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Ein Job mit vielen Facetten

Was wäre das Kevelaerer Blatt ohne seine Schreiberlinge? Davon gibt es zum Glück eine ganze Menge. Sie sorgen dafür, dass sich die Neuigkeiten im Städtchen schnell verbreiten (ob im Blättchen oder online). Ich darf mich stolz schätzen, dazuzugehören. Und das auch schon seit knapp vier Jahren.

Ich bin zwar keiner „von hier“. In Sachen Journalismus allerdings ein „alter Hase“. Seit über 30 Jahren „beackere“ ich den Niederrhein als Redakteur. Viele Jahre in Düsseldorf, bevor es mich wieder in meine Heimat, nach Xanten, verschlagen hat. Und da in der Domstadt das kirchliche Leben einen ebenso hohen Stellenwert hat wie in der Wallfahrtsstadt, verwundert es kaum, dass ich mich beim KB unter anderem um die kirchlichen Themen kümmern darf. Schließlich ist man ja auch noch familiär „vorbelastet“. Einer der beiden Söhne ist Messdiener. Meine Ehefrau unterrichtet Katholische Religion und ist im Pfarreirat der St. Viktor-Gemeinde Xanten aktiv.

Mir selber macht mein Job vor allem Spaß, weil man mit vielen Leuten in Kontakt kommt. Aber nicht nur Pressekonferenzen, Ratssitzungen oder Karnevalsveranstaltungen gehören zum „täglichen Brot“ eines Journalisten. Oft sind es die Geschichten, die auf der „Straße liegen“, die den besonderen Reiz ausmachen. Und wenn es mal schwierige Zeiten gibt, wie momentan die Corona-Krise, dann bleibt immer noch der Griff zum Hörer, um sich auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Bildbearbeitung ist längst Routinearbeit

Zum täglichen Geschäft gehören auch die Routinearbeiten. Trudelte früher Tag für Tag jede Menge Post in der Redaktion ein, läuft im Zeitalter der Digitalisierung heute alles über Email. Aber auch diese Post muss bearbeitet werden, bevor sie ins Blatt kommt. Korrekturlesen und Mitverwaltung des Online-Auftritts zählen ebenfalls zu meinen Aufgaben. Wirklich spannend ist auch das Layouten. Zwar ist das Schema der Seiten generell vorgegeben. Aber es lässt dennoch genügend Freiraum, zum Beispiel für Freisteller. Und da kommt noch ein weiterer Aspekt ins Spiel: Ging ein Journalist früher nur mit Block und Stift zu einem Termin, gehört seit einigen Jahren die Kamera zur festen Ausrüstung. Und auch die spätere Bildbearbeitung ist längst Routinearbeit.

Eigentlich bin ich gelernter Bankkaufmann. Den Schritt in eine ganz andere Richtung habe ich jedoch nie bereut. Manche Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Politik (Ronald Pofalla, Dr. Barbara Hendricks), Kirche (Dr. Felix Genn) oder Sport (Berti Vogts) hätte es wahrscheinlich nie gegeben. Ganz zu schweigen von den unvergesslichen Presseeinladungen der Freizeitparks. Unsere beiden Jungs schwärmen noch heute von Attraktionen im Toverland, Efteling, Phantasialand oder Kernie‘s Familienpark. Und dann sind da noch die alltäglichen Geschichten, die oftmals für Kopfschütteln sorgen: Da führt manche Route einer neuen Radwanderkarte ins Nirvana, der Baum des Nachbarn neigt sich seit Monaten bedrohlich auf ein Gartenhäuschen oder Poller versperren plötzlich den Weg der Zufahrtsstraße. Einmal angestoßen durch die Presse, ist eine Besserung komischerweise ganz schnell in Sicht. Das ist eben der positive Nebeneffekt in diesem Job.

Die rosigen Zeiten im Print-Bereich sind wohl vorbei. Ich hatte noch das Glück, im Laufe der Jahre einige Stationen durchlaufen zu können: vom Kölner Express über den Düsseldorfer Anzeiger und dem Rheinboten bis hin zu den Niederrhein Nachrichten. Eins ist doch sicher: Eine Bodenständigkeit wie beim KB findet man heute nur noch selten.

Eine KB-Mitarbeiterin auf vier Pfoten

Heute möchten wir Ihnen die wohl flauschigste, jüngste und kleinste Mitarbeiterin des Kevelaerer Blattes vorstellen: Lilly. Die 1-jährige Hündin unterstützt seit Oktober vergangenen Jahres das Redaktionsteam. Spezialisiert hat sie sich auf das Vernichten von Leckerchen, das „Um-den-Finger-Wickeln“ der Kollegen und das Erschnüffeln von Pizzabrötchen. Dass Lilly noch schneller als manch anderer Hund wittert, wenn im Büro Essensgeruch in der Luft liegt, mag auch damit zusammenhängen, dass es für sie bis vor einigen Monaten keine Selbstverständlichkeit war, regelmäßig etwas zu bekommen. Die schwarze Hündin lebte bis September 2019 auf den Straßen Griechenlands – in einem kleinen Dorf auf dem Festland.

Abgemagert, mit zerzaustem Fell und völlig scheu lief der damals namenlose Welpe auf den Straßen des Dorfes umher – auf der Suche nach Fressen oder einem Plätzchen im Schatten. Laut Angaben der Dorfbewohner wurde sie im Sommer 2019 mit einem Geschwistertier dort ausgesetzt. Nur Lilly überlebte. Trinken fand die damals wenige Monate alte Hündin oft vor dem Supermarkt, Fressen bekam sie vor allem von einem der Cafébesitzer. Das jedoch abends in der Dunkelheit – um von denjenigen, die mit Hunden auch in der heutigen Zeit so gar nichts anfangen können, keine bösen Blicke zu ernten. Spätestens bei Wintereinbruch hätte das Leben auf der Straße für die abgemagerte Hündin unter Umständen tödlich geendet.

Von Griechenland nach Euskirchen

Während des dreiwöchigen Familienurlaubs stand dann also schnell fest: Auf der Straße bleiben kann sie nicht. Nach einiger Organisation, Telefonaten und Whatsapp-Nachrichten war gesichert, dass sie von einer Tierschutzorganisation aus der Nachbarstadt abgeholt und vorerst im Tierheim untergebracht werden würde. Schon vor der Abholung war dann allerdings auch klar, dass sie nach Deutschland – nach Kevelaer – kommen sollte. Das hilflose, magere Wesen im griechischen Tierheim zurücklassen, das sollte nicht die Lösung sein. Drei Wochen später, am 6. Oktober 2019, kam Lilly dann mit einem Transport in Euskirchen an. Erschöpft von der weiten Reise, schlief sie auf der Fahrt nach Kevelaer friedlich in ihrer Transportbox.

Lilly an ihrem Arbeitsplatz in der Redaktion. Foto: eg

Seitdem blüht Lilly auf und hat beim Kevelaerer Blatt dann auch sofort Arbeit gefunden: Kuschelbeauftragte… oder so ähnlich. Herzlich aufgenommen wurde sie in der Redaktion jedenfalls sofort. Fast jeden Tag liegt sie unter Frauchens Schreibtisch und wartet geduldig, bis der anstrengende Arbeitstag geschafft ist. Die Bezahlung erfolgt in Leckerchen. Verschiedene Termine hat Lilly bisher auch schon wahrgenommen: Die Folgen des Vandalismus im Restaurant Herr Lehmann hat sie mit unter die Lupe genommen, Telefonaten mit dem Bürgermeister lauschte sie entspannt und bei den Team-Meetings in der Redaktion darf sie natürlich auch nicht fehlen.

In große Menschenmengen traut sie sich bisher noch nicht – das Vertrauen zu den Zweibeinern muss sie erst noch lernen. Denn nicht nur Züge, Pferde und Motorräder können einem Angst machen, wenn man all das noch nicht kennt. Neben dem Alltag in der Redaktion lebt Lilly ein ganz normales Hundeleben: Schlafen, essen, die Welt erkunden. Und da gibt es für die kleine Griechin noch eine ganze Menge zu entdecken.

Wenn ich heute nochmal auf Los könnte…

Kultur, Politik und Wirtschaft – das sind die Themen, an denen Matthias Wirth mit Leidenschaft arbeitet. So standen ihm als KB-Reporter bisher vor allem zahlreiche Unternehmer Rede und Antwort – vor allem dann, wenn er mal wieder einer Ladenneueröffnung auf der Spur war. Seit 2018 hat Matthias Wirth es sich zur Aufgabe gemacht, in Kevelaer einfach mal hinter die Kulissen zu schauen – und so die Wallfahrtsstadt mit ihren Bürgern näher kennenzulernen. Denn der 39-Jährige hat Kevelaer erst vor einigen Jahren kennen und lieben gelernt.

Gebürtig kommt Matthias Wirth nämlich aus Stralsund. Gelebt hat er lange Zeit in Baden-Württemberg – und gewirkt schon in vielen Teilen der Welt. Denn der gelernte Intonateur und Orgelbauer war beruflich bedingt lange Zeit viel im Ausland unterwegs. „Das war wohl irgendwann zu viel“, weiß der 39-Jährige heute. 2014 kam er zu Orgelbau Seifert nach Kevelaer und machte sich vier Jahre später selbstständig. Damit war dann auch der Startschuss für seine Arbeit beim KB gefallen. „Horizonterweiterung finde ich gut und wichtig“, erklärt der Wahl-Kevelaerer, was ihn antreibt, neben seinem Hauptberuf anderweitig tätig zu sein. Die Arbeit beim KB sei eine willkommene Abwechslung und habe auch etwas mit Leidenschaft zu tun.

Bereits zu Studienzeiten habe er gerne geschrieben und auch aktuell „schreibe ich selbst noch manchmal für Fachzeitschriften.“ Das Format unserer Heimatzeitung ist für den Reporter jedoch ein ganz besonderes. Einen positiven – vielleicht sogar etwas eigennützigen – Nebeneffekt hat die Arbeit beim KB für den Zugezogenen auch, verrät er mit einem Augenzwinkern: „Ich kann Leute und Geschichten aus dem eigenen Ort kennenlernen.“

Einen unparteiischen Blick bewahren

Bei politischen Themen im KB hält sich Matthias Wirth zurück, trotz seines großen Interesses für diesen Bereich. Vor allem dann, wenn es ihm nicht gelingen würde, unparteiisch zu sein, gibt er die politische Berichterstattung beim KB in andere Hände. Denn der Reporter ist als Mitgliederbeauftragter der CDU Kevelaer und der CDU Kreis Kleve sowie als Kreisvorsitzender der CDA tätig. Einen unparteiischen Blick bezüglich einer Berichterstattung zu bewahren „ist schwer“, sagt Matthias Wirth, der mit dem Zwiespalt nicht hinterm Berg hält.

Neben seinem Hauptberuf, der Arbeit beim KB und seinem politischen Engagement hängt seine Leidenschaft an den Bergen. „Da bin ich jetzt in der falschen Gegend wohnhaft“, lacht der gebürtige Stralsunder, der dafür seinen Urlaub gerne in den Bergen verbringt.

Warum er neben all den Tätigkeiten in seinem Alltag auch der Heimatzeitung treu bleibt? Ganz einfach: „Ich mach‘s gerne.“ Und „wenn ich heute nochmal auf Los könnte“, und mit dem heutigen Wissen, würde der 39-Jährige vielleicht sogar seine Haupttätigkeit in der Medienbranche suchen.

„Ich wollte schon immer Journalist werden“

Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft fürs Schreiben. „Ich saß mit zehn Jahren an der Schreibmaschine meiner Mutter und habe fiktive Bundesligaspiel-Berichte geschrieben“, erinnert sich Alexander Florié-Albrecht zurück. Und er hielt an seiner Leidenschaft fest. Der gebürtige Oberhausener absolvierte sein Studium im Bereich Geschichte, Politik und Allgemeine/vergleichende Literatur. Damit wollte er „Grundlagen schaffen“ für seine Arbeit, denn für ihn stand fest: Ich möchte Journalist werden. Nach beruflichen Tätigkeiten unter anderem beim Radio (Ausbildung zum Rundfunk-Redakteur), in der Pflege und in diversen Printmedien führte ihn sein Weg im Jahr 2009 schließlich zum Kevelaerer Blatt – eigentlich eher zufällig.

„Ich bin zufällig auf die Internetseite des Kevelaerer Blattes gestoßen“, erzählt der 50-Jährige, der in Moers aufwuchs. Ein Telefonat und ein Gespräch mit der damaligen Redaktionsleiterin später, war er Teil des Teams. Im gleichen Jahr kaufte er mit seiner damaligen Frau eine Doppelhaushälfte in Kervenheim. So war er sowohl beruflich als auch privat in Kevelaer angekommen und fand „schnell Kontakt zu den Menschen in Kevelaer.“ Heute lebt er mit seiner Lebensgefährtin in Kevelaer, fühlt sich hier wohl.

Nah an den Menschen sein

Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und Kontinuität – das sind wichtige Konstanten im Leben des KB-Reporters. Die Kontinuität spiegelt sich zweifelsohne in der nun elfjährigen Tätigkeit beim KB wider. Warum er der Wochenzeitung über so viele Jahre treu geblieben ist? „Ich habe mich immer wohl gefühlt mit den Menschen beim KB.“ Außerdem liege ihm das Projekt sehr am Herzen, weil Kevelaer mit der Heimatzeitung „eine besondere Sache“ habe, die „unter allen Umständen erhalten bleiben“ sollte. Vor allem aber macht ihm seine Arbeit einfach Spaß. „Die Termine, die mir am meisten Spaß machen, sind die, bei denen ich ganz nah an den Leuten bin.“

Für den KB-Reporter muss es nicht immer das ganz große Ding sein. Auch die kleinen Geschichten, das Engagement der Leute für die vielen kleinen Projekte in der Stadt machen für Alexander Florié-Albrecht das Besondere aus – „abzubilden, wie vielfältig das Leben in Kevelaer ist.“ Heute lebt der 50-Jährige seine Leidenschaft nicht nur beim Kevelaerer Blatt, sondern auch bei der NRZ und der Rheinischen Post aus, für die er ebenfalls tätig ist. Was ihn in diesem Beruf hält? „Man lernt jeden Tag“ und er liebt es, den Menschen zuzuhören und besondere Geschichten daraus mitzunehmen.

Vertrauensvolle Treffen und Gespräche

Zuhören – das müsse man in diesem Beruf einfach beherrschen – und mögen. Und dass ihm die Menschen ihre Geschichten erzählen, darüber ist Alexander Florié-Albrecht glücklich. Sein Dank gilt den Menschen, „die mir bei den Treffen und Gesprächen Vertrauen geben, dass die Informationen angemessen und würdevoll behandelt werden.“

Noch heute ist der KB-Reporter neugierig auf die Begegnungen mit den Menschen. Für ihn hat der Beruf seinen Reiz im Laufe der Jahre nicht verloren. „Die Freude am Schreiben, die Freude am Geschichten erzählen hat mich mein Leben lang begleitet. Deswegen werde ich das wahrscheinlich auch bis an mein Lebensende machen.“ 

Sie liebt die alltäglichen Geschichten

Fast 15 Jahre ist sie Teil der Kevelaerer Heimatzeitung – schreibt Geschichten, lernt neue Menschen kennen und lässt die Leser an ihren Begegnungen teilhaben. Anlässlich unserer Serie „Das KB stellt sich vor“ blickt Reporterin Hildegard van Lier auf ihre ganz eigene Geschichte beim KB zurück. „Nächstes Jahr bekomme ich dann einen Kuchen“, lacht die 59-Jährige. Denn dann macht sie die 15 Jahre als Mitarbeiterin beim Kevelaerer Blatt komplett. Angefangen hat alles mit einer Anmoderation der Aktuellen Stunde, die Hildegard in Folge einer Wunschaktion zur Sternschnuppen-Nacht gestalten durfte.

„Ich würde da gerne mal moderieren“, lautete damals ihr bescheidener Wunsch. „2 Tage später riefen sie an“, erinnert sich die gebürtige Twistedenerin zurück, die damals mit der Zusage zunächst überfordert war. Ihr Mann Horst van Lier, mit dem sie bereits seit über 35 Jahren verheiratet ist, sprach ihr Mut zu. Und „das war ein Riesenerfolg. Das war eine ganz tolle Erfahrung.“ Daraufhin habe sich die damalige Inhaberin des KB, Delia Evers, gemeldet mit den Worten: „Wer so erzählen kann, der kann auch so schreiben.“ Es folgte ein holpriger Start.

Jeder Interviewpartner ist besonders

„Schreibe so, als wenn du es einer Freundin erzählen würdest“, habe Delia Evers ihr damals als Starthilfe mit auf den Weg gegeben. Und so erzählt Hildegard van Lier nun Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, davon, wenn mal wieder zwei Menschen geheiratet haben, Kindergärtnerinnen in den Ruhestand gehen oder Kinder Wildblumen aussäen. „Besonders die ‚alltäglichen‘ Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen“, findet sie spannend. „Weil mich die Leute einfach interessieren. Jede Begegnung mit einem Interviewpartner hat mich bereichert.“

Hildegard ist gerne in der Natur unterwegs. Foto: privat

Glück und Zufriedenheit findet die Mutter von zwei bereits erwachsenen Söhnen aber auch in ihrem Beruf als Einzelhandelskauffrau im Edeka-Markt in Twisteden. Seit 30 Jahren ist sie dem Geschäft treu. „Ich bin lebendes Inventar in Twisteden“, lacht die 59-Jährige. Vor allem die Begegnungen mit den Bürgern und spannende Gespräche bereichern ihre Arbeit dort. Doch am allermeisten geht die KB-Reporterin in einer Sache auf: der Rolle als Oma. Denn Oma zu sein „ist das schönste Geschenk, das es gibt“, erzählt Hildegard lächelnd beim Gedanken an den 3,5-jährigen Enkel Tom, der regelmäßig einen „Oma-Opa-Tag“ genießen darf.

Ein hauseigenes KB-Archiv

Auch wenn die Twistedenerin gerade nicht fürs KB im Einsatz ist – ein Stück der Heimatzeitung hat sie immer zu Hause. Denn dort, verrät sie im Gespräch, hat sie ihr ganz eigenes KB-Archiv. Seit 2006 hat sie jede einzelne Ausgabe aufgehoben – und das dürften inzwischen über 700 Stück sein. Das sei ihr an der ein oder anderen Stelle bereits zugute gekommen, erzählt die Reporterin. Benötigt sie mal Informationen aus einer älteren Ausgabe, kann sie sich nämlich durch ihr hauseigenes Archiv wühlen.

Auch wenn Hildegard sich besonders für Begegnungen mit „alltäglichen“ Menschen interessiert und nicht immer auf der Suche nach der ganz großen Schlagzeile ist, ist ihr eine Geschichte besonders in Erinnerung geblieben. „Ich vergesse nie das Interview mit den Höhnern.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Horst war Hildegard im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus zu Gast beim Auftritt der Kölner Musikband. Nachdem sie sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Interview mit der Band führen zu wollen, scheiterten die ersten Kontaktversuche des Abends. Bis der Frontmann der Gruppe, Henning Krautmacher, die Reporterin zu sich winkte und sie mit den Worten „Mädschen, komm mal mit“ zum Interview mit hinter die Bühne nahm – ein einzigartiges Erlebnis, das der Reporterin, die doch eigentlich für die „alltäglichen Geschichten“ zuständig ist, immer in Erinnerung blieb. „Die hatten da auch echt leckere Häppchen stehen, aber mir war der Hunger dann vergangen.“

„Man lernt immer dazu“

In unserem Blick hinter die Kulissen des Kevelaerer Blattes stellen wir heute Doris de Boer vor, eine unserer „rasenden Reporterinnen“, die sich jetzt allerdings erst einmal etwas Ruhe gönnen wird.

KB: Doris, Du stammst gebürtig aus Süddeutschland. Was hat Dich nach Kevelaer geführt?

Doris de Boer: Die Liebe. Mein Mann ist Holländer, eigentlich „fliegender Holländer“, denn er ist beruflich sehr viel in der ganzen Welt unterwegs. Als ich noch in München Theologie studiert habe, haben wir uns dort auf einer Wallfahrt kennengelernt. Er hat sich schließlich in Kevelaer niedergelassen, weil er mehr in Deutschland arbeitet als in Holland und hier nah an seiner Heimat ist. Der Wallfahrtsort gefiel ihm schnell. Er war calvinistisch und ist dann zum Katholizismus konvertiert, den er hier natürlich in Fülle vorfindet. Nach meinem Studium bin ich ihm sehr gerne nach Kevelaer gefolgt.

Und wie bist Du schließlich zum KB gekommen?

Ich habe anfangs für die RP geschrieben und war dafür auch oft in den umliegenden Städten, zum Beispiel in Aldekerk und Nieukerk unterwegs. Aber ich bin gern mit dem Fahrrad unterwegs und wollte lieber über Kevelaer schreiben, schließlich gibt es hier auch genug zu berichten. Mich interessieren die Heimatgeschichte und natürlich das Wallfahrtsleben. Deshalb habe ich einfach mal beim KB angerufen und stieg dann gerne beim KB ein.

Wie gehst Du ans Schreiben ran?

Früher hat es immer gedauert, einen Einstieg in den Text zu finden. Inzwischen bin ich seit zehn Jahren dabei, und wenn ich erst mal den ersten Satz habe, schreibt sich der Text fast wie von allein. Man lernt schnell zu formulieren. Ebenso wie man lernt, die richtigen Fragen zu stellen.

Fürs KB schreibst Du oft über Kirche und Wallfahrt. Woher stammt Dein Bezug zum Thema?

Ich interessiere mich einfach für Spiritualität, gelebten Glauben und die frohe Botschaft der Bibel. Glaube heißt für mich, dass es mehr gibt als das Sichtbare, dass wir uns einem höchsten Wesen verdanken, der aus Liebe die Welt ins Sein rief, der mit den Sinnen nicht greifbar ist, aber der doch hinter allem steht. Glaube im Alltag hat für mich viel mit Reifen und Wachsen zu tun, aus den Erfahrungen des Lebens, auch aus Fehlern oder Krisen zu lernen, in Dankbarkeit heraus jeden Tag zu leben, seine Talente zu entfalten, Gutes zu tun oder Freude zu schenken.

Trotzdem berichtest Du über viele Themen – das KB ist ja auch keine Kirchenzeitung.

Ja, das stimmt. Aber man lernt immer dazu, wenn man etwas aus einer anderen Perspektive sieht. Sich mit neuen Themen zu beschäftigen, ist stets ein Gewinn. Und jeder Mensch hat seine Geschichte, seine Botschaft, die einem auf Vieles einen neuen Blick eröffnen.

Was interessiert Dich persönlich neben dem Glauben besonders?

Musik. Kevelaer ist wunderbar, was das Angebot an Musik angeht. Die Chöre, die Orchester, die vielen Möglichkeiten, ein Instrument professionell zu erlernen… Aber ich finde es schwierig, über Musik selbst zu schreiben. Gern schreibe ich Porträts von Menschen – ob über eine Hundertjährige oder einen Handwerker am Lebensabend. Menschen interviewen finde ich unglaublich toll. Ich habe meine Großeltern kaum gekannt, darum liebe ich es, von alten Menschen zu hören, von ihren Lebenserfahrungen, was ihnen weiterhalf, gerade auch in den schlimmen Zeiten. Ich finde es auch toll, dass man als Journalist herausragenden Menschen Fragen stellen kann – was man sonst nicht so leicht kann. Gern bin ich auch bei Veranstaltungen und frage die Beteiligten, Veranstalter oder Künstler, warum etwas so oder so gemacht wurde.

Als Mutter zweier, bald dreier Kinder sieht man Dich fürs KB besonders bei Veranstaltungen für Familien.

Ich finde Kindertheater toll. Da kann ich als Mutter mit meinen Kinder hingehen und berichten. Oder über Veranstaltungen aus dem Kindergarten oder der Schule berichten. So lässt sich prima Berufliches und Privates verbinden.

Die baldige Geburt Deines dritten Kindes bedeutet aber auch, dass für die rasende Reporterin jetzt erst einmal Babypause ist, oder?

Ja, der Termin ist im Februar. Ich habe mal über Bischof Johann Michael Sailer geforscht, der vor gut zwei Jahrhunderten für die Kirche und das Glaubensleben in Deutschland ganz entscheidend war und ich würde gern ein Buch mit seinen heute noch wegweisenden Gedanken herausbringen. Dafür nutze ich die Zeit, während ich auf die Geburt warte oder dann danach. Nach der Geburt werde ich erst einmal keine Zeit für Termine haben – aber man wird sicher weiter immer mal was von mir im KB lesen.