Stolze Städte: Die Buslinie 73 gibt es seit einem Jahr

Bürgerinnen und Bürger sind voll zufrieden

Die Diskussionen über die Fortführung der Buslinie 73 halten an. Foto: KB-Archiv

Die Buslinie 73 stößt in der Bevölkerung positive Rückmeldungen. Foto: Stadt Geldern

Vor einem Jahr ging die Erweiterung des „Airport-Shuttles“ zur Buslinie 73, die Twisteden, Lüllingen-De Klus und Geldern direkt verbindet, an den Start. „Es war eine Entscheidung, die im Nachhinein goldrichtig war“, sagt Mara Ueltgesforth, Mobilitätsmanagerin der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Vorrangig deshalb, weil die Niag-Linie – für die sich sowohl die Stadt Geldern als auch die Stadt Kevelaer einsetzten – dafür sorge, dass die tägliche Odyssee der Kinder, die morgens von Twisteden nach Geldern zur Schule müssen, beendet werden konnte, heißt es von Seiten der Stadt. Statt zwei Stunden brauchten diese Schulkinder heute nur noch 22 Minuten zur Schule.

„Endlich gibt es eine zuverlässige Busverbindung zwischen Twisteden und Geldern“, sagt Hanna van Lipzig, die in Geldern die Liebfrauenschule besucht. „Wir sind super zufrieden, es gibt kaum Verspätungen und es ist jetzt ein sicheres Hin- und Zurückkommen“, finden Angela und Frank Ingendae, deren Kinder die L73 morgens nutzen, um von Twisteden nach Geldern zu kommen. „Es gibt morgens nun keinen überfüllten Bürgerbus mehr und man muss auch nicht überlegen, wie das Kind bei Wind und Wetter sicher nach Hause kommt.“

Erleichterung im Alltag

Sehr viele Vorteile ziehe aus der neuen Buslinie zum Beispiel auch Familie Rechidi, die aus Algerien nach Deutschland kam und nun in Twisteden wohnt. Die Familie ist auf den ÖPNV angewiesen und fährt regelmäßig mit dem Bus nach Geldern, um dort am Deutsch-Kurs teilnehmen, einzukaufen oder Arzttermine wahrnehmen zu können.

„Die Einführung der Linie 73 war vor zwölf Monaten zugleich ein gelungenes Beispiel dafür, wie stark bürgerschaftliches Engagement und Kommunalpolitik auch über die Grenze von zwei Kommunen (Kevelaer und Geldern) hinweg positiv Einfluss auf den Alltag nehmen können“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Insbesondere die Twistedener Bürgerin Rita Spitz-Lenzen hatte sich lange für eine bessere Anbindung an Geldern energisch eingesetzt.

Neben der besseren Verbindung im morgendlichen Schülerverkehr habe die Linie aber noch weitere interessante Nebeneffekte, von denen die Bürgerinnen und Bürger profitierten: „Durch die L73 kommt man von Geldern jetzt super mit dem ÖPNV zum Irrland oder sogar zum Weezer Flughafen“, weiß Mara Ueltgesforth. Denn die L73 fährt an Schultagen ab dem Weezer Flughafen über Wemb, Twisteden und Lüllingen – De Klus bis nach Geldern und natürlich auch in die umgekehrte Richtung. Die direkte Anbindung ans Irrland sei auch für viele Kindergartengruppen oder Schulklassen in den vergangenen zwölf Monaten ein Grund gewesen, das neue ÖPNV-Angebot zu nutzen.

Einen Mehrwerteffekt habe die L73 auch für die Gelderner Ortschaft Lüllingen-De Klus gehabt, denn die Haltestelle „Genieler Straße“ in der Nähe des Marktplatzes werde jetzt sowohl von der L73 als auch von der SL1 bedient.

Ersatz für Zugverkehr

„Und auch mit Blick auf die Sperrungen im Zugverkehr aufgrund der aktuellen RE10-Baustelle sind insbesondere viele Twistedener froh, dass es eine unkomplizierte ÖPNV-Alternativ nach Geldern gibt“, hält Mara Ueltgesforth fest.

Weitere Infos zur Linie 73 und zu allen anderen Mobilitätsangeboten der Wallfahrtsstadt Kevelaer gibt es online auf der Seite der Stadt unter www.kevelaer.de (Stadtentwicklung -> Mobilität) oder per E-Mail unter mobilitaet­­@kevelaer.de.

Überwiegend positive Stimmen zur Praxis mit der Linie 73

Die Twistedenerin Rita Spitz-Lenzen hat sich stark für die L73 engagiert und tut es weiter. Zum einjährigen Bestehen der Linie hat sie einige Stimmen der Nutzerinnen und Nutzer eingefangen und teils mit eigenen Kommentaren zu dem Gesagten versehen:

Viktoria Förster, Twisteden (Schülerin der LFS-Realschule, 9. Klasse)

„Nicht mehr so umständlich mit Bus und Bahn, länger schlafen… Gut wären mehr Zeiten… zur 3. Stunde hin und auch nach der 4. und 7. Stunde zurück. In diesem Schuljahr kam das leider jede Woche vor.“

Sonja Heussen, Twisteden

„Besuch von Familien ohne Auto ins Irrland möglich. Flexibilität und Mobilität der Kinder außerhalb der Schulzeiten.“

Anne Mund, Wemb (Kind besucht die St. Franziskus-Grundschule in Twisteden)

„Morgens kein Elterntaxi – Selbstbewusstsein der Kinder wird gestärkt – Vorbereitung des Schulweges für die weiterführende Schule – Gemeinschaftssinn: ‚Wir sind die Buskinder‘ – ‚Busfahren ist cool!‘ – ‚Der Bus sieht so schön aus (Anmerkung Rita Spitz-Lenzen: Leider nur der zur ersten Stunde ‚de Geldersche‘ –  Der reguläre Bus der Linie 73 wird ja hoffentlich noch ansprechend gestaltet.) Wünschenswert wäre eine Fahrt nach der 5. bzw. 6. Stunde von Twisteden aus Richtung Wemb! – Hervorzuheben ist die Pünktlichkeit und Freundlichkeit des Busfahrers! – Wir sind einfach nur glücklich über den Bus!“

Gaby Kluyscz, Twisteden (Töchter besuchen die LFS-Realschule, Sohn hat die Realschule an der Fleuth besucht, jetzt LFS-Berufskolleg)

„Wir finden das mit dem Bus super, da die Kinder auf einem direkten Weg hin und zurückkommen und nicht wie früher stundenlange Strecken über Umwege zurücklegen müssen.“

Janne Spitz (LFS-Realschule, Klasse 8)

„Toll ist, dass man nicht mehr um 05.30 Uhr aufstehen muss, um gegen kurz nach halb sieben an der Bushaltestelle zu sein. Nur noch zwanzig Minuten statt 2 Stunden Fahrzeit. Morgens keine Umwege mehr mit der Linie 53 über Kevelaer, Wetten und Veert nach Geldern und mittags kein Stress mehr mit dem Zug, stundenlanges Warten am Bahnhof in Kevelaer… Mittags fahre ich mit meiner Freundin manchmal nach Geldern zum Shoppen, Eis essen oder ins Kino. Mit dem Schokoticket kommen wir dann kostenlos nach Geldern.“

Mehrere Schülerinnen, Schüler und Eltern:

„Wir würden uns freuen, wenn der Bus auch so fährt, dass man zum Beginn der 3. Schulstunde gegen 09.50 Uhr in Geldern ist. Leider ist unser Stundenplan so, dass wir an mehreren Tagen erst zur 3. Stunde gegen 09.50 Uhr Schule haben. Leider haben wir oft auch bereits nach der 4. Stunde gegen 11.20 Uhr Schulschluss oder nach der 7. Stunde. Dann müssen wir schauen, dass wir den Zug erwischen. In Kevelaer fährt dann oft kein Bus Richtung Twisteden und man ist wie früher bis zu 2 Stunden unterwegs. Der Bus fährt leider nicht ganzjährig wie andere ÖPNV-Linien.“

Astrid Hirschmann, Twisteden (Sohn ist Berufsschüler, Berufskolleg des Kreises Kleve am Bahnhof)

„Ich finde es super, dass es die Linie 73 gibt! Mein Sohn fährt 2x wöchentlich zur Berufsschule nach Geldern. Er kann in Twisteden ein- und aussteigen! Wenn es die Linie nicht gäbe, müsste er erst mit dem Fahrrad nach Kevelaer und ab da mit dem überfüllten Zug fahren.“

Anmerkungen Rita Spitz-Lenzen: 

„Auszubildende zahlen 62,50€ im Monat für ein Azubi-Ticket. Da war das Neun-Euro-Ticket ein wirkliches Geschenk! Die Ausbildungsvergütung ist im Gegensatz dazu sehr gering und in der Regel so niedrig, dass keine Lohnsteuer gezahlt werden muss und somit auch keine Fahrtkosten von Schülern oder Eltern geltend gemacht werden können. Eine echte Benachteiligung der Auszubildenden gegenüber bspw. Studenten. Außerdem fehlt der Nutzen des Tickets in der Freizeit oder ggf. zur Erreichbarkeit des Ausbildungsbetriebes wegen der schlechten und zeitaufwändigen ÖPNV-Anbindungen der Dörfer im Kreis Kleve. Zur Erreichbarkeit der verschiedenen Berufskollegs im Kreis Kleve und den Standorten der Hochschule Rhein-Waal auch aus den Dörfern sollten die Kommunen gemeinsam mit dem Kreis Kleve ein entsprechendes Verkehrskonzept erarbeiten.“

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