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Musikvideo des Katharinen-Hauses ist ab sofort auf YouTube zu sehen

Einige Wochen mussten die Bewohner*innen des Katharinen-Hauses in Winnekendonk auf diesen Moment warten. Doch nun können sie endlich ihr nächstes ganz eigenes Musikvideo bestaunen. Zu dem Lied „Buhne 4“ der a-cappella-Gruppe „Basta“ hatten fünf Senior*innen während eines Kurzurlaubes auf Borkum im Oktober fleißig Videomaterial abgefilmt. Daraus entstand dank technischer Umsetzung durch Winnie Rüth aus Wesel nun ein Musikvideo, das ab sofort auf YouTube (https://youtu.be/m_49Hx_2orQ) und auf der Basta-Facebookseite zu sehen ist.

Die Rolle vor der Kamera war dabei für die Senior*innen nicht neu. Denn sie hatten schon einmal ein Video zu einem Lied der Band „Basta“ gedreht, woraufhin diese sogar in dem Winnekendonker Seniorenheim zu Besuch war, um vor der Einrichtung während der Corona-Pandemie für etwas musikalische Unterhaltung zu sorgen. Die Verbindung zur a-cappella-Gruppe, die erst kürzlich ein neues Album mit den liebsten Liedern der Fans veröffentlicht hat, entstand durch Claudia Püschel vom Sozialen Dienst des Hauses, die als bekennender Fan selbst viele Lieder der Musiker hört. Dass das Lied „Buhne 4“ nun nahezu perfekt zum Inselurlaub der Heimbewohner*innen passte, war Grund genug, noch einmal die Kamera auszupacken.

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Senioren nehmen Auszeit auf der Insel

Gerade noch zur rechten Zeit machten sich Anfang Oktober fünf Bewohner des Katharinen-Hauses in Winnekendonk und fünf Begleiter auf den Weg nach Borkum. Nur kurze Zeit später wäre diese Reise, die im März bereits ausgefallen war, aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht mehr möglich gewesen. Umso glücklicher berichtete nun Claudia Püschel vom Sozialen Dienst des Hauses über die gelungene kleine Insel-Auszeit: „Es war super schön.“ Für eine bleibende Erinnerung haben die Bewohner selbst gesorgt: Zum Lied „Buhne Vier“ der a-cappella-Gruppe „Basta“ drehten sie auf Borkum ein Musikvideo. Nachdem die Senioren bereits zum Lied „Reggaeton im Altenheim“ vor der Kamera gestanden hatten, kam die Band im Frühjahr sogar für einen Auftritt nach Winnekendonk. Jetzt warten alle sehnsüchtig auf das Ergebnis des kleinen Videodrehs am Strand.

Die Idee für einen Bewohnerurlaub habe die Einrichtungsleitung Sabine Vohwinkel angestoßen. In diesem Jahr sei das Ganze nun zum ersten Mal umgesetzt worden. Möglich war die Fahrt vom 4. bis 9. Oktober vor allem durch Spenden: Die Adelheid-Hüffer-Stiftung, die Pfarrcaritas, der Gemeindeausschuss Winnekendonk, der Inner Wheel Club und Privatpersonen hatten sich beteiligt. Vor allem durch die vergangenen und aktuell wieder schärfer werdenden Corona-Einschränkungen sei der Urlaub außerhalb der gewohnten Umgebung für die Bewohner eine willkommene Auszeit gewesen, meint Püschel. Die besondere Situation habe im Vorfeld zwar dazu geführt, dass immer wieder interessierte Bewohner abgesprungen sind, letztlich fand sich dennoch eine Fünfergruppe zusammen – bestehend aus Helmut Reinartz, Georg Braam, Katharina Hoverath, Elisabeth Billen und Anni Willems.

Auf dem Ausflugsplan standen neben Museumsbesuchen, den Videodrehs und einer Kutschfahrt auch der regelmäßige Genuss eines leckeren Stücks Torte im Inselcafé, sagt Püschel. Aus ihren Erzählungen wird deutlich, dass es vor allem die kleinen Dinge waren, die bei den Senioren für Glücksgefühle sorgten. Einer von ihnen habe unbedingt das Meerwasser an den Füßen spüren wollen. Gestützt von zwei Begleitkräften habe man auch das ermöglicht. Die zahlreichen Aktivitäten, unterhaltsame Spieleabende und das ein oder andere gemeinschaftliche Gläschen Eierlikör und Sekt habe die Gruppe eng zusammengebracht, meint Püschel. Das sei auch im Alltag nach dem Urlaub deutlich spürbar. „Die Zeit war sehr intensiv.“ Die Bewohner hätten sich noch einmal auf anderer Ebene kennengelernt.

Großer Basta-Fan

Die Idee zum Videodreh kam von Püschel selbst. „Ich bin ein großer Basta-Fan“, schwärmt sie von der Band. Außerdem wären die Bewohner schon beim ersten Videodreh mit viel Spaß und Motivation dabei gewesen. Das Material wird nun von Winnie Rüth geschnitten und vermutlich Ende November im Internet veröffentlicht. Ein Link wird zu entsprechender Zeit folgen.

Organisatorisch sei der Ausflug wahrlich eine Herausforderung gewesen, gibt Püschel zu. „Aber durch so viele glückliche Momente wurde man immer wieder entschädigt.“ In Anbetracht der Tatsache, dass im Februar ihre Arbeit im Katharinen-Haus endet, war die Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes besonders froh, dass der Urlaub trotz Corona stattfinden konnte. „Das war eine schöne Erfahrung, die ich jetzt noch machen durfte.“

Musikevent mit Abstand

Einige der Heimbewohner des Katharinenhauses in Winnekendonk standen mit den Rollstühlen auf dem abgesperrten Bereich vor der Pflegeeinrichtung. Diejenigen, die sich wegen Corona nicht trauten oder aus körperlichen Gründen nicht konnten, saßen an den Fenster und verfolgten das, was sich vor ihrer Haustür da abspielte.

Ein Mischpult und zwei Akustik-Boxen wiesen darauf hin, dass sich in der kommenden Stunde etwas Klangtechnisches abspielen würde. Und das Transparent an der Häuserwand war die eindeutige Erklärung: „Basta ist im / vorm Katharinenhaus… Herzlich willkommen.“

Tatsächlich stand das bundesweit seit Jahrzehnten bekannte a-cappella-Quintett – bestehend aus William Wahl, Arndt Schmöle, Werner Adelmann, René Overmann und Mirko Schelske – abseits der Wegfläche auf dem Hausrasen und wartete nur auf den Einstieg.

„Frau Püschel hat es möglich gemacht, die ist im Fanclub, der größte Fan dieser Band“, sagte Steffi Schleicher vom Hospizdienst als eine der begeisterten Zuschauer auf Abstand. „Ich finde das super. Das ist für die Bewohner so eine Aufregung und eine Möglichkeit, was außerhalb dieser ganzen Corona-Geschichte zu erleben. Ein richtiges Event.“

Vor dem ersten Ton ließ es sich die Leiterin des Sozialen Dienstes und bekennender „Basta“-Fan nicht nehmen, die Zuschauer und Künstler zu begrüßen. „Wir haben einige Projekte gemacht zum Thema ‚Basta‘“, bezog sie sich auf einen Film, eine Ausstellung, Konzertbesuche und die beiden Videos zu den Basta-Songs „Reggaeton im Altersheim“ und „Personal Trainer.“

Einige „Schauspieler“ aus dem Haus – darunter auch der „DJ“ und „Trainer“ Heinz Walters – verfolgten das Geschehen. „Und dann kam Corona – und dann war nichts mehr so schön. Aber heute bin ich ganz froh, dass Corona da ist – weil heute ist ‚Basta‘. Und die sollen heute für Spaß sorgen.“

Danach betraten William Wahl und Co. die „Freiluftbühne“. „Das ist ein sehr außergewöhnlicher Auftritt – zum einen, weil wir nicht wie die letzten 20 Jahre ‚Guten Abend‘ sagen dürfen und es Nachmittag ist. Und dazu kommen noch andere Dinge, die besonders sind. Wir freuen uns, hier zu sein.“ Dann stiegen die fünf Sänger mit „New-York-Rio-Gütersloh“ rhythmisch-schwungvoll in das Programm ein. Und Wahl bekannte: „Das ist eine Riesenüberraschung, keine Fehler zu machen. Wir haben uns acht Wochen nicht mehr gesehen, das ist das erste Lied seit Anfang März und es hat alles funktioniert – bis jetzt.“ Danach boten die Fünf ein kurzweilig-unterhaltsames Programm – von „Zu spät“ über das textlich-selbstironische „Laktosetolerant“, wo der Tontechniker während des Songs einmal Batterien wechseln musste.

René Overmann konnte bei der angedeuteten Tanzeinlage bedauerlicherweise sein Gleichgewicht nicht halten – was Band und Publikum mit Gelächter quittierten. Anschließend brillierte er als Hauptstimme bei „Wild thing“, legte zum Anheizen des Publikums eine wilde Laufrunde um die Hecke und entlang des Absperrbandes hin.
Wahl dankte am Ende des „offiziellen Teils“ für den Humor, den die Bewohner an den Tag gelegt hatten, um die Videos zu den beiden Songs zu drehen – deshalb auch der Auftritt, den die Gruppe ohne einen einzigen Cent Gage bestritt.

Mit „Reggaeton im Altersheim“ und den Zeilen „Scheiß auf den Schlaganfall, scheiß auf die Arthritis / Weil das hier so ein endgeiler Beat ist“ bedankten sie sich nochmal musikalisch. Damit war aber noch nicht Schluss, denn der Applaus des Publikums motivierte die Jungs. Mit ihrer Helikopter-Elternhilfe-Version des ABBA-Klassikers „Chiquitita“ („Schicke Kita“) und dem Grönemeyer-geknödelten Rosenberg-Song „Sie gehört zu mir“ sorgten sie für feuchte Augen und zuckende Füße.

Freiwillige Gage

Von Hausleiterin Sabine Vohwinkel, die gestand, die Band vor den ganzen Aktionen noch nicht gekannt zu haben („Aber ich bin ganz begeistert“), gab es zum Dank einen Umschlag mit einer kleinen, zusammen gesammelten „Gage“. Den gab William Wahl an den Totechniker Nicolai Plier weiter, der extra aus Hannover gekommen war – nicht ohne den unernst-humorvollen Hinweis: „Den bewahrst Du erst mal für uns auf.“

Zum Abschluss gab Werner Adelmann bei „Personal Trainer“ liegestützemachend nochmal alles, ehe er seine Freude über die Stunde zum Ausdruck brachte. „Das war eine tolle Sache, das machen wir gerne für das Katharinenhaus“, sagte der Sänger. „Das war eine Win-Win-Situation für alle – und für uns ein tolles Wiedererwachen. Denn wir haben ja gar keine Auftrittsmöglichkeit im Moment. Und das ist ja der Job, von dem wir leben.“