Das Kneipensterben macht nachdenklich

Twisteden. Lust auf einen Kneipenbesuch? „Dann herzlich willkommen“, sagt Angelika Braun, Kneipenwirtin aus dem Hause Braun in Twisteden.
Es ist ein ganz gewöhnlicher Mittwochabend. Einige Herren aus dem Dorf sitzen an der Theke, unterhalten sich angeregt, trinken ihr Feuerabendbierchen. Im Raum nebenan sind zwei Tische mit weiteren Gästen besetzt. Sie spielen Skat. Und das macht bekanntlich hungrig.
Kein Problem für Angelika Braun. Denn wenn die Wirtin in ihrer Gastronomieküche wirbeln kann, dann ist sie in ihrem Element. „Was sich der Gast wünscht, bereite ich ihm auch genauso zu“, versichert die Wirtin aus dem Hause Braun in Twisteden, „und es wird immer alles frisch zubereitet“, fügt die auf Hausmannskost spezialisierte Wirtin hinzu.
Es wird immer alles frisch zubereitet
Dennoch sind ihre Sorgenfalten nicht zu übersehen. Denn rechts wie links sind ehemalige Twistedener Kneipen der Abrissbirne zum Opfer gefallen. „Ja, das macht schon nachdenklich“, so die Wirtin. Auch sie bekommt den schleichenden Prozess des Kneipensterbens deutlich zu spüren. Zwar hat sie immer noch ihre Stammgäste und Gruppen, die regelmäßig ihre Gaststätte aufsuchen. Aber den täglichen Kneipenbesuch, so wie es ihn früher gegeben hat, „den gibt es nicht mehr“, erklären Angelika Braun und Ulla Peters, die auf der gleichen Straße nur ein paar hundert Meter weiter eine Pension mit Gaststätte führt.
Die Zeiten haben sich gewandelt, das Verhalten und die Gewohnheiten der Gaststättenbesucher haben sich geändert, wissen die beiden leidenschaftlichen Wirtinnen zu berichten. Hinzu kommt das Rauchverbot in Kneipen. Das habe einigen Kneipen die Existenz gekostet.
Als 1998 die Gärtnerklause zum Verkauf stand, zögerte die aus Kamp Lintfort stammende Angelika Braun nicht lange und erwarb die Twistedener Gaststätte, renovierte diese in einem aufwendigen Kraftakt. Das Leben in und mit einer Gasstätte war der gelernten Herrenschneiderin nicht fremd. Denn schon immer half sie als Kellnerin in Kneipen aus oder bereitete die Speisen in der Küche. „Gastwirtin zu sein ist mein Leben und wird es wohl auch hoffentlich noch lange bleiben“, bekräftigt Angelika Braun.
Das bestätigt auch die Twistedenerin Ulla Heuvens, die mit der Traditionsgaststätte Peters aufgewachsen ist. Schon seit dem 16. Jahrhundert wird diese in Familienhand geführt. Die Gastronomin Ulla Heuvens baute die Gaststätte 1994 zur Pension um.
Längst haben sich beide Wirtinnen in Twisteden etabliert.
Beide Frauen bieten ergänzend zum Kneipenbetrieb Festivitäten für kleine und große Gesellschaften an. Denn nur von Kneipenbesuchern an der Theke lässt sich schlecht leben.
Einfach wieder öfter kommen
Ein Dorf lebt von und mit den Bewohnern, auch eine Kneipe. „Ein Gast brachte es vor wenigen Wochen auf den Punkt“, berichtet Angelika Braun, „er fragte, wo er denn hingehen könne, wenn ich nicht mehr da wäre“, führt die Wirtin weiter aus. Das wisse sie auch nicht, antwortete die Wirtin mit einem Achselzucken. Die Antwort hatte der junge Gast dann aber selber parat: „Ich glaube, wir müssen einfach wieder öfter kommen.“ Darüber würden sich nicht nur Angelika Braun und Ulla Heuvens freuen, die das Wort „Aufhören“ ganz weit nach hinten geschoben haben. „Wir machen weiter, solange wir können“, betonen die sympathischen Wirtinnen aus Twisteden.