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Die Seifert-Orgel in der Marienbasilika. Foto: G. Seybert
Namhafte Künstler wollen spielen

Restaurierung der Basilika-Orgel beendet

Mit großer Freude blicken sowohl der Orgelbauverein Kevelaer als auch die Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer auf das gelungene Werk zurück.

Elmar Lehnen führt musikalisch durchs Kirchenjahr

Am vergangenen Wochenende wurde auf dem „Youtube“-Kanal des Bereichs „Tourismus & Kultur“ der Wallfahrtsstadt im Internet ein Film mit einer virtuellen Führung zur großen Seifert-Orgel in der päpstlichen Basilika in Kevelaer mit Basilikaorganist Elmar Lehnen veröffentlicht (gesonderter Bericht folgt). Bereits am 29. Januar startete Lehnen auf „Youtube“ auch eine Reihe von Filmen, in denen er an der Orgel musikalisch durch das Kirchenjahr führen will. Das teilte der Kevelaerer Orgelbauverein kurz zuvor bei „Facebook“ mit.

„In diesem Jahr 2021, dem Jahr der Orgel, möchten wir Sie gerne mitnehmen auf eine Reise. Eine Reise mit der Orgel durchs Kirchenjahr. Es gibt so viele Stmmungen, die die Liturgie während des Jahres durchziehen. Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Passion, Pfingsten, Osterzeit undsoweiter. Unsere große romantische Orgel des Orgelbauers Romanus Seifert und Sohn aus dem Jahre 1907 ist prädestiniert dafür, diese Stimmungen mit ihrer Vielfalt von Klangfarben in Musik umzusetzen. Wir stellen Ihnen nun jeden Monat ein Fest des Kirchenjahres musikalisch vor und möchten Ihnen auch in diesen zwölf Teilen die große Seifert-Orgel der Basilika näherbringen. Wir beginnen heute mit dem 25. Januar, die Bekehrung des heiligen Apostels Paulus“, erklärt der Kevelaerer Basilikaorganist. Die Idee dazu hatte Lehnen selbst, der zudem in dem rund elfeinhalb Minuten langen Film als Sprecher und natürlich als Organist zu erleben ist.

Orgelkonzert als Dankeschön

Als die Trompeten des jüngsten Gerichts losschmetterten – ja, da ahnte man schon, dass es ein besonderer Abend werden würde. Und als Basilikaorganist Elmar Lehnen die romantischen Streicher kurz dazurief, – einfach um die Vielfalt der musikalischen Möglichkeiten seines Lieblingsinstruments aufzuzeigen – nun, da spürten die knapp 200 Zuhörer schon vor Beginn des Konzerts, dass der Orgelbauverein nicht zu viel versprochen hatte, als er Freunde und Förderer zu einem „musikalischen Hochgenuss mit Überraschungen“ eingeladen hatte.
2013 hat sich der Orgelbauverein gegründet, um die Restaurierung der Seifert-Orgel möglich zu machen und einer der größten romantischen Orgeln weltweit wieder ihren Originalzustand zu schenken. 14 neue Register konnten seitdem dank der finanziellen Unterstützung von Freunden und Förderern eingebaut werden. „Mir läuft es jeden Tag heiß und kalt den Rücken hinunter, ich genieße jeden Tag, jede Stunde an diesem einzigartigen Instrument“, so Basilikaorganist Elmar Lehnen. „Danke, dass Sie alle das möglich gemacht haben.“ – „Als wir vor fünf Jahren den Orgelbauverein gründeten“, so Schatzmeister Gottfried Mülders, „hatten wir ein Investitionsvolumen von 450.000 Euro vor der Brust.“ Ein Großteil des Weges sei geschafft.

Das Wunschkonzert
Und so hatte der Orgelbauverein zum Dankeschön-Konzert all seine Orgelpaten, Freunde, Gönner und Förderer eingeladen. Und die Gäste hatten sich im Vorfeld wünschen können, was die beiden Organisten Elmar Lehnen und Viktor Fischer-Emmerich spielen sollten. Die Liste war so lang, dass, so Lehnen, „wir die nächsten zehn Jahre brauchen, um sie abzuarbeiten.“
Und dann zogen die beiden Organisten tatsächlich alle Register. Mal dröhnten, mal tobten, mal explodierten die Töne nahezu, dass man fürchten musste, das Kirchendach hebt ab. Dann wurden sie leise, zart, zerbrechlich, umschlang Emotionen und Sinne und trug sie dem Himmel entgegen. Lehnen und Fischer-Emmerich wurden geradezu eins mit der Orgel – und die Zuhörer konnten gebannt via Leinwand zusehen, wie die Töne entstanden und sich durch den weiten Raum der Basilika verteilten, sich austobten und durcheinanderstieben, auf und ab purzelten und sich dann in der Melodie wiederfanden.
Nun, es war u.a. die Toccata von Widor, es war die Bach-Kantate 147, es war die Morgenstimmung aus Griegs Peer Gynt und es war, ganz zum Schluss, der Bolero von Ravel – vierhändig gespielt – bärenstark. Die beiden Musiker lagen sich nach dem letzten Ton in den Armen, die Zuhörer arbeiteten ihre Begeisterung in minutenlangem Beifall ab. Und zwischendrin, bei den Improvisationen an der Orgel, da waren zum allerersten Mal die fünf neuen Pedalpfeifen zu hören. Mächtige Holzkastenpfeifen, mehr als zehn Meter hoch – man kann sie eigentlich gar nicht hören, man spürt sie im Zwerchfell, so gewaltig tief sind die Töne, die sie produzieren.
Bei einem Gläschen Wein im Priesterhausgarten klang der besondere Abend aus. Noch etwa 150.000 Euro muss der Orgelbauverein zusammentrommeln, um die große Seifert-Orgel vollständig ausgerüstet zu haben. Man darf sich schon jetzt auf den Moment freuen, wenn wirklich einmal wieder alle Register zu hören sein werden.
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