Kevelaerer Verlag sucht Fotos für eine Studie über den Künstler Heinz Henschel
„… müssen Männer mit Bärten sein“
Links: Heinz Henschel auf einem Ausweisbild. Rechte: M. David. Rechts: Heinz Henschel, fotografiert von Mattes David. Foto: M. David
Jan und Hein und Klaas und Pit kämen eventuell infrage. Denn wie heißt es in dem alten Seemannslied „Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren (…müssen Männer mit Bärten sein)“ so schön: „…die haben Bärte, die fahren mit.“ Nun ist die Zeit der Kaperfahrten und Seeräubereien am Niederrhein lange vorbei und auch im Hinblick auf die aktuelle haarige Hipster-Mode hätten es Jan und Hein und Klaas und Pit heute nicht ganz so leicht. Denn in diesem ganz speziellen Fall geht es auch noch um eine Sonderform des Gesichtsschmucks, der bislang keine wirkliche Rennaisance erfuhr: den Schnauzbart. Und da wird‘s dünn unter der Nase: Günter Grass, Johann Lafer, Tom Selleck – mehr kommt einem da erstmal nicht in den Sinn, und schon diese Reihung in einem Gedankengang macht klar, wie rar sich der Schnäuzer im männlichen Antlitz macht.
Wo ist der Schnäuzer hin?
Das war doch mal anders?, fragt man sich instinktiv und hat vielleicht Bilder von Verwandten oder vom südländischen Kellner am karierten Tischtuch in der Pizzeria im Hinterkopf. So ging es auch Mattes David, im täglichen Leben Langhaar-, aber maximal Drei-Tage-Bart-Träger, natürlich und naturverbundener Achterhoeker und seit ein paar Jahren vor allem Nachlassverwalter und Kunstverlagschef. Diese Geschichte, die 2016 mit dem Tod von Heinz Henschel einen Anfang nahm und daher noch keinen allzu langen Bart hat, treibt ihn seitdem um.
Es ist nicht ,nur‘ das Sichten des umfangreichen Nachlasses dieses autodidaktischen Künstlers, der bis zu seinem Tod quasi im Verborgenen arbeitete und sein Schaffen als persönlichen Rückzugsort begriff. Es sind nicht ,nur‘ Ausstellungen, Reproduktionen, Bücher und andere Veröffentlichungen, um die sich Mattes David seitdem kümmert. Es sind auch die Biografie und das Leben Henschels, die eine große Rolle spielen. Gemeinsam mit seinem „Team Henschel“ versucht David das aufzuarbeiten, die Fakten zusammenzutragen und zu bewerten, was davon für die Öffentlichkeit wichtig ist – und für sie bestimmt. Denn ebenso wie seine Kunst hielt Heinz Henschel auch viele andere Ereignisse seines Lebens vor der Welt verborgen.
Die Tatsache, dass er einen Schnauzbart trug, gehört nicht dazu. Das erinnert jeder, der ihn sah. Das sieht man auf den wenigen Fotos, die es gibt. Dass genau der Bart einmal zu einem wichtigen Punkt für die Biografie werden sollte, konnte er nicht, konnte niemand ahnen.
Ein Buch über Henschel
Derzeit entsteht ein Buch über Heinz Henschel, verrät Mattes David. „Wir haben die Zeit der Pandemie fleißig genutzt und sehr viele Fakten über das Leben des Künstlers zusammengetragen und auf diesem Weg ein Puzzle zusammengefügt, von dem wir nicht geglaubt hätten, dass uns dies so gelingen würde.“ Das Buch soll am 15. Oktober erscheinen und kann ab dem 15. Juli vorbestellt werden. Viele Kapitel sind geschrieben – doch das letzte Kapitel fehlt noch.
„In diesem Kapitel geht es darum, zweifelsfrei zu belegen, dass auf einem bestimmten Foto aus dem Jahr 1956, +/-1 Jahr, Heinz Henschel zu sehen ist. Diese Verifizierung ist deshalb wichtig, weil wir verschiedene kunsthistorische Thesen daran knüpfen, die allerdings hinfällig wären, wenn wir den Beleg nicht erbringen können.“
Wissenschaftliche Unterstützung erhält der Achterhoeker von Dr. Meike Ramon. Die Neurowissenschaftlerin forscht an der Universität Fribourg in der Schweiz und gilt als eine der führenden Expertinnen, was Gesichtserkennung angeht und so genannte „Super-Recognizer“, Menschen, die sich Gesichter sehr gut merken können und diese auch nach Jahren und einem Alterungsprozess wiedererkennen. Sie arbeitet unter anderem mit mehreren Polizeibehörden der Schweiz, der Polizei München und dem Landeskriminalamt Berlin zusammen. Im Fall Henschel bereitet sie gerade eine Untersuchung vor – und da kommt dann der Schnauzbart wieder ins Spiel. Denn das Team Henschel sucht Fotos von Männern mit Schnauzbärten, um eine vergleichende Studie durchführen zu können. Und diese Fotos sollen eben nicht Heinz Henschel zeigen (siehe Info-Box).
Ob Jan und Hein und Klaas und Pit sich melden, sei mal dahingestellt. Und ob sich Mattes David einen Schnauzbart wachsen lässt – mal sehen. Wer helfen kann und will oder sich für Heinz Henschel und das neue Buch interessiert, findet Infos im Internet unter www.heinzhenschel.de. Kontakt: mail@verlag-david.de.