Die Tische in der Öffentlichen Begegnungsstätte in Winnekendonk waren gut gefüllt. 200 Menschen waren gekommen, um den Beginn der Kirmessaison 2024 zu feiern: den Heimatabend. Besonders dabei, dass auch 325 Menschen von zu Hause zusahen, denn der ganze Abend wurde live auf dem YouTube-Kanal der Geselligen Vereine übertragen.

Traditionell beginnt der Heimatabend mit einer musikalischen Einlage des Musikvereins, der in diesem Jahr auch der scheidende festgebende Verein war. Mit dem Medley „Spirit of `69“ leitete der Verein mit guter Stimmung in den Abend ein.

Die anschließende Begrüßung übernahm Christian Mülders, der Präsident der Geselligen Vereine. Diese sind ein eigener Verein und in diesem Jahr der festgebende. Mülders stellte in seiner Rede die Menschen in den Mittelpunkt, so sagte er: „Es geht um uns, als Menschen, Vereine und Dorfgemeinde.“ Jeder Verein, egal wie groß oder klein, solle teilnehmen und sich trauen, selbst auch die Ehre anzunehmen, festgebender Verein zu sein, so Mülders weiter. Denn nur wenn man zusammenarbeite, könne die Tradition der gemeinsamen Kirmesfeier noch lange weiterleben.

Das Grußwort von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler fiel kurz und knackig aus. Er sei gespannt auf die Geheimnisse, die an diesem Abend gelüftet werden sollten, aber vor allem auf das des diesjährigen Kirmesschnapses, der, wie die Tradition es vorsieht, bereits im Januar vom festgebenden Verein ausgewählt wird. Besonders freue er sich aber über den Rückblick auf die Winnekendonker Geschichte von Georg Drißen, denn diese empfindet er in jedem Jahr als sehr bereichernd.

Der Wunsch des Bürgermeisters wurde sogleich erfüllt, so begab sich Georg Drißen gleich nach ihm auf die Bühne, um das Publikum auf eine Zeitreise mitzunehmen. Gestartet wurde im Jahre 1794. Neben vielen Fotos von Kappensitzungen, Karnevalszügen und Festkettenträgern aus dem 20. und 21. Jahrhundert gab es weitere historische Fakten über Winnekendonk zu hören und zu sehen. Ein Highlight dabei: die Aufnahmen des Dorfes aus der Vogelperspektive von 1914. In diesem Jahr wurde der Kirchturm erhöht, was man als Anlass für die Fotografien nahm. Aber auch der Aufbau des Katharinenhauses 1904 und sein Abriss 100 Jahre später waren interessant.

Was zu diesem Zeitpunkt kaum einer im Publikum wusste: Dies würde nicht Georg Drißens letzter Auftritt des Abends werden. Sein ganz großer Auftritt stand nämlich noch bevor.

Doch zuerst war noch einmal der Musikverein an der Reihe. Mit viel Witz konnte die „Tanzeinlage“ der Kreativabteilung des Vereins begeistern. Da lächelten dem Publikum nicht die Gesichter der Frauen entgegen, sondern deren Knie. Schick gekleidet hatten die Beine der Damen einen außergewöhnlichen Auftritt.

Darauf folgte eine liebevoll gestaltete Präsentation mit hunderten Fotos des vergangenen Festjahres. Natürlich mit Musik unterlegt, ließ diese sogar Menschen, die nicht dabei waren, nostalgisch werden. Eins war nach diesem Rückblick mehr als klar, wie auch ein Kommentar des Bürgermeisters am Ende der Präsentation zeigte: Die können feiern.

Nun wurde es Zeit, Festkettenträger Markus Aben und seinen Adjutanten Hans-Gerd Leenen zu verabschieden. Aben erhielt eine Ehrennadel in Gold und Leenen eine Ehrennadel in Silber. In seiner Abschiedsrede sagte Aben, dass er sich dieses vergangene Jahr in seinen kühnsten Träumen nicht hätte erträumen können, und er gab dem Publikum mit, „jede Gelegenheit zu nutzen das Leben und das Ehrenamt zu feiern.“

Ab diesem Zeitpunkt lag der Abend in der Hand des festgebenden Vereins, der Geselligen Vereine Winnekendonk, die in diesem Jahr ihr 75. Jubiläum feiern und zu denen 14 Vereine gehören. Den Anfang dieses Teils des Abends übernahm Hans-Heinrich Hebben, der die Stimmung mit humorvollen Gedichten auf Kävels Platt auflockerte. Präsident Christian Mülders freute sich über diesen Programmpunkt, sollte so ein Abend doch dazu genutzt werden, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen.

Nach einer kurzen Vorstellung des Vereins und seiner Aufgaben wurde endlich das erste Geheimnis des Abends gelüftet: der Kirmesschnaps. Der trägt in diesem Jahr den Namen „Schwarzer Geselle“ und ist ein Lakritzlikör von Moosbur in Wetten.

Nach der Verköstigung mussten die Vorsitzenden der Vereine sich beim Heimatquiz mit Hermann-Josef und Georg Werner beweisen. Bei insgesamt elf Fragen ging es unter anderem um die Zahl der Fenster des Alten Rathauses (24) und der Ortseingangsschilder (6). Die zwei Gewinner können sich über ein Gartenkonzert des Musikvereins freuen.

Gegen 23 Uhr war es dann endlich so weit, die Promaklation des Festkettenträgers stand bevor. Kleine Hinweise von Christian Mülders sollten zu dessen Namen führen. Er sei im Saal und ein Mann, sportlich-aktiv sei er auch, seit 2006 im Lauftreff und beim SV Viktoria. Seine Kinder seien auch in Vereinen aktiv. Zudem liebe er Musik und arbeite im Finanzamt Geldern. Auch nehme er die Menschen gerne mit auf eine Reise in die Vergangenheit und habe die Geschichtsgruppe mitbegründet. Und da wurde der Name auch schon gerufen, bevor Mülders ihn selber aussprechen konnte.

Georg Drißen übernimmt, 25 Jahre nach seinem Vater Franz-Josef Drißen, die Würde des Festkettenträgers. Sichtlich gerührt betritt er die Bühne. „Jetzt bin ich aber richtig nervös und angespannt“, lässt er das Publikum wissen. Er freut sich, dass er die größte Auszeichnung, die das Dorf zu vergeben hat, erhält. Er dankt besonders seinen Eltern, die ihm viel seiner historischen Arbeit ermöglicht haben. Zu seinem Adjutanten beruft er seinen Musikverein-Kollegen Karl-Josef van den Berg.

„Schon wieder stehen hier zwei vom Musikverein“, scherzt Mülders zum Ende des Abends.