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Auf dem Standesamt gibt‘s kaum weniger zu tun

Wenn Ralph Müschen über seine eigene Eheschließung nachdenkt, hört man durch das Telefon sein Schmunzeln heraus. „Ich habe vor 30 Jahren geheiratet, auch in Kevelaer.“ Und die Ehe bestehe noch, so der Hauptstandesbeamte der Stadt, der in der Corona-Krise nicht wirklich weniger zu tun hat als zuvor. „Es ist tatsächlich nicht anders von den Zahlen her als im Vorjahr. Wir haben sieben, acht Trauungen weniger, das fällt also nicht so ins Gewicht“, schaut er in die Statistiken. „Wir hatten tatsächlich 126 Eheschließungen 2020, in dem Jahr davor 118.“ Und er habe erlebt, dass einige Brautpaare mit den Umständen momentan gar nicht so das Problem haben. „Es gab einige, die sogar sagten: Prima, da müssen wir nicht so groß feiern. Das ist auch das, was die Kollegen in den umliegenden Standesämtern so rückspiegeln.“ 

Er verstehe auch Brautleute, die groß feiern wollten und sagen: Wir verschieben das. „Das ist auch passiert. Im März haben sich Paare angemeldet und die Hochzeit auf die Nach-Corona-Zeit verschoben.“ Unter Umständen könne das dann ja auch „ein Gradmesser sein, um zu gucken, ob es hält bis dahin“, meint er augenzwinkernd. 

Natürlich sei Hochzeit in Corona-Zeiten eine andere Situation. „Wir haben viel mehr zu beachten, mit Masken, den Desinfektionsmitteln – und allein die Kugelschreiber zu desinfizieren.“ Man gehe natürlich davon aus, dass jemand, der infiziert ist, nicht dort aufschlägt. Und bisher habe es trotz Nachverfolgung noch keinen einzigen Corona-Fall gegeben.

Eigentlich sei es einem Standesbeamten egal, „ob es zwei oder 200 Menschen sind. Es gibt die Traurede und die Zuhörer.“ So gesehen habe sich in der Hinsicht kaum etwas verändert. „Wir müssen die Kontaktbögen vorbereiten, es kommen im Vorfeld viel mehr Nachfragen, wie viele Leute dürfen dran teilnehmen?“ Das mache dann eher schon Probleme. „Das ändert sich Woche für Woche. Ich kann die Kristallkugel leider noch nicht lesen“, sagt Müschen. „Da gebe ich immer nur die Wasserstandsmeldungen der letzten fünf Stunden ab. Aber das funktioniert irgendwie.“ Und natürlich sei das, was im Standesamt passiere, eine andere Sache als das, was außerhalb der Mauern passiert. „Das ist natürlich etwas, was das Standesamt nicht tangiert. Das machen die Gäste und Brautleute.“ Sobald man das Rathaus verlasse, gelten ja die Corona-Regeln. „Wir sind ja mehr eine Veranstaltung und können sagen, mit Mundschutz zehn Leute. Das ist aktueller Stand.“

Manche Leute agierten dabei sehr kreativ. „Die Sache mit den Stationen, die fand ich sehr originell“, spielt er auf die Eheschließung an, bei der das Paar verschiedene Stationen abfuhr, wo ihre Freund*innen und Angehörige dann standen (das KB berichtete). 

„Man sieht von oben draußen mehr Luftballonsachen“ und dass – aus seiner Sicht leider – noch immer auf dem kleinen Rasenstück Sekt getrunken wird. „Ich hoffe, dass wir da einen kleinen Platz davor bekommen. Denn da ist ja Autoverkehr am Freitag. Da schwitze ich manchmal schon, insbesondere bei den Fotos, wenn der Fotograf da immer weiter auf die Straße geht.“ Das sei aber ein unabhängig von Corona zu beobachtendes Phänomen. 

Die digitalen Ideen machen auch vor dem Standesamt nicht Halt

Und tatsächlich habe er auch einige „geskypte Hochzeiten“ gehabt, wo diejenigen, die eigentlich dabei sein sollten, das von zu Hause aus verfolgen konnten. Die IT des Hauses hatte das freundlicherweise eingerichtet. „Da steht dann ein Laptop auf dem Tisch, einmal war es nur ein Handy, das es übertragen hat.“ Zu der Zeit waren einfach weniger Leute zugelassen. „Alle anderen wurden zugeschaltet.“ Das sei sicher etwas, was die Eheschließung bereichern könne, sagt Müschen. Das werde man auch so weitermachen. „Wo Angehörige sind, die bettlägerig sind zum Beispiel, da halte ich das für eine tolle Sache.“ Filmaufnahmen habe man nicht so ganz gerne – nicht nur, weil da auch rechtliche Fragen tangiert sind. „Kollegen von uns sind da ziemlich mit reingefallen, wo die Hochzeiten in sozialen Medien mit anderen Texten unterlegt worden sind.“ Hier habe es das bislang aber noch nicht gegeben.

Natürlich komme es auch mal zu Engpässen – auch wenn man insgesamt mit dem Bürgermeister im Gepäck über acht Personen verfüge, die die Trauungen vornehmen. „Irgendwann Ende Herbst 2020, als die neue Welle sich aufbaute, haben wir gesagt, dass wir nur mit den vier Leuten vom Stammpersonal Eheschließungen machen. Die anderen sind ja auch in anderen Ämtern wegen Corona tätig.“ 

Trauung mit Abstand

Trauungen außerhalb des Standesamtes gebe es momentan nicht. „Wir haben die Möglichkeit, in Winnekendonk und Kervenheim Trauungen zu machen. Die sind durchgeführt worden, das ist aber weniger geworden.“ Das sei auch eine Platzfrage. „Winnekendonk wäre zu klein, da könnte man mit zehn Personen nicht sitzen. Überall würden Sicherheitsvorkehrungen mit Abstand vorzunehmen sein. Das ist bei uns im Trauzimmer zu gewährleisten.“

Zum Jahresende seien sogar einige Heiratswillige aus den Großstädten gekommen, die hier nachfragten, weil sie dort keinen Termin bekamen. Da habe aber auch ein Bezug zu Kevelaer bestanden. „Einer kam aus Düsseldorf, der war hier geboren. Da haben wir das auch gemacht.“ Und eine Person lebt heute in Frankfurt.

Ob Corona-Ehen länger oder weniger lang als „normale“ Ehen halten? „Das werden wir in zehn, fünfzehn Jahren sehen“, lacht der Standesbeamte. „Aber das wird genauso sein wie bei allen anderen auch“, lautet seine Prognose. Momentan ist es ruhig. „Die nächste Hochzeit ist erst Mitte Februar. Januar bis Anfang Februar wird nicht soviel geheiratet.“  Woran das genau liegt, vermag Müschen nicht zu sagen, aber es werde wohl an der eher bedrückenden Jahreszeit legen. „Man sieht eben gerne bei der Hochzeit den Sonnenschein“, mutmaßt er. Das sei auch der Grund, warum der Wonnemonat Mai immer noch zieht. „Nach den Sommerferien zieht es dann an.“ Und auch im Dezember ist viel los. „Da kommen die Spontanheiraten, wo nicht lange vorher geplant und gefragt wird: können wir nächste Woche heiraten?“ 

Aber keiner solle glauben, dass man sich im Stil an den ganzen Hochzeitsserien orientiere. „Da wird viel mit US-Traditionen – Hochzeit im Garten – und sowas gearbeitet. Mit diesem Bild kommen Leute zu uns und wollen auch so heiraten. Da müssen wir oft genug sagen, das geht leider nicht.“

Beim Eis wurde das Eis gebrochen

Hinein ins Eheglück tanzten Verena und Daniel Görtz aus Kevelaer. In historischer Atmosphäre des Museums gab sich das Brautpaar das standesamtliche Jawort.
„Verena ist die Frau, mit der ich meine Zukunft verbringen möchte. Ich möchte ihr Sicherheit und Geborgenheit geben“, beschreibt Daniel Görtz mit bewegenden Worten den Gang zum Traualtar. Mit dieser Liebeserklärung beschert er seiner frisch angetrauten Frau glänzende Augen.
Die gemeinsame Zukunft möchte das strahlende Brautpaar auf jeden Fall in der Wallfahrtsstadt gestalten. „Von Kevelaer wegziehen kommt für mich nicht in Frage“, gesteht die heimatliebende Tanztrainerin des Vereins zur Förderung des Rosenmontagszuges Blau-Gold Kevelaer (VFR) mit einem Lächeln. So war es für Daniel Görtz sonnenklar, dass er der Liebe wegen in den Marienort zieht. „Der für mich eindeutig zur Heimat geworden ist“, versichert Daniel Görtz.
Zum ersten Blickkontakt zwischen der Kevelaererin und dem Kempener kam es schon während der Ausbildungsphase 2008. Die angehende Industriekauffrau und der Azubi als Groß- und Außenhandelskaufmann begegneten sich in der Berufsschule. „Wobei ich sie mehr wahrnahm als sie mich“, erinnert sich der 28-jährige Bräutigam.
Beide Berufe brachten Verena Hermens und Daniel Görtz einige Jahre später (sei es nun Zufall oder Fügung) in ein gemeinsames Büro im Lüllinger Blumen und Pflanzen Unternehmen „Landgard“. Zunächst fand auch hier nicht mehr als ein guter Austausch unter Kollegen statt. Erst im Frühjahr 2014 verabredeten sie sich auf ein Eis, natürlich in Kevelaer. Von diesem Zeitpunkt an war das Eis gebrochen, bzw. geschmolzen.
2015 zog es Daniel Görtz, der Ende vergangenen Jahres zu einer Düsseldorfer Unternehmungsberatung wechselte, nach Kevelaer. Da sein Einsatzgebiet zurzeit in Münster liegt, pendelt der Bräutigam wöchentlich zwischen der Dom- und Wallfahrtstadt hin und her. „Aber auch damit kommen wir sehr gut zurecht“, versichert das Paar. Denn in den Abendstunden stehen für die 30-jährige Braut Trainingsstunden mit ihren Mädels an. Verena Görtz trainiert die Mini-Garde, die Teenie-Garde für Gardetanz und die Show-Girls des VFR Kevelaer. Und das mit großem Erfolg. Davon sprechen mehr als 80 Pokale in der gemeinsamen Wohnung.
Erst vor wenigen Wochen belegte die Teenie-Garde bei den Duisburger Tanztagen (es ist das größte Tanzfestival Deutschlands), den ersten Platz. Für den Erfolg tragen die Mädels vom VFR ihre Trainerin, die von der Liederauswahl bis zur Choreographie alles in Eigenregie übernimmt, sprichwörtlich auf Händen. „Ja, das kann wohl so sein“, gibt sich die Trainerin bescheiden, die im zarten Alter von fünf Jahren von ihren Eltern zum Tanzen geschubst wurde. „Heute bin ich meinen Eltern dafür dankbar“, gesteht Verena Görtz, die dadurch Selbstvertrauen gewonnen und das Tanzen lieben gelernt hat.
Heiratsantrag im Urlaub
Unterstützung für ihr intensives Hobby erhält sie von ihrem frisch angetrauten Ehemann, der in seiner Freizeit den Tambour-Corps Herongen schlagkräftig unterstützt. Im letzten Oktober überraschte Daniel während eines Urlaubs seine Verena dann mit einem Heiratsantrag. „Der kam wirklich völlig überraschend“, gesteht die Braut, die nach dem Überraschungsmoment im raschelnden Laub ein „Ja“ hauchte. Nach entspannten Hochzeitsvorbereitungen besiegelten Verena und Daniel Görtz nun ihr gemeinsames Glück und ließen Verwandte sowie Freunde daran teilhaben. „Wir freuen uns auf eine rosige Zukunft in Kevelaer“, verkündet das strahlende Brautpaar, das im September auf Mauritius flittern möchte.

Nach dem Jawort ging‘s auf lautstarke Fahrt

Es war schon ein besonderes Bild, dass sich den Passanten in der Innenstadt bot. Vier geschmückte Zugmaschinen parkten auf dem Platz hinter der Basilika. Wenig später rauschten sie mit der Hochzeitsgesellschaft in der sich anschließenden Autokolonne durch die City in Richtung Scholten :
„So etwas habe ich auch noch nicht gesehen“, staunte selbst Kaplan Christoph Schwerhoff, der Max und Jacqueline Purrucker zuvor in einem besonderen Rahmen getraut hatte. In der Kerzenkapelle gaben sich der 22-jährige Berufskraftfahrer und die 19-jährige gelernte Tagesmutter im Beisein ihrer Familie das Jawort.
Das Paar, er gebürtig aus Potsdam und sie aus Hildesheim, lebt  schon lange in Kevelaer. Nachdem sie sich jahrelang eher flüchtig kannten, funkte es vor fünf Jahren bei ihm.  Max Purrucker sollte mit mit einer anderen Freundin verkuppelt werden und Jacqueline war immer dabei.  „Die ganze Art und die Persönlichkeit, immer aufgeweckt und fröhlich“, das habe ihn an seiner heutigen Ehefrau angesprochen.
Ein Jahr lang kämpfe er um seine Liebe. „Die Hartnäckigkeit“ sei es zuerst gewesen, meinte seine Frau. „Dann hab ich gemerkt: Er ist doch ein netter Kerl. Ich mag alles an ihm. Das ist ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann.“
Beide zogen zunächst in Weeze zusammen und wohnen seit Ende letzten Jahres in Kevelaer. „Ich bin auch froh, dass ich jemanden gefunden habe, der mit meinem Beruf so klarkommt“, sagt der Kraftfahrer.
Was der Schalke-Fan und die kinderliebende junge Frau beide gut können, ist heftig miteinander Streiten. „Wenn wir beide einen schlechten Tag haben, zicken wir uns voll an. Aber am nächsten Tag ist es wieder gut“, sagt Jacqueline Purrucker lächelnd.
In seiner kurzen Predigt hatte Schwerhoff wohl auch deshalb den bewussten Bezug zu dem besonderen Trauspruch des Paares „Ertragt euch – vergebt einander“ gezogen. Er würdigte das als eine besondere Kunst und wichtigen Bestandteil in einer Beziehung. Im Anschluss an die Trauung machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf die lautstarke Fahrt in den vier Zugmaschinen, ehe bei Scholten an der Twisteneder Straße kräftig gefeiert wurde.

Ein rundum glückliches Paar

Annette Angelstorf und Daniel Beerden gaben sich jetzt auf Schloss Wissen das standesamtliche Jawort. Die anschließende Feier fand in Sevelen im engsten Familienkreis statt. Der gelernte Mediengestalter  (30) und seine vier Jahre ältere Frau hatten sich vor fünf Jahren in Düsseldorf kennen- und lieben gelernt. Im Oktober 2014 zog das Paar vom gemeinsamen Wohnort Köln nach Winnekendonk und begründete dort mit seiner Schwester und deren Mann das Unternehmen „Stiltreu“. „Das ist ein Leben, das sich rundum rund und komplett anfühlt. Jetzt fehlte nur noch die Hochzeit“, zeigten sich beide nach der Trauung sehr glücklich. Das Ehepaar hat einen zweijährigen Sohn.