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Zum dritten Mal „Rad vs. Kunst“

Kevelaer aus anderem Blickwinkel erleben

Am 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads. Die Wallfahrtsstadt Kevelaer nimmt den Tag zum Anlass, im Rahmen des Vitalprogramms, eine kostenlose geführte Fahrradtour anzubieten.

Begegnung auf zwei Rädern

Schon früh um 10 Uhr versammelten sich die ersten motivierten Zweiradfahrer vor dem Infostand des Rathauses, um bei der offiziellen Eröffnung des Tages durch den Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler mit dabei zu sein.
Der gestand danach bei einer Tasse Morgenkaffee, dass er ganz persönlich gar nicht so ein großer Fan vom Radfahren ist.. „Mir fehlt dafür jede Leidenschaft“, machte er deutlich, dass er die „Fiets“ nur mal nutze, „um von Wetten oder Winnekendonk wieder nach Hause zu kommen“, wenn da mal gewisse Festitiväten wie Kirmes oder Ähnliches stattfinden.
Barbara Dicks vom Stadtmarketing war einer der guten „Geister“, die die Interessierten mit Streckenzetteln und Informationen ausstatten konnten. „Es sind viele neue Gesichter hier“, war ihr ganz persönlicher Eindruck. Und auch ihr Chef Bernd Pool freute sich über Besucher, die nicht nur aus Kevelaer kamen.

Gut informiert ging es auf eine der Strecken. Foto: AF


Petra und Alwin Neukäter hatten sich extra aus Voerde nach Kevelaer begeben. „Wir sind mit dem Wagen bis zum Friedhof. Wir fahren gerne mit dem Rad und entdecken gerne“, hatte sich das Paar spontan für diese Ecke entschieden, „um auch mal woanders hin“ zu kommen.
Aber auch „Einheimische“ wie Christel und Peter van den Heuvel freuten sich schon auf ihre Runde entlang des Niederrheins. „Wir nehmen die Strecke 17“, hatten sie sich für den Weg Richtung Bergen, Hamert und Nieuw Bergen in Holland entschieden – eine für sehr viele sehr populäre Route an diesem Tag.
„Es ist schön, mit vielen Menschen zu fahren“, meinte das Seniorenpaar. „Aber es ist weniger schön, wenn es nicht so gut ausgeschildert ist, das ist uns schon zweimal passiert“, setzte sich das Paar gemeinsam in Bewegung.
Das mit der Geselligkeit fand aber auch Jürgen Ripkens wichtig. „Man muss ja auch mal ein Schwätzchen halten“, lockte da bei der gemeinsamen Vierer-Freundestour auch die Aussicht, irgendwo gemütlich einzukehren. „Und man entdeckt tatsächlich neue Straßen“, ergänzte Birgit Joosten, die mit ihrem Partner Andreas Bock aus Hünxe fuhr. „Ich kenne die Ecke schon ganz gut“, meinte er angesichts früherer Verwandschaftsbeziehungen aus Goch.
Der niederrheinische Erfahrungshorizont

Rita Aretz-Richter und ihr Mann Uwe waren neugierig auf die Route 12, die über Issum und Sonsbeck führen sollte. „Das ist so nah und wir sind trotzdem nicht oft da gewesen“, waren sich beide darin einig, dass damit „diese Lücke“ am niederrheinischen Erfahrungshorizont an diesem Tag „geschlossen wird“. Sie gab zu, dass ihr Mann doch der Schnellere von beiden auf dem Rad ist. „Dann müssen wir beim nächsten Mal wohl ein Tandem ausleihen“, schmunzelte er bei dem Gedanken.
Egon und Renate Stemmans waren schon „routinierte“ Radwandertage-Fahrer. „Wir haben die Touren schon mehrere Male mit gemacht. Man ist hier zu Hause, ist mit Bekannten gefahren, Und man lernt Leute kennen“, beschrieb das Paar, was es daran so reizt.
Und die Gelegenheit zu einer Tour nutzte auch die Rad-Wanderradtruppe des Heimatvereins „Ons Derp“ aus Winnekendonk. „Wir fahren sonst alle 14 Tage“, erzählte Josef Kempkes und winkte wie der Rest der zehnköpfigen Truppe zum Abschied in einen schönen Tag.
Und neben dem Infopoint machte auch der zukünftige „Rilano“-Hotel-Standort Werbung für sich und den Aufenthalt in Kevelaer. „Wir wollen neue Leute dazu bewegen, hier zu verweilen“, seien auch Radtouristen da durchaus eine Zielgruppe. „Denn durch E-Bike sind ja die Strecken heute auch viel besser zu „stemmen“ als früher“.
Eine Fotogalerie finden Sie hier

Das Hochfest des Drahtesels

Mancher würde angesichts der Sandfläche mit Liegenstühlen und Palmen vor dem Rathaus auch von „gestrandet“ sprechen, aber das wäre viel zu negativ besetzt: Die zahlreichen Radlergruppen, die am Dienstagmorgen auf dem Kalkarer Marktplatz ankamen, wirkten keinesfalls „wie bestellt“ oder gar wie „nicht abgeholt“. Im Gegenteil: Munter erkundeten die Fietser – längst nicht alle aus den Niederlanden – den alten Platz mit dem wunderschönen, „rubbeligen“ Pflaster. Derweil ging‘s im historischen Ratssaal über ihren Köpfen genau um den immer populärer werdenden Radtourismus. Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und Sprecher der 16 beteiligten Kreis-Kommunen stellten das Programm des 28. Niederrheinischen Radwandertages vor. Genauer muss man sagen: Ein Teilprogramm, denn der Niederrhein hält sich ja nicht in oder an Grenzen – zumindest nicht an die des Kreises.
63 Orte beteiligen sich insgesamt, die Teilnehmer haben die Qual der Wahl aus mehr als 80 Routen. Allein 33 davon liegen im Kreis Kleve, einige sind grenzüberschreitend. Sie sind zwischen zwölf – für fröhliches Familienradeln – und 72 Kilometer – für den ambitionierten Radler – lang. Rennradler oder E-Biker können sogar noch zwischen den Routen wechslen, um die Strecke zu verlängern.
Gestandene Größe

Der Radwandertag sei eine „gestandene Größe“, betont denn auch Kreiswirtschaftsförderer Hans-Joses Kuypers, der Radtourismus habe die „Übernachtungszahlen beflügelt“ und sorge für zahlreiche neue Arbeitsplätze in Gastronomie und Hotellerie, aber auch bei Fahrradhändlern und -werkstätten. „Dem Fahrrad haben wir viel zu verdanken“, so Kuypers, und so sei es Ehrensache, einmal im Jahr zum „Hochfest“ des Drahtesels einzuladen. Was zu sehen gibt‘s ohnehin immer, was zu gewinnen übrigens auch wieder, wenn man Stempeln fährt: Wer mindestens zwei Stempel auf seiner Starterkarte hat, kann an einer Tombola teilnehmen.
Vor zwei Jahren hat die Niederrhein Tourismus GmbH mit Sitz in Viersen die Koordination übernommen, „mit dem Ansatz, daraus einen großen Tag zu machen“, wie aus den Reihen der Kreisgemeinden durchaus erfreut zu vernehmen ist. Mit „Kultur in der Natur“ hat man für das diesjährige Event ein ebenso kurzes wie eloquentes Motto gefunden, dem sich die einzelnen Gemeinden auf unterschiedliche Weise nähern – fast alle aber mit freiem oder reduziertem Eintritt in Museen, Ausstellungsorte oder kulturelle Hotspots.
In Kevelaer beispielsweise können Radler das Niederrheinische Museum zum reduzierten Eintrittspreis besuchen. Und bei der Führung „Geschichte und Geschichten – aus und über Kevelaer“ wird ihr Blick auf „Sehenswertes einer von Kunst und Kultur geprägten historischen Innenstadt“ gelenkt. Aber stramme Waden brauchen hie und da mal etwas Entspannung. Auch das beherrscht man in der Wallfahrtsstadt gut: Die Motorradfahrer-Wallfahrt in Kevelaer ist das zweite große Event des ersten Sonntags im Juli, und so findet man neben geöffneten Geschäften am verkaufsoffenen Sonntag beim entspannten Shoppen in Kevelaer auch das Motto „Gesund an Leib und Seele“ mit Infos zum Solegarten St. Jakob, zur Wallfahrt und zu weiteren Veranstaltungen an der Stempelstation vor dem Rathaus auf dem Peter-Plümpe-Platz.
Und wer einfach nicht genug Kevelaer bekommen kann, der wird sicherlich noch einen Blick auf die Baustelle des Solegartens und des neuen Rilano-Hotels werfen, denn zwei Routen führen direkt dran vorbei. Und irgendwie schließt sich damit auch wieder ein Kreis, denn Hotel wie Solegarten sollen ja neue Touristen nach Kevelaer locken. Vielleicht sind ja einige auch als Fietser unterwegs…
Niederrheinischer Radwandertag
Sonntag, 7. Juli 2019. Eröffnung in der Wallfahrtsstadt Kevelaer durch Bürgermeister Dr. Dominik Pichler um 10 Uhr auf dem Peter-Plümpe-Platz vor dem Rathaus.
Folgende Routen haben Kevelaer als Station:
Route 07 Weeze / Uedem / Sonsbeck / Kevelaer / Weeze (ca. 51 km),
Route 12 Issum / Sonsbeck / Kevelaer / Geldern / Issum (ca. 55 km),
Route 15 Geldern / Kevelaer / Geldern (ca. 35 km),
Route 16 Geldern / Kevelaer / Bergen – de Hamert (NL) / Geldern (ca. 42 km),
Route 17 Nieuw Bergen (NL) Kevelaer / Bergen – de Hamert (NL) / Nieuw Bergen (NL).
An allen Stempelstationen gibt‘s Infos, an vielen Start- und Zielpunkten auch ein umfangreiches Programm für Radler und Familien. Und für das leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt.