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Gold und Weltrekord

Die 17–jährige Sportschützin der SSG (Schießsportgemeinschaft) Kevelaer, Anna Janssen, gewinnt beim Junioren World Cup in Suhl mit dem Kleinkaliber-Gewehr.

Die Inder und Chinesen sind nicht zu unterschätzen. Eine Tatsache die jeder Schießsport Interessierte weiß. Und tatsächlich haben diese beiden Nationen ihre besten Nachwuchsschützen in das thüringisches Suhl, zum Juniors World Cup geschickt.

„Gerade im Luftgewehrbereich haben die Inderinnen in den letzten zwei Jahren unglaublich aufgeholt, zur Schule gehen müssen die nicht, die Lehrer kommen zum Schießstand und unterrichten in den Trainingspausen“, berichtet Vater Lambert Janshen aus Suhl.

Anna und Franka Janssen sind feste Mitglieder des Junioren Nationalkaders, haben regelmäßig Trainingslehrgänge mit dem Team, bereisen die halbe Weltkugel für wichtige internationale Wettkämpfe und besuchen gleichzeitig die Oberstufe des Collegium Augustinianum Gymnasium in Goch. Ein Pensum, welches nur mit äußerster Disziplin und einem großen Haufen Spaß bewältigt werden kann.

Wenn es nicht geht oder wenn andere Interessen überwiegen, macht es auch nichts, wenn ein Sportschütze kürzer treten möchte, so hat Franka Janssen im letzten Jahr das Kleinkaliberschießen an den Nagel gehängt und konzentriert sich jetzt ausschließlich auf das Luftgewehrschießen und ist damit nicht minder erfolgreich wie ihre Zwillingsschwester Anna. Beide schießen in der 1. Bundesliga-Mannschaft der SSG Kevelaer und wurden im Februar deutscher Mannschaftsmeister mit dem Luftgewehr.

Mit eben diesem Sportgerät sollten nun auch beste Platzierungen beim World Cup erzielt werden. Hier brachte es Anna Janssen nach sechzig Schuss und 625,1 Ringen auf Platz 20. Franka konnte mit 618,4 Ringen den 61. Platz belegen. Gewonnen hat diesen Wettkampf, nach dem Finale der besten acht Schützen aus dem Vorkampf, die Inderin Valarivan vor ihrer Landsmännin Ghosh. Teilgenommen haben 124 Schützinnen aus der ganzen Welt.

Beim Kleinkaliber (KK) – liegend – Wettkampf erzielte Anna Janssen als beste Deutsche den 22. Platz mit 618,3 Ringen.

Bei der KK–Königsdisziplin, 50 Meter, 3 Positionen, müssen jeweils 40 Schuss in der Reihenfolge kniend, liegend und stehend, abgegeben werden. Anna hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie hier einige Ringe mehr als ihre Konkurrentinnen treffen kann. So auch jetzt. Mit einem sehr guten Qualifikationsergebnis von 1.177 Ringen und dem zweiten Platz, zog die Wettenerin ins Finale der besten acht Schützinnen ein. Hier hielt sie sich bis zum Stehendanschlag im Mittelfeld. Nach dem letzten Gewehrumbau, traf sie die höheren Ringzahlen und konnte beobachten, wie eine Finalistin nach der anderen die Schießlinie verließ. Zum Schluss stand sie nur noch mit ihrer Teamkollegin Melissa Ruschel im Anschlag und hatte genau einen Ring Vorsprung. Mit einer 9,8 und Ruschels 10,1 war dann klar, Anna ist neue World-Cup Siegerin.

Ein weiteres Sahnehäubchen: Auch mit dem deutschen Team gewann Janssen Gold vor den sehr starken Chinesinnen. Mit insgesamt 3.509 Ringen holte die Mannschaft Janssen / Ruschel / Weindorf noch zusätzlich den neuen Juniorinnen Weltrekord.

Eine Nummer kleiner

Zwischendurch durfte Georg Joosten an der kleinen Schießanlage auf dem Festgelände mal kurzfristig eingreifen. „Schneidersitz beim Schießen ist ganz selten“, lachte der Verantwortliche der SSG Kveelaer gemeinsam mit dem Weezer Pascal Alaimo, der das Schießen auf der Matte auf „besondere“ Art und Weise umsetzen wollte.
„Das war rein intuitiv“, bekannte der 27-Jährige, der mit der Familie von der Frühschicht zum Stadtfest gekommen war und „eine Menge Spaß“ bei dem Versuch hatte, mit dem Lasergewehr die Scheiben zu erwischen und danach in die Pedale zu treten.
Ursprünglich hatten die Verantwortlichen der Schieß-Sport-Gemeinschaft Kevelaer tatsächlich daran gedacht, einen „klassischen“ Biathlon mit der Kombination aus Laufen und Schießen auf dem Peter-Plümpe-Platz zu verwirklichen.
Es lief auch ohne Laufen
„Wir haben dann aber auf das Laufen verzichtet“, sahen Georg Joosten und Co. ein, dass bei den Hitzegraden so eine Übung vielleicht dann doch ein bisschen zu heftig sei. „Dafür haben wir dann unseren ,Haus-und Hoftherapeuten‘ Benjamin Hendrix angesprochen, der uns dann Spinning-Räder ausgeliehen hat.“
So ging es um „ein bisschen sich bewegen, ein bisschen schießen“ – den Teamwettbewerb hatte man aufgelöst und das Ganze – im Zusammenwirken mit dem Lauftreff – als „Sparkassen-Aktiv-Cup“ zum Mitmachen für jedermann angelegt.
Jeder durfte also 500 Meter auf den Rädern absolvieren, dann fünf Schuss auf der Matte liegend abfeuern, 500 Meter fahren und erneut fünf Schuss auf die Schießanlage abgeben.
Die neunjährige Nina kam bei dem wechselnden Treten und Schießen ganz schön aus der Puste. „Das sieht leicht aus, aber es ist anstrengend.“ Daneben gab es noch eine „kleine“ Schießanlage, bei der sich Ungeübte auch mal testen konnten. „Das passt so schon. Wir wollen uns ja auch als Verein präsentieren.“
Dazu gehörte dann auch die Anwesenheit der Vize-Weltmeisterin Anna Janshen. Sie wandte sich gemeinsam mit ihrer Schwester entspannt den Gästen des Stadtfestes zu, gab auch mal ein Autogramm und gab über ihre Passion Auskunft. „Nicht so unbedingt“, war ihre ehrliche Antwort auf die Frage, ob an so einem Tag ein solcher Wettbewerb ihr Ding gewesen wäre.
Den erfolgreichen Teilnehmern winkte jedenfalls eine Urkunde mit Einladung zum Schnupperkurs oder -training – entweder beim Lauftreff oder bei der SSG. Auch die benachbarte Kevelaerer DLRG nutzte die Chance, um mit ihrer Truppe mal kurz die Kombination zu wagen.
„Ich fahre jeden Tag 20 Kilometer Rad“, begründete die 22-jährige Annika, warum sie in der Konstellation wahrscheinlich die besten Karten gehabt hatte. „Und ich hab Schießerfahrung.“ DLRG-Ausbildungsleiter Bernd Thyssen war mit dem „Leistungsstand“ seiner Leute am Schießstand und Rad insgesamt zufrieden: „Die haben da einen echt guten Job gemacht.“