Wohl nur ein Stein: Viele Experten begutachten ungewöhnlichen Fund
Elke Droste staunte nicht schlecht, was ihr und ihr Mann Ende vergangenen Jahres in ihrem bunt gestalteten Garten am Kopperskamp 77B entdeckten. „Wir hatten eigentlich ein Loch gebuddelt, um unsere Katze zu beerdigen“, erinnert sich die Kervenheimerin, die seit Jahrzehnten als Kosmetikern selbstständig arbeitet. Ihr Mann stieß dann mit einen Mal auf ein Objekt, ein Horn. Beim weiteren Forschen im Erdboden fand sich noch in zweites, kleineres Exemplar. Da sie das Ganze nicht zuordnen konnten, stellten sie das versteinerte Horn mit Bild und einer Notiz kurzerhand auf ihre Facebookseite. „Keine Ahnung, aus welcher Zeit das stammt, alt muss es sein“, notierte Elke Droste in ihren Account. Dort kamen dann die ersten Empfehlungen: Sie solle das mal fachkundig untersuchen lassen oder auch Bemerkungen wie „Um Gottes Willen. Ich würde niemandem davon erzählen, sonst wird Ihr Garten konfisziert und von Archäologen auf links gedreht.“
In jedem Fall löste der Fund bei Elke Droste Neugier aus und das Interesse, zu erfahren, was sich hinter dem Fund wirklich verbirgt: „Wenn das jetzt wirklich aus der Eiszeit gewesen wäre, wie die Vermutung nahelag, hätte ich das für das Museum freigegeben.“ Sie überlegte, wen sie ansprechen könnte und kam auf Bernd Kibilka. Der frühere Rektor der Hubertus-Grundschule ist ein Kervenheimer mit großem Geschichtsinteresse und seit Jahrzehnten ehrenamtlichen Mitarbeiter beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Außenstelle Xanten. „Das sieht ja zunächst ja wie ein fossiles Horn aus, was kann das für ein Tier gewesen sein?“, war sein erster Gedanke. „Das eine war ein Kuhhorn, das konnte man als Laie sehen und daneben lag dieses Horn. Das kam mir schon komisch vor, diese Kombination.“
„Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“
Der 69-Jährige setzte sich noch vor Corona mit Droste in Verbindung. Er könne die Wege beschreiten, um herauszufinden, was da eigentlich vorliegt. Er sprach die LVR-Facharchäologen in Xanten an. „Das können Sie vergessen, das ist ein Stein“, bedeutete man ihm da, was er der Familie auch berichtete. „Aber ich wollte mehr wissen.“ Denn die auffallende Form des Steins ließ ihm einfach keine Ruhe. „Dann habe ich mich mit der Frau ins Auto gesetzt, mich mit dem LWL- Naturkundemuseum in Münster mit Dr. Schwermann in Verbindung gesetzt.“
Der Experte nimmt sich für ihn viel Zeit, nimmt den Stein ausführlich in Augenschein. „Er hätte den Stein gerne im Naturkundesammlung behalten, weil er was vorgibt, was er nicht ist“, sagt Kibilka. Denn er wirke wie ein Feuerstein, „der in einem Wasser gelegen hat, dass Tausende von Jahren alt sei, „was die Abrundung auf den Stein brachte. Feuersteine waren der Stahl der Steinzeit als Arbeitsmaterial. Deswegen weisen diese Steine eine Querrille und Absplitterungen auf. Es entstanden scharfe Bruchkanten. Wenn das alt ist, ist die Kante entsprechend abgerundet.“
Enttäuschung machte sich breit
„Die Enttäuschung war groß, dass wir es nur mit einem Stein, nicht mit einem fossilen Gegenstand zu tun haben“, sagte Kibilka. Allerdings mit einen Stein, der nach wie vor Fragen aufwarf. So setzte er sich mit der Entstehungsgeschichte von Feuersteinen auseinander, setzte sich mit dem Geologischen Dienst NRW in Krefeld in Verbindung, der ihm Material zusandte, wie ein Feuerstein entsteht. Was die Absplitterungen an dem Stein betrifft, müssten da Spezialisten ran, meinten die Kollegen in Xanten. „Da kam mir die Idee, mich mit dem Landesmuseum Bonn in Verbindung zu setzen.“ Er traf auf den Spezialisten für Steinzeit im Rheinland, Dr. Ralf Schmitz. Und der beendete die Recherche-Reise: Die Feuersteinknolle wird nochmal bestätigt. Entscheidend ist die Aussage, dass die Absplitterungen am Fuß der Knolle kein „regelhaftes Muster“ zeigen. „Ich hatte gehofft, dass der Fachmann hier Strukturen von Menschenhand erkennt“, so Droste.
Der Stein sei „mit großer Wahrscheinlichkeit also „nur“ ein natürliches Zufallsprodukt, eine Laune der Natur.“ Der Zusammenhang mit dem Kuhhorn sei aber weiterhin rätselhaft. „Es würde hohe Kosten verursachen, würde man eine naturwissenschaftliche Altersbestimmung des Kuhhorns vornehmen. Und dann wäre man auch noch nicht viel weiter.“