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Start und Ziel des Orientierungslaufes war der Schulhof der Grundschule in Wetten, wo auch die Gruppen ihre „Laufkarten“ bekamen Foto: Löschzug Wetten
Der Löschzug Wetten lud am Wochenende zum Orientierungslauf der Feuerwehren

Schräge Spiele, tapfere Sieger

Großeinsatz am vergangenen Samstag in Wetten: Ein Riesenaufgebot von insgesamt 28 Löschgruppen vor Ort, doch von einem Ernstfall konnte zum Glück keine Rede sein. Stattdessen trafen sich die rund 330 Feuerwehrfrauen und -männer zum beliebten Orientierungslauf der Feuerwehren in Kevelaer.

Für den Ernstfall gerüstet

Als das Pferd auf dem Feld stand, gab Lutz Hauch schon erste Anweisungen. „Den Halfter müsst ihr vorne so anlegen“, zeigte er den um ihn herum versammelten Rettern, wie das fachmännisch am besten zu bewerkstelligen ist.
Danach überprüfte er, wie die Teilnehmer den Schweif des „Tieres“ zusammenflochten: „Das ist aber nur für die Ästhetik und die Erheiterung“, meinte der erfahrene Aldenhovener Seminarleiter lächelnd.
Zwei Einsatzfahrzeuge, ein Feuerwehr-Kran und zahlreiche Hilfsutensilien bildeten den Rahmen des Übungstages an der Binnenheide, zu dem die Kevelaerer Feuerwehr insgesamt 21 Mitglieder aus den bestehenden fünf Löschzügen hatte gewinnen können.
Aufmerksam verfolgten die beiden stellvertretenden Wehrleiter Klaus Geerissen und Heinz Tepest die Lernfortschritte ihrer Kollegen. „Wir hatten vor Jahren mal mehrere Einsätze dieser Art – einmal ein Pferd in Schravelen und einmal ein Rind in Wetten. Dabei haben wir festgestellt, dass wir da viel zu wenig drauf vorbereitet sind“, führte Geerissen aus,
Tepest hatte noch das Video bereit, das den schwierigen Versuch zeigte, das Pferd aus tiefem Morast herauszuholen. „Das hat seine Zeit gebraucht – und es waren wenige dabei, die den Umgang mit dem Tier gewohnt waren“, beschrieb Geerissen die Situation. Da man im ländlichen Raum immer mit so einer Situation rechnen müsse, habe man sich dazu entschieden, nach einem Experten Ausschau zu halten, so Geerissen.
Dabei sei man auf Lutz Hauch und seine Firma „com cavalo“ gestoßen, staunte er über die Ausrüstungsgegenstände wie die Gurte, die man unter das Pferd ziehen konnte oder die Schleifplatten, die als rutschfester Untergrund für das zu rettende Tier nutzbar sind. „Das haben wir so gar nicht“, zeigte er sich jedoch zuversichtlich, diese Anschaffungen aus dem eigenen Etat noch zu machen.
„Großretter“
Hauch ist der bundesweit einzige zertifizierte „Großretter mit Feuerwehrerfahrung“. „In Großbritannien existiert so ein Konzept zur Rettung schon seit 20 Jahren“, erläuterte er. Es sei wichtig, sich dem Thema so praktisch zu nähern. „Denn Pferde in Notsituationen zeigen andere Verhaltensweisen als unter normalen Umständen.“
Am frühen Morgen hatte das Training mit einem zweistündigen Seminar in den Räumen des Löschzuges Winnekendonk begonnen. Hauch vermittelte in diesen zwei Stunden, wie sich die Tiere in Stressituationen verhalten und was sie wahrnehmen. Daraus ableitend erläuterte der Experte, wie man sich am besten im Einsatz verhält und zeigte dazu Einsatzvideos. Dort konnte man sehen, wie ungeschulte Rettungskräfte versuchten, einem hilflos im Graben liegenden, mit den Beinen rudernden Pferd nahezukommen.
Im Anschluss an das Kompaktseminar fuhr die 21-köpfige Gruppe dann auf die Wiese nahe dem „Binnenheide“-Café, wo bereits das 200 Kilo schwere Pferdedummy „Sam“ auf die Teilnehmer wartete. Dort zeigte Hauch den Teilnehmern dann ganz praktisch, wie man ein Notfallhalfter am Kopf anlegt und wie man am intelligentesten die Spezialgurte einfädelt, um sie unter das Tier zu bewegen. „Das Seil kommt unter die Flanken des Pferdes“, machte er die Helfer auf die Details aufmerksam. „Ihr müsst da die Seile nicht kreuzen, sonst schleift ihr das Tier über den Boden. Und ihr könnt auch den langen Haken als Verlängerung der Arme benutzen.“
Zum Abschluss wurden einige realistische Übungsszenarien durchgespielt – so zum Beispiel, wie man mit Hilfe von Platten das Dummypferd aus einem morastigen Bachlauf retten kann. Vom „Arzt“ über den „Gruppenleiter“ bis zu den „Rettern selbst“ wurde die jeweils elfköpfige Gruppe zusammengesetzt. Mit großer Sorgfalt und Ruhe gingen die Männer dabei vor. „Wenn ich einen Tierarzt hätte, der so palavert, hätte ich den in die Tasche gesteckt“, lautete Hauchs einzige Kritik danach. Denn auch Ruhe sei an der Unfallstelle wichtig.
Ungewohnt
Die Feuerwehrleute begrüßten die Übung. „Es fühlt sich gut an, aber es ist ungewohnt“, gab der Wettener Clemens Hamans zu. „Es ist wichtig, sich vorher eine gute Taktik zu überlegen, ruhig zu bleiben und klare Kommandos zu geben“, bestätigte auch der Winnekendonker Michael Muley, dass ihm der Tag etwas gebracht hat.

Feuerwehren üben Rettung aus Unfallwagen

35 Kameradinnen und Kameraden der Löschzüge Wetten und Winnekendonk trafen sich zu einem gemeinsamen Übungsabend. Geübt wurde die Zusammenarbeit der beiden Löschzüge bei der technischen Rettung aus einem verunfallten PKW. Angenommen wurde, dass ein PKW und ein Traktor frontal zusammen gestoßen waren. Die beiden Insassen des PKW, welche von Kameraden des Löschzuges Winnekendonk gemimt wurden, waren eingeklemmt aber ansprechbar. Die Kameraden und Kameradinnen aus Winnekendonk begannen mit der Rettung des Beifahrers, die Wettener kümmerten sich um den Fahrer des PKW. Da der Fahrer des PKW schwerer verletzt war, entschied sich die Einsatzleitung für eine Sofortrettung. Dazu wurde die Tür des PKW mit Hilfe des hydraulischen Spreizers geöffnet und anschließend die Rettungsöffnung mit der Säbelsäge vergrößert. Somit konnte der Patient “achsengerecht”, wie es in der Fachsprache heißt, aus dem Auto gerettet werden.

Um die Rettung des Beifahrers kümmerten sich zu gleicher Zeit die Winnekendonker Wehrleute. Um Zugang zum Patienten zu bekommen, entfernten sie die Beifahrertür mit dem Spreizer. Da der Frontlader des Treckers auf das Dach des PKW drückte, wurde es mit einem hydraulischen Stempel abgestützt. Der Frontlader wurde zusätzlich mit Spanngurten gegen Absinken gesichert, zeitgleich wurde die Frontscheibe mit der Glassäge entfernt. Die Kofferraumklappe wurde ebenfalls entfernt. Anschließend wurden die A-, B- und C-Säulen des PKW mit der hydraulischen Schere beidseitig geschnitten, um das Dach abzunehmen. Somit konnte auch dieser Patient mit dem Spineboard (Rettungsbrett) gerettet werden.
Das Fazit der Einsatzleitung und der Beobachter fiel im Anschluss an die Übung positiv aus. Die Rettung der Patienten und Zusammenarbeit der beiden Löschzüge hat reibungslos funktioniert, alle Beteiligten waren mit dem Verlauf sehr zufrieden.
Ein Dank geht an die Organisatoren des Übungsabends und an die Firma Auto Wessels für die Bereitstellung des PKW.

Proben für den Ernstfall

Nach und nach luden die sechs Aktiven der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG ihr umfangreiches Equipment mit Schlauch, Flaschen und Masken nahe des Tauchstandortes an einem Gewässer aus, an dem sie den Ernstfall proben wollen.
Bastian Melzer war einer der sechs Aktiven. „Ich bin Mitglied seit meiner Geburt 1995“, lachte der kräftige, junge Mann, während er einen Eimer mit einem Seil trug.
Der frühere Hilfsbetreuer ist bei dieser Übung als Signalmann eingesetzt. „Der Signalmann steht draußen, ist über das Signalseil mit dem Taucher verbunden und gibt ihm an, in welche Richtung er tauchen muss“, erklärte er.
Nina Uehlenbruck, Koordinatorin und Leiterin der Mannschaft DLAG Kevelaer an diesem Einsatzort, half ihm beim Ankleiden der Weste: „Wir haben Vorschriften, die wir einhalten müssen – und die lauten nunmal: nicht ohne Rettungsweste am Wasser stehen.Und es ist gut, dass wir zwei Leinenführer haben, die „frisch“ ihre Prüfung dafür absolviert haben – und hier direkt üben können.“
An diesem Tag ging es um eine Rettungsübung, „die wir so in der Konstellation noch nicht gemacht haben“, gestand sie. „Die Bergung eines verunfallten Einsatztauchers“ stand auf dem Programm.
„Ein Taucher wird ins Wasser geschickt als ,Opfer‘, und zwei Taucher gehen hinterher“, lautete das Szenario. „Wie kann man einen Taucher am besten aus der Tiefe langsam hochbringen und auch wieder zurück an Land ?“, war die Frage. Eine angedeutete Herz-Lungen-Massage sollte folgen.
Beim Ausfüllen der diversen Papiere zeigte Nina Uehlenbruck sich „froh, dass wir bislang von Einsätzen dieser Art verschont geblieben sind, wo doch viele Leute sicher auch ,illegal‘ irgendwo ins Wasser gehen. Das ist natürlich potenziell gefährlich.“ Solche regelmäßigen Übungen seien nötig. „Wir müssen im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung 300 Minuten und zehn Tauchgänge mindestens nachweisen. Aber wir machen zur eigenen Sicherheit auch mehr.“

Ab geht es in die Tiefe
Bernd Thyssen legte an seinem Neoprenanzug mit Hilfe seines Leinenmannes letzte Hand an und prüfte nochmal alle Funktionen. „Sind alle Knoten richtig, sind genug bar in der Flasche, funktionieren die Atemregler ? Die eigene „Liste“ muss abgearbeitet werden, bevor es ins Wasser geht“, meinte der 48-jährige erfahrene Taucher, der mit Jochen Hegner zusammen den „Retter“ machte.
Matthias Kulcke ging als „Opfer“ in die Tiefe – mit 12 Kilo Blei und gut 25 bis 30 Kilo Equipment eine echte Herausforderung. „Das Blei ist nötig, damit wir überhaupt sinken können.“ „Die Zeichen zwischen Taucher und Leinenführer müssen sitzen – wenn dann noch der Einsatzstress dazukommt. Das minimiert man nur über die Routine“, sagte er, bevor er abtauchte und nur noch Sauerstoffblasen im Wasser zu sehen waren. Die anderen folgten ihm „angeleint“ nach – ein paar Minuten später kam Herr Kulcke wieder auf den Rücken liegend an die Wasseroberfläche, die beiden Rettungstaucher an der rechten und linken Seite.
„Erfahrung ist schon wichtig, weil nicht jeder Tümpel gleich ist“, meinte Winne Stelzer, seit 1978 selbst Taucher und Tauchlehrer. „Es gibt viele stressige und traurige Momente – wie zuletzt in Kleve“, erinnerte er sich an den ertrunkenen Flüchtling 2017.
Am Ende der Übung kam das Trio wohlbehalten an Land. „Gut war die Kommunikation, das ‚Abrodeln‘ und Anziehen, das zu verinnerlichen ist wichtig“, zog Frau Uehlenbruck ein positives Fazit aus diesem Einsatz.
Aber das Fiepen in Matthias Kulckes Ohr ließ darauf schließen, „dass sie darauf achten müssen, schön langsam aufzutauchen.“ Denn die Dekompression durch Stickstoff sei schnell passiert. „Und dann muss man schnell in die Druckkammer.“
Im schlimmsten Fall könne sogar die Lunge platzen, „weil sie in der Tiefe komprimiert wird.“ Am Ende der Übung konnte die Einsatzleiterin aber eines zur allgemeinem Beruhigung definitiv sagen: „Wir sind präpariert.“