Vor allem in der Baubranche werden noch Azubis gesucht

Hunderte freie Ausbildungsplätze im Kreis Kleve zu vergeben

In der Baubranche werden auch im Kreis Kleve weiterhin Nachwuchskräfte gesucht. Foto: IG Bau / Ferdinand Paul

Das neue Ausbildungsjahr startet, doch viele Firmen suchen weiterhin Nachwuchskräfte: Im Kreis Kleve sind von insgesamt rund 1.570 gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell noch 540 Plätze zu vergeben. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit und beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. Die IG BAU Duisburg-Niederrhein warnt vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der Stellen unbesetzt bleiben – und ruft Berufsstarter*innen dazu auf, sich insbesondere in der Baubranche umzusehen. 

Laut Arbeitsagentur sind bei Hoch- und Tiefbauunternehmen in Nordrhein-Westfalen derzeit noch rund 1.550 Plätze frei. Das entspreche etwa der Hälfte aller gemeldeten Ausbildungsstellen in der Branche.

Fachkräftemangel als Folge

„Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Teils bieten Firmen weniger Plätze an oder fahren die Lehre ganz zurück. Auch der Berufsschulunterricht kann nicht überall wie gewohnt stattfinden. In vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger“, erklärt Karina Pfau, Bezirksvorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein. Doch jeder Azubi, der jetzt fehle, sei in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft weniger. Besonders das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen Auftragslage – vom Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau – noch mehr Berufsanfänger*innen für sich gewinnen. Dabei stünden Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeige. Ein*e angehende*r Maurer*in komme demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 890 Euro pro Monat. Im zweiten Jahr liege die Vergütung bei 1.230 Euro, im dritten seien es 1.495 Euro. Im Anschluss an den Gesellenbrief können sich Beschäftigte fortbilden und es bis zum / zur Polier*in oder Bauleiter*in bringen.

Viele Fachleute verließen jedoch nach der Ausbildung ihren Baubetrieb, so die Gewerkschaft. Vor allem wegen harter Arbeitsbedingungen und den oft langen, aber unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen. „Es kommt darauf an, den Bau auch nach der Ausbildung attraktiver zu machen. Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier wichtig“, betont Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand.

Deshalb fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde für die Branche eine Entschädigung der Wegezeiten, 5,3 Prozent mehr Einkommen und den Angleich der Ost- an die Westlöhne. Die Arbeitgeber*innen hätten in den Tarifverhandlungen bis Ende September die Chance, die Branche für die Zukunft aufzustellen. 

„Ohne höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen wird es kaum gelingen, die enorme Nachfrage nach neuen Wohnungen, sanierten Straßen und energetischen Gebäudesanierungen in den kommenden Jahren zu bewältigen“, mahnt Burckhardt.

Informationen rund um die Bau-Ausbildung und freie Plätze vor Ort gibt es bei den Sozialkassen der Bauwirtschaft (SOKA-BAU) online unter https://www.bau-stellen.de/.