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Achterhoek – im kulturellen Shutdown und im Iran

Mit einem besonderen Rückblick auf das Corona-Jahr wendet sich der Verein “Natur und Kultur im Achterhoek” (NuK) an seine Mitglieder. Naturgemäß steht dabei die Natur im Vordergrund, denn der zweite im Vereinsnamen genannte Themenschwerpunkt ist unter den bekannten Pandemie-Bedingungen arg in Bedrängnis gegangen. Dennoch: Auch wenn das Vereinsjahr völlig anders verlief, als es der engagierte Vorstand des Vereins zu Beginn des ablaufenden Jahres noch plante, gibt es ein paar Meilensteine, die sicherlich einer Erwähnung wert sind. Und die Hoffnung auf eine Normalisierung in der Zeit nach Corona macht sicherlich nicht nur den Achterhoekern Mut, zuversichtlich nach vorn zu blicken. Deshalb wollen wir Ihnen diesen besonderen Rückblick des NuK nicht vorenthalten. In dem Schreiben an die Mitglieder heißt es:

“2020 wird zukünftige Geschichtslehrer in gesellschaftlicher und politischer Besonderheit sehr herausfordern. Wie will man das erklären? Für unseren Verein hieß 2020 das „K“ für Kultur nahezu komplett zu streichen. Wir wären aber nicht der NuK, wenn wir uns nicht mit den Umständen arrangiert hätten, wie beim ersten Auto-Gottesdienst am Niederrhein. Dennoch hat uns die zunehmende Bedrohlichkeit der Pandemie genauso zum Nichtstun verdammt, wie alle anderen kulturellen Akteure auch. Was uns blieb, war Bäume pflanzen.

Zumindest waren wir einer der wenigen Vereine, der nichts absagen musste, weil wir schlicht und ergreifend noch nicht angesagt hatten. Als Corona sein Debüt erfuhr, hatten wir unseren Newsletter mit allen Ankündigungen soweit fertig und wollten ihn schon rausjagen. Wohlweißlich taten wir es dann doch nicht. Wir hatten viel geplant, Bands gebucht, Touren erdacht und ein Sommerevent im Kopf. Anstelle dessen blicken wir täglich auf die Zahlen der Neuinfektionen und hoffen, dass die Vernunft bald Herr über die Entwicklung wird; oder eben ein Impfstoff. Wenn alles gut geht, werden wir Richtung Ende ´21 wieder in einer neuen Art der Realität durchstarten können.

Auf Abstand und doch gemeinsam wurde der Auto-Gottesdienst im Achterhoek gefeiert. Foto: nick

NuK Viral

Oben erwähnter Auto-Gottesdienst darf – nein, muss – noch mal gesondert erwähnt werden. Wer hätte das gedacht. Da sitzen zwei Vorständler gemütlich beim Bierchen zusammen und sinnieren, was man denn derzeit so machen könnte. Das Ergebnis ist hinreichend bekannt. Dass dieses Event einmal rund um den Globus viral gehen würde, hatte niemand auf dem Schirm. Der Pressefotograf Arnulf Stoffel aus Sonsbeck reichte seine Bilder der Veranstaltung bei der DPA (Deutsche Presseagentur) ein. Montags danach um 08:00 Uhr klingelte das Telefon beim NuK und die DPA erfragte ein Interview. Keine zwei Stunden später wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die „Welt“ über uns berichten würde, kurze Zeit später die Passauer Presse, dann Coburg, von Bayern aus ging es plötzlich nach Tschetschenien. Die „Zeit“ ließ es sich auch nicht nehmen über uns zu berichten. Als uns dann die Meldung erreichte, dass just in New York der Dorfgottesdienst auf der grünen Wiese erwähnt wurde, hatten wir Schwierigkeiten unsere Kinnlade zu kontrollieren. England, Australien und der Iran folgten. Etliche weitere Länder ebenfalls. Eine Idee ging um den ganzen Globus. Das war zwar nicht unsere Intention, aber diese Welle war spannend zu beobachten. Immerhin wissen wir jetzt, wie man im Iran „Achterhoek“ ausspricht. Wir haben es aus der arabischen Meldung via Google-Übersetzer zurück übersetzen lassen. Heraus kam „Akhtaruk“. Als Sahnehäubchen druckte das Stern-Monatsmagazin „View“ im Mai, das Bild der Veranstaltung noch einmal doppelseitig mit dem denkwürdigen Titel „Das Wunder von Achterhoek“.

Die 92 Bäume der NuK-Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“. Fotos: NuK

Grundlos Bäume pflanzen // Stand der Dinge

Mittlerweile haben 98 Bäume im Kevelaerer Stadtgebiet eine neue Heimat gefunden. Die Aktion ist zum Selbstläufer geworden und wir freuen uns riesig darüber, dass die Idee so gut angenommen wurde. Gemeinsam mit der Kommune und der Truppe von SOS-Kinderdorf werden auch in Zukunft Plätze gesucht und noch mehr grundlose Bäume gepflanzt werden. Stand heute ist der Topf noch nicht erschöpft und wird erfreulicherweise regelmäßig wieder befüllt. Erst gestern hat uns das Kevelaerer Unternehmen „Nacke Logistik GmbH“ dankenswerterweise mit der Summe von 1000 Euro bedacht.

Eine weitere äußerst großzügige Spende hat uns zum Jahresbeginn von den Vogelfreunden Twisteden erreicht. Der Verein hatte sich dazu entschieden, dem NuK 1000 Euro – zweckgebunden – für die Natur zu übergeben. Eine tolle Geste und ein Vertrauensbeweis in den NuK. Wir danken sehr herzlich.

Nochmal 500 Euro wirft die Firma Breuer in die Kasse. Der Kevelaerer Blumen- und Gartenhandel gibt jedes Jahr einen Euro pro verkaufter Portionen der Niederrhein-Saatgutmischung an Vereine weiter. Bei zwei Preisträgern kann man leicht nachrechnen, dass demnach gut 1000 Portionen der Mischung in die heimischen Gärten gewandert sind. Das ist grandios von den Käufern und klasse von Heino Breuer, dass er einen satten Teil des Gewinns wieder ausschüttet. Auch hier sagen wir danke. Noch bei der Übergabe wurde entschieden, den Erlös gleich wieder in neues Saatgut für das kommende Jahr zu investieren.

Verzicht auf den Bonus

Die finanziellen Mittel des NuKs und wofür sie verwendet werden, sind oft ein – mit Herzblut – diskutiertes Thema der Vorstandsrunden. Ohne Geld ist man nicht handlungsfähig, aber in einigen seltenen Fällen kann oder sollte man darauf verzichten. Dies haben wir beschlossen.
Als wir 2018 die kleine Waldparzelle an der Wetterley gekauft haben, haben wir gleichzeitig überlegt, für den Grund ein Ökopunktekonto führen zu lassen. Dies hätte bedeutet, dass wir je Quadratmeter einen Ökopunkt erhalten, wenn wir es sich selbst überlassen; was einem Gegenwert von 2500 Euro entsprechen würde. Von diesem Geld hatten wir geplant ein E-Lastenrad anzuschaffen, das sich jedes NuK-Mitglied günstig wochenweise leihen kann, um so ein Gefährt einmal zu erproben. Diese Anschaffung wurde jedoch zurückgestellt. Ökopunkte haben nämlich einen entscheidenden Nachteil. Sie stellen den von uns so oft erwähnten Makulatur-Naturschutz dar. Tue ich hier Gutes, darf ich an anderer Stelle Schindluder betreiben. Konkret: Verkaufen wir diese Ökopunkte auf dem freien Markt, ist der kleine Naturwald zwar geschützt, anderenorts darf dann aber Fläche versiegelt oder etwas Anderes zerstört werden. Würden wir dies tun, hätte der Kauf des Grundstücks seine Berechtigung verloren. Laut Beschluss des Vorstandes wird das Areal nun unter freiwilligen dauerhaften Schutz gestellt, ohne dafür einen Gegenwert zu erhalten.

Es muss vielmehr unser Bestreben sein noch mehr Land zu finden, auf dem sich die Natur frei entfalten kann und für den Menschen erlebbar wird. Dies ist ein kostspieliger Gedanke, den wir dennoch wagen wollen.

Der frisch gepresste Apfelsaft wird in Tüten mit Zapfhahn umgefüllt. Diese können in einem zugehörigen Pappakarton aufgestellt werden. Foto: NuK

Apfelsaftaktion

Im September fand wieder die allseits bekannte wie beliebte Apfelpress-Aktion des NuKs statt. Jutta und Fred Eickhoff hatten alles hervorragend vorbereitet und unser Partnerverein Likk e.V. in Keppeln die Presse und die Verpackungen bereitgestellt.

Insgesamt wurden 1.350 kg Äpfel angeliefert und daraus 666 Liter Apfelsaft gepresst. 583 Liter gingen an die Helfer und Obstlieferanten, der Rest wird vom NuK für 4 € je 3-Liter-Packung verkauft.

Mittelaltermarkt

Unser Mittelaltermarkt konnte in diesem Jahr nicht öffentlich ausgetragen werden. Das Lager fand aber unter strengen Hygienebedingungen dennoch statt. Die Wiese bot reichlich Raum für Abstand. Trotz des abgespeckten Programms durften wir auch diesmal die Unterstützung der VoBa in Form von 250 Euro erfahren.

Neujahrsspaziergang mit Müllsack

Die großen Müllsammelaktionen sind in diesem Jahr ausgefallen. Dementsprechend liegt an unseren Straßen und Wegen viel mehr Müll als üblich. Aufgrund der derzeitigen Umstände wollen wir auch nicht zu einer gemeinsamen Sammelaktion aufrufen. Besser wäre es, beim Neujahrsspaziergang mit Müllsack loszuziehen. Wer mitmacht, kann die gefüllten Säcke dann zur Geschäftsstelle bringen (Der Abstellplatz am Achterhoeker Schulweg 22 wird ausgeschildert). Es wäre klasse, wenn ihr alle mitmacht, egal, ob ihr im NuK seid oder nicht.

Danke schön …

Aufgrund der zahlreichen Einsätze von der Jugendtruppe von SOS-Kinderdorf, die immer wieder Hand anlegen, wenn Bäume gepflanzt werden sollten, haben wir uns gedacht, dass wir denen ja auch mal was Gutes tun könnten. Daher spenden wir in 2021, 250 Euro an diese tollen Menschen, mit der Zweckbindung für die Jugenderholung. Ob das ein Kinoabend oder eine Pizza für alle wird, entscheiden deren Verantwortlichen. @SOS + Team: Danke für eure Hilfe. Ihr seid klasse!

Euch allen wünschen wir einen guten Start in das neue Jahr. Wenn wir uns noch ein wenig gedulden und die Impfstoffe alle erreicht haben, steht der Kultur auch nichts mehr im Wege.”

Einen Kommentar zur 1. Müllsammelaktion in 2021 gibt’s hier.

“Planlos durch die Bildungs-Galaxis”

Die NRW-Landesregierung hat angekündigt, die Schüler wegen der Corona-Pandemie zwei Tage früher in die Weihnachtsferien zu schicken – und angesichts der Infektionen wird wieder über die Halbierung der Klassen und Digitalunterricht diskutiert. Wie stehen Lehrer, Eltern und Schüler in Kevelaer dazu?

Christina Diehr, stellvertretende Schulleiterin des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums:
„Jeder Tag Unterricht ist ein guter und wichtiger Tag für die Schüler. Wir sind alle bemüht, möglichst viel Präsenzunterricht zu machen. Wenn die Verkürzung um zwei Tage hilft, dass die Familien zusammen feiern können, werden wir das von schulischer Seite gerne unterstützen. Viele Sachen wie Exkursionen, der Hochschultag in Münster, Klassenfahrten sind ja gestrichen. Selten hat ein Jahrgang soviel Unterricht am Stück gehabt. Wir werden den Schülern für diese zwei ausfallenden Schultage natürlich Aufgaben mitgeben. Geteilter Unterricht, das hört sich immer so leicht an, ist im Detail aber sehr diffizil. Und zu sagen, wir streamen aus dem Unterricht für die andere Hälfte – dann brechen hier alle Leitungen zusammen.“

Christoph Feldmann, Rektor der Gesamtschule:
„Ich denke, dass das eine sinnvolle Entscheidung ist vor dem Hintergrund der Infektionszahlen. Das kann ich nachvollziehen. Ich bin nicht in der Situation, so was entscheiden zu können oder zu dürfen. Da fühle ich mich als der falsche Ansprechpartner. Das ist halt für uns alle eine Herausforderung, mit der Situation umzugehen, und das versucht wird, bei allen Unwägbarkeiten alles zu realisieren. Was keiner mehr möchte, ist, dass es einen kompletten Lockdown wie in Österreich gibt. Wir müssen mit der Situation umgehen. Da nutzt es mir auch nich , die Entscheidung permanent zu hinterfragen. Mit zwei Tagen Unterricht in den Karnevalstagen haben wir einen adäquaten Ausgleich.“

Vadrin Qajani, 18-jähriger Schüler der Q2 des KvGG und Schülersprecher:
„Natürlich sind dann Ferien, aber bei der Q 2 zählt jeder Tag. Es sind ja im Sommer einige Tage weggefallen. Wenn man das vernünftig betrachtet, hat in der Q1 ein Quartal gefehlt. Das muss man im Unterricht wiederholen. Und vor allem in den Abiturfächern fehlt das. Die Schüler halten sich so strikt wie möglich an die Regeln. Wir ziehen im Schulgebäude Masken auf,  in den unteren Stufen wie in der Oberstufe. Der Abstand wird gehalten. Es gibt auch Ausnahmefälle, aber unsere Schule geht da sehr pflichtbewusst mit um. Geteilte Klassen führen natürlich dazu, dass weniger Leute in der Klasse sind und Aerosole herumfliegen. Aber dann sind Schultage wieder gekürzt, und alles läuft über einen längeren Zeitraum. Wenn man normale Stunden hat, kriegt man mehr Sachen besprochen. Das ist reines Abwägen. Das ist eine individuelle Meinung, die man sich da ausbilden muss.“ Luftfilter könnten sehr hilfreich sein. In Arztpraxen hat man das schon eingeführt. Jede Kleinigkeit, die das Infektionsgeschehen eindämmt, lohnt sich. Und jede Schule damit auszustatten ist in der Abwägung billiger als die Auswirkungen und der Effekt der Pandemie.“

Mehtap Grandt, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Gesamtschule:
„Die Umsetzung für uns als Elternvertreter ist bedenklich. Das ist eine Hauruckaktion von Ministerin Gebauer und der Landesregierung, die nicht durchdacht ist. Da wird unterschwellig vermittelt, dass dafür zwei Tage des Karnevalsbereichs geopfert werden – was den Nachklang hat, dass vielleicht doch im Ganzen so versucht wird, die Karnevalstage in die Schulpflicht reinzudrücken. Und die Eltern sind dann arbeiten und die Kinder auf sich allein gestellt. Wenn Kinder in der OGS sind oder in Mittagsbetreuung und das weitergeführt werden müsste, dann wäre der Vorschlag ja eh schon hinfällig. Und das Zeitmanagement wird nicht berücksichtigt in einem eh schon sehr kurzen Schulhalbjahr. Die vergangenen Monate sind nicht konstruktiv genutzt worden, um die angekündigte zweite Welle zu nutzen, Konzepte zu finden, mit den Schulen in Abstimmung zu gehen, um eine umsetzbare, fachlich und sachlich bestimmte Lösung herzustellen. Schulen, die Konzepte erarbeitet haben, werden abgewiesen, wie Solingen mit dem Schichtmodell.
Und es gibt ein ständiges Hin und Her – geteilt, dann wieder zusammen, Maskenpflicht,    dann wieder aufgehoben – dass die Schulleitung versucht hat, mit guten Konzepten abzufangen. Von oben herab nach unten wurde eine Umsetzung versäumt. Die Landesregierung wirft Entscheidungen raus und lässt die Schulen alleine, weil sie ihnen die Umsetzung überlässt. Es geht da planlos durch die Bildungs-Galaxis. Es ist die Frage, inwieweit geteilter Unterricht leistbar und umsetzbar ist. Es wäre von Vorteil, wenn es kleinere Lerngruppen gäbe. Dann hätte man nicht die Lüftungsproblematik, dass Kinder mit Jacken sitzen und frieren müssen. Aber das geht nur, wenn das “go” von der Regierung käme und die personelle Situation das zulassen würde. Auch wenn die Schulträger für Luftfilter die Entscheidungen träfen, ist es nicht damit getan, weil dann ja Lieferungen dieses Jahr noch ankommen müssen. Da hätte man viel, viel früher darüber diskutieren und das abhandeln sollen. Man hat dann keinen direkten Effekt.”

Delia Sprenger, Mitglied im Vorstand der Schulpflegschaft der Gesamtschule:
„Das ist über das Knie gebrochen. Im Sommer hieß es immer, dass Schüler und Kinder keine Infektionsherde sind, aber jetzt sollen sie zur Sicherheit nach Hause – um sich dann, wenn die Eltern arbeiten müssen, trotzdem mit Freunden zu treffen. Bis zu einem gewissen Alter kann man das steuern, aber an weiterführenden Schulen hast du nicht mehr so den Einfluss. Wir wünschen uns alle Normalität, aber die Schulschließung am 21.12 ist Kokolores und am Thema vorbei. Da grätscht man den Lehrern auch ins Zeitmanagement. Das, was mich unfassbar ärgert, ist, dass die Lehrer und Schulen versuchen, alles    aufzufangen, und dann immer wieder absaufen. Solingen fanden wir mutig. Viele haben ja Lehrermangel auch wegen dem Aspekt Risikogruppe. Und wenn die Kinder nicht mehr zur Schule kommen, weil keine Busse mehr fahren, und dann wird sowas ausgebremst, ist das eine Vollkatastrofe. Seit den Sommerferien haben alle Kinder eine eigene Schul-Email, Noolde und so weiter. Die Schule hat sich in großen Schritten nach vorne bewegt. Aber Klassenteilung wäre nur sinnvoll, wenn so wirklich Unterricht stattfinden kann. Da sind wir noch nicht. Luftaustauscher wären eine sinnvolle Idee. In Neukirchen-Vluyn schafft man sie an. Das kann sich natürlich nicht jede Stadt leisten. Aber die ziehen alle möglichen Keime aus der Luft. Da sehen wir einen Mehrwert auch für die Zeit nach der Pandemie.

Andrea Foitzik, Schulpflegschaftsvorsitzende am KvGG:
„Ich denke, die Eltern am KvGG sehen das mit den zwei Tagen ambivalent. Auf der einen Seite haben sie das Interesse, dass bei dem vielen ausgefallenen Unterricht lange Präsenz stattfindet. Da sind die Eltern am KvGG eher dafür, noch zwei Tage länger Unterricht zu haben – auch wenn man sieht, dass es für untere Klassen Betreuungsprobleme gibt, wenn Schüler zuhause bleiben. Und die Abiturienten, die vorher Quartalsende haben – die müssen Klausuren durchkriegen und mündliche Noten bekommen. Alle Familien haben ein Interesse, Weihnachten möglichst infektionsunbelastet zu haben. Aber es ist  im Moment zu früh, sich über das Infektionsgeschehen an Weihnachten Gedanken zu machen. Das ist frühestens in zwei Wochen möglich. Gerade gehen die Zahlen runter, so dass ich hoffe, dass Schulen möglichst lange offen bleiben. Wir haben am KvGG Programme wie „noodle“ und Internetplattformen, aber die Schüler profitieren schon vom Präsenzunterricht. Eine klare, stringente Linie seitens der Politik ist immer gut, aber wir sind gerade in einer Pandemie, die wir noch nicht gehabt haben. Da gibt es so viele Faktoren, die zu beachten sind. Man muss frühzeitig reagieren, aber auch den Trend abwarten und Ruhe bewahren. Abstand halten halte ich für sinnvoll, Masken tragen auch. Hybrid-Unterricht ist auch möglich, das ist aber mit den Lehrerkapazitäten und den Digitalmöglichkeiten vorsichtig zu beurteilen, auch inwieweit die Schüler sich hinsetzen und das dann machen. Ich sehe das an meinem Kind, das noch in der Schule ist, da lässt digital die Motivation schon nach. Wenn alle Stricke reißen, ist das eine Option. Die Schulen sind auf einen möglichen zweiten Lock-down besser vorbereitet als im Frühjahr. Die Schulen versuchen da, das Bestmögliche aus der Situation rauszuholen.“

Die Gespräche führte Alexander Florié-Albrecht.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Aktuell sind 218 Personen im Kreis Kleve nachweislich mit Covid-19 infiziert

Am heutigen Freitag, 23. Oktober 2020, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 1.521 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Von den 1.521 Indexfällen sind 85 in Bedburg-Hau, 168 in Emmerich am Rhein, 274 in Geldern, 170 in Goch, 38 in Issum, 50 in Kalkar, 52 in Kerken, 127 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 214 in Kleve, 57 in Kranenburg, 86 in Rees, 25 in Rheurdt, 85 in Straelen (korrigiert), 32 in Uedem, 21 in Wachtendonk und 37 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 1.521 bestätigten Corona-Fällen gelten 1.263 Personen als genesen; 40 Personen sind verstorben. Bei der 39. an Covid-19 verstorbenen Person handelt es sich um einen 73-jährigen Mann aus Kleve. Die 40. verstorbene Person ist ein 87-jähriger Mann aus Goch. Ob es Vorerkrankungen gab, ist dem Gesundheitsamt nicht bekannt. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 32 Personen im Krankenhaus.

Aktuelle Entwicklungen in Einrichtungen

Im Seniorenheim Burg Ranzow in Kleve-Materborn gibt es ein Corona-Ausbruchsgeschehen. Die gesamte Einrichtung steht unter Quarantäne. Zugleich besteht ein Besuchs- und Aufnahmestopp. Aus Datenschutzgründen gibt der Kreis Kleve hierzu keine weiteren Details bekannt.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 65,0. Aktuell befinden sich insgesamt 1.433 Personen in häuslicher Quarantäne.

Sollten Sie ärztliche Hilfe oder medizinische Beratung brauchen, wenden Sie sich umgehend telefonisch an den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst unter Angabe der Beschwerden und Mitteilung unter Tel. 116 117.