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Tourismus-Studenten besichtigten das Hotel Klostergarten

Das Hotel Klostergarten in Kevelaer gilt bei Tourismus-Fachleuten in vielerlei Hinsicht als wegweisend. Daher ist das erste komplett barrierefreie Hotel am Niederrhein regelmäßig Ziel von Exkursionen von Tourismus-Studierenden der Hochschule Rhein-Waal. Zuletzt waren über 50 Studierende aus dem Studiengang „Nachhaltiger Tourismus“ gemeinsam mit ihrer Dozentin Monika Agata-Linke zu Gast im Hotel Klostergarten.

In ihrem Studium beschäftigen sich die Studierenden unter anderem mit den Themen Nachhaltigkeit im Tourismus, demografischer Wandel und Inklusion. Daher waren sie nicht nur an den zahlreichen Maßnahmen zur Barrierefreiheit im Hotel interessiert, sondern auch an dem besonderen Konzept des Hauses. Denn als Integrationsbetrieb der Caritas bietet das Hotel insgesamt 18 Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung einen gemeinsamen Arbeitsplatz, was nicht nur die Mitarbeitenden selbst als persönliche Bereicherung empfinden, sondern auch viele Gäste.

Neues Zuhause in Kevelaer gefunden

Wer wissen will, wo die netten Ecken in Kevelaer sind, welche Ziele sich wirklich lohnen und warum es in dem kleinen Wallfahrtsort so schön ist, der muss nur Charlotte Bordewisch fragen. Sie ist Kevelaererin mit Herz und Seele. Dabei lebt die 38-Jährige noch gar nicht so lange hier. „Aber ich kenne die Stadt wie meine Westentasche“, sagt sie. Vor sechs Jahren zog Charlotte Bordewisch von Detmold nach Kevelaer und fand am Niederrhein ein neues Zuhause.

Wie schön Kevelaer ist, hört sie zudem jeden Tag. Sie arbeitet im „Klostergarten“, dem barrierefreien Hotel in der Stadt, in dem Menschen mit und ohne Behinderung beschäftigt sind. Charlotte Bordewisch gehört zum Housekeeping-Team: „Staubsaugen, putzen, wischen, bei Bedarf die Betten beziehen“, zählt sie ihre verschiedenen Aufgaben auf.

29 Zimmer hat das Hotel, „die sind immer gut gebucht“. In der Regel beginnt ihr Dienst um 9 Uhr im Klostergarten, dann liegt die Liste schon bereit, welche Zimmer wie gemacht werden müssen. Für Charlotte Bordewisch und ihre Kolleginnen und Kollegen werden die Gäste in drei Kategorien geteilt: Bleiber, Anreiser und Abreiser. Wer in einem Hotel arbeitet, sollte flexibel sein. „Es sind keine festen Zeiten, sondern man muss arbeiten, wie man gebraucht wird“, sagt Bordewisch – auch an Wochenenden und Feiertagen.

Kein weiter Arbeitsweg

Zum Glück hat Bordewisch es nicht weit zur Arbeit. Ihre kleine Wohnung liegt unmittelbar neben dem Hotel. „Ich kann direkt auf die Zimmer 11, 12 und 14 schauen“, lächelt sie. Bordewisch lebt im sogenannten Ambulant Betreuten Wohnen. Unterstützt wird sie im Alltag von Christine Bielen vom LVR-HPH-Netz Niederrhein.

Bordewisch ist sehr selbstständig und vor allem gut organisiert. Gegen acht Uhr steht sie auf, nach dem Dienst stehen Ausruhen, Duschen und Haarewaschen auf dem Programm, außerdem kocht sie gerne und so gibt es abends immer etwas Leckeres zu essen. Den Fernseher schaltet sie vor allem dann ein, wenn Fantasyabenteuer wie „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ laufen, aber es darf auch ein guter Horrorfilm laufen.

Mit Freunden geht sie ins Kino, zum Kegeln und zum Reiten. Und sollte noch Zeit bleiben, muss Charlotte Bordewisch nur auf die Liste schauen, die sie sich für ihre Hobbys gemacht hat: Musik, Sudoku, Spielen, Malen, Lesen, Schreiben. Außerdem müssen nicht nur die Hotelzimmer, sondern auch die eigenen vier Wände geputzt werden.

Familie in Geldern

Dass Charlotte Bordewisch vor sechs Jahren von Detmold an den Niederrhein zog, hatte seinen Grund. In Detmold arbeitete sie in einem Café, in dem wie im „Klostergarten“ Menschen mit Behinderung beschäftigt werden. Aber die Bedingungen seien nicht so gut gewesen wie in Kevelaer. Ihr Vater habe ihr geraten, sich etwas Neues zu suchen. Der Niederrhein lag gedanklich nahe, in Geldern lebt Charlottes Schwester mit ihrer Familie. Und dass Tante Charlotte regelmäßig ihren Neffen Jan besucht, versteht sich von selbst.

Wer die ambulanten Wohn- und Unterstützungsleistungen des LVR-HPH-Netz Niederrhein kennenlernen möchte, kann sich bei Anja Booltink mobil unter Tel. 0152-09321919 oder per E-Mail anja.booltink@lvr.de melden.

Vergnügliche Stunden im Klostergarten

Viele bunte Luftballons und ein großes Plakat wiesen den Besuchern den Weg zum Tag der offenen Tür im Hotel Klostergarten. Liebevoll geschmückte Tische im Garten, viele Sitzgelegenheiten und Sonnenschirme lockten die Gäste in großer Anzahl herbei.
Bei Kaffee, Kuchen oder Würstchen konnte man genüsslich schlemmen und plaudern. Nebenher wurde dem Programm gelauscht, das unter anderem vom Sänger Karl Timmermann gestaltet wurde, der die Gäste glänzend unterhielt. Immer wieder animierte er die Besucher zum Mitsingen und begeisterte zum Schluss seiner Darbietung mit dem Hit „You raise me up“.
Zudem hatte das Hotel Klostergarten neben den musikalischen Einlagen einiges zu bieten: Für alle kleinen Gäste war der Spielplatz geöffnet, damit die Eltern, Omas und Opas sich in Ruhe umsehen konnten. Stündlich wurden Führungen durch das Hotel Klostergarten angeboten, ebenso eine Führung über das gesamte Gelände. Auch einige Verkaufsstände waren aufgebaut, an denen man Tischdecken oder Bücher erwerben konnte. Die Caritas stellte an einem Info-Stand das Wohnen in der Wohngemeinschaft vor. Außerdem wurde auf Programmplänen darüber informiert, welche Aktionen wöchentlich angeboten werden, so zum Beispiel Gedächtnistraining oder auch sportliche Aktivitäten.
In der Empfangshalle war ein Verkaufssstand aufgebaut, an dem ausschließlich Handgefertigtes verkauft wurde. Selbstgemachte Marmeladen, selbst genähte Handytaschen, Karten und Schachteln luden die Besucher zum Kauf ein. Der Erlös dieser Verkäufe ist zu 100 Prozent der Kirche des Klostergartens zugedacht.
Nicht zuletzt das gute Wetter verhalf zu vielen Gästen und einem nahezu voll belegten Klostergarten, in dem Jung und Alt vergnügliche Stunden verbrachten.

„Schlechte Verbindung“

150 Unterschriften hat Hannelore Stermann in etwa 300 Seniorenwohnungen im Klostergarten nach eigenen Angaben gesammelt. „Ich wurde fast ständig umarmt, weil sich endlich was tut“, sagt die rüstige Dame, die in Sachen Öffentlicher Nahverkehr in der jüngsten Ratssitzung am Donnerstagabend vorstellig wurde. „Unfrieden“ herrsche dort mittlerweile, berichtete die Bewohnerin aus dem Klostergarten, „weil wir wenig Möglichkeiten haben, irgendwo hinzukommen.“
Im Klostergarten gebe es keine Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf und auch keine Apotheke. Für viele Bewohner sei ein Fußmarsch zu Aldi oder Edeka wegen der großen Entfernungen nicht mehr zu bewältigen, so seien etwa mehrere Über-90-Jährige betroffen. Auch eine Lieferung durch Edeka erfolge nur alle 14 Tage. Also sei man auf den Busverkehr angewiesen.
Doch Linienbusse verkehrten am Klostergarten gar nicht, die Bürgerbusse nach Auffassung der Senioren, die bei der Aktion unterschrieben haben, nicht in ausreichendem Maße. Samstags nachmittags und sonntags verkehre der Bürgerbus überhaupt nicht, beklagte Hannelore Stermann. „Viele würden gerne sonntags mal in die Basilika gehen.“
„Die Not ist groß“

„Die Not ist einfach groß“, sagte die Seniorin in der Fragestunde der Ratssitzung und wollte vom Bürgermeister wissen: „Was kann man da tun?“
Was eine Ausweitung des Wochenendverkehrs angeht, konnte Dominik Pichler, der Verständnis für die Situation der Senioren zeigte, allerdings wenig Hoffnung machen. An Sonntagen sein ein Bürgerbus-Fahrbetrieb nicht durchführbar, sagte er, das könne man den ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern nicht zumuten. Er hatte allerdings die angekündigte Frage an den zustädigen Stadtwerke-Chef Hans-Josef Thönnissen weitergeleitet, der bei der Sitzung des Rates nicht zugegen sein konnte, dem Bürgermeister aber schriftlich geantwortet hatte. Das Problem sei den Stadtwerken nicht unbekannt, hatte der Betriebsleiter geantwortet. Ab dem 1. Juli werde es daher drei zusätzliche Verbindungen jeweils vormittags und nachmittags geben, kündigte er an. „Ein Angebot zur Probe“, erläuterte der Bürgermeister, das einen Monat lang gefahren werden, um Erfahrungen über die Nutzungsfrequenz zu sammeln.
Für Hannelore Stermann allerdings stand nach der Übergabe der Unterschriftensammlung an die Verwaltung bereits fest: „Das hilft nicht allzuviel.“

Ein lebendiges nachbarschaftliches Miteinander

Weit über die Stadtgrenzen von Kevelaer hinaus gilt der Klostergarten als Musterbeispiel für die gelungene Entwicklung eines lebendigen Mehrgenerationen-Wohnquartiers. Daher besuchten nun Studierende der Immobilienwirtschaft von der Hochschule Holzminden den Klostergarten.
Die jungen Leute ließen sich von Caritas-Quartiersmanager Kristopher Kroll und Mieterbetreuerin Sabine Schalnas erläutern, wie das Zusammenleben der Menschen dort funktioniert.
Über 300 Menschen aller Altersklassen wohnen, leben und arbeiten im Klostergarten zusammen, angefangen von den Kleinsten in der U3-Spielgruppe Vergissmeinnicht und der Sonnenblumengruppe bis hin zu den ältesten Klostergärtnern im Clemens-Haus, in den Demenz-Wohngemeinschaften und in den barrierefreien Wohnungen.
Begleitet wurden die Studierenden von ihrer Dozentin Professor Susanne Ertle-Straub und von Max Eiting von soleo, einem Kevelaerer Beratungsunternehmen für Sozial und Gesundheitsimmobilien. „Die Studieren haben die Aufgabe, ein Wohnquartier auf einem freien Grundstück zu planen“, berichtete Max Eiting. Hierfür sei der Klostergarten, ebenso wie der Marienpark in Straelen, das ideale Anschauungsobjekt.
„Beim Rundgang durch den Klostergarten haben wir davon berichtet, wie wir durch verschiedene bauliche Maßnahmen ein lebendiges nachbarschaftliches Miteinander ermöglichen“, erklärte Quartiersmanager Kristopher Kroll. Zugleich sorge die Einbettung des Hotels und des Mehrgenerationenhauses für zusätzliche Kontakte mit Menschen außerhalb des Wohnquartiers.
Für die vorbildliche städtebauliche Gestaltung war der Klostergarten bereits 2012 in Düsseldorf mit den Landespreis für Architektur ausgezeichnet worden.