Orgelkonzert als Dankeschön

Als die Trompeten des jüngsten Gerichts losschmetterten – ja, da ahnte man schon, dass es ein besonderer Abend werden würde. Und als Basilikaorganist Elmar Lehnen die romantischen Streicher kurz dazurief, – einfach um die Vielfalt der musikalischen Möglichkeiten seines Lieblingsinstruments aufzuzeigen – nun, da spürten die knapp 200 Zuhörer schon vor Beginn des Konzerts, dass der Orgelbauverein nicht zu viel versprochen hatte, als er Freunde und Förderer zu einem „musikalischen Hochgenuss mit Überraschungen“ eingeladen hatte.
2013 hat sich der Orgelbauverein gegründet, um die Restaurierung der Seifert-Orgel möglich zu machen und einer der größten romantischen Orgeln weltweit wieder ihren Originalzustand zu schenken. 14 neue Register konnten seitdem dank der finanziellen Unterstützung von Freunden und Förderern eingebaut werden. „Mir läuft es jeden Tag heiß und kalt den Rücken hinunter, ich genieße jeden Tag, jede Stunde an diesem einzigartigen Instrument“, so Basilikaorganist Elmar Lehnen. „Danke, dass Sie alle das möglich gemacht haben.“ – „Als wir vor fünf Jahren den Orgelbauverein gründeten“, so Schatzmeister Gottfried Mülders, „hatten wir ein Investitionsvolumen von 450.000 Euro vor der Brust.“ Ein Großteil des Weges sei geschafft.

Das Wunschkonzert
Und so hatte der Orgelbauverein zum Dankeschön-Konzert all seine Orgelpaten, Freunde, Gönner und Förderer eingeladen. Und die Gäste hatten sich im Vorfeld wünschen können, was die beiden Organisten Elmar Lehnen und Viktor Fischer-Emmerich spielen sollten. Die Liste war so lang, dass, so Lehnen, „wir die nächsten zehn Jahre brauchen, um sie abzuarbeiten.“
Und dann zogen die beiden Organisten tatsächlich alle Register. Mal dröhnten, mal tobten, mal explodierten die Töne nahezu, dass man fürchten musste, das Kirchendach hebt ab. Dann wurden sie leise, zart, zerbrechlich, umschlang Emotionen und Sinne und trug sie dem Himmel entgegen. Lehnen und Fischer-Emmerich wurden geradezu eins mit der Orgel – und die Zuhörer konnten gebannt via Leinwand zusehen, wie die Töne entstanden und sich durch den weiten Raum der Basilika verteilten, sich austobten und durcheinanderstieben, auf und ab purzelten und sich dann in der Melodie wiederfanden.
Nun, es war u.a. die Toccata von Widor, es war die Bach-Kantate 147, es war die Morgenstimmung aus Griegs Peer Gynt und es war, ganz zum Schluss, der Bolero von Ravel – vierhändig gespielt – bärenstark. Die beiden Musiker lagen sich nach dem letzten Ton in den Armen, die Zuhörer arbeiteten ihre Begeisterung in minutenlangem Beifall ab. Und zwischendrin, bei den Improvisationen an der Orgel, da waren zum allerersten Mal die fünf neuen Pedalpfeifen zu hören. Mächtige Holzkastenpfeifen, mehr als zehn Meter hoch – man kann sie eigentlich gar nicht hören, man spürt sie im Zwerchfell, so gewaltig tief sind die Töne, die sie produzieren.
Bei einem Gläschen Wein im Priesterhausgarten klang der besondere Abend aus. Noch etwa 150.000 Euro muss der Orgelbauverein zusammentrommeln, um die große Seifert-Orgel vollständig ausgerüstet zu haben. Man darf sich schon jetzt auf den Moment freuen, wenn wirklich einmal wieder alle Register zu hören sein werden.
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