofort zur Stelle gewesen. „Die hatten sofort Mundschutzpflicht, Abstand einhalten auch in der Produktionslinie. Wir haben zu unterschiedlichen Zeitabständen produzieren lassen, um nicht zu viele Leute in der Hygieneschleuse zu haben. Und es wurde mehr geputzt, mehr desinfiziert“, was man heute immer noch mache.

Viele Mitarbeiter*innen im Bürobereich arbeiteten im Home Office. „Wir haben uns da schon mit allen Leuten Gedanken drüber gemacht“, sagt Koppers, obwohl er eines schon festgestellt hat: „Die Holländer sind da am Anfang lockerer mit umgegangen. Das hat man nachher gesehen, dass die Zahlen hoch gingen.“ 

Zu Beginn musste Koppers‘ Erinnerung nach jemand „nur acht statt vierzehn Tage“ in Quarantäne. „Das hat sich immer wieder geändert.“ Auch in Supermärkten wurde lange kein Mundschutz getragen, „da hatten wir das hier schon lange.“ Der Grundgedanke war zunächst: „Das wird nicht so viel.“ Die legere Haltung habe sich geändert. „Wenn jemand Erkältungssymptome hat, dann muss er innerhalb von 48 Stunden einen Coronatest machen. Und sobald der Test negativ ist, muss man wieder arbeiten. Das ist nicht so wie hier beim Hausarzt, wo Du anrufst und bist 14 Tage in Quarantäne. Wenn Du in Holland zuhause jemanden hast, der Corona hat, dann ist man auf jeden Fall acht Tage zu Hause.“

Termin zum Test in 48 Stunden

Zum Glück habe man in der ganzen Zeit im Betrieb gerade mal einen Corona-Fall gehabt. „Das war eine jüngere Kollegin. Die war nach zwei Wochen wieder in Ordnung.“ Das Testen, das gehe relativ gut in Holland. „Die werden alle hingeschickt. Das geht schneller als hier mittlerweile. Da kannst Du dich mit einer App anmelden, und Du bekommst in 48 Stunden einen Termin.“  Auch in seinem Betrieb werde darauf richtig geachtet. „Es gibt einen Ansprechpartner bei uns, wo jemand das regelt, wenn es in 36 Stunden keinen Test gibt.“

Zum Vergleich habe er eine deutsche Mitarbeiterin der Firma vor Augen, die akut erkrankt sei. „Die wird vom Kreisgesundheitsamt erst angerufen, wann die zum Test kann.“ Da könne man in Deutschland gleich sagen, dass man 14 Tage zu Hause bleibt. „Warum testet man überhaupt ?“, so seine Frage. Er selbst sei im März getestet worden. „Ich hatte Erkältungssymptome, und der Hausarzt hatte mich hingeschickt, weil die Holländer so flapsig mit dem Testen seien.“ Das Ganze lief dann wie beim „McDrive”. Und das Ergebnis hat vier, fünf Tage gedauert.

Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung, die laufe wie in Deutschland. „Wenn Du keine Möglichkeit hast, kannst Du sie bringen.“ In Sachen Lernen machten die niederländischen Schüler*innen das auch von zu Hause aus. „In der Technik sind die Schulen schon weiter“, gibt Koppers seinen Eindruck wieder.

Aktuell haben die Niederlande ihren Shutdown bis zum 8. Februar verlängert – einen harten Shutdown, in dem bis auf die Lebensmittelläden so gut wie alles geschlossen ist. Seine Hoffnung ist, dass das mit Corona nicht mehr zu lange andauert. „Aber wir müssen halt da alle die Zähne zusammenbeißen, ob Holländer oder Deutsche.“

Den zweiten Artikel zum Thema „Grenzgänger in Corona-Zeiten” finden Sie hier auf unserer Website.

Investor will Rewe-Markt erhalten

Nun ist der Weg frei: Der Kevelaerer Immobilien-Investor Josef Schoofs kann das von ihm erworbene Rewe-Areal mitsamt der Parkplätze gestalten. Die Mehrheit im Rat der Stadt bestätigte am vergangenen Donnerstag im nicht-öffentlichen Teil die Dringlichkeitsentscheidung zum Verzicht der Stadt auf das Vorkaufsrecht für das Areal. Zuvor hatten die Grünen öffentlich diesen Entschluss als „undemokratischen Coup von CDU und KBV“ bezeichnet. Und auch die FDP hatte bemängelt, dass diese Debatte nicht öffentlich geführt worden sei. Doch wie bewerten die anderen Parteien und die Verwaltung diese Entscheidung und welche Perspektive soll das Areal jetzt in Zukunft haben?  

Bürgermeister Dominik Pichler sieht die Situation pragmatisch. Ein Vorkaufsrecht wäre juristisch nicht ganz einfach gewesen, der Abriss auf dem Areal hätte sicher „ein Schweinegeld“ gekostet. „Wir müssen mit den Gegebenheiten umgehen, die sich ergeben haben und gucken, was möglich ist“, sagt der Erste Bürger der Stadt. Es gehe da „um eine vernünftige Lösung. Investoren müssen Geld verdienen, klar. Wir haben aber auch unsere Interessen. Wenn das übereinander geht, gibt es Möglichkeiten, wie man das zusammenbindet.“ Man wolle natürlich jetzt wissen, was Schoofs konkret vorhat. Denn je nachdem was ansteht, müsse man ja auch unter Umständen den Bebauungsplan ändern. „Man kann gegen einen Investor eine Bebauungsplanänderung machen, aber das ist nicht Sinn der Übung. Aber wenn sich die Interessenlagen decken“, könne man sich verständigen.

Natürlich habe man als Stadt ein Interesse daran, dass die Parkplatzsituation gesichert bleibe und der „extrem hässliche Klotz“ eine Verbesserung erfahre. In Sachen Parkplätze seien natürlich auch die Öffentliche Begegnungsstätte und die Frühförderstelle betroffen, sodass das Interesse bestehe, dass die Parkplätze offen bleiben. Der Roermonder Platz sei das Eingangstor der südlichen Innenstadt, an dem jetzt „ein architektonischer Schandfleck“ stehe. „Da muss man kein Tuch drum binden.“ Da sei es sicher mit ein bisschen Farbe nicht getan. „Ein Teilabriss oder den Kasten weg“, lautet da Pichlers Ansage für Schoofs. Solche Ideen habe er hier und da von ihm gehört, sagt Pichler. Klar sei auch, dass das Ganze „nicht in der Hinterkammer ausdiskutiert“ werde. Die Diskussionen werde es geben, wenn der Bebauungsplan anstehe und alle Behörden beteiligt sind. 

„Man hätte seinen Einfluss geltend machen können“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Baumann machte deutlich, dass die Politik in Sachen Kaufcenter relativ spät von der Verwaltung informiert worden sei. „Das ist ja so eine Sache, wann man sie einbezieht. Das war hier zu spät.“ Man habe sich für das Vorkaufsrecht ausgesprochen, auch für die Prüfung des Vorkaufsrechtes durch einen Gutachter. Das wäre auch nach dessen Angaben möglich gewesen. „Und wenn es nur für den hinteren Teil gewesen wäre. Man hätte seinen Einfluss geltend machen können.“ Allerdings wäre es für die Stadt finanziell schwierig gewesen, das Areal zu kaufen – nicht zuletzt auch wegen Corona, so Baumann. „Und wir haben ja noch andere Sachen, die wir in Angriff nehmen können.“ Aus seiner Sicht sei es wichtig, „dass das jemand angreift. Das ist ja nicht das schönste Gebäude in Kevelaer.“ Wichtig seien auch die Parkplätze „nicht nur für das Kaufcenter, sondern für die Besucher und die ÖBS. Die müssen möglichst für die frei sein.“ Da müsse man auf den Investor einwirken. „Das wäre sonst eine Katastrophe.“

Baumann geht davon aus, dass dort wieder ein Einzelhandelsgeschäft an den Standort kommt. „Der Einzelhandel muss in der Innenstadt bleiben, davon bin ich überzeugt. So hat sich der Investor auch geäußert.“ Er habe in der Fraktionsvorsitzendenrunde vor einigen Wochen mal vorgestellt, was er ungefähr geplant habe. Baumann könnte sich auch Wohnungen im Obergeschoss vorstellen. „Wohnungen brauchen wir in Kevelaer ohne Ende. Das fände ich auch ganz gut.“ 

Keine „Vorentscheidung der Gestaltung der Fläche“

Für den Grünen Ulrich Hünerbein-Ahlers richtet sich der Blick nach vorne, auch wenn er wie sein Parteikollege Röhr im Ausschuss die Dringlichkeit für den Verzicht nicht gesehen hat. „Hätte die Stadt ein Vorkaufsrecht und gesagt, der Bereich ist uns so wichtig, da grätschen wir rein und kaufen das Kaufcenter mit den Parkplätzen – dann ist die Situation eine andere. Dann wäre die Stadt der Eigentümer der Immobilie und hätte einen größeren Gestaltungsrahmen, was damit passiert.“ So sei jetzt der Rahmen klar. Von einer „Vorentscheidung der Gestaltung der Fläche“ nach dem Kauf von Schoofs würde er noch nicht sprechen. „Wenn einer diesen sensiblen Bereich kauft, ist die erste Frage: was passiert mit dem nicht ansehnlichen Kaufcenter – Abriss, Umbau – und was kommt da hin?“

Der zweite Punkt sei aus seiner Sicht: „Was passiert mit den Parkplätzen, weil sie ja mit dem Peter-Plümpe-Platz verbunden sind. Wenn die da wegfallen, sollten sie als Ausgleich auf dem Rewe-Parkplatz genutzt werden können.“ Verwaltung und Politik müssten ausloten, welche Vorstellungen Schoofs nun hat und inwieweit sie sich mit denen von Rat und Verwaltung decken.

Am Montagabend hatten die Grünen und Schoofs bereits die Gelegenheit zum Gedankenaustausch zu dem Projekt. „Wir haben uns das zeigen lassen und darüber diskutiert“, bestätigte der Grüne Wolfgang Röhr. Klar sei geworden, dass Schoofs das vorhandene Gebäude renovieren wolle. „So detailliert hat er dazu noch nicht Stellung genommen.“ Klar sei auch, dass er Rewe als Mieter erhalten und Parkplätze zur Verfügung stellen wolle, die zeitlich begrenztes, aber kostenfreies Parken ermöglichen sollen. „Da sind natürlich noch ganz viele Zwischenschritte zu tun, da müssen Genehmigungen der Stadt da sein. Jetzt ist da erstmal das Bauamt dran.“ Dass der Kevelaerer Gestaltungsbeirat in die Diskussion um die Gestaltung des Areals einbezogen wird, halte er für selbstverständlich, sagt Röhr.

Auch CDU-Fraktionschef Mario Maaßen blickt nicht lange auf den Rat zurück. „Wir hätten das Zepter gerne direkt abgegeben, weil wir in den letzen Jahren von Verwaltung und Politik keine realisierbaren Umplanungen in dem Bereich gesehen haben.“ Das Konzept von Stadtplanerin Verena Möller für einen offenen Platz hätte zur Folge gehabt, dass es da kein Kaufcenter mehr gegeben hätte. „Und in den jetzigen Zeiten fünf Millionen Euro oder so dafür in die Hand nehmen“, sei vielleicht auch nicht die beste Idee. 

Man habe das Thema in der Fraktion lange erörtert. „Man kann jetzt sagen: Was wäre wenn? Wenn man zum Beispiel Parkplätze rausgenommen hätte, wäre es für den Investor nicht attraktiv gewesen. Das Ergebnis war: Das muss durch einen Investor gestemmt werden, weil wir das Geld im Moment für was anderes brauchen.“ Man müsse den Erhalt der Nahversorgung in Kombination mit der Feldstraße sehen, wo Schoofs auch aktiv ist. „Das Kaufcenter als Magnet in Kevelaer behalten“, dafür spricht sich Maaßen aus.

Der Investor müsse „jetzt mit uns über die Parkplatzfläche sprechen, dass das Bühnenhaus angeschlossen ist.“ Die CDU wolle den „Status quo“ erhalten, aber man sehe auch, dass die einzelnen Parkplätze aktuell zu klein sind und bei einer Vergrößerung Plätze wegfallen würden. Als Ausgleich für die wegfallenden Parkflächen am Peter-Plümpe-Platz könne man das Areal nicht mehr betrachten. Eine Tiefgarage unter dem Kaufcenter sei eine Option.

Eine Stütze für Norma

Die CDU habe aber nicht nur das Kaufcenter-Areal im Blick. „Es gibt ja noch andere Entwicklungsmöglichkeiten in dem Bereich. Wir haben an der Marktstraße ja noch einige Häuser“, sagt Maaßen. „Es ist ein Ratsbeschluss da, diese Gebäude zu veräußern.“ Die seien besonderes interessant, wenn der Peter-Plümpe-Platz fertig sei. Bislang sei „Norma“ in Kombination mit Rewe für die Nahversorgung eine Stütze gewesen, sagt Maaßen. „Auch Norma muss gestützt werden.“ Beide Läden lebten seit Jahrzehnten ganz gut. Norma müsse sich zukunftsorientiert anpassen. Das wird auch geschehen“, sagt Maaßen. Denkbar sei in der Landschaft hinter der Marktstraße, dass wenn man drei, vier Häuser nebeneinander hätte, ein Geschäft entwickeln könnte, was großräumiger wäre. So könne man Marktstraße, Busmannstraße und Hauptstraße beleben, sagt Maaßen. „So sehen wir die Entwicklung in der CDU auch, dass da unten Verkaufsfläche und oben drüber altersgerechte Wohnmöglichkeiten wären – mit Aufzug zum Beispiel – gerade für unsere Älteren.“ Auch da müsste sich ein Privatinvestor engagieren.

In Sachen Grünen-Kritik hat der kommissarische CDU-Chef Michael Kamps eine klare Haltung. „Undemokratisch ist, wenn es gegen die Mehrheit geht. Mehrheitsentscheidung ist Mehrheitsentscheidung. Auch wenn das nicht einer gewissen Partei entspricht, ist es nichtsdestotrotz demokratisch.“ Das Kaufcenter-Gelände sei erstmal „ein Gelände mit einem großen Gebäude“, sagt Kamps. „Es kann nur schöner werden.“ Seine Vorstellung ist, dass sich Investor, die Stadt und Teile der Politik an einen Tisch setzen und sehen, wie es weiter geht. Es seien Gespräche nötig um auszuloten, was machbar und nicht machbar ist. Gespräche mit dem Investor „im Vorfeld“ hätten ergeben, „dass sich eine gemeinsame Lösung finden wird.“ Soweit es Veränderungen betrifft, „braucht der Investor die Stadt – und die Stadt braucht den Investor.“ Auch die Parkplatz-Frage spiele eine Rolle. „Am Marktplatz bauen wir Parkplätze ab, da kämpfen wir um jeden Parkplatz.“ Es sei für Rewe wichtig, dass die Kunden vernünftig parken können. Das Wichtigste aber sei, dass man einen Markt an dem Standort erst mal halte. „Ich fände es schön, wenn er Rewe heißen würde.“

Was sagt der Investor?

Eine Stellungnahme von Josef Schoofs lag der Redaktion trotz mehrfacher Nachfrage bis Redaktionsschluss am Mittwochnachmittag nicht vor. Allerdings äußerte sich die Pressestelle des Unternehmens mit einem Schreiben. Darin heißt es, dass „der auf die Entwicklung von Einzelhandelsimmobilien spezialisierten Schoofs-Gruppe mit Sitz in Kevelaer es nach intensiven Verhandlungen im Jahr 2020 gelungen“ ist, das „Kaufcenter“ samt Stellplatzanlage zu erwerben. „Der Eigentumsübergang konnte noch zu Ende des Jahres 2020 erfolgen.“ Bereits im Vorfeld habe die Schoofs-Gruppe „in Abstimmung mit der Verwaltung und den politischen Fraktionen der Stadt Kevelaer die Ankaufs- und Entwicklungschancen erörtert. Hierbei hat die Schoofs-Gruppe insbesondere deutlich  gemacht, dass es keine ‚Denkverbote‘ im Zusammenhang mit der Entwicklung“ gebe. 

„Der Schoofs-Gruppe ist die besondere Bedeutung dieser innerstädtischen Immobilie an exponierter Lage bewusst“, heißt es weiter. „Darüber hinaus muss selbstverständlich auch bei der Entwicklung dieses Projektes  der wirtschaftliche Aspekt im Fokus stehen.“ Es wurden diverse Varianten diskutiert: „Von einer Aufwertung der vorhandenen Gebäudestruktur im Rahmen der gültigen planungsrechtlichen Vorgaben bis über eine Änderung der Geschossigkeit und damit einhergehenden Erforderlichkeit hinsichtlich der Anpassung des Baurechtes.“ In diesem Zusammenhang werde „auch die von einigen Beteiligten gewünschte Neupositionierung der Immobilie  mit einem damit verbundenen kompletten Abriss und Neubau  untersucht. Inwieweit die lokalen Gegebenheiten, nachbarschaftliche Belange sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen dieses Szenario zulassen, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht geklärt.“ Welche Variante dann schlussendlich umgesetzt werden kann oder soll, werde „in den kommenden Wochen in diversen Gesprächen mit allen Beteiligten zu erörtern sein.“

Das Schreiben enthält ein klares Bekenntnis zum Rewe-Standort: „Bei allen Überlegungen hinsichtlich der Entwicklung steht im Vordergrund, einen für die Firma REWE geeigneten, zukunftsfähigen Standort zu schaffen und damit die qualitativ hochwertige Nahversorgung für den südlichen Innenstadtbereich langfristig zu sichern.“ Dazu zähle „sowohl auch eine Verbesserung der Anbindung der Verkaufsfläche an die rückwärtige Stellplatzanlage als auch eine Verbesserung der Erreichbarkeit des Standortes insgesamt.“ Dies stehe auch „im besonderen Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes und der angedachten Verkehrsberuhigung der Marktstraße, da hierdurch Auswirkungen auf die Immobilie des ‚Kaufcenters‘ zu erwarten sind.“

Wohn- oder Büroflächen

Als Ziel formuliert die Schoofs-Gruppe, „über den im Erdgeschoss gelegenen Einzelhandelsflächen eine attraktive und barrierefreie Wohn- oder Büronutzung zu schaffen.“ Unter dem Komplex könnten Autos parken. „Da das Gebäude vollständig unterkellert ist, bietet sich hier auch die Unterbringung einer Tiefgarage für die zukünftigen Bewohner und Nutzer der Immobilie an.“ Was die vorhandenen ebenerdigen Stellplätze angeht, sollten diese „im Zuge der Revitalisierung der Immobilie runderneuert und kundenfreundlicher gestaltet werden“ und „eine zeitgemäße Dimensionierung (Stellplatzbreite/-anzahl) erhalten“, heißt es in dem Papier.  

Die Rahmenbedingungen der Entwicklung sollen demnach in den  nächsten Wochen besprochen werden und „zeitnah gegebenenfalls die politischen Beschlüsse zur Änderung des Bebauungsplanes gefasst werden.“

Logo der Stadtwerke Kevelaer

Stadtwerke bleiben geschlossen

Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen und vor dem Hintergrund der Maßnahmen der Bundesregierung passen die Stadtwerke Kevelaer ihr Serviceangebot an. Um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken, sind die Stadtwerke bis auf Weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen. Mit der Schließung sollen persönliche Kontakte und damit eine Ansteckungsgefahr so weit wie möglich vermieden werden. 

Die Mitarbeitenden der Stadtwerke und der NiersEnergie stehen weiterhin für Fragen und Beratungsbedarf zur Verfügung und sind zu den üblichen Öffnungszeiten unter Tel. 02832 / 9313-0, per E-Mail an vertrieb@stadtwerke-kevelaer.de sowie schriftlich für alle Kund*innen und Interessierte da. Auch Rückrufwünsche, die per Post oder Mail eingehen, werden   erfüllt. Dies gilt insbesondere für Fragen im Rahmen der Jahresrechnungen, die in den nächsten Tagen versendet werden. 

„Als lokales Versorgungsunternehmen tragen wir unseren Kunden und unseren Mitarbeitenden gegenüber eine besondere Verantwortung. Wir hoffen, dass wir es gemeinsam schaffen, durch weniger Kontakt untereinander die Infektionsketten zu durchbrechen. Damit auf absehbare Zeit wieder so etwas wie Normalität in unser aller Leben eintreten kann,“ erklärt Wolfgang Toonen, Leiter der Abteilung Service und Verkehr der Stadtwerke Kevelaer. Die meisten Anliegen können bereits am Telefon geklärt werden. Sollte sich herausstellen, dass ein persönliches Gespräch nötig ist, werde mit dem Kund*innen ein Termin zu einem Beratungsgespräch vereinbart. 

„Wir haben im Interesse beider Seiten die Hoffnung, dass dies nur in Ausnahmefällen nötig ist“, so Toonen weiter. Wie lange diese Maßnahme umgesetzt werde, hänge vom Infektionsgeschehen ab. „Wir informieren unsere Kunden, sobald wir wieder mit den geltenden Schutzmaßnahmen öffnen.“

Alles begann mit der eigenen Kamera

Rückblickend weiß Nina Polkownik selbst gar nicht so genau, wie das alles passieren konnte: Vor etwas über einem Jahr hatte sie sich gerade ihre erste eigene Kamera zugelegt, heute ist sie nebenberuflich als Fotografin selbstständig. Innerhalb eines Jahres hat die Kevelaererin so aus einem Hobby etwas Berufliches gemacht. Ihr Hund Anton hat dabei dazu beigetragen, dass ihr Fokus der Fotografie heute auf Vier- anstatt Zweibeinern liegt.

Zunächst hatte Nina Polkownik Objekte vor der Linse, die auch ohne Kommandos an Ort und Stelle bleiben – Blumen, Stillleben. Bereits da habe sie viel positives Feedback aus ihrem Umfeld erhalten. Die Leidenschaft wurde immer größer. Als Anfang 2020 dann Hund Anton in das Leben der Familie – Polkownik lebt mit ihrem 11-jährigen Sohn und ihrem Partner in Kevelaer – kam, war es schließlich um sie geschehen. „Da habe ich gemerkt, wie schön das ist, Tiere zu fotografieren“, sagt die 42-Jährige, die hauptsächlich Hunde und Pferde vor der Linse hat.

Keine Hochzeiten

Ein Erlebnis habe sie dann sogar darin bestärkt, vor allem Vierbeiner ablichten zu wollen. Einmal habe sie nämlich eine Anfrage zum Fotografieren einer Hochzeit erhalten und diese angenommen. „Ich war aufgeregter als das Brautpaar“, erinnert sich Polkownik lachend. Auch wenn die Fotos am Ende gelungen waren und das Fotografieren selbst ihr Freude bereitet habe, sei ihr der Druck vor Ort einfach zu groß gewesen. Für das Format konnte sie sich nicht begeistern.

Mitte vergangenen Jahres habe sie schließlich, nachdem immer mehr Anfragen für Fotoshootings kamen, den Schritt ins Gewerbe gewagt. Dabei ist sie vor allem ihrem Partner dankbar für die ständige Unterstützung. Denn der organisatorische Aufwand werde mit der Zeit natürlich immer größer. Und neben der Fotografie, ihrer Rolle als Mutter, Partnerin und Hundemama hat die 42-Jährige noch einen Hauptberuf in Teilzeit bei der Kevelaerer Stadtverwaltung. Die dortige Tätigkeit eines Tages für die Fotografie komplett aufzugeben, das kann sie sich aktuell allerdings nicht vorstellen – auch wenn die Nachfrage groß ist. „Den Job gebe ich für kein Geld der Welt her“, sagt Polkownik. Das Pensum zugunsten der Shootings zu reduzieren, schließe sie allerdings nicht aus.

„Ich bin süchtig danach“

Neben dem wirtschaftlichen Gedanken ist Polkownik, die neben den Shootings vor allem in der Bildbearbeitung aufgeht, vor allem glücklich, eine neue Leidenschaft entdeckt zu haben. Denn vor einigen Jahren musste sie nach drei Jahrzehnten aus zeitlichen Gründen den geliebten Reitsport an den Nagel hängen. „Ich habe nie gedacht, dass ich nochmal ein Hobby finden werde, das mich so erfüllt wie das Reiten.“  Mehr sogar: „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass man aus einem Hobby ein Stück weit etwas Berufliches macht.“ Mit dem Gedanken ist sie offensichtlich nicht alleine. „Meine Mutter hat letztens noch gesagt: Ich weiß gar nicht, wie du zur Fotografie gekommen bist“, erzählt Polkownik schmunzelnd. Denn so ganz kann sie sich das selbst nicht erklären. Heute allerdings geht sie sogar so weit zu sagen: „Ich bin süchtig danach.“

Im Wald nutzt die Fotografin gerne die besonderen Lichtspiele für ihre Fotos. Foto: privat

Dieser „Sucht“ geht Polkownik vor allem in der Wallfahrtsstadt nach – hier finden die meisten ihrer Shootings statt. Neben Shootings in der Natur nutzt die Wahlkevelaererin, die ursprünglich aus Kerken-Stenden stammt, auch Kulissen im Stadtkern – Kirchen, Einkaufsstraßen, das Gradierwerk. „Ich weiß relativ schnell: da oder da passt der Hund hin“, erklärt die Fotografin. Kombiniert mit den individuellen Kundenwünschen solle so stets ein natürliches, ungezwungenes und entspanntes Shooting entstehen, bei dem das Tier allein oder die Verbindung zwischen Mensch und Tier im Vordergrund steht. Wichtig ist der Tierliebhaberin, dass keines der Tiere etwas tut, was es nicht möchte. So habe sie erst in der vergangenen Woche einen Hund abgelichtet, der sich nicht überzeugen ließ, sich auf den nasskalten Boden zu legen. Kein Problem – dann wird die Location gewechselt.

Für die Zukunft plant Polkownik, sich fachlich weiterzubilden, mit anderen Fotograf*innen zusammenzuarbeiten und das eigentlich für vergangenes Jahr angesetzte „City Shooting“ in Kevelaer nachzuholen und fest einzuführen. Dabei haben mehrere Hundehalter die Chance auf ein Fotoshooting mit ihrem Vierbeiner in der Kevelaerer Innenstadt. Auf eine Kooperation freut sich die Kevelaererin besonders: Kürzlich habe das „Futterhaus“ aus Kevelaer angefragt, ob sie Interesse hätte, hin und wieder Aktionen des Unternehmens fotografisch zu begleiten. „Da hätte ich in die Luft springen können“, gesteht sie. 

Und sonst schmiedet die Tierliebhaberin für ihre Tätigkeit als Fotografin noch keine großen Pläne. Schließlich hat sie diese Leidenschaft erst vor einem halben Jahr zum Beruf gemacht und muss sich erst einmal in alles einfinden. „Das andere lasse ich auf mich zukommen.“ 

Aus Alt mach’ Neu

Zwischen historischen, also geschichtsträchtigen Häusern und Gebäuden einerseits und alteingesessenen Geschäftshäusern oder auch Gaststätten andererseits besteht zuweilen nur ein geringer Unterschied.

In meiner Sammlung von Straßen- und Gebäudefotos finden sich zuweilen Zufallsaufnahmen, die erst viel später zu einer damals nicht vorhersehbaren Bedeutung kommen sollten.

Hier ist ein solcher Fall, aufgenommen im Januar 2005. Zwei ältere Damen, die Geschwister Boes, betrieben seinerzeit bis zu ihrem Ableben dieses Geschäft für Haushaltswaren (Foto oben). Es gehörte zu einem kleinen Gebäudekomplex, in welchem Josef Boes, ein weiteres Familienmitglied, eine Installations- und Heizungsfirma betrieb.

Daher die Aufnahme, die in die Schulstraße zeigt (Foto unten); der Name „Kurze Straße“ ist vielen Kevelaerern noch geläufig, sind sie doch im Marien-Kindergarten an derselben Straße betreut worden.

Die Eheleute Rogmann kauften den Komplex im September 2016 und begannen in 2018 mit Abbruch und anschließendem vollständigen Neubau. Entstanden ist dieses schöne Wohnhaus (Foto links) an der Ecke Maasstraße / Schulstraße. Letztere liefert die Fortsetzung einer interessanten Geschichte.

Das Foto rechts zeigt einen Schaukasten mit der „Lazarus-Gruppe“. Die Person des Lazarus ist allen Bibelfesten geläufig, aber warum stellt Rogmann im Dezember 2020 diese Szene in einen Schaukasten und woher kommen die Figuren?

Es begann im Jahre 2010/2011, als Rogmann das Haus der bekannten Künstlerfamilie Dierkes, Gelderner Straße, umbaute und renovierte. Dabei fand er Gipsabdrücke, zum Teil signiert mit „August Dierkes 1904“ und Figuren, von denen die Lazarus-Figur auf dem Grabmal des Josef Thum, Buchbinderei und Devotionalienfabrik Weezer Straße, gestanden hat.

Die Firma Wollweber, Nachf. von Steinmetz Karl Hoß, bereitete die Sandsteinfiguren auf und Rogmann vollendete das Ganze in 2020 mit dem erwähnten Schaukasten. Was mich persönlich so an dieser Story berührt, ist die Tatsache, dass ich einen Onkel namens Ferdy Dierkes hatte, der aus eben dieser Künstlerfamilie stammte, selbst einige Kunstwerke in und für Kevelaer schuf (u.a. in der Josefkapelle) und eine der sechs Töchter aus dem „Goldenen Löwen“ heiratete. Kevelaer und seine Geschichte(n).

„Ein undemokratischer Coup“

Drastische Worte fallen im Rat der Stadt Kevelaer recht selten – dass ein Ratsmitglied aber gar von einem „undemokratischen Coup“ spricht, dürfte in den Debatten der letzten Jahre ein Novum gewesen sein. Die Person, die diese Worte wählte, war der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Röhr. Anlass seiner fünfminütigen Rede war ein Thema an diesem Tag, das sich im nicht-öffentlichen Teil der Tagesordnung wiederfand: „Genehmigung einer Dringlichkeitsentscheidung gemäß §60 GO NRW: Verzicht auf ein Vorkaufsrecht.“ Das Objekt, um das es ging, war das „Kaufcenter”-Areal am Roermonder Platz, das der Kevelaerer Jochen Schoofs mittlerweile erworben hat – nachdem in einem kurzfristigen Dringlichkeitsentscheid auf das Vorkaufsrecht der Stadt verzichtet wurde.

„Es ist kein beliebiges Objekt, sondern zentral bestimmend für unsere Stadt. Das ist mit die  wichtigste Fläche nach dem Kapellenplatz und dem Rathausplatz“, führte Röhr aus. „Bei der Neugestaltung dieses Platzes waren wir davon ausgegangen, dass die Einflussnahme der Stadt insofern stattfindet, als dass sie sich um den Kauf bemüht.“

Schon zu Pahls Zeiten „war eigentlich klar: In dem Moment, wo dieses Objekt zu verkaufen ist, bemüht sich die Stadt intensiv darum, das Objekt zu erwerben.“ Das sei lange auch einhellige Meinung gewesen. „Unsere beiden Stadtplanerinnen haben vor zwei Jahren so einen fiktiven Plan gemacht, was man dort machen könnte.“ An der Fläche hingen „Zukunftsideen für die Stadt und wie man verkehrlich damit umgeht.“

Man halte es für wichtig, „dass nicht ein Investor kommt, der natürlich nach den Kriterien der Wirtschaftlichkeit da agieren muss, sondern wir haben immer gesagt: Besser wäre, wir hätten das Heft des Handelns in der Hand und suchen uns ein Investor, der baut, was wir gerne hätten.“ Zumal es da auch noch bei den Parkplätzen ungelöste Fragen gebe. „Denn die Parkplätze gehören jetzt dem Investor.“ Man sei deshalb „ziemlich enttäuscht“ gewesen, „als wir im Dezember durch Zufall erfuhren: Ein Kevelaerer Investor hat das Gebäude gekauft.“ Man habe dann im Stadtentwicklungsausschuss angeregt, ein Rechtsgutachten einzuholen, um eventuell noch das Vorkaufsrecht auszuüben “in der Hoffnung, da reinzugräschen.“

Ohne den endgültigen Ratschlag des Rechtsanwalts abzuwarten, „mussten wir dann einen „Coup“ erleben, und zwar aus meiner Sicht einen äußerst undemokratischen Coup, den sich die CDU gemeinsam mit der KBV zusammen geleistet hat“, wählte Röhr dann besagte drastische Worte. Das sei ohne Not geschehen, „denn eigentlich muss bei Dringlichkeitsentscheidung nach §60 der Gemeindeordnung ein erheblicher Nachteil oder Schaden für die Stadt drohen, um diese Entscheidung zu unterschreiben.“ Dieser Schaden sei „in keinster Weise“ gegeben gewesen. „Das galt nur für den Investor, der nicht den Kauf hätte durchführen können. Der Stadt wären keine Nachteile entstanden.“

Mit „diesem Coup durch CDU und KBV“ sei der Politik „das Heft des Handels vollkommen aus der Hand genommen worden.“ Man könne zwar noch versuchen, jetzt dagegen zu stimmen, aber die Mehrheit werde das nicht zulassen. Und dann müsste man als Stadt entsprechend in Regress gehen, und das sei „bei den Summen kaum möglich.“ Röhr kritisierte scharf, dass „uns als Grüne und mir als Ratsherr eine vernünftige Mitwirkung am gesamten Vorgang entzogen worden“ sei. Die Verwaltung habe sich zwar entschuldigt, „aber eigentlich hätten die Parteien nach Paragraph 9 der Gemeindeordnung unverzüglich darüber informiert werden müssen.“ Das sei aber erst eine Woche später überhaupt geschehen. „Das zeigt, wie wenig wir beteiligt waren oder wie wenig man uns daran beteiligen wollte.“ Röhr drückte die Hoffnung aus, dass die Stadt bis zur nächsten Sitzung einen Bebauungslan mit Veränderungssperre aufstelle, „um wenigstens bei den Verhandlungen um die Bebauung dieses Platzes – Abriss oder Umbau – eine gewisse Einflussnahme“    zu haben.

Auch die FDP äußerte Kritik – allerdings mit einer vollkommen anderen Diktion. „Auch die FDP ist der Meinung, dass die Diskussion über ein Vorkaufsrecht in eine öffentliche Sitzung gehört hätte, weil die Ausübung eines Vorkaufsrechts durch die Stadt nur im öffentlichen Interesse erfolgen darf. Wenn ein öffentliches Interesse bestehen könnte, dann hat auch die Öffentlichkeit Anrecht darauf, die Diskussion mit verfolgen zu können.“

Diese Rechtsauffassung werde vom Oberverwaltungsgericht Münster nicht geteilt, verwies Verwaltungschef Dominik Pichlder auf ein Urteil aus dem Jahr 2016, das er den Fraktionen hatte zukommen lassen. Andere Gerichte sähen das aber anders, konterten die Freien Demokraten, die Auffassung werde von der FDP nicht geteilt. „Wir wollen schon verdeutlich, dass wir das bedauern.“

Dominik Pichler verwies darauf, dass auch der damalige Landrat ihn bestärkt habe, die Debatte nicht-öffentlich zu führen. „Da war wenig Spielraum als Behörde, anders zu entscheiden. Es ist nicht unsere Aufgabe, juristische Meinungstreitigkeiten zu führen.“ Eine weitere Debatte zu dem Punkt fand im öffentlichen Teil nicht mehr statt.

Weitere Infos zur Ratssitzung und Stellungnahmen zum Thema „Kaufcenter” folgen.