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Seltener Zufallsfund

Es fehlt an der Ecke zwar ein kleines Stück Papier, so dass eine der Jahresziffern fehlt, aber das Datum ist trotzdem zu erkennen: „Nr. 50, Samstag, den 12. Dezember 1970“ steht da auf der Seite der alten, von der Heizungswärme leicht „angebräunten“ Ausgabe des Kevelaerer Blattes.

Auf den vier Seiten des Fundes finden sich so wunderbare Anzeigen wie „Auto-Verbandskasten wird Gesetz“ mit einer Politesse und dem Slogan „Das Geschenk für jeden Autofahrer“, oder „Nach altem Brauch wurden am Sonntag, den 13. Dezember 1970 Zuckerplätze ausgedobbelt“, vom „Lux Theater Kevelaer“ mit Filmen wie „Die Hochzeitsreise“ (als Jugendvorstellung), Gespensterparty (ab 12) und „Hörig bis zur letzten Sünde“ (ab 18).

Und es findet sich ein Aufruf des damaligen Vorsitzenden des „Verkehrsverein Kevelaer und Umgebung e.v.“, Edmund Bercker „an die gesamte Bürgerschaft der Stadt Kevelaer“. Das Thema? „Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wird z.Z. in unserer Stadt über eine Verlegung der Kirmesfeier 1971 diskutiert“, stellt Bercker dort drei    Vorschläge der Bürgerschaft zur Wahl.

Verlegung der Kirmesfeier

Einmal ist es die „alte Regelung wie bis 1969“, „Samstagnachmittag Eröffnung der Kirmes“ mit Festkettenübergabe und -rückgabe am Dienstag – oder eben die Eröffnung der Kirmes am Donnerstag mit „Wecken und Eröffnung der Kirmes mit Übergabe der Festkette.“
Basis dafür sei eine „Befragung in der Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins am 22.10.1070“, wo „60% der Anwesenden der Meinung“ waren, „daß sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus familiären Gründen die Kirmes in Kevelaer bereits am Donnerstag (Christi Himmelfahrt) eröffnet werden müsste.“

Finder des besonderen Bläche-Exemplars ist Dirk Glasmacher, der die vier Seiten in seinem vor kurzem geschlossenen Lokal „Im Campus“ auf der Amsterdamer Straße entdeckt hat. Die Begebenheit liegt bereits gut einen Monat zurück, als er noch dabei war, den Betrieb zu renovieren, erzählt der 54-jährige Gastronom. „Wir haben nach Feierabend noch ein bisschen Dart gespielt, und da war nach einem Wurf auf einmal einer der Pfeile verschwunden.“

Bestimmt eine Stunde habe man dann nach dem Pfeil gesucht. Die Spieler vermuteten, dass der Pfeil hinter den kleinen Eckheizkörper geflogen ist. „Dann haben wir den aufgemacht, die Bretter weggenommen.“

Sein erster Gedanke war: „Hier hat länger keiner mehr sauber gemacht.“ Und dann hielt er plötzlich das angefeuchtete Stück Geschichte in Händen. „Da war ich natürlich überrascht.“ Der Pfeil der fand sich dann auch wieder. „Der steckte in der Jacke, die über dem Stuhl hing, im Arm“, muss er bei dem Gedanken selbst lachen.

Eigentlich, so Glasmacher, habe er die Zeitungsseiten laminieren wollen. „Dann hätte ich das gute Stück bei mir in der Kneipe in einem Rahmen aufgehängt.“ Jetzt, da er seinen Laden nicht mehr weiterführe, habe er sich dazu entschlossen, es dem Kevelaerer Blatt zu überlassen. Dem Finder von Herzen Dank – mal sehen, ob wir dafür einen angemessenen Platz finden, mit Sicherheit aber in unserem Archiv…

Wohl nur ein Stein: Viele Experten begutachten ungewöhnlichen Fund

Elke Droste staunte nicht schlecht, was ihr und ihr Mann Ende vergangenen Jahres in ihrem bunt gestalteten Garten am Kopperskamp 77B  entdeckten. „Wir hatten eigentlich ein Loch gebuddelt, um unsere Katze zu beerdigen“, erinnert sich  die Kervenheimerin, die seit Jahrzehnten als Kosmetikern selbstständig arbeitet.  Ihr Mann stieß dann mit einen Mal auf ein Objekt, ein Horn. Beim weiteren Forschen im Erdboden fand sich noch in zweites, kleineres Exemplar. Da sie das Ganze nicht zuordnen konnten, stellten sie das versteinerte Horn mit Bild und einer Notiz kurzerhand auf ihre Facebookseite. „Keine Ahnung, aus welcher Zeit das stammt, alt muss es sein“, notierte Elke Droste in ihren Account. Dort kamen dann die ersten Empfehlungen: Sie solle das mal fachkundig untersuchen lassen oder auch Bemerkungen wie „Um Gottes Willen. Ich würde niemandem davon erzählen, sonst wird Ihr Garten konfisziert und von Archäologen auf links gedreht.“   

In jedem Fall löste der Fund bei Elke Droste Neugier aus und das Interesse, zu erfahren, was sich hinter dem Fund wirklich verbirgt: „Wenn das jetzt wirklich aus der Eiszeit gewesen wäre, wie die Vermutung nahelag, hätte ich das für das Museum freigegeben.“ Sie überlegte, wen sie ansprechen könnte und kam auf Bernd Kibilka. Der frühere Rektor der Hubertus-Grundschule ist ein Kervenheimer mit großem Geschichtsinteresse und seit Jahrzehnten ehrenamtlichen Mitarbeiter beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Außenstelle Xanten. „Das sieht ja zunächst ja wie ein fossiles Horn aus, was kann das für ein Tier gewesen sein?“, war sein erster Gedanke. „Das eine war ein Kuhhorn, das konnte man als Laie sehen und daneben lag dieses Horn. Das kam mir schon komisch vor, diese Kombination.“

„Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“

Der 69-Jährige setzte sich noch vor Corona mit Droste in Verbindung. Er könne die Wege beschreiten, um herauszufinden, was da eigentlich vorliegt. Er sprach die LVR-Facharchäologen in Xanten an. „Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“, bedeutete man ihm da, was er der Familie auch berichtete. „Aber ich wollte mehr wissen.“ Denn die auffallende Form des Steins ließ ihm einfach keine Ruhe. „Dann habe ich mich mit der Frau ins Auto gesetzt, mich mit dem LWL- Naturkundemuseum in Münster mit Dr. Schwermann in Verbindung gesetzt.“

Der Experte nimmt sich für ihn viel Zeit, nimmt den Stein ausführlich in Augenschein. „Er hätte den Stein gerne im Naturkundesammlung behalten, weil er was vorgibt, was er nicht ist“, sagt Kibilka. Denn er wirke wie ein Feuerstein, „der in einem Wasser gelegen hat, dass Tausende von Jahren alt sei, „was die Abrundung auf den Stein brachte. Feuersteine waren der Stahl der Steinzeit als Arbeitsmaterial. Deswegen weisen diese Steine eine Querrille und  Absplitterungen auf. Es entstanden scharfe Bruchkanten. Wenn das alt ist, ist die Kante entsprechend abgerundet.“

Enttäuschung machte sich breit

„Die Enttäuschung war groß, dass wir es nur mit einem Stein, nicht mit einem fossilen Gegenstand zu tun haben“, sagte Kibilka. Allerdings mit einen Stein, der  nach wie vor Fragen aufwarf. So setzte er sich mit der Entstehungsgeschichte von Feuersteinen auseinander, setzte sich mit dem Geologischen Dienst NRW in Krefeld in Verbindung, der ihm Material zusandte, wie ein Feuerstein entsteht. Was die Absplitterungen an dem Stein betrifft, müssten da Spezialisten ran, meinten die Kollegen in Xanten. „Da kam mir die Idee, mich mit dem Landesmuseum Bonn in Verbindung zu setzen.“ Er traf auf den Spezialisten für Steinzeit im Rheinland, Dr. Ralf Schmitz. Und der beendete die Recherche-Reise: Die Feuersteinknolle wird nochmal bestätigt. Entscheidend ist die Aussage, dass die Absplitterungen am Fuß der Knolle kein „regelhaftes Muster“ zeigen. „Ich hatte gehofft, dass der Fachmann hier Strukturen von Menschenhand erkennt“, so Droste.

Der Stein sei „mit großer Wahrscheinlichkeit also „nur“ ein natürliches Zufallsprodukt, eine Laune der Natur.“  Der Zusammenhang mit dem Kuhhorn sei aber weiterhin rätselhaft. „Es würde hohe Kosten verursachen, würde man eine naturwissenschaftliche Altersbestimmung des Kuhhorns vornehmen. Und dann wäre man auch noch nicht viel weiter.“