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Schutzkonzept für Notfallseelsorge im Bistum Münster tritt in Kraft

Verantwortungsvoll mit Nähe und Distanz umgehen

Verantwortungsvoll mit Nähe und Distanz umgehen und dabei die individuellen Grenzen der zu Betreuenden respektieren – das erwartet der Verhaltenskodex von den Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorgern im Bistum Münster.

Büchereien im Bistum Münster legen Zahlen eines besonderen Jahres vor

Kreative Angebote ermöglichen die Buchausleihe

Vielen wegen der Corona-Pandemie nötigen Einschränkungen der Büchereiarbeit haben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) im Bistum Münster im Jahr 2020 Engagement, Kreativität und Herzblut entgegengesetzt.

Bischof Genn wendet sich in Videobotschaft an Menschen im Bistum Münster

„Wir werden das schaffen!“

„Wenn es möglich war, dass Christus den Tod besiegt hat, dann wird es auch uns möglich sein, das Virus zu besiegen, Leben über dieses Virus hinaus zu ermöglichen: Wir werden das schaffen!“ Mit diesen Worten hat sich der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, jetzt in einer Video-Botschaft an die Menschen im Bistum Münster gewandt. Obwohl  es verständlich sei, dass viele Menschen gerade den Eindruck hätten, dass „wir das Virus mit seinen gefährlichen Mutationen nicht wirklich gut im Griff haben“, wirbt der Bischof  für eine andere Perspektive. Er ermutigt die Menschen, zu sehen, dass das „Glas im Kampf gegen Corona – zumindest in unserem Land – vielleicht doch eher halb voll als halb leer ist“.

Das macht Bischof Genn in seiner Video-Botschaft an einer Reihe von Fakten fest: So seien in kürzester Zeit und viel schneller als erwartet Impfstoffe entwickelt worden. In Deutschland trage zudem das Gesundheitssystem dazu bei, dass vielen Erkrankten geholfen werden konnte und kann. Wichtig seien zudem die wirtschaftlichen Hilfen des Staates und die Unterstützung  für die Menschen, die – jenseits von wirtschaftlichen Fragen – am stärksten unter der Pandemie leiden.

Außerdem  betont Bischof Genn, dass in der Gesellschaft „Solidarität, Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und Vernunft nach wie vor deutlich stärker ausgeprägt sind als Egoismus, Verantwortungslosigkeit und Verschwörungstheorien“ Dabei engagierten sich auch in der Kirche zahlreiche Menschen mit hohem Einsatz und viel Kreativität haupt- und ehrenamtlich im Dienst für andere.

Neben den Seelsorgern und den weiteren Mitarbeitenden der Kirche dankt Bischof Genn vielen anderen Personengruppen, etwa „allen, die sich um kranke, alte oder einsame Menschen kümmern oder Sterbenden die Hand halten.“ Ebenso schließt er in seinen Dank die Erzieherinnen und Erziehern sowie die Lehrerinnen und Lehrern ein. Einen besonderen Dank richtet er zudem an die „Familien und gerade an die alleinerziehenden Mütter und Väter für die Liebe und Fürsorge, mit der sie sich um ihre Kinder und pflegebedürftige Angehörige kümmern.“

Weiter dankt der Bischof Arbeitgebern, der Wissenschaft und den politisch Verantwortlichen. Besonders hebt der Bischof in seiner Videobotschaft  den Dank an alle  hervor, die „sich besonders für weltweite Gerechtigkeit stark machen, sich gegen Nationalismen beim Impfen einsetzen und die Ärmsten der Armen nicht aus dem Blick verlieren.“

Unmittelbar vor Ostern, so sagt der Bischof von Münster, wolle er daran erinnern, dass Ostern die Botschaft vom Leben sei, das den Tod überwinde. „Die Kar- und Ostertage enden nicht mit der Kreuzigung am Karfreitag, sondern mit der Auferstehung an Ostern – und sie enden dort auch nicht wirklich, sondern eröffnen eine Perspektive für die Ewigkeit“, betont Bischof Genn und wünscht allen gerade in diesem Jahr frohe und gesegnete Ostern.

Die Videobotschaft von Bischof Genn kann angeschaut werden auf dem Facebook-Kanal des Bistums Münster, auf https://youtu.be/nJzDwApXHOE sowie auf www.bistum-muenster.de

Nähe aufbauen geht auch digital

Dass Videokonferenzen für beinahe jede Form der Besprechung ein geeignetes Format sind, hat sich in den vergangenen Monaten deutlich gezeigt. Ob allerdings darüber auch ein so vertrauliches und persönliches Format wie ein Kommunikationstraining für Paare funktioniert, da waren die Expertinnen des Bistums Münster zunächst skeptisch. Nachdem sie ein solches Training jetzt zum ersten Mal per Video abgehalten haben, zogen die Trainerinnen Eva Polednitschek-Kowallick aus Münster und Gemma Walterscheid aus Steinfurt aber ein positives Fazit: „Trotz des digitalen Raumes konnten wir die Nähe zu den Paaren aufbauen und sie coachen. Die digitale Distanz wurde überwunden – die Paare und auch wir hatten das Gefühl, gemeinsam in einem Raum zu sein.“

Das Kommunikationstraining „Ein partnerschaftliches Lernprogramm“ (EPL) bietet das Referat Ehe- und Familienseelsorge in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e.V. (AKF) aus Bonn an. Dazu kamen vier Paare aus ganz Deutschland am Wochenende zusammen – diesmal nicht in einem Tagungshaus, sondern vor ihren eigenen Bildschirmen zu Hause. Die Trainerinnen coachten die Paare mit Vorträgen und in Einzelbegleitung, für letztere nutzten sie sogenannte Breakout-Räume. Darin ist eine Kommunikation außerhalb der Großgruppe im kleinen Kreis möglich.

Inhaltlich ging es in dem Training um zehn Kommunikationsregeln. Anhand derer wurden die Paare durch sechs Themenbereiche geführt. So setzten sie sich etwa mit dem Aussprechen von Gefühlen, dem Lösen von Meinungsverschiedenheiten, Wertvorstellung und Glauben, dem Formulieren von Erwartungen und der Sexualität in der Beziehung auseinander.

Bessere Konzentration auf Partner*in

Die Trainerinnen zeigten sich positiv überrascht, auf diese Weise so gut arbeiten zu können. Zwar habe einerseits ein Gruppengefühl nicht in dem Maße entstehen können wie bei einem analogen Treffen. Hierfür habe insbesondere die gemeinsame Abendgestaltung gefehlt. Dafür aber „gelang die Konzentration auf den Partner oder die Partnerin besser, und einige Teilnehmer haben uns außerdem gesagt, dass sie sich in ihrer häuslichen Umgebung besser hätten öffnen können, weil diese ihnen Sicherheit gegeben habe“, berichtet Polednitschek-Kowallick.

Geeint habe alle Paare die Motivation, an ihrer Kommunikation zu arbeiten und die gemein- same Zeit am Wochenende bewusst zu nutzen, um sich näher zu kommen. Die konkreten Themen seien ganz individuell, von der Kindererziehung über die Karriere bis hin zu Zukunftsplänen oder der Balance zwischen Nähe und Distanz. „Meist steckt hinter diesen allgemeinen Themen ein tieferes Thema“, weiß die Trainerin, „und durch die Zuhörer- und Sprecherregeln, die die Paare im Seminar erlernen, kommen die Bedürfnisse, Gefühle und Sehnsüchte zu Tage und werden zur Sprache gebracht. Das schafft Nähe, Tiefe und Verständnis und lässt den Partner, die Partnerin neu entdecken.“

Großer Vertrauensbeweis

Dass die Paare an diesem Prozess die Trainerinnen hätten digital teilnehmen lassen, nötigt Polednitschek-Kowallick Respekt ab. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir sozusagen mit ins Wohnzimmer genommen werden und sie vor uns, vor einer Kamera, ein privates Gespräch führen“, betont sie.

Die nötigen Materialien hätten die Paare vorab per Post erhalten, in separaten Umschlägen, um sie passend zur jeweiligen thematischen Einheit öffnen zu können. Auch deshalb hätten die Teilnehmenden das Seminar als „sehr gut strukturiert und hilfreich“ erlebt. Zudem sei das digitale Format besser mit der Kinderbetreuung vereinbar. Insgesamt hätten sie bilanziert, dass sie die emotionale Nähe zueinander hätten ausbauen können.

Paare, die an einem Kommunikationstraining interessiert sind, sind zum nächsten Training eingeladen, das von Freitag, 12. März, bis Sonntag, 14. März, digital stattfinden soll. Anmeldungen sind ab sofort unter der Mailadresse familien@bistum-muenster.de möglich. Hier gibt es auch weitere Infos.

Neue Diözesankonservatoren im Bistum

Professor Dr. Thomas Flammer ist neuer Diözesankonservator im Bistum Münster. Der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur teilt sich das Amt mit Anette Brachthäuser, Leiterin der Abteilung Bauwesen im Bischöflichen Generalvikariat (BGV), die bereits seit 2018 Diözesankonservatorin ist. Flammer folgt auf Dr. Udo Grote.

Nach dessen altersbedingten Ausscheiden hat Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp die Aufgaben konkretisiert und erweitert: Brachthäuser ist als Diözesankonservatorin für die kirchliche Denkmalpflege im Bistum Münster zuständig, Flammer als solcher für die kirchlichen Kunst- und Kulturgüter im Bistum.

In den meisten Bistümern ist die Funktion des Diözesankonservators dem Bereich Kunst und Kultur zugeordnet. Im Bistum Münster entschieden sich vor rund 20 Jahren die Verantwortlichen dazu, das Amt aufgrund der Aufgabenfülle auf zwei Personen aufzuteilen, die die Bezeichnung unabhängig voneinander führen.

Brachthäuser und Flammer sind ab sofort verantwortlich für die diözesane und pfarrliche Denkmalpflege auf der einen und die Pflege von Kunst- und Kulturgütern auf der anderen Seite. So gehören zu den Aufgaben der Diplom-Ingenieurin alle denkmalpflegerischen und denkmalrechtlichen Fragestellungen, während der Theologe unter anderem für die Bewahrung der Kunst- und Kulturgüter in Kirchen, Museen, Archiven und Bibliotheken im Bistum zuständig ist.

„Mit unserer Arbeit möchten wir zu einem Verständnis für die Bedeutung von kirchlicher Kunst als Kulturgut beitragen“, betonen Brachthäuser und Flammer. Beide sind als Diözesankonservatoren für ihren jeweiligen Aufgabenbereich auch Ansprechpartner des Bistums gegenüber den Kirchengemeinden wie auch kommunalen und staatlichen Einrichtungen.

Anette Brachthäuser studierte an der Fachhochschule Münster Architektur und schloss das Studium 1989 als Diplom-Ingenieurin ab.
Nach verschiedenen beruflichen Stationen und den Geburten zweier Töchter begann sie 2002 in der Stadtverwaltung Haltern. Dort leitete sie unter anderem das Bauordnungs-Amt, 2016 wurde sie Baudezernentin. Seit 2018 ist sie Diözesanbaudirektorin im Bistum Münster.

Thomas Flammer studierte in Münster und Würzburg katholische Theologie. Seit 2004 war er wissenschaftlicher Leiter der Forschungsstelle „Institut für Geschichte des Bistums Münster“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2016 wurde Flammer Honorarprofessor am Fachbereich für Geistes- und Kulturwissenschaften der Universität Kassel. 2018 war er Projektleiter der Ausstellung „Frieden – Wie im Himmel so auf Erden“ des Bistums Münster.

Seit 2019 leitet er die neugegründete Abteilung „Kunst und Kultur“ und ist zuständig für das Bistumsarchiv, die Diözesanbibliothek, die Kunstpflege und das Stiftsmuseum in Xanten.

„Die Zukunft der Gaesdonck ist sicher“

Der Spar- und Strategieprozess im Bistum Münster stand im Zentrum der gemeinsamen Sitzung des Diözesanrates und des Kirchensteuerrates in Münster.

Die Gremien sprachen sich dafür aus, den Prozess fortzusetzen, der für das Jahr 2025 strukturelle Einsparungen von 32,7 Millionen Euro im Vergleich zum Haushaltsplan 2020 vorsieht.

Ein Sparvorschlag, der von der Bistumsverwaltung gemacht wurde, bezieht sich auf das Internat des Collegium Augustinianum Gaesdonck. Nach dem Vorschlag aus dem Bischöflichen Generalvikariat soll der Zuschuss des Bistums von 468.000 Euro/Jahr künftig eingespart werden. An diesem Vorschlag wurde bereits auf der Sitzung deutliche Kritik geäußert. Im Interview erklärt Weihbischof Rolf Lohmannden Stand der Dinge und gibt Entwarnung.

Herr Weihbischof, nach der Sitzung des Diözesanrates und des Kirchensteuerrates sind Fragen zur Zukunft der Gaesdonck aufgekommen. Müssen sich Eltern Sorgen machen, deren Kinder derzeit das bischöfliche Internatsgymnasium besuchen oder die ihre Kinder zur Gaesdonck schicken möchten?

Rolf Lohmann: Das kann ich ganz klar mit einem „Nein“ beantworten. Die Zukunft der Gaesdonck ist sicher. Das sage ich sowohl als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Gaesdonck, als auch als Weihbischof für die Regionen Niederrhein und Recklinghausen. Die Bistumsleitung, und allen voran unser Bischof Dr. Felix Genn, steht hinter der Gaesdonck, die sich mit ihrem exzellenten Bildungsangebot weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Kinder der heutigen Schülerinnen und Schüler noch den Unterricht an der Gaesdonck genießen können.

Dennoch soll gespart werden, heißt es?

Rolf Lohmann: Zunächst möchte ich mit einem Missverständnis aufräumen. Die im Raum stehenden 468.000 Euro, die das Bistum derzeit jährlich überweist, fließen nicht in den Betrieb des Internates. Dafür gibt es bereits seit vielen Jahren keine Zuschüsse mehr.

Die Betriebskosten des Internates werden ausschließlich aus Stiftungsmitteln und den Beiträgen der Internatseltern erwirtschaftet. Es handelt sich bei dem Geld des Bistums also um Investitionen in die Aufrechterhaltung der Bausubstanz auf dem Campus, insbesondere auch der historischen Gebäude dort. Insofern hat dieses Geld keinen direkten Einfluss auf den Internatsbetrieb und schon gar nicht auf die Qualität des Bildungsangebotes, das wir den Schülerinnen und Schülern bieten.

Richtig ist, dass das Bistum vor einem einschneidenden Spar- und Strategieprozess steht, bei dem alle Ausgaben bistumsweit auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Dabei muss natürlich auch geschaut werden, ob es bei den Zuweisungen des Bistums für den Gaesdoncker Campus noch Einsparpotenziale gibt. Das wird mit Augenmaß geschehen und nur in einem dialogischen Verfahren mit den Verantwortlichen, so dass gemeinsam vertret-bare Einsparungspotenziale gefunden werden. Bischof Genn hat jedenfalls direkt klar geäußert, dass er sich den oben genannten Vorschlag zur Einsparung an der Gaesdonck in dieser Höhe nicht vorstellen kann.

Ein klares Bekenntnis zur Gaesdonck also?

Rolf Lohmann: Wir wollen als Kirche weiterhin in der deutschen Bildungslandschaft eine gestaltende Kraft sein. Die Gaesdonck ist eine der wenigen katholischen Exzellenz-Einrichtungen mit überregionaler Bedeutung. Ein Blick auf die jüngsten Zahlen belegt das steigende Interesse an diesem besonderen Bildungsangebot: Gerade die Besuchsform des Internats erfreut sich seit Jahren einer deutlich steigenden Nachfrage. Das ist nicht zuletzt das Ergebnis intensiver Bemühungen, die Gaesdonck als exzellente Bildungseinrichtung bekannt zu machen.

Dabei ist es sehr positiv für uns alle, dass auch internationale Schülerinnen und Schüler das Schul- und Internatsleben bereichern. Rund 20 Prozent stammen aus asiatischen Ländern, sie gehören fest in die Gemeinschaft der Gaesdonck, die von Toleranz und Weltoffenheit geprägt ist. Das ist mir sehr wichtig, damit nicht der Eindruck entsteht, dass die Herkunft der jungen Menschen irgendeine Rolle spielt. Der Eindruck ist bei manchen aufgrund missverständlicher Aussagen bei der Sitzung in Münster entstanden. Das bedaure ich sehr. Also: Ja, das ist ein klares Bekenntnis zur Gaesdonck. Wir sind glücklich, einen solchen Campus auf dem Gebiet unseres Bistums zu haben.

Auf vielen Wegen zu den Menschen

Es gab eine Zeit vor Corona, auch in der Ehe-, Familie- und Lebensberatung des Bistums Münster (EFL). Auf diese Zeit schaut der Jahresbericht der EFL für 2019 zurück, den Leiterin Andrea Stachon-Groth nun vorgestellt hat, ohne dabei den Ausblick auf die künftige Zeit mit Corona, die die Arbeit in den EFL-Beratungsstellen weiter prägen wird, auszusparen.

Unverändert geblieben ist die hohe Nachfrage nach den Angeboten der EFL. 2019 haben ins-gesamt 13.699 Ratsuchende die 38 Beratungsstellen im Bistum Münster aufgesucht. Dies ent-spricht der in etwa gleich hohen Resonanz der Vorjahre: 2018 hatte es 13.030, 2017 insgesamt 13.424 Ratsuchende gezählt worden.

3.933 Paare haben eine gemeinsame Beratung in Anspruch genommen. 169 Ratsuchende nutz-ten die Online-Beratungsstelle und wurden dort in 871 E-Mail-Beratungskontakten und 82 Chat-Beratungen unterstützt.

Der größte Teil der Ratsuchenden (59 Prozent) ist katholisch. Stachon-Groth und ihrem Team ist aber wichtig, dass sie genauso für Menschen anderer oder ohne Religionszugehörigkeit ansprechbar sind. Finanziert wird die Beratungsarbeit zu zwei Dritteln durch das Bistum, zu 18 Prozent von den Kommunen, zu elf Prozent vom Land NRW. Die restlichen Mittel stammen aus Spenden.

Online-Beratung

Die Themen der Beratungen ergeben sich laut Stachon-Groth oft aus Veränderungen und Umbrüchen in der Lebenssituation, in der Beziehungsdynamik zwischen Partnern und Familienangehörigen. Einzelpersonen kommen häufig wegen Selbstwertproblemen, stimmungsbezogenen Problemen wie Depressionen oder nach kritischen Lebensereignissen.

Paare suchen Rat vor allem wegen Schwierigkeiten in der Kommunikation und Auseinanderlebens, während Familien wegen Problemen im Umfeld oder einer gestörten Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern die EFL kontaktieren.

„Wesentlich für unsere Arbeit ist weiterhin, den Begriff der Familie größer zu denken als im klassischen Sinne“, betont Stachon-Groth angesichts eines in den vergangenen Jahren immer vielfältiger gewordenen Familienbilds. Auch das bildet der Jahresbericht ab: Zusammenlebende Paare mit gemeinsamen minderjährigen Kindern machen noch 33 Prozent der Ratsuchenden aus, Alleinerziehende 13 Prozent sowie Stief-/Patchwork oder Adoptiv-/Pflegefamilien mit minderjährigen Kindern sechs Prozent.

26 Prozent der Ratsuchenden lebt allein oder als Paar mit erwachsenen Kindern. „Hier hält die Kirche ein Angebot bereit für Menschen, die sonst durchs Raster fallen, denn die Beratung einer Familie mit erwachsenen Kindern erhält keine Landesförderung“, sagt Stachon-Groth.

Bei ihrer Arbeit sehen sie und ihr Team sich nicht als Einzelkämpfer, im Gegenteil: „Wir ver-netzen uns immer stärker mit anderen Angeboten in der Seelsorge oder der Prävention, um die unterstützenden Dienste der Kirche als Gesamtpaket noch wirksamer zu machen.“ Ebenso begleite man Ratsuchende beim Übergang zu nicht kirchlichen Angeboten.

Kontinuierlich wolle die EFL außerdem ihre „Beratungsansätze und Methoden weiterentwickeln und wissenschaftlich auf den Prüfstand stellen“, unterstreicht die Leiterin. Seit einem gemeinsamen Fachtag im Herbst 2019 arbeite man daran gezielt mit universitären Einrichtungen.

Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist nach Stachon-Groths Angaben, junge Menschen als Zielgruppe „auf unkonventionelle Art“ anzusprechen. Mit einer Impro-Theater-Aufführung über Beziehungsalltag habe man im Januar eine erste Idee erfolgreich ausprobiert, an die man anknüpfen wolle.

Nicht nur wegen der Corona-Einschränkungen wichtiger geworden sei das Thema Digitalisierung. „Aber durch die Umstellung unseres Angebots ist die Bereitschaft zu und die Erfahrung mit digitaler Beratung gestiegen“, weiß Stachon-Groth. Neben der Beratung gehe es dabei wesentlich auch darum, sich in der digitalen Welt gut zu präsentieren und dort erreichbar zu sein. Denn, betont Andrea Stachon-Groth abschließend: „Ziel unserer Arbeit ist und bleibt, möglichst breit alle Menschen zu unterstützen, die diese Unterstützung brauchen und möchten.“

Weitere Infos zur Arbeit der EFL und den kompletten Jahresbericht gibt es im Internet unter www.ehefamilieleben.de

Geschichtliches im Internet entdecken

Wer in einem Archiv erfolgreich recherchieren möchte, braucht Zugang zu übersichtlichen Verzeichnissen. Deshalb hat das Bistumsarchiv Münster jetzt die ersten Findbücher online gestellt: schriftliche Verzeichnisse über das im Bistumsarchiv verwahrte Archivgut. Die Findbücher sind unter www.bistum-muenster.de/findbuecher einzusehen.

Mittels der Findbücher können Nutzer von zu Hause aus recherchieren, welche für sie interes-santen Materialien sich im Archiv befinden. Diese können sie dann vorbehaltlich der gesetzlichen Schutzfristen zur Einsicht im Lesesaal des Archivs bestellen.

Bei den im Bistumsarchiv verwahrten Unterlagen handelt es sich beispielsweise um Akten, Urkunden, Pläne, Handschriften oder Kirchenbücher. Sie sind in Bestände gegliedert. So bildet etwa jedes Pfarrarchiv, von denen das Bistumsarchiv schon rund 400 übernommen hat, einen eigenen Bestand, ebenso Organisationseinheiten aus der Verwaltung des Bistums.
Auf der neuen Internetseite sind bislang mehr als 100 Findbücher eingepflegt worden. Darun-ter sind die Findbücher der Dekanate, die schon vollständig online sind, sowie Pfarrarchive.

Das Angebot zu deren Findbüchern wird nach und nach ausgebaut werden. Ebenso werden Verzeichnisse weiterer Bestände – etwa aus dem Archiv des Generalvikariats, Nachlässen, Sammlungen, Stiften und Klöstern und anderen Quellen – bereitgestellt werden.

Lagerfeuer, Gottesdienst und Spielspaß

In diesem Sommer ist aufgrund der Corona-Pandemie vieles anders: Ferienfreizeiten sind abgesagt, kein gemeinsames Singen am Lagerfeuer mit Stockbrot, keine Gute-Nacht-Geschichte gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen, keine Spiele, kein „Mal-raus-und-ohne-Eltern-was-im-Ferienlager-erleben“. Deshalb haben die Regionalbüros für Jugendarbeit im Bistum Münster mit ihrem Programm „Ferienfreizeit im Eimer!?“ eine Alternative auf die Beine gestellt.

„Jedes Jahr fahren mehr als 40.000 Kinder und Jugendliche aus dem Bistum Münster mit katholischen Jugendverbänden, Ferienwerken, Pfarreien oder anderen kirchlichen Trägern in Ferienfreizeiten. Mehrere Tausend ehrenamtlich Helfende organisieren diese Angebote. Kinder und Jugendliche erfahren dort Gemeinschaft, Mitbestimmung und haben Spaß“, sagt Christian Wacker, Referent für Religiöses Lernen und Messdienerarbeit im Bistum Münster. Im Zuge des Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie sei schnell die Frage aufgekommen, wie die Regionalbüros die Organisatoren der kirchlichen Ferienfreizeiten vor Ort und auch andere Träger und Einrichtungen unterstützen könnten, ergänzt Maximiliane Decker, Leiterin des Regionalbüros West.

Gemeinsam mit Christian Wacker, Johannes Haesser (pädagogischer Mitarbeiter im Regionalbüro West), Manuel Niggenaber (pädagogischer Mitarbeiter im Regionalbüro Ost) und Sarah Eßmann (pädagogische Mitarbeiterin im Regionalbüro Mitte) hat sie das Programm „Ferienfreizeit im Eimer!?“ aus der Taufe gehoben. „Erste Ideen für ein Alternativprogramm für zu Hause gab es Mitte April, jetzt ist die Arbeitshilfe online.“ Das könne, da ist sie sich mit Christian Wacker einig, selbstverständlich kein vollwertiger Ersatz für den Höhepunkt des Jahres – die Ferienfreizeit – sein. „Für viele Kinder und Jugendliche sind die Fahrten in den Sommerferien ein Highlight im Jahresablauf. Da das nicht geht, ist schon irgendwie was im Eimer, auf das man sich gefreut hat“, sagt Wacker. „Aber unser Programm ist unter den gegebenen Umständen eine echte Alternative.“

Stadtrallyes, Kochen und Quizshows

Die Arbeitshilfe bietet eine exemplarische Lagerwoche, die mit verschiedenen Programmpunkten bestückt ist. Täglich werden drei Aktivitäten vorgeschlagen, die von Kennenlernelementen über Stadtrallyes, Kochangeboten und Kreativelementen bis zu Quizshows am Abend reichen. „Dabei sind das alles nur Vorschläge“, betont Maxi Decker und erklärt: „Die Woche kann am Stück durchgeführt werden oder nur in Teilen. Zu Hause mit den Eltern, in Kleingruppen oder alleine. Das kommt auch auf die örtlichen Gegebenheiten und die aktuellen Coronabedingungen an.“ Gleichzeitig gibt es zentrale Programmpunkte, die an einem festen Tag und zu einer festen Uhrzeit für alle interessierten Ferienfreizeiten angeboten werden. „Zum Beispiel gibt es über den YouTube-Kanal des Bistums ein Singen am Lagerfeuer, einen wöchentlichen Live-stream-Gottesdienst donnerstags um 19 Uhr, eine Gute-Nacht-Geschichte in sechs Teilen und eine Gruppenleiterlounge via Videokonferenz“, zählt Wacker auf.

Der Download und die Nutzung des Angebots sind kostenlos. Kosten können dann entstehen, wenn vor Ort zum Beispiel Bastelmaterialien benötigt werden. Besondere Voraussetzungen braucht es – bis auf ein internetfähiges Endgerät – keine. „Da die Voraussetzungen in unserem Bistum bunt sind, ist die Arbeitshilfe so aufgebaut, dass die einzelnen Elemente im Detail vor Ort angepasst werden können. Es ist kein Instant-Ferienprogramm, sondern eine Grundlage und Anregung“, fasst Maxi Decker zusammen.

Wie das Team um Decker und Wacker auf die einzelnen Elemente des Angebots gekommen ist, ist klar: Sie sind früher selbst als Teilnehmende und auch als Betreuende mitgefahren in Ferienfreizeiten. Fotorallye, Betreuersuchspiel, Leiterlounge – das sind im Rückblick nur einige der Favoriten. Einig sind sie sich, wenn es darum geht, welche zentrale Erinnerung sie an „ihre“ Zeit im Ferienlager haben: „Das waren großartige und prägende Zeiten. Gemeinschaft, Freundschaft, Verantwortung, Spaß – für all das stehen Ferienfreizeiten.“

Informationen zum Programm „Ferienfreizeit im Eimer!?“ gibt es unter www.bistum-muenster.de/ferienfreizeitimeimer. Die zentralen Programmpunkte sind auf dem YouTube-Kanal des Bistums Münster unter www.youtube.com/BistumMuenster zu sehen.

Bischof Dr. Felix Genn räumte eigene Fehler ein

Das Thema „sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche“ schlägt zurzeit hohe Wellen. Erst unlängst verlas Pfarrer Kauling in Gottesdiensten, dass in den 1980-Jahren eine Frau in St. Marien von einem damaligen Kaplan über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht worden sei (KB berichtetet). Bischof Dr. Felix Genn nahm dies zum Anlass, um sich in einem Offenen Brief an die Katholiken zu wenden. Darin räumte der Bischof im genannten Fall auch eigenene Fehler ein:

Liebe Katholikinnen und Katholiken im Bistum Münster,
ich wende mich als Bischof in einem Offenen Brief an Sie, weil es mir ein Anliegen ist, auf diesem Weg möglichst viele von Ihnen zu erreichen.

Es geht um das Thema des sexuellen Missbrauchs in unserer Kirche und in unserem Bistum. Sehr  konkret  geht  es  um  die  Frage  meiner  Rolle,  meiner  persönlichen  Verantwortung  und   meines Verständnisses vom Umgang mit sexuellem Missbrauch.

Wenn  Sie  die  Medien  in  den  vergangenen  Wochen  und  Monaten  verfolgt  haben,  verging   nahezu kaum ein Tag, an dem nicht über sexuellen Missbrauch im Bistum Münster berichtet wurde. Auch wenn vieles an dieser Berichterstattung schmerzhaft ist, so ist sie letztlich ein wichtiges Zeichen. Denn die Berichterstattung zeigt: Vieles kommt deshalb jetzt ans Licht, weil Betroffene uns und mich offen mit unserer Verantwortung konfrontieren, weil wir uns diesem Thema bewusster stellen, die Vergangenheit extern und unabhängig aufarbeiten lassen und Kritik  annehmen. 

Tranzparenz ist zwingend notwendig

Und  vor  allem:  Wir  bemühen  uns  immer  wieder  neu,  die  Interessen  der   Betroffenen in den Mittelpunkt unseres Tuns zu stellen. Diese Haltung und die damit verbundene Transparenz sind für mich zwingend notwendig.

Selbstverständlich kann und darf diese Transparenz auch vor meiner eigenen Person nicht Halt machen. Im Blick auf zwei konkrete Sachverhalte der letzten Zeit wurde ich persönlich sowohl in  der  Öffentlichkeit  als  auch  direkt  kritisiert.  Deshalb  möchte  ich  mich  nachfolgend  dazu   äußern.

Seien Sie zunächst versichert: Ich weiß um den gewaltigen Schmerz, den viele von Missbrauch betroffene Frauen und Männer oft seit Jahrzehnten Tag für Tag spüren und der sie zermürbt. Gerade das Wissen um diese Frauen und Männer bewegt mich, Ihnen als Bischof und Verant‐wortungsträger Auskunft zu geben.

Der erste Sachverhalt ist der eines Priesters des Erzbistums Köln, der in den 1970er und 1980er Jahren  mehrfach  verurteilt  wurde  –  unter  anderem  wegen  sexueller  Handlungen  an Minderjährigen – und der dennoch über Jahrzehnte weiter als Priester im Erzbistum Köln so‐wie in unserem Bistum und im Bistum Essen wirkte. Die Aufarbeitung hat das Erzbistum Köln an eine unabhängige Kanzlei abgegeben. Seit 2002 lebt dieser Priester als Ruhestandsgeistli‐cher im Bistum Essen. Wie vielen von Ihnen bekannt sein wird, war ich von 2003 bis zu meinem Wechsel  2009  ins  Bistum  Münster  Bischof  von  Essen. 

Mir  ist  bewusst,  dass  ich  als  Bischof   letztlich für das verantwortlich bin, was im Bistum geschieht. Dass damals ein Priester in einer Gemeinde seelsorgliche Dienste tun konnte, obwohl bekannt war, dass er mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war, war ein verheerender Fehler. Mich erschreckt im Rückblick die damals fehlende Einsicht, dass ein Priester grundsätzlich nicht mehr seelsorg‐lich eingesetzt werden darf, wenn er sich solcher Verbrechen schuldig gemacht hat.

Heute frage ich mich deshalb: Warum habe ich diesen Fall in all den Jahren in Essen nicht wahrge‐nommen? Welche Schwächen und Fehler gibt es in unserem ‚System‘, dass ein Bischof nicht weiß, wenn ein Priester mit einer solchen Vorgeschichte in einer Gemeinde tätig ist? Haben wir  diese  systemischen  Schwächen  heute  wirklich  beseitigt?  Und  zentral  ist  natürlich  die  Frage, wie es überhaupt sein konnte, dass ein Priester, der mehrfach verurteilt wurde, von Bistum zu Bistum versetzt wurde? Auf diese Fragen habe ich keine einfachen Antworten. Ich weiß nur, dass ich als Bischof von Essen damals Verantwortung trug und deshalb alle um Ent‐schuldigung bitte, die sich jetzt hintergangen oder betrogen fühlen. Insbesondere gilt diese Bitte ausdrücklich denen, die der Priester missbraucht hat und die nicht verstehen können, dass er weiter als Priester tätig sein durfte.

Anfang Mai dieses Jahres habe ich von dem Fall erfahren. Ich bekam einen Brief, den ich sofort an unseren Interventionsbeauftragten weitergeleitet habe. Er hat daraufhin umgehend das Erzbistum Köln eingeschaltet. Vor allem die Betroffenen sexuellen Missbrauchs möchten für diesen Fall wissen, wer welche Verantwortung trug.

Diese Antworten müssen wir geben. Das gilt für alle Fälle sexuellen Missbrauchs. Daher haben wir im Bistum Münster die Universität Münster beauftragt, in völliger Unabhängigkeit Antworten auf diese Fragen zu suchen und die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Konkreter Fall aus Kevelaer

Der zweite Sachverhalt ist der eines Priesters unseres Bistums. In Kevelaer wurde vor kurzem der Brief einer Betroffenen auf ihren Wunsch hin in verschiedenen Gottesdiensten verlesen. In dem Brief berichtet die Frau davon, dass sie Mitte der 1980er Jahre von einem damals dort tätigen Kaplan über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht wurde.

Die Frau hatte sich bereits im Jahr 2010 ans Bistum gewandt. Seitdem ist mir dieser Fall bekannt. Sie verlangte damals ausdrücklich, dass der Sachverhalt nicht öffentlich gemacht wird und auch, dass die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet werden darf. Ein solches Anliegen ist völlig berechtigt, wenn es von Betroffenen geäußert wird.

Entsprechend unserem oben genannten Grundsatz, die Interessen der Betroffenen jederzeit in den Mittelpunkt zu stellen, haben wir uns daher an den  Wünschen  der  Betroffenen  orientiert.  Wir  haben  den  Sachverhalt  nach  Rom  an  die Glaubenskongregation  gemeldet.  Nach  Abschluss  der  dortigen  Prüfungen  wurde  der   Geistliche emeritiert. In einem Dekret wurden ihm seelsorgliche und priesterliche Tätigkeiten nur in einem vom Bistum zugewiesenen Bereich gestattet.

Die Betroffene hat sich dann Ende 2016/Anfang 2017 erneut bei uns gemeldet, weil der Geist‐liche weiterhin öffentlich Gottesdienste feierte. Ich habe ihn dann schriftlich darauf hingewie‐sen, dass eine Zelebration nur eine Ausnahme sein dürfe und ihm nur erlaubt sei, wenn nicht mit einer großen Öffentlichkeit zu rechnen sei. Den Sachverhalt haben wir vor einigen Wochen bereits in Absprache mit der Betroffenen öffentlich gemacht. Die Zielsetzung dabei war unter anderem, dass sich eventuell weitere Betroffene melden. Eine Frau hat dies inzwischen schon getan.

In meiner Verantwortung als Bischof von Münster muss ich in diesem Fall deutlich sagen: Ich habe Fehler gemacht!

Zum einen hätte ich das Verbot sehr viel deutlicher formulieren müssen. Was heißt „Gottes‐dienste ohne große Öffentlichkeit“? Das ist unpräzise und muss künftig unbedingt unmissver‐ständlich und klar formuliert werden.

Ich hätte den verantwortlichen Pfarrer vor Ort, das Seelsorgeteam und die verantwortlichen Gremienmitglieder in Wadersloh über die Hintergründe des Sachverhaltes umfassend infor‐mieren müssen. Dem setzte der Wunsch der Betroffenen, die Öffentlichkeit nicht zu informie‐ren, möglicherweise Grenzen, aber es hätte gemeinsam mit ihr nach einem Informationsweg gesucht werden müssen, der ihren Interessen gerecht wird und zugleich die Pfarrei nicht im Unklaren lässt. Dann wäre es insgesamt leichter gewesen, einer möglichen Missachtung von Auflagen wirksam entgegenzutreten. Information und Kommunikation müssen künftig anders sein.

Ich sehe auch, dass ich den ernstzunehmenden Hinweisen, dass der Priester sich nicht an das ausgesprochene  Verbot  hält,  noch  konsequenter  hätte  nachgehen  müssen.  Das  ist  mein   Fehler und das habe ich zu verantworten. Für die Zukunft werden wir hier klarere Regelungen finden.

Viel Unverständnis in Kevelaer

Zudem  werde  ich  prüfen  lassen,  in  welchem  Umfang  weitergehende  Strafen,  wie  etwa   deutliche Gehaltkürzungen oder andere Auflagen angezeigt sind. Sicher ist: Verurteilte Missbrauchstäter  oder  auch  Priester,  bei  denen  es  strafrechtlich  oder  kirchenrechtlich   unstrittig ist, dass sie Kinder oder Jugendliche missbraucht haben, dürfen nicht mehr in der Seelsorge eingesetzt werden. Alle priesterlichen Dienste müssen ihnen untersagt werden. Das ist die Leitschnur, für die ich stehe und die ich umsetzen werde.

Ich weiß, dass manche Betroffene sich mit einer Bitte um Entschuldigung durch kirchliche Verantwortungsträger wie mich schwer tun. Dennoch sage ich allen Betroffenen auf diesem Wege,  dass  es  mir  aufrichtig  leid  tut,  dass  durch  die  unklar  formulierten  Auflagen  meiner   Dekrete neue Verletzungen entstanden sind.

Ich verstehe auch, dass es etwa in der Pfarrei Wadersloh, aber auch in Kevelaer und andernorts viel Unverständnis, Wut und Verärgerungen über  die  ausgebliebene  Kommunikation  gab  und  gibt.  Das  haben  mir  die  Gremien  aus   Wadersloh auch geschrieben. Ich werde in der kommenden Woche das Gespräch mit den Gremien und dem Seelsorgeteam in der Pfarrei in Wadersloh führen. Insgesamt haben wir auch hier gelernt: Künftig wird, wenn es Informationsveranstaltungen in Pfarreien gibt, immer ein Vertreter der Bistumsleitung, also ich selbst, der Generalvikar oder einer der Weihbischöfe dabei sein.

Liebe Katholikinnen und liebe Katholiken,
der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs bleibt eine ständige Aufgabe und Herausforde‐rung. Auch, wenn es nicht sein darf, so können dabei leider doch weiterhin Fehler passieren. Durch die hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und die Sensibilität für dieses Thema werden wir als Verantwortungsträger und werde ich als Bischof heute unmittelbar mit diesen Fehlern konfrontiert. Ich habe aus diesen Fehlern gelernt und lerne hier ständig weiter.

Von daher bin ich gerade denen, die Kritik äußern, dankbar. Denn die Kritik richtet immer wieder zu Recht den Fokus darauf, dass wir in jeder Hinsicht heute ein System des aufmerksamen Hinsehens benötigen. Das sind wir und das bin ich den Betroffenen sexuellen Missbrauchs und der heilenden und befreienden Botschaft des Evangeliums schuldig. Nur so kann es uns allen gemeinsam gelingen, sexuellen Missbrauch in unserer Kirche heute und in Zukunft, soweit das überhaupt möglich ist, zu verhindern.