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So klasse kann Kümmern aussehen

Den Stadtbäumen Wasser zu geben, die dazugehörige Bepflanzung zu pflegen, für Eveline Hansen aus Kevelaer am Rosenbroecksweg ist das eine Selbstverständlichkeit. Einen gesonderten Aufruf dazu braucht sie nicht. Denn in einer gepflegten und dazu auch noch hübsch aussehenden Umgebung zu wohnen, bedeutet für die Bürgerin der Marienstadt auch Lebensqualität.
„Ich denke, da können wir alle etwas tun, egal ob es unser Eigentum ist oder es sich um ein von der Stadt angelegtes Beet handelt“, so Eveline Hansen, die gerade jetzt in der heißesten Sommer- und Trockenphase auch schon einmal öfter zum Gartenschlauch greift.
„Sehr lobenswert“, betont auch Johannes Baaken vom Betriebshof der Stadt Kevelaer. Die zweifache Mutter und einmalige Oma winkt lächelnd ab. Ihr macht es einfach Spaß, in dem von der Stadt eingefassten Beet zu arbeiten. „Ich sehe es als meinen Vorgarten und als Gartenersatz“, betont sie. Vor 37 Jahren sei sie mit ihrem Mann hierhergezogen. Damals sei alles asphaltiert gewesen. Da habe sie sich Gehwegplatten besorgt und darauf große Kübelpflanzen hingestellt.
2003 wurde die ganze Straße erneuert. Unmittelbar vor ihrer Haustür wurde eine Auto-Parkreihe eingerichtet. Immerhin: Kleine Blumenbeete sollten diese verschönern. „Mit Rosen“, erinnert sich die Pflanzenliebhaberin. Klar, passend zur Namensgebung der Straße.
Zu ihrer großen Freude aber endete genau vor ihrer Haustür die Parkbuchtreihe. „Wir bekamen unmittelbar vor unserem Haus ein großzügig eingefasstes Beet“, berichtet Eveline Hansen noch heute freudig über dieses „Geschenk“. Nur die Rosenbepflanzung lehnte sie ab. „Ich mag Rosen sehr“, gesteht sie, aber ein klein wenig Abwechslung wäre doch auch nicht schlecht, dachte sie sich.
So schlug sie den Mitarbeitern der Stadt, die vorab schon mal einen Ahorn einpflanzten, eine eigene Kreation und Bepflanzung vor. Gerne gestattete man der Dame mit dem grünen Daumen ihren Einsatz. Seitdem hegt und pflegt Eveline Hansen dieses Beet, lässt Hortensien, Tagetes, wildwachsenden Flieder, Helleborus und Pfingstrosen blühen und gedeihen, schenkt dazu noch Insekten und Co ein Zuhause und Nahrung.
Doch nicht nur das. Ihr Blick geht über das Beet hinaus. Auch die ihrem Haus gegenüber angelegten Beeteinfassungen werden von ihr in Augenschein genommen. Damit diese nicht ständig und „unglücklicherweise“ von Autos überrollt werden, stellte sie kurzerhand zwei bepflanzte Kübelbehälter in die Beete. „Seitdem wird darauf geachtet, wo man hinfährt“, schmunzelt die sympathische Frau. Zusätzlich achtet sie auch noch auf den Wildwuchs einige hundert Meter weiter. „Da lege ich dann auch schon mal Hand an und zupfe, es kümmert sich ja sonst keiner“, bedauert sie.
Vielleicht animiert ihr Tun aber noch andere Bürger in der Marienstadt. Es muss ja nicht gleich so umfangreich sein. Aber: „Ein bisschen gießen, ein bisschen pflegen, ein bisschen Müll einsammeln…ach, das wäre schon schön“, betont Eveline Hansen, schnappt sich den Gartenschlauch und schenkt den Blumen und Pflanzen vor ihrer Haustür ihre ganze Aufmerksamkeit.

Dicke Wasserstrahlen gegen die lange Dürre

Es ist gerade mal acht Uhr morgens. Die Sonne scheint es an diesem Tag, wie auch schon in den vergangenen Wochen, mal wieder gut zu meinen. Das Thermometer steuert bereits schon zu diesem Zeitpunkt auf die 30°-Marke zu.
André Elbers und Rüdiger Verhoeven, Betriebshof-Mitarbeiter der Stadt Kevelaer, besteigen an diesem frühen Morgen ihr Stadtfahrzeug. Hinten auf der Ladefläche ein 2000-Liter-Fass, gefüllt mit Grundwasser. Ihre Kollegen sind bereits seit sechs Uhr unterwegs. Und auch ihre Fahrzeuge sind beladen mit Wassertanks. Anweisungen erhalten sie vom Betriebshofleiter der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken: „Ihr fangt heute bitte an der Hubertusstraße an, wenn ihr damit durch seid, kommt ihr zum Nachfüllen und fahrt dann nach Kervenheim.“ Ihre Mission: Dringend benötigtes Wasser für Bäume und Pflanzen in der Stadt Kevelaer und ihren Ortschaften „ausschenken“.
Nicht nur die Sonne und die langanhaltende Hitze treiben in diesen Tagen Schweißtropfen auf die Stirn der Betriebshofmitarbeiter. „Bis Anfang der vergangenen Woche konnten wir auch noch von einem ganz normalen Sommer sprechen“, erklärt Johannes Baaken, „die Temperaturen sind auch nicht das Problem, sondern die langanhaltende Trockenheit“, fügt er mit sorgenvoller Miene hinzu. Und genau die lässt Bauhofmitarbeiter, freiwillige Feuerwehren, Heimat-und Naturvereine, aber auch viele Privatpersonen zu Maßnahmen der Bewässerung greifen. In einem ganz normalen Durchschnittssommer brauche man keine zusätzliche Bewässerung von Straßenbäumen und Bepflanzungen: „Da reicht eine alle zwei bis drei Tage stattfindende Bewässerung von Jungbäumen und Kübelbepflanzung in der Innenstadt“, weiß André Elbers zu berichten. Es gehe auch nicht darum, die Natur zu verwöhnen. Ganz im Gegenteil.
Im Normalfall ist ein „Altbaum“ (ab einem Alter von fünf Jahren) in der Lage, sich selbst zu versorgen. Will heißen: Er zieht sich das Wasser mit seinen Wurzeln aus dem Erdreich. Da aber durch die langanhaltende Trockenheit der Grundwasserspiegel gesunken ist, versiegt auch die Nahrungsquelle des Baumes. Bereits jetzt schon sind Verbrennungserscheinungen in der Krone deutlich zu erkennen. „Besonders Bäume und Bepflanzungen in eingefassten Beeten am Straßenrand brauchen jetzt zusätzliche Hilfe durch Wasserzugabe“, betont Elbers.
Seit der vergangenen Woche werden flächendeckend ganze Straßenzüge in der Innenstadt und im Außenbezirk sowie in den Ortschaften zusätzlich bewässert. Hierfür durch Landwirte und das Twistedener Unternehmen Mikro Veda zusätzlich gespendete Wassertanks, die ein Fassungsvermögen von 1000 bis 2000 Liter haben, helfen dabei, die botanische Not zu lindern. Weitere Hilfe gewährt auch die Firma Teunesen Sand und Kies GmbH, die eine Wasserentnahme aus ihrem nahe gelegenen Werk Hüdderath anbietet. Zusätzliche Güllefässer helfen bei der logistischen Ausbringung von Grundwasser. Die Freiwilligen Feuerwehren der Ortschaften Kevelaer, Twisteden, Winnekendonk, Wetten und Kervenheim verkürzen ihre Übungen und helfen, in Absprache mit der Stadt, beim Bewässern von Pflanzen und Bäumen.
Erfreulich ist auch die Hilfe von Nachbarschaften und einzelnen Bürgern. „Dafür ein dickes Lob und herzliches Dankeschön“, betont Baaken, der das Jahr 2018 mit Sturm Frederike im Januar, dem anschließenden starken Frost und der großen Hitze mit langanhaltender Trockenheit jetzt noch lange in Erinnerung behalten wird. „Solange ich hier arbeite, und das sind immerhin schon 19 Jahre, haben wir diese Maßnahmen mit zusätzlicher Bewässerung noch nicht ergreifen müssen“, erklärt der Betriebshofleiter.
Anna Oymann und ihr Sohn Luke von der Hubertusstraße haben auch ihre Gießkanne gefüllt, gießen die vor ihrer Haustür stehende Linde. „Ich habe einen eigenen Brunnen und natürlich gebe ich dann auch Wasser“, sagt die junge Frau. Denn einen traurigen Baum vor dem Haus zu haben – das gehe schließlich gar nicht.
Das sieht auch Annette Pörting so. Zwar sei sie froh darüber gewesen, dass die alte Linde nicht mehr da ist. Und ihre Begeisterung hielt sich „ziemlich in Grenzen, als ich sah, dass wieder eine Linde gepflanzt wurde“, betont sie, „aber ich lasse sie dann doch nicht verdursten“, versichert sie mit einem Augenzwinkern.
30.000 Liter Wasser für 9.000 Bäume – täglich
Ja, auch die Bäume und Pflanzen haben Durst. 9.000 Bäume in der Marienstadt erhalten in diesen Tagen täglich 30.000 Liter Grundwasser. Wir alle hoffen natürlich auf Regen. Am vergangenen Samstag sorgte dieser dann auch für eine kleine Verschnaufpause. „Ideal wären so um die 20°-25° und leichter Landregen“, so der Wunsch von Johannes Baaken, der seinen Blick sorgenvoll zum Himmel richtet.
Sein Appell an die Bürger: „Wenn die Möglichkeit besteht, Bäume vor der Haustüre mit Brunnenwasser zu versorgen, dann bitte nicht mit der Bewässerung zögern. Er wird es Ihnen danken, wir auch“, so die herzliche Bitte von Johannes Baaken. Auch in dieser Woche werden die Maßnahmen zur Bewässerung der Bäume und Pflanzen weitergefüh

Stadtwerke: Trinkwasserversorgung der Bürger ist gesichert

„Die Sicherheit, unsere Bürger in Kevelaer und Umgebung mit aufbereitetem Trinkwasser zu versorgen, ist garantiert“, bestätigt Anna Walter, Leiterin der für Wasser und Abwasser zuständigen Technischen Abteilung der Stadtwerke. Auch die Aufbereitung zum Trinkwasser sei noch problemlos zu schaffen.
„Wir warten jetzt erst einmal die kommende Woche ab“, so Anna Walter, die natürlich ebenfalls mit kritischem Blick die heißen und vor allem trockenen Tage verfolgt. Trotz der extremen Wetterlage könnten die Bürger aber „immer noch bedenkenlos die Pflanzen und auch die Blumenbeete mit Stadtwasser gießen“, beruhigt die Abteilungsleiterin der Stadtwerke. Dennoch sollte man auf großflächige Rasenflächenbewässerung, Poolauffüllung usw. mit aufbereitetem Trinkwasser verzichten, so der Appell der städtischen Wasserwerke.
Von Seiten der Stadt sei die Sportplatzbewässerung eingestellt. Um eine ausreichende Wasserversorgung zu garantieren, stehen die Mitarbeiter in Verbindung zu anderen Kommunen und Wasserwerken. „Auch Notfallpläne sind vorhanden und liegen in der Schublade bereit“, garantiert Anna Walter. Die Bürger der Marienstadt und der Ortschaften müssten sich um die Trinkwasserversorgung keine Sorgen machen.

Die Schattenseite des sonnigen Wetters

Sonne satt, Hitze wie in den Tropen mit annähernd 38 Grad – die „Hundstage“ sorgen nicht nur für volle Schwimmbäder, frequentierte Eiscafés und jede Menge Sonnenanbeter – sie haben auch ihre Schattenseiten.
Die Landwirte können ein Lied davon singen – so wie Thomas Cleven, der seit 19 Jahren und in der vierten Generation den Betrieb an der Winnekendonker Straße in Kervenheim bewirtschaftet.
„Mein Urgroßvater hat mit ein paar Kühen und Schweinen angefangen“, sagt der 40-jährige Landwirt, der 300 Milchkühe sein Eigen nennt, Futteranbau für die Kühe betreibt und Rüben und Kartoffeln für die Direktvermarktung produziert. „Das war schon mein eigener Wunsch, ich wurde nicht gezwungen“, lacht er.
Wenn er in diesen Tagen an seinen Maisfeldern entlanggeht, dann verfinstern sich bei dem sonst eher fröhlich gestimmten Mann die Gesichtszüge. „Das ist schon extrem – bis Mitte/Ende Mai hätte ich noch gesagt: alles gut. Da war auch noch ein bisschen Regen.“

Eine Katastrophe

Seit Wochen gucke er jetzt täglich nach dem Wetterbericht. „Und der ist immer gleich: nur Sonne- und kein Regen in Sicht.“ Für Nicht-Landwirte sei das sicher „ein traumhafter Sommer“, meint er. „Für uns ist das eine Katastrophe.“
Seit Juni ist er damit beschäftigt, die Felder zu bewässern – insgesamt knapp 70 Hektar Bodenfläche versucht er, mit zwei Bewässerungsanlagen zu „beregnen“. „Wir ziehen das Wasser aus dem eigenen Brunnen, für den man uns seitens des Kreises die Entnahmeerlaubnis erteilt hat“, macht Cleven die Dimensionen allein für seinen Betrieb deutlich. Nach seinen Angaben kommt man seit Juni ungefähr auf eine benutzte Wassermenge von 5,6 Millionen Liter Wasser – das entspricht fünfeinhalb Mal dem Inhalt des 25-Meter-Beckens im Kevelaerer Freibad. Dazu kommen noch die enormen Kosten, die die Dieselmaschinen für die Bereg­nungsanlagen verschlingen. „Das waren 13 000 Liter Diesel nur dafür”, macht er klar.
Ganz gegen die Hitze „anregnen“, das sei seit gut zehn Tagen nicht mehr möglich. „Es wird Futter für die Kühe fehlen – die Konsequenz ist für viele Betriebe, ihren Kuhbestand zu verringern, weil man dann nicht mehr so viele halten kann.“ Und die Maisernte werde angesichts des bestehenden Klimas „deutlich früher sein und deutlich geringer ausfallen.“
Sein Kollege Johannes van den Boom, der in der dritten Generation als Landwirt mit Milchkühen, Nachzucht, Ackerfutter und Zuckerrüben seinen Broterwerb sichert, sieht auch Probleme, wenn aufgrund der Trockenheit dürre oder gar keine Maiskolben mehr entstehen.
„Die Margen fehlen dann und die Qualität ist spürbar geringer“, und es werde schwerer sein, den Bedarf an Futtermitteln zu decken, sagt der 32-Jährige. „Dann müssen wir Futter zukaufen, das geht in die Kosten.“ Dabei werde aber ein überregionales Problem auftreten, „weil der Mais, den man gerne zukaufen will, an anderer Stelle ja auch fehlen wird.“
Ein weiteres Problem sind die Grünflächen, die aufgrund der Hitze nach und nach „braun“ werden. „Da dauert es lange, bis da wieder was wächst“, so van den Boom.
Es lohne sich auch nicht, abgeerntete Maisflächen mit Gras als eventueller Futtergrundlage einzusäen. „Man kann den Boden ja nicht behandeln. Und „ohne Wasser auf blankem Boden“ wachse eben nichts.
Auch für die Tiere bedeuten die Temperaturen Stress. „Kühe haben gerne 20 Grad“, sagt er. Man könne nur versuchen, über Luftbewegung und Ventilatoren die Bedingungen zu verbessern, so van den Boom. In der vergangenen Woche konnten sich die Tiere wenigstens noch bei etwas kühleren Temperaturen nachts draußen abkühlen.

Verbraucherpreise steigen

„Das fällt aber jetzt auch weg – und 35 Grad sind 35 Grad“, sagt er und befürchtet, dass dann auch „der Milchertrag in den Keller“ gehen wird. „Da kann man nicht viel dran machen.“ Und das alles könne dann auf die Preise für den Verbraucher schlagen.
Dass es solche extremen Jahre gibt, das hätten schon ihre Väter erfahren, sehen das beide (noch) einigermaßen gelassen. „Meiner spricht von 1947“, berichtet Thomas Cleven. „1959 und 1976 sollen noch schlimmer gewesen sein“, ergänzt Johannes van den Boom. Er rechnet auch das extreme Regenjahr 2016 mit dazu. „Einmal zuviel Wasser, ein gutes Jahr, eimal zuviel Sonne.“
Beide Landwirte hoffen jetzt auf einen Wetterumschwung mit „schönem Landregen und ein Tiefdruckgebiet.“ Je früher sich die Situation ändere, umso besser. „Denn Regen ist mit Geld nicht zu bezahlen“, sagt Thomas Cleven. Und blickt dabei zum Himmel.