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Gastronomie. Foto: Pixabay
Ergebnisse der Gastronomieanalyse in Kevelaer des Gutachterbüros „Stadt + Handel“

Qualität soll Quantität ergänzen

Im Zuge der sinkenden Bedeutung des Einzelhandels für Innenstädte sehen viele die Gastronomie als Hoffnungsträger. Der Gastronomiebesuch sei heute schon nach dem Einkauf einer der wichtigsten Gründe für den Innenstadtaufenthalt, schreibt dei Stadt Kevelaer in einer Pressemitteilung.

Frischer Wind in der Hubertusquelle

Zwei Jahre lang liefen Dorota Lakoma und Hans-Gerd Vos regelmäßig an der geschlossenen Hubertusquelle vorbei. Mit der Zeit schlich sich besonders bei der gebürtigen Polin der Gedanke ein, die Gaststätte selbst neu zu eröffnen. Nach langer Überlegung, Verhandlungen mit der Vermieterin des Lokals und einigen Renovierungsarbeiten war es nun so weit: Am 4. Oktober 2019 feierte das Paar bis vier Uhr morgens die Neueröffnung der Gaststätte mit einem vollen Haus.

Beim Betreten des Lokals merkt man schnell: Der alte Flair ist geblieben, eine moderne Note wurde dem Ganzen dennoch eingehaucht. Rustikale Elemente sind kombiniert mit neumodischen Farben und Einrichtungselementen. Ein Teil des Lokals strahlt in hellem Grün – „ein bisschen im Borussia Mönchengladbach-Look“, lacht Vos. Da darf auch die Flagge des Vereins an der Wand nicht fehlen. Auch im Getränkeangebot hat sich einiges verändert. Neben den gängigen Bieren und Softgetränken bietet Dorota Lakoma eine breite Palette an polnischen Getränken an – und holt damit ein Stück ihrer Heimat nach Kevelaer. Vor einem halben Jahr entschloss sich das Paar, sich der Kneipe anzunehmen. Das meiste renovierten die beiden selbst – unter Zeitdruck, aber erfolgreich. „Am 3. Oktober abends um halb 10 waren wir fertig“, lacht Vos rückblickend.

Die Tradition bewahren

Geöffnet hat die Hubertusquelle mittwochs und donnerstags von 18 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags ab 18 Uhr plus Frühschoppen an beiden Tagen. Den großen Reichtum möchte das Paar mit der Gaststätte nicht erlangen. Beide gehen schließlich einem Vollzeitjob nach – die Hubertusquelle betreiben sie nebenbei. Es gehe vor allem darum, die Tradition der Gaststätte zu bewahren, den Bürgern einen Ort zu bieten, an dem sie zusammenkommen können, erklärt Vos. „Wir wollen eine gemütliche Kneipe haben“, sagt der 51-Jährige. „Ich bin auch glücklich, wenn alte Gäste kommen und glücklich sind“, lächelt Lakoma.

Damit verweist sie auf Gäste, die auch beim vorherigen Betreiber schon Besucher der Hubertusquelle waren. Eine Hobbymannschaft für Dart sei auch schon fest dabei. Um die Gäste auch auf lange Sicht regelmäßig bedienen zu können, möchte das Paar im Laufe der Zeit zwei Mitarbeiter einstellen, die im Betrieb helfen. Lakoma und Vos selbst sind Neulinge im Gastronomiebereich. Die 48-Jährige und der 51-Jährige sind dennoch guter Dinge, den Kneipenbetrieb aufrechterhalten zu können – nicht zuletzt aufgrund der freundlichen und verständnisvollen Gäste, erzählt das Paar.

Das Kneipensterben macht nachdenklich

Twisteden. Lust auf einen Kneipenbesuch? „Dann herzlich willkommen“, sagt Angelika Braun, Kneipenwirtin aus dem Hause Braun in Twisteden.
Es ist ein ganz gewöhnlicher Mittwochabend. Einige Herren aus dem Dorf sitzen an der Theke, unterhalten sich angeregt, trinken ihr Feuerabendbierchen. Im Raum nebenan sind zwei Tische mit weiteren Gästen besetzt. Sie spielen Skat. Und das macht bekanntlich hungrig.
Kein Problem für Angelika Braun. Denn wenn die Wirtin in ihrer Gastronomieküche wirbeln kann, dann ist sie in ihrem Element. „Was sich der Gast wünscht, bereite ich ihm auch genauso zu“, versichert die Wirtin aus dem Hause Braun in Twisteden, „und es wird immer alles frisch zubereitet“, fügt die auf Hausmannskost spezialisierte Wirtin hinzu.
Es wird immer alles frisch zubereitet
Dennoch sind ihre Sorgenfalten nicht zu übersehen. Denn rechts wie links sind ehemalige Twistedener Kneipen der Abrissbirne zum Opfer gefallen. „Ja, das macht schon nachdenklich“, so die Wirtin. Auch sie bekommt den schleichenden Prozess des Kneipensterbens deutlich zu spüren. Zwar hat sie immer noch ihre Stammgäste und Gruppen, die regelmäßig ihre Gaststätte aufsuchen. Aber den täglichen Kneipenbesuch, so wie es ihn früher gegeben hat, „den gibt es nicht mehr“, erklären Angelika Braun und Ulla Peters, die auf der gleichen Straße nur ein paar hundert Meter weiter eine Pension mit Gaststätte führt.
Die Zeiten haben sich gewandelt, das Verhalten und die Gewohnheiten der Gaststättenbesucher haben sich geändert, wissen die beiden leidenschaftlichen Wirtinnen zu berichten. Hinzu kommt das Rauchverbot in Kneipen. Das habe einigen Kneipen die Existenz gekostet.
Als 1998 die Gärtnerklause zum Verkauf stand, zögerte die aus Kamp Lintfort stammende Angelika Braun nicht lange und erwarb die Twistedener Gaststätte, renovierte diese in einem aufwendigen Kraftakt. Das Leben in und mit einer Gasstätte war der gelernten Herrenschneiderin nicht fremd. Denn schon immer half sie als Kellnerin in Kneipen aus oder bereitete die Speisen in der Küche. „Gastwirtin zu sein ist mein Leben und wird es wohl auch hoffentlich noch lange bleiben“, bekräftigt Angelika Braun.
Das bestätigt auch die Twistedenerin Ulla Heuvens, die mit der Traditionsgaststätte Peters aufgewachsen ist. Schon seit dem 16. Jahrhundert wird diese in Familienhand geführt. Die Gastronomin Ulla Heuvens baute die Gaststätte 1994 zur Pension um.
Längst haben sich beide Wirtinnen in Twisteden etabliert.
Beide Frauen bieten ergänzend zum Kneipenbetrieb Festivitäten für kleine und große Gesellschaften an. Denn nur von Kneipenbesuchern an der Theke lässt sich schlecht leben.
Einfach wieder öfter kommen
Ein Dorf lebt von und mit den Bewohnern, auch eine Kneipe. „Ein Gast brachte es vor wenigen Wochen auf den Punkt“, berichtet Angelika Braun, „er fragte, wo er denn hingehen könne, wenn ich nicht mehr da wäre“, führt die Wirtin weiter aus. Das wisse sie auch nicht, antwortete die Wirtin mit einem Achselzucken. Die Antwort hatte der junge Gast dann aber selber parat: „Ich glaube, wir müssen einfach wieder öfter kommen.“ Darüber würden sich nicht nur Angelika Braun und Ulla Heuvens freuen, die das Wort „Aufhören“ ganz weit nach hinten geschoben haben. „Wir machen weiter, solange wir können“, betonen die sympathischen Wirtinnen aus Twisteden.