Der Busman

Die Wucht des Wassers

Jeder trinkt es, jeder braucht es täglich – kurz: für alle Menschen auf dieser Erde ist es das Lebenselixier. Auch die Land- und Forstwirtschaft und – ganz im Kleinen – die eigenen Beete haben es hin und wieder nötig.

Zugegebenermaßen schauten Mechel und ich dann auch schon mal sehnsüchtig zum Himmel hoch, ob da nicht für unseren trockenen Garten ein Schauer herunterkommen will. Wenn sich dann aber wahre Schleusen öffnen und gar nicht mehr aufhören wollen, sieht es grundlegend anders aus und man steht diesem Element und seiner gewaltigen Wucht hilflos gegenüber. Man muss noch nicht einmal religiös und bibelfest sein, um von einer wahren Sintflut sprechen zu können, die sich derzeit beinahe vor unserer Haustür, aber auch in anderen Teilen der Erde vom Himmel ergossen hat oder wo es immer noch schüttet. Ähnliches haben wir hier in Kevelaer auch schon erlebt, wenn auch in vergleichsweise viel schwächerer Form – den betroffenen Menschen hat es trotzdem „gereicht“. 1960 soll es eine solche „Jahrhundertflut“ schon mal gegeben haben. Auch bei uns liefen etliche Keller voll und die „Douteil-Kreuzung“ als einer der tiefsten Punkte Kevelaers war auf einmal nur noch mit Paddelbooten befahrbar.

Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf: „Kümme met gesonde Bött.“ So sagt der plattdeutsche Volksmund, wenn einer stöhnt, obwohl es ihm eigentlich gutgeht. Denn: Es war damals bei uns nicht notwendig, Notquartiere einzurichten, es hat niemand um sein Leben kämpfen müssen, kein Leben und keine Existenz wurden durch die Wassermassen vernichtet. Was ist also schon ein vollgelaufener Keller gegen die aktuell gemeldeten Schicksale? Oder hat man damals auf der Twistedener Straße einen Müll- oder Schuttberg gesehen?

Die heftige Übertreibung „Jahrhundertflut“ nehme ich für Kevelaer schnell wieder zurück und meine Mechel stimmt sofort zu: „Dat beche natte Füüt – regt ow mers ni op. Dij Lüj dor achter hebben andere Sörg.“

Euer Hendrick