Dicke Wasserstrahlen gegen die lange Dürre
Es ist gerade mal acht Uhr morgens. Die Sonne scheint es an diesem Tag, wie auch schon in den vergangenen Wochen, mal wieder gut zu meinen. Das Thermometer steuert bereits schon zu diesem Zeitpunkt auf die 30°-Marke zu.
André Elbers und Rüdiger Verhoeven, Betriebshof-Mitarbeiter der Stadt Kevelaer, besteigen an diesem frühen Morgen ihr Stadtfahrzeug. Hinten auf der Ladefläche ein 2000-Liter-Fass, gefüllt mit Grundwasser. Ihre Kollegen sind bereits seit sechs Uhr unterwegs. Und auch ihre Fahrzeuge sind beladen mit Wassertanks. Anweisungen erhalten sie vom Betriebshofleiter der Stadt Kevelaer, Johannes Baaken: „Ihr fangt heute bitte an der Hubertusstraße an, wenn ihr damit durch seid, kommt ihr zum Nachfüllen und fahrt dann nach Kervenheim.“ Ihre Mission: Dringend benötigtes Wasser für Bäume und Pflanzen in der Stadt Kevelaer und ihren Ortschaften „ausschenken“.
Nicht nur die Sonne und die langanhaltende Hitze treiben in diesen Tagen Schweißtropfen auf die Stirn der Betriebshofmitarbeiter. „Bis Anfang der vergangenen Woche konnten wir auch noch von einem ganz normalen Sommer sprechen“, erklärt Johannes Baaken, „die Temperaturen sind auch nicht das Problem, sondern die langanhaltende Trockenheit“, fügt er mit sorgenvoller Miene hinzu. Und genau die lässt Bauhofmitarbeiter, freiwillige Feuerwehren, Heimat-und Naturvereine, aber auch viele Privatpersonen zu Maßnahmen der Bewässerung greifen. In einem ganz normalen Durchschnittssommer brauche man keine zusätzliche Bewässerung von Straßenbäumen und Bepflanzungen: „Da reicht eine alle zwei bis drei Tage stattfindende Bewässerung von Jungbäumen und Kübelbepflanzung in der Innenstadt“, weiß André Elbers zu berichten. Es gehe auch nicht darum, die Natur zu verwöhnen. Ganz im Gegenteil.
Im Normalfall ist ein „Altbaum“ (ab einem Alter von fünf Jahren) in der Lage, sich selbst zu versorgen. Will heißen: Er zieht sich das Wasser mit seinen Wurzeln aus dem Erdreich. Da aber durch die langanhaltende Trockenheit der Grundwasserspiegel gesunken ist, versiegt auch die Nahrungsquelle des Baumes. Bereits jetzt schon sind Verbrennungserscheinungen in der Krone deutlich zu erkennen. „Besonders Bäume und Bepflanzungen in eingefassten Beeten am Straßenrand brauchen jetzt zusätzliche Hilfe durch Wasserzugabe“, betont Elbers.
Seit der vergangenen Woche werden flächendeckend ganze Straßenzüge in der Innenstadt und im Außenbezirk sowie in den Ortschaften zusätzlich bewässert. Hierfür durch Landwirte und das Twistedener Unternehmen Mikro Veda zusätzlich gespendete Wassertanks, die ein Fassungsvermögen von 1000 bis 2000 Liter haben, helfen dabei, die botanische Not zu lindern. Weitere Hilfe gewährt auch die Firma Teunesen Sand und Kies GmbH, die eine Wasserentnahme aus ihrem nahe gelegenen Werk Hüdderath anbietet. Zusätzliche Güllefässer helfen bei der logistischen Ausbringung von Grundwasser. Die Freiwilligen Feuerwehren der Ortschaften Kevelaer, Twisteden, Winnekendonk, Wetten und Kervenheim verkürzen ihre Übungen und helfen, in Absprache mit der Stadt, beim Bewässern von Pflanzen und Bäumen.
Erfreulich ist auch die Hilfe von Nachbarschaften und einzelnen Bürgern. „Dafür ein dickes Lob und herzliches Dankeschön“, betont Baaken, der das Jahr 2018 mit Sturm Frederike im Januar, dem anschließenden starken Frost und der großen Hitze mit langanhaltender Trockenheit jetzt noch lange in Erinnerung behalten wird. „Solange ich hier arbeite, und das sind immerhin schon 19 Jahre, haben wir diese Maßnahmen mit zusätzlicher Bewässerung noch nicht ergreifen müssen“, erklärt der Betriebshofleiter.
Anna Oymann und ihr Sohn Luke von der Hubertusstraße haben auch ihre Gießkanne gefüllt, gießen die vor ihrer Haustür stehende Linde. „Ich habe einen eigenen Brunnen und natürlich gebe ich dann auch Wasser“, sagt die junge Frau. Denn einen traurigen Baum vor dem Haus zu haben – das gehe schließlich gar nicht.
Das sieht auch Annette Pörting so. Zwar sei sie froh darüber gewesen, dass die alte Linde nicht mehr da ist. Und ihre Begeisterung hielt sich „ziemlich in Grenzen, als ich sah, dass wieder eine Linde gepflanzt wurde“, betont sie, „aber ich lasse sie dann doch nicht verdursten“, versichert sie mit einem Augenzwinkern.
30.000 Liter Wasser für 9.000 Bäume – täglich
Ja, auch die Bäume und Pflanzen haben Durst. 9.000 Bäume in der Marienstadt erhalten in diesen Tagen täglich 30.000 Liter Grundwasser. Wir alle hoffen natürlich auf Regen. Am vergangenen Samstag sorgte dieser dann auch für eine kleine Verschnaufpause. „Ideal wären so um die 20°-25° und leichter Landregen“, so der Wunsch von Johannes Baaken, der seinen Blick sorgenvoll zum Himmel richtet.
Sein Appell an die Bürger: „Wenn die Möglichkeit besteht, Bäume vor der Haustüre mit Brunnenwasser zu versorgen, dann bitte nicht mit der Bewässerung zögern. Er wird es Ihnen danken, wir auch“, so die herzliche Bitte von Johannes Baaken. Auch in dieser Woche werden die Maßnahmen zur Bewässerung der Bäume und Pflanzen weitergefüh