„Man lernt immer dazu“
In unserem Blick hinter die Kulissen des Kevelaerer Blattes stellen wir heute Doris de Boer vor, eine unserer „rasenden Reporterinnen“, die sich jetzt allerdings erst einmal etwas Ruhe gönnen wird.
KB: Doris, Du stammst gebürtig aus Süddeutschland. Was hat Dich nach Kevelaer geführt?
Doris de Boer: Die Liebe. Mein Mann ist Holländer, eigentlich „fliegender Holländer“, denn er ist beruflich sehr viel in der ganzen Welt unterwegs. Als ich noch in München Theologie studiert habe, haben wir uns dort auf einer Wallfahrt kennengelernt. Er hat sich schließlich in Kevelaer niedergelassen, weil er mehr in Deutschland arbeitet als in Holland und hier nah an seiner Heimat ist. Der Wallfahrtsort gefiel ihm schnell. Er war calvinistisch und ist dann zum Katholizismus konvertiert, den er hier natürlich in Fülle vorfindet. Nach meinem Studium bin ich ihm sehr gerne nach Kevelaer gefolgt.
Und wie bist Du schließlich zum KB gekommen?
Ich habe anfangs für die RP geschrieben und war dafür auch oft in den umliegenden Städten, zum Beispiel in Aldekerk und Nieukerk unterwegs. Aber ich bin gern mit dem Fahrrad unterwegs und wollte lieber über Kevelaer schreiben, schließlich gibt es hier auch genug zu berichten. Mich interessieren die Heimatgeschichte und natürlich das Wallfahrtsleben. Deshalb habe ich einfach mal beim KB angerufen und stieg dann gerne beim KB ein.
Wie gehst Du ans Schreiben ran?
Früher hat es immer gedauert, einen Einstieg in den Text zu finden. Inzwischen bin ich seit zehn Jahren dabei, und wenn ich erst mal den ersten Satz habe, schreibt sich der Text fast wie von allein. Man lernt schnell zu formulieren. Ebenso wie man lernt, die richtigen Fragen zu stellen.
Fürs KB schreibst Du oft über Kirche und Wallfahrt. Woher stammt Dein Bezug zum Thema?
Ich interessiere mich einfach für Spiritualität, gelebten Glauben und die frohe Botschaft der Bibel. Glaube heißt für mich, dass es mehr gibt als das Sichtbare, dass wir uns einem höchsten Wesen verdanken, der aus Liebe die Welt ins Sein rief, der mit den Sinnen nicht greifbar ist, aber der doch hinter allem steht. Glaube im Alltag hat für mich viel mit Reifen und Wachsen zu tun, aus den Erfahrungen des Lebens, auch aus Fehlern oder Krisen zu lernen, in Dankbarkeit heraus jeden Tag zu leben, seine Talente zu entfalten, Gutes zu tun oder Freude zu schenken.
Trotzdem berichtest Du über viele Themen – das KB ist ja auch keine Kirchenzeitung.
Ja, das stimmt. Aber man lernt immer dazu, wenn man etwas aus einer anderen Perspektive sieht. Sich mit neuen Themen zu beschäftigen, ist stets ein Gewinn. Und jeder Mensch hat seine Geschichte, seine Botschaft, die einem auf Vieles einen neuen Blick eröffnen.
Was interessiert Dich persönlich neben dem Glauben besonders?
Musik. Kevelaer ist wunderbar, was das Angebot an Musik angeht. Die Chöre, die Orchester, die vielen Möglichkeiten, ein Instrument professionell zu erlernen… Aber ich finde es schwierig, über Musik selbst zu schreiben. Gern schreibe ich Porträts von Menschen – ob über eine Hundertjährige oder einen Handwerker am Lebensabend. Menschen interviewen finde ich unglaublich toll. Ich habe meine Großeltern kaum gekannt, darum liebe ich es, von alten Menschen zu hören, von ihren Lebenserfahrungen, was ihnen weiterhalf, gerade auch in den schlimmen Zeiten. Ich finde es auch toll, dass man als Journalist herausragenden Menschen Fragen stellen kann – was man sonst nicht so leicht kann. Gern bin ich auch bei Veranstaltungen und frage die Beteiligten, Veranstalter oder Künstler, warum etwas so oder so gemacht wurde.
Als Mutter zweier, bald dreier Kinder sieht man Dich fürs KB besonders bei Veranstaltungen für Familien.
Ich finde Kindertheater toll. Da kann ich als Mutter mit meinen Kinder hingehen und berichten. Oder über Veranstaltungen aus dem Kindergarten oder der Schule berichten. So lässt sich prima Berufliches und Privates verbinden.
Die baldige Geburt Deines dritten Kindes bedeutet aber auch, dass für die rasende Reporterin jetzt erst einmal Babypause ist, oder?
Ja, der Termin ist im Februar. Ich habe mal über Bischof Johann Michael Sailer geforscht, der vor gut zwei Jahrhunderten für die Kirche und das Glaubensleben in Deutschland ganz entscheidend war und ich würde gern ein Buch mit seinen heute noch wegweisenden Gedanken herausbringen. Dafür nutze ich die Zeit, während ich auf die Geburt warte oder dann danach. Nach der Geburt werde ich erst einmal keine Zeit für Termine haben – aber man wird sicher weiter immer mal was von mir im KB lesen.